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1. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 71

1896 - Leipzig : Voigtländer
71 Grasreiche Weiden nhrten Rinder, Pferde und mancherlei Kleinvieh; Viehbesitz war des Deutschen einziger und liebster Reichtum. Die gewhn-liche Ackerfrucht war Hafer; auch Gerste, Roggen und Weizen wurden gebaut, sowie Rben, Rettiche und Flachs gezogen; edle Obstarten fehlen noch. Die hufigen Gelage (mit Bier und Met) waren verbunden mit Gesang, Schwerttanz und Beratung gemeinsamer Angelegenheiten. Städte gab es nicht im Lande, denn so enges Zusammenwohnen widerstrebte dem Volke; es lebte auf zerstreut liegenden Hfen und in Drfern. Die Huser waren roh aus unbehauenen Baumstmmen aufgefhrt und mit Schindeln oder Stroh gedeckt. Von hohem Werte sind die Berichte, welche zwei der grten Meister der Geschichtschreibung, die Rmer Csar (um 50 v. Chr.) und Tacitus (um 100 n. Chr.), von den Zu-stnden des deutschen Volkes erstatten, als es zuerst in die Weltgeschichte eintritt. 4. Staats- und Kriegswesen. Die alten Germanen waren ein Volk der Freien; ausgedehnt war die Selbstndigkeit und das Recht der einzelnen Volksgenossen, die Freiheit ein germanisches Gut". Nebenden Gemeinfreien gab es Edelinge (Adel), die durch altberhmtes Geschlecht und Reichtum hervorragten, aber keinen bevorrechteten Stand bildeten. Recht-los waren die U n s r e i e n, meist Kriegsgefangene, die als (leibeigene) Knechte einem Herrn dienten. Aus der Vereinigung mehrerer benachbarten Familien entstand eine Gemeinde; mehrere Gemeinden bildeten einen Gau. Gemein-same Angelegenheiten beriet und entschied die Volksgemeinde, zu der alle Freien zu bestimmten Zeiten, bei Neumond oder Vollmond, im Waffen-schmuck zusammentraten. An der Spitze der Gaue standen die Fürsten (Vorsteher), die aus den angesehensten und erfahrensten Mnnern gewhlt wurden. Fr den Krieg wurde der tapferste der Fürsten zum Heerfhrer oder Herzog erhoben. Bei einigen Stmmen gab es auch Könige, die aus den durch groen Grundbesitz und alten Heldenruhm hervorragenden Geschlechtern erkoren wurden. An einem allgemeinen Kriege mute jeder wehrfhige freie Mann teilnehmen; das Aufgebot aller Wehrhaften hie Heerbann. Auf einzelnen Waffenfahrten begleitete den Huptling ein Gefolge von Jnglingen, die durch ein enges Band der Treue auf Tod und Leben mit ihm vereinigt waren. V 5. Religion. Der Gtterglaube der Germanen ging von der Natur-betrachtnng aus. Als hchster Gott wurde der Wind- und Sturmgott Wuotan oder Wodan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringenden Luft, der Allvater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet und namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, verleiht. Er thront in Walhall auf goldenem Hochsitz; zwei Raben auf seinen Achseln flstern ihm Kunde vom

2. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 87

1891 - Leipzig : Voigtländer
87 nhrten Rinder, Pferde und mancherlei Kleinvieh; Viehbesitz war des Deutschen einziger und liebster Reichtum. Die gewhnliche Ackerfrucht war Hafer; auch Gerste, Roggen und Weizen wurden gebaut, Rben, Rettiche und Flachs gezogen; edle Obstarten fehlten noch. (Das verbreiterte Obst war der Apfel.) Städte gab es nicht im Lande, denn so enges Zusammenwohnen widerstrebte dem Volke; es lebte aus zerstreut liegenden Hsen und in Drfern, deren Huser nicht aneinanderstoend Gassen bildeten, sondern, je von einem freien Platze umgeben, einzeln standen, roh aus unbehauenen Baum-stammen ausgefhrt und mit Schindeln oder Stroh gedeckt. 2. Dic Germanen, in alter Zeit aus Hochasien eingewandert, ein Zweig der groen indo-europischen Vlkersamilie, waren ein nnvermischtes, reines, nur sich selbst hnliches" Volk. Durch hohe, kraftvolle Gestalt, khn blickende blaue Augen und rotblondes Haar unterschieden sie sich von den sdlicher wohnenden Vlkern. Der Name Germanen, der wahrscheinlich Nachbarn" be-deutet, wurde ihnen in Gallien zuerst, dann von den Rmern beigelegt Der Name Deutsche ist erst um die Wende des 9. und 10. Jahrhunderts ausgekommen; bis dahin hatten sie selber keinen das ganze Volk umfassenden Namen, sondern nur Namen fr die einzelnen Vlkerschaften, in welche sie zerfielen. Dieser Vlker-schasten gab es eine groe Menge. Unter ihnen ragten im west-lichen Deutschland hervor: die Cherusker an der Weser, die Katten in Hessen, die Sigambrer an der Ruhr, die Friesen in Holland; im Osten war der Stamm der Sueben ausgebreitet, zu welchem die Semnonen in Brandenburg, die Langobarden am linken Elbufer bei Lneburg, die Vandalen am Riesengebirge, die Goten an der Weichselmndung gehrten. 59. Lebensweise und Sitte. Von hohem Werte sind die Berichte, welche zwei der grten Meister der Geschichtschreibung, die Rmer Csar (um 50 v. Chr.) und Tacitus (um 100 n. Chr.), von den Zustnden des deutschen Volkes erstatten, als es zuerst in die Weltgeschichte eintritt. der Lebensweise und Sitte der Germanen lautet 1. Casars Bericht: Jagd und kriegerische bung fllt der Germanen Leben aus. Schon von klein auf gewhnen sie sich deshalb an harte Strapazen und den

3. Das Mittelalter - S. 141

1893 - Leipzig : Dürr
— 141 — denen seine höchste Entscheidung angerufen wurde. Ein Hauptgruudsntz des mittelalterlichen Gerichts war der, daß jedem von seinesgleichen das Urteil gesprochen ward, neben dem Eid konnte man sich des Zweikampfes, der Abendinahlsprobe oder eines anderen Gottesurteils bedienen, um sich von der Beschuldigung zu reinigen. Bei Leibeignen, Bauern und Handwerkern wandte man vielleicht schon in dieser Zeit die Tortur als Beweismittel und körperliche Züchtigung oder Hinrichtung als Strafen an. Eigentliche Sklaven gab es ebenso wenig als vollkommen Freie. Die Bauern und Handwerker, welche einem geistlichen Herrn oder dem König selbst Unterthan waren, genossen jedoch größere Selbständigkeit und hatten weniger Fronden und Abgaben zu leisten, als die einem Adligen Zugehörigen. Waren sie geistig gewandte oder mutige Leute, so wurden sie Dienstmanneu, Ministerialen, ihres hohen Gebieters und konnten es zu etwas bringen; mancher, der in einer Lehmhütte im Dorfe wohnte, diente als Reitersmann im Heere und wetteiferte an Tapferkeit mit den Rittern, und mancher Bauernknabe, der sich zum Geistlichen ausbildete, stieg aufwärts bis zum Berater eines Adligen oder gar eines Fürsten. So wurde durch persönliche Tüchtigkeit der scharfe Unterschied zwischen den Stünden auch schon im Mittelalter ausgeglichen. In den Dörfern und Marktflecken, die zu einem Rittersitze, einer Burg gehörten, war die Abhängigkeit der hörigen Leute oft eine recht drückende. Sie mußten das Feld des Eigentümers bestellen, Fuhren für ihn thun und außerdem noch Zius entrichten. Ohne seine Erlaubnis durften sie nicht heiraten, keinen Berus wählen, nicht wegziehen, denn sie hafteten an der Scholle und konnten mit dein Felde verkauft werden; bei ihrem Tode fiel dem Herrn das beste Stück ihrer Habe und ihres Viehes (das Buteil und Besthaupt) zu. Freier fühlten sich die Bewohner der Städte, in denen Handel und Gewerbe den Ackerban mehr und mehr verdrängten. Ursprünglich waren auch diese Orte bäuerliche Niederlassungen aus den Trümmern der alten römischen Kolonien am Rhein und an der Donau, um einen Bischofssitz oder eine königliche Pfalz herum. Aber als allmählich der Markt der Mittelpunkt des Verkehrs, des Verdienstes und auch des Gerichts wurde, änderten sich die Zustände. Die Stadt erhielt ihr eigenes Recht, ihre eigene Verfassung, ihren Rat als oberste Behörde und Zugeständnisse (Privilegien), die Handel und Gewerbe fördern sollten. Im Osten des Reiches, ans slavischem Gebiete, sind viele Ansiedluugeu sogleich als Märkte gegründet worden. „Die Stadtluft macht frei," sagte mau, und dies war der Ausdruck des neuen Lebens hinter den Mauern; in der That konnte der Hörige, der in die Stadt zog, nach Jahr und Tag von seinem Herrn nicht wieder zurückgefordert werden. Als ihren Be- 10*

