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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 34

1892 - Gera : Hofmann
— 34 — Tafelgeschirr, die Königin ihre Diamanten. Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser, konnte keine neue Leutnantsuniform bekommen, weil die Silberstickerei zu teuer war. Die Prinzeß Charlotte, die spätere Kaiserin von Rußland, mußte sich an ihrem Geburtstage mit einem Fünfthalerschein zu einem notwendigen Kleide behelfen. Durch weise Gesetze schuf der König einen freien Bürger- und Bauernstand als feste stützen des Staates. Nach der neuen Städteordnung wählten die Bürger Stadtverordnete und diese wieder den Magistrat mit dem Bürgermeister an der Spitze. Die Stadtverordneten berieten und beschlossen über die Gemeindelasten, das Schul- und Armenwesen. Der Magistrat bereitete die Beschlüsse vor und führte sie aus. Der Staat hatte nur die Oberaufsicht. Durch diese Selbstverwaltung wurde der Gemeinsinn und die Bürgerehre mächtig gestärkt. Die Bauern gehörten bisher ihren adeligen Herren und wurden mit den Gütern wie eine Art Eigentum vererbt. Sie mußten von ihren Ackern viele Abgaben in Geld oder Getreide zahlen, oft Fron- oder Herrendienste leisten, durften nicht fortziehen und ihre Kinder nicht verheiraten oder in fremde Dienste treten lassen. Nun wurden sie frei von allen diesen Schranken, bauten und besserten ihren Acker als Eigentum mit Lust und Liebe. Es wurde auch eine neue Gewerbeordnung erlassen, die allen Zwang, z. B. den Back-, Mahl- und Branzwang, und alle Vorrechte aufhob. Auch der Adel durfte nun Gewerbe treiben. Alle Stände sollten vor dem Gesetz gleich sein. Viele Schulen wurden gegründet, um das Volk besser zu erziehen, in Berlin sogar eine Hochschule. Der Turnvater Jahn machte die Jugend wehrhaft durch fleißige Turnübungen. Im Tngendbuude traten die besten Männer zusammen und arbeiteten still für die Befreiung des Vaterlandes. Scharnhorst und Gueiseuau bildeten ein Heer, das gleichsam das ganze Volk in Waffen war. Jeder gesunde Preuße war wehrpflichtig und mußte dem Vaterlande als Soldat dienen. Bis dahin galt es oft als Schande, Soldat zu sein; nun wurde es eine Ehre. Es wurden stets nur 42000 Mann eingeübt, dann entlassen und andere eingezogen. Diese eingeübten Soldaten bildeten die Landwehr, die sich in den Freiheitskriegen durch tapfere Thaten ausgezeichnet hat. So trieb und drängte alles einer großen Entscheidung zu. Zu früh erhob sich der Major von Schill gegen die fremden Unterdrücker. Er wurde in Stralsund eingeschlossen und getötet, seine Offiziere erschossen oder als Sträflinge auf die Schiffe geschickt. (Arndts Lied von Schill: „Es zog aus Berlin ein tapferer Held —".) Auch der Sandwirt Andreas Hofer in Tirol suchte vergeblich sein Vaterland vom fremden Joche zu befreien. Nach mehreren Siegen wurde er von der Übermacht erdrückt, floh in eine Sennhütte, wurde aber verraten, gefangen und in Mantua erschossen. (Mosens Lied: „Zu Mantua in Banden —.")

