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der von oynhausen'sche Oberschultheis Geiß zu Lindheim, eitt fanatischer, geldsüchtiger und roher Mensch zu einer traurigen Berühmtheit gelangt. In der Zeit von 1661—66 ließ derselbe nicht weniger als 30 Menschen nach furchtbaren Folterqualen in dem „Hexenthurm" zu Lindheim lebendig verbrennen, oder sonst zum Tode führen. Darin, daß derselbe bei dem Ritt über einen Graben, der von da an der „Teufelsgraben" heißt, sich den Hals abstürzte, wollte man ein Gottesurtheil erkennen.
Auch unter diesem Landgrafen hatte sich das Land vergrößert. Die Burg Frankenstein, die andere Hälfte von Eberstadt, die Dörfer Hoxhohl, Ober-, Nieder- und Schmalbeerbach waren gekauft, das Dorf Rodau und die Rheinau bei Ginsheim eingetauscht worden.
5. Ludwig Vii. (1678.)
Er hatte nur 3 Monate regiert, als er auf dem Schlosse zu Friedenstein bei Gotha, während der Reise zu seiner Vermählung, plötzlich erkrankte und starb.
Ihm folgte sein ältester Stiefbruder Ernst Ludwig.
6. Ernst Ludwig. (1678—1739.)
a) Da Ernst Ludwig erst 11 Jahre zählte, als der unerwartete Tod seines Bruders ihn auf den hessischen Thron berief, so führte seine geistes- und willenskräftige Mutter, Elisabeths Dorothea, 10 Jahre lang für ihn mit fester Hand die Regierung. Und wahrlich, einer festen Hand bedurfte es, denn im Osten und Westen Pochte mit harter Hand der Erbfeind an den Thoren des alternden „heiligen römischen Reiches", daß alle Fundamente wankten. Das hessen-darmstädtische Reichscontingent gehörte damals zu den Regimentern des oberrheinischen Kreises und bildete als solches einen Theil des Heeres, welches das Reich dem ehrgeizigen Großwesir Kara Mustafa, der 1683 mit zweimal hunderttausend Türken die Kaiserstadt Wien belagerte, entgegensandte. Unter Leitung des Herzogs Karl von Lothringen halsen auch Hessens Söhne, dem edlen Polenkönig Johann Sobiesky die türkische Armee vernichten und Wien befreien.
Ebenso nahmen die Hessen Theil an dem Reichskriege gegen Ludwig Xiv., als dieser die Erbgüter des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz für Frankreich in Anspruch nahm. Auf Vorschlag seines Ministers Louvois beabsichtigte Ludwig Xiv. nichts Geringeres, als zur Sicherung der französischen Grenze einen meilenbreiten Gürtel von Deutschland zur Wüste zu machen. Nicht weniger als 1200 Orten war die Einäscherung zugedacht. Damals war es, als General Melac die gesegneten Fluren der Pfalz
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Extrahierte Ortsnamen: Lindheim Lindheim Burg_Frankenstein Rheinau Ginsheim Gotha Hessens Wien Hessen Frankreich Deutschland
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verwüstete, das Heidelberger Schloß und die Städte Mannheim, Gernsheim, Oppenheim, Alzey, Worms, Speyer it. a. zerstörte und die Bergstraße heimsuchte.
