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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 42

1880 - Halle : Anton
42 Wohl bin ich mürbe worden, doch nicht so Bin ich herabgekommen, nicht so ganz Zerbrochen und zernichtet, daß ich den Verriethe, der mir einzig Treue hielt." Mland. Darauf wurde er vom Kaiser in Acht und Bann gethan. Eine Zeit lang lebte er in den Schluchten des Schwarzwaldes vom Raube; endlich starb er sammt seinem Freunde, von Konrads Kriegern im Kampfe erschlagen. Ii. Konrads Sohn, Heinrich Iii., regierte von 1039—1056, Unter ihm erlangte Deutschland seine größte Ausdehnung; es umfaßte drei Königreiche ( - Italien, Burgund, Ungarn —), secks deutsche (— Schwaben, Baieru, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen —), und drei außerdeutsche Herzogtümer (— Polen, Kärn-then, Böhmen mit Mähren —). Heinrich erhob die kaiserliche Gewalt auf die höchste Stufe: Fürsten und Päpste — es gab deren damals zu gleicher Zeit drei, die sich gegenseitig verfluchten — setzte er nach Belieben ein und ab. Dem anmaßenden französischen Könige gegenüber vertrat er deutsche Ritterlichkeit. Derselbe behauptete nämlich auf einer Zusammenkunft mit Heinrich, Lothringen sei durch Hinterlist und Betrug an Deutschland gekommen, und verlangte die Herausgabe dieses Landes. Heinrich antwortete auf diese Lüge und Beleidigung damit, daß er dem französischen Könige feinen Ritterhandschuh vor die Füße warf und ihn so zum Zweikampfe herausforderte. Diesem aber entzog sich fein Gegner durch heimliche schimpfliche Flucht. Ein großes Verdienst erwarb sich Heinrich dadurch, daß er dem Fehde - und Raubwefen der Ritter, welches damals in vollster Blüthe stand, wenigstens für einige Tage der Woche steuerte. Er führte nämlich in Deutschland den Gottesfrieden ein, eine Einrichtung, die ursprünglich in Burgund und Frankreich getroffen worden war. Dieser Friede erstreckte sich auf die Zeit vom Sonnenuntergange Mittwochs bis zum Sonnenaufgange Montags. An den vier Tagen, welche an Christi Himmelfahrt, an fein Leiden und Sterben, an fein Ruhen im Grabe und an seine Auferstehung erinnern, sollte das Schwert in der Scheide bleiben und jedermann ohne Furcht feinen Geschäften nachgehen können. Mit eiserner Strenge trat Heinrich denjenigen entgegen, welche diesen Gottesfrieden brachen. Iii. 1. Heinrichs Iii. Sohn, Heinrich Iv., regierte von 1056 —1106. Anfangs übernahm feine Mutter Agnes die Leitung der Regierung, denn der junge König war bei des Vaters Tode erst 6 Jahre alt. Den deutschen Fürsten aber erschien es schmachvoll, daß sie einem Weibe gehorchen sollten. In Verbindung mit einigen andern Großen brachte darum der Erzbischof Hanno von Köln den königlichen Knaben in feine Gewalt, um in seinem Namen herrschen zu können. Als sich nämlich die Kaiserin