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 23

1892 - Gera : Hofmann
— 23 — nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel, sein Heer von 84000 Mann aber nach Deutschland gefangen abgeführt. Wie groß die Freude in Deutschland war, das zeigt Geroks Gedicht: „Des deutschen Knaben Tischgebet". Der König gab demütig Gott die Ehre und schrieb tief ergriffen an die Königin Augusta: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" e) Wie Straßburg, Metz und Paris erobert wurden. Als das Unglück von Sedan in Paris bekannt wurde, da geriet das Volk in eine grenzenlose Wut, setzte Napoleon ab und wählte eine neue Regierung. An der Spitze standen die Advokaten Gambetta und Favre. Sie predigten den Krieg bis auss Messer und gelobten, keinen Fuß breit Land und keinen Stein einer Festung abzutreten. Alles eilte zu den Waffen und bekämpfte die Deutschen im Felde und aus dem Verstecke. Paris, Metz und Straßburg wurden von den deutschen Heeren eingeschlossen. Am ersten ergab sich nach einer heftigen Beschießung unser altes Straßburg, das uns 190 Jahre vorher die Franzosen mitten im Frieden geraubt hatten. Dann zwang der Hunger die Festung Metz zur Übergabe. Vergeblich hatte Bazaine versucht, sich durchzuschlagen. Fast 200000 Soldaten wanderten kriegsgefangen nach Deutschland. Am längsten widerstand die Weltstadt Paris. Sie wurde von fast 1/2 Million Soldaten verteidigt. Der rastlose Gambetta stellte im Norden und Süden neue Heere auf, welche die Deutschen vertreiben und Paris befreien sollten. Aber in zahllosen Kämpfen wurden sie zersprengt oder gefangen genommen. Unsere Soldaten hatten durch Regen, Kälte und stete Ausfälle der Feinde besonders ans den Vorposten schwer zu leiden, hielten aber tapfer aus. Sie machten sich's bequem in den leeren Häusern und Schlössern, labten sich an Wein und Obst, ergötzten sich mit allerlei Spielen und neckten die eingeschlossenen Franzosen. Sobald diese eine Helmspitze oder Lanze, ein helles Fenster oder eine glühende Zigarre, einen Strohmann in Uniform oder eine Kanone ans Pappe sahen, schossen sie mit Kanonen danach und verschwendeten so viel Pulver. In der Stadt herrschten die Pocken, der Hunger und die Angst vor den Granaten der Deutschen. Nicht einmal die Gaslaternen wagte man anzuzünden. Endlich zwang der Hunger die Stadt zur Übergabe. Wie bitter es ihr auch war, so mußte sie sich doch den Siegeseinzug des deutschen Heeres gefallen lassen. f) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser ausgerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris ergab, wurde König Wilhelm auf franzöfifchem Boden am 18. Januar 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordneten des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutschland ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens".

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 27

1892 - Gera : Hofmann
— 27 - in der Nacht den Kaiser seufzen: „O mein Sohn, mein Sohn!" Ein lieber Enkel in Baden wurde plötzlich durch den Tod hinweggerissen. Der Schmerz und ein altes Leiden warfen den Greis auf das Krankenbett. Fromm und gottergeben trug er die Schmerzen. Durch fromme Sprüche und Lieder stärkte er sich zum letzten Kampfe. „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen!" sagte er dankbar. Am 9. März 1888 hauchte er seine Seele aus, während seine Hand in der Hand seiner treuen Lebensgefährtin ruhte. Jedes deutsche Herz, ja die ganze Welt trauerte über den Tod des großen und guten Kaifers. Im Mausoleum zu Charlottenburg, der Grabstätte seiner Eltern, liegt er nun begraben, aber ewig leben wird sein Gedächtnis, denn er hat Deutschland einig, groß und glücklich gemacht. Im Januar 1890 ist ihm auch die Kaiserin Angusta im Tode nachgefolgt. Sie war eine Mutter der Armen und Elenden und hat viele Wunden geheilt, viel Elend gelindert und viele Thränen getrocknet. Die Frauen vereine, die sie gegründet hat, suchen in ihrem Geiste mancherlei menschliches Unglück und Elend zu lindern. Im April 1891 schieb auch der große Schlachtendenker Moltke aus dem Leben, nachdem das ganze deutsche Volk kurz vorher seinen 90. Geburtstag gefeiert hatte. Er erfann die Pläne, die uns zum Siege führten. Er dachte viel und sprach wenig, daher nannte man ihn den „großen Schweiger". Auch Fürst Bismarck, der große Kanzler des Kaisers, zog sich kurz vor seinem 75. Geburtstage von den Staatsgeschästen zurück und lebt nun still auf seinen Landgütern. Aber nie wird Deutschland vergessen, daß es seine Einheit und Macht der Weisheit, Kraft und Vaterlandsliebe dieses gewaltigen Mannes zu danken hat. Die Helden der großen Zeit sind von dem Schauplatze ihrer Thaten abgetreten, aber ihr Werk besteht und ihre Arbeit wird von dem Enkel des großen Kaisers fortgesetzt. 3. Ilriedrich Wilhelm Iii. und die Befreiungskriege. (1797—1840.) 1. Was uns an König Iriedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit erinnert. Friedrich Wilhelm Iii. war der Vater von Friedrich Wilhelm Iv. und Kaiser Wilhelm I. Vieles erinnert uns noch heute an diesen schlichten und gerechten Herrscher. In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen. Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem Mausoleum bei Charlottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Gemahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grabstätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden herrliche Standbilder errichtet. Auch bei dem

