Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
35
Durch die bereits gewonnenen Erfahrungen so wie durch eigenes Nachdenken geleitet,
führte man nun den Bau auf eine ganz eigentümliche Weise aus, so daß vielleicht
kein ähnlicher auf der Erde sich findet.
Man behielt die runde Form bei und baute zwei hohe Stockwerke durchaus
massiv. Weder die kleinste Treppe, noch fast ein leerer Raum sind in diesem Teile
des Baues vorhanden. Es ist eine wetterfeste Masse aus Steinen, Holz und Eisen,
auf das innigste verbunden. Starke Marmorqnadern hängen durch gewaltige Eisen-
klammern an einander, die bedeutend tief in die Quadern hineingehen; dazwischen
ist alles mit Cement ausgefüllt. Um das Ganze liegt eine Riesenkette von Eisen, die
rotglühend in die Rinne des Steines eingelassen, dann mit Blei ausgegossen wurde,
im Erkalten sich zusammenzog und so den Bau mit ungeheurer Kraft zusammen-
schnürte. Erst auf diesem Grunde erhebt sich die Wohnung der Wächter, aus welcher
eine Treppe in die Laterne führt. Drei Männer wohnen beständig hier oben. Der
Turm hat eine Höhe von 26,6 na.
Sei es, daß die Fesügkeit des Baues jetzt ebenso genau berechnet, als in Wirk-
lichkeit hergestellt ist oder daß Sturm und Welle noch nicht Ernst machten: der Leucht-
turm auf Eddystone steht noch zu dieser Stunde, obgleich die Wogen ihn manchmal
um 6 rn überwogen. Wahr ist es, daß derselbe im Sturme zittert und schwankt;
dies aber verbürgt vielleicht seine Dauer, denn auch die Bäume bleiben ja bekanntlich
stehen, die sich vom Sturme beugen lassen. — An eurem Morgen nach einer wilden
Nacht ließ ich mich einmal nach Eddystone schiffen, nm die Wächter zu besuchen.
Ich fand sie beim Frühstück und wohlgemut. Die Wellen kamen wohl bis zu Eurem
Fenster, und Ihr werdet Schaum im Zimmer gehabt haben," bemerkte ich. „Mein
Herr, das grüne, helle Wasser!" gab mir der eine kalt zur Antwort, indem er ein
Glas Wermut hinunter stürzte.
A. Lewald.
24. Seemannswort aus die Lebensweise.
Stichst hinaus ins Leben? Eine schlimme
See!
Nimm mein Jung an Bord
Alten Seglers Wort
Als ein gut Ade.
Spurlos ist der Ozean,
Überall und nirgends Bahn;
Kalt schlägt die Welle, kalt und leer,
Ans volle warme Herz heran;
Wohin du lugst — ein Strich — nichts
mehr. —
Kalt. mein Junge, ist der Ozean!
Einsam ist die See!
Deinen Kurs such in der Höh':
Am Himmel ist des Seglers Bahn,
Was er in Wogennacht nicht finden kann,
Steht oben hell geschrieben an.
Doch die Lichter zu verstehn,
Mußt init deinem Licht du sehn:
Von deinem Kompaß lasse nicht,
Achte, was die Nadel spricht.
Blick hinauf und schau dann auf ihn nieder,
Bald hast deinen Kurs du wieder.
Mchts ist flücht'gen Blicken aufgethan!
Fest, mein Junge, schaue oder nicht!
Die Wahrheit fängt mit Zweifeln an;
Die Nacht war vor dem Licht.
Und wohin du immer gehest,
Senk' dein Log in Grund,
Daß du an den Knoten sehest,
Deine Fahrt zu jeder Stund.
Trügt's einmal, nimm's Halbweg an,
Wie man Menschensatzung nehmen kann;
Immer senke, immer senke noch:
Stimmt's einzeln nicht, so stimmt's in
Summa doch.
Doch auch um dich schaue, ist See-
mannsart:
Deinen Kurs studier' an fremderfahrt,
Schwank bleibt der Ozean ttotz Kart' und
Log,
Nach festem Stand vergebens senkst du
doch,
Fest ist nur Gott/ der Fels im Meer —
Wir — Wrack! — Und ging's mit allen
Segeln her!
Ein Blick und alle Segel sind nicht
mehr!
