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1. Bilder aus Amerika - S. 4

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
_ 4 — den liegen, desto mehr haben ihre Jahreszeiten Ähnlichkeit mit den unseren; aber am Pol dauert jeder Tag 4386 Stunden und ebenso lange jede Nacht. So lange der Tag währt, ist Sommer, sobald die Nacht einbricht, beginnt der Winter. Ähnliche Verhältnisse herrschen in allen Ländern des höchstens Nordens. Sicher und schnell bringt uns der „Nordstern" an Grönlands Westküste; dieser Landstrich allein ist dauernd von Europäern bewohnt, ja er erfreut sich sogar eines verhältnismäßig milderen Klimas als das Innere des nördlichen Festlandes von Amerika. Dänemark hat die Ober- gewalt über die wenigen Siedelnngen, die sich ans dem schmalen Küsten- streifen finden. Bei einem der freundlichen dänischen Beamten in Julianehab finden wir gastliche Ausnahme. Unser Schisf aber wendet sich zur Erledigung von Handelsgeschäften wieder südwärts. Es ist Sommer auf Grönland, also gute Zeit. Längst ist das riesige Leichentuch, das Hügel und Thäler so lauge vollständig bedeckte, vor den wohlmeinenden Sonnenstrahlen gewichen. Da ist auch die Pflanzen- und Tierwelt zu ueuem Leben erweckt worden. Wer Grönland im Banne des furchtbaren nordischen Winters kennen lernt, der hält es kaum für möglich, daß aus dem scheinbar für immer erstarrten Boden solche reizende Blumeu, so hübsche Flechten, so zierliche Moose und Zwergbänmchen hervorwachsen konnten, wie wir sie bei unseren Wände- ruugen in Menge finden. Aber diese hübschen Pflanzen haben Eile, ihr Lebenswerk zu vollbringen, deuu ihre gesamte Entwicklung vom Treiben des ersten Keimchens bis zur Blüte und vollen Ausbildung des Samens muß binnen wenigen Wochen vollendet sein. Überraschend deutlich er- kennen wir hier, welchen gewaltigen Einfluß die Soune auf die Gewächse ausübt. Wundervoll hell und klar ist das Wetter; die dicken Nebel, die ostwärts von Grönland die Aussicht über deu atlantischen Ocean oft tagelang verhüllen, schwinden hier während der schönen Jahreszeit. Dreimal schon hat die Sonne ihren Kreislauf um deu Horizout herum jetzt vollendet, ohne daß die geringste Wolke am lichtblauen Firmament wahrzunehmen war. Die Hitze ist geradezu drückend, was uns nicht wundernehmen kann, da die Sonne beständig auf das aus starrem Winter- schlaf erwachte Laud wirkt. Sie übt daher auch eine erstaunliche Wirkung anf die Pflanzenwelt ans. Viele Gewächse, die wir antreffen, sind schon in Samen gegangen, einzelne sogar bereits ganz trocken und verwelkt. Lassen wir uns durch die Glut der fast immer unbewölkten Sonne nicht abschrecken, einen längeren Streifzug zur Erforschung des einheimischen Tier- und Pflanzenlebens zu unternehmen! In dem Gärtchen unseres liebenswürdigen Gastsreuudes konnten wir uns durch den Augen- schein überzeugen, daß der Boden reichlich 1i'2 Meter tief aufgetaut war; die Gewächse können also ihre Wurzeln ausreichend lang ins Erdreich hinabtreiben. Überall grünt und blüht es lustig; selbst auf der Spitze des 2000 Meter hohen Berges fiudert wir noch dicke Moospolster. Daß