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 33

1892 - Gera : Hofmann
— 33 — 1806 an. Diese wurden von alten, unentschlossenen Generalen geführt, hatten uoch die alte, schwerfällige Ausrüstung und waren mit der neuen Kriegsweise nicht bekannt. Sie pochten auf den Ruhm Friedrichs des Großen und verachteten die Franzosen. Diese aber waren zweckmäßig ausgerüstet, von einem großen Feldherrn geführt und siegesgewiß. Gleich im Anfange der Schlacht verwundete ein Schuß in die Augen den Oberfeldherrn tödlich. Verwirrung kam in das Heer. Ohne Plan und ohne sich gegenseitig zu unterstützen, schlugen sich die einzelnen Haufen wohl tapfer, aber endlich lief alles, was laufen konnte. In 14 Tagen war Napoleon in Berlin. Der Befehlshaber der Stadt mahnte die Bürger, die steh mutig verteidigen wollten: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!" Die Festungen fielen wie Kartenhäuser, und die Soldalenhaufeu ergaben sich wie Schafherden. Napoleon spottete: „Da die Husaren Festungen einnehmen, kann ich meine Kanonen einfchmelzen lassen!" Die Königsfamilie floh in der Unbill des Winters bis nach Ostpreußen. Nur einzelne Führer retteten die preußische Waffeuehre, so der alte Blücher. Tapfer verteidigt wurden die Festungen Grandenz, Kol-berg und Pillan. Dem alten Courbiere in Grandenz an der Weichfel ließen die Franzosen sagen: „Es gäbe keinen König von Preußen mehr!" Da antwortete er: „Nim, so werde ich versuchen, wie lange ich König von Grandenz sein kann!" Der Befehlshaber von Pillan, der Hafenstadt Königsbergs, stellte einen Sarg in die Mitte seiner Offiziere und sagte: „Lebendig übergebe ich diese Festung nicht! Wer mich überlebt, lege meine Gebeine in diesen Sarg!" „Preußen oder der Tod!" schwuren alle. Bei der Verteidigung Kolbergs zeichneten sich besonders der brave Bürger Nettelbeck und der Major Gneisenan aus. Noch zwei blutige Schlachten wagten die Preußen mit den verbündeten Russen, aber ohne Erfolg. Im Frieden zu Tilsit, einer Stadt ant Niemen, verlor Preußen alles Land westlich von der Elbe, mußte 100 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen und durfte nur 42000 Mauu Soldaten halten. Hochmütig fragte Napoleon die Königin Luife: „Wie konnten Sie wagen, mich anzugreifen?" Mutig antwortete ihm die edle Frau: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über uufere Kräfte zu täuschen, wenn wir uns anders getäuscht haben!" Das verlorene Land gab Napoleon seinem jüngsten Bruder als Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel. Der neue König machte sich keine Sorgen um die Regierung, sondern feierte täglich fröhliche Feste. Man nannte ihn darum fpottweife den „König Lustick!" 7. Preußen erhob sich vom tiefen Fall. Aus dem Unglück erwuchs das Heil. Aus den Trümmern entstand ein neuer Staat. Der König berief den Minister von Stein an die Spitze der Geschäfte. Dieser ausgezeichnete Mann schaffte die Kriegskosten herbei und säuberte das Land von den fremden Blutsaugern. Die königliche Familie legte sich die größten Entbehrungen auf. Der König verkaufte ein goldenes Pol a ck, Das erste Geschichtsbuch. 3

