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1. Bilder aus Amerika - S. 75

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 75 — gleichmütig bis auf bessere Zeiten; so lange aber noch Lebensmittel vor- Händen sind, ißt man beständig. Der Frühling kommt endlich; da leidet es den halbblütigen Trapper nicht mehr im Dorfe, das Jndianerblnt treibt ihn in die weiten Wälder hinaus. Dort wird er sozusagen ein Wilder, der im Wigwam haust und ausschließlich von Jagd und Fischerei lebt. Ab und zu verhandelt er wohl auch etwas Waren an Indianer, aber das ist doch Nebensache in seinem Dasein. Unermüdlich streift er nach Wild, stellt er den geschuppten Wasserbewohnern nach; im leichten Canoe ans Birkenrinde schwimmt er auf Flüssen und Seen, geht er die Wasserfälle hinauf und herab wie ein Lachs, von dem reinen Indianer in solcher erstaunlichen Kunst nicht übertroffen. Jetzt, in der gnten Jahreszeit, lernen wir auch die Voyageurs (wörtlich: Reisende) kennen, Leute im Dienste der Hudsousbay-Companp, die ihrem Berufe in den unwirtlichen Gegenden nur in diesem freundlicheren Abschnitte des Jahres nachgehen können. Ihnen ist die Aufgabe zu- gewiesen, neue Haudelsstationen zu gründen, Tauschhandel mit den Wilden zu treiben, die erhandelten Felle an die großen Magazine abzuliefern, die weit entlegenen Forts mit Nahrungsmitteln zu versehen. Es ist nicht leicht, diesen Leuten auf ihren Wanderuugen zu folgen, denn sie mnten sich erstaunliche Dinge zu. Der Trupp, deu wir begleiten wollen, besteht zum kleineren Teil aus Indianern, zum größeren aus halbblütigen Leuteu. Sie alle find mit klugem Bedacht ausgewählt und angeworben, erprobte, treue, zuverlässige Männer, gleich tüchtig in Führung der Boote wie im Gebrauche der Büchse; so versichert uns der englische Befehlshaber der Brigade, wie man eine Anzahl zusammengehöriger Bootsmannschaften nennt. Die ganze Reise wird auf dem Wasserwege unternommen; die Fahrzeuge sind ungemein leicht gebaut, jedes von ihnen ist mit 8 Männern besetzt, von denen einer das Steuer führt, während die übrigen rudern. Er- stannlich ist die Ausdauer und Geschicklichkeit, ist der Mut dieser Wage- Hälse. Ein Wasserfall hemmt das Vorwärtsdringen; jetzt kommt ein besonders schwieriges Stück Arbeit. Die Reisenden steigen am User aus und tragen die Boote mit ihrer ansehnlichen Last um das Hemmnis herum, das Fahrzeug dann wieder ins sreie Fahrwasser lassend. Sie wenden dabei eine höchst eigentümliche Art, Lasten zu tragen, an, die auch bei den Indianern Mexikos üblich ist. Um die Stirne wird ein breiter Leder- streifen gelegt; an jedes der beiden über die Schultern fallenden Enden derselben befestigt man eine Bürde von 1 Ztr. Gewicht und legt nun die Riemenenden (ähnlich wie sich kreuzende Hosenträger) übereinander. So belastet trabt der Voyagenr Anhöhen empor und wieder hinab, über schlüpfrige Flächen und glatte Felsblöcke, durch dichtes Gestrüpp und tiefe Wälder bis zum Einschiffungsplatze. Ähnliche Anstrengungen hat er zu ertragen, wenn es gilt, über Land aus einem Stromspstem ins andere zu gelangen. Die Überwindung solcher „Tragplätze" ist die schwerste Ausgabe der Reisenden, denen es anch nicht an mancherlei Gefahren auf

