1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
M
— 62 -
4. Der Marktplatz.
Nein, unrein, angenehm, beseht, angefüllt, leer, schattig, groß, klein,
viereckig, breiecftg, eben, bepflanzt.
Das Reine, dre Reinlichkeit u. s. w.
Die Reinlichkeit des Marktplatzes u. s. W.
Der Marktplatz ist rein, eben und angenehm. U. s. w.
Der reine, ebene und angenehme Marktplatz ist besetzt. Die reinen,
ebenen und angenehmen Marktplätze sind besetzt. U. s. w.
An einigen Tagen in der Woche sieht man in der Stadt einen
Platz ganz mit Menschen angefüllt. Hier stehen Männer mit Körben
voll Gemüse, und mit Säcken voll Kartoffeln. Da stehen Frauen,
welche Butter und Eier in ihren Körben haben. Dort haben Metzger
und Bäcker ihre Buden aufgeschlagen, auf welchen ihre Waaren
liegen. Hier und da ruft einer den Vorübergehenden zu: „Kauft mir
etwas ab!" — er bietet seine Waaren feil, d. h. er will sie den
Leuten für Geld abgeben; er will sie verkaufen. Die Leute fragen
nun: „Was kostet das?" — und wo für gute Waare kein höherer
Preis gefordert wird, als sie werth ist, da ist sie preiswürdig
oder billig, und da kaufen sie. Für schlechte Waare hohe Preise
oder zu theuer mag niemand gern bezahlen; darum wollen die
Käufer den Verkäufern vom Preise oft etwas abdingen — es
wird abgezogen oder gehandelt. Wenn die Waare aber preis-
würdig ist, dann sollte man auch nichts abziehen. — Der Platz, auf
welchem die Käufer und Verkäufer sich versammeln, um zu kaufen und
zu verkaufen, heißt der Marktplatz oder der Markt, und die Tage,
an welchen in der Woche Markt gehalten wird, heißen Wochenmarkt-
tage. Es ist sehr gut, daß ein Markt in der Stadt ist; denn manche
Leute haben keinen Garten, in dem sie Gemüse ziehen, und keine Kühe,
von denen sie Butter erhalten könnten. Diese gehen daher auf den
Markt, wohin die Ackersleute und Gärtner ihren Überfluß
gebracht haben, und kaufen sich das Nöthige. Auf dem Marktplatze wird
auch an einem oder mehreren bestimmten Tagen im Jahre Jahrmarkt
oder Kirmesmarkt gehalten.
Der Marktplatz kann groß oder klein, viereckig, dreieckig u. s. w.
sein. In einer großen Stadt ist er groß; in einer kleinen Stadt ist
er gewöhnlich nicht so groß. Rings um den Marktplatz stehen Häuser.
Oft führt auch an einer oder an mehreren Seiten desselben eine
Straße vorbei. In manchen Städten ist der Marktplatz mit Linden
oder anderen schönen Bäumen umgeben; das sieht hübsch aus und
gewährt den Leuten in der Hitze des Sommers angenehmen Schatten.
Es giebt Städte, in denen sich mehrere Marktplätze befinden. Auf
dem einen wird nur Gemüse verkauft, und das ist der Gemüse markt,
auf dem andern nur Getreide, und dieser heißt daher Getreide-
oder Kornmarkt. Wer weiß nun, was ein Buttermarkt ist? —
Was ist ein Viehmarkt? —
1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
63
3. Die Strafte.
krumm, lang, breit, schmal, eng, gepflastert, ungepflastert,
rein, schmutzig, kothig. naß, trocken, bewohnt, belebt, geräusch-
»ell, beleuchtet, dunkel, finster.
ade, die Geradheit; das Krumme, die Krümmung, die Krumm-
heit u. s. w.
Das Gerade der Straße; die Krümmung der Straße u. s. w.
Die Straße ist gerade, lang, breit und rein u. s. w.
Die gerade, lange, breite und reine Straße ist angenehm. Die geraden,
langen, breiten und reinen Straßen sind angenehm. U. s. w.
