166
Schon lange hatte der staatskluge französische Minister
Richelieu die Noch Oesterreichs und Deutschlands mit tücki-
scher Freude betrachtet; denn sein ganzes Streben ging dahin,
die Uebermacht derselben zu schwächen und sein Frankreich mit
deutschen Provinzen zu vergrößern. Darum hatte er durch
Geld und Versprechungen die Uneinigkeit unter den Deutschen
sorgfältig zu unterhalten gesucht, damit sie sich einander schwäch-
ten und so seine Eroberungsplane selbst befördern hälfen. Zu-
nächst war es auf das schöne Elsaß und die Nheinfestung
Philippsburg abgesehen. Bisher hatte er die Schweden nur
schwach unterstützt und die Unterstützung am Ende ganz ein-
gezogen, als diese selbst ihm schon zu mächtig wurden. Bei
dem neuen Glückswechsel aber erneuerte er sogleich wieder das
Bündniß mit denselben, versprach reichliche Unterstützung an
Geld und Mannschaft und brachte es zugleich bei dem Könige
von Polen dahin, daß der mit den Schweden abgelaufene
Waffenstillstand verlängert wurde, damit ihre ganze Kraft sich
einzig gegen den Kaiser richten könne. Endlich fand auch
Frankreich selbst eine längst gesuchte Gelegenheit, öffentlich ge-
gen Kaiser und Reich aufzutreten. Der Kurfürst von Trier
hatte mit den Schweden den Vertrag abgeschlossen, sich der
Theilnahme am Kriege zu enthalten, und darauf eine fran-
zösische Besatzung zum Schutze in seine Stadt genommen.
Hierdurch beleidigt ließ der König von Spanien, Philipp 111.,
seine Truppen von Luxemburg gegen Trier aufbrechen. Die
Stadt ward erobert, die französische Besatzung niedergehauen,
und der Kurfürst gefangen fortgeführt. Sogleich erklärte der
Minister Richelieu an Spanien den Krieg, welcher in den
Niederlanden und in Spanien eröffnet ward. Gegen Oester-
reich aber, den Bundesgenossen Spaniens, zog ein französisches
Heer ohne vorhergegangene Kriegeserklärung.
Während der Herzog Bernhard von Weimar, von Frank-
reich unterstützt, am Rheine focht, rückten die Schweden aus
Pommern — so weit waren sie zurückgetrieben — und erfochten
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Philipp_111. Philipp Bernhard_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Deutschlands Frankreich Philippsburg Polen Schweden Frankreich Spanien Luxemburg Spanien Niederlanden Spanien Spaniens Rheine Pommern
167
unter Anführung Ban 6 r' s undwrangel's einen glänzenden
Sieg über das vereinigte österreichische und sächsische Heer bei
Wittstock, am 24. September 1636. In Folge dieses Sieges
wurde ganz Thüringen und Hessen von den Fremden besetzt.
Das unglückliche Sachsen mußte jetzt für sein Bündniß mit
dem Kaiser tief die Rache der Sieger fühlen. Der Kaiser er-
lebte das Ende dieses Krieges nicht. Er starb zu Wien am
15. Februar 1637, und sein Sohn, Ferdinand 111., ward
Erbe wie des Thrones so des Krieges.
38. Ferdinand 111. (1637-1657).
Die letzten Dcgcbentzcitcn des dreißigjährigen Krieges.
Ferdinand 111. war neun und zwanzig Jahre alt, als er
den Thron bestieg, und regierte zwanzig Jahre. Während der
ersten Hälfte seiner Negierung hatte er noch immerfort mit
den Gräueln eines Krieges aus Kriegen zu kämpfen. Wie
früher der böhmisch-pfälzische den dänischen, und dieser den
schwedischen Krieg erzeugte, so hatte jetzt Gustav Adolfs Ver-
schwinden und das Nördlinger Siegesglück auch noch einen
offenen französischen Krieg herbeigeführt. Wegen Religions-
freiheit war der Krieg angefangen, im Fortgange desselben
trat aber die Religionsangelegenheit ganz in den Hintergrund
und selbstsüchtige Zwecke einzelner Fürsten an ihre Stelle.