b) In welcher Weise man mit Worms verfuhr, sei hier kurz erzählt: Am 1. Oktober erschienen die Franzosen vor Worms und Zwangen die Stadt theils durch Drohungen, theils durch das Versprechen, daß man nur 300 Mann als Garnison in die Stadt legen und die Gerechtsame der Bürger respektiren wolle, die Thore zu öffnen. Statt 300 rückten sosort 1400 ein, deren Zahl sich in kurzer Zeit noch um die Hälste vermehrte. Die Franzosen benahmen sich wie die Herren und behandelten die Bürger mit Hohn und Spott. Um den Magistrat gefügig zu machen, wurden mehrere Rathsherren eingesperrt, andern eine Einquartierung aus der Hefe der Bevölkerung ins Haus gelegt, oder deren Frauen zu den entehrendsten Dienstleistungen gezwungen. Die Einwohner mußten ihre Schulden nach Holland, Köln, Frankfurt und Nürnberg aufs gewissenhafteste angeben und dann dieselben innerhalb 3 Wochen an die französische Kriegskasfe bezahlen. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß alle Festungswerke, ohne Ausnahme geschleift werden sollten. In wenig Wochen wurden so die äußern
Werke, Mauern, Wälle, Thore und über vierzig große und kleine Thürme vernichtet. Die Bürger mußten alles, was sie von Waffen
befaßen, abliefern und wurden, nebst den Landleuten der Um-
gegend, durch Prügel gezwungen an der Zerstörung mit zu arbeiten. Die im Zeughaus vorhandenen Geschütze wurden theils in den Rhein versenkt, theils nach Landau geführt. Alle vorrüthigen Früchte
mußten, bei Androhung der Häuferverbrennung an die französische Garnison zu Mainz abgeliefert werden. Aber das Maß des Schreckens war damals noch nicht erfüllt, noch stand der Stadt das schlimmste bevor! Am 22. Mai 1689, des Abends, ließ der Kommandant den Rath und die vornehmsten Bürger vor sich kommen und eröffnete ihnen, daß nach 6 Tagen die Stadt ein Raub der Flammen werden müßte.
Vergebens waren alle Versuche der Unglücklichen, das furchtbare Geschick abzuwenden. Das Einzige, was sie erlangten, war das Versprechen, die Habe der Bürger auf 500 Wagen wegführen zu lassen. Bis diese kämen, sollten ihr im Dom, im Bischofshofe und in dem Nonnenkloster Marienmünster, welche Gebäude verschont bleiben sollten, eine sichere Aufbewahrungsstätte gewährt fein. Viele brachten ihre Habe auch wirklich nach dem Dom. Zu ihrem Schrecken hörten sie kurz darauf, daß nur das Kloster verschont bleiben solle. Aber die Wachen ließen jetzt niemand mehr zum
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Hessen Philipp Philipp Philipp Georg_l
Burg wurde lange als Invalidenhaus und Militäranstalt benutzt. 5lll-
mählich zerfiel sie- jetzt sucht man wenigstens die Trümmer noch zu
erhalten.
2. Wandern wir von Eberstadt die alte Bergstraße nach Süden,
so kommen wir zu dem kleinen, in einer Schlucht am Kbhang des
Frankensteins malerisch gelegenen Dörfchen Malchen. Es zählt nur etwas
über 200 Einwohner, die meist mit Wäschereien beschäftigt sind. Doch
lohnt vor allem zur Frühlingszeit, wenn Malchert in einem Meere von
Blüten steckt, ein Gang zu dem Dörfchen mit seiner uralten Linde am
Dorfbrunnen, der jetzt neu gefaßt ist.
3. Wenden wir uns von Eberstadt durch das schöne Mühltal nach
Osten und dann nach Süden, so kommen wir bald in das ebenfalls
liebliche Veerbachtal. Dort liegt das noch zu unserem Kreise gehörige
Pfarrdorf Nieder-Beerbach. Es hat etwa 900 Einwohner. In der Mitte
steht wieder eine hübsche Linde. Das Dorfkirchlein, dessen Glocken zu
den ältesten unserer Gegend gehören, hat an den Kußenmauern und im
Innern Grabdenkmäler der Herren von Frankenstein, deren Burgruine
auf steilem Wege in etwa einer Viertelstunde von hier zu erreichen ist.