2. Bilder aus Amerika - S. 98

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 98 — haben eine kaum geringere Bedeutung. Eisen-, Gold-, Blei-, Silber-, namentlich aber Kupfererze, sowie ungeheure Steinkohlenfelder belohnen den Fleiß des Bergmanns. Die reichen Petrolenmqnellen in Pennsylvanieu und Virginien haben die zauberschnelle Entstehung einer Menge von Ort- fchaften, sowie eine großartige Industrie ins Leben gerufen. Der Mississippi darf als König der amerikanischen Ströme be- zeichnet werden; kein anderes fließendes Gewässer des Landes bildet eine so wichtige Berkehrsstraße. Seine Fluten werden ununterbrochen von ungefähr 1000 Dampfschiffen durchschnitten; ein überaus reges Leben entfaltet sich täglich mehr darauf. Er kommt aus einem Gebiete, in dem 6 Monate hindurch der Winter mit Schnee und Eis strenge Herrschaft hält, und mündet bei Nen-Orlecms in einer Landschaft mit fast tropischem Klima, das keinen Winter in unserem Sinne kennt. An seinen Ufern wachsen im Norden Moose und Tannen, im Süden Zuckerrohr, Baum- wolle und Südfrüchte. 57 Flüffe, von denen einzelne den großen euro- päischen Strömen an Größe gleichkommen, senden dieser Riesenschlagader ihre Gewässer zu. Ans einem winzigen Bächlein in Minnesota entstehend, erwächst der Mississippi bald zu einem stattlichen Flusse, der bereits bei St. Paul, der Hauptstadt des genannten Staates, große Wasserfälle bildet. Schon oberhalb dieser Katarakte wird er auf eine 1500 Kilometer lange Entfernung hin von kleineren Dampfern befahren. Die noch übrige Strecke seines Laufes von mehr als 3000 Kilometer Länge ist für den, der sie zum ersten Male befährt, überaus reich an wechselnden Eindrücken, reich aber auch an Gefahren, denn fest verankerte Baumstämme, die zum Teil unter der Oberfläche des Wassers verborgen sind, bringen vielen Schiffen den Untergang. Der Missouri ist der bedeutendste, der Ohio der schönste Nebenfluß des „Vaters der Gewässer". Jeuer übertrifft den Hauptstrom sogar an Wasserfülle und Länge. Durch feine schlammigen Fluten trübt er das herrlich grüne, krystallklare Wasser des Mississippi derart, daß es nicht mit Unrecht fließendem Lehm verglichen worden ist. Zahllose Gegenstände treiben beständig in dieser ekelhaften Brühe: Äste und ganze Baumstämme aus den Urwäldern, Tierleichen von mancherlei Art, Pflanzen und Früchte verschiedener Klimate, schwimmende, mit Gras- oder Baum- und Slrauchwuchs bedeckte Juselu. Eine Eigentümlichkeit zeigt der Strom hinsichtlich der Bildung von Vorsprüngen und Buchten, insofern nämlich, als sich darin eine auffallende Gleichförmigkeit bemerkbar macht. Die Buchten scheinen mit dem Zirkel abgerundet zu sein und liegen sich an den entgegengesetzten Ufern schräg gegenüber; die Strömung geht an solchen Stellen stets quer durch das Bett aus einer Einbuchtung in die andere, und gerade dadurch werden gefährliche Strudel erzeugt. Der Strom ist unablässig umgestaltend thätig; hier reißt er Uferstrecken fort, dort setzt er sie wie in boshafter Laune mitten im Flußbett ab; Pappeln fprosfen dann aus dem schlammigen Grunde aus und befestigen die angeschwemmte Masse. Der letzte Teil des Laufes führt durch eine ungeheure Tiefebene, die schließlich in weite Sumpflandschaften übergeht,