Frankreich trachtete nur nach deutschen Besitzungen am Rhein;
Schweden wollte sein Gebiet an der Ostsee erweitern. Bei
den deutschen Fürsten trat sichtbar das Streben nach größerer
Macht und völliger Unabhängigkeit hervor; darum unterstützten
sie die Ausländer. Unser unglückliches Vaterland glich so einer
großen Beute, in welche sich inländische Fürsten mit auslän-
dischen theilen wollten.
Der Herzog Bernhard focht gegen die Kaiserlichen im
Elsaß, in der Absicht, sich selbst zum Herrn dieses Landes zu
machen. Er war in seinem Unternehmen sehr glücklich, schlug
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Wittstock Hessen Sachsen Wien Nördlinger_Siegesglück Frankreich Rhein Ostsee Elsaß
138
so zugleich, daß er sie als Feinde nicht fürchte. Sie zogen nun
auf Kosten der Länder, durch welche sie den Zug mit ihrem
Raubgesindel nahmen, über Lothringen nach den Niederlanden,
wohin man sie zur Theilnahme am Kriege gegen Spanien ge-
rufen hatte. Allein auch hier ward man ihrer bald überdrüssig
und entließ sie. Jetzt warfen sie sich wieder auf Westfalen
und Niedersachsen und hauseten fürchterlich in diesen Ländern.
Endlich, im August 1623, erreichte sie Tilly's Schwert. Der
größte Theil des Raubgesindels wurde am 6. und 7. August
bei Stadt lohn, nicht weit von Münster, aufgerieben; die
beiden Anführer aber retteten sich durch schmähliche Flucht nach
dem benachbarten Holland.
31. Dritte Periode: Der niedersächsisch-dänische Krieg.
So waren nun alle für Friedrich geworbenen Truppen
theils aufgerieben, theils zerstreuet. Alle Bollwerke des Pro-
testantismus im Süden waren bereits gefallen. Nun schien
es, als wenn die Liga und der Kaiser ihre siegreichen Waffen
gegen den Protestantismus im Norden kehren würden; denn
Tillp stand mit einem schlagfertigen Heere in Hessen. Allein
der Kaiser war weit entfernt, den Protestantismus selbst stürzen
zu wollen; es sollte hier nur eine Schranke gesetzt werden den
maßlosen Streifzügen und Ueberfällen zur Wegnahme katho-
lischer Bisthümer und Abteien. Die protestantischen Fürsten
Niedersachsens singen nunmehr an, sich zu rüsten, und da ihr
Verlangen, man solle Tilly zurückrufen, nichts fruchtete, so
wählten lle"den König Christian Iv. von Dänemark,
der wegen Holstein zu ihnen gehörte, zu ihrem Kreisobersten.
Diesem war es sehr erwünscht, jetzt, unter dem Vorwände,
seinem Schwager Friedrich V. zu helfen, dänischen Einfluß in
Norddeutschland geltend machen zu können. Auch England,
auch Holland boten reiche Unterstützung an Geld und Mann-
schaft dar. Und sofort eilten auch wieder jene beiden furcht-
baren Abenteurer, Mansfeld und Christian von Braunschweig,
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Extrahierte Personennamen: August August Friedrich Friedrich Tilly Christian_Iv Friedrich_V. Friedrich_V. Christian_von_Braunschweig
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Spanien Westfalen Niedersachsen Holland Hessen Niedersachsens Holstein Norddeutschland England Holland Mansfeld
197
Landheeres; an der Spitze ihrer Flotte standen die Seehelden
Nupter und Tromp und fochten rühmlich gegen die englische
und französische Seemacht. Auch zu Lande wurde Ludwig's
Siegeslauf endlich gehemmt. Die Bürger Hollands, von Ver-
zweiflung getrieben, durchstachen die Dämme; das Land ward
zum zweiten Meere, se.ine Fluthen hemmten den erstaunten
Feind. Dennoch würden die Holländer der feindlichen Ueber-
macht am Ende haben unterliegen müssen, hätten nicht mäch-
tige Bundesgenossen sich zu ihnen gesellt. Zuerst verband sich
mit ihnen der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich
Wilhelm, um seine Erbländer, das Herzogthum Cleve und
die Grafschaften Mark und Ravensberg, zu schützen. Seinem
Beispiele folgte der Kaiser und ließ Hülfstruppen unter An-
führung des Feldherrn Montecuculi nach den Niederlanden auf-
brechen; auch der König von Spanien trat später dem
Bunde gegen Frankreich bei. Die beiden letzten betrieben an-
fangs den Krieg mit geringem Ernste; um so größer aber war
der Eifer des Kurfürsten. Um sich dieses gefährlichen Gegners
zu entledigen, reizte Ludwig die Schweden zu einem Einfalle
in die Mark. Aber mit Blitzesschnelle eilte der Kurfürst in sein
Land zurück, traf am 28. Juni 1675 bei Fehrbellin in der
Mark auf die Schweden und schlug diesen seit dem dreißig-
jährigen Kriege für unüberwindlich gehaltenen Feind völlig in
die Flucht.