Die Häuser in der Stadt stehen nicht unregelmäßig durchein-
Mder, sondern sind in Reihen aufgebaut. Den Raum zwischen zwei
^genüberstehenden Häuser-Reihen nennt man eine Straße. Manche
fraßen sind lang, manche kurz; einige sind breit, andere schmal. Sehr
Ishmale Straßen nennt man Gassen. Die Straßen in der Stadt
Md mit Steinen besetzt, welche dicht und fest nebeneinander und mit
Mrn unteren Ende in der Erde sitzen; diese heißen das Pflaster.
Aas Pflaster dient zur Zierde und auch dazu, damit Karren und
^agen die Straße nicht so leicht verderben können, wenn sie darüber
fahren. In der Mitte ist die Straße höher, als an den Seiten; sie
M* abgerundet. Der Regen und Schmutz kann nun bester in die
M den Seiten angebrachten Straßen-Rinnen abfließen. Dicht an
den Häusern vorbei zu beiden Seiten der Straße ist eine Erhöhung
angebracht, die man Trottoir (sp. Trottoahr) oder Auftritt nennt.
Auf diese Auftritte gehen die Leute den Wagen und Karren, deren
Manchmal viele schnell über die Straße fahren, aus dem Wege. In
ven Dörfern sind die Straßen gewöhnlich nicht gepflastert. Von der
Straße geht man in die Häuser. In einer Stadt sind mehrere Straßen;
wan kann aus einer in die andere gehen; jede hat einen besonderen
Manien. Nenne einige Straßen unserer Stadt! An welcher Straße
iiegt das Haus, in dem du wohnst? — Über welche Straße führt
dich der Weg zur Schule? — Beim Hingange zur Schule, so wie
auch auf dem Wege nach Hause, muß ein Schulkind sich immer ruhig
Md sittsam betragen. Nur ungesittete und schamlose Kinder
iärmen oder zanken und schlagen sich sogar auf der Straße, und
betrüben dadurch alle guten Menschen, die es sehen und hören. Kinder,
die auch auf der Straße höflich und freundlich gegen Jedermann sind,
sind überall wohl gelitten.
Gute Kinder halten sich des Abends, wenn es schon dunkel ge-
worden ist, nicht mehr auf der Straße auf. Wo sollen sie als-
dann sein? —
6. Vergleichung des Marktplatzes mit der
Strafte.
Gebet die Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten zwischen beiden an! —
schreibet sie auf!*)
Gerade, I
abgerundet,
voll, still, h
Das Gerc
*) [Stelle Slum. S. 4!]
1877 -
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64
7. Aufgaben.
1. Wie kann ein Kind sein ») in der Schule? — b) im Hause? ""
«) auf der Straße? — d) in der Kirche? —
2. Wie soll ein Kind sein a) in der Schule? — d) im Hause? — e) aus
der Straße? — d) in der Kirche? —
3. Sage mir gute Eigenschaften eines Menschen! — Nun böse!
4. Wie kann ein Handwerker sein? —
1. Ein Kind kann sein a) m der Schule: Gehorsam, fleißig, wahrhaft/
gefällig u. s. w.
Der Gehorsam, der Gehorsame; der Ungehorsam, der Ungehorsame,
der Fleiß, der Fleißige u. s. w. .
Das Kind ist gehorsam. Ist das Kind gehorsam? Kind, sei gehorsam!
Wäre das Kind doch gehorsam! U. s. w.
(Ebenso die übrigen Ausgaben, zuerst mündlich, dann schriftlich.)
Iii. Beschreibung des Dorfes — der Stadt.
Groß, klein, schön, häßlich, schmutzig, alt, neu, still, öde, lebhaft,
ruhig, unruhig, geräuschvoll, bewohnt, stark bewohnt, nicht stark bewohnt,
volkreich, nicht volkreich, betriebsam, unbetriebsam, reich, arm, abgebrannt,
zerstört, wieder aufgebaut.
Die Stille, das Ode; die Lebhaftigkeit, das Leben; die Ruhe u. s. M-
Die Stadt ist groß, schön und lebhaft. Ist die Stadt groß, schön
und lebhaft? U. s. w.
Meine Eltern haben ein Haus, in dem ich wohne, und ich habe
Kleidung, welche ich anziehe. Wenn ich leben und gesund bleiben will,
so muß ich aber auch essen und trinken — ich muß Nahrung haben.