Jagt über dich die Himmelsflut,
Reckt der Sturm aus seine wilde Hand,
Hat er donnernd seine blasse Wut
Auf dein zitternd Deck gesandt, —
Immer steure du gelassen zu:
Sturmes Meister ist die Ruh.
3*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
28
I. Lebensbilder.
daß du einst tüchtig in deinem Fache und gesund an Leib und Seele zu-
rückkehren werdest.
Und nun, mein lieber Bruder, nimm dein Felleisen auf den Rücken
und den Wanderstab zur Hand, habe Mut und Gottvertrauen, sieh dich
in der Welt um, bilde dich zu einem tüchtigen Handwerker aus, kehre
nach Jahren gesund und glücklich wieder an den heimatlichen Herd zurück
und nimm zum voraus die Versicherung hin, daß, wenn du meinem
Rat gefolgt bist, du von allen Guten und Verständigen geachtet und ge-
liebt sein wirst. Du wirst glücklich und zufrieden sein, denn dein Herz
ist rein und deine Seele rein von Schuld.
Lochner.
19. Wanderlied.
1. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus;
Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
2. Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt'!
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht!
Es giebt so manche Sttaße, da nimmer ich marschiert,
Es giebt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.
3. Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl.
Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Thal.
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all,
Mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.
4. Und abends im Städtlein da kehr' ich durstig ein:
Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel du lust'ger Spielmann du,
Von meinem Schatz das Liedel, das sing' ich dazu.
5. Und find' ich keine Herberg, so lieg' ich zu Nacht
Wohl unter blauem Himmel; die Sterne halten Wacht;
Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach/
Es küsset in der Früh' das Morgenrot mich wach.
6. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust I
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt.
Emanuel Geibel.
20. Handwerksbrauch aus der Herberge.
Rüstig, mit hellen Augen, das Ränzel auf dem Rücken, den starken
Stock in der Rechten, wanderte ein junger Bursch gegen Abend in die
Stadt Elberfeld ein. Aus dem Ansbachischen war er zu Haus und in
Rot hatte er die Schlosserei erlernt. Wie der Frühling des Jahres 1665
ins Land gekommen, hatte der junge Gesell sich auf die Wanderschaft be-
geben. Hier und dort in den Städten war er dann ein paar Wochen je-
desmal in Arbeit gegangen, bis er vom Lohn sich wieder für die Fort-
setzung der Reise erspart hatte.
In Elberfeld, wohin ihn sein Weg geführt, wollte er abermals Ar-
beit nehmen. Am Thor, wo er sein Wanderbuch der Wache vorgezeigt,
hatte er erfahren, wo seiner Zunft ehrbare Herberge fei. Dahin wandte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
75
„Möge doch Hermann sie treffen und sie erquicken und kleiden.
Ungern würd' ich sie sehn; mich schmerzt der Anblick der Jammers.
Schon von dem ersten Bericht so großer Leiden,, gerühret,
Schickten wir eilend ein Scherflein von unserm Überfluß, daß nur
Einige würden gestärkt, und schienen uns selber beruhigt.
Aber laßt uns nicht mehr die traurigen Bilder erneuern;
Denn es beschleichet die Furcht gar bald die„Herzen der Menschen,
Und die Sorge, die mehr als selbst mir das Übel verhaßt ist.
Tretet herein in den hinteren Raum, das kiihlere Sälchen.
Nie scheint Sonne dahin, nie dringet wärmere Luft dort
Durch die stärkeren Mauern; und Mütterchen bringt uns ein Gläschen
Dreiundachtziger her, damit wir die Grillen vertreiben.
Hier ist nicht freundlich zu trinken; die Fliegen umsummen die Gläser."
Und sie gingen dahin und freuten sich alle der Kühlung.
Sorgsam brachte die Mutter des klaren herrlichen Weines,
In geschliffener Flasche auf blankein zinnernem Ruitde,
Mit den grünlichen Römern, den ächten Bechern des Rheinweins. —
Und so sitzend umgaben die Drei den glänzend gebohnten,
Runden, braunen Tisch, er stand auf mächtigen Füßen.
Heiter klangen sogleich die Gläser des Wirtes und Pfarrers;
Doch unbeweglich hielt der Dritte denkend das seine,
Und es fordert' ihn auf der Wirt, mit freundlichen Worten:
„Frisch, Herr Nachbar, getrunken! denn noch bewahrte vor Unglück
Gott uns gnädig und wird auch künftig uns also bewahren.
