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aber ebenso wenig kultiviert wie das des Amazonas: Bedeutung von
Angostnra im Verhältnis zu °Caracas.
Dem Parana — um 1/s länger als die Wolga — gestattet das
Gebirgsland von Brasilien nur auf einer kurzen Strecke des Unter-
laufs die ö. Richtung, und auch den bedeutendsten Nebenflüssen, dem
Paraguay [gtua'i] und Uruguay [gwai] weist es die s. Richtung
an. — Der Parana mündet in den Busen La Plata, der trotz der
Sandbänke wegen der Vereinigung der großen Wasserstraßen große
Wichtigkeit hat, zumal die Küste von Argentinien öde und arm an
guten Häfen ist Daher die Bedeutung von Bnenos-Aires [ai],
das mit mehr als */« Mill. E. die zweitgrößte Stadt S.-Amerikas ist,
sowie von ^Montevideo und dem rasch aufblühenden La Plata.
Der Magdalenenstrom ist unbedeutender als die genannten
und reiner Plateaustrom. Immerhin übertrifft er an Länge den Rhein
und ist trotz der reißenden Strömung bis zu den Stromschnellen
von Honda schiffbar. Verbindung der Hauptstadt *Bogota mit dem
Meere: Bedeutung von Honda und ' Barranqnilla [f], das Cartagena
nach der Eisenbahnverbindung mit dem Meere (Sandbarren an der
Mündung) um weit mehr als das Doppelte in der Einwohnerzahl
überholt hat.
Pflanzenwelt: Im engsten Zusammenhang mit der Boden-
gestaltuug steht die Verteilung der Niederschläge und die Vegetation.
S.-Amerika ist den Passatwinden geöffnet; deswegen ist die N.- und
O.-Küste bis zur S - Grenze von Brasilien reich an Niederschlägen
(einzelne Küstenpunkte Guayanas haben eine Regenhöhe von 3500 mm),
die eine sehr üppige Vegetation erzeugen: Baumwolle, Tabak, Kaffee
(Brasilien liefert fast soviel Kaffee wie alle andern Länder der Welt
zusammen), Zuckerrohr, Mais, Reis ?c. — Bei stehendem Gewässer
(Viktoria Regia, die größte Wasserrose der Welt) findet sich vielfach
ein mörderisches Klima, wie in Cayenne, „wo der Pfeffer wächst".
Die ö. Hochländer zeigen mit dem Wechsel der Höhe auch
wechselnden Charakter der Vegetation. Der tropische Urwald bleibt
in der Ebene; die kühleren Höhen zeigen herrliche, immergrüne Wälder
neben weiten Grasfluren, und erst die höchsten Teile des brasiliani-
schen Tafellandes weisen dürre Savannen oder Moorland auf.
Durch diese Hochländer werden die O.-Winde gezwungen, den
größten Teil ihrer Feuchtigkeit abzugeben, und sie streichen deswegen über
die Ebenen des Orinoeo und Paraua ziemlich trocken hin. So
zeigen diese mehr steppenartigen Charakter; in den Llanos [lj] am
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6
Orinoco finden sich noch bei unregelmäßigen Niederschlägen einzelne
Waldinseln, die Pampas tragen aber nur im N. Strauchvegetaüon
(das große Jagdgebiet Gran Chaco wilder Indianer); weiter nach S.
tritt die eigentliche Grasflur auf, in der weit und breit weder Baum
noch Strauch zu erblicken ist: Viehzucht. Ausfuhr von Fleisch (Liebig-
fches Fleischextract), Fellen und Hörnern.
In der weiten Tiefebene des Amazonas haben die nnge-
hindert einströmenden Seewinde in Verbindung mit den Überschwem-
mnngen das größte Waldgebiet der Erde geschaffen (die Selvas), das
fast undurchdringlich (Schlinggewächse, Lianen) ist, so daß der Verkehr
auf die Wasserwege beschränkt wird. Die spärliche Bevölkerung lebt
deswegen auch unmittelbar an den Flüssen.
Die W.-Küste ist im s. Chile den Seewinden offen, daher hat
auch hier reichlicher Niederschlag mit mäßig warmem Klima eine üppige
Waldvegetation und reiche Fruchtbarkeit (Heimat der Kartoffel, euro-
päische Getreidearten) erzeugt: * Santiago und * Valparaiso [aißo].