Unterdessen war der berühmte Türenne, als er eben beim
Dorfe Sasbach, unweit Oppenheim, dem erfahrenen Monte-
cuculi eine Schlacht anbot, durch eine Kugel vom Pferde ge-
rissen, sein Heer zurückgedrängt worden (1675). Bald war
man des Krieges müde auf allen Seiten. Ludwig, gegen halb
Europa streitend, fand die Last zu schwer bei allen Siegen. Er
suchte listig seine Gegner zu trennen und mit den einzelnen
Parteien sich friedlich auszugleichen. Dieses gelang ihm auch.
Die einzelnen Verträge, welche er in den Jahren 1678 und
1679 abschloß, führen den gemeinschaftlichen Namen des Nim-
weger Friedens. In diesem verlor Holland, welches zuerst
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_die_Schweden Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Brandenburg Niederlanden Spanien Frankreich Fehrbellin Schweden Oppenheim Europa Holland
Oesterreich
unter Regenten aus dem Hause Habsburg-Lothringen.
55. Maria Theresia (1740—1780).
Das Todesjahr des zweiten Königes von Preußen war
für ganz Europa ein verhängnisvolles Jahr. Es starb in
demselben auch Anna, die Kaiserin von Rußland, wie auch
der deutsche Kaiser Karl Vi. Wie wenig diesem die prag-
matische Sanction und die großen Opfer, die er derselben ge-
bracht, genützt hatten, zeigte sich sogleich. Kaum hatte er die
Augen geschlossen, und seine schöne geistreiche Tochter Maria
Theresia vermöge des klarsten, von den Mächten gewähr-
leisteten Rechtes, mit ihrem Gemahle Franz von Lothringen
die Negierung der österreichischen Erblande angetreten, als so-
fort mehrere Fürsten mit Erbschaftsansprüchen auftraten. Der
Kurfürst von Bayern, Karl Albert, sprach die ganze Erb-
schaft an und gründete seinen Anspruch auf seine Abstammung
von Anna, der Tochter Kaisers Ferdinand 1. Der Kurfürst
von Sachsen und König von Polen, August 11l., glaubte
wenigstens einen Theil für sich beanspruchen zu dürfen, da er
Schwiegersohn des Kaisers Joseph I. war. Auch Spanien,
auch Sardinien wollten Miterben sein.
Erster schtestschcr Krieg (1740 —1742). — Diesen günsti-
gen Augenblick nun ersah sich Friedrich Ii. in seiner Be-
gierde nach Ruhm und Machtvergrößerung, um mit alten An-
sprüchen auf vier kleine schlesische Fürftenthümer, Jägerndorf,
Brieg, Liegnitz und Wohlau wieder hervorzutretcn, auf welche
seine Vorfahren im Jahre 1688 und wiederum im Jahre 1694
ausdrücklich Verzicht geleistet hatten. Und um seiner Forde-
rung Nachdruck zu geben, ließ er sofort, ohne vorläufige Kriegs-
erklärung, zwei Monate nach Karl's Tode, ein großes Heer
In Schlesien einrücken? Das Land war auf keinen Krieg vor-
bereitet, mit österreichischen Truppen nur schwach besetzt, und
deshalb die Besitznahme leicht. Unterdessen ließ er durch sei-
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Vi Karl Maria
Theresia Maria Theresia Franz_von_Lothringen Franz Karl_Albert Karl Anna Ferdinand August Friedrich_Ii Friedrich
257
ward am 25. Dezember 1745 zu Dresden abgeschlossen. Frie-
drich behielt Schlesien und erkannte dagegen Theresias Ge-
mahl als Kaiser an. So war der zweite schlesische Krieg be-
endet, und Friedrich trat jetzt wieder vom Kampfplatze ab.
