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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 47

1881 - Gießen : Roth
— 47 — der von oynhausen'sche Oberschultheis Geiß zu Lindheim, eitt fanatischer, geldsüchtiger und roher Mensch zu einer traurigen Berühmtheit gelangt. In der Zeit von 1661—66 ließ derselbe nicht weniger als 30 Menschen nach furchtbaren Folterqualen in dem „Hexenthurm" zu Lindheim lebendig verbrennen, oder sonst zum Tode führen. Darin, daß derselbe bei dem Ritt über einen Graben, der von da an der „Teufelsgraben" heißt, sich den Hals abstürzte, wollte man ein Gottesurtheil erkennen. Auch unter diesem Landgrafen hatte sich das Land vergrößert. Die Burg Frankenstein, die andere Hälfte von Eberstadt, die Dörfer Hoxhohl, Ober-, Nieder- und Schmalbeerbach waren gekauft, das Dorf Rodau und die Rheinau bei Ginsheim eingetauscht worden. 5. Ludwig Vii. (1678.) Er hatte nur 3 Monate regiert, als er auf dem Schlosse zu Friedenstein bei Gotha, während der Reise zu seiner Vermählung, plötzlich erkrankte und starb. Ihm folgte sein ältester Stiefbruder Ernst Ludwig. 6. Ernst Ludwig. (1678—1739.) a) Da Ernst Ludwig erst 11 Jahre zählte, als der unerwartete Tod seines Bruders ihn auf den hessischen Thron berief, so führte seine geistes- und willenskräftige Mutter, Elisabeths Dorothea, 10 Jahre lang für ihn mit fester Hand die Regierung. Und wahrlich, einer festen Hand bedurfte es, denn im Osten und Westen Pochte mit harter Hand der Erbfeind an den Thoren des alternden „heiligen römischen Reiches", daß alle Fundamente wankten. Das hessen-darmstädtische Reichscontingent gehörte damals zu den Regimentern des oberrheinischen Kreises und bildete als solches einen Theil des Heeres, welches das Reich dem ehrgeizigen Großwesir Kara Mustafa, der 1683 mit zweimal hunderttausend Türken die Kaiserstadt Wien belagerte, entgegensandte. Unter Leitung des Herzogs Karl von Lothringen halsen auch Hessens Söhne, dem edlen Polenkönig Johann Sobiesky die türkische Armee vernichten und Wien befreien. Ebenso nahmen die Hessen Theil an dem Reichskriege gegen Ludwig Xiv., als dieser die Erbgüter des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz für Frankreich in Anspruch nahm. Auf Vorschlag seines Ministers Louvois beabsichtigte Ludwig Xiv. nichts Geringeres, als zur Sicherung der französischen Grenze einen meilenbreiten Gürtel von Deutschland zur Wüste zu machen. Nicht weniger als 1200 Orten war die Einäscherung zugedacht. Damals war es, als General Melac die gesegneten Fluren der Pfalz