Starke Einwanderung, namentlich von Deutschen. — Im n. Chile
tritt eine kalte Meeresströmung, der Perustrom, an die W.-Küste und
nimmt den Seewinden die Feuchtigkeit. So ist die Wüste Atacama
entstanden (Salpeterlager und Silberfunde). Im N. ist die W.-Küste
sehr fruchtbar (Ecuador liefert 1/3 des Kakaoertrages der ganzen Erde),
aber auch ungesund; daher liegen die Städte auf den gesündern Hoch-
ebenen: ° Quito und * Bogota.
Die Tierwelt S. - Amerikas ist fast so eigentümlich wie die
Australiens. Charakteristisch ist die müßige Größe der Tiere im Ver-
hültnis zu den gleichen Arten der alten Welt: Puma und Löwe,
Jaguar und Tiger, Alligator und Krokodil, der amerikanische und
afrikanische Strauß. Charakteristisch ist ferner das gänzliche Fehlen
der Einhufer — das verwilderte Pferd ist ein Geschenk Europas —
sowie die geringe Zahl von Zweihufern. Zu erwähnen sind hiervon
nur die Lamas (Guauako und Viknna), die kleineren Vertreter des
Kamels in den Anden. — Der größte Vierfüßler ist das Tapirschwein
im sumpfigen Dickicht; in den Wäldern fällt das Faultier auf, das
träge und langsam von Ast zu Ast klettert. Zu erwähnen ist weiter
der Ameisenbär und unter den Vögeln der Kondor, der bis 372 m
spannt, ein Bewohner der Anden.
Die tropischen Wälder bergen außerdem eine Menge von Affen-
Herden — Brüllaffen, Wickelschwanzaffen — eine reiche und mannig-
faltige Vogelwelt, Myriaden von glänzenden Käfern, ungeheure In-
sektenschwärme und Mengen buntschillernder Schlangen.
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Extrahierte Ortsnamen: Chile Valparaiso Ecuador Quito Bogota Australiens Europas
14
Auf dem zumeist waldlosen Plateau herrscht etwa die Temperatur
von Mittel-Italien, doch gedeiht Zuckerrohr und Kaffee und reift die
Banane. Ebenso gehören Tabak, Baumwolle, Vanille zu den Haupt-
erzeugnissen, auch liefern die europäischen Getreidearten (Mais,
Weizen ic.) reiche Ernten (natürliche Fruchtbarkeit des Bodens). —
Der Anbau umfaßt indessen noch immer nicht viel über 1/s des Kultur-
landes; man baut wenig über den eignen Bedarf.
Am Oberlauf des Rio Grande beginnen die Felsengebirge
(Rocky Mountains [mannterts]) in 2 Ketten, welche die Ufer begleitend
sich zu den Parkbergen (von den eigentümlich schönen, weidereichen
Thalgründen zwischen den Berggipfeln genannt) vereinigen. Rord%
Mittel- und Südpark. Im N. der Parkberge der Evauspaß [iwens]
(Pacificbahn).
Die Parkberge speisen außer dem Rio Grande den Arkansas
und den Colorado.
Dann geht das Gebirge zunächst über fast 5 Längengrade nach
W. streichend ungefähr von dem berühmten Geysirgebiet (National-
park) in der Nähe der Missouriquelle in n.-w. Richtung bis in die
Nähe des Polarkreises (nicht zur Küste). Die höchste Erhebung im
Monnt Hooker [mannt hüker] (5100m) übertrifft den Mont Blaue
um 300 in.
W. vom Felsengebirge zieht die Sierra Nevada, welche sich
nach N. in dem Cascadengebirge bis zur Juselreihe der Aleuten
fortsetzt. Der n. Teil des Cascadengebirges führt auch den Namen
der Nordamerikanischen Seealpen. In denselben soll der Eliasberg
fast 6000 m ansteigen.
Das gewaltige Plateau zwischen dem Cascaden- und Felsengebirge
leidet an Regenmangel, weil die Gebirge den Niederschlag abziehen
(reiche Waldungen mit gewaltigen Riesenbäumen auf denselben). Daher
hier die England an Größe übertreffende Mohavewüste [fjetv].