Jeder Mensch bedarf der Nahrung, Kleidung und Wohnung-
Nahrung, Kleidung und Wohnung sind' die Hauptbedürfnisse des
Menschen. Die Nahrung erhalten wir theils von den Thieren und
theils von den Pflanzen. Der Bauer oder der Ackers mann
zieht viele Pflanzen, als: Roggen, Weizen, Gerste und Kartoffeln; er
zieht Kühe und Schweine auf, deren Fleisch wir essen. Der Ackers-
mann sorgt also für Dinge, die uns Nahrung geben.. Er muß dazu
große Flächen des Erdbodens haben, nämlich: viele Äcker, Wiesen
und Triften oder Weiden. Daher können nicht viele Bauern nahe
bei einander wohnen; ihre Wohnungen stehen gewöhnlich einzeln zwischen
oder doch nahe bei ihren Ländereien. Neben einer Bauernwohnung
stehen noch andere Gebäude, z. B. die Scheune, in welcher der
Roggen, Weizen u. s. w. aufbewahrt und ausgedroschen werden-
Neben der Scheune stehen oft noch die Ställe für Pferde, Kühe,
Schweine u. s. w. Außerdem sieht man noch Schoppen und andere
Nebengebäude, in denen verschiedene Ackergeräthe, als: die
Karre, der Wagen, der Pflug, die Egge und andere Sachen aufbewahrt
werden. Eine Vauernwohnung und die dazu gehörenden Gebäude und
Ländereien heißen zusammen ein Bauernhof oder ein Bauerngut-
Mehrere getrennt liegende Bauernhöfe nennt man eine Bauerschaft
oder einen Weiler. Jeder Weiler hat gewöhnlich einen eigenen
1877 -
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- 61 —
ket Buße mit Gott wieder zu versöhnen, damit er würdig hintreten
^nne zum Tische des Herrn, zum Empfange des allerheiligsten
^lltarssakramentes, welches gewöhnlich an der Kommunionbank
ausgetheilt wird. Wenn du größer geworden und hinreichend unter-
richtet bist, wirst du dort auch deine erste heilige Kommunion
dlnpfangen. Bereite dich durch Aufmerksamkeit und Fleiß in der
Christenlehre und durch gutes Betragen würdig dazu vor! —
Die Kirche ist nicht das Eigenthum eines einzelnen Menschen,
lindern sie gehört vielen gemeinschaftlich. Diejenigen Menschen,
Welche dieselbe Kirche haben, bilden eine kirchliche Gemeinde oder
eine Pfarre. Der Priester, welcher der kirchlichen Gemeinde vor-
gesetzt ist, heißt der Pfarrer.
In der Kirche versammelt sich die Kirchengemeinde zum gemeinsamen
Gottesdienste. Besuche auch du, wie der zwölfjährige Jesus that,
gern, und so oft du kannst, den schönen Gottesdienst!
2. Das Nathhaus.
Groß, klein, schön, häßlich, einstöckig, zweistöckig, mehrstöckig, vier-
eckig, verziert, angestrichen, bemalt, weiß, gelb, roth, grau, grün, neu, alt,
reparirt, stark, baufällig, massiv, theuer.
Das Kleine, die Kleinheit u. s. w.
Die Kleinheit des Ralhhauses u. s. w.
Das Rathhaus ist neu. Das Rathhaus ist neu und angestrichen. U. s. w.
Das Rathhaus ist neu, angestrichen und schön. U. s. w.
Das neue, angestrichene und verzierte Rathhaus ist schön. Die neuen,
angestrichenen und verzierten Rathhäuser sind schön. U. s. w.
Das Rathhaus ist gewöhnlich ein zwei- oder mehrstöckiges
Gebäude. Es gehört allen Einwohnern des Dorfes oder der Stadt
gemeinschaftlich. In dem Rathhause ist gewöhnlich ein großer Saal.