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 48

1881 - Gießen : Roth
— 48 — verwüstete, das Heidelberger Schloß und die Städte Mannheim, Gernsheim, Oppenheim, Alzey, Worms, Speyer it. a. zerstörte und die Bergstraße heimsuchte. b) In welcher Weise man mit Worms verfuhr, sei hier kurz erzählt: Am 1. Oktober erschienen die Franzosen vor Worms und Zwangen die Stadt theils durch Drohungen, theils durch das Versprechen, daß man nur 300 Mann als Garnison in die Stadt legen und die Gerechtsame der Bürger respektiren wolle, die Thore zu öffnen. Statt 300 rückten sosort 1400 ein, deren Zahl sich in kurzer Zeit noch um die Hälste vermehrte. Die Franzosen benahmen sich wie die Herren und behandelten die Bürger mit Hohn und Spott. Um den Magistrat gefügig zu machen, wurden mehrere Rathsherren eingesperrt, andern eine Einquartierung aus der Hefe der Bevölkerung ins Haus gelegt, oder deren Frauen zu den entehrendsten Dienstleistungen gezwungen. Die Einwohner mußten ihre Schulden nach Holland, Köln, Frankfurt und Nürnberg aufs gewissenhafteste angeben und dann dieselben innerhalb 3 Wochen an die französische Kriegskasfe bezahlen. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß alle Festungswerke, ohne Ausnahme geschleift werden sollten. In wenig Wochen wurden so die äußern Werke, Mauern, Wälle, Thore und über vierzig große und kleine Thürme vernichtet. Die Bürger mußten alles, was sie von Waffen befaßen, abliefern und wurden, nebst den Landleuten der Um- gegend, durch Prügel gezwungen an der Zerstörung mit zu arbeiten. Die im Zeughaus vorhandenen Geschütze wurden theils in den Rhein versenkt, theils nach Landau geführt. Alle vorrüthigen Früchte mußten, bei Androhung der Häuferverbrennung an die französische Garnison zu Mainz abgeliefert werden. Aber das Maß des Schreckens war damals noch nicht erfüllt, noch stand der Stadt das schlimmste bevor! Am 22. Mai 1689, des Abends, ließ der Kommandant den Rath und die vornehmsten Bürger vor sich kommen und eröffnete ihnen, daß nach 6 Tagen die Stadt ein Raub der Flammen werden müßte. Vergebens waren alle Versuche der Unglücklichen, das furchtbare Geschick abzuwenden. Das Einzige, was sie erlangten, war das Versprechen, die Habe der Bürger auf 500 Wagen wegführen zu lassen. Bis diese kämen, sollten ihr im Dom, im Bischofshofe und in dem Nonnenkloster Marienmünster, welche Gebäude verschont bleiben sollten, eine sichere Aufbewahrungsstätte gewährt fein. Viele brachten ihre Habe auch wirklich nach dem Dom. Zu ihrem Schrecken hörten sie kurz darauf, daß nur das Kloster verschont bleiben solle. Aber die Wachen ließen jetzt niemand mehr zum

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 7

1881 - Gießen : Roth
Erster Abschnitt. Die frühesten Bewohner des Landes. a) Die Vorfahren der Hessen, die Chatten, waren ein hochdeutscher Völkerstamm, welcher zu den Sueven gerechnet wird. Wie die übrigen deutschen Stämme, sind auch sie vor undenklichen Zeiten aus Asien eingewandert. Während aber fast alle Stämme zur Zeit der Völkerwanderung ihre Wohnsitze wechselten, blieben die Chatten fast unverrückt an der Stelle, welche sie sich einmal als Wohnsitz erkoren hatten. Die erste sichere Kunde über dieselben verdanken wir dem römischen Schriftsteller Tacitus, der am Ende des ersten und zu Anfang des zweiten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung lebte. Nach seiner Angabe bewohnten sie den „hercynischen Wald" innerhalb der Stromgebiete der Fulda und der Schwalm, der Eder und Lahn, bis zum Rhein und Main. Der Mittelpunkt und Kern ihres Landes lag da, wo die Eder in die Fulda mündet. Das Volk hatte ausdauernde Leiber, neroigten Gliederbau, trotzige Gesichter, große Lebhaftigkeit des Geistes, natürlichen Verstand und Gewandtheit. Man rühmt ihre Treue und Tapferkeit, ihren Gehorsam gegen Obere und daß sie als kriegerisches Volk die Feldherrn höher geachtet hätten, als das Kriegsheer. Dieses bestand größtenteils aus Fußvolk. Es war allgemein Sitte, daß heranwachsende Jünglinge Haupthaar und Bart so lange wild wachsen ließen, bis sie den ersten Feind erlegt hatten; erst daun schoren sie das Haar, um es ihren Göttern darzubringen. Die Tapfersten legten zuweilen einen eisernen Armring an, gleichsam als schmachvolle Fessel, von der sie sich nur durch Erlegung eines Feindes befreien konnten. b) Die Chatten waren stammverwandt mit ihren Nachbarn, den Cheruskern und kämpften als deren Verbündete in der großen Befreiungsschlacht am Teutoburger Walde gegen die Römer. (9 n. Chr.) Dafür mußten sie 7 Jahre später deren Rache empfinden. Während ein Unterfeldherr die Cherusker hinderte, ihren