2. Bilder aus Amerika - S. 43

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 43 — Vegetation. Neben Zwergweiden, Zwergbirken und zwerghaften Tannen treffen wir niedrige Alpenpflanzen, deren Blüten allerdings in der Herr- lichsten Farbenpracht leuchten, Moose und Flechten. Erst südlich von der Hudsonsbai beginnen großh Nadelwälder, aber der Laubwald fehlt auch hier noch. In den Winipegsee tritt von Südeu her der Red River, der nicht allzuweit vom Mississippi entspringt. In zahlreichen Windungen strebt der Fluß seinem Ziele zu, überall von tiefen, dunkeln Wäldern um- geben. Vor seiner Mündung bildet er ein Delta; in dieser Gegend brütet düstere, unaussprechlich tiefe Einsamkeit über dem Gewirr von Wasser- armen und Sümpfen, über dem Meere von Rohr und Schilf. Seufzend streicht der Wind durch die melancholisch rauschenden Halme, Raubvögel und Wassergeflügel schweben kreischend über der Ode. Der See selber ist ungeheuer groß, muß aber vorzeiten noch viel beträchtlichere Ausdehnung gehabt haben; die Ebenen, von denen seine Fluteu gewichen sind, bilden jetzt eine herrliche, reiche Prairie. Von der Größe der fließenden Ge- wäsfer, die dem Seebecken zugehen, bekommen wir eine Vorstellung, wenn wir erfahren, daß der Saskatschewan länger ist als die Donau und der Winipeg doppelt so wasserreich wie unser Rhein. Und außer diesen beiden Strömen gehen von allen anderen Seiten her mächtige Flüsse in den See. Pfadlose Wälder umschließen seinen Strand an vielen Stellen. Um die Eigentümlichkeiten dieser nordischen Flüsse kennen zu lernen, betrachten wir den Winipegsluß auf seinem Lause eiumal kurz. Er bildet beständig Strudel und Wirbel, Schnellen und Stürze, erweitert sich jetzt zu einsamen, sichtenumkräuzteu Seen, dann zu breiten Buchten, in denen zahlreiche Inseln lagern; nun verbirgt er seine Fluten unter riesigen, glattgewaschenen Felsen. Jetzt schießt er in wildem Lause dahin ; dann stürzt er brausend und polternd über eine Felsenbank, und nun zieht er wieder friedlich und ruhig seine Bahn in der weiten Einöde. Auf der Strecke zwischen dem Wälder- und Winipegsee sällt er nur 120 Meter; aber sein Bett ist nicht beständig und gleichmäßig geneigt, er hat vielmehr eine Reihe von Terrassen hinabzuspringen; zwischen ihnen geht das Gewässer nach und nach durch Schnellen und senkrechte Fälle in ungezählte Seen und weite Buchten über. Die Wasser des Wälder- sees tosen mit grauenhafter Gewalt dnrch eine tiefe Felsenschlucht abwärts. Im Süden bildet dieser See ein weites, offenes Wasserbecken, in dem es einstmals von Bibern und Fischottern wimmelte; die Ufer bergen hier ergiebige Metalladern. Weiter nach Norden hin gelangen wir in ein höchst eigentümliches Wirrsal von Felsen und Inseln aus weichem Pfeifen- stein; aus den polierten Felsmassen schimmern uns hier nicht selten Erze entgegen. Zahllose Kanäle winden sich zwischen den Inseln hindurch; von den Ufern dieser Eilande breiten Fichten und Pappeln ihre Zweige über der Flut aus, Pflaumenbäume, wilde Kirschen, wilde Rosen, Him- beersträuche, Moose und Farne wuchern in üppiger Fülle auf diesen ein- samen Gestaden.