In diesem Saale versammeln sich oft der Bürgermeister und die
Gemeinderäthe, um sich über das Wohl der Gemeinde zu
besprechen oder zu berathen. In dem Rathhause arbeitet der
Bürgermeister und besorgt die Gemeindeangelegenheiten. Wer
dem Bürgermeister etwas anzumelden oder ihn um etwas zu
befragen hat, der geht zu ihm aufs Rathhaus. — In dem Rathhause ist
gewöhnlich eine Stube, worin der Nachtwächter und die Gemeinde-
wache sich des Nachts aufhalten. Diese Stube heißt deswegen Wach-
stube. Auch ist in demselben meist ein Gefängniß für Diebe und
andere böse Menschen.
Das Rathhaus liegt gewöhnlich mitten in der Stadt am Markt-
Platze, und ist oft mit einem Thürmchen versehen.
3. Vergleich»»»«; der Kirche mit dem Nathhause.
Worin sind die Kirche und das Rathhaus sich ähnlich? — Nun
sage mir die Unähnlichkeiten zwischen beiden! — Schreibet die Ähn-
lichkeiten und die Unähnlichkeiten auf! —
1877 -
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— 65 —
^stnbleute oder Landbewohner.
In den Dörfern ist es meistens sehr stille. Nur das Muhen der
^ühe, das Krähen der Hähne, das Bellen der Hunde, das Meckern
Ziegen und das Geklapper der Mühle nimmt man wahr. Wenn
Abend wird, verstummt auck dieses Getön, und bald tritt völliae
Abkürzen hilft, oder ihm das nöthige Labsal reicht. Des Morgens
^der erhebt sich der Landmann oft schon vor dem Sonnen-Aufgang
geht neu gestärkt an seine ländlichen Arbeiten. Dann hört man
^ Ruf des Pferdeknechtes; die Stallmagd eilt mit einem großen
^ilchgefäße in den Stall oder auf die ferne Weide zu den Kühen,
sie zu melken; von den Tennen her erschallt der bald klingende,
^ald dumpfe Ton des Dreschflegels u. s. w.
Nicht alle Menschen wohnen auf Bauernhöfen, in Weilern oder in
Dörfern. Vielen Menschen gefiel es nicht, weit von einander zu wohnen,
^uch bedurften sie zu ihren Geschäften keiner so großen Bodenfläche,
die Ackersleute. Sie wollten gern nahe zusammen wohnen und
^len Nachbar in der Nähe haben, und bauten daher nach und nach
Wohnung an Wohnung. Solche Orte, die meistens aus einer großen
Anzahl von Häusern bestehen, heißen Städte. Es giebt große und
"eine Städte. Die Städte haben auch, wie die Dörfer und Weiler,
Aene Namen. Wie heißt unser Wohnort? — Ist er ein Weiler, ein
^orf oder eine Stadt? — Die Häuser in einer Stadt stehen dicht
^^en einander und meistens in geraden Reihen. Zwei sich einander
^genüberlicgende Reihen bilden eine Straße oder eine Gasse. In
Häusern der Stadt wohnen außer dem Hauseigenthümer oft
^Uch noch Miethsleute. Daher wohnen in den Städten auf kleinen
Flächen viele Menschen, wohingegen in den Dörfern auf großen Flächen
wenige Menschen wohnen.
Außer den gewöhnlichen Häusern giebt es in der Stadt Gebäude,
^klche den Stadtbewohnern gemeinschaftlich gehören. Solche Gebäude
^ißen öffentliche Gebäude. Zu ihnen gehören: die Kirche, die Schule,
Harsters' Lesebuch für Mittel«. k-th. Dottssch.
5
1877 -
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: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
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— (36 —
das Rathhaus, das Armen- und Krankenhaus, das Brandspritzeu-
Häuschen u. s. w. Auch die Straßen sind nicht Eigenthum eines Ein-
zelnen. Die meisten Brunnen und Pumpen sind ebenfalls öffentliche,
so daß Jedermann Wasser daran holen darf. Für Reisende giebt es
in der Stadt Gasthöfe und Wirthshäuser. Auch giebt es außer den
Straßen noch große Marktplätze, auf welchen der Wochen- und Jah^
markt abgehalten wird. — Noch ein Platz ist allen Dorf- und Stadt-
bewohnern gemein: das ist der Kirchhof oder der Gottesacker, am
welchem Alle, Groß und Klein, Jung und Alt, Reich und Arrn
begraben werden. l
Die Bewohner der Städte sind Handwerker, Künstler, Kauf-
leute, Rentner und Beamte. Da giebt es: Bäcker, Bierbrauer,
Metzger, Gärtner, Hutmachcr, Kleidermacher, Leinweber, Schuhmacher,
Barbiere, Drechsler, Gelbgießer, Blechschläger oder Klempner, Messet
schmiede, Nagelschmiede, Sattler, Seiler, Schreiner, Zinngießer, Kupfer
schmiede, Maurer, Zimmerleute, Glaser, Tapezirer, Dachdecker und
Schornsteinfeger; auch Künstler: Maler, Uhrmacher, Gold- und Silber-
arbeiter u. s. w. Außerdem giebt es daselbst Gastwirthe, Buchhändler,
Apotheker, Geistliche, Lehrer, Ärzte u. s. w.