4. Kreis Darmstadt - S. 8

1913 - Gießen : Roth
Hamen der fränkischen Könige verwalteten, gehörten auch die von Katzen- elnbogen. Sie hatten sich allmählich einen geschlossenen Besitz an Cent- gerichten erworben, darunter auch varmstadt, Pfungstadt und Arheilgen. Um ihr Gebiet gegen Heinde besser schützen zu können, legten sie hier in der Ebene eine Wasserburg an, die von tiefen Gräben eingeschlossen war. Daraus entstand das alte Refidenzschloh der Landgrafen von Hessen, in deren Besitz die katzenelnbogischen Gebiete 1479 übergingen. 5luch die Ansiedelung der Bürger wurde mit Mauern und Türmen umgeben, deren Rejte wir im alten Stadtteil noch heute sehen können. Die Dörfer erhielten zuweilen wenigstens befestigte Friedhöfe, wie dies in Eberstadt und Ober-Ramstadt jetzt noch festzustellen ist. Zahlreiche Fehden brachten im Laufe der Jahrhunderte auch unserer Heimat Tod, Brand und Elend. Große Not kam über die Umgegend von Darmstadt, als Hranz von Sickingen im Jahre 1518 die Länder des erst vierzehnjährigen Landgrafen Philipp von Hessen überfiel. Er rückte rasch vor Darmstadt, schloß hier die hessische Ritterschaft ein und beschoß die Stadt, die viele Not litt. Ein Sturm stand bevor, als der Friede zustande kam. Schon 1525 führte Philipp die Reformation in seinen Landen ein. Rls 100 Jahre später der dreißigjährige Krieg in Deutschland wütete, da hielten die hessischen Fürsten in Treue zu ihrem Kaiser sich von dem Anschluß an die evangelische Kriegspartei fern, aber sie konnten doch nicht verhüten, daß unsagbares Elend auch bei uns einkehrte. Vor allem forderte die Pest viele Opfer. So waren einzelne Grte des Kreises, wie z. B. Gber-Uamstadt, damals fast ganz ausgestorben, und die jahrhundertelange Hrbeit der Bevölkerung und ihrer Fürsten schien für immer vernichtet. Die Landgrafen der vor- hergehenden Zeit hatten manches getan, den Volkswohlstand zu heben. So bemühte sich namentlich Georg l. (1567 1596), um neue Erwerbs- zweige zu schaffen, die alten zu bessern. Er führte Kaninchen- und Entenzucht ein und legte Obstgärten an. 5luch ließ er Kastanien- und Mandelbäume pflanzen. So kamen 200 Kastanien in den Geihenwald bei Ober-Ramstadt. Ferner ermunterte er die Bauern zum Hopfen- bau, und bald gab es in Griesheim, Bessungen, Roßdorf und Ober- Ramstadt Hopfengärten. 5luch für Verbesserung des Kleebaues und der Wiesenanlagen war er besorgt, vor allem aber bemühte er sich um den Seidenbau und rief einen Italiener nach Darmstadt, der 40 Jahre lang hier die Zucht des Seidenspinners betrieb. Kuch den Bergbau in Roß- dorf und ©ber-Ramstadt suchte er zu fördern. 3m letztgenannten Grte wurde ein Silberbergwerk angelegt, das „zur Gnaden Gottes" hieß, nach einigen Jahren aber wieder einging. Große Fürsorge zeigten er und seine Nachfolger für das Schul- und Rirchenwesen. Selbst der