4. 5ln der Bahnstation Eberstadt zweigt eine Nebenbahn nach Süd-
westen ab. Sie fährt zu -dem etwa 25 Minuten von hier mitten in
der Ebene gelegenen Städtchen Pfungstadt. In dieser Gegend, die von
der Modau durchflössen wird —\ sie zieht sogar unter dem altehrwürdigen
Rathaus des Städtleins her — ist neben sandigem Boden und Moor-
grund viel Lehm und fruchtbares Ackerland zu finden. Ein schöner
Fußweg führt durch Anlagen rechts von der Eberstadt und Pfungstadt
verbindenden Landstraße im Walde am alten Galgen her, dessen drei
Steinsäulen noch an die ernste Gerichtsstätte gemahnen, an der einst
verbrechen gesühnt wurden. Pfungstadt zählt 7000 Einwohner- es ist
ein betriebsames Städtchen, in dem neben sehenswerten Holzbauten aus
alter Zeit auch mancher Neubau entstanden ist. Besonders zu erwähnen
sind davon das große Schulhaus mit schöner Tnrnhalle und einem recht
hübsch eingerichteten Hallenschwimmbad. Diese drei Bauten umschließen
mit der alten Kirche einen geräumigen J?chuihof, in dem auch Baum-
anlagen, Spalierobst und ein Schulgarten nicht fehlen. Im Ost-
viertel steht seit kurzem eine katholische Kapelle. In Pfung-
stadt wird noch viel Landwirtschaft getrieben, doch blühen dort auch
manche Gewerbe. Neben einer Brauerei gibt es Ziegeleien, Mühlen,
Zigarren- und Zündholzfabriken- auch Papier-, Kammfabrik, chemische
und Metallwarenfabrik geben den Arbeitern Beschäftigung. Die Stadt
besitzt außer der Volksschule auch eine Bürgerschule. Seit einigen Jahren
ist überall elektrische Beleuchtung eingeführt.
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gebung einst mit vieler Mühe angelegten park des Schlößchens ver-
brachte die Königin Luise manche fröhliche Stunde ihrer ungetrübten
Jugendzeit. Noch erinnern die viel verschlungenen Wege, die Hefte des
Irrgartens und der Naturbühne an jene Tage, da dort die Landgrafen
mit ihren Gästen sich zu frohen Festen vereinigten. Jetzt ist im Schlosse
eine Erziehungsanstalt für Mädchen eingerichtet worden. Braunshardt
zählt nicht ganz 500 Einwohner, pon denen etwa Zwei Drittel einem
wohlhabenden Bauernstand angehören' die anderen Bewohner arbeiten
meist in Darmstadt. Die Pfarrkirche befindet sich im nahen Weiterstadt.
Im Westen des Grtes liegt ein schön eingerichtetes Frauenheim, ein
Werk fürsorgender Nächstenliebe.
L. Der nördliche Teil des Kreises.
1. Wandern wir von der Station Weiterstadt durch Wiesen und
Ackerland nördlich, so führt uns die zwei Kilometer lange Straße nack
Schneppenhausen, das etwas größer als Braunshardt ist. Es hat zwei
Schulhäuser, von denen das eine mit seinem hochragenden Neubau weit
in der Ebene sichtbar ist. Eine Kirche besitzt der Ort nicht. Die fast alle
evangelischen Bewohner sind in dem benachbarten Gräfenhausen ein-
gepfarrt. Beide (Drte liegen am Centbach? zwischen ihnen finden wir die
Hleischmühle. Die Bewohner treiben meist Ackerbau und Viehzucht. Da-
neben finden manche als Waldarbeiter ihr Brot, andere gehen auswärts
in Fabriken.
2. Das östlich von Schneppenhausen gelegene Pfarrdorf Grüsen-
Hausen zählt etwa 1500 Einwohner. Es liegt ebenfalls wie seine Nach-
barorte in sandiger Ebene, von Darmstadt aus führt eine an der so-
genannten Windmühle beginnende Landstraße, auf der wir unter meh-
reren Eisenbahnüberführungen hergehen, an der östlichen Seite des Wei-
terstädter Exerzierplatzes durch den Wald ,,Täubches höhl" nach dem
Grte. In diesem Walde haben einst die um ihres Glaubens willen ver-
triebenen Ivaldenser auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat für einige
Zeit ihr Lager aufgeschlagen. Noch erinnern einige in Gräfenhausen
vorkommenden Familiennamen mit fremdländischer Schreibart daran, daß
einzelne Flüchtlinge in unserer Gegend Unterkunft fanden.
Neben der vom alten Friedhof umgebenen Kirche steht ein vor
Jahrhunderten gebautes Rathaus; dabei ist die mehrfach erweiterte
Schule. Außerdem befindet sich im Grte eine nach dem um
ihr Emporblühen verdienten Darmstädter Oberbürgermeister Ohly
genannte Erziehungsanstalt, das Ohlyftist. Das Anwesen war einst
ein herrschaftliches Gut; das alte Wappen am Schloß, dessen Wen-
deltreppe vom alten Bau noch geblieben ist, erinnert an jene
för internationale
Schult»- : hjnf
** h < 11 fc* j 11> i b i ■ o #»wk
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düngen in ihrer Nähe, die Schönheiten ihrer Umgebung, die guten Bahn-
Verbindungen nach den verschiedenen Richtungen machen Varmstadt zu
einem angenehmen Wohnort.
a. Ihre Geschichte.