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 15

1892 - Gera : Hofmann
— 15 - 6. Kaiser Wilhelm I. In vielen großen Städten wird dem Kaiser Wilhelm I. ein Denkmal aus Erz errichtet. Besonders groß und schön soll das auf dem Kyffhäuserberge werden. In allen Dörfern sind 1871 Siegeseichen gepflanzt, die daran erinnern sollen, wie Kaiser Wilhelm I. durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher Mann trägt als Auszeichnung das eiserne Kreuz oder doch die Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommen und ftchjüohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgethan hat. Alle Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest, weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem ganzen französischen Heere gefangengenommen wurde. Noch heute erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen und guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und von seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohlthätigen Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume im Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblingsblume. Solange ein deutsches Herz schlägt, wird feiner in Liebe und Dankbarkeit gedacht werden. Kaiser ^Wilhelm I. hat fast unser ganzes Jahrhundert durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schmach und in seinem Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt. Von rhm wollen wir noch mehr hören! 2. Seine trübe Jugend. Kaiser Wilhelm I. war der zweite ^Lohn Friedrich Wilhelms Iii. und seiner edlen Gemahlin Luise.

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 120

1892 - Gera : Hofmann
— 120 — feinen Armen aus dem Saale tragen wollte: „Laßt mich hier sterben und weinet nicht um mich! Teuer hab' ich mein Leben verkauft; wohl hundert Feinde hab' ich erschlagen, nun sterbe ich herrlichen Tod durch eines Königs Hand." Weiter wütete der Tod im Saale. Vor Hagens Schwerte Balmuug entfloh zuletzt auch Hildebrand mit einer schweren Wunde. Nur Günther und Hagen standen noch zwischen den Leichen der Freunde und Feinde. Als Dietrich feinen blutbefpritzten Waffenmeister sah, rief er unwillig: „Warum habt ihr gegen mein Gebot mit den Burgunden gestritten?" Hildebrand sagte: „Sie wollten uns Rüdigers Leiche nicht herausgeben!" Da rief der König weinend: „O wehe mir, daß mein Freund und Helfer tot ist! Und wehe feinen armen Waisen!" Zu Hildebrand aber sprach er: „Sage den Meinen, daß sie sich wctffnen, und bringe mir mein Streitgewand, daß ich die Burgunden befrage." Hildebrand aber sprach: „Wer soll mit euch gehen? Ich allein blieb übrig!" Da rief Dietrich tief bewegt: „So hat Gott mein vergessen! Der reiche Dietrich mag nun ein armer heißen. Ach, daß vor Leide niemand sterben mag!" Dann waffnete er sich, ging zu Günther und Hagen in den Saal und forderte sie auf, sich zu ergeben. Hagen aber sprach: „Was wäre das für eine Schande, wenn sich zwei Helden in Wehr und Waffen ergeben wollten! Laßt sehen, wer der beste Held ist!" Und abermals begann ein furchtbarer Kampf zwischen den beiden stärksten Helden Dietrich und Hagen. Zuletzt schlug Dietrich dem Hagen eine breite Wunde, umschloß den gewaltigen Helden mit feinen Armen, band ihm die Hände und brachte ihn gefangen zu Kriemhild. Da glänzten ihre Augen tn schrecklicher Freude. Dietrich aber sprach: „Thut ihm kein Leid, weil ei-gebunden vor euch steht!" Dann ging Dietrich noch einmal in den Saal, Überwand auch Günther und brachte ihn gefeffelt zu Kriemhild. „Seid willkommen, König Günther!" rief die Königin höhnisch. Dietrich aber bat ne: „Seid gnädig mit den Heimatlosen um meinetwillen! Nie gab es bessere Geiseln!" Dann wandte er den Rücken und ging mit Thränen hinweg. Kriemhild ließ nun die beiden Gefangenen in zwei gesonderte Kerker führen. Zu Hagen sprach sie dann: „Nun gebt mir den Nibelungenfchatz heraus, so möget ihr lebendig heimkehren!" Hagen aber antwortete: „Die Rede ist gar verloren! Ich habe geschworen, den Hort niemand zu geben und zu zeigen, solange einer meiner Herren lebt!" Da sprach das entsetzliche Weib: „Ich bring' es zu Ende!" ließ ihrem Bruder das Haupt abschlagen und trug es an den Haaren zu Hagen. Da sprach der eherne Held grimmig und froh: „Nun hast du's nach deinem Willen zu Ende gebracht, wie ich gedacht! Die Könige sind tot, der Schatz aber soll dir Teufelin ewig verhohlen fein^' Da rief Kriemhild außer sich vor Wut: „Hab' ich nicht Siegfrieds Schatz, so hab' ich doch Siegfrieds Schwert!" Damit riß sie blitzschnell das Schwert Balmung aus Hagens Schwertfcheide und schlug dem Helden das Haupt ab. Mit Siegfrieds Schwert rächte sie Siegfrieds Mord an dem Mörder. Etzel klagte laut: „Wehe, wie ist der beste Held von eines Weibes Hand gefällt!" Meister Hildebrand aber rief voll Zorn: „Sie soll sich feines Todes nicht freuen. Ich will den Tod des Helden an ihr rächen!" Sein blankes Schwert schwang er über die Königin. Laut schrie sie auf in Todesangst, und tot sank sie neben der Leiche ihres Todfeindes zusammen. Etzel und Dietrich aber weinten um die hingemordeten Helden, „Mit Leide war beendet des Königs hohes Fest, wie Freude immer Leiden am Ende 'gerne läßt." -------------—7—------------