Denn wer erkennet es nicht, daß seit dem schrecklichen Brande,
Da er so hart uns gestraft, er uns nun beständig erfreut hat
Und beständig beschützt, so wie der Mensch sich des Auges
Köstlichen Apfel bewahrt, der vor allen Gliedern ihm lieb ist.
Sollt' er fernerhin nicht uns schützen und Hülfe bereiten?
Denn man sieht es erst recht, wie viel er vermag, in Gefahren.
Sollt' er die blühende Stadt, die er erst durch fleißige Bürger
Neu aus der Asche gebaut und dann sie reichlich gesegnet,
Jetzo wieder zerstören und alle Bemühung vernichten?"
Heiter sagte darauf der treffliche Pfarrer und milde:
„Haltet am Glauben fest, und fest an dieser Gesinnung:
Denn sie macht im Glücke verständig und sicher, im Unglück
Reicht sie den schönsten Trost und belebt die herrlichste Hoffnung."
Da versetzte der Wirt, mit männlichen klugen Gedanken:
„Wie begrüßt' ich so oft mit Staunen die Fluten des Rheinstroins,
Wenn ich, reisend nach meinem Geschäft, ihm wieder mich nahte!
Immer schien er mir groß und erhob mir Sinn und Gemüte;
Aber ich konnte nicht denken, daß bald sein liebliches Ufer
Sollte werden ein Wall, um abzuwehren den Franken,
Und sein verbreitetes Bett ein allverhindernder Graben.
Seht, so schützt die Natur, so schützen die wackeren Deutschen
Und so schützt uns der^Herr; wer wollle thöricht verzagen?
Müde schon sind die Streiter, und alles deutet auf Frieden.
Möge doch auch, wenn das Fest, das lang erwünschte, gefeiert
Wird in unserer Kirche, die Glocke dann tönt zu der Orgel,
Und die Trompete schmettert, das hohe Te Deum begleitend, —
Möge mein Hermann doch auch an diesem Tage, Herr Pfarrer,
Mit der Braut, entschlossen, vor Euch am Altare sich stellen,
Und das glückliche Fest, in allen den Landen begangen,
Auch mir künftig erscheinen, der häuslichen Freuden ein Jahrstag!
Aber ungern seh' ich den Jüngling, der immer so thätig
Mir in dem Hause sich regt, nach außen langsam und schüchtern.
Wenig findet er Lust, sich unter Leuten zu zeigen;
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes.
81
breiteten sie sich über den Vorhof und die Wiese aus, um ihr Mahl zu halten.
Ihre Führer setzten sich auf den Klosterplatz und schmausten reichlich. Auch
Heribald wurde bei ihnen, wie er selbst später sagte, besser gesättigt, als jemals
in seinein Leben. Und als sie nach ihrer Sitte auf dein grünen Grase ohne
Sessel sich zur Mahlzeit lagerten, trug er für sich und einen andern Geistlichen,
der gefangen war, Stühlchen herzu. Die Ungarn aber zerrissen die Schulter-
stücke und die übrigen Teile der geschlachteten Tiere noch halb roh ohne Messer
mit den Zähnen und verschlangen sie, die abgenagten Knochen warfen sie im
Scherz einer nach dem andern. Auch der Wein wurde in vollen Bottichen
in die Mitte gesetzt, und jeder trank ohne Unterschied so viel ihm beliebte.
Als sie durch den Wein warm wurden, riefen sie alle ihre Götter auf eine
greuliche Weise an und zwangen den Geistlichen und den Narren, dasselbe
zu thun. Der Geistliche aber verstand ihre Sprache wohl, und sie hatten auch
deshalb sein Leben geschont. Er schrie laut mit ihnen. Als er aber in ihrer
Sprache zur Genüge Unsinn geschrieen hatte, stimmte er das Lied vom heiligen
Kreuz an und sang unter Thränen das „Heilige uns". Dies sang auch
Heribald, obgleich er eine rauhe Stimme hatte, eifrig mit. Alle, die da waren,
versammelten sich bei dem ungewöhnlichen Gesang der Gefangenen; einige
tanzten in überströmender Freude vor ihren Häuptlingen und rangen, andre
kämpften mit den Waffen, um zu zeigen, wie gut sie das Kriegswerk ver-
stünden. Bei dieser Lustigkeit hielt jener Geistliche die Zeit für günstig, um
seine Befreiung zu bitten. Er flehte die Hülfe des heiligen Kreuzes an und
warf sich weinend den Häuptlingen zu Füßen. Diese aber in wildem Sinn
gaben ihrem Gefolge durch Pfeifen und greuliches Grunzen einen Befehl. Die
Krieger sprangen wütend herzu, packten den Unglücklichen und zogen ihre Messer,
um an seinem geschornen Haupte Mutwillen zu üben, bevor sie ihn umbrächten.