Auf dem n -w. Teil des Plateaus finden die Gewässer keinen
Abfluß: Salzseen (A. G. 52). Der Große Salzsee (fast = Olden-
burg), das „Tote Meer" N.-Amerikas. Im übrigen sammeln sich die
uach O. abfließenden Gebirgsgewässer zu großen Strömen, während
die w. zu weiterer Entwicklung keinen Raum finden. Der größte
dieser Flüsse, der Colorado (s. Richtung), ist für die Schiffahrt
wertlos (Plateaustrom); wichtiger sind in dieser Hinsicht Sacramento
und Columbia.
Parallel mit der Sierra Nevada geht die Küstencord illere
als Fortsetzung von den Gebirgen der Halbinsel Californien, durch-
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Extrahierte Personennamen: Hooker
Extrahierte Ortsnamen: Arkansas Eliasberg Cascaden- England Sacramento Columbia Californien
16
Die Gebiete vom Fuß der Felsengebirge bis etwa zum 263" v.
Green, haben spärlichen und unregelmäßigen Niederschlag (die hohen
Gebirge im W., weite Landmassen im O.). Daher weite, baumlose
Grasebeueu (Viehzucht); nur in den engen Flnßthälern kümmerlicher
Waldwuchs. — Weiter ö. erzeugt reichlicher Regen vielfach üppigen
Wald; ungeheure Strecken aber bilden weite Gras- und Blumen-
meere x) (Prärieen).
Wichtigere Niederlassungen finden wir einstweilen nur an den
großen Wasserstraßen: -St. Paul, *St Louis und * New-Orleans
[lins] am Mississippi; ^Cincinnati Mnßineti] und ^Lonisville am Ohio.
— Die Eisenbahnen als Kulturbringer in diesen Gegenden.
Die Arktische Ebene hat eine sehr geringe Abdachung. Seeu-
bilduug. — Die größten Seen: Winipeg-, Athabaska-, Sklaven-
und Bärensee liegen in einer geraden, n.-w. verlaufenden Linie.
Der Wiuipegsee hat seinen Abschluß im Nelson (Hudsonsbai), die
übrigen senden ihre Gewässer durch den Mackenzie [mäfensi] ins
Eismeer, doch steht der Athabaskasee auch mit der Hudsonsbai in Verbin-
dnng (Churchill ftschörtschil]).
Der Verkehr auf den arktischen Wasserstraßen wird leider durch
vielfache Stromschnellen (Tragplätze) und den langen Winter wesentlich
beeinträchtigt.
Zur Besiedeluug ist in der arktischen Ebene verhältnismäßig
wenig Raum; denn bis zum 60° bildet sie eine öde Wüstenei (Tündern),
die den größten Teil des Jahres unter der Schneedecke liegt. —
Weiter f. hat der reiche Niederschlag einen gewaltigen Waldgürtels
(auch in Labrador weite Waldgebiete!) geschaffen. Der Boden ist hier
größtenteils zum Ackerbau geeignet, und man hat angefangen, vom
Klima begünstigte Gegenden zu kultivieren (bis 1867 weites Jagdgebiet:
Rechte der Hudsonsbaigesellschaft). Weizen und Mais gedeihen am
Winipegfee vorzüglich: ° Winipeg.
Das Canadische Seengebiet wird durch niedere Bodenerhebuu-
gen von der Arktischen Ebene und dem Mississippigebiet getrennt.
Es ist das größte Süßwassergebiet der Welt (der Obere See allein
etwa — Irland).
') Für das Fehlen des Baumwuchses in denselben hat man noch keine
genügende Erklärung, vielleicht, daß früher die Waldungen (durch unbekannte
Ursachen) zerstört sind, und der undurchdringliche Wuchs des Präriegrases, die
Präriebrände und die heftigen Windstöße sie nicht wieder aufkommen ließen.
Im N. und W. besonders Nadelholz, im S.-O. hauptsächlich Laubwald.
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90
Nahrungsquellen bietet in den Thälern das Ackerland (hier
liegen auch die größern Orte), weiter aufwärts das W e i d e l a u d. Auch
die Waldungen an den Abhängen werden genützt; sollten freilich als
Schutzwehr gegen Lawinen und Bergstürze mehr geschont werden. —
In den ö. Teilen der Alpen kommen noch mancherlei Bodenschätze
dazu. Edelmetallproduktion ist freilich gering; aber Salz (Salzburger
A., Salzkammergut), Braunkohlen (Steiermark) und Eisen (Ober-
Österreich, Steiermark, Karnthen) liefern reichen Ertrag. — Die
Eisenindustrie ist deshalb in den österreichischen Alpenländern von
hervorragender Wichtigkeit: Leoben, 'Steyr, *Gratz (auch die Industrie
von Wien und °Linz basiert auf den Bodenschätzen der Alpen).