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 12

1880 - Halle : Anton
12 gewährte ihnen Wohnsitze südlich von der Donau, im heutigen Bulgarien und Serbien. Da die Westgothen den Boden ihrer neuen Heimath noch nicht hatten bestellen können, entstand Hungersnoth unter ihnen. Die römischen Beamten, die mit ihrer Versorgung beauftragt waren, beuteten diese Noth schonungslos zu ihrem eignen Vortheil aus. Sie verkauften das Fleisch von Schafen und Rindern, ja von umgekommenen Hunben und ekelhaften Thieren zu den übertriebensten preisen und forderten, als das Vermögen der Gothen bereits in ihre Hände gewandert war, selbst die Kinder derselben als Bezahlung. Durch die Bedrückung von Seiten der Römer wurden die Gothen zum Aufstande gereizt. Kaiser Valens eilte ihnen an der Spitze eines Heeres entgegen; er wurde aber 378 bei Adrianopel besiegt und kam auf der Flucht ums Leben. Sein Nachfolger Theodosius beruhigte jdie W e st g othen durch kluge Unterhandlungen, wies ihnen neue Wohnsitze in der heutigen Türkei an und machte sie zu seinen Bundesgenossen. Derselbe Theodosius theilte 393 das römische Reich unter seine beiden Söhne. So entstand ein weströmisches Reich mit der Hauptstadt Rom und ein oftrömisches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel. 3. Die Westgothen gehörten dem oströmischen Reiche an. Die gegenseitige Feindschaft der beiden römischen Reiche sich zu Nutze machend, durchzogen sie plündernd und verwüstend die griechische Halbinsel. Der oströmische Kaiser mußte ihnen Illyrien einräumen. Das nahe Italien reizte zu neuen Unternehmungen. Unter Führung ihres Königs Alarich fielen sie von Illyrien aus in Italien ein und belagerten Rom. Eine furchtbare Hungersnoth veranlaßte die Einwohner, mit Alarich Unterhandlungen anzuknüpfen. Die römischen Gesandten versuchten ihn einzuschüchtern, um günstigere Bedingungen zu erlangen; sie prahlten mit der großen Volksmenge der Stadt, die ihm in ihrer Verzweiflung leicht gefährlich werden könne. Spöttisch erwiderte Alarich: „Je dichter das Gras, desto besser das Mähen." Von seinen Forderungen geschreckt, fragten sie endlich nur noch bange: „Was, o König, willst du uns denn lassen?" Stolz und hart antwortete er: „Das Leben." Demüthig erkauften die Römer mit großen Schätzen Alarichs Abzug. Als aber der weströmische Kaiser seine Forderungen hochmüthig zurückwies, erschien er abermals vor Rom. Diestadt wurde 410 erstürmt und drei Tage hindurch geplündert. Von Rom aus wandte sichalarich südwärts, um einen Eroberungszug nach Sicilien und Afrika zu unternehmen. In Unteritalien aber, bei Cosenza am Busento, ereilte ihn der Tod. Die Gothen begruben ihn, nachdem sie das Wasser des Flusses abgeleitet hatten, im Bett des Buseuto; alsdann leiteten sie den Fluß wieber zurück und töbteten alle Gefangenen, welche das Grab gegraben hatten, bctmit niemanb bte Ruhestätte des Helben erfahren möge.

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 101

1880 - Halle : Anton
101 Iv. Karl und Moritz im Streit. 1. Karl hatte seine Feinde zu Boden geworfen; der schmalkaldische Krieg hatte ihn zum Herrn von Deutschland gemacht. Als solcher erließ er jetzt eine Vorschrift, wie es einstweilen — bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung — in religiösen Dingen gehalten werden sollte. In Augsburg war diese Vorschrift berathen worden; einstweilen (— lateinisch: interim —) sollte sie gelten; darum nannte man sie das Augsburgerjnterim. Nach demselben sollten die Protestanten halb wieder katholisch werden; deswegen waren gar viele mit ihm unzufrieden. Magdeburg vor allem verweigerte die Annahme desselben. Der erzürnte Kaiser erklärte es darum in die Acht, und da er selbst anderweit beschäftigt war, so sollte sein Liebling Moritz dieselbe vollstrecken. Moritz aber war nicht mehr der alte. Es hatte ihn tief verletzt, daß Karl trotz seines gegebenen Wortes seinen Schwiegervater Philipp von Hessen doch der Freiheit beraubt hatte und noch immer in harter Gefangenschaft hielt. Auch drückte es ihn, daß man ihm vorwarf, er habe seinen Glauben und seinen Vetter Johann Friedrichs an den Kaiser verrathen. Darum faßte er den Entschluß, für die Sache der Protestanten gegen den Kaiser die Waffen zu ergreifen und ihn zugleich zu zwingen, die gefangenen Fürsten frei zu geben. Nachlässig betrieb er die Belagerung Magdeburgs, sammelte aber dabei ein bedeutendes Heer. Insgeheim verband er sich auch mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg und mit dem Könige von Frankreich. Der letztere verfolgte zwar die Protestanten in seinem eignen Lande, in Deutschland aber unterstützte er sie aus Haß gegen den Kaiser. Freilich umsonst wollte er es nicht thun. Moritz mußte darein willigen, daß er die an der französischen Grenze gelegenen deutschen Städte Metz, Toul und Verdun unter seine Herrschaft bringe. 2. Alles dies wurde so geheim gethan und so geheim gehalten, daß Karl V. nicht das mindeste davon merkte. Sorglos hielt er sich, freilich an der Gicht erkrankt, in Innsbruck auf. — Plötzlich fchloß Moritz 1552 mit Magdeburg Frieden und brach gegen den Kaiser auf. Er that dies mit solcher Schnelligkeit, daß er den völlig überraschten Kaiser beinahe gefangen hätte. Kaum behielt derselbe noch Zeit, sich in stürmischer Nacht aus schrecklichem Wege in einer Sänfte über die schneebedeckten Alpen tragen zu lassen. Seinen Gefangenen, Johann Friedrich, hatte er zuvor in Freiheit gesetzt, doch sollte ihm derselbe noch einige Zeit freiwillig folgen. Krank und ohne Heer, mußte sich der Kaiser zu Unterhandlungen verstehen. Er beauftragte damit seinen Bruder Ferdinand. In Pafsau kam dieser mit Moritz zusammen, und hier wurde noch in demselben Jahre 1552 ein Vertrag geschlossen der Passauer Vertrag); durch denselben