5. Kreis Darmstadt - S. 24

1913 - Gießen : Roth
Burg wurde lange als Invalidenhaus und Militäranstalt benutzt. 5lll- mählich zerfiel sie- jetzt sucht man wenigstens die Trümmer noch zu erhalten. 2. Wandern wir von Eberstadt die alte Bergstraße nach Süden, so kommen wir zu dem kleinen, in einer Schlucht am Kbhang des Frankensteins malerisch gelegenen Dörfchen Malchen. Es zählt nur etwas über 200 Einwohner, die meist mit Wäschereien beschäftigt sind. Doch lohnt vor allem zur Frühlingszeit, wenn Malchert in einem Meere von Blüten steckt, ein Gang zu dem Dörfchen mit seiner uralten Linde am Dorfbrunnen, der jetzt neu gefaßt ist. 3. Wenden wir uns von Eberstadt durch das schöne Mühltal nach Osten und dann nach Süden, so kommen wir bald in das ebenfalls liebliche Veerbachtal. Dort liegt das noch zu unserem Kreise gehörige Pfarrdorf Nieder-Beerbach. Es hat etwa 900 Einwohner. In der Mitte steht wieder eine hübsche Linde. Das Dorfkirchlein, dessen Glocken zu den ältesten unserer Gegend gehören, hat an den Kußenmauern und im Innern Grabdenkmäler der Herren von Frankenstein, deren Burgruine auf steilem Wege in etwa einer Viertelstunde von hier zu erreichen ist. 4. 5ln der Bahnstation Eberstadt zweigt eine Nebenbahn nach Süd- westen ab. Sie fährt zu -dem etwa 25 Minuten von hier mitten in der Ebene gelegenen Städtchen Pfungstadt. In dieser Gegend, die von der Modau durchflössen wird —\ sie zieht sogar unter dem altehrwürdigen Rathaus des Städtleins her — ist neben sandigem Boden und Moor- grund viel Lehm und fruchtbares Ackerland zu finden. Ein schöner Fußweg führt durch Anlagen rechts von der Eberstadt und Pfungstadt verbindenden Landstraße im Walde am alten Galgen her, dessen drei Steinsäulen noch an die ernste Gerichtsstätte gemahnen, an der einst verbrechen gesühnt wurden. Pfungstadt zählt 7000 Einwohner- es ist ein betriebsames Städtchen, in dem neben sehenswerten Holzbauten aus alter Zeit auch mancher Neubau entstanden ist. Besonders zu erwähnen sind davon das große Schulhaus mit schöner Tnrnhalle und einem recht hübsch eingerichteten Hallenschwimmbad. Diese drei Bauten umschließen mit der alten Kirche einen geräumigen J?chuihof, in dem auch Baum- anlagen, Spalierobst und ein Schulgarten nicht fehlen. Im Ost- viertel steht seit kurzem eine katholische Kapelle. In Pfung- stadt wird noch viel Landwirtschaft getrieben, doch blühen dort auch manche Gewerbe. Neben einer Brauerei gibt es Ziegeleien, Mühlen, Zigarren- und Zündholzfabriken- auch Papier-, Kammfabrik, chemische und Metallwarenfabrik geben den Arbeitern Beschäftigung. Die Stadt besitzt außer der Volksschule auch eine Bürgerschule. Seit einigen Jahren ist überall elektrische Beleuchtung eingeführt.