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 30

1899 - Gera : Hofmann
30 über die Stadt und ging zu einem Freunde auf die Insel Skyros. Dieser aber ließ ihn meuchlings von einem Felsen ins Meer stürzen. Seine Gebeine brachte man später nach Athen und baute einen Tempel über denselben. Lii. Wersens, der Sagenhekd von Argos. 1. Das gerettete Kind. Perseus war ein Sohn der Danaö und des Zeus. Er wurde samt seiner Mutter in einen Kasten geschlossen und ins Meer geworfen, weil seinem Großvater, dem Könige von Argos, gewerssagt worden war, daß er durch die Hand seines Enkels sterben würde. Ein Fischer zog den Kasten in seinem Netze ans Land und brachte die Unglücklichen zu dem Könige der Insel, der sie freundlich aufnahm. 2. Der kämpfende Jüngling. Der Heranwachsende Jüngling sollte die Gorgonen bekämpfen. Das waren furchtbare, geflügelte Jung- frauen, die statt der Haare Schlangen trugen. Wer sie anschaute, wurde vor Schreck zu Stein. Von freundlichen Göttinnen erhielt Perseus Flügelschuhe und einen unsichtbar machenden Helm. Mit der Hermes- sichel schlug er der Medusa, der einzigen sterblichen, das schlangen- haarige Haupt ab und versteinerte damit den Riesen Atlas. 3. Der tapfere Mann. Er befreite die an einen Felsen gefesselte Andromeda von einem Meerungeheuer und nahm sie zur Gattin. Als er nach Argos zurückkehrte, erfüllte sich das Orakel; denn Perseus tötete unvorsichtigerweise in einem Kampfspiele seinen Großvater. Nach seinem Tode wurde er unter die Sterne versetzt. Iv. Hdipus, der Sagenhekd von Weben. 1. Das ausgesetzte Kind. Ödipus (Schwellfuß), ein Sohn des thebanischen Königs Lains und der Jokaste, wurde als Kind mit durchstochenen Füßen ausgesetzt, weil er nach einem Orakelspruch Schuld und Verderben über das ganze Haus bringen werde. Durch Hirten ge- rettet, wurde er in Korinth erzogen. Um dem ihm verkündeten Schicksal zu entfliehen, verließ er die vermeintliche Heimat Korinth. 2. Der schuldbeladene Mann. Auf dem Wege erschlug er im Streite den ihm unbekannten Vater und heiratete dann, nachdem er das Rätsel der Sphinx gelöst, die ihm ebenfalls unbekannte Mutter. Das Rätsel lautete: Was geht morgens auf Vieren, mittags auf Zweien, abends auf Dreien? Antwort: Der Mensch. Als später die schreckliche Schuld zu Tage kam, erhängte sich Jokaste, und Ödipus stach sich die Augen aus. 3. Der unglückliche Vater. Von seinen