In den Städten ist es nicht so stille, wie in den Dörfern, sondern
gewöhnlich sehr lebhaft. Da sieht man auf der Straße viele Leute
hin- und hergehen, bei einander plaudernd stehen bleiben, oder an
einander grüßend vorbei gehen. Man hört den Ruf der Haust rer,
die allerlei Waaren feil bieten, das Stampfen der Pferde, das Gerafft
der Wagen, die Töne der Drehorgel, und von den Häusern her das
Geräusch der verschiedenen Handwerke, die in denselben betrieben
werden. Hier hört man eine Truppe Komödianten ihre Künste anpreisen,
.dort sieht man eine Menge Soldaten in Reihen vorbeimarschiren; da
eilen die Kinder zur Schule und — dort begegnet man einem Zug?
Trauernder, die einen geliebten Verwandten oder einen guten Freund
zum Grabe begleiten, und vom hohen Kirchthurme vernimmt man das
dumpfe, traurige Grabgeläute. —
Von dem Thurme schwer und bang
Tönt der Glocke Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer aus dem letzten Wege.
Betend sprech' ich: Herr, erbarm' dich sein!
Mir auch läutet einst das Glöckeleinl
Iv. Der Mensch und das Dorf — die Stadt (die
bürgerliche und kirchliche Gemeinde).
Die Menschen haben zu ihrer Nahrung, Kleidung und Wolst !
nung, so wie zu ihrer Bequemlichkeit und Annehmlichkeit vic^s
Dinge nothwendig, die kein Mensch — auch keine Familie — jw
alle selbst anfertigen kann. So kann z. B. der Schreiner keine Schu^
und Stiefel machen; dagegen versteht der Schuster es nicht, Tiso
1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
59
Fünfter Abschnitt.
Das Dorf — die Stadt.
I. Namen der Dinge im Dorfe — in der Stadt.
Die Kirche, -n; die Schule, -n; das Haus, -er; das Pfarrhaus,
-er; das Rathhaus, -er; das Posthaus, -er; der Gasthof, -e; das
Wirthshaus, -er; die Apotheke, -n; das Gefängniß, -e; die Wach-
stube, -n; das Armenhaus, -er; das Waisenhaus, -er; das Brand-
spritzenhaus, -er; der Spielplatz, -e; der Marktplatz, -e; die Pumpe, -n;
die Straße, -n; die Gasse, -n; die Straßenlaterne, -n; das Straßen-
pflaster, -; die Straßenrinne, -n; die Mauer, -n; das Thor, -e;
der Weg, -e; der Steg, -e; die Brücke, -n; die Mühle, -n; der
Garten, -; der Kirchhof, -e; — der Bürgermeister, -; der Pfarrer, -;
der Küster, -; der Organist, -en; der Lehrer, -; das Kind, -er; der
Arzt, -e; der Apotheker, -; der Kaufmann, die Kaufleute; der Metz-
ger, -; der Bäcker,-; der Zimmermann, die Zimmerleute; der Schrei-
ner, -; der Schmied, -e; der Schlosser, -; der Schneider, -; der
Schuster, -; der Weber, -; der Uhrmacher, -; der Goldarbeiter, -;
der Buchbinder, -; der Handwerker, -; der Ackersmann oder der
Bauer, -n; der Tagelöhner, -; der Polizeidiener,-; der Nachtwächter,
Ii. Beschreibung und Vergleichung dieser Dinge.
