100
Auch der Hugenotten, seiner früheren Glaubens- und
Parteigenossen, denen sein Uebertritt zum katholischen Glauben
große Besorgniß gemacht hatte, vergaß er nicht. Er gab 1598
das berühmte Edict von Nantes, durch welches die Re-
formirten freie Religionsübung erhielten. Sie durften Schulen
anlegen, konnten zu Staatöämtern gelangen und bekamen
einige feste Sicherheitsplatze.
Einen getreuen Gehülfen in allen seinen Staatsverbesse-
rungen hatte Heinrich an seinem gewandten Staatsminister,
dem Herzoge von Sullp. Der König hatte zu ihm ein un-
begrenztes Zutrauen, welchem Sullp auch nach Kräften zu
entsprechen suchte.
Kaum waren die Wunden des Staates einigermaßen ge-
heilt, als der König den Plan seiner Vorgänger wieder auf-
nahm, die große habsburgische Macht zu zertrümmern. Zu
diesem Zwecke wollte er ganz Europa in eine einzige große
christliche Republik von fünfzehn möglichst gleichen und unter
sich verbündeten Staaten verwandeln, in welchen alle vor-
kommenden Streitigkeiten, nach Urtheil und Recht, unter dem
Vorsitze Frankreichs, entschieden würden. Durch die Zerstücke-
lung und Demüthigung Oesterreichs sollten die kleineren Staa-
ten ihren Zuwachs erhalten: „nur auf diesem Wege werde
die alte gegenseitige Eifersucht, die Hauptursache aller Kriege,
schwinden, und fortan ein ewiger Friede, das einzige Ziel
seines Strebend, in Europa herrschen." Schon waren alle
Anstalten zum Kriege gegen Oesterreich getroffen; schon wollte
er, des Sieges gewiß, zum Heere abgehen; da vereitelte das
Messer eines Bösewichtes die Plane des Ehrgeizes und rettete
Deutschland aus der nahen Gefahr eines großen Krieges.
Es war am 14. Mai 1610, als der König bei Gelegen-
heit der Krönungsfeierlichkeit seiner Gemahlin, die in seiner
Abwesenheit die Regierung führen sollte, mit mehreren seiner
Hofleute in einem offenen Staatswagen durch die jubelnde
Volksmenge von Paris fuhr. In einer engen Straße mußte
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Sullp
Extrahierte Ortsnamen: Nantes Europa Frankreichs Oesterreichs Europa Oesterreich Deutschland Paris
302
die Worte las: „Mit Elliot Ruhm und Sieg!" Nach
Elliot's Tode machte der König selbst den Riß zu einem Mo-
numente, das ihm in Gibraltar errichtet wurde.
Friede Zn Versailles (1783). — In Nordamerika schwankte
das Kriegesglück lange zwischen den Engländern und Ameri-
kanern. Endlich, im Jahre 1781, gelang es Washington, den
englischen General Cornwallis bei Iorktown einzuschließen und
ihn mit seinem ganzen Heere gefangen zu nehmen. Diese Nie-
derlage entschied über Amerikas Schicksal. Die Engländer
hatten kein neues Heer zu senden, und ein Ministerwechsel in
London erleichterte den Frieden, der endlich nach acht blutigen
Jahren, 1783*), zu Versailles, unter Vermittelung des
Kaisers Joseph 11. und der Kaiserin Katharina Ii. von Ruß-
land glücklich zu Stande kam. In demselben ward von Eng-
land die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Freistaaten an-
erkannt, und Minorka Spanien überlassen, während Holland
Negapatnam in Ostindien an England abtrat. Alles übrige
blieb fast so, wie es vor dem Kriege war. Jetzt legte der
edle Washington, da er das schöne Werk vollbracht hatte, seine
Befchlshaberstelle nieder und ging, von dem Danke und den
Segenswünschen seiner Mitbürger begleitet, auf seinen Landsitz
in Virginien zurück, um hier in ländlicher Stille sich und den
Seinigen zu leben.