Varmstadt wurde wahrscheinlich zur Zeit der fränkischen (chattischen)
Einwanderung gegründet. Der erste Ansiedler scheint Varmunt gewesen
zu sein. 3m 12. Jahrhundert wird es „varmuntestadt" genannt. (Es
gehörte zum Gberrheingau und unterstand dem Tentgrafengericht in
Messungen. Mit diesem lag es in der Cent Groß-Gerau, die um das
Jahr 1000 bereits an das Bistum Würzburg kam. von ihm trugen
es die Grasen von Katzenelnbogen zu Lehen. Gras Wilhelm >. erhielt
von Uaiser Ludwig am 13. Juli 1330 die Erlaubnis, „daß er eine
§tadt zu varmstadt machen soll mit Mauern und Graben, und daß
er da haben soll einen Wochenmarkt und einen Jahrmarkt". Eine Burg
war damals schon vorhanden. Wilhelms Nachfolger erhoben varmstadt
zu ihrer Residenz und befestigten es mit einer starken Mauer, Graben
und Mauertürmen, Ruch die §tadtkirche stammt in den ältesten Teilen
aus der Zeit der Grafen von Katzenelnbogen. Unter den Landgrafen
von Hessen hat varmstadt sich weiter entwickelt, freilich auch mancher-
lei Anfechtungen zu bestehen gehabt, von der Belagerung durch Franz
von Siefingen im Jahre 1518 haben wir schon gehört. 3rn schmalkaldischen
Krieg wurde es 1546 durch den Kaiserlichen General von Büren erobert.
Georg I., der Stifter des Fürstenhauses hessen-varmstadt, erbaute an
Stelle des 1547 größtenteils zerstörten Schlosses ein neues und ver-
lieh der Stadt durch Errichtung eines Rathauses, Kniegen des Markt-
platzes, Pflasterung der Straßen größeres Ansehen. Unter Georg Ii.
(1626—61) entstand die sogenannte „Alte Vorstadt" (Ballonplatz und
Magdalenenstraße), und Ludwig Vi. (1661—78) legte die Klexanderstraße
(ehemals Birngarten) an, die er durch eine neue Stadtmauer in die Be-
festigung einzog. Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt
1622 von Manzseld, dann von kaiserlichen, schwedischen und fran-
zösischen Truppen besetzt und durch Brandschatzungen, Pest und
Hungersnot schwer heimgesucht. vie Zahl der Bürger betrug
1636 nur noch 132. fluch der Franzosengeneral Xtlelac brachte
ihr neues Ungemach. Bessere Zeiten kamen wieder unter der Ue-
gierung Lrnst-Ludwigs (1678—1729), der nach Westen hin eine neue
Vorstadt (obere Rhein- und Luisenstraße) anlegen ließ. Unter der großen
Landgräfin Raroline, deren Gemahl Ludwig !X. meist in Pirmasens resi-
öierte, waren am Hofe berühmte Männer wie Goethe, Herder, Itc. dlau=
dius, Hr. K. von Ikoser und 3. H. Merck gern gesehene Gäste. Um das
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelms Wilhelms Franz
von_Siefingen Franz Georg_I. Georg_Ii Ludwig_Vi Ludwig Ludwig_!X. Ludwig Goethe H._Merck
Nördlich davon ist hinter dem Kmtsgebäude der Ministerien der vom
Marstall, dem Iustizgebäude und der Luisenstraße begrenzte Mathilden-
platz mit Brunnen und Venkmal Abt Voglers. Das Ende der Nhein-
straße bringt uns zum Paradeplatz, wo das Reiterstandbild des Groß-
Herzogs Ludwig Iv. aufgestellt worden ist. Rechts steht aus dem Ernst-
Ludwigsplatz der „weihe Turm", ein 1704 erhöhter Mauerturm der
alten Stadtbefestigung. Gehen wir gerade aus, so Kommen wir in das
Grohherzogliche Residenzschloh, einen Bau aus verschiedenen Jahrhun-
derten, der vier durch überwölbte Durchgänge mit einander verbundene
Höfe einschließt und rings von einem früher mit Wasser gefüllten, jetzt
in Gartenanlagen verwandelten Graben umgeben ist. Ein im Jahre 1664
von Ludwig Vi. errichteter Glockenbau enthält auf seinem durchbrochenen
Turm ein Glockenspiel, das vor dem Schlagen der ganzen und halben
Stunden Thoralmelodien spielt. Der fromme Landgraf ließ es zu Kmster-
dam gießen, damit es ,,geistliche Lieder spielend als eine leblose Kreatur
das Lob des Allmächtigen verkünde".