Söhnen Eteokles und Polynices vertrieben, irrte Ödipus an der Hand seiner treuen Tochter- Antigone in der Verbannung umher, bis er in Athen Ruhe fand. Die von ihrem Vater verfluchten Söhne gerieten bald in Streit über das Erbe. Der vertriebene Polynices bewog sieben Helden zu einem Kriegszuge gegen Theben; sechs davon fielen, und die beiden Brüder töteten sich im Zweikampfe. Als Antigone ihren Bruder Polynices gegen das Verbot des Königs Kreon bestattete, wurde sie lebendig ein-

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 48

1899 - Gera : Hofmann
48 streich zu versetzen. Er führte die freche That auch unter dem Unwillen der Menge aus. Am nächsten Tage bat er den Beleidigten demütig um Verzeihung und bot ihm den entblößten Rücken für die wohlverdienten Geißelhiebe dar. Der Greis verzieh ihm, gewann ihn lieb und gab ihm später seine Tochter zur Frau. — Der einzige Mann, dem er Achtung und Zuneigung bewies, war der weise Sokrates. Dieser rettete ihm bei einer Belagerung das Leben. Dagegen wurde Alcibiades der Retter des Sokrates in einer Schlacht. Eine von Syrakus unterdrückte Stadt auf Sicilien bat Athen um Hilfe. Man zögerte damit, aber die feurige Beredsamkeit des Alcibiades besiegte alle Bedenken. Das schönste Heer, von drei Feldherren ge- führt, schiffte sich auf 100 Fahrzeugen ein und segelte nach Sicilien ab. Da aber vor der Abfahrt die Hermessäulen verstümmelt und andere Frevel verübt worden waren, so siel der Verdacht auf Alcibiades. Er wurde zurückgerufen, kam aber nicht, sondern floh zu den Spartanern und reizte sie zum Kriege. Ein spartanisches Heer schlug die Athener auf Sicilien zu Wasser und zu Lande, schloß ihre Flotte ein und nahm den Rest ihres Heeres gefangen. Tausende wurden in die Steinbrüche eingeschlossen, wo sie größtenteils elend umkamen. 47. Die athenische Flotte vor Syrakus. 2. Der wankelmütige Parteigänger. In Sparta beleidigte Alcibiades alle Welt durch seinen Übermut; den König höhnte er sogar auf offener Straße. Als Haß und Verdacht gegen ihn wuchsen, floh er zu dem persischen Statthalter nach Kleinasien und warb für ein Bündnis mit Athen. Bald darauf riefen ihn die Athener zurück und damit das Glück. Er erfocht einen glänzenden Sieg und zog im Triumph zu Athen ein. Weil aber sein Unterfeldherr ein Gefecht verlor, so kehrte sich der Volksunwille wieder gegen ihn und nötigte ihn zur Flucht.