6. Kreis Darmstadt - S. 27

1913 - Gießen : Roth
gebung einst mit vieler Mühe angelegten park des Schlößchens ver- brachte die Königin Luise manche fröhliche Stunde ihrer ungetrübten Jugendzeit. Noch erinnern die viel verschlungenen Wege, die Hefte des Irrgartens und der Naturbühne an jene Tage, da dort die Landgrafen mit ihren Gästen sich zu frohen Festen vereinigten. Jetzt ist im Schlosse eine Erziehungsanstalt für Mädchen eingerichtet worden. Braunshardt zählt nicht ganz 500 Einwohner, pon denen etwa Zwei Drittel einem wohlhabenden Bauernstand angehören' die anderen Bewohner arbeiten meist in Darmstadt. Die Pfarrkirche befindet sich im nahen Weiterstadt. Im Westen des Grtes liegt ein schön eingerichtetes Frauenheim, ein Werk fürsorgender Nächstenliebe. L. Der nördliche Teil des Kreises. 1. Wandern wir von der Station Weiterstadt durch Wiesen und Ackerland nördlich, so führt uns die zwei Kilometer lange Straße nack Schneppenhausen, das etwas größer als Braunshardt ist. Es hat zwei Schulhäuser, von denen das eine mit seinem hochragenden Neubau weit in der Ebene sichtbar ist. Eine Kirche besitzt der Ort nicht. Die fast alle evangelischen Bewohner sind in dem benachbarten Gräfenhausen ein- gepfarrt. Beide (Drte liegen am Centbach? zwischen ihnen finden wir die Hleischmühle. Die Bewohner treiben meist Ackerbau und Viehzucht. Da- neben finden manche als Waldarbeiter ihr Brot, andere gehen auswärts in Fabriken. 2. Das östlich von Schneppenhausen gelegene Pfarrdorf Grüsen- Hausen zählt etwa 1500 Einwohner. Es liegt ebenfalls wie seine Nach- barorte in sandiger Ebene, von Darmstadt aus führt eine an der so- genannten Windmühle beginnende Landstraße, auf der wir unter meh- reren Eisenbahnüberführungen hergehen, an der östlichen Seite des Wei- terstädter Exerzierplatzes durch den Wald ,,Täubches höhl" nach dem Grte. In diesem Walde haben einst die um ihres Glaubens willen ver- triebenen Ivaldenser auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat für einige Zeit ihr Lager aufgeschlagen. Noch erinnern einige in Gräfenhausen vorkommenden Familiennamen mit fremdländischer Schreibart daran, daß einzelne Flüchtlinge in unserer Gegend Unterkunft fanden. Neben der vom alten Friedhof umgebenen Kirche steht ein vor Jahrhunderten gebautes Rathaus; dabei ist die mehrfach erweiterte Schule. Außerdem befindet sich im Grte eine nach dem um ihr Emporblühen verdienten Darmstädter Oberbürgermeister Ohly genannte Erziehungsanstalt, das Ohlyftist. Das Anwesen war einst ein herrschaftliches Gut; das alte Wappen am Schloß, dessen Wen- deltreppe vom alten Bau noch geblieben ist, erinnert an jene för internationale Schult»- : hjnf ** h < 11 fc* j 11> i b i ■ o #»wk