Friede ¡n Aachen (1748). — Mit Frankreich und Spa-
nien währte indeß der Krieg noch einige Jahre fort und wurde
vorzüglich in den österreichischen Niederlanden geführt. Die
Franzosen unter Anführung des berühmten Marschalls Moritz
von Sachsen siegten hier in einzelnen Gefechten über die ver-
bündeten Oesterreicher, Engländer und Holländer. Als aber
endlich auch die Kaiserin Elisabeth von Rußland sich für Oester-
reich rüstete und schon ihre Truppen gegen den Rhein auf-
brechen ließ, trug Frankreich den Frieden an. Er wurde zu
Aachen im Jahre 1748 geschlossen und machte dem ganzen
österreichischen Erbfolgekriege ein Ende. In diesem verlor
Maria Theresia außer Schlesien nebst der Grafschaft Glatz,
welches sie bereits früher abgetreten hatte, nur die kleinen Her-
zogthümer in Italien, Parma, Piacenza und Guastalla, welche
sie an den spanischen Jnfanten Don Philipp abtrat. Sonst
blieb Alles auf demselben Fuße, wie vor dem Kriege, und die
junge hochherzige Kaiserin ging demnach rühmlich genug aus
einem Kampfe hervor, der ihr anfangs kaum eine Provinz
lassen zu wollen gedrohet hatte. Frankreich mußte zu seiner
Beschämung sehen, wie das Haus Haböburg, welches es doch
zu vernichten gedachte und zu dessen Vernichtung es so viel
Menschenblut fast acht Jahre lang verschwendet hatte, wieder
dastand, mächtig und blühend, mit der deutschen Reichskrone
von Neuem geschmückt.
Erst jetzt, nach dem Frieden zu Aachen, konnte Maria
Theresia ihrer Herrschaft froh werden, und die vortreffliche
Frau wurde nun eine wahre Mutter für ihre Länder. Durch
großartige Einrichtungen und Verbesserungen in allen Zweigen
der Verwaltung brachte sie überall neues Leben in dieselben,
überall wurde sie getragen von der Liebe und Verehrung ih-
Wcltcr's Weltgcsch. Iii. 16. Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Theresias Friedrich Friedrich Moritz
von_Sachsen Elisabeth Maria_Theresia Maria Theresia Guastalla Philipp Philipp Maria
Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Aachen Frankreich Rhein Frankreich Italien Parma Piacenza Frankreich Haus_Haböburg Aachen
273
halb auch in diesen beiden Jahren nicht mehr vor. Des Kö-
nigs Lage blieb, ungeachtet der beiden vorhergegangenen Siege
immer sehr bedenklich und wurde noch bedenklicher durch den
Verlust der Festung Schweidnitz, welche die Oesterreicher unter
London im October, und der Festung Kolberg, welche die Nüs-
sen im Dezember 1761 erstürmten. Aber mit dem Anfänge
des neuen Jahres gingen auch neue Hoffnungen für den Kö-
nig auf. Im Januar 1762 starb die russische Kaiserin Eli-
sabeth, Friedrich's unversöhnlichste Feindin, und ihr Neffe, Pe-
ter Iii., bestieg den Thron. Dieser, schon längst Friedrich's
persönlicher Freund und Bewunderer, entließ sogleich alle preu-
ßischen Gefangenen ohne Lösegeld, gab eben so uneigennützig
alle Eroberungen zurück und schloß am 5. Mai zu Petersburg
nicht nur Frieden, sondern auch ein Bündniß, dem zufolge
zwanzigtausend Russen unter Czeenitschef von den Oesterreichern
wegzogen und mit den Preußen, ihren alten Feinden, sich fried-
lich vereinigten. Aus Furcht vor einem Einfalle von Rußland
schloß auch Schweden zu Hamburg mit dem Könige Frieden.
Jetzt konnte dieser die vereinigte Macht der Russen und Preu-
ßen einzig gegen die Oesterreicher richten. Zuerst sollte Daun
aus seinen festen Stellungen bei Schweidnitz vertrieben werden.