3. Bilder aus Amerika - S. 224

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 224 — zenlebens, das, vom Schatten und der feuchten Wärme begünstigt, selbst in Zeiten entsetzlicher Dürre noch in überraschender Üppigkeit prangt. Dichte, hohe Wälder ragen in den Tiefen; aus allen Ritzen und Spalten treiben Strtincher und Schlingpflanzen hervor; Cactns und Agave, im Kalkgebirge Fächerpalmen und Fleischgewächse, recken sich auf den Vorsprüngen empor. In der Regenzeit tritt eine Veränderung ein, die von neuem überrascht: das nackte Gestein überzieht sich mit Moosen und Flechten, die schwarz, silberfarben, dunkelgrün, gelb, hochrot nebeneinander wuchernd, eiu wunder- bares Farbenspiel zeigen. Aus dieser untersten, heißen Gegend, der Tierra caliente, gelangen wir in die gemäßigte, in die Tierra, templada. Hier ist es wunderbar schön; die Hitze quält nicht mehr so, wie in den heißen Küstenstrichen, wo überdies das gelbe Fieber oder das schwarze Erbrechen den Fremdling jählings hinraffen kann; empfindliche Kälte ist diesen glücklichen Gegenden gleichfalls unbekannt. Und großartig, unbeschreiblich herrlich ist die Natur hier; seltsame Gegeusätze finden sich in diesen Landschaften vereint. Mäch- tige Eichenwälder erinnern an die nordische Heimat; aber Cactusarten, Euphorbien, Dracäuen und zahllose kleinere Pflanzen heißer Klimate wuchern daneben. Mächtige Berge, einst vulkanische Flammen ausspeieud, jetzt mit glänzenden Schneemänteln geschmückt, ragen vor den staunenden Blicken in die reinen Lüfte. Ungeheure Lavafelder reden stumm und doch ein- dringlich von den Schrecknissen, die jene Bergriesen einst verbreiteten. In den Tiefen der Schluchten wuchern große, von Schlingpflanzen überzogene Loorbeer-, Feigen- und Wollbäume; die Luft ist vom Dufte zahlloser Blüten gesättigt. Aus dem Tiefland ist der gelbe Mais bis hier herauf gestiegen; daneben prangen Felder mit Weizen und anderem europäischen Getreide, aber auch Anpflanzungen der Agave, ans deren Saft sich der Mexikaner sein Lieblingsgetränk bereitet, finden sich in großer Anzahl. Immer statt- licher und kräftiger werden die Eichen, in etwa 2300 in Höhe beginnen dunkle Tannen- und Fichtenwälder — wir sind in die kalte Region, die Tierra fria, gelangt. Unterwegs in der Tierra templada kann es uns wohl begegnen, daß Nordwind eintritt, die ganze Gegend in Nebel hüllt und alles von Nässe triefen läßt, wodurch die Wege fast ungangbar gemacht werden. Aber das gesunde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodens, die Schönheit der Gegend entschädigen für solche kleine Unannehmlichkeiten. Was ein Land den Sterblichen überhaupt zu bieten vermag, das findet er in der gemäßigten Region vereinigt: den stolzen Baumwuchs des Nordens, das üppige, fremdartige Strauchwerk des Südens, die tropischen Kräuter mit ihren riesigen Blättern und, bei einzelnen Arten, erstaunlich großen Früchten; neben Zuckerrohr, Kasfeebaum, Banane, Reis und Mais gedeihen die europäischen Fruchtbäume, neben Tranben, Pfirsichen, Birnen, Orangen sind köstliche einheimische Früchte der Region eigentümlich, so die würzigen Ananas, Tnnas, Grauaditas u. s. f. Auch iu der Tierra fria ist das Klima aufäuglich mild. Die immer- grünen Eichen klettern noch bis hierher; zahlreiche Fichtenarten bilden mit