4. Tier-Geographie - S. 55

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Asiens. 55 so eilen die Küchelchen, wenn sie gemischt waren, schnell aus- einander. Zwei Glu^heunen in einem Stalle wehrten sich mit ihren schlechten Waffen gegen einen Marder so furchtbar, daß sie zwar beide ihren Tod fanden, der Marder aber ausgehackte Augen hatte, zerpickt und bluttriefend war und kaum noch eine Strecke sich fortschleppen konnte. Was vermag nicht die Mutterliebe!" 2. Daß dem prächtigen Pfau, dem vornehmen Verwandten des Huhnes, die an diesem gerühmten Eigenschaften zum Teil gar nicht, zum Teil in nur geringem Grade beiwohnen, dürfte kaum zu bestreiten sein. Auch er hat in Asien und zwar in Indien seine Heimat, was man schon aus der Herrlichkeit seines Gefieders zu schließen sich versucht fühlen könnte. Dort, wo der Tiger haust, in den Waldungen Bengalens, lebt dieser Prachtvogel in Menge. So sagt Obrist Williamson: „Ich habe solche Scharen von Pfauen gesehen, daß ich wirklich darüber erstaunte. Ganze Wälder waren mit ihrem glänzenden Ge- fieder bedeckt, dem die aufgehende Sonne noch höheren Glanz gab. Die kleinen offenen Stellen unter dem langen Grase, die meist angebaut und mit blühendem Senf bedeckt waren, er- höhten die Schönheit des Schauspieles noch, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, daß ich von der Stelle aus, wo ich ungefähr eine Stunde lang stand, nicht weniger als 12 bis 1600 Pfauen von verschiedener Größe sah." Gewöhnlich halten sie sich in Herden von 40 — 50 Stück zusammen. — Es giebt allerdings Vögel, die sich durch zartere Farbenmischung oder durch blendenderen Glanz auszeichnen, aber keiner besitzt eine solche Menge von Prachtschmuck, als der Pfau. Dadurch mußte er notwendig Aufmerksamkeit erregen, weshalb wir ihn auch schon sehr frühzeitig erwähnt finden, und zwar zuerst in der heiligen Schrift alten Testamentes, wo erzählt wird, daß er die Aufmerksamkeit der Seeleute Salomos erregte, welche > von ihrem südlichen Zuge unter anderen Naturerzeugnissen auch diesen Vogel ihrem königlichen Herrn mitbrachten. Darauf ver- lieren wir ihn wieder aus dem Gesichte, bis er durch die Heer- züge Alexander d. Gr., der ihn besonders bewunderte und ihn zu töten verbot, wieder bekannt wurde und nun seinen Weg nach Griechenland, Rom und das übrige Europa fand. Überall, auch an der Seite der Juno, erscheint er als das Emblem der Pracht, in den Parks und Meierhöfen der Großen, wie auf den

5. Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde - S. 29

1896 - Leipzig : Hirt
I. Bodenbeschaffenheit. 29 Ostsee. Vor uns breitet sich eine Landschaft aus clem ostholsteinischen Küsten- nncl Seeengebiet aus. Eigentümlich ist demselben der Reich- tum an anmutigen, klaren Seeen. Im Y. des Bildes dehnt sich der Krummensee aus. Er ist von stattlichen Buchen, die hier am besten gedeihen, eingefasst. Dahinter erscheinen im M. Wiesen und fruchtbare Felder. Letztere sind meist von schmalen, etwa 3 m hohen Erdwällen, die mit lebendigen Hecken von Flieder-, Hasel-, Weidensträuchern be- pflanzt sind, umzäunt. Diese „grünenden, blühenden und wachsenden Mauern" werden in der Volkssprache „Knicks" genannt. Zwischen diesen schützenden Einfriedigungen reifen üppige Getreidefelder und grasen Herden roter Milchkühe. — Diese Art der Bebauung nennen die Hol- steiner das „Koppeln". Das hohe Strauchwerk auf der Krone des Erd- walls liefert den Eigentümern in diesen holzarmen Gregenden den nötigen Bedarf an Holz. Im H. erscheinen einige der vielen Hügel und Hügel- gruppen (von den Bewohnern „Berge" genannt). Sie erheben sich ent- weder als waldgekrönte Halbkugeln aus lichtgrünen Ebenen und tief- blauen Wasserflächen oder sie steigen als wiesengeschmückte, sonnenhelle Kuppen aus einem Kranz dunklen Baumschlages auf. (Kutzen.) Auf dem Bilde 17 c darunter sehen wir einen Binnensee in Mecklen- burg. Er gehört zu den Seeen, die labyrinthisch über den ganzen nörd- lichen Landrücken zerstreut liegen; sie sind bald grösseren, bald ge- ringeren Umfangs. Diese Seeen sind Ansammlungen von Wasser in den zahlreichen Einschnitten und "Vertiefungen des Landrückens. Einen besonders freundlichen Anblick gewähren diese Seeenbecken nicht immer. Zu den Alpenseeen verhalten sie sich „wie Moorgründe gegen Matten". Ihre Ufer sind oft braun, trüb und schlammig. Dieser Binnen- see ist offenbar flach und seicht. Er scheint zu denjenigen zu gehören, welche versunkene Wälder oder Torfmoore bergen sollen. Andre da- gegen, wie z. B. der Schweriner, Ratzeburger und Müritz-See gewähren mit ihrer weiten, klaren Wasserfläche einen grossartigen Anblick. Auch des „heiligen römischen Reiches Streusandbüchse" ermangelt nicht ganz solcher Gegenden, die landschaftliche Schönheiten aufweisen. Neben dem Havelland, das wegen seiner landschaftlich anmutigen Punkte sogar berühmt ist, nennen wir 17. den Spreewald. Er umfasst ein Gebiet von 45 km Länge und 4 bis 8 km Breite. Er ist in alter Zeit ein undurchdringlicher Bruch- wald gewesen, der den Wenden, als sie vor den Deutschen nach 0. weichen mussten, als Zufluchtsstätte diente. Die Nachkommen jener Wenden wohnen noch heute im Spreewald. Sprache und Sitten ihrer Yäter haben sie treu bewahrt. Aber im Spreewald selbst sieht es heute ganz anders aus. Bild 18 a lässt uns einen Blick in dieses eigentümliche Waldrevier Norddeutschlands thun. Die Spree spaltet sich hier, weil sie nicht weiss, welchen Weg sie nehmen soll, in mehr als 300 Flussarme. Ihr Gefälle ist beim Eintritt in diese Niederung so gering, dass sie oft gar nicht von der Stelle kommt. Wie ein Netz durchschneidet sie den ganzen grossen Wald und bildet so ein natürliches Kanalsystem. Bei hohem Avasser-

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 27

1895 - Leipzig : Hinrichs
Ii. Völker Amerikas. 1. Indianer in Nordamerika. Zu den kräftigsten wilden Stämmen gehören die Indianer in der Union. In den vorderen Gebieten stößt man nur noch sehr selten auf ein Häuflein, das mitten unter den Weißen sitzen geblieben ist, etwas von ihrer Kultur angenommen hat, aber unter deren Wucht verkümmert. Gleichwie ihre Hütten halb aus Lehm und halb aus Brettern, halb aus Baumrinde. Matten und Tierfellen bestehen, so ist auch ihre Bilduug ein ärmliches Flickwerk aus mühsam angelernten Sitten und Einrichtungen der Weißen und aus wildem, ungezähmtem Natursinn. Sie verzehren sich in dumpfem Sehnen nach Freiheit, und nach wenigen Jahrzehnten wird auch der letzte verschwunden sein. Selbst im Westen der Vereinigten Staaten muß man erst tage- lang den Missouri oder oberen Mississippi hinaus fahren, um in die Nähe freier Indianer zu gelaugen. Sieht man sich näher unter ihnen um, in ihren Hütten, in ihren Ratsversammlungen, beobachtet man sie bei Jagden, Schmausereien und religiösen Festlichkeiten, so ist man sehr bald über ihr ganzes Leben und Treiben im Klaren. Es ist alles bei ihnen einfacher, unverfälschter Naturzustand, und zwar ein wenig anziehender; viel ist darüber nicht zu sagen. Gleich bei der ersten Begegnung mit ihnen fühlt man unwillkürlich die weite Kluft zwischen diesen Wilden, welche die Natur noch gleich- sam gefangen hält, und der Kultur, durch welche die Natur beherrscht, verschönt und vergeistigt wird. Die Indianer thnn nur das Notwendigste, was die Leibesbedürfnisse verlangen, und auch das nur auf die roheste und ärmlichste Weise; alle übrige Zeit spielen oder träumen sie. Ihre Hütten sind leicht her-