Schon war Friedrich auf dem Wege dahin, als Czernitschef
plötzlich den Befehl erhielt, mit den Russen sogleich umzukeh-
ren. Peter Iii. hatte nämlich kurz nach seiner Erhebung durch
eine schnell ausgebrochene Revolution Thron und Leben ver-
loren. Seine übereilten Maßregeln, insbesondere die vielfachen
Mißhandlungen, die seine Gemahlin Katharina, welche die
Liebe der Nation besaß, von ihm erleiden mußte, machte ihn
allgemein verhaßt. Ihrer eigenen Selbsterhaltung wegen ver-
anlaßte Katharina einen Aufstand unter dem Volke, und Peter
wurde das Opfer desselben. Nun bestieg sie selbst als Kai-
serin Katharina Ii. den Thron ihres ermordeten Gemahles.
Sie rief zwar ihre Truppen zurück, hielt aber den Frieden
mit Friedrich aufrecht. Allein auch dieses war schon für den
König, der nun einen Hauptfeind weniger hatte, ein außer-
Welter's Weltges^. Iii. 16. Aufl. 18
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Peter_Iii Katharina Katharina Peter Katharina_Ii Friedrich Friedrich
397
Pferde gekostet. Im Jahre 1813 verbrannte man noch in
Rußland über 200,000 erstarrte Leichen.
83. Vierte Coalition gegen Frankreich.
Die Freiheitskriege von 1813, 14 und 15.
Das Jahr 1813.
Das niedergebeugte Europa sah in jenem grausigen Un-
tergänge das Strafgericht Gottes selbst und erhob sich in küh-
ner Begeisterung für die Wiedereroberung seiner Freiheit.
Preußen, als das nächste in der Reihe, ging mit seinem
Beispiele voran. Der König schloß mit den Russen Friede
und Freundschaft und rief, von Breslau aus, am 3. Februar
1813 sein Volk zu den Waffen auf. Und freudig drängten
sich Knaben und Jünglinge, Männer und Greise, Reiche und
Arme, das ganze Volk ohne Unterschied des Ranges und
Standes, zum harten Dienste des Krieges. Das ganze Land
erscholl vom Geräusche der Waffen. Von Weib und Kind
schied Jeder männlich entschlossen, Alles für Alles zu wagen,
und die Alten, welche nicht mitziehen konnten, waffneten und
segneten ihre Söhne. Frauen und Mädchen, selbst Kinder
legten Geld und Gut oder die Arbeit ihrer Hände auf den
Altar des Vaterlandes; das ganze Volk wetteiferte in Dar-
bringung freiwilliger Gaben und Opfer.
Schon die ersten Gefechte zeigten, daß ein ganz neuer
Geist das preußische Heer beseelte; die Franzosen wurden ge-
schlagen und über die Elbe zurückgeworfen. Dann aber er-
schien Napoleon selbst mit einem neuen Heere aus Frankreich.
Mit seiner unermüdlichen Thätigkeit hatte er hier ungesäumt
Alles in Bewegung gesetzt, seinen Verlust durch neue Trup-
penaushebungen zu ersetzen und die kriegerische Nation zu
neuen Opfern anzufeuern. Kühn traten ihm die Preußen, von
einer russischen Abth-eilung unterstützt, bei Lützen, unfern
von Großgörschen, auf dem Schlachtfelde Gustav Adolf's
und des großen Friedrich, am 2. Mai 1613 entgegen, und
25*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Gustav_Adolf's Gustav Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Gottes Breslau Frankreich
281
Verwandter, welchem nach des Kurfürsten Tode das Land
rechtmäßig zufallen mußte. Friedrich Ii., der keine Ver-
größerung Oesterreichs wünschte, trat jetzt als Vertheidiger
der Rechte des Herzoges auf und forderte von Oesterreich die
Zurückgabe Niederbaperns. Und um seiner Forderung Nach-
druck zu geben, rückte er sofort mit einem großen Heere in
Böhmen ein. Der Kaiser Joseph war auf diesen Fall vor-
bereitet und wünschte nichts mehr, als sich mit seinem großen
Gegner im Kampfe zu messen, ungeachtet aller Gegenvorstel-
lungen seiner Mutter, die Alles aufbot, einen Krieg mit Preu-
ßen zu verhindern. Friedrich rechnete auf Rußlands, Joseph
auf Frankreichs Unterstützung. Allein die Verbündeten zeigten
sich ziemlich lau. Auch Friedrich mochte nicht seinen großen
Feldherrnruhm noch am Ende seiner Tage auf's Spiel setzen
und den Kaiser, der sich in seinem Lager bei Troppau ver-
schanzt hatte, angreifen. So blieb es bei bloßen Märschen
und kleinen unbedeutenden Gefechten; und man nannte diesen
Krieg spottweise den Kartoffelkrieg, weil die Soldaten
nichts zu thun fanden, als im Lager Kartoffeln zu essen. Beide
Parteien waren des Krieges müde und schlossen unter Frank-
reichs und Rußlands Vermittlung am 13. Mai 1779 den
Frieden zu Teschen. Oesterreich behielt das Jnnviertel
nebst Braunau und entsagte allen weitern Ansprüchen auf
Bayern. Dagegen sprach es dem preußischen Hause die Erb-
folge in den Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth zu.