4. Bilder aus Amerika - S. 277

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
X. In Guayana. * Es ist ein höchst eigentümliches Gebiet,- dieses Strom-, Wald- und Sumpfland, in das sich Brasilien, Venezuela, Frankreich, die Niederlande und England geteilt haben. Eigentlich muß es als eine riesige Insel betrachtet werden, denn im Nordosten wird es vom Atlantischen Ocean bespült, im Norden, Westen und Süden umschlingen es die Riesenströme Orinoco, Rio Negro, Cassiquiare und Amazonas. Nähern wir uns der Küste vom Weltmeer aus, so kommen wir zu- nächst an einen etwa 30 km breiten Streifen angeschwemmten Landes, das sich kaum über die Oberfläche der See erhebt. Zur Zeit hoher Flut wird es von den Wogen des Oceans, in der Regenzeit von den Wassern der austretenden Ströme überflutet. Schlammbänke, oft von ansehnlicher Ausdehnung, lagern längs der Küste; sie bestehen aus mehr oder minder nachgiebigem Boden, den die großen Flußläuse ins Meer hinaus führten und den die Strömungen in der Salzflnt wieder hierher trugen. Stunden- lange, nicht selten auch ansehnlich breite Süßwassersümpfe sind in dieses Schwemmland eingelagert, das sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit auszeichnet, aber auch die Brutstätte der schrecklichen Fieber ist, die Guayana zu dem gefürchteten „Pfefferlande" machen, nach dem man Leute wünscht, denen man recht viel Böses gönnt. Das wunderlichste Bild in solchen Sumpflandschaften bieten wohl die Mangrovebänme, die auf 4 — 6 m über den feuchten Grnnd hervorstehenden stelzenartigen Wurzeln ruhen und die ihre ewiggrünen Kronen auf dem 12—15 m hohen Stamme wiegen. So wunderbar sie aussehen: sie spielen doch eine überaus bedeutsame Rolle iu der Natur. Vortrefflich zur Erreichung ihres Zweckes eingerichtet, wissen sie sich im unsicheren Schwemmlande dauernd zu behaupten. Die Wogen des vom Sturme aufgewühlten Oceans stürmen gegen sie an — sie trotzen ihnen. Die Salzflut verzieht sich, weit draußeu rollen die Wellen des Weltmeeres — die bizarren Bäume finden sich ohne Schaden auch in diese Veränderung. Ihre großen, wohl 30 cm langen spindelförmigen Samen sind etwa fingerdick und keimen schon in der Frucht. Sie fallen mit der Spitze mehrere Ceutimeter tief in den Schlamm und bleiben, lustig weiter wachsend, darin stecken, auch wenn das Wasser ziemlich hoch darüber steht. Überraschend schnell bilden sich Wurzeln, ankern sich im Grunde fest und erheben sich nach einigen Monaten bogenartig über den Boden. Wenn der Stamm kaum tischhoch geworden ist, treibt er schon etliche Zweige; ein wenig über den alten Wurzeln entstehen neue, die sich in das Schwemmland senken. Hat der seltsame Baum Zimmerhöhe erreicht, so stützt er sich schon auf ein förmliches Wnrzelgerüst. Nun verwendet er

5. Bilder aus Amerika - S. 397

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 397 — wunderbar milden Klimas, das weder sengende Hitze, noch eigentliche Kalte kennt. Paradiesisch ist der Landstrich zwischen dem Thale des Aeoncagua- flusses und dem Biobio. Dort haben sich denn anch viele Tausende unserer Landsleute ein neues Heim gegründet; in größeren Städten wohnen sie sogar gedrängt beisammen in ansehnlicher Menge. In dieser Gegend sind allerdings nur wenige unter ihnen Landwirte; bei Los Angeles aber findet sich auch in diesen Bezirken eine deutsche Ackerbaukolouie. Leider verfügt die Regierung in diesen verlockenden Gegenden nicht über Staats- ländereien, vielmehr gehört der Grund und Boden hier zu den schon oft genannten großen Haciendas, von denen höchst selten eine in kleinere Stücke zerfällt. Deshalb ist die Staatsbehörde auch außer stände, hier Ackerbau- kolonien für fremde Einwanderer zu gründen, so wünschenswert dies auch für Chile sein würde. Dazu kommt noch ein anderer Übelstand, dessen wir auch bereits vorübergehend gedachten: die geringe Regenmenge, die zwischen Mitte Juli und Mitte August in Centralchile fällt, reicht nicht aus, um die an sich überaus fruchtbaren Ländereien in anbaufähigem Zu- stände zu erhalten. Sie müssen deshalb künstlich durch kostspielige Kanalan- lagen bewässert werden, und diese herzustellen, sind eben nur reiche Leute imstande. Welch' eigentümliche, zu der Witterung unserer Heimat in selt- samem Gegensatze stehende Verhältnisse finden wir hier! Neun Monate des gesegneten Landes sind im allgemeinen regenlos. Im Winter ist die Gegend mit köstlichem, lachendem Grün bedeckt; der Monat November dürste etwa mit unserem Mai, dem vielbesungenen Wonnemonat, verglichen werden. Vom Dezember bis zum Mai aber geht eine traurige Verwand- lung vor sich; jenes liebliche Bild verschwindet ganz, wir sehen auf den waldlosen Höhen und Bodeuwelleu höchstens dürftiges, versengtes Gras, oder den völlig kahlen grauen oder rötlichen Gruud. Uud was ist Ursache dieser uugünstigen Verhältnisse? Die Armut des Landes an Waldungen nördlich vom Flusse Maule ab — eine Ursache, die auch iu Ländern Europas überaus traurige Folgen gezeitigt hat, so in Italien und Süd- srankreich. Selbst die Flußthäler, welche tief iu den Leib der Anden hineinreichen, haben einen spärlichen Pflanzenwuchs. Die Hänge und Hügel sind entweder völlig kahl, oder nur mit niedrigem Gestrüpp bewachsen; häufig trifft man hier dagegen den riesigen Säulenkaktus, der sogar zu starken Balken und Brettern verarbeitet wird und viel Brennholz liefert. Höheres Gebüsch findet sich nnr in Bodenfalten, Mulden und feuchten Schluchten. Die Küste fällt fast überall steil gegen den Oeean ab und zeigt bis weit südlich von Valparaiso (bis zur Stadt Arauco) keinen Pflanzenwuchs. Trotz dieser eigentümlichen Verhältnisse könnten noch sehr viele fleißige Fremdlinge im mittleren Chile Raum zu einer Niederlassung finden, so vor allem auch in den Flußthäleru, die nur spärlich von Chilenen be- wohnt sind; ausgezeichnet durch ihre herrlichen Hügellandschaften und ein ungewöhnlich mildes Klima, würden sich gerade diese Thalungen ganz vor- züglich zu Wohnsitzen für europäische Einwanderer eignen.'