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 82

1895 - Leipzig : Hinrichs
82 Alpenbewohner. Noch ein knabenhafter Zug der Italiener sei erwähnt. Das alte Sprichwort heißt: Narren und Knabenhände be- schmieren Tisch und Wände. Kann einer aus dem untern Volke zufällig seinen Namen schreiben, so kann man auch sicher sein, daß er ihn anbringt, wo und wie er kann, wenn Zeit und Ort es gestatten. Und damit hängt auch seine große Liebhaberei zusammen, bei jeder Gelegenheit eine marmorne Gedenktafel anzubringen, deren Inschrift ja seinen lieben, hochverehrten Namen den kommenden Geschlechtern überliefert. Das sind die Haupt- und Grundzüge des italienischen Volkscharakters. Aber uni alle Verschiedenheiten, die wieder in einzelnen Gegenden vorkommen, zu schildern, dazu bedürfte es einer weit größeren Ausführlichkeit. Der kräftige Piemontefe, der teilnahmlose Lombarde, der weiche Venetianer, der feine Florentiner, der gleichmütige Römer, der bewegliche Neapolitaner — welche Fülle der Abstufung bieten sie dar! 7. Älpenbewohner. Ein Gebirgsland von solcher Eigentümlichkeit wie die Alpen äußert einen entscheidenden Einfluß auf das Leben und den Charakter seiner Bewohner. In der Alpenwelt pflegt nicht bloß der Waldarbeiter, der Kohlenbrenner, Holzflößer, Jäger und Hirt Tage, Wochen, ja Monate lang Umgang und vertraute Bekanntschaft mit den Bergen, auf deren Abhänge, Gipfel und in deren innerste Winkelschluchteu sie ihr Geschäft führt; auch der Ackersmann muß ihr Vertrauter werden; denn er hat nicht wie der Bauer der großen Ebene seine Felder in einem un- unterbrochenen Ganzen beisammen, das er mit verhältnismäßig leichter Mühe bebauen könnte; im Alpenlande ist des fruchtbaren Erdreichs weniger und dies Wenige auf verschiedenen Stufen der Bodenerhöhung weit verstreut. Hier thut es not, jeden kleinen Fleck aufzusuchen und zu benutzen: die obersten, in denen der Ackersmann sein Vieh weidet; die mittleren, in denen er sein Holz findet; die unteren, wo mancher kleine Streife« Feldes oder der kleine Weinberg zu bestellen ist, bis in die Thalsohle hinab, wo oft sein vornehmster Acker liegt. Und kann der Be- wohner der Flecken und Städte, der Gebildete, der Handels- mann das Gebirge missen? Der Arzt muß seine Hilfe, der

8. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 89

1895 - Leipzig : Hinrichs
Engländer. 89 Sorgfältiger Anbau ziert die Felder, und auf den saftgrünen Wiesen weidet prächtiges Vieh in sicheren Umzäunungen. Die Bewohner scheinen Städter, die auf das Land gezogen sind, so schmuck und reinlich sehen ihre Wohnungen aus. Völlig öde Landstriche giebt es fast gar nicht. Wo nicht der Landbau seinen Sitz hat, da sieht man weitläufige Fabrikanlagen. Alles das giebt eine Vorstellung von den ungeheuren Reichtümern, die auf dieser Insel zusammengehäuft sind. — Das Volk in England hat ein frisches Aussehen. Überall erblickt man das feste, tüchtige englische Gesicht, aber keineswegs häufig geistvolle Züge. Eher könnte man sagen, der Engländer sieht sehr dumm aus, wenn er nicht sehr klug aussieht; Mittelgut scheint es in diesem Volke nicht zu geben. Eigentümliche Landestrachten findet man nicht mehr, alles kleidet sich städtisch, und selbst das einfachste Farmerkind hat Geschmack darin. Vorzüglich auf dem Lande entfaltet sich der englische Volkscharakter in seiner schönen Gediegenheit. Der Kaufmann und Beamte, der kein Gütchen draußen hat, sucht wenigstens sein Wohnhaus in den Gärten anzulegen, die meilenweit jede größere Stadt umgeben. Da ist sein „Daheim", wo er Atem schöpfen und in der Liebe und Pflege seiner Familie ruhen kann. Wer in England auf kein Daheim mehr hofft, der denkt daran, sich eins bei dem Totengräber zu bestellen. — Gewiß das Schönste und Beste, was die Engländer haben, ist ihr Familienleben auf dem Lande. Da geben sie sich einfach und von Grund aus wahr- Haft. Im Innern des englischen Hauses ist es für den Fremden auffallend still, man hört keinen Laut. Das Benehmen der Familienglieder untereinander ist schlicht und natürlich, wird aber auch durch althergebrachte Regeln geleitet. Die Kinder bezeugen wahre Ehrerbietung nicht nur den Eltern, sondern auch dem älteren Bruder und der älteren Schwester. Eine sehr wesentliche Färbung empfängt die häusliche Sitte bei den Engländern durch die Religion. Außerhalb der Familie sieht man bei ihnen vom Christentum wenig mehr als steifen Kirchen- prunk; die Religion wohnt in den Häusern, dort kräftigt und regelt sie das Leben. — Wo viel Licht ist, da ist freilich auch viel Schatten. Die große Anhäufung des Reichtums in ver- hältnismäßig wenigen Händen hat zur Folge, daß sich auch eine sehr große Menge Armer findet. Der Arme aber ist dort zehnfach ärmer als bei uns, und das englische Sprichwort

9. Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit - S. 1

1899 - Leipzig : Teubner
Einleitung. 1. Die Urzeit. Die ersten Europer und ihre Kultur. Langsam erhoben sich die Kuwn-ersten nrdlich der Alpen hausenden Europer in hartem Kampfe ums Dasein aus dem verhltnismig noch sehr rohen Zustande von Stufe zu Stufe der Gesittung, wobei sie spterhin von Sden und Osten her beein-flnt wurden. Es ist nicht zu ermitteln, welchen Stmmen sie angehrten. Thatsache ist, da sie den heutigen Europern krperlich sehr hnlich waren: Langschdel^) hheren Wuchses, zu denen seit der jngeren Steinzeit, Langschdel, wie Funde in den Pfahlbauten der Schweizer Seeen erkennen lassen, kleinere rnndkpfige Menschen, die wohl auch von Asien eingewandert sind, Rundschdel, hinzukamen. Bei der allzu geringen Anzahl ebarer Frchte, die ihm, noch dazu Altere Steinzeit, nur im Sommer, das karge Mitteleuropa freiwillig bot, fast nur auf Fleischnahrung angewiesen, zog der Urenroper flchtig durch das Land. Hhlen und berstehende Felsen waren ihm vorbergehende Zuflnchts-sttten. Aus Feuersteinen machte er sich Waffen und Werkzeuge roh zurecht, zu gleichem Zwecke benutzte er die Knochen und Zhne der Tiere. 2) Langsam, in Zeitluften, die man nicht einmal im Verhltnis zu be-stimmen vermag, that man, die einen eher, die andern spter, einen Schritt 1) Lanqschdel (Dolichocephalen) nennt man diejenigen Schdel, deren Lngen-dnrchmesser (von oben nach unten gewonnen), gleich 100 Einheiten gesetzt, den Quer-oder Breitendurchmesser um mindestens 26 Einheiten bertrifft. Je hoher der Breiteninder", d. h. die Zahl der Teileinheiten des Breitendurchmessers der 74 hinausgeht, um so eher ist der betreffende Schdel ein Ruudschadel (Brachycephale). Die europischen rundkpfigen Menschen haben sich sehr vermehrt; sie bildeuheute einen Hauptbestandteil der mitteleuropischen Bevlkerung; ihre Zahl mmmt von Westen nach Osten zu, aus den Inseln stnd ste nicht vertreten. Die den Langschadeln nahe kommenden Rundschdel nennt man Mittelschdel (Mesocephalen). Sie sind hente tn Mitteleuropa und -Schaber her, aus Renntierschdeln Schpf- und Trinkgefe, ans durchbohrten Pferdezhnen die er aneinander reihte Schmuck fr die Weiber, aus Brenkiefern Handbeile. berbleibsel aus der alteren Steinzeit fand man in den Hhlen zu Balve (m Westfalen), b-r Ti^e (unfem Wolfenbttel), in der Lindenthaler Hynenhohle (bei Gera), m den Mooren bei Schnssenried und anderswo. Schenk, Lehrbuch. Viel Mittelalter, A. 1

10. Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit - S. 10

1899 - Leipzig : Teubner
10 Einleitung. Staat nicht ein, um als Wchter der Rechtsordnung deren Verletzung zu ahnden. Vielmehr war es Sache der Sippe des Geschdigten, gegen den Friedebrecher vorzugehen. Lagen schwere Vergehungen vor, dann beschritt sie Fehde. den Weg der Fehde; zuweilen zog sie es jedoch vor, wie bei schwcheren Schdigungen eine Bue anzunehmen. Diese wurde in Viehhuptern geleistet.1) 6. Die Lebensfhrung der alten Deutschen entsprach dem damaligen Zustande ihrer Gesittung und ihres Landes. Im Gegensatze zu den Griechen Nahrung, und Rmern waren sie vor allem Fleischesser. Dies lieferten ihnen ihre Herdentiere und die Jagdbeute. Haferbrei, den man auch zu Brot rstete, Kse (Quark) und die Beeren und Frchte des Waldes bildeten die Zukost. Mit Wasser und Milch, mit Obstwein, Met (den man aus dem Honig der wilden Bienen bereitete) und nach dem Umsichgreifen des Gerstenbaues auch mit Bier lschten sie den Durst. Kleidung. Die Männer trugen daheim nur einen kurzen Mantel. Verlieen sie das Haus, so zogen die Gemeinfreien einen Pelzrock mit rmeln, die Edeln einen eng anliegenden Rock aus Wolle oder Leinwand an; beide legten darber ein Stck wollenen Zeuges um, das den Mantel vertrat. Binden, bald auch (keltische) Hosen bedeckten die Beine; lederne Schuhe schtzten die Fe. Wohnung. Die Htten, eine Art von Blockhusern, die mit Schilf oder Stroh gedeckt waren, fgte man fters so zusammen, da sie auf Wagen gebracht und fortbewegt werden konnten. In der Mitte errichtete man den Herd, falls das Haus nicht um den Stamm eines mchtigen Baumes aufgebaut war. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. sahen die Vlkerschaften der sd-westlichen Grenze den Rmern den Steinbau ab, während im Norden und Osten ein kunstvoller Holzbau aufkam. Lebensweise. Die Germanen waren ein Krieger- und Eroberervolk. Darum kann es nicht befremden, da sie jegliche Arbeit verabscheuten. Die Hausfrau mit den Knechten, Kindern und Alten hatte die husliche Arbeit, das Vieh Hauptmahlzeit, und das Feld zu besorgen. Tglich wurde gebadet. Die Hauptmahlzeit nahm man gegen Abend ein. Das Einerlei des Lebens unterbrachen auer Abwechslungen, den Versammlungen einige Feste. Die wichtigsten wurden zur Sommer-und Wintersonnenwende gefeiert. Ein groes Ereignis war auch die An-kunft eines fremden Hndlers. War lngere Zeit kein Krieg gewesen, so folgten viele dem Aufrufe eines berhmten Gaufrsten zu einem Beutezuge. Reislufer in Andere wanderten nach Gallien und Italien, um in die Leibwache des rmischem Dienst, rmischen Kaisers oder seiner Verwandten einzutreten. Die Toten wurden Bestattung, in der Steinzeit begraben, spter bei den meisten Vlkerschaften verbrannt. 7. Gewerbe und Handel. Dem sehr ursprnglichen Knlturzustaude Eigenwirtschaft, gem waltete die Eigenwirtschaft ob. Fast alles, dessen sie bedurfte, gewann die germanische Familie durch eigene Thtigkeit ans eigenem Stoffe. Sehr wenig (Un-Nur wenige Gewerbe, wie die des Schmiedes, Tpfers und Wagenbauers freies)Handwerk, ^nnten sonach aufkommen. Aber sie wurden den Unfreien berlassen. Handel. Nach alledem konnte der Handel nur geringfgig sein. 1) Die Werteinheit bildete die Kuh.
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