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 149

1880 - Halle : Anton
149 Xxl Deutschlands Einigung. i. Die halbe Einigung. (Der preußisch-östreichische Krieg.) 1. Fünfzig Jahre waren seit dem Sturze Napoleons verflossen. In Frankreich hatte im Jahre 1848 eine neue Revolution das König'thum abermals abgeschafft und das Land in eine Republik umgewandelt; doch hatte die letztere nur kurzen Bestand. Der Neffe des großen Kaisers, Louis Napoleon, ahmte dem Onkel nach; er schwang sich zum Präsidenten der Republik empor, und nach kurzer Zeit (— im Jahre 1852 ) ließ er sich als Napoleon lli. zum Kaiser der Franzosen wählen. In Deutschland hatte sich der neugestiftete Bund wenig Freunde erworben. Alle edlen deutschen Herzen trauerten über die Zerrissenheit und Machtlosigkeit des Vaterlandes. Als darum im Jahre 1848 die französische Revolution ausbrach, pflanzte sich die Bewegung auch nach Deutschland fort. Theils von edler Begeisterung, theils von Ehrgeiz, Eigennutz und andern schmuzigen Leidenschaften erregt, erhob sich ein großer Theil des Volks; man wollte größere Einheit und Freiheit erringen oder wohl gar die Republik auch in Deutschland einführen. Aber der preußische König Friedrich Wilhelm Iv. nahm die ihm vorn deutschen Volke angebotene Kaiserkrone nicht an, und in blutigen Straßenkämpfen wurden die Aufständischen durch Waffengewalt überwunden. In Sachsen war der vielgeprüfte Friedrich ^August der Gerechte nach 59 jähriger Regierung im Jahre 1827 gestorben. Ihm folgte sein Bruder, der gütige Anton, ein Greis von 72 Jahren. Seit dem Jahre 1830 stand ihm sein Nesse, Friedrich August, als Mitregent zur Seite, und im folgenden Jahre 1831 erhielt Sachsen eine Constitution O Verfassung) , durch welche auch dem Volke der ihm gebührende Theil an der Verwaltung des Staates gegönnt wurde. Anton starb im Jahre 1836, und nun bestieg der bisherige Mitregent als Friedrich August Ii. den Thron. 18 Jahre regierte er in Segen, bis ihn, fern von der Heimath, ein plötzlicher Tod dem Lande entriß. Auf einer Reise in Tyrol, im Jahre 1854, wurde er bei einer Wendung des Weges aus dem Wagen geschleudert und durch einen Hufschlag des scheugewordenen Pferdes tödtlich verletzt; als Leiche kehrte er zu seinem trauernden Volke zurück. Sein Tod riefseinen Bruder Johann auf den Thron. Ihn schmückte außer der irdischen Krone noch eine höhere und schönere: die Krone der Weisheit, Frömmigkeit und Treue. Der kenntnißreichste und gelehrteste aller