Während sie sich dazu rüsteten, kamen die Späher aus dem Walde, der
gegen die Burg zu liegt, plötzlich heran, und gaben Zeichen durch Horn und
Ruf. Sie meldeten, daß eine Burg, mit bewaffneten Scharen besetzt, ganz in
der Nähe sei. Da sprangen die Ungarn jeder für sich schnell aus dem Thor,
ließen den Geistlichen und Heribald im Kloster zurück und ordneten sich nach
ihrer Gewohnheit schneller, als jemand glauben sollte, zum Treffen. Als sie
aber sahen, daß die Burg nicht zu belagern sei, daß man die lange und schmale
Höhe nur mit dem größten Verlust und mit sicherer Gefahr ersteigen könne,
und daß die Verteidiger, wenn sie Männer seien, niemals vor ihrer Menge
weichen würden, so lange sie Lebensmittel hätten, zogen sie endlich von dem
Kloster ab, zumal „sein Gott Gallus" Macht über das Feuer habe. Sie
zündeten einige Häuser des Dorfes an, geboten durch Horn und Ruf Still-
schweigen und zogen auf dem Wege nach Konstanz ab.
Die Burgleute aber meinten, daß das Kloster brenne, und verfolgten
. sie, als sie den Abzug erfuhren, anst Seitenwegen. Sie bekamen ihre Späher,
die dem Haufen weit vorauszogen, zu Gesicht, töteten einige und führten einen
Verwundeten gefangen mit sich. Die übrigen retteten sich durch die Flucht
Vaterland. Oberstufe Ii. «
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
98
Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes.
tose, daß Berg rmd Tann widerhallte. Jeder trachtete, den Preis zu erjagen,
doch keiner koitnte es dem Melden aus Niederland gleichthun. Die grimmigsten
Maldtiere erlegte er, nichts konnte ihm entrinnen. Bon seiner pand fiel der
wilde Tber und der gewaltige Auerochs, den schnellen pirsch ereilte er, und der
Löwe that nur noch drei Sprünge, als des pelden Pfeil ihm in die Flanke
fuhr. Laut ertönte jetzt das porn, und die Jäger begannen, den Tann zu
räumen. Da nun Siegfried der Lagerstatt zuritt, brach ein Bär vor dem
punde aus dem Gebüsch. „Den fangen wir noch!" rief Siegfried, „gebt acht,
was ich den Recken für Rurzweil schaffe." Doch konnte er ihn auf feinem
Rosse nicht erretten, denn der wilde Mald hinderte ihn. Da sprang er ab und
lief durch Feld und Busch dem Bären nach. Mit den pänden fing er ihn,
und wie grimmig das Untier auch gegen ihn rang —, er band ihm die Füße
zusammen, trug ihn zu seinem ledigen Rosse und schnürte ihn am Sattel fest.
So kam der peld zur Feuerstatt geritten, wo man rasten wollte. Tr hob das
Tier auf die Trde und löste ihm die Fesseln. Alsbald lief der Bär dem Malde
zu. Da kläfften die punde, da schrieen die Unechte und trieben ihn wieder dem
Feuer entgegen. Mitten hindurch fuhr der Bär. pei, wie hurtig fuhren die
Rüchenknechte vom perde zurück! U)ie rasselten die umgestürzten Ressel zu
Boden, fiogen die Bratspieße in die Asche, sprühten die Feuerbrände durch den
Mald! Die perren sprangen von ihren Sitzen, sie liefen dem Bären nach gegen
den Berg hin. Mancher griff in den Rächer und hob den Bogen; doch der
Bleute Schwarm hinderte den Schuß. Da erlies ihn der schnelle Siegfried und
schlug ihn mit dem Schwert zu Tode. Nun wurden die Speisen bereitet, und
alle setzten sich aus den grünen Anger, um sich zu laben nach des Tages Last,
pätten nicht Untreue und Berrat mit zu Tische gesessen, nie hätte ein Tag fröh-
licher geendet. Da sprach Siegfried: „Reich war die Jagdbeute, herrlich sind
die Speisen, wo bleibt aber der kühle Trunk? Zu lange säumen die Schenken.