*) In dieses Jahr fällt die Erfindung der Kunst, vermittels eines
Ballons in die Luft zu steigen, und in derselben gleichsam herumzu-
schwimmen. Die Gebrüder Montgolfier in Frankreich kamen zuerst
auf den Gedanken, große papierne Ballons zu verfertigen und die darin
befindliche Luft so zu verdünnen, daß dieselben von der äußern Luft in
die Höhe getrieben wurden. Im Jahre 1783 verfertigten sie den ersten
großen Ballon, und noch in demselben Jahre machte der Physiker No-
zier eine Lustrcise. Nach den Erfindern nannte man die papiernen
Ballons Montgolfieren. Bald verfertigten die Franzosen ähnliche Ma«
schinen aus Taffet, die sie mit einem Ledcrharzfirnisse überzogen und
mit Wasscrstoffgase füllten. Unter allen Luftschiffern hat sich nachher
Blanchar t am berühmtesten gemacht, der in seinem Leben ein und
sechszig Luftreiscn unternahm.
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Extrahierte Personennamen: Cornwallis Joseph Katharina_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Nordamerika Washington Amerikas London Versailles Spanien Holland
Negapatnam Ostindien England Washington Frankreich
359
Venedig, Istrien und Dalmatien für Oesterreich, doch wurde
der Fluß Etsch als Grenze Oesterreichs im venezianischen Fest-
lande bestimmt. Der Rhein sollte die Grenze zwischen Deutsch-
land und Frankreich bilden; und ersteres verlor dadurch 1200
Quadratmeilen mit fast vier Millionen Menschen. Eine Neichs-
dcputation sollte die am Rhein verletzten Fürsten entschädigen,
was endlich nach französisch-russischer Vorschrift meist durch
weltlich gemachte geistliche Gebiete (Säkularisation) und durch
42 Reichsstädte geschah. Der Reichsdeputationshaupt-
schluß, durch welchen die neue Ordnung der Dinge in Deutsch-
land festgesetzt wurde, kam am 25. Februar 1803 zu Stande.
Preußen erhielt, außer mehreren Reichsstädten und Abteien,
die Bisthümer Paderborn, Hildesheim und Münster als Ent-
schädigung.
Schon im ersten Monat nach dem Luneviller Frieden, am
24. März 1801, wurde der russische Kaiser Paul, der schon
sichtbar sich auf die Seite Bonaparte's neigte, ermordet, und
sein ältester Sohn, Alerander, auf den blutigen Thron
erhoben. — Kurz zuvor wäre auch Bonaparte beinahe das
Opfer einer Verschwörung geworden. Einige Unzufriedene
hatten eine Maschine, bestehend aus einer Pulvertoune, die
auf einen Karren befestigt und mit Kugeln rundum geladen
war, am Abende des 24. Dezember 1800 in einer Straße,
durch welche Bonaparte nach der Oper zu fahren pflegte, auf-
gestellt, um ihn in die Luft zu sprengen. Bonaparte kam an,
aber sein halbbetrunkener Kutscher jagte mit ungewöhnlicher
Schnelligkeit; und als die Explosion dieser sogenannten Höl-
lenmaschine erfolgte, war Bonaparte bereits außer Ge-
fahr. Acht Theilnehmer dieser Verschwörung wurden hingerich-
tet, und eine große Anzahl Verdächtiger aus Paris verwiesen.
Rückkehr der Fcan;osen aus Aegypten. — Kehren wir jetzt
nach Aegypten zurück, wo, wie wir früher hörten, Kleber
(ein Straßburger), den Oberbefehl führte. Dieser ausgezeich-
nete Feldherr hielt den Ruhm der französischen Waffen aufrecht
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Extrahierte Personennamen: Paul Bonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Istrien Dalmatien Oesterreich Oesterreichs Deutsch- Frankreich Rhein Deutsch- Hildesheim Paris
370
nicht unter Bedingungen, wie sie ihm von den vermittelnden
Mächten festgesetzt wurden. Er griff daher im August 1831
zu den Waffen, um sich billigere und rechtmäßigere zu erkämpfen.
Der Prinz von Oranien führte den Oberbefehl des Heeres. Die
Belgier wurden zweimal auf einander, zuerst bei Hasselt, dann
bei Löwen, völlig geschlagen und zersprengt; nach einem Feldzuge
von kaum zehn Tagen standen die Holländer schon im Herzen
von Belgien. In dieser Noch eilte schnell ein französisches Heer
unter dem Marschall G^'rard zu Hülfe, um die Holländer in die
von der Eonferenz bestimmte Waffenstillstandslinie zurückzuweisen.