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 151

1880 - Halle : Anton
151 Wien. Das sächsische Heer hatte bei Annäherung der Preußen das Land aeräumt und sich in Böhmen den Oestreichern angeschlossen. Drei preußische Heere brachen nun nach dem Kriegsplane des Schlacktendenkers Moltke in Böhmen ein und vereinigten sich nach einer Reibe blutiger Gefechte. Bei Sadowa und Königgrätz hatten Oestreichs und' Sachsen' unter dem Oberfeldherrn Benedek feste Stellung acnommen. Am 3. Juli 1866 kam es hier zum Entf chetbnngs-kamvfe. Heftige Regengüsse hatten den Boden ausgeweicht; nur schwierig vermochten die preußischen Heeresmassen heranzukommen; den weitesten Marsch hatte der Kronprinz Friedrich Wilhelm mit der 2. Armee zurückzulegen. Mit Übermenschlicher Anstrengung stürmten die Preußen seit 8 Uhr morgens gegen die wohlverschanzten Anhöhen. Entsetzlicher Kugelregen lichtete ihre Reihen, und trotz größter Tapferkeit vermochten sie keinen Vortheil zu erringen. Sehnsüchtig blickten sie nach links, von dorther sollte der Kronprinz kommen. Aber erst um 2 Uhr erschien bte ftilfe Die Kunbe: der Kronprinz ist bet! erfüllte bte erschöpften Krieger mit neuer Kraft. Ueberall begann nun unaufhaltsames Vorwärtsdringen, und Mb flüchtete das feinbliche Heer in wirrem Knäuel bett schützenben Mauern von Königgrätz zu. Spät erst, um 8 Uhr abmbs, trafen sich König und .Kronprinz; sie sanken sich in die Arme, und der Vater schmückte die Brust des Sohnes mit dem höchsten militärischen Orden. „Den ganzen Tag im Sattel, nur mit einem Stück Brot aus der Tasche eines Soldaten erquickt, mehrmals im bichten Feuer, so hatte der greise König alle Mühsal und Gefahren des Tages mit den Seinen getheilt, die Kämpfenben ermuntert, die Verwunbeten getröstet. Jetzt drängten sich jubelnb die Soldaten um ihn her, küßten und brückten ihm die Hänbe, jauchzten und weinten vor Lust — und das alte „Nun banket alle Gott" klang wie einst bei Lenthen über das Siegesselb." Die Preußen brangen nun fast ohne Wiberstanb bis in die Nähe Wiens vor. "®a bequemte sich Oestreich zum Frieden, bettn auch feine fübbeutfchen Verbünbeten waren unlerbeß völlig besiegt worben. Wichtig waren die Bestimmungen des Frtebens: Oestreich schieb aus Deutschland aus; Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. würden von Preußen aunectirt (= dem preußischen Staate einverleibt); unter Preußens Führung entstanb ein norbbeutfcher Buttb, welcher alle Staaten nörblich vom Main umfaßte. Die fübbeutfchen Staaten blieben zwar außerhalb biefes Bunbes, aber sie versprachen, ihm im Falle der Noth beistehen zu wollen. So war das halbe Deutschland geeinigt. — Ii. Die ganze Einigung. (Der beutfch-franzöfifche Krieg.) 1. Die glänzenben preußischen Waffenthaten erfüllten Frankreich, das bis jetzt im Rathe der Völker das erste Wort gesprochen hatte.