Nach solch heißem Tage will ich des U)eins nicht entbehren, oder ich möchte
nicht Zagdgefelle sein." Günther sagte: „Das ist pagens Schuld, wenn wir
dürsten müssen." Mit tückischem Sinn erwiderte der Recke: „Zch wähnte, die
Zagd sollte im Spessart sein; dorthin hab' ich den Mein gesandt. Doch weiß
ich einen Brunnen, kühl und gut, dort unter der Linde an der Bergwand, da
können wir uns laben." Bald wurde nun die Tafel gerückt; die Rnechte trugen
die Jagdbeute zu den Magen und fuhren dem Rheine zu.
Die drei Recken aber wandten sich zum Euell unter der Linde. Da
sprach der peld von Tronje: „Ich hörte einmal sagen, daß niemand Rriem-
hilds Gemahl im Laufe folgen könne; lieb wäre es mir, das einmal zu
sehen." „Erproben wir's auf der Stelle," antwortete Siegfried, „wer von uns
der erste am Brunnen ist, der soll Meister sein. All mein Gewaffen will ich
an mir tragen: den Murfger, den Schild und mein Iagdgewand, dazu Bal-
mung, mein Schwert." Günther und pagen streiften ihr Gewand ab und
standen da im weißen Linnenhemde. Das Zeichen ward gegeben, der Mettlauf
begann; wie wilde Panther liefen sie durch den Rlee, doch sah man den
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
164
Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes.
Männern, Frauen und Kindern, aus Berlinern und Fremden zusammensetzt.
Alle Köpfe sind nach einer Seite und zwar nach dem vornehm-edlen Gebäude
gerichtet, auf dessen Dache lustig im Winde eine wappengeschmückte seidene
Flagge weht. Es ist kein prunkvolles Haus; von baulichen Zieraten, von
glänzenden Vergoldungen und blendenden Äußerlichkeiten ist nichts an ihm zu
merken; einfach und würdig ist es, ganz so wie der, dessen Heim es bildet:
Das ist das Haus des Deutschen Kaisers.
Wohl mancher, der von Paris oder London kommt, ruft in hellem Er-
staunen aus: „Das soll des deutschen Herrschers Schloß sein?" Aber sein
Erstaunen verdoppelt sich, wenn er die Vorgänge sieht, die sich täglich vor
diesem Hause abspielen. Hunderte und Tausende von Menschen stehen hier oft
in dichtgedrängten Scharen, stundenlang, bei Sonnenschein und bei stürmischem
Wetter, bei trübem und bei klarem Himmel, und besonders groß ist ihre
Zahl um die Mittagsstunde, denn man weiß, daß dann die Wache aufzieht
und der Kaiser am Eckfenster erscheint, auf das alle Blicke gelenkt sind. Ein
Uhr ist es, und in der Ferne erklingt bereits die Militärmusik; von überall
her strömen noch eiligen Laufes neue Menschenmengen heran, denn gerade um
diese Stunde sind die Linden am belebtesten. Die Wagen weichen zur Seite,
und die Fußgänger stauen sich in undurchdringbarem Wall an dem Straßen-
damm. Und nun marschieren sie auch bereits mit klingendem Spiel heran,
die Gardetruppen, voran der Nachwuchs der Berliner Einwohnerschaft; der
junge Offizier an der rechten Seite des Zuges späht scharf nach dem Palais
hin, und eine freudige Röte ergießt sich über sein Gesicht. „Achtung, Augen
rechts!" Aber es bedarf des Befehls nicht, und er wird auch kaum gehört,
denn „Hoch, Hurra, Hoch!" braust es donnernd die Linden entlang, und die
Hüte werden geschwenkt, und die Taschentücher wehen im Winde: soeben ist ja
der Kaiser in seinem schlichten Militärrock an das Fenster getreten, und, nach-
dem er kurz die vorüberziehende Wache gemustert hat, verbeugt er sich immer
wieder und wieder, und man sieht es seinen lächelnden Mienen an, ivie sehr
ihn die Huldigung erfreut.