Von andern Metallen ist besonders das Quecksilber zu er-
wähnen: die Gruben von Jdria in den Jnlischen A. werden an
Ergiebigkeit nur von denen Almadens (Spanien) übertroffen.
Außer der Eisenfabrikation blühen auch andere Industriezweige
in den Alpenländern, selbst in der Schweiz, wo die Steinkohlen
gänzlich fehlen: ° Zürich mit Seiden- und Baumwollenweberei.
Die Vegetation ist von der jeweiligen Höhe des Gebirges ab-
hängig. Man unterscheidet nach den Vegetationsgrenzen Voralpen,
die eigentliche Alpenregion und Hochalpen.
Die Voralpen (ca. 1800 m) reichen bis zur Baumgrenze, in-
dem mit zunehmender Höhe die Ahorn-, Kastanien- und Nußbäume
(Mais- und Weinbau) von den Buchen und Eichen (Weizen, Roggen,
Obst) abgelöst werden, während letztere weiter auswärts den Nadel-
Waldungen weichen.
Am S.-Fnß freilich zeigen die Alpen ein wesentlich anderes Bild
(Mandel- und Feigenbäume, Orangen, Granaten) als am N.-Saum,
wenn auch der Gegeusatz nicht so schroff ist, wie bei andern Hoch-
gebirgen, z. B. dem Himalaja.
Die eigentliche Alpenregion (1800 — 2700 m) reicht bis
zur Grenze des zusammenhängenden Pslanzenwnchses. — Hier finden
wir die lieblichen, von Sennhütten und Heuschobern übersäeten Matten
mit dem tiefen, erquickenden Grün, die im Sommer das Geläut reicher
Herden hören lassen: die „Alpen".
Den malerischen Abschluß bilden die Hochalpen mit ihren
Gletschern und schneebedeckten Gipfeln, die bei Morgen- und Abend-
belenchtnng in einem feurigen Purpur strahlen.
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Extrahierte Personennamen: Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Steiermark Wien Jnlischen_A. Spanien Schweiz
131
Die Zahl der Deutschen in Brasilien wird ca. 80 T. betragen.
Eine gesunde, zielbewußte Kolonialpolitik war in Deutschland erst
nach Gründung einer starken Kriegsflotte möglich, und sie war not-
wendig, weil die Engländer in den fremden Erdteilen den Wettbewerb
der Deutschen zu unterdrücken suchten. Hatten diese ein Absatz-
gebiet für ihre heimischen Produkte gefunden, dann erklärten die
Engländer das Gebiet für eine britische Kolonie und trafen Anord-
nungen, welche die Deutschen verdrängten und Engländern den Ge-
winn sicherten.
Trotz mancher Schwierigkeiten hat die Regierung gegenwärtig
Gebiete in Afrika und Oceanien unter deutschen Schutz gestellt, welche
zusammen etwa die sechsfache Größe von Deutschland ausmachen.
Man unterscheidet Krön- und Gesellschaftsschutzgebiete.
Kronschutzgebiete (die afrikanischen Kolonien) regiert ein vom
Reiche angestellter und besoldeter Gonvernenr.
Gesellschaftsschntzgebiete (die Besitzungen in Oceanien)
regiert ein Beamter, den die für das betreffende Gebiet thätige Kolonial-
gesellschaft ernennt.
1) Das Kronschuhgebiet Kamerun (— Königreich Preußen, 1/2
Mill. E.) umfaßt die Küstengebiete der Biafrabucht und reicht vom
n. B. bis zu der Stelle, wo sich die Küste entschieden nach W.
wendet.
Die Besitzergreifung fand (im Juli) 1884 statt.
Bodenbildung und Bewässerung. Die wichtigste Erhebung
au der Küste ist das vulkanische Kamerungebirge, welches sich im
n. Teil über 4000 in erhebt und eine Länge von 35 km hat. Es ist
ebenso wie die ähnlich gestaltete (spanische) Insel Fernando Po in
ein dunkelgrünes Gewand dichter Waldung gehüllt, und nur die Gipfel
bestehen aus kahlem Schlackengestein.
