174
bürg nebst 600,000 Thalern, welche Münster, Paderborn,
Mainz, Köln und Fulda aufbringen mußten.
Mecklenburg bekam wegen des abgetretenen Wismar
die in weltliche Fürstenthümer verwandelten Bisthümer Schwe-
rin und Natzeburg.
Bayern behielt die Oberpfalz nebst der Kurwürde; den
übrigen Theil der Pfalz aber, die Unter- oder Rheinpfalz,
erhielt der Sohn des geächteten Friedrich V. zurück nebst der
neu errichteten achten Kurfürstenstelle.
Den sämmtlichen deutschen Fürsten wurde die längst geübte
Landeshoheit nun auch gesetzmäßig zugesprochen, wohin auch das
Recht gehörte, Bündnisse unter sich und mit auswärtigen
Mächten zu schließen, nur nicht gegen Kaiser und Reich.
In Hinsicht der Religionsangelcgenheiten wurden den Lu-
therischen und zugleich auch den Reformirten gleiche Rechte mit
den Katholiken eingeräumt, und dabei festgesetzt, daß sie alle
Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem Jahre
1624 besaßen. Dieses Jahr bekam deshalb den Namen Nor-
mal- oder Bestimmungsjahr. Somit war das frühere Resti-
tutionsedict hiedurch stillschweigend von selbst aufgehoben. Das
Reichskammergericht sollte zu gleichen Theilen von Katholiken
und Protestanten besetzt werden.
Der Friede mit Schweden zu Osnabrück wurde am 8. August,
mit Frankreich zu Münster am 17. September geschlossen, beide
Friedensschlüsse aber erst am 24. Oktober 1648 bekannt ge-
macht. Das Schmählichste für uns Deutsche war, daß die Aus-
länder, Schweden und Franzosen, auch noch die Gewährlei-
stung unserer Reichsverfassung und der Friedensbedingungen
übernahmen und dadurch Gelegenheit behielten, sich auch fer-
ner in die deutschen Angelegenheiten einzumischen.
So endete dieser Krieg, der unglücklichste, den Deutschland
je geführt hat. Nach dreißig Jahren voll Schlachten, Brand,
Mord und Seuchen bot unser sonst so blühendes Vaterland
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. August
Extrahierte Ortsnamen: Paderborn Mainz Fulda Wismar Natzeburg Rheinpfalz Frankreich Schweden Deutschland
379
sich gegen ihn eine Verschwörung, und die beiden Generale
Klingspor und Adlerkreuz nahmen ihn im März 1809,
als er eben mit einem Heere gegen die Empörer ziehen
wollte, gefangen. Keiner nahm sich des Unglücklichen an; so
allgemein war die Unzufriedenheit über seine unbesonnene Ne-
gierungsweise. Er mußte für sich und seine Nachkommen dem
Throne entsagen und mit einem Jahrgehalte in's Ausland
wandern. Unter dem Namen Oberst Gustavson reifete
er seitdem durch alle Staaten Europas umher. In den letz-
ten Jahren hielt er sich in der Schweiz auf und starb 1837
zu St. Gallen. Sein Oheim, der Herzog Karl von Süder-
mannland, bestieg als Karl Xiii. den erledigten Thron. Da
dieser schon alt und ohne Kinder war, so wählten die Reich-
stände den Prinzen Christian August von Schleswig-Hol-
stein und, nach dem plötzlichen Tode desselben im Mai 1810,
den durch Talent und Charakter gleich ausgezeichneten fran-
zösischen Marschall Bernadotte, Fürsten von Ponte Corvo,
zum Kronprinzen. Dieser trat, nach dem Tode Karl's Xiii.
im Februar 1818, unter dem Namen Karl Johann die
Regierung an. Er führte dieselbe zum Segen des Volkes
bis zum 8. März 1844, an welchem ihn der Tod von seiner
glorreichen Laufbahn abrief. Ihm folgte dem Rechte der
Erbfolge gemäß sein Sohn Oskar. Seit dem Regierungsan-
tritte Karl's Xiii. huldigte auch Schweden, wie fast alle
übrigen Mächte Europas, der Handelssperre.