Kn der Stelle des 1892 niedergelegten Zeug-
Hauses am Nordende des Paradeplatzes erhebt
sich das 1906 erbaute Landesmuseum; davor
hat das Kriegerdenkmal (1870/71) einen Platz
gefunden. Gestlich davon steht das mehrfach
umgebaute Hoftheater. Zwischen den Stand-
bildern Landgraf Philipps des Großmütigen
und seines Sohnes Georg l. hindurch treten
wir in den 1675 angelegten Herrengarten mit
schönen Rasen, Rlleen, Baumgruppen- mit Teich
und Spielplätzen. In ihm ist das efeuumsponnene
Grabmal der großen Landgräfin Uaroline.
Eine von Friedrich dem Großen gewidmete
Marmorurne trägt die lateinische Inschrift:
„Rn Geschlecht ein Weib, an Geist ein Mann." Nicht weit davon
haben unsere Schulkinder ihrem so früh verstorbenen Prinzeßchen
Elisabeth 1905 einen Denkstein geweiht. Ruch an Goethe gemahnt
ein Denkmal des Gartens.
In dem Stadtviertel hinter dem Herrengarten liegt bei einer
Mädchenschule (Kyritzstiftung) das Pfründnerhaus. Ruch befinden
sich dort die neue katholische §t. Elisabethenkirche und die Tech-
Nische Hochschule. Die Häuser der Rlexanderstraße wie der vom
Ballonplatz abzweigenden Magdalenenstraße haben den Baustil
des 17. Jahrhunderts größtenteils bewahrt. Der von Ludwig V.
(1596—1626) angelegte Ballonplatz diente ursprünglich zu Ball-
Kriegerdenkmal.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig_Vi Ludwig Philipps Philipps Georg_l Friedrich_dem_Großen Friedrich Goethe Ludwig_V. Ludwig_V.
Fabriken und vielen, im schönen Mühltal gelegenen Mühlen,
hervorragende Gebäude sind die alte, einst befestigte evangelische
Kirche, die neuen Schulhäuser und die dicht bei diesen gelegene, neu
errichtete katholische Kapelle. Eberstadt hat etwa 7500 Einwohner. Die
meisten davon sind evangelisch. Mit Darmstadt ist es auch durch eine
zurzeit noch mit Dampf betriebene Straßenbahn verbunden, die dem-
nächst in eine elektrische Bahn umgewandelt werden soll. Schone
Spazierwege führen durch den Wald am Fuß der Ludwigshöhe her
nach dem von Darmstädtern viel besuchten Dorf, das von der Modau
durchflössen wird. Don Eberstadt steigen wir gerne hinauf zur alten
Burg Hrankenstein. vor dem äußeren Burgtor steht eine große Linde,
die manches erzählen könnte, wenn sie zu reden imstande wäre. Im
Schloßhof ist eine kleine Kapelle mit Grabmälern, die früher in der
Kirche zu Eberstadt waren. Von den Zinnen der Burg haben wir eine
herrliche Rundsicht bis über Rhein und Main' auch Otzberg, Lichtenberg,
Neunkircher höhe und Oelsberg erblicken wir von hier.