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 52

1899 - Gera : Hofmann
52 bei einem Schneegestöber nach Theben und vereinigte sich dort mit anderen Verschworenen. Sie töteten die Gewalthaber bei einem Mahle und ließen die Freiheit ausrufen. Alle Vertriebenen kehrten zurück. Die Seele der neuen Regierung wurde der arme, bescheidene, gerechte, edelmütige und weise Epaminondas. Durch ihn und seinen Freund Pelopidas wurde die spartanische Vorherrschaft gebrochen und Theben an die Spitze der griechischen Staaten gestellt. 3. Er siegte als umsichtiger Feldherr bei Leuktra. Nach 371 mancherlei Kämpfen mit Sparta kam es zur Schlacht bei Leuktra. Das Feldherrngeschick des Epaminondas siegte durch die schiefe Schlacht- ordnung über die bisher unbesiegten Spartaner. Jubel erfüllte ganz Griechenland über die Niederlage des stolzen Sparta. Drei Einfälle machte Epaminondas in den Peloponnes, ohne jedoch das mauerlose Sparta gewinnen zu können. Der lahme, achtzigjährige König Agesilaus war auf der Hut. Doch befreite Epaminondas die unterdrückten Messenier, vereinigte Arkadien zu einem Staate und schädigte Spartas Macht und Ansehen dadurch unheilbar. Pelopidas hatte auch nach Norden die Macht der Thebaner aus- gedehnt und sich zum Schiedsrichter in Thessalien und Macedonien ge- macht. Der edle Held fiel aber siegend an der Spitze seiner dreihundert Reiter in einem mörderischen Kampfe. 362 4. Er starb als unbesiegter Held bei Mantinea. Zum vierten- mal fiel Epaminondas im Peloponnes ein und stand schon in der Nähe des unbefestigten Sparta, als der herbeigeeilte Agesilaus ihn abermals zum Rückzüge zwang. Bei Mantinea kam es zu einer hartnäckigen Schlacht, in der die Thebaner siegten, aber Epaminondas fiel. Ein Wurfspieß war in seine Brust gedrungen. Der Held wurde aus dem Gefechte getragen. Da er um seinen Schild besorgt war, reichte man ihm diesen, und er küßte ihn. Als er erfuhr, daß die Spartaner zurückgingen, sprach er: „Ich habe genug gelebt, denn ich sterbe un- besiegt!" Als er nach den beiden fähigsten Führern fragte und ihren Tod erfuhr, sprach er: „So rate ich den Thebanern, daß sie Frieden schließen!" Als seine Freunde klagten: „O, daß du zum wenigsten Kinder hinterließest!" antwortete er: „Ich hinterlasse euch zwei unsterbliche Töchter, die Siege von Leuktra und Mantinea!" Damit zog er das tödliche Eisen aus der Wunde und ließ Blut und Leben dahin strömen. Man begrub ihn auf dem Schlachtfelde und errichtete auf seinem Grabe eine Denk- säule. Er war einer der besten aller Griechen, tapferer als Themistokles, gerechter als Aristides und weiser als Solon. Nach seinem Tode welkte die kurze Blüte Thebens rasch dahin. Fragen: Wodurch errang Theben die Vorherrschaft? — Wie unterscheiden sich die Freunde Pelopidas und Epaminondas? — Was macht einen Staat groß? 15. Demosthenes und Philipp von Macedonien. 1. Der Willensstärke Redner. Der Athener Demosthenes war ein Mann voll Geist und Vaterlandsliebe, aber er hatte eine schwere