81. Fernere Gewaltstrciche Napoleons; Vereinigung
Hollands w. mit Frankreich (1810).
Mit desto größerer Erbitterung bemerkte endlich Napoleon,
daß sein eigener Bruder Ludwig in Holland seinem Volke
Handelsunternehmungen nachsehe, welche mit der Handelsperre
unverträglich waren. Er warnte, er drohete, er überschwemmte
alle Küsten Hollands mit Aufsehern; zuletzt setzte er ein bedeuten-
des Heer gegen Amsterdam in Bewegung. Ludwig, der wohl
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Extrahierte Personennamen: Generale
Klingspor Gustavson Karl_von_Süder- Karl Karl_Xiii Karl Christian_August_von_Schleswig-Hol- August Marschall_Bernadotte Ponte_Corvo Karl_Johann Karl Johann Napoleons Napoleon Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europas Schweden Europas Napoleons Hollands Frankreich Holland Hollands Amsterdam
139
Sohn des geächteten Friedrich V. zurück nebst der neu errichte-
ten achten Kursürstenstelle.
Den sammtlichen deutschen Fürsten wurde die langst geübte
Landeshoheit nun auch gesetzmäßig zugesprochen, wohin auch das
Recht gehörte, Bündnisse unter sich und mit auswärtigen Mach-
ren zu schließen, in sofern sie nicht dem Reiche zum Schaden
waren.
In Hinsicht der Religionsangelegenheiten wurden den Luthe-
rischen und Reformirten gleiche Rechte mit den Katholiken einge-
raumt, und zugleich festgesetzt, daß sie alle Kirchen und Kirchen-
güter behalten sollten, die sie seit dem Jahre 1624 besaßen.
Dieses Jahr bekam deshalb den Namen Normal- oder Be-
stimmungsjahr. Somit war das frühere Restitutionsedikt hiedurch
stillschweigend von selbst aufgehoben.
Der Friede mit Schweden zu Osnabrück wurde am 8. Au-
gust, mit Frankreich zu Münster am 17. September geschlossen,
beide Friedensschlüsse aber erst am 24. Oktober bekannt gemacht.
Das Schmählichste für uns Deutsche war, daß die Ausländer,
Schweden und Franzosen, auch noch die Gewährleistung unserer
Reichsverfassung und der Friedensbedingungen übernahmen,
und daß wir die übermüthigen Fremdlinge so lange beherbergen
und ernähren mußten, bis alle Bedingungen auf das genaueste
erfüllt waren.
So endete der dreißigjährige Krieg, der unglücklichste, den
Deutschland je geführt hat. Unser sonst so blühendes Vaterland
bot jetzt einen entsetzenden Anblick dar. Tausende von Flecken,
Dörfern und Städten lagen nieder in Schutt und Asche, und
heimathlos irrten die unglücklichen Bewohner umher. In Böh-
men und Mahren allein waren außer vielen Städten und Flecken
über tausend Dörfer also verschwunden, daß man die Statte vieler
gar nicht mehr zu bezeichnen weiß. Ganze Gegenden, einstige
Sitze des regsten und fröhlichsten Lebens, waren in eine schaurige
menschenleere Wüste verwandelt. Felder lagen unangebaut, Han-
del und Gewerbe stockten, Bildungsanstalten verwilderten oder
hörten ganz auf, da sie aller Pflege entbehrten, die einzig auf die
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194
in den Laufgräben von einer feindlichen Kugel getroffen. So
starb der weit gefürchtete und bewunderte uordifche Held, erst
sechs und dreißig Jahre alt, der eigentlich nie regiert, sondern
bloß Feldzüge geführt hat. Mit ihm erlosch Schwedens Ansehen
und Ruhm. Im Frieden von Nystadt 1721 mußte es
an Rußland die schönsten Ostseelander, Liefland, Esthland, Inger-
mannland und einen Theil von Karelien abtreten. Preußen be-
kam die Halste von Vorpommern; nur Dänemark ging leer aus.
Am Tage des großen Friedensfestes wurde Peter als Kaiser
aller Reußen feierlich ausgerufen und ihm der Beiname des
Großen zugelegt.