Es hat etwas Tiefergreifendes, diese Menschenschar zu betrachten, wie
sie still und ehrfurchtsvoll um das erzene Denkmal des großen Königs steht,
auf das an der Ecke gelegene Arbeitszimmer spähend, in dem der Kaiser den
größten Teil des Tages verweilt. Welches Leben und welche Bewegung kommt
aber plötzlich in die Menge, wenn der einfache, mit zwei Rappen bespannte,
und bei nur einigermaßen günstiger Witterung stets aufgeschlagene kaiserliche
Wagen auf die Rampe fährt! Wie recken sich da die Hälse, und wie sucht
einer sich am andern vorbeizudrängen, nur um recht deutlich und recht nahe
den hohen Herrn zu sehen! Wie im Fluge geht es die Linden entlang von
Mund zu Mund: „Der Kaiser kommt!" Die Fuhrwerke weichen eilig zur
Seite, und die Spaziergänger verneigen sich tief, und leutselig erwidert der
Kaiser die Grüße, indem er mit sichtlichem Wohlgefallen die Augen über das
buntfarbige Gewühl schweifen läßt. Manchem aber zuckt es beim Anblick des
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Vi. Aus dem Menschenleber!.
403
zu deinem Freunde; ist er's aber einmal, so muß er es gegen den dritten Mann
mit allen seinen Fehlern sein. Du mußt deinen Freund mit allem, was an
ihm ist, in deinen Arm und in deiner: Schutz nehmen.
Eigentliche Freundschaft kann nicht sein ohne Einigung, und wo die ist,
da macht sie sich von selbst. So sind Leute, die zusammen Schiffbruch leiden
und an eine wüste Insel geworfen werden, Freunde. Nämlich das gleiche
Gefühl der Not in ihnen allen, die gleiche Hoffnung und der eine Wunsch
nach Hülfe einigt sie. Einerlei Gefühl, einerlei Wunsch, einerlei Hoffnung
einigt, und je inniger und edler dieses Gefühl, dieser Wunsch und diese Hoff-
nung sind, desto inniger und edler ist auch die Freundschaft, die daraus wird.
Aber, denkst du, auf diese Weise sollten ja alle Menschen auf Erden
die innigsten Freunde sein! — Freilich wohl! und es ist meine Schuld nicht,
daß sie es nicht sind. Matthias Claudius.
267. freundscbaftsprobe.
0 Trübsal, edle Probe!
Du zeigst mir meinen steind,
machst auch, drum ich dich lobe,
mir offenbar den freund!
Im Glück kann man’s nicht lernen,
gleichwie man nicht erkennt
bei Sonnenschein die Sterne
am hohen Firmament.
2. Im Sommer find’t man Schwalben,
im Idinter sind sie weit;
also freund’ allenthalben
auch in Glückseligkeit,
lüenn alles wohl geraten,
gedecket ist der Lisch:
wohl schmecken unsre Braten,
die Freundschaft hält sich frisch.
3. tüird’s aber unklar Wetter,
schneit Unglück mir ins Baus:
verlieret sich der Vetter,
die freunde bleiben aus;
fremd stellt sich auch der Schwager
und kommt zu uns nicht mehr,
wenn unsre Supp’ ist mager
und unser Weinfass leer. Hnn« ®ne«a hoyerm.
268. Die frühen Gräber.
^¿Hillkommen, o silberner fflond,
schöner, stiller Gefährt’ der Dacht!
Du entfliehst? Gile nicht, bleib’, Gedankenfreund! —
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur bin.
2. Des Maies Erwachen ist nur
schöner noch wie die Sommernacht,
wenn ihm Lau, hell wie Licht, aus der Locke traust
und zu dem Bügel herauf rötlich er kommt.
26*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Vi. Aus dem Menschenleben.
411
5. „Crinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
kommst mit ängstlicher Beschwörung
nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens!
Cages Arbeit, abends Gäste;
saure Wochen, frohe feste!
sei dein künftig Zauberwort! moifgang Goethe.
279. Arbeit und Erholung.
Allzuoft finden wir in der Arbeit zu wenig Genuß und im Genusse zu
wenig Arbeit. L. Sonderegger.