Die Burg auf dem 394 m hohen Bergrücken wird schon im 13. Jahr-
hundert erwähnt. Der damalige Besitzer Conrad 11. Reit} von Breu-
berg gilt als Khnherr des jetzt noch blühenden Geschlechts der Frei-
Herrn von Hrankenstein. Wohl bekannt ist auch unseren Kindern die
Sage vom Lindwurmtöter Georg von Hranienstein, dessen Grabstein sich
drunten in Nieder-Veerbach befindet. Er starb 1531. Es wird erzählt,
er habe einen Lindwurm getötet, der die Gegend verheerte, aber seine
Heldentat mit dem Tode büßen müssen, da das schwer verwundete Tier
noch bei den letzten Zuckungen seinen Ueberwinder verletzte. Noch be-
Kannter ist das Hrankensteiner Eselslehen. hatte in Darmstadt eine
Frau ihren Mann geschlagen, so wurde sie vom ,,bösen hundert" (dem
Gericht) dazu verurteilt, auf einem Esel durch die Straßen geführt zu
werden. War der Mann ,,in einer offenen und ehrlichen Fehde" seinem
Weib unterlegen, so hatte er selbst den Esel am Zaum zu leiten, sonst
tat dies ein dafür gedungener Knecht. Die Ritter von Frankenstein
mußten den Esel stellen,' es gehörte dies zu ihrer Lehenspflicht. Sie
erhielten dafür eine jährliche Vergütung von 12 Malter Korn und
2 Gulden 12 Klbus. Die Strafe wurde im Jahre 1587 zum letzten
Mal ausgeführt, von da ab, so wird berichtet, wurde es ,,der ehrsamen
wohllöblichen Bürgerschaft zu Darmstadt überlassen, ihre übermütigen,
stolzen, giftigen und bösen Weiber selbst in Zucht und Ordnung zu
halten". Durch die. Grasen von Katzenelnbogen und später durch die
Landgrafen von Hessen wurden die Ritter von Frankenstein immer mehr
in ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt. Sie zogen es daher 1662 vor,
ihre Burg und die dazu gehörigen Dörfer an Hessen zu verkaufen. Die
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b. Der westliche Teil des Kreises.
1. Hm Rande des Riedes liegt dicht bei Pfungstadt das Pfarrdorf
Hahn. Es ist etwa 4 Kilometer von der benachbarten Bahnstation ent-
fernt und hat zurzeit an 1200 Einwohner, die meistens Landwirtschaft
treiben' doch erwerben viele davon auch in Backsteinwerken ihren Unter-
halt. Das Dorf zeigt in vielen geschlossenen Hofreiten die altbewährte
Bauart früherer Art' doch werden daneben jetzt auch Backsteinhäuser
errichtet. Das alte Rathaus ist recht geräumig und diente wohl öfters
zum Abhalten von Gemeindeversammlungen und Festlichkeiten. Die
evangelische Kirche hat kein Pfarrhaus in ihrer Nachbarschaft' der zu-
ständige Geistliche wohnt von jeher in Pfungstadt.
2. In unmittelbarer Nähe liegt das nach Hahn eingepfarrte Eich,
das nur etwa 100 Einwohner zählt. Die Leute jener Gegend nennen
es noch heute „die Eich". Der kleine Grt ist V/2 Kilometer vom Watt)
entfernt. Seine Bewohner treiben Landwirtschaft' auch sind einige Bau-
Handwerker und Zigarrenarbeiter dort ansässig, die täglich nach dem
ca. 31/2 Kilometer entfernten Pfungstadt zur Beschäftigungsstätte gehen.
3. Wieder nur einige Minuten nordlich brauchen wir unsere
Schritte zu lenken, um das gleichfalls mitten in der Ebene gelegene
Eschollbrücken zu erreichen. Dies Pfarrdorf hat 650 fast nur evangelische
Einwohner, die sich meist eines Wohlstandes erfreuen, der in tüchtigem
Betrieb der Landwirtschaft begründet ist. Ueberhaupt gehört die Ge-
meinde zu den wohlhabendsten unseres Kreises, obwohl sie keinen Ge-
meindebesitz hat. Etwa 100 Leute gehen täglich nach Darmstadt zur
Hrbeit und fahren bei gutem Wetter meist mit dem Rade dorthin durch
den langen Wald, der dicht bei der neuen Krtilleriekaserne der Residenz
beginnt und bis auf einen halben Kilometer an das Dorf herantritt.
Die fast schnurgrade Straße führt über den hinter Eberstadt abzweigenden
Saitfcbach, der nordwestlich von Eschollbrücken den Landgraben schneidet.