47. Peter des Gr. letzte Lebensjahre.
Während dessen, im Jahre 1716, hatte Peter eine zweite
Reise in's Ausland gemacht, um sich mit den einzelnen Staaten
näher zu befreunden. Seine zweite Gemahlin, Katharina,
— die erste hatte er verstoßen — begleitete ihn bis Holland.
Hier besuchte er mit ihr sein altes Saardam wieder und führte
sie in die Hütte, welche er einst als Peter Baas bewohnt hatte.
Im folgenden Jahre erst verließ er sein Lieblingsland und reifete
nach Frankreich. Zu Paris wurde er auf das zuvorkommendste
empfangen; alle Merkwürdigkeiten der Stadt wurden dem wißbe-
gierigen Fremden gezeigt. Auch besuchte ec Richelieu's Grabmal.
Er betrachtete es mit Rührung, umarmte die Bildsäule und
sprach: „Großer Mann, Dir wollte ich die Hälfte meiner Staaten
geben, könntest Du mich die andere regieren lehren." Eines Tages
kam der kleine, erst siebenjährige König Ludwig Xv. zu ihm.
Mit zwangloser Gemüthlichkeit nahm Peter ihn auf den Arm,
küßte ihn und sagte: „Ich wünsche, Sire, daß Sie wohl auf-
wachsen und löblich regieren mögen; vielleicht werden wir uns
mit der Zeit einander brauchen können." Sechs Wochen hielt er
sich zu Paris auf; dann begab er sich wieder nach Amsterdam
zu seiner dort zurückgebliebenen Gemahlin. Vier Wochen blieb
er noch dort, dann eilte er über Berlin in sein Reich zurück.
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Extrahierte Personennamen: Peter Peter Katharina Peter_Baas Ludwig_Xv. Peter
Extrahierte Ortsnamen: Esthland Karelien Holland Frankreich Amsterdam Berlin
317
nahmen ihn im Marz 1809, als er eben mit einem Heere gegen
die Empörer ziehen wollte, gefangen. Keiner nahm sich des Un-
glücklichen an; so allgemein war die Unzufriedenheit über seine
unbesonnene Regierungsweise. Ec mußte für sich und seine Nach-
kommen dem Throne entsagen und mit einem Iahrgehalte in's
Ausland wandern. Unter dem Namen Gustavsohn reifete er seit-
dem durch alle Staaten Europa's umher und hielt sich in den
letzten Jahren in der Schweiz auf, wo er 1838 starb. Sein
Oheim, der Herzog Kar! von Südermannland, bestieg dann als
Karl Xiii. den erledigten Thron. Da dieser schon alt und ohne
Kinder war, so wählten die Reichsstande den Prinzen Christian
August von Schleswig-Holstein und, nach dem plötzlichen Tode
desselben im Mai 1810, den durch Talent und Charakter gleich
ausgezeichneten französischen Marschall Bernadotte, Fürsten
von Ponto Corvo, zum Kronprinzen. Dieser trat, nach dem Tode
Karl's Xiii. im Februar 1818, unter dem Namen Karl Jo-
hann die Regierung an. Seit dem Regierungsantritte Karl's
Xiii. huldigte auch Schweden, wie fast alle übrigen Machte Eu-
ropas, dek Handelssperre.
73. Fernere Gewaltstreiche; Vereinigung Hollands rc.
mit Frankreich. 1810.
Mit desto größerer Erbitterung bemerkte endlich Napoleon,
daß sein eigener Bruder Ludwig in Holland seinem Volke Han-
delsunternehmungen nachsehe, welche mit der Handelssperre unver-
träglich waren. Er warnte, drohete, überschwemmte alle Küsten
Hollands mit Aufsehern und setzte zuletzt ein bedeutendes Heer
gegen Amsterdam in Bewegung. Ludwig, der wohl einsah, daß
seine Unterthanen ohne Handel zu Grunde gehen müßten, wollte
lieber dem Throne entsagen, als sich langer der Tyrannei seines
Bruders fügen; denn er war zu edel, um die Rolle eines Schein-
königes zu spielen, der weder Rechte ausüben, noch Schutz ver-
leihen kann. Darum legte er am 1. Juni 1810 die Regierung
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xiii Karl Christian
August August Marschall_Bernadotte Ponto_Corvo Karl_Jo- Karl Napoleon Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schweden Hollands Frankreich Holland Hollands Amsterdam
— 172 —
kammern ihre Anmaßungen, und Ludwig sein räuberisches Tagewerk endigen würde. Selbst die freie Reichsstadt Straß bürg, den Schlüssel Deutschlands, nahm er (1681) durch plötzlichen Uebersall weg. Seit der Römerzeit war so freche Anmaßung, so schamlose Gemaltthat ohne Beispiel.