7. Kreis Darmstadt - S. 11

1913 - Gießen : Roth
düngen in ihrer Nähe, die Schönheiten ihrer Umgebung, die guten Bahn- Verbindungen nach den verschiedenen Richtungen machen Varmstadt zu einem angenehmen Wohnort. a. Ihre Geschichte. Varmstadt wurde wahrscheinlich zur Zeit der fränkischen (chattischen) Einwanderung gegründet. Der erste Ansiedler scheint Varmunt gewesen zu sein. 3m 12. Jahrhundert wird es „varmuntestadt" genannt. (Es gehörte zum Gberrheingau und unterstand dem Tentgrafengericht in Messungen. Mit diesem lag es in der Cent Groß-Gerau, die um das Jahr 1000 bereits an das Bistum Würzburg kam. von ihm trugen es die Grasen von Katzenelnbogen zu Lehen. Gras Wilhelm >. erhielt von Uaiser Ludwig am 13. Juli 1330 die Erlaubnis, „daß er eine §tadt zu varmstadt machen soll mit Mauern und Graben, und daß er da haben soll einen Wochenmarkt und einen Jahrmarkt". Eine Burg war damals schon vorhanden. Wilhelms Nachfolger erhoben varmstadt zu ihrer Residenz und befestigten es mit einer starken Mauer, Graben und Mauertürmen, Ruch die §tadtkirche stammt in den ältesten Teilen aus der Zeit der Grafen von Katzenelnbogen. Unter den Landgrafen von Hessen hat varmstadt sich weiter entwickelt, freilich auch mancher- lei Anfechtungen zu bestehen gehabt, von der Belagerung durch Franz von Siefingen im Jahre 1518 haben wir schon gehört. 3rn schmalkaldischen Krieg wurde es 1546 durch den Kaiserlichen General von Büren erobert. Georg I., der Stifter des Fürstenhauses hessen-varmstadt, erbaute an Stelle des 1547 größtenteils zerstörten Schlosses ein neues und ver- lieh der Stadt durch Errichtung eines Rathauses, Kniegen des Markt- platzes, Pflasterung der Straßen größeres Ansehen. Unter Georg Ii. (1626—61) entstand die sogenannte „Alte Vorstadt" (Ballonplatz und Magdalenenstraße), und Ludwig Vi. (1661—78) legte die Klexanderstraße (ehemals Birngarten) an, die er durch eine neue Stadtmauer in die Be- festigung einzog. Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt 1622 von Manzseld, dann von kaiserlichen, schwedischen und fran- zösischen Truppen besetzt und durch Brandschatzungen, Pest und Hungersnot schwer heimgesucht. vie Zahl der Bürger betrug 1636 nur noch 132. fluch der Franzosengeneral Xtlelac brachte ihr neues Ungemach. Bessere Zeiten kamen wieder unter der Ue- gierung Lrnst-Ludwigs (1678—1729), der nach Westen hin eine neue Vorstadt (obere Rhein- und Luisenstraße) anlegen ließ. Unter der großen Landgräfin Raroline, deren Gemahl Ludwig !X. meist in Pirmasens resi- öierte, waren am Hofe berühmte Männer wie Goethe, Herder, Itc. dlau= dius, Hr. K. von Ikoser und 3. H. Merck gern gesehene Gäste. Um das

8. Kreis Darmstadt - S. 15

1913 - Gießen : Roth
Nördlich davon ist hinter dem Kmtsgebäude der Ministerien der vom Marstall, dem Iustizgebäude und der Luisenstraße begrenzte Mathilden- platz mit Brunnen und Venkmal Abt Voglers. Das Ende der Nhein- straße bringt uns zum Paradeplatz, wo das Reiterstandbild des Groß- Herzogs Ludwig Iv. aufgestellt worden ist. Rechts steht aus dem Ernst- Ludwigsplatz der „weihe Turm", ein 1704 erhöhter Mauerturm der alten Stadtbefestigung. Gehen wir gerade aus, so Kommen wir in das Grohherzogliche Residenzschloh, einen Bau aus verschiedenen Jahrhun- derten, der vier durch überwölbte Durchgänge mit einander verbundene Höfe einschließt und rings von einem früher mit Wasser gefüllten, jetzt in Gartenanlagen verwandelten Graben umgeben ist. Ein im Jahre 1664 von Ludwig Vi. errichteter Glockenbau enthält auf seinem durchbrochenen Turm ein Glockenspiel, das vor dem Schlagen der ganzen und halben Stunden Thoralmelodien spielt. Der fromme Landgraf ließ es zu Kmster- dam gießen, damit es ,,geistliche Lieder spielend als eine leblose Kreatur das Lob des Allmächtigen verkünde". Kn der Stelle des 1892 niedergelegten Zeug- Hauses am Nordende des Paradeplatzes erhebt sich das 1906 erbaute Landesmuseum; davor hat das Kriegerdenkmal (1870/71) einen Platz gefunden. Gestlich davon steht das mehrfach umgebaute Hoftheater. Zwischen den Stand- bildern Landgraf Philipps des Großmütigen und seines Sohnes Georg l. hindurch treten wir in den 1675 angelegten Herrengarten mit schönen Rasen, Rlleen, Baumgruppen- mit Teich und Spielplätzen. In ihm ist das efeuumsponnene Grabmal der großen Landgräfin Uaroline. Eine von Friedrich dem Großen gewidmete Marmorurne trägt die lateinische Inschrift: „Rn Geschlecht ein Weib, an Geist ein Mann." Nicht weit davon haben unsere Schulkinder ihrem so früh verstorbenen Prinzeßchen Elisabeth 1905 einen Denkstein geweiht. Ruch an Goethe gemahnt ein Denkmal des Gartens. In dem Stadtviertel hinter dem Herrengarten liegt bei einer Mädchenschule (Kyritzstiftung) das Pfründnerhaus. Ruch befinden sich dort die neue katholische §t. Elisabethenkirche und die Tech- Nische Hochschule. Die Häuser der Rlexanderstraße wie der vom Ballonplatz abzweigenden Magdalenenstraße haben den Baustil des 17. Jahrhunderts größtenteils bewahrt. Der von Ludwig V. (1596—1626) angelegte Ballonplatz diente ursprünglich zu Ball- Kriegerdenkmal.