Maria Theresia überlebte den Teschner Friedensschluß nur
ein Jahr. Die große Kaiserin starb am 29. November 1780
im vier und sechzigsten Lebensjahre, mit dem Ruhme, unter
den mißlichsten Umständen die herrlichsten Anstalten für das
Wohl ihrer Unterthanen gegründet zu haben. Darum wird
sie auch stets in gesegnetem Andenken eines jeden Oesterreichers
bleiben. Nach dem Tode dieser ausgezeichneten Landesmutter,
deren Regierungszeit Oesterreichs goldene genannt wird,
nahm Joseph Ii. die Zügel der Regierung allein in seine Hand.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Joseph Friedrich Friedrich Joseph Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii
252
ncn Gesandten in Wien der Kaiserin Anerbietungen machen
für die Abtretung Schlesiens. Er versprach, sie nicht nur mit
Geld und Truppen gegen ihre Feinde zu unterstützen, sondern
auch ihrem Gemähte bei der Kaiserwahl die brandcnburgische
Stimme zu geben. Maria Theresia stutzte. Und im Vertrauen
auf Gottes Schutz für ihr gutes Recht wies sie Preußens An-
erbietungen entschlossen zurück, und der Krieg begann. Im
Frühlinge des Jahres 1741 brach der österreichische Fcldmar-
schall Neippcrg mit einem Heere nach Schlesien auf, um es
den Preußen wieder zu entreißen. Bei dem Dorfe Moll-
witz, in der Nähe von Bricg, kam es am 10. April 1741
zur Schlacht. Hier entriß der preußische Feldmarschall Schwe-
rin den Ocsterreichern noch im letzten Augenblicke den beinahe
schon erkämpften Sieg. Auch Vrieg fiel in die Hände der Preu-
ßen, und Friedrich Ii. ließ sich nun von Breslau und mehre-
ren anderen schlesischen Städten den Unterthancncid leisten.
Preußens Siegesglück rief schnell auch die übrigen Mächte Eu-
ropas in die Waffen; denn fast alle waren Feinde Thcrcfia's,
aber Freunde ihrer schonen Besitzungen. Am eifrigsten war
Frankreich. Da es jetzt selbst nicht mit Erbschaftsansprüchen
auftreten konnte, so warf cs sich sofort zum Verthcidiger der
Rechte des Kurfürsten von Bayern auf, warb überall Feinde
gegen Oesterreich und hoffte, dieses endlich jetzt ganz zu ver-
nichten. Der König Ludwig Xv. brachte durch seinen ge-
wandten Minister Fleurp am 18. Mai 1741 auf dem Schlosse
N ym p h e n b u r g bei München ein Bündniß Frankreichs, Spa-
niens, Sardiniens, Bayerns und Sachsens zu Stande. Un-
ter den Verbündeten sollte der Kurfürst von Bayern, Karl
Albert, auch die deutsche Kaiserkrone, jede der übrigen Mächte
einen bestimmten Theil von den österreichischen Ländern er-
halten. Auch Preußen trat jetzt diesem großen Bunde bei.
Dieser Krieg, welchen die Verbündeten gegen Maria Theresia
führten, heißt:
Dcr ostcrrcichischc Erbfolgckricg. — Er währte von 1741
bis 1748. In diesen fallen auch die beiden ersten schlesischen
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Xv. Karl
Albert Karl Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Wien Schlesiens Gottes Breslau Frankreich Bayern Oesterreich Frankreichs Bayerns Sachsens Bayern