S. vom Kamerungebirge breitet sich flaches, sumpfiges und
dicht bewaldetes Küstenland aus, das von einer Anzahl von
Flüssen durchbrochen ist. — Am wichtigsten ist der Kamerun flu ß,
der das gemeinsame Delta von 5 Flüssen (Bimbia, Mungo, Muri die
wichtigsten) darstellt.
Weiter landeinwärts im N.-O. ist das Bergland von Adamaua
zu erwähnen.
Pflanzenwelt. Wasserreichtum und tropische Hitze erzeugen
eine üppige Vegetation. Die Urwälder zeigen in unvergleichlich
mannigfaltiger Farbenpracht eine große Fülle von Formen. Dicht-
belaubte Mangos, Gnaven, Limonen, Apfelsinen ?c. entwickeln sich im
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Extrahierte Personennamen: Adamaua
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Deutschland Afrika Deutschland Oceanien Kamerun Kamerun Bimbia
132
buntesten Wechsel mit den Palmen, während über ihnen, wie Riesen
im Heer von Zwergen, sich die gewaltigen Wollbäume erheben, bis
25 m und darüber anstrebend.
Wo der Urwald sich lichtet, treten Savannen ans, in denen
nur niedriges Gebüsch und einzelne Bäume, zu kleinen Gehölzen ver-
eint, die Grasfluren unterbrechen. Mannshoch schießt hier zur Regen-
zeit das Gras auf und giebt Zeugnis von der treibenden Kraft des
Bodens.
Weite Strecken hat der Mensch der Kultur dienstbar gemacht.
— Hier erheben sich die fensterlosen, kleinen Hütten der Dorfschaften,
an welche sich Pisang- und Bananenplantagen anschließen. Hirse,
Kassave, Mais, Reis u. dgl. treten an die Stelle unserer Getreidefelder.
Dazu kommen endlich die Plantagen der Deutschen, welche
trotz der kurzen Zeit *), in welcher die Sicherheit zur Anlage derselben
vorhanden war, bereits gute Erträge liefern. Die „Deutsche Plantagen-
Gesellschaft" hat Erfolge im Kakao-, weniger im Tabakbau zu
verzeichnen.
Zu Ackerbaukolonien ist das Land wegen des ungesunden Klimas,
das eine angestrengte Thätigkeit des Weißen unmöglich macht, nicht
zu brauchen.
Tierwelt. Unter den Tieren sind neben einer zahlreichen
Vogelwelt (Graupapageien) hervorzuheben Leopard, Büffel, Antilopen,
Wildschweine und ganze Herden von Affen. Der Elefant ist selten,
der Löwe fehlt ganz. In den Flüssen sind Krokodile und Flußpferde.
Bewohner. Die Kamerunneger haben einen schönen, kräftigen
Körperbau; aber häßliche Gesichtszüge. Hinsichtlich ihrer geistigen
Fähigkeiten stehen sie hinter den übrigen Stämmen Westafrikas weit
zurück. Ihr moralischer Wert ist sehr gering anzuschlagen. Untreue,
Lügenhaftigkeit und Feigheit sind hervorstechende Eigenschaften ihres
Charakters. Der Einfluß der christlichen Mission ist bis jetzt gering,
so daß noch immer der widersinnigste Aberglaube vorherrscht.
1887 ist eine deutsche Schule gegründet.
Handel. Kamerun ist vorwiegend Handelskolonie; der
Absatz deutscher Erzeugnisse an der dortigen Küste, von der aus durch
den Zwischenhandel, den die Neger in den Händen behalten haben, auch
das Hinterland versorgt wurde, sowie der reiche Ertrag an Palmöl und
auch das Elfenbein aus dem Hinterlande, das in den Handel gebracht
wurde, bestimmte die deutsche Regierung, das Land in Besitz zu nehmen.
') Eine Plantage bedarf mindestens einer Reihe von 7 Jahren, bis sie
anfängt, das hineingesteckte Kapital mit den Zinsen zu vergüten.