3. Bilder aus Amerika - S. 98

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 98 — haben eine kaum geringere Bedeutung. Eisen-, Gold-, Blei-, Silber-, namentlich aber Kupfererze, sowie ungeheure Steinkohlenfelder belohnen den Fleiß des Bergmanns. Die reichen Petrolenmqnellen in Pennsylvanieu und Virginien haben die zauberschnelle Entstehung einer Menge von Ort- fchaften, sowie eine großartige Industrie ins Leben gerufen. Der Mississippi darf als König der amerikanischen Ströme be- zeichnet werden; kein anderes fließendes Gewässer des Landes bildet eine so wichtige Berkehrsstraße. Seine Fluten werden ununterbrochen von ungefähr 1000 Dampfschiffen durchschnitten; ein überaus reges Leben entfaltet sich täglich mehr darauf. Er kommt aus einem Gebiete, in dem 6 Monate hindurch der Winter mit Schnee und Eis strenge Herrschaft hält, und mündet bei Nen-Orlecms in einer Landschaft mit fast tropischem Klima, das keinen Winter in unserem Sinne kennt. An seinen Ufern wachsen im Norden Moose und Tannen, im Süden Zuckerrohr, Baum- wolle und Südfrüchte. 57 Flüffe, von denen einzelne den großen euro- päischen Strömen an Größe gleichkommen, senden dieser Riesenschlagader ihre Gewässer zu. Ans einem winzigen Bächlein in Minnesota entstehend, erwächst der Mississippi bald zu einem stattlichen Flusse, der bereits bei St. Paul, der Hauptstadt des genannten Staates, große Wasserfälle bildet. Schon oberhalb dieser Katarakte wird er auf eine 1500 Kilometer lange Entfernung hin von kleineren Dampfern befahren. Die noch übrige Strecke seines Laufes von mehr als 3000 Kilometer Länge ist für den, der sie zum ersten Male befährt, überaus reich an wechselnden Eindrücken, reich aber auch an Gefahren, denn fest verankerte Baumstämme, die zum Teil unter der Oberfläche des Wassers verborgen sind, bringen vielen Schiffen den Untergang. Der Missouri ist der bedeutendste, der Ohio der schönste Nebenfluß des „Vaters der Gewässer". Jeuer übertrifft den Hauptstrom sogar an Wasserfülle und Länge. Durch feine schlammigen Fluten trübt er das herrlich grüne, krystallklare Wasser des Mississippi derart, daß es nicht mit Unrecht fließendem Lehm verglichen worden ist. Zahllose Gegenstände treiben beständig in dieser ekelhaften Brühe: Äste und ganze Baumstämme aus den Urwäldern, Tierleichen von mancherlei Art, Pflanzen und Früchte verschiedener Klimate, schwimmende, mit Gras- oder Baum- und Slrauchwuchs bedeckte Juselu. Eine Eigentümlichkeit zeigt der Strom hinsichtlich der Bildung von Vorsprüngen und Buchten, insofern nämlich, als sich darin eine auffallende Gleichförmigkeit bemerkbar macht. Die Buchten scheinen mit dem Zirkel abgerundet zu sein und liegen sich an den entgegengesetzten Ufern schräg gegenüber; die Strömung geht an solchen Stellen stets quer durch das Bett aus einer Einbuchtung in die andere, und gerade dadurch werden gefährliche Strudel erzeugt. Der Strom ist unablässig umgestaltend thätig; hier reißt er Uferstrecken fort, dort setzt er sie wie in boshafter Laune mitten im Flußbett ab; Pappeln fprosfen dann aus dem schlammigen Grunde aus und befestigen die angeschwemmte Masse. Der letzte Teil des Laufes führt durch eine ungeheure Tiefebene, die schließlich in weite Sumpflandschaften übergeht,