1. Die Kirche.
Hoch, niedrig, groß, klein, lang, kurz, geräumig, kreuzförmig, grau, roth,
weiß, schön, alt, baufällig, neu, fest, massiv, reinlich, geweißt, angestrichen,
bemalt, bunt, ausgeschmückt, prächtig, herrlich, theuer.seigenschaftswörterz
Die Höhe, das Hohe; das Niedrige, die Niedrigkeit; die Größe, das
Große u. s. w.
Die Höhe der Kirche, die Niedrigkeit der Kirche u. s. w.
Die Kirche ist hoch. Die Kirche ist hoch und lang. Die Kirche ist
hoch, lang und breit. U. s. w. serzählsatz.f
Die hohe, lange und breite Kirche ist geräumig. Die hohen, langen
und breiten Kirchen sind geräumig. U. s. w.
Die Kirche oder das Gotteshaus ist ein großes Gebäude mit
hohen Mauern, Thüren und Fenstern. Sie hat gewöhnlich ein Schiefer-
dach und einen oder mehrere Thürme. Jeder Kirchthurm ist wie
ein ausgestreckter Finger, der gen Himmel, zur ewigen Herrlichkeit
weiset. Er verkündet mit dem oben an seiner Spitze besindlichen
Kreuze, dem Zeichen des Christenthums: „Suchet, was droben
ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes!" Auf des
Thurmes Spitze, über dem Kreuze, steht der Hahn, das Bild der
Wachsamkeit, und erinnert an die Worte Jesu aus dem Oelberge
„Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet!"
In dem Kirchthurme befindet sich hoch oben der Glocken stuhl mit
1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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- Schultypen (WdK): Volksschule
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- Regionen (OPAC): Bayern
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63
3. Die Straße.
.Gerade, krumm, lang, breit, schmal, eng, gepflastert, ungepflastert, ai>
gerundet, rein, schmutzig, kothig, naß, trocken, bewohnt, belebt, geräusch-
voll, still, 'heltz beleuchtet, dunkel, finster.
Das Gerade, die Geradheit; das Krumme, die Krümmung, die Krumm-
heit u. s. w.
Das Gerade der Straße; die Krümmung der Straße u. s. w.
Die Straße ist gerade, lang, breit und rein u. s. w.
Die gerade, lange, breite und reine Straße ist angenehm. Die geraden,
langen, breiten und reinen Straßen find angenehm. U. s. w.
Die Häuser in der Stadt stehen nicht unregelmäßig durchein-
ander, sondern sind in Reihen aufgebaut. Den Raum zwischen zwei
gegenüberstehenden Häuser-Reihen nennt man eine Straße. Manche
Straßen sind lang, manche kurz; einige sind breit, andere schmal. Sehr
schmale Straßen nennt man Gassen. Die Straßen in der Stadt
sind mit Steinen besetzt, welche dicht und fest nebeneinander und mit
ihrem untern Ende in der Erde sitzen; diese heißen das Pflaster.
Das Pflaster dient zur Zierde und auch dazu, damit Karren und
Wagen die Straße nicht so leicht verderben können, wenn sie darüber
fahren. In der Mitte ist die Straße höher, als an den Seiten; sie
ist abgerundet. Der Regen und Schmutz kann nun besser in die
an den Seiten angebrachten Straßen-Rinnen abfließen. Dicht an
den Häusern vorbei, zu Leiden Seiten der Straße, ist eine Erhöhung
angebracht, die man Trottoir (spr. Trottoahr) oder Auftritt nennt.
Auf diese Auftritte gehen die Leute den Wagen und Karren, deren
manchmal viele schnell über die Straße fahren, aus dem Wege. In
den Dörfern sind die Straßen gewöhnlich nicht gepflastert. Von der
Straße geht man in die Häuser. In einer Stadt sind mehrere Stra-
ßen; man kann aus einer in die andere gehen; jede hat einen beson-
deren Namen. Nenne einige Straßen unserer Stadt I An welcher
Straße liegt das Haus, in dem du wohnst? — Über welche Straße
führt dich der Weg zur Schule? — Beim Hmgange zur Schule, so
wie auch auf dem Wege nach Hause, muß ein Schulkind sich immer
ruhig und sittsam betragen. Nur ungesittete und schamlose
Kinder lärmen oder zanken und schlagen sich sogar auf der Straße,
und betrüben dadurch alle guten Menschen, die es sehen und hören.