4. Gehen die Bewohner von Eschollbrücken in nördlicher Richtung
an jenem Eichwäldchen vorbei, an dessen Ecke die Pumpstation des Varm-
städter Wasserwerkes liegt, so gelangen sie nach der durch den Schieß-
und Exerzierplatz bekannten großen Gemeinde Griesheim, von Darm-
stadt aus fährt man am besten mit der an der schnurgeraden Landstraße
herziehenden Vorortbahn dorthin. Außerdem könnte man die nach Worms
führende Eisenbahn benutzen, die an der Rordseite des Ortes vorbei-
zieht. Griesheim hat an 7000 Einwohner. Es liegt in sandiger Ebene,'
doch ist der Boden für Gemüsepflanzungen sehr geeignet. Die Ein-
wohner sind durch ihre rührige Betriebsamkeit nicht nur auf den Wochen-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bewohner des Vorfes erfreuen sich eines durch Fleiß erworbenen Wohl-
standes. Sie betreiben Landwirtschaft, Obstbau, Viehzucht, arbeiten im
Walde oder gehen nach Darmstadt zur Krbeit. viele suchen täglich
die Stadt auf, um dort schwunghaften Milchgeschäften nachzugehen.
3. Nicht weit von dem östlich von Gräfenhausen gelegenen §en5-
selber hos kommen wir zu der Stelle, wo der Centbach den ebenfalls
nach Westen strebenden Apselbach verlassen hat. In der Nähe des Baches,
an dem sich die Ottilienmühle befindet, zieht die Straße nach wix-
Hausen.. Dieser Ort ist Bahnstation. Er liegt an der Bahnstrecke Darm-
stadt—frankfurt. Nach diesen beiden Städten führen die Frühzüge viele
Bewohner des etwa 1600 Seelen zählenden Dorfes täglich zur Arbeit.
Nur ein Drittel der Bevölkerung widmet sich landwirtschaftlichen Be-
trieben und der Milchwirtschaft. Die Ntilchhändler fahren täglich mit
ihren Fuhrwerken in die benachbarte Stadt. Das alte Kirchlein steht
auf den Mauern einer römischen Befestigungsanlage. Rrt ihm zieht die
Nömerstraße vorüber. Km Südrande des Dorfes zieht der Bach her,
der aus §ilz und Ruthsenbach entstanden ist. 5ln ihm liegt jenseits des
Bahndammes die Aumühle. Jetzt ist hier eine Erziehungsanstalt für schul-
entlassene Burschen. Wixhausen, dessen Gemarkung im Südwesten, Nor-
den und Osten von Waldungen begrenzt ist, ist von Darmstadt etwa
7 Kilometer entfernt.
4. Wandern die Bewohner auf sandigem Wege am Ostrande eines
Waldes her nach Norden, so kommen sie nach Erzhausen. Es ist eben-
falls Station der Main-Neckar-Bahn, die in der Entfernung eines Kilo-
Meters am Grte vorüberzieht, hinter dem Bahnkörper erstrecken sich
große Waldgebiete. Etwa Dreiviertel der Bewohnerschaft des an 1000
Seelen großen Dorfes suchen meist als Bauhandwerker ihren Lebens-
unterhalt in Frankfurt und Darmstadt, der Nest der rein evangelischen
Bevölkerung treibt lohnende Landwirtschaft. Der Kern des Dorfes weist
Bauernhofreiten auf. Daran schließen sich dann die Gassen mit meist
^/zstöckigen Häusern des Rrbeiterstandes.
5. Ueber 6000 Einwohner zählt Arheilgen; es liegt ebenfalls
an der Main-Neckar-Bahn, ist aber von Darmstadt aus leichter mit
der in gerader Linie nach Norden führenden Straßenbahn zu erreichen.
Zwischen der vier Kilometer entfernten Hauptstadt und diesem großen
Orte herrscht ein reger Verkehr. Im Osten des langgestreckten Dorfes
treffen wir auf das dazu gehörige Kranichstein, eine Station der Strecke
Darmstadt-Kschaffenburg, die an dem bekannten „Rrheilger Mühlchen"
vorüberführt. Ein Teil der Bewohner treibt noch Landwirtschaft, hun-
derte strömen täglich in die benachbarte chemische Fabrik, wieder hun-
derte finden in sonstigen Betrieben Darmstadts Rrbeit und Verdienst.
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