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 56

1899 - Gera : Hofmann
56 tapfern Sohn Philotas hinrichten; seinen Lebensretter Klitus tötete er im Rausche bei einem Mahle durch einen Speerwurf. 5. Als kühner Eroberer in Indien. Um seinen Thatendurst zu stillen und seine Soldaten durch neue Waffenthaten an sich zu fesseln, unternahm Alexander einen Eroberungszug nach Indien. Unter schweren Kämpfen überschritt er den Indus und drang in das Fünfstromland ein. Den weisen und tapferen König Porus besiegterer und machte ihn zu seinem Vasallen. Alexander legte Straßen an und gründete Städte. Seinem Lehrer Aristoteles, der auch ein großer Naturforscher war, sandte er die merkwürdigsten Tiere und Pflanzen aus allen Ländern, die er durchzog. Die schwierigen Märsche und aufreibenden Kämpfe er- müdeten endlich seine Soldaten. Sie weigerten sich, weiter zu gehen, und auch sein dreitägiges Grollen stimmte sie nicht um. Da beschloß er zur Freude seiner Krieger die Heimkehr. Zwölf turmhohe Siegesaltäre wurden errichtet. Die Flotte segelte den Indus hinab; das Landheer ging durch Steppen unter entsetzlichen Entbehrungen und Verlusten zurück. Ale- xander fand viel Untreue zu bestrafen. Ein strenges Gericht erging über die Statthalter, die ihre Macht zu schweren Bedrückungen mißbraucht hatten. 6. Als Opfer eines frühen Todes. Babylon wurde die Haupt- stadt des Weltreiches. Mit allen Mitteln förderte Alexander die Ver- schmelzung des griechischen und persischen Wesens. Fest auf Fest wurde gefeiert. Aber mitten unter großen Entwürfen erkrankte der Held infolge der übermäßigen Anstrengungen und Genüsse und starb im 38. Lebens- 323 fahre, von Griechen und Persern tief betrauert. Am schmerzlichsten beweinte seine Mutter Olympias in Macedonien ihren großen Sohn. Zu ihr flüchtete Roxane mit ihrem Söhnlein, das kurz nach Alexanders Tode geboren worden war. Auf die Frage, wer sein Nachfolger werden solle, hatte er geantwortet: „Der Würdigste!" Zwischen Alexanders Feldherren entbrannte ein 20jähriger Kampf, der nach der Schlacht bei Jpsus mit der Teilung des Reiches in die Hauptreiche Ägypten, Syrien, Macedonien und Griechenland endete. Mutter, Gattin und Söhnlein des Helden kamen bei diesen Kämpfen gewaltsam ums Leben. Doch nicht umsonst hatte der Held gelebt. Seine Kriege, Siege und Züge haben die griechische Sprache zur Weltsprache gemacht und dadurch die spätere Verbreitung des Christentums vorbereitet. Durch Anlegung von Verkehrsstraßen und Handelsmittelpunkten, wie Alexandrias in Ägypten, bahnte er den Austausch der Erzeugnisse und der Bildungs- güter des Ostens und Westens an und erleichterte ihn. Die Kenntnis neuer Länder, Völker und Naturerzeugnisse beseitigte viele Sagen und Mären und gab der wissenschaftlichen Forschung neue Gebiete, Aufgaben und Antriebe. Zu einem Mittelpunkte der Wissenschaft machte Ptolemäus in Ägypten die Stadt Alexandria. Er baute ein Museum mit einer großen Bibliothek und vielen Wohnungen für Gelehrte. Alle Zweige der Wissenschaft pflegten und förderten sie. 7. Der sittliche Zustand Griechenlands um diese Zeit. Die Zeit der Perserkriege ist Griechenlands größte und schönste Zeit. Die
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