9. Kreis Darmstadt - S. 23

1913 - Gießen : Roth
Fabriken und vielen, im schönen Mühltal gelegenen Mühlen, hervorragende Gebäude sind die alte, einst befestigte evangelische Kirche, die neuen Schulhäuser und die dicht bei diesen gelegene, neu errichtete katholische Kapelle. Eberstadt hat etwa 7500 Einwohner. Die meisten davon sind evangelisch. Mit Darmstadt ist es auch durch eine zurzeit noch mit Dampf betriebene Straßenbahn verbunden, die dem- nächst in eine elektrische Bahn umgewandelt werden soll. Schone Spazierwege führen durch den Wald am Fuß der Ludwigshöhe her nach dem von Darmstädtern viel besuchten Dorf, das von der Modau durchflössen wird. Don Eberstadt steigen wir gerne hinauf zur alten Burg Hrankenstein. vor dem äußeren Burgtor steht eine große Linde, die manches erzählen könnte, wenn sie zu reden imstande wäre. Im Schloßhof ist eine kleine Kapelle mit Grabmälern, die früher in der Kirche zu Eberstadt waren. Von den Zinnen der Burg haben wir eine herrliche Rundsicht bis über Rhein und Main' auch Otzberg, Lichtenberg, Neunkircher höhe und Oelsberg erblicken wir von hier. Die Burg auf dem 394 m hohen Bergrücken wird schon im 13. Jahr- hundert erwähnt. Der damalige Besitzer Conrad 11. Reit} von Breu- berg gilt als Khnherr des jetzt noch blühenden Geschlechts der Frei- Herrn von Hrankenstein. Wohl bekannt ist auch unseren Kindern die Sage vom Lindwurmtöter Georg von Hranienstein, dessen Grabstein sich drunten in Nieder-Veerbach befindet. Er starb 1531. Es wird erzählt, er habe einen Lindwurm getötet, der die Gegend verheerte, aber seine Heldentat mit dem Tode büßen müssen, da das schwer verwundete Tier noch bei den letzten Zuckungen seinen Ueberwinder verletzte. Noch be- Kannter ist das Hrankensteiner Eselslehen. hatte in Darmstadt eine Frau ihren Mann geschlagen, so wurde sie vom ,,bösen hundert" (dem Gericht) dazu verurteilt, auf einem Esel durch die Straßen geführt zu werden. War der Mann ,,in einer offenen und ehrlichen Fehde" seinem Weib unterlegen, so hatte er selbst den Esel am Zaum zu leiten, sonst tat dies ein dafür gedungener Knecht. Die Ritter von Frankenstein mußten den Esel stellen,' es gehörte dies zu ihrer Lehenspflicht. Sie erhielten dafür eine jährliche Vergütung von 12 Malter Korn und 2 Gulden 12 Klbus. Die Strafe wurde im Jahre 1587 zum letzten Mal ausgeführt, von da ab, so wird berichtet, wurde es ,,der ehrsamen wohllöblichen Bürgerschaft zu Darmstadt überlassen, ihre übermütigen, stolzen, giftigen und bösen Weiber selbst in Zucht und Ordnung zu halten". Durch die. Grasen von Katzenelnbogen und später durch die Landgrafen von Hessen wurden die Ritter von Frankenstein immer mehr in ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt. Sie zogen es daher 1662 vor, ihre Burg und die dazu gehörigen Dörfer an Hessen zu verkaufen. Die