Die beeinträchtigten Reichstände wandten sich mit lauten Klagen au deu Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leopold I. auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinand's-Iii. Als dieser dem französischen Hose billige Gegenvorstellungen machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in Ungarn und wegen eines von Lndwig selbst beförderten Türkenkrieges gegen diese übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen. Ludwig blieb im Besitze aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung auf dem Mittelmeere zu verschaffe», ließ er Algier und Tripolis bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schrecklich verwüsten.
Aufhebung des Edictes von Nantes (1685). — Ludwig giug iu feinen Gemaltstreichen immer weiter. Jetzt schwang er die Geißel gegen die Reformisten und hatte nichts Geringeres im Sinne, als sie ganz auszurotten. „Mein Großvater
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Leopold_I. Ludwig Ludwig Lndwig Ludwig Ludwig Ludwig
- 415 —
102, Rückwirkung dieser Revolution auf mehre andere Staaten, insbesondere auch auf Deutschland.
Wie ein zündender Blitzstrahl durchfuhr die Nachricht von der Februarrevolution in Paris die meisten Lander Europas. Alle lang gehegten Wünsche und Beschwerden kamen rasch nach einander zu einem gewaltigen Durchbruche. Reine und unfeine Leidenschaften, Einsichten und Vorurtheile mischten sich wieder in die allgemeine Ausregung der Gemüther. Wie früher, so fanden auch jetzt die Vorgänge in Frankreich vielfache Nachahmung in anderen Ländern.
Italien. — In Oberitalien hatte sich das Lom bar dis ch-^enetianische Königreich unter der Regierung Oesterreichs zu einem außerordentlichen Wohlstände herausgeschwun-9ett. Desungeachtet haßte man die Fremdherrschaft und neckte tiud verhöhnte unablässig auf die empörendste Weise „die Deutschen", die hier wie in Feindes Land standen. Schon im Januar 1848 entstanden in der Hauptstadt Mailand bedenkliche Unruhen und Meutereien. Sobald aber die Kunde der ^anzösischen Revolution dahin gekommen war, da brach eine °ffene Empörung aus. Um Bürgerblut zu schonen und der Aufgeregten Menge Zeit zu lassen, zur Besonnenheit zurückzukehren, verließ der alte Feldmarschall Radetzki am 22. März seinen Truppen die Stadt „auf Wiedersehen". Auch Vene-kig rief die Republik aus, und die kaiserliche Besatzung räumte ^ensalls die Stadt „auf Wiedersehn". Einen noch höheren Aufschwung nahm die Revolution, als Karl Albert, der König von Sardinien, sich an die Spitze stellte. Dieser von Ehrgeiz getriebene ^ürst hatte nichts Geringeres im Sinne, als ganz Oberitalien Unter seiner Herrschaft zu vereinigen und einen starken Bund Eer italienischen Staaten in's Leben zu rufen. Um die öffent-lche Stimmung für sich zu gewinnen, gab er seinem Lande ^Ue freie Verfassung, erklärte Oesterreich den Krieg und fiel Mort mit großer Heeresmacht in die Lombardei ein. Da er-
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Extrahierte Personennamen: Radetzki Karl_Albert Karl
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— 143 —
ten Reichsstadt erschien, deren bestürzte Einwohner er aufforderte, sich zu ergeben. Die Bürger waren von aller Hülfe verlassen, viele Kaufleute befanden sich der Frankfurter Messe halber außerhalb der Stadt, und um das Unglück voll zu machen, hatten sich einige einflußreiche Bürger sogar vom französischen Könige bestechen lassen. So ward durch räuberischen Ueberfall und den schmählichen Verrath weniger Bewohner das vom Reiche leider im Stiche gelassene Straßburg den Deutschen entrissen, so ging eine Stadt verloren, deren hohe Wichtigkeit einst Kaiser Karl V. durch den denkwürdigen Ausspruch gekennzeichnet hatte: wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er Wien aufgeben, um Straßburg zu retten!