6. Bilder aus Amerika - S. 237

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
y. In Haittetamerika. Von Nordamerika durch den Isthmus von Tehuantepee, von Süd- amerika durch die Laudeuge von Panama geschieden, umfaßt Central- oder Mittelamerika fünf Freistaaten: Costarica, Nicaragua, San Salvador und Guatemala. Gewaltige Bergmaffen erfüllen ihr In- neres; einzelne Gipfel steigen bis 4 500 m empor. Breite Tafelländer, durchzogen von einzelnen Gebirgsketten, an den Rändern von hohen Vnl- kanen überragt — das ist der Aufbau des reichen, fchönen Landes. In der Ebne von Nicaragua liegt zwischen malerischen Ufern der 160 üümeilen große Nicaraguasee, eines der herrlichsten Süßwasser- becken auf der ganzen Erde. Ein Kranz verschiedenartiger Berggruppen umgiebt ihn in einiger Entfernung; hier wuchert herrlicher Wald auf deu Höhen: dort steigen augebaute Terrassen hoch hinauf; au anderen Stellen ragen nackte, wunderlich geformte Felsen, noch andere Berge senden Rauch- säuleu empor und verraten sich dadurch als Vulkaue. Die Pflanzenwelt entwickelt sich au den Usern wie auf deu Inseln in tropischer Pracht und Üppigkeit. Landen wir an der Ostküste, so finden wir das ganze Jahr hin- dnrch eine erstauulich großartige Entfaltung des Pflanzenlebens. Die immer- grünen Gewächse werden von den stets vorhandenen Niederschlägen nn- gemein in ihrem Wachstum begünstigt. Ewiger Frühling wohnt in den höher gelegenen Thälern und auf den Terrassen; übermäßige Hitze ist in diesen glücklichen Gebieten ebenso unbekannt wie strenge Kälte. Der Küsten- rand allerdings ist nngesuud, denn dort sind zahlreiche Sümpfe und feuchte Wälder vorhanden. Anders treffen wir die Verhältnisse an der Westküste. Dort herrscht vom Dezember bis Anfang Mai der trockene, völlig regenlose Sommer. Im sengenden Sonnenbrande verdorren die Gräser der Savannen und die niedrigen Pflanzen der Wälder; zahlreiche Bäume und Büsche verlieren ihr Laub, die Mehrzahl der Bäume widersteht der Dürre und der Sonnen- glut. Die Regenzeit, der Winter jener Gegenden, ruft eiue erstaunliche Üppig- keit der Vegetation hervor; selbst die trotzigen Vulkankegel sind bis zu den Gipfeln bewachsen, und wenn wir zu den Kratern emporklimmen, überrascht es uns zu sehen, daß es sogar in ihnen grünt und blüht, und zwar dicht neben den Rissen, aus denen die unheimlichen Dämpfe aussteigen.