Kinder, die auch auf der Straße höflich und freundlich gegen Jeder-
mann sind, sind überall wohl gelitten.
Gute Kinder halten sich des Abends, wenn es schon dunkel ge-
worden ist, nicht mehr auf der Straße auf. Wo sollen sie als-
dann sein? —
6. Vergleichung des Marktplatzes mit
der Strafe.
Gebet die Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten zwischen beiden an! -
Schreibet sie auf!*) —
') (Stehe Anm. S. 31)
1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
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65
a. s. w. von einander getrennt, sondern liegen nahe oder dicht bei
einander und weiter von ihren Ländereien entfernt. Eine Gesammt-
heit von Bauernwohnungen, welche nahe zusammen stehen, und bei
denen sich dann auch gewöhnlich eine Kirche und eine Schule befindet,
heißt ein Dorf. Jedes Dorf hat einen eigenen Namen. Nennt die
Nächstliegenden Dörfer! — Außer den Bauern wohnen in einem Dorfe
auch noch Handwerker, welche solche Dinge verfertigen, die der Bauer
nicht entbehren kann, als: Kleidungsstücke, Haus- und Ackergeräthe.
Daher findet man in Dörfern auch Schneider, Schuster, Schmiede,
Zimmerleute, Faßbinder, Müller u. s. w. Man nennt die Bewohner
der Weiler und Dörfer gewöhnlich Landleute oder Landbewohner.
In den Dörfern ist es meistens sehr stille. Nur das Muhen der
Kühe, das Krähen der Hähne, das Bellen der Hunde, das Meckern
der Ziegen und das Geklapper der Mühle nimmt man wahr. Wenn
es Abend wird, verstummt auch dieses Getön, und bald tritt völlige
Stille und Dunkelheit ein; denn Alle haben sich zur Ruhe begeben.
Nur den treuen Haushund hört man zuweilen bellen. Hier und da
brennt noch ein einsames, mattes Lämpchen an dem Lager irgend
eines Kranken, dem ein mitleidiges Herz die unendlich lange
Nacht abkürzen hilft, oder ihm das nöthige Labsal reicht. Des
Morgens aber erhebt sich der Landmann oft schon vor Sonnen-
Aufgang und geht neu gestärkt an seine ländlichen Arbeiten. Dann
hört man den Ruf des Pferdeknechtes; die Stallmagd eilt mit
einem großen Milchgefäße in den Stall oder auf die ferne Weide zu
den Kühen, um sie zu melken; von den Tennen her erschallt der
bald klingende, bald dumpfe Ton des Dreschflegels u. s. w.
Nicht alle Menschen wohnen aus Bauernhöfen, in Weilern oder in
Dörfern. Vielen Menschen gefiel es nicht, weit von einander zu woh-
nen. Auch bedurften sie zu ihren Geschäften keiner so großen Boden-
fläche, wie die Ackersleute. Sie wollten gern nahe zusammen wohnen
und Nachbaren ganz in der Nähe haben, und bauten daher nach
und nach Wohnung an Wohnung. Solche Orte, die meistens aus
einer großen Anzahl von Häusern bestehen, heißen Städte. Es gibt
große und kleine Städte. Die Städte haben auch, wie die Dörfer
und Weiler, eigene Namen. Wie heißt unser Wohnort? Ist er ein
Weiler, ein Dorf, oder eine Stadt? — Nennt benachbarte Städte! —
Die Häuser in einer Stadt stehen dicht neben einander und meistens in
geraden Reihen. Zwei sich einander gegenüberliegende Reihen bilden
eine Straße oder eine Gasse. In den Häusern der Stadt wohnen
außer dem Hauseigenthümer oft auch noch Miethsleute. Daher
wohnen in den Städten auf kleinen Flächen viele Menschen, wohingegen
in den Dörfern auf großen Flächen nur wenige Menschen wohnen.