2. Wer mit allen Muskeln gearbeitet hat, der setze sich ruhig hin und gebe
mit angenehmem Lesestoffe seinem Gehirn eine milde Bewegung; wer nur
mit einzelnen Muskeln arbeitet, der übe mit Sorgfalt die müßig gewesenen;
wer mit dem Gehirne thätig lvar, der rege seine Muskeln an, turne
oder marschiere im Freien. L. Sonderegger.
3. Es ginge vieles besser, wenn man mehr ginge. G. Seume.
4. Wer wandern will, der schweig' fein still,
geh' steten Schritt, nehm' nicht viel mit,
tret' an am frühen Morgen
und lasse heim die Sorgen. Reisespruch von Moscherosch.
5. Ein Mensch ohne Gymnastik ist ein Leib ohne Arme und Beine, ein
Held vielleicht, aber verwundet und verstümmelt. L. Sonderegger.
6. Man kann in unserer Zeit der Eisenbahnen und der Bequemlichkeiten
aller Art die Männer und Vereine nicht genug unterstützen, die die
Gymnastik pflegen und die Unbill des Kulturlebens und der Stubenarbeit
sühnen. L. Sonderegger.
7. Je aufreibender die Arbeit, um so unerläßlicher ist die Sonntagsruhe;
sie ist im Zeitalter des Dampfes und der Elektricität geradezu eine Lebens-
bedingung. L. Souderegger.
8. Der Mensch wird zum Tier, wenn er nie einen Sonntagsrock anhat.
M. Luther.
9. Tausende kennen keinen freien Sonntag, dafür aber einen „Blauen
Montag"; Tausende seufzen unter der Last ihres Arbeitstages,
gehen aber unter der Last ihres Wirtshaustages zu Grunde, und
für ihre Familien ist der Sonntag der Tag des Verderbens.
L. Sonderegger.
10. Was der Sonntag erwirbt, schon vor Montag verdirbt.
11. Tages Arbeit, abends Gäste;
saure Wochen, frohe Feste.
W. Goethe.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Cages Goethe L._Sonderegger L._Sonderegger Moscherosch L._Sonderegger L. Sonderegger L. Souderegger L._Sonderegger W._Goethe
434
Vii. Von deutschen Dichtern und deutscher Kunst.
299. Kaiser liiax und Albrecht Dürer.
j^as war fierr Max, der Kaiser, der war an Adel reich!
^ an ritterlichem Mute kam ihm kein Ritter gleich.
2. Das war der Albrecht Dürer, der seine Kunst verstand,
ein hochberühmter Meister im deutschen Vaterland.
3. Da kam der Max zum Dürer; den Meister wollt’ er sehn,
der ewige Gedanken in Bildern liess erstehn,
4. Gedanken also herrlich, so hoch, so ernst, so rein,
dass sie der Erde zeigen des Bimmels Widerschein.
5. Vom Lob des edlen Kaisers beschämt, der Dürer schweigt;
da wanket seine Leiter, indem er niedersteigt.
6. Den Edelmann zur Seite, den rief fierr Max zur Band,
dass er dem Dürer halte die Leiter an der Wand.
7. Der Edelmann, der zaudert, ihn dünkt der Dienst zu schlecht;
er spricht: „Des Malers Leiter, die hält gar wohl mein Knecht!“
8. Da sprach gar ernst der Kaiser: „Wie thut dein Stolz mir leid,
der nicht den Künstler ehret, des Adel Gott geweiht!
9. Ich kann als Kaiser machen den Knecht zum Edelmann;
doch Gnaden, gross wie diese, nur Gott verleihen kann!“ —
10. Drauf schenkte Max dem Dürer und seiner Zunft zur Stund’
drei silberweiße Schilde auf himmelblauem Grund. Franz Graf pocci.
300. Luther und die Musik.
5rau Zttufifa war Luthers Freundin voti Rind auf. Wir wissen ja, wie
sein Singen in Eisenach die Ljerzep gerührt hat. So sang er auch uoch
iin Mannesalter, mit einer Altstimme, wie uns berichtet wird; wir würden's
wohl heutzutage einen Tenor nennen. Daneben spielte er mit aller Fertigkeit
die Laute. Geistliche uitd weltliche Lieder erklangett oft im Familien- uitd
Freundeskreise, wenn man des Abends Uttt Luthers Tisch versammelt war.