10. Kreis Darmstadt - S. 25

1913 - Gießen : Roth
b. Der westliche Teil des Kreises. 1. Hm Rande des Riedes liegt dicht bei Pfungstadt das Pfarrdorf Hahn. Es ist etwa 4 Kilometer von der benachbarten Bahnstation ent- fernt und hat zurzeit an 1200 Einwohner, die meistens Landwirtschaft treiben' doch erwerben viele davon auch in Backsteinwerken ihren Unter- halt. Das Dorf zeigt in vielen geschlossenen Hofreiten die altbewährte Bauart früherer Art' doch werden daneben jetzt auch Backsteinhäuser errichtet. Das alte Rathaus ist recht geräumig und diente wohl öfters zum Abhalten von Gemeindeversammlungen und Festlichkeiten. Die evangelische Kirche hat kein Pfarrhaus in ihrer Nachbarschaft' der zu- ständige Geistliche wohnt von jeher in Pfungstadt. 2. In unmittelbarer Nähe liegt das nach Hahn eingepfarrte Eich, das nur etwa 100 Einwohner zählt. Die Leute jener Gegend nennen es noch heute „die Eich". Der kleine Grt ist V/2 Kilometer vom Watt) entfernt. Seine Bewohner treiben Landwirtschaft' auch sind einige Bau- Handwerker und Zigarrenarbeiter dort ansässig, die täglich nach dem ca. 31/2 Kilometer entfernten Pfungstadt zur Beschäftigungsstätte gehen. 3. Wieder nur einige Minuten nordlich brauchen wir unsere Schritte zu lenken, um das gleichfalls mitten in der Ebene gelegene Eschollbrücken zu erreichen. Dies Pfarrdorf hat 650 fast nur evangelische Einwohner, die sich meist eines Wohlstandes erfreuen, der in tüchtigem Betrieb der Landwirtschaft begründet ist. Ueberhaupt gehört die Ge- meinde zu den wohlhabendsten unseres Kreises, obwohl sie keinen Ge- meindebesitz hat. Etwa 100 Leute gehen täglich nach Darmstadt zur Hrbeit und fahren bei gutem Wetter meist mit dem Rade dorthin durch den langen Wald, der dicht bei der neuen Krtilleriekaserne der Residenz beginnt und bis auf einen halben Kilometer an das Dorf herantritt. Die fast schnurgrade Straße führt über den hinter Eberstadt abzweigenden Saitfcbach, der nordwestlich von Eschollbrücken den Landgraben schneidet. 4. Gehen die Bewohner von Eschollbrücken in nördlicher Richtung an jenem Eichwäldchen vorbei, an dessen Ecke die Pumpstation des Varm- städter Wasserwerkes liegt, so gelangen sie nach der durch den Schieß- und Exerzierplatz bekannten großen Gemeinde Griesheim, von Darm- stadt aus fährt man am besten mit der an der schnurgeraden Landstraße herziehenden Vorortbahn dorthin. Außerdem könnte man die nach Worms führende Eisenbahn benutzen, die an der Rordseite des Ortes vorbei- zieht. Griesheim hat an 7000 Einwohner. Es liegt in sandiger Ebene,' doch ist der Boden für Gemüsepflanzungen sehr geeignet. Die Ein- wohner sind durch ihre rührige Betriebsamkeit nicht nur auf den Wochen-
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