Außer den gewöhnlichen Häusern gibt es in der Stadt Gebäude,
welche den Stadtbewohnern gemeinschaftlich gehören. Solche Ge-
bäude heißen öffentliche Gebäude. Zu ihnen gehören: die Kirche,
die Schule, das Rathhaus, das Armen- und Krankenhaus, das Brand-
tzaesterb' Lesebuch für Mitteln. evangel. vvnzsch. 5
1876 -
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- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
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- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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61
Unterricht oder die Christenlehre, um Gott und seinen Heiland mehr kennen
und lieben zu lernen. Nachdem es die Schule verlassen, legt es in der Kirche
vor dem Kirchenborstande öffentlich nach bestandener Prüfung sein G laub ens-
bekenntniß ab, und erneuert den Taufbund, indem es gelobt ewige
Treue und Gehorsam seinem himmlischen Herrn, worauf es von seinem Seel-
sorger feierlich eingesegnet wird. Das nennt man die Confirmation oder
Erneuerung des Taufbundes. So tritt es in die Gemeine der erwachsenen
Christen und darf mit diesen zum Tische des Herrn oder zur Co mm Union
gehen, das heilige Abendmahl genießen. Vet dieser heiligen Handlung
spricht der Pastor, der die heiligen Sakramente spendet, die Worte, die der Heiland
geredet hat „in der Nacht, da er verrathen ward", als er das heilige Abend-
mahl einsetzte. Fort und fort erfüllet er sein Wort, das er vor seiner Himmel-
fahrt verheißen hat: „Sehet, ich bin bei euch alle Tage bis an der
Welt Ende." So ist die Kirche wie eine Mutter: sie begleitet den Christen von
der Geburt bis zum Tode. Dann singen triumphirend die Frommen mit den
Engeln im Himmel dem Herrn Lob und Preis; denn der Herr hat sie treulich
durch dieses Leben hindurch- und hinaufgeführt.
„Wie lieblich sind deine Wohnnngen, Herr Zebaoth! Meine
Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn!"
singt David im 84. Psalm. Und der zwölfjährige Jesus sprach: „Wisset ihr
nicht, dass ich sein muss in dem, das meines Vaters ist!"
2. Das Nathhaus.
Groß, klein, schön, häßlich, einstöckig, zweistöckig, mehrstöckig, viereckig,
verziert, angestrichen, bemalt, weiß, gelb, roth, grau, grün, neu, alt, repa-
rirt, stark, baufällig, massiv, theuer.
Das Kleine, die Kleinheit u. s. w.
Die Kleinheit des Rathhauses u. s. w.
Das Rathhaus ist neu. Das Rathhaus ist neu und angestrichen. U. s. w.
Das Rathhaus ist neu, angestrichen und schön. U. s. w.
Das neue, angestrichene und verzierte Rathhaus ist schön. Die neuen,
angestrichenen und verzierten Rathhäuser sind schön. U. s. w.
Das Rat-hhaus ist gewöhnlich ein zwei- oder ein mehrstöckiges
Gebäude. Es gehört allen Einwohnern des Ortes oder der Gemeinde
gemeinschaftlich. In dem Nathhause ist meistens ein großer Saal.
In diesem Saale versammeln sich oft der Bürgermeister und die
Gemeinderäthe, um sich über das Wohl der Gemeinde zu bespre-
chen oder zu berathen. In dem Rathhause arbeitet der Bürgermeister
und besorgt die Gemeindeangelegenheiten. Wer dem Biirgermeister
etwas anzumelden oder ihn um etwas zu befragen hat, der geht zu
ihm aufs Rathhaus. — In dem Rathhause ist gewöhnlich eine Stube, in
welcher der Nachtwächter und die Gemeindewache sich des Nachts
aufhalten. Diese Stube heißt deswegen Wachtstube. Auch ist in dem-
selben meist ein Gefängniß für Diebe und andere böse Menschen.
Das Rathhaus liegt gewöhnlich mitten in der Stadt am Markt-
platze, und ist oft mit einem Thürmchen nebst einer Stadtuhr versehen.
3. Vergleichung der Kirche mit dem Nathhause.
Worin sind die Kirche und das Rathhaus sich ähnlich? — Nun
sage mir die Unähnlichkeiten zwischen beiden! — Schreibet die Ähn-
lichkeiten und die Unähnlichkeiten aus! —