7. Bilder aus Amerika - S. 398

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 398 — Ganz anders ist der südliche Teil der Republik beschaffen, nach dem uns der Dampfer gebracht hat. Selten gefriert es hier bei Nacht ein wenig, und der Tag taut sicher wieder auf, was der Frost der Nacht zum Er- starren brachte; ebenso selten fällt Schnee zur Erde. Regen aber gehen das ganze Jahr in solcher Fülle nieder, daß in Valdivia jeder Regen 5 bis 6 mal soviel Wasser spendet wie in Deutschland. Die Provinz hat überdies mehr als 130 Regentage im Jahre; nur in den beiden wärm- sten Sommermonaten, dem Januar und Februar, kann auf anhaltend trockenes Wetter gerechnet werden. Die Folge dieser fast übergroßen Feuchtigkeit ist, daß in den Südprovinzen endloser dichter Urwald wuchert, dessen Gedeihen noch durch die Milde des Klimas begünstigt wird. Des starken Niederschlags wegen sind in diesen Landschaften bei nassem Ernte- wetter schon lange große kegelförmige Einfahrzelte oder feste Bedachungen (campanarios) in Gebranch. Bei lange anhaltenden schweren Regen- stürmen gehen in Chile oft Hunderttausende von den frei weidenden Hans- tieren zu Grunde; so kamen 1850 in zwei Provinzen 220 009 Stück um. Wie gesund das Land aber trotz mancher Übelstände ist, geht schon aus der einen Thatsache klar hervor, daß bei der Volkszählung des Jahres 1854 nicht weniger als 588 Personen ermittelt wurden, die mehr als 199 Jahre alt waren. Der älteste Mann zählte 134 Jahre. Nicht wenig zur Erreichung eines so günstigen Ergebnisses mag die Vorliebe der Chi- lenen für offene Häuser und offenes Fener beitragen. Auch fällt sehr ins Gewicht, daß es keine Sümpfe und Moräste giebt, die schädliche Ausdünstungen und verderbenbringende Miasmen erzeugen könnten; des- wegen sind verheerende Volksseuchen auch selten in dem schönen Lande. Gefährlich könnten die mancherlei toten Tiere werden, die da und dort umher- liegen; doch Aasgeier und Hunde vertilgen solche Cadaver schnell. In den größeren Städten wird von der Polizei mit rühmlicher Sorgfalt für Rein- lichkeit der Straßen gesorgt; man giebt alljährlich Millionen dafür aus. Da wir einmal in Valdivia sind, werden wir nicht versäumen, einige besonders charakteristische Eigentümlichkeiten des Landes kennen zu lernen. Mit einigen deutschen Freunden reiten wir nach Chiles größtem See, dem Rancosee, ans dessen Südwestende der stattliche Bergfluß Rio Bueno tritt. Es ist eine mächtige Wasserfläche, die wir von der Höhe eines Cordillerenberges erblicken, aber nicht überblicken können. Schier endlos dehnt sich die blitzende, leise vom Gebirgswind gekräuselte Fläche des majestätischen Gewässers, das etwa so lang wie der bekannte Lago magg-iore in Norditalien, aber dreimal so breit wie dieser See ist. Doch auch hier entsteht wieder jenes drückende Gefühl, das uns in den tiefen Waldungen dieser Landschaften schon mehrmals befiel und zehrendes Heim- weh in unseren Herzen erweckte. Ein riesiger, unabsehbarer Urwald um- giebt deu stolzen See, aber dieser Wald ist düster und stumm, ist eine fast leblose Einöde. Soweit wir suchend spähen — nirgends das leiseste Zeichen menschlichen Thuns, selbst die Tierwelt scheint hier völlig zu fehlen; kein Vogelrnf lrtönt, kein beschwingter Segler ist sichtbar, Wald, See und
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