Vor solcher Übermacht zogen sie sich allerdings innerhalb der an-
gewiesenen Grenzen zurück; gleich hierauf kehrten auch die fran-
zösischen Hülfstruppen heim, blieben jedoch auf der Grenze ihres
Landes stehen, um die Holländer zu beobachten.
Der Weg der Unterhandlungen hatte wieder seinen Fortgang;
die Londoner Eonferenz erließ Beschlüsse (Protokolle) auf Be-
schlüsse; allein der König der Niederlande fand sie wenig im Ein-
klänge mit seinen Gerechtsamen und mit der Ehre seines Volkes
und wies sie standhaft zurück. In stets gesteigerter Angst war
der Blick aller Völker auf diese Streitsache hingerichtet; denn es
ward immer offenbarer, daß in den Niederlanden das Loos würde
geworfen werden, ob die Welt fürder den Frieden behalten, oder
ob wieder ein allgemeiner Krieg mit allen seinen Gräueln sie
heimsuchen würde. Alle Staaten rüsteten. Die Belgier schlossen
sich immer enger an Frankreich, und das Band zwischen beiden
Staaten wurde noch fester geknüpft durch die Vermahlung des
Königes Leopold mit einer Tochter des Königes der Franzosen.
Nachdem die Beschlüsse der Eonferenz zur Auseinandersetzung
der beiden Staaten in ermüdender Menge fruchtlos auf einander
gefolgt waren, wurde zum zweiten Male ein französisches Heer
unter dem Marschall Gérard abgeschickt, um die von den Hollän-
dern besetzte Citadelle von Antwerpen für die Belgier zu erobern;
— so wenig auch Preußen und Rußland ihre Zustimmung zu
derartigen Zwangsmaßregeln hatten geben können. Die letztere
Macht zog sich deshalb ganz von der Eonferenz zurück.
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Extrahierte Personennamen: August Leopold Leopold Marschall_Gérard
Extrahierte Ortsnamen: Hasselt Belgien Niederlande Niederlanden Frankreich Hollän- Antwerpen
317
nahmen ihn im Marz 1809, als er eben mit einem Heere gegen
die Empörer ziehen wollte, gefangen. Keiner nahm sich des Un-
glücklichen an; so allgemein war die Unzufriedenheit über seine
unbesonnene Regierungsweise. Ec mußte für sich und seine Nach-
kommen dem Throne entsagen und mit einem Iahrgehalte in's
Ausland wandern. Unter dem Namen Gustavsohn reifete er seit-
dem durch alle Staaten Europa's umher und hielt sich in den
letzten Jahren in der Schweiz auf, wo er 1838 starb. Sein
Oheim, der Herzog Kar! von Südermannland, bestieg dann als
Karl Xiii. den erledigten Thron. Da dieser schon alt und ohne
Kinder war, so wählten die Reichsstande den Prinzen Christian
August von Schleswig-Holstein und, nach dem plötzlichen Tode
desselben im Mai 1810, den durch Talent und Charakter gleich
ausgezeichneten französischen Marschall Bernadotte, Fürsten
von Ponto Corvo, zum Kronprinzen. Dieser trat, nach dem Tode
Karl's Xiii. im Februar 1818, unter dem Namen Karl Jo-
hann die Regierung an. Seit dem Regierungsantritte Karl's
Xiii. huldigte auch Schweden, wie fast alle übrigen Machte Eu-
ropas, dek Handelssperre.
73. Fernere Gewaltstreiche; Vereinigung Hollands rc.
mit Frankreich. 1810.