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 133

1880 - Halle : Anton
133 Bei Tische liebte er geistreiche Gesellschaft; die Abendmahlzeit wurde nicht selten bis Mitternacht ausgedehnt. Väterlich sorgte er für sein Volk. Um die Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen, vertheilte er die vorhandenen Getreide-vorräthe und die für Geschütz und Gepäck angekauften Pferde an die verarmten Landleute, damit sie ihre Aecker bestellen könnten. Auf seine Kosten wurden die zerstörten Orte wieder aufgebaut und armen Gemeinden die Steuern erlassen oder sonstige Unterstützung gewährt. Die Summe, welche er auf solche Weise nach und nach aus seinen Ersparnissen verschenkte, berechnet man auf 24 Millionen Thaler. 10. Je älter Friedrich ward, um so einsamer wurde es um ihn her. Die alten Freunde starben einer nach dem andern hinweg; dazu peinigte ihn schmerzvolle Krankheit. Zu Anfang des Jahres 1786 schied auch sein treuer Waffengesährte, der alte Ziethen. „Er führte immer die Avantgarde und ich die Hauptarmee, ich werde ihm folgen," sagte Friedrich, als man ihm seinen Tod meldete. Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Nach wenigen Monaten kam auch seine Todesstunde. In seinem Testamente sprach er als seinen letzten Wunsch aus: „Möge Preußen in höchster Blüthe bis an das Ende der Zeiten dauern!" Xix. Napoleon in Deutschland. 1. Friedrich der Große war am Vorabende großer Ereignisse gestorben. Drei Jahre nach seinem Tode, im Jahre 1789 begann in Frankreich eine Bewegung, welche man die französische Revolution nennt und durch welche ein vollständiger Umsturz der bestehenden Verhältnisse eintrat. Durch die Sittenlofigkeit unter Ludwig Xiv., namentlich aber unter Ludwig Xv., war die Achtung vor der Königswürde im Volke gänzlich gesunken. Die verschwenderische Hofhaltung und die kostspieligen Kriege hatten eine ungeheure Schuldenlast erzeugt. Darunter hatten die niederen Volksklassen, Bürger und Bauern, fast ganz allein zu leiden; alle Lasten waren ihnen aufgebürdet, Adel und Geistlichkeit waren von Steuern und Abgaben frei. Dies alles rief tiefe Erbitterung hervor, und unter Ludwig Xvi. steigerte sich dieselbe zur offenen Empörung. Die Bastille, das Staatsgefängniß, in welchem viele Unschuldige Jahre hindurch geschmachtet hatten, wurde erstürmt, die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit wurden aufgehoben und die Macht des Königs zu einem blosen Schatten herabgedrückt. Solchem unwürdigen Zustande wollte sich Ludwig Xvi. durch die Flucht entziehen; allein der Versuch mißlang; man erkannte den König und führte ihn mit Gewalt nach Paris zurück. Die niedere Volksklasse, der aufgereizte und aufgeregte Pöbel, erstürmte das königliche Schloß (— die Tuilerien). Der König selbst mit