4. Bilder aus Amerika - S. 291

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
ermüdet nach seinem Fischzuge Rast hält. Am häufigsten beobachtet unser Auge alle diese Erscheinungen auf dem Amazonas selbst. Meilenweit sind seine Ufer oft von einander entfernt, schöne, hochbewaldete Inseln ragen da und dort aus seinen Fluten auf; aber selbst an solchen Stellen, wo die ungeheure Fläche durch Eilaude geteilt ist, macht der Strom noch einen wahrhaft königlichen Eindruck. Wo er ungeteilt dahinströmt, verschwinden uns, wenn wir auf der Mitte fahren, die Ufer entweder ganz aus dem Gesichte, oder der darauf emporragende Wald erscheint uns wenigstens nur alv ein überall gleich breiter, dunkelgrüner Streifen fern am Horizonte. Unwiderstehlich sührt die Strömung unsern leichten Kahn hinweg; um uns vor Schaden zu bewahren, haben wir nur nötig, die von den verankerten Bäumen drohende Gefahr zu vermeiden. Gerade dieser Bequem- lichkeit wegen vollzieht sich der gesammte Verkehr in den Urwaldregionen der Tiefebene auf den Flüssen, die das mit Feuchtigkeit getränkte Land in ungemein großer Anzahl durchziehen. Eine Reise durch das Dickicht der Selvas heischt zuweilen einen Auswand an Mühe und Arbeit, der im schreiendsten Mißverhältnisse zur Wichtigkeit der Wanderung steht. Wer zu Lande zu reisen genöthigt ist, muß sich mit der Axt mühsam einen Pfad bahnen und kommt trotz aller Ungeduld und allen Eifers überaus langsam im dichten Buschwerk und Schlingpflanzengewirr vorwärts. Immer wieder fetzt uns die Ueppigkeit der aus dem fruchtbaren Waldboden hervorwuchern- den Gewächse in maßloses Erstaunen. Wir begreisen jetzt, daß der Pater der Missionsstation die volle Wahrheit sagte, als er behauptete, in solchen undurchdringlichen Dickichten verirre sich der Jaguar zuweilen so, daß er ans dem Boden uicht zu jageu vermöge und deswegen lange Zeit zum größten Ent- setzen der Affen auf deu Bäumen zu leben genötigt fei. Nachdem wir solche Gegenden des Urwaldes kennen gelernt haben, verstehen wir auch die weitere Mitteilung des Mönches, daß er zu einer Reise nach dem wenige Meilen entfernten nächsten Missionsdorfe mehrere Tage brauche, weil er den Windungen der Bäche mit dem Kanoe zu folgen genötigt sei; die Wände- rung durch deu zwischen den beiden einsamen Siedlungen liegenden Urwald sei eben ein Ding der Unmöglichkeit. Die ungemein große Lebenskrast der Tropenvegetation sei sozusagen nnüberwindbar; statt der abgehackten und ausgerodeten Pflanzen wüchsen über Nacht neue empor. Auch der Boden des Waldes hemmt das Vordringen; modernde, uuter unserem Fußtritt zusammenbrechende Baumstämme, hohe Lagen verwesenden Laubes bedecken ihn, und leicht gleitet der Fuß auf dem schlüpfrigen, unebenen Grunde. Oft sind wir genötigt, gänzlich niedergebrochene oder schräg liegende, halb um- gesunkene Banmriesen in weitem Bogen zu umgehen. Die meiste Arbeit verursacht aber das dichte Bnschwerk, dessen wild ineinander verwachsene Zweige uns erstaunlich zähen Widerstand entgegensetzen. Die im Urwald außerordentlich häufig vorkommenden Schlingpflanzen zeigen sich uns von einer doppelten Seite; ihre Ranken schlingen sich, zierlichen Guirlauden vergleichbar und reich mit Blütenbüscheln geschmückt, in den Baumkronen von Ast zu Ast; aber die starken, blattlosen, über einander gedrehten und am 19*

5. Bilder aus Amerika - S. 277

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
X. In Guayana. * Es ist ein höchst eigentümliches Gebiet,- dieses Strom-, Wald- und Sumpfland, in das sich Brasilien, Venezuela, Frankreich, die Niederlande und England geteilt haben. Eigentlich muß es als eine riesige Insel betrachtet werden, denn im Nordosten wird es vom Atlantischen Ocean bespült, im Norden, Westen und Süden umschlingen es die Riesenströme Orinoco, Rio Negro, Cassiquiare und Amazonas. Nähern wir uns der Küste vom Weltmeer aus, so kommen wir zu- nächst an einen etwa 30 km breiten Streifen angeschwemmten Landes, das sich kaum über die Oberfläche der See erhebt. Zur Zeit hoher Flut wird es von den Wogen des Oceans, in der Regenzeit von den Wassern der austretenden Ströme überflutet. Schlammbänke, oft von ansehnlicher Ausdehnung, lagern längs der Küste; sie bestehen aus mehr oder minder nachgiebigem Boden, den die großen Flußläuse ins Meer hinaus führten und den die Strömungen in der Salzflnt wieder hierher trugen. Stunden- lange, nicht selten auch ansehnlich breite Süßwassersümpfe sind in dieses Schwemmland eingelagert, das sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit auszeichnet, aber auch die Brutstätte der schrecklichen Fieber ist, die Guayana zu dem gefürchteten „Pfefferlande" machen, nach dem man Leute wünscht, denen man recht viel Böses gönnt. Das wunderlichste Bild in solchen Sumpflandschaften bieten wohl die Mangrovebänme, die auf 4 — 6 m über den feuchten Grnnd hervorstehenden stelzenartigen Wurzeln ruhen und die ihre ewiggrünen Kronen auf dem 12—15 m hohen Stamme wiegen. So wunderbar sie aussehen: sie spielen doch eine überaus bedeutsame Rolle iu der Natur. Vortrefflich zur Erreichung ihres Zweckes eingerichtet, wissen sie sich im unsicheren Schwemmlande dauernd zu behaupten. Die Wogen des vom Sturme aufgewühlten Oceans stürmen gegen sie an — sie trotzen ihnen. Die Salzflut verzieht sich, weit draußeu rollen die Wellen des Weltmeeres — die bizarren Bäume finden sich ohne Schaden auch in diese Veränderung. Ihre großen, wohl 30 cm langen spindelförmigen Samen sind etwa fingerdick und keimen schon in der Frucht. Sie fallen mit der Spitze mehrere Ceutimeter tief in den Schlamm und bleiben, lustig weiter wachsend, darin stecken, auch wenn das Wasser ziemlich hoch darüber steht. Überraschend schnell bilden sich Wurzeln, ankern sich im Grunde fest und erheben sich nach einigen Monaten bogenartig über den Boden. Wenn der Stamm kaum tischhoch geworden ist, treibt er schon etliche Zweige; ein wenig über den alten Wurzeln entstehen neue, die sich in das Schwemmland senken. Hat der seltsame Baum Zimmerhöhe erreicht, so stützt er sich schon auf ein förmliches Wnrzelgerüst. Nun verwendet er