Seine Rinder mußten frühe ihre Stimmen üben, und auch die Schulen mahnte
er zu fleißiger Pflege des Gesanges. In seinen Gesprächen pries er oft diese
herrliche Runst. So sagte er: „Der schönsten uitd herrlichsten Gaben Gottes eine
ist die Musik, womit man viele Anfechtungen und böse Gedanken vertreibt.
Musik ist das beste Labsal einem betrübten Menschen, wodurch das Herz wieder
zufrieden, erquickt und erfrischt wird. Singen ist die beste Runst und Übung;
es hat nichts zu thun mit der Welt. Sänger sind nicht sorgenvoll, sondern
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Dürer Albrecht Max Albrecht_Dürer Albrecht Max Max Max_dem_Dürer Max Franz_Graf Franz Luthers
140
Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes.
und hier ist mein alter Kopf.“ Dem Könige will ich diesen Kopf willig
zu Füssen legen, aber durch einen Murat lässt sich York nicht richten
und verurteilen. Ich handle kühn, aber ich handle als treuer Diener, als
wahrer Preuße und ohne alle persönlichen Rücksichten. Die Generale
und alle wahren Anhänger des Königs müssen jetzt handeln und kraftvoll
auftreten. Jetzt ist der Zeitpunkt, uns ehrenvoll neben unsere Ahnen zu
stellen, oder, was Gott nicht wolle, schmählich von ihnen verachtet und
verleugnet zu werden. Erkämpfen, erwerben wollen wir unsere nationale
Selbständigkeit; sie als ein Geschenk annehmen und erhalten, heisst die
Nation an den Schandpfahl der Erbärmlichkeit stellen und sie der Ver-
achtung der Mit- und Nachwelt preisgeben. Handeln Sie, General! sonst
ist alles auf ewig verloren.
Königsberg, den 13. Januar 1813. York.
86. Der Rückzug der großen Armer.
#s war nach Neujahr 1813. Das scheidende Jahr hatte dein neuen eineil
strengen Winter als Erbschaft zurückgelassen, aber selbst in einer mäßigen
Stadt standen die Leute in Haufen vor dem Posthause. Glücklich, wer
.zuerst das Zeitungsblatt nach Hause trug. Kurz und vorsichtig war der Bericht
über die Ereignisse dieser Tage; denn in Berlin saß der französische Militär-
gouverneur ulld bewachte jede Äußerung der verschüchterten Presse. Dennoch
war längst die Kunde voll dem Schicksal der großen Armee bis in die ent-
legenste Hütte gedrungen: zuerst dunkle Gerüchte von Not und Verlust, danil
die Nachricht von einem ungeheuren Brande in Moskau und den himmelhohen
Flammen, die rings um den Kaiser aus dem Boden gestiegen waren; dann
voil einer Flucht durch Eis und Wüsteneien, von Hunger und unsäglichem
Elend. Nur vorsichtig sprach das Volk darüber; denn die Franzosen lagerten
nicht nur in der Hauptstadt und in den Festungen des Landes, sie hatten ihre
Agenten auch in den Provinzen, Späher und verhaßte Angeber, denen der
Bürger aus deni Wege ging. Mit den letzteil Tageil wußte man, daß der
Kaiser selbst von seinem Heere geflohen war. In offenem Schlitten, nur einen
Begleiter neben sich, war er, verhüllt, als Herzog voll Vicenza, Tag nnb Nacht
durch preußisches Land gefahren. Am 12. Dezeinber war er acht Uhr abends
in Glogau ailgelangt, dort hatte er eine Stunde geruht nnb war um zehn
Uhr iil grimmiger Kälte aufgebrochen. Am ilächsten Morgen war er zu
Hainau in der alten Burg eingefahren, wo dninals der Posthof war. Dort
hatte die entschlossene Postmeisterin Gramsch ihil erkannt, in ihrer Küche mit
den Löffeln geschlagen und geschworen, ihm keinen Thee zu gönnen. Durch
die ängstlicheil Vorstellungen ihrer Umgebung war sie endlich doch auf
Kamillenthee erweicht worden, den sie mit hartem Fluch in die Kanne goß.
Er hatte doch getrunken und war weiter gejagt, auf Dresden zu. Jetzt war
er in Paris angekommen. Man las in den Zeitungen, wie glücklich Paris
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Moskau Vicenza Glogau Dresden Paris