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 145

1880 - Halle : Anton
145 3. Hier, in der Ebene von Leipzig, kam es am 1 6., 1 8. und 19. October 1813 zur großen entscheidenden Völkerschlacht. Gegen 500000 Streiter aus fast allen Völkern Europas standen sich gegenüber; mehr als 1000 Kanonen spieen Tod und Verderben; von ihrem Donner erbebte die Erde und zersprangen die Fenster. Am ersten Tage erlangte Napoleon bei Wachau einige Vortheile; er ließ die Glocken läuten und sendete Siegesboten nach Paris, allein zu früh, denn bei Möckern hatte Blücher nach furchtbar blutigem Kampfe einen vollen Sieg errungen. Am 17. October, es war ein Sonntag, ruhte die Kriegsarbeit. Umsonst versuchte Napoleon, seinen Schwiegervater, den Kaiser Franz von Oestreich, durch allerlei Versprechungen zu bewegen, sich von den Verbündeten zu trennen; man würdigte ihn jetzt nicht einmal mehr einer Antwort. So mußte der folgende Tag entscheiden. Napoleon nahm seinen Standpunkt auf einem Hügel bei dem Dorfe Probst-haida, bei einer durchlöcherten, halb zerstörten Windmühle; von hier aus leitete er die Seinen. Auf einem zweiten, nicht allzufern gelegenen Hügel aber standen die drei verbündeten Monarchen uni) waren Augenzeugen des gewaltigen Ringens. Heldenmüthig vertheidigten die Franzosen ihre Stellung gegen doppelte Uebermacht; trotz ihrer Tapferkeit wurden sie überall zurückgedrängt. Da verließen auch noch die Sachsen ihre Reihen; in geschlossenen Colonnen, mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele, die Anführer an der Spitze, zogen sie im Angesichte der Franzosen zu den Verbündeten hinüber und reichten ihren deutschen Brüdern die Hand. Als der Tag sich neigte, war Napoleons Niederlage entschieden. Feldmarschall Schwarzenberg brachte Den drei Monarchen die Siegesbotschaft, da sanken sie auf ihre Knie und dankten dem Herrn für den Tag der Befreiung. Und als das Dunkel über das große Blutfeld hereinbrach, saß Napoleon neben seiner Windmühle an einem Wachtfeuer auf einem hölzernen Schemel und dictirte die Befehle für den Rückzug. Dann, von der Anstrengung der letzten Tage und den Bewegungen des Gemüthes erschöpft, versank er, die Hände nachlässig im Schoß gefaltet, in Schlaf. Um ihn herum standen düster und verstummt feine Generäle, und in einiger Entfernung am Fuße des Hügels rauschten die zurückziehenden Truppen vorüber. Nach Mitternacht begann der Rückzug des Heeres durch Leipzig. Aber nur langsam ging er von Statten, da es nur einen einzigen Ausweg gab. Die Kanonen und Wagen verfuhren sich in einander , und mühsam mußten sich die zu Fuß daneben hinausdrängen. Kaum konnte man für Napoleon selbst noch einen Weg bahnen; einzeln mußten er und sein Gefolge an den Seiten des Gewühles sich fort-winden. Um 10 Uhr morgens hatte er noch Abschied vom sächsischen König genommen; umsonst hatte er ihn zu bewegen gesucht, mit ihm zu gehen; Friedrich August erklärte, er wolle das Schicksal seines Landes theilen. Von allen Seiten griffen die Verbündeten am Morgen des 19. October Leipzig an; tapfer vertheidigten die Franzosen jeden Schritt, und das Blut floß von neuem. Gegen Mittag drangen die ersten 10

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 98

1880 - Halle : Anton
98 meinten, es wurde doch nutzlos sein, ihre Sache würde doch verurtheilt werden. Daraufhin beschloß der erzürnte Kaiser, zum Schwert zu greisen, und heimlich rüstete er sich zum Kriege. Luther, der immer vom Kampfe abgerathen und gemahnt hatte, die Sache der Reformation Gott zu befehlen, erlebte glücklicherweise den Ausbruch des Streites nicht. Die Grafen von Mansfeld hatten ihn nach Eisleben gerufen, damit er einen zwischen ihnen entstandenen Streit schlichte. Hier erkrankte er. Bald verschlimmerte sich sein Zustand, es ging zum Sterben. Einer der um sein Lager stehenden Freunde fragte ihn: „Ehrwürdiger Vater, wollet Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?" Luther antwortete mit einem deutlichen „ja!" Dann wandte er sich auf die Seite und verschied still und sanft in seiner Geburtsstadt Eisleben am 18. Februar 1546. Sein Leichnam wurde auf des Kurfürsten Befehl nach Wittenberg gebracht und unter großer Feierlichkeit in der Schloßkirche daselbst beigesetzt. 2. Im albertinischen Sachsen regierte damals der Herzog Moritz. In seiner Jugend hielt er sich längere Zeit am Hofe seines Vetters, des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen, auf. Schon damals durchschaute Luther den kühnen Geist des Jünglings. Als ihn der Kurfürst fragte, was er von dem Prinzen halte, antwortete er: „Sehet wohl zu, gnädiger Herr, daß ihr euch in ihm nicht einen jungen Löwen erzieht". Im Jahre 1541 erbte Moritz von feinem Bater Heinrich das Meißner Land. Voll kriegerischen Muthes zog er bald darauf nach Ungarn, um dem Kaiser gegen die Türken Hilfe zu leisten. Beinahe hätte er hier das Leben eingebüßt. Im Eifer des Kampfes hatte er sich von den Seinen verloren, nur sein Reitknecht war ihm an der Seite geblieben. Plötzlich umringten ihn eine Schaar Türken; wüthend hieben sie auf den Fürsten ein; tapfer vertheidigte sich derselbe, unglücklicherweise aber stürzte er vom Pferde zu Boden. Da warf sich sein Reitknecht — Sebastian Neibisch hieß er — über ihn weg und fing die Hiebe und Stiche mit seinem Körper auf. Beide wurden zwar bald durch die herbeieilenden Sachsen befreit, aber der treue Diener war so mit Wunden bedeckt, daß er kurze Zcit daraus feinen Geist aufgab. Nach Sachsen zurückgekehrt, widmete sich Moritz der Regierung seines Landes: er sorgte für das Gedeihen der Leipziger Universität und gründete zu Meißen, Merseburg und Pforta Schulen, in denen die Knaben und Jünglinge für den Besuch jener Hochschule vorbereitet wurden. Die zu Merseburg wurde nach einigen Jahren nach Grimma verlegt. Aber das kleine Meißner Land genügte dem hochstrebenden Sinne Moritzens nicht. Er wollte höher steigen, und das konnte er nur mit Hilfe des Kaisers. Als ihm nun der letztere Aussicht auf die sächsische Kurwürde machte, war er darum schnell bereit, ihn in dem bevorstehenden Kampfe gegen die übrigen evangelischen Fürsten zu unterstützen. So verband er sich, obschon selbst Protestant, mit Karl V. gegen den schmalkaldischen Bund.