6. Bilder aus Amerika - S. 99

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 99 — worin gefährliche Fieber das Leben der Menschen bedrohen. Jin Mittel- lanfe bildet der Strom ein weites Becken, dessen Westrand aus, dem Felsengebirge vorgelagerten Hochebenen besteht und sich nach dem Bette des Riesenflusses hin senkt. Auch von den Alleghanys her senkt sich das Land. Einen großen Teil- des östlichen und nördlichen Gebietes nehmen heute noch die Urwälder ein, obwohl die Axt des Ansiedlers hier bereits ansehnliche, ja, nicht unbedenkliche Verwüstungen angerichtet hat. Einen anderen Teil füllen die weiten Grasfluren, die Prairien, deren Wildreichtum gegenwärtig allerdings vollständig geschwunden ist. Nach Westen hin steigen die Prairien zu den großartigen, wilden Rocky Mountains, den Felsengebirgen, empor. Es sind riesige Massen starren Urgesteins mit tiefeingerissenen, engen Schluchten, mit völlig kahlen, hoch zum Himmel aufstrebenden Felsenwänden, mit gewaltigen Felstrümmern und cyklopischen Geröllmassen. So tragen diese Berg- Wildnisse den Charakter jener starren Ode, die uns auch iu weiten Gebieten der südamerikanischen Anden mit Staunen und Granen erfüllt. In Colorado sind die Felsengebirge am interessantesten, denn hier finden sich riesige Thalnngen, die von 3—4000 m hohen Felsenwänden umschlossen werden und deren Sohle 2—3000 in über dem Meeresspiegel liegt. Das sind die weitberühmten Parks, Gegenden mit üppigem Pslanzenleben, mit zahlreichem Wild, dem der Wolf und der schreckliche Graue oder Grislybär nachstellen. Die engen, tiefeingeschnittenen Qnerthäler, von denen die Felsengebirge nach allen Seiten hin durchzogen werden, sind die nicht weniger berühmten Cannons; schäumende, polternde Flüsse durch- jagen ihren Grund. Ein weites Wüstengebiet umfaßt Teile von Utah, Nevada und Arizona. Zwischen den Felseugebirgen und den an der Westküste hinstreichenden Ketten der Sierra Nevada und des Kaskaden- gebirges dehnt sich ein in drei Teile zerfallendes weites Hochland aus. Nachdem wir uns einen allgemeinen Überblick über das weite Ge- biet verschafft haben, betrachten wir nunmehr die anregenden Einzelheiten genauer. Mancherlei Großartiges, Staunenerregendes, aber auch viel Fremdartiges und Sonderbares, ja, dem Fremdling fast Unbegreifliches wird uns dabei aufstoßen. Die mit einem der herrlichen Dampfer des Norddeutschen Lloyd in Bremen oder der Hambnrg-Amerikanischen-Schiffahrtsgefellschaft im furzen Zeitraum von 12 Tagen vollbrachte Seereise liegt hinter dir. Über- wunden, oder wenigstens znrückgedräugt, ist der Schmerz der Trennung von der Heimat, vergessen die sich schließlich doch einstellende Laugweile, vergessen auch das Elend der Seekrankheit, jener grauenvollste Katzenjammer, den es auf Erden giebt. Im Westen steigt das langersehnte, viel- gepriesene Land der Verheißuug empor, das Schiff nähert sich der Ein- fahrt des Hafens von New-York. Alle Reisenden drängen sich ans dem Verdeck zusammen, das goldeue „Laud der Freiheit" zu schauen. Zwischen zwei Inseln hindurchfahrend, kannst du Hügel und Wälder, Wiefen und Landhäuser bereits deutlich unterscheiden. An einer Reihe 7*