Das mißhandelte Reich und die beeinträchtigten Reichstände wandten sich mit lauten Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leopold I. auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinands Iii. Als dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in Ungarn und wegen eines von Ludwig selbst beförderten Türkenkrieges gegen diese übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen. Ludwig blieb im Besitze aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung auf dem Mittelmeere zu verschaffen, ließ er Algier und Tripolis bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schrecklich verwüsten.
Aufhebung des Edictes von Nantes (1685). —Ludwig ging in seinen Gewaltstreichen immer weiter. Jetzt schwang er die Geißel gegen die Resormirten und hatte nichts Geringeres im Sinne, als sie
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Leopold_I. Ferdinands Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Ferdinands Frankfurt Ungarn Algier Nantes
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Holland der; selbst die schon heimkehrenden Russen wurden wieder zu-rckgernfen. Aber frher noch als hier, brach eben so unerwartet der Krieg in Italien aus.
Murats Sturz. Der König von Neapel hatte kaum Kunde ^kommen von der Rckkehr Napoleons, als er sich fr ihn erklrte und, Ne dessen Plan abzuwarten, aufstand und losschlug. Er hatte nichts Geringeres im Sinne, als der Regierung der vielen einzelnen Fürsten W Italien ein Ende zu machen und die Halbinsel als ungeteiltes Knig-reich fr sich zu erwerben. Aber schmachvoll endete dieser Plan. Ein sterreichisches Heer eilte herbei und trieb schnell die Neapolitaner vom Po zurck, bis wohin sie bereits gedrungen waren. Fast tglich fielen ^eine Gefechte vor, berall wichen die Neapolitaner, endlich lste sich das ganze Heer auf. Innerhalb sechs Wochen war der Krieg beendigt; ^turctt rettete sich am Bord eines Kauffahrteischiffes nach Frankreich, ^er frhere König Ferdinand Iv. kehrte jetzt, nach zehnjhriger Ent-lernnng, aus teilten auf den Thron seiner Vter zurck. Spter dachte Murat von Corsica aus noch einen Versuch, mittelst Anstiftung eines Aufstandes in Unteritalien sich wieder auf seinen Thron zu schwin-Zen; aber auch dieses Unternehmen scheiterte. Er wurde mit der geringen '^char seiner Anhnger leicht berwltigt und bte sein Vorgehen mit
Tode. Am 13. Oktober 1815 wurde Joachim Murat, der durch ^riegesmut und Glck vom Sohne eines Gastwirtes zum Könige des fchnsten Landes emporgestiegen war, zu Pizzo kriegesrechtlich erschossen.
Unterdessen waren die verbndeten Mchte schnell dem Kriegesschau-^atze entgegen gerckt. Blcher stand mit einem preuischen, Wel-^Ngton mit einem aus Englndern, Hollndern, Braunschweigern '^ud Hannoveranern zusammengesetzten Heere in den Niederlanden. Es ^nen, als wollten sie nicht eher angreifen, als bis die Macht aller Ver-Zndeten sich gesammelt habe. Aber Napoleon kam ihnen zuvor und lie einen mit bewunderungswrdiger Schnelligkeit zusammengebrachten Heerhaufen rasch gegen Blcher und Wellington anrcken. Mit der gr-^eren Hlfte strzte er sich selbst.auf die Preußen, die andere unter Ney warf er auf die Truppen Wellingtons.
Schlacht bei Ligny. Am 16. Juni 1815 griffen die Fran-3sen mit bermacht die Preußen bei dem Dorfe Ligny an und es ent-^pann sich hier ein schrecklicher Kampf. Das Dorf wurde.mehrmals ge-kommen und wiedergenommen; es ward auf beiden Seiten zwischen den
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Ferdinand_Iv Ferdinand Murat_von_Corsica Joachim_Murat Napoleon