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 81

1880 - Halle : Anton
81 Sanftmüthige; er regierte von 1428 —1464. — Was Friedrich der Streitbare auf seinem Sterbebette vorausgesehen hatte, das ging jetzt in Erfüllung. Die Hussiten, die immer kühner und wilder und beutegieriger wurden, brachen in zahllosen Schaaren in Sachsen ein und durchzogen sengend und brennend, raubend und mordend das Land. Eine Menge Städte und Dörfer (— Riesa, Strehla, Döbeln, Colditz, Grimma, Oschatz, Waldenburg, Glauchau, Werdau, Reichenbach, Plauen zc.) gingen in Flammen auf; die Bergwerke wurden verschüttet, die Weinberge zu Grunde gerichtet; Männer, Weiber und Kinder wurden ohne Schonung niedergemetzelt, und auf unzähligen Wagen schleppten die Feinde die gemachte Beute mit sich fort. Erbarmen kannten sie nicht; nur einmal haben sie Gnade geübt. Eine Abtheilung der Hussiten kam in die Gegend von Kamenz, das damals allerdings noch nicht zu Sachsen gehörte; in dem nahegelegenen Walde hausten die schrecklichen Horden und bedrohten die vor Furcht und Angst zitternde Stadt. Da schickte man die Jugend hinaus; in demüthigem Aufzuge erschienen die Kinder vor dem feindlichen Führer und baten um Schonung der Stadt. Und wirklich fühlte er einmal ein menschliches Rühren und zog mit seinen Schaaren ab. Zum Andenken an diese fast wunderbare Errettung feiert man heute noch in Kamenz alljährlich auf einem freien Platze im Walde das „Forstfest", ein Volks- und Kinderfest. 2. Kaum waren die durch die hussitischen Raubzüge geschlagenen Wunden etwas vernarbt, als ein neues Unglück über Sachsen hereinbrach. Als Kurfürst regierte Friedrich Sachsen allein; in den andern Landestheilen (— Meißen und Thüringen —) führte er die Herrschaft mit feinem Bruder Wilhelm gemeinsam. Auf des Letzteren Drängen theilten jedoch im Jahre 1445 die Brüder die bis dahin gemeinschaftlich regierten Länder. Friedrich erhielt Meißen, Wilhelm Thüringen. Dieser aber war mit seinem Theile unzufrieden. Dazu reizten ihn böse Rathgeber noch mehr gegen den Bruder auf. In gegenseitiger Erbitterung griff man zu den Waffen; es entbrannte ein Krieg, welcher den häßlichen Namen „der Bruderkrieg" führt; durch ihn tour-den Thüringen und Meißen fünf Jahre hindurch von neuem schrecklich verwüstet. Eigentliche Schlachten wurden in diesem Kampfe wohl weniger geschlagen; dafür aber zerstörte man, was man zerstören konnte. Felder, Gärten und Scheuern wurden geplündert, die Heerden hinweggetrieben, die Häuser eingeäschert; die Städte belagerte man und brannte sie nieder; bei der Eroberung von Gera kamen allein 5000 Menschen um das Leben. Dabei stockten Handel und Gewerbe, und der Ackerbau lag darnieder. Die Sanstmuth Friedrichs führte endlich zum Frieden. Beide Fürsten standen, zum Kampf gerüstet, mit ihren Truppen sich gegenüber. Da trat zum Kurfürst Friedrich ein Büchsenmeister; das war ein Mann, der mit den neu erfundenen Schießgewehren, den Donnerbüchsen, wohl umzugehen verstand. Er erbot sich, den Herzog 6