7. Bilder aus Amerika - S. 280

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 280 — Wenn wir weit stromauf dringen, entdecken wir hinter der Mangrove- region etwas höher gelegene Savannen. Weite Strecken derselben sind auffallend unfruchtbar; spärlicher Pflanzenwuchs bedeckt diese Landschaften; vorwiegend hartes, hohes Gras und kleines Gesträuch fristen ihr Dasein auf dem sandigen Boden. Wenn die Regenzeit vorüber ist, verdorren anch diese Gewächse; erst wenn der Himmel seine Schleusen wieder öffnet, erwacht die Savanne zu neuem Lebeu. Unsere Piroge führt uus weiter aufwärts ius Reich der nnermeß- lichen und undurchdringlichen Urwälder, die mit ihren Baum- und Gesträuch- Massen auch das weite Hügelland vollständig überwuchern. In diesen Regionen stoßen wir auf das Boot eines einsamen Händlers, der in der Wildnis mit den herzugekommenen Eingeborenen Waren tauscht und un- verkennbar sehr mit dem Erfolg seines Geschäftes zufrieden ist. Es ist ein hagerer Mann mit von der Tropensonne gebräuntem Antlitz, schwarzem Haar und Bart und lebhaften, dunkeln Augen, von Geburt ein Franzose. Sein großes, sorgsam gebautes Boot trägt einen kleinen Mast und ist mit einem leichten Verdeck versehen. So unterscheidet es sich auffallend von den Canots der Oyampis, Trios, Roncouyeuues und anderer Indianer, die darum her festgelegt sind. Die Besatzung des größeren Fahrzeuges besteht nur ans dem Händler, seinem Neger Bob und einem riesigen Hunde. Auf dem Uferrande lagern, vor der dichten Hecke ans stachlichtem Sauso, die Gnippeu der Eingeborenen. Aus Furcht vor dem Fieber kommt selten ein Händler in die Einöde; drum haben sich die gutmütigen Indianer in beträchtlicher Anzahl eingefuuden, um ihre einfachen Produkte loszu- werden. Sie bringen Massen von Kautschuk, gewonnen aus dem Saste der Siphonia clastica, ferner Tonkabohnen zur Bereitung von Wohl- gerüchen, Gewürznelken, Sassasrasöl, mit dem man Holzwerk zum Schutze gegen Termitenfraß bestreicht; ebenso bieten sie den geschätzten roten Färb- stoff Crajuru, Seidenbaumwolle, köstlich duftende Vanille, Copaivabalfam, Tierfelle, Öl aus Schildkröteueieru, sowie zahlreiche lebeude Papageien und Affen zum Tausche an. Der Verkehr zwischen ihnen und dem fremden Manne ist sehr freundlich; sie kennen einander unverkennbar schon lange und haben bereits viel mit einander gehandelt. Beliebt macht der Weiße sich namentlich durch deu erhitzenden und berauschenden Feuertrank, den wir unter dem Namen Rum kennen und der zum Überfluß auch noch reich- lich mit rotem Cayennepfeffer gewürzt ist. Die braunen Lente erhalten Nägel, Messer, scharfe Beile, grellfarbigen Kattun, bunte Perlen, Tabak und mancherlei andere wertvolle und wertlose Dinge. Der Fremde ver- steht sein Geschäft; für ein Pfund Vanilleschoten, das bei uns sozusagen mit Silber aufgewogen wird, giebt er einen Nagel, für eine schwere Last Sassaparille einen halben Meter seines Kattuns, und die Indianer sind mit ihm zufrieden. Der Abend sinkt; die beiden Insassen der Barke rudern in den Strom und legen das Fahrzeug dort mit einem kleinen Schleppanker fest. Wir bringen die Nacht auf Einladung des Franzosen mit in dem Boote