Mit desto größerer Erbitterung bemerkte endlich Napoleon,
daß sein eigener Bruder Ludwig in Holland seinem Volke Han-
delsunternehmungen nachsehe, welche mit der Handelssperre unver-
träglich waren. Er warnte, drohete, überschwemmte alle Küsten
Hollands mit Aufsehern und setzte zuletzt ein bedeutendes Heer
gegen Amsterdam in Bewegung. Ludwig, der wohl einsah, daß
seine Unterthanen ohne Handel zu Grunde gehen müßten, wollte
lieber dem Throne entsagen, als sich langer der Tyrannei seines
Bruders fügen; denn er war zu edel, um die Rolle eines Schein-
königes zu spielen, der weder Rechte ausüben, noch Schutz ver-
leihen kann. Darum legte er am 1. Juni 1810 die Regierung
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xiii Karl Christian
August August Marschall_Bernadotte Ponto_Corvo Karl_Jo- Karl Napoleon Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schweden Hollands Frankreich Holland Hollands Amsterdam
— 172 —
kammern ihre Anmaßungen, und Ludwig sein räuberisches Tagewerk endigen würde. Selbst die freie Reichsstadt Straß bürg, den Schlüssel Deutschlands, nahm er (1681) durch plötzlichen Uebersall weg. Seit der Römerzeit war so freche Anmaßung, so schamlose Gemaltthat ohne Beispiel.
Die beeinträchtigten Reichstände wandten sich mit lauten Klagen au deu Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leopold I. auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinand's-Iii. Als dieser dem französischen Hose billige Gegenvorstellungen machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in Ungarn und wegen eines von Lndwig selbst beförderten Türkenkrieges gegen diese übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen. Ludwig blieb im Besitze aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung auf dem Mittelmeere zu verschaffe», ließ er Algier und Tripolis bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schrecklich verwüsten.
Aufhebung des Edictes von Nantes (1685). — Ludwig giug iu feinen Gemaltstreichen immer weiter. Jetzt schwang er die Geißel gegen die Reformisten und hatte nichts Geringeres im Sinne, als sie ganz auszurotten. „Mein Großvater
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Leopold_I. Ludwig Ludwig Lndwig Ludwig Ludwig Ludwig
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— 434 —
bereits seine Residenz von Turin nach Florenz verlegt. Ob aber der klug berechnende Kaiser an diesen Septembervertrag nicht auch noch andere Plane, noch andere Wünsche und Hoff-nuugen geknüpft hat, das wird die nächste Zukunft lehren. Geht doch sein Streben fortwährend dahin, französischen Machteinfluß überall zu erweitern,, wie in Europa so auch in den übrigen Erdtheilen. Diese Absicht hatte schon 1860 auch seine Expedition nach Syrien, wo die Feindschaft der mohammeda-nischen Drusen gegen die christlichen Maroniten zu einer allgemeinen blutigen Christenverfolgung geführt hatte. Wohl erschien diese Expedition als eine Pflicht der Menschlichkeit, aber England, Rußland und die Türkei, welche hierin nur ein Streben Frankreichs nach Machterweiterung im Orient sahen, wirkten dahin, daß Frankreich sein Ziel nicht weiter verfolgte, sondern seine Truppen nach Herstellung der äußeren Ruhe au^ Syrien, 1861, wieder zurückzog.
Noch gegen das Ende 1861 brachte Napoleon eine große Expedition nach Mexiko zu Stande, an welcher anfangs auch England und Spanien Theil nahmen. Die monarchische Pa^ tei in Mexiko unter dem Präsidenten Miramon und die W publikanische unter dem Präsidenten Juarez bekämpften si$ hier fort und fort, so daß kein Recht, kein Gesetz mehr ga^ und auch das Eigenthum und Leben der europäischen Kauf^ leute nicht geschont wurde. Die verbündeten Mächte forderten Genugthuung und Entschädigung für ihre Nationalangehörigen und Bürgschaft für die Ordnung und landeten am 7. Januar 186-in Vera Cruz. Juarez zog sich mit seiner mexikanischen Armee zurück und bot Genugthuung an. Und am 19. Februar schlosset die drei Führer der Expedition die Convention vonsoledat, welche eine friedliche Ausgleichung anbahnen sollte; und daraus zogen Spanien, und besonders England, das keinen Krieg «ni Mexiko wollte, nach und nach ihre Truppen zurück. Napoleon aber genehmigte französischer Seits diese Convention nicht. Er nannte einen andern Bevollmächtigten und einen andern Hee^
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Florenz Europa Syrien England Frankreichs Frankreich Syrien Mexiko England Spanien Mexiko Spanien England Mexiko
— 94 -
zu helfen, dänischen Einfluß in Norddeutschland geltend machen zu können. England und Holland boten reiche Unterstützung an Geld und Mannschaft dar; auch der französische Hof hatte zur Schädigung der deutschen Macht seine Hand wieder im Spiele. Und sofort eilten auch wieder.jene beiden furchtbaren Abenteurer, Mansfeld und Christian von Braunschweig, aus Holland herbei und übernahmen die Anführung eines Theiles des Bundesheeres. So befand man sich denn am Ende des Jahres 1625 wieder an die Stelle zurückgesetzt, in der man sich bei dem Ansange des Krieges in Böhmen befand; nur war jetzt das nördliche Deutschland der Schauplatz eines Krieges, von dem man in Deutschland, ja von dem man bis dahin in ganz Europa kaum ein ähnliches Beispiel hatte.