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 117

1880 - Halle : Anton
117 Xvii. Deutschland zur Zeit Ludwigs Xiv. l. 1. Nach Ferdinands Iii. Tode bestieg Leopold l den deutschen Kaiserthron. Beinahe 50 Jahr hat er die Krone getragen, von 1657— 1705t Aber die Zeit seiner Regierung war keine glückliche für Deutschland. Entsetzlich war es durch den langen, furchtbaren Krieg zerrüttet; seine Fürsten lebten in stetem Hader und Streit; im Westen drohte von Frankreich her große Gefahr, und im Osten brachen die Türken raubend und plündernd ein. In Frankreich herrschte damals der ehrgeizige, verschwenderische und ländersüchtige Ludwig Xiv. Nicht blos in Frankreich, sondern in ganz Europa wollte er Herr sein. Deutschland verachtete er gründlich. „In seinem Uebermuthe ließ er sich eine Uhr machen, in welcher ein künstlicher, französischer Hahn bei jedem Stundenschlag krähte; der deutsche Adler aber, welcher auch an der Uhr angebracht war, zitterte bei diesem Krähen jedesmal am ganzen Leibe. Auch hatte er eine große Statue fertigen lassen, die ihn selbst darstellte, stehend auf den Nacken von vier gefesselten Sklaven; in einem dieser Sklaven erkannte man deutlich den deutschen Kaiser." — In seinem Lande war er ein Tyrann, der keine Freiheit duldete und keinen andern Willen, als nur den seinen gelten ließ; sein Wahlspruch war: „Der Staat bin ich." Nach außen aber trat er als ländergieriger Eroberer auf, namentlich wollte er alles Land auf dem linken Rheinufer an sich reißen. Zuerst versuchte er es mit den damals spanischen Niederlanden. Doch vermochte er nur den kleineren Theil derselben in seine Gewalt zu bringen; daran waren die benachbarten Holländer schuld, die mit England und Schweden einen Bund gegen ihn schlossen. Darum brütete Ludwig Rache. Mit einem großen Heere fiel er in Holland ein; unaufhaltsam drang er vorwärts; jetzt war „Holland in Nöthen". Aber die Holländer durchstachen die Dämme, welche an der Küste zum Schutze gegen die Meeresfluthen errichtet waren, setzten so ihr Land unter Wasser und hinderten die Franzosen am weitern Vordringen. Auch erhielten sie Bundesgenossen an Kaiser Leopold und vor allem an dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der ein geschworner Feind des französischen Wesens war. Als derselbe am Rhein gegen Ludwig kämpfte, brachen plötzlich die Schweden, vom französischen Könige dazu gereizt, in Brandenburg ein und hausten, wie sie es aus dem 30jährigen Kriege her gewöhnt waren. Da griffen die Bauern zu den Waffen, um gegen ihre Bedrücker zu kämpfen. Auf ihre Fahnen schrieben sie: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Knn-fürsten mit unserm Blut." Kaum aber hörte Friedrich Wilhelm vor dem Einfall der Schweden, als er den Rhein verließ und in Eilmärschen seinem Lande zu Hilfe eilte. Bei Fehrbellin, nordwestlich von Berlin,
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