8. Bilder aus Amerika - S. 425

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 425 — das vielgenannte Cap Froward, blieb längst hinter nns zurück, zurück wichen auch die mit ewigem Eis bedeckten Gebirgskämme dahinter. Wir gelangen jetzt in jene regenreichen Gebiete, in denen sich eine üppige Pflanzenwelt zu entwickeln vermag. Immer häufiger werden die Stellen am Strande, wo kräftige Buchen überhängend mit ihren Ästen dem freien Räume über dem Wasser zustreben; sie entwickeln sich hier fröhlicher als an anderen Meeresküsten, denn zahlreiche lustige Bäche vermindern den Salzgehalt der Flut, der dem Pslanzenwachstnm anderwärts so hinderlich wird. Zwischen stattlichen Bäumen gewahren wir Canelostranchwerk, in seinen Blättern dem Gummibaum ähnlich, dazwischen drängen sich Stachel- beersträuche; riesige Panqueblätter, in Größe und Gestalt einem gewaltigen umgedrehten Regenschirm vergleichbar, verraten, daß auch der Kräuter- und Graswuchs nicht fehlt. Wer Südchile kennt, der kommt immer wieder auf den Gedanken, er sehe hier nicht Meeresgestade, sondern die herrlichen Ufer eines Flusses in jener gesegneten Gegend vor sich. Doch weiter eilt nnser Schiff, dahin an grünen Ufern mit üppigem Pflanzenwnchs, vorbei an stillen, vielgewundenen Fjorden, an Felsen und Bergen; ewig wechselt das uns umgebende Bild, aber niemals ermüdet es das bewundernde Auge Dort, auf dem einzelnen hohen Klippenvorfprnng stehen zwei Vögel von ziemlicher Größe; es sind Felsengänse, die ruhig auf das nahe Schiff schauen und furchtlos auf ihrem Platze verharren. Schneeweiß leuchtet das Männchen neben der dunkleren Gefährtin auf dem grünen Untergrunde und gegen das düstere Gestein. Häufig sehen wir die hübschen Vögel anch aus unserer weiteren Fahrt. Plötzlich ragt von der linken Seite her eine gewaltige Eismasse ins Meer: ein Gletscher von wahrhaft ungeheurem Umfange, gegen den die größten derartigen Gebilde in den Alpen armselige Zwerge sind. War die Fahrt des Schiffes schon bisher keine besonders rasche, so verlangsamt sie der vorsichtige Kapitän jetzt noch mehr, denn nicht selten lösen sich riesige Stücke von dem unteren Ende des Gletschers los und schwimmen dann, dem nahenden Fahrzeug Verderben drohend, im Wasser. Wehe dem Schiffe, das mit solchen Blöcken zusammenstößt! Sein Untergang kann dadurch herbeigeführt werden. Glücklich kommen wir auch an diesem Hemmnis vorüber. Rnhig und klar liegeu die Wasser da, kaum eiu Hauch kräuselt ihre Obersläche leise. Hoch in der Luft aber ziehen Wolken und verraten, daß draußen im offenen Meere der gefürchtete Südweststurm tobt. Um uns vor seinem Wüten zu schützen, und um dem wißbegierigen Fremdling zugleich Gelegen- heit zu näherer Bekanntschaft mit dem eigentümlichen Lande zu geben, läßt der Kapitän das Schiff in einen der tiefeingeschnittenen, von starren Felswänden und kühngesormten Bergkegeln umschlossenen Fjorde einlenken. Ein Boot bringt nns rasch an das Gestade. Wir klimmen in einer Rinne, die sich ein lustiger Bach genagt hat, eifrig zur Höhe empor und gewahren mit lebhafter Freude reichen Pflanzenwnchs. Die Gewächse, welche in der rauhen Lust des Feuerlandes ausdauern wollen, müssen hart
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