W a l l e n st e i n. — Es schien fast, als wäre das Glück an Ferdinand's Thron"gefesselt'; denn bei der neuen Gefahr zeigte sich ihm auch wieder neue Hülfe. Es trat jetzt einer seiner Offiziere vor ihn, mit dem überraschenden Anerbieten, ihm ein Heer zu verschaffen, ohne daß es ihm das Geringste kosten sollte. Dieser Mann hieß Albrecht von Wallenste i n (eigentlich W al d st e i n). Er war aus einem freiherrlichen Geschlechte von lutherischen Eltern zu Prag geboren, später aber zur katholischen Religion zurückgekehrt. In seiner Jugend genoß er einer vielseitigen Bildung. Bald nach seinem Abgange von der Universität Altdorf in Bayern durchreisete er Holland, England, Frankreich und Italien. Zu Padua zog ihn besonders der dort ertheilte Unterricht in der Astrologie oder Sterndeuterei an; denn es herrschte damals der Aberglaube, man könne aus dem Stand der Sterne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Hier war es, wo ihm der Sterndeuter Seni die Versicherung gab, in den Sternen gelesen zu haben, Wallenstein sei zu hohen Ehren bestimmt. Seit der Zeit war Seni sein trautester Freund, und Ehrgeiz seine heftigste, ja fast einzige Leidenschaft. Die Bürgschaft in seiner eigenen Brust, zu etwas Außerordentlichem bestimmt zu sein, schienen ihm von nun an auch die Sterne, welche er in nächtlicher Stille beobachtete, zu bestätigen.
Mit hohen Entwürfen in der Seele kehrte er in sein Vaterland zurück und nahm beim kaiserlichen Heere Dienste. Er vermählte sich mit einer sehr reichen Wittwe, deren früher Tod ihn zum Erben eines fürstlichen Vermögens machte. Seit dieser Zeit machte er den glänzendsten Aufwand, jedoch nicht aus Hang zur Schwelgerei, sondern um die Auf-
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Extrahierte Personennamen: Christian_von_Braunschweig Albrecht_von_Wallenste Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland England Holland Mansfeld Holland Deutschland Deutschland Europa Bayern Holland England Frankreich Italien Padua
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ten Reichsstadt erschien, deren bestürzte Einwohner er aufforderte, sich zu ergeben. Die Bürger waren von aller Hülfe verlassen, viele Kaufleute befanden sich der Frankfurter Messe halber außerhalb der Stadt, und um das Unglück voll zu machen, hatten sich einige einflußreiche Bürger sogar vom französischen Könige bestechen lassen. So ward durch räuberischen Ueberfall und den schmählichen Verrath weniger Bewohner das vom Reiche leider im Stiche gelassene Straßburg den Deutschen entrissen, so ging eine Stadt verloren, deren hohe Wichtigkeit einst Kaiser Karl V. durch den denkwürdigen Ausspruch gekennzeichnet hatte: wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er Wien aufgeben, um Straßburg zu retten!
Das mißhandelte Reich und die beeinträchtigten Reichstände wandten sich mit lauten Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leopold I. auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinands Iii. Als dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in Ungarn und wegen eines von Ludwig selbst beförderten Türkenkrieges gegen diese übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen. Ludwig blieb im Besitze aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung auf dem Mittelmeere zu verschaffen, ließ er Algier und Tripolis bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schrecklich verwüsten.
Aufhebung des Edictes von Nantes (1685). —Ludwig ging in seinen Gewaltstreichen immer weiter. Jetzt schwang er die Geißel gegen die Resormirten und hatte nichts Geringeres im Sinne, als sie
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