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135
Bodenbildung und Bewässerung. An der Küste findet sich
ein niedriger, z. T. sumpfiger Landstreifen; dann erhebt sich das Land
terrassenförmig zu ansehnlichen Hochflächen und Gebirgen, welche weite,
fruchtbare Ebenen einschließen.
Die bedeutendste Erhebung ist der Kilima-Ndscharo (über
6000 m). Der fruchtbare Boden an den Abhängen mit reichlicher
Bewässerung durch zahllose Flüßchen ist bei gesundem Klima (hohe
Lage) zur Anlage von Ackerbaukolonien geeignet und wird äußerst
wertvoll werden, sobald die Verbindung mit der Küste (Eisenbahn)
hergestellt ist.
Die Flüsse, welche das Land durchströmen, sind für den Verkehr
von geringer Bedeutung, da nur wenige auf weitere Strecken schiffbar
find (Stromschnellen), doch kann man sie für die Versorgung der Ufer-
landschaften mit Wasser nützen. — Am wichtigsten ist der Rnfidschi
(im ganzen Lauf befahrbar) mit seinen fruchtbaren Uferlandschaften
und der Grenzfluß Rovuma. Mehr Bedeutung für den Verkehr
haben die großen Grenzseen Ukerewe-, Tanganjika- und
Nyassa - See (Verbindung mit den inneren Gebieten).
Pflanzenwelt. Reiche Wälder mit mannigfaltigen Baumarten
wechseln mit Steppen, die Mimosen, Schilfgewächse, Euphorbien und
Akazien tragen. In den Niederungen finden sich alle in Westafrika
heimischen Nutzpflanzen.
Von den höher gelegenen Strichen des Kilima-Ndscharo (s. o.)
abgesehen ist das Land zu Ackerbaukolonien nicht zu brauchen, wenn
auch das Klima nicht so ungesund ist wie in Kamerun (manche Striche,
leider die weniger fruchtbaren, sind ganz fieberfrei). Doch eignet es
sich vorzüglich zum Plautageubau, der besonders Baumwolle, Kaffee,
Zuckerrohr und Tabak liefert.
Tierwelt. Büffelherden, Giraffen, Zebras und Antilopen,
sowie Paviane und Meerkatzen bilden die wichtigsten Tiergattungen.
Auch der Elefant ist noch häufig. Von Raubtieren finden sich der
Leopard, die Straudhyäue und der Schakal. In den Flüssen sind
Krokodile und Flußpferde. Von den Vögeln ist besonders der Strauß
zu erwähnen.
Die Bewohner gehören zu den Bantn. Sie sind im allge-
meinen stark gebaut, aber träge und auch in moralischer Hinsicht den
Kamerunnegern ähnlich. An der Küste ist das Mischvolk (mit den
Arabern) der Suaheli.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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136
Handel. Schon lange vor der Besitzergreifung war der deutsche
Handel in diesen Gebieten ein lebhafter und übertraf den eug-
lifchen bei weitem. Elfenbein, Kautschuk, Gummi, Straußenfedern u. ct.
wird zum Austausch für die deutschen Erzeugnisse in den Handel
gegeben.
Die Insel Sansibar mit dem Ausfuhrhafen für diese Gebiete
ist in englische Hände übergegangen, und es wäre von Wichtigkeit, den
Verkehr nach einem deutschen Küstenhafen zu lenken. Dar-es-Salaam
(Sitz des Gouverneurs) würde sich dazu eignen.
Von andern Orten ist an der Küste Pangani (im N.). Baga-
moyo [10 T. (£.] (der Insel Sansibar gegenüber) und Liudi (im S.)
zu erwähnen; im Inneren Tabora, wo der über Mpwapwa
(Station zur Sicherung des Weges) führende Karawanenpfad sich nach
dem Viktoria- und Tanganjikasee gabelt.
5) Das Gesellschaftsschutzgebiet Kaiser-Wilhelms-Land (= 1[s
Deutschland, über 100 T. E) umfaßt den n.-ö. Teil von Neu-
Guinea.
1885 wurde es von der Nen-Gninea-Kompagnie erworben.
Bodenbilduug und Bewässerung. An die Küste, welche
eine mannigfache Gliederung zeigt und einige Häfen bildet, schließen
sich Hügelketten an, welche im Innern (noch wenig bekannt) zu be-
deutenden Gebirgen emporsteigen.
Von den Flüssen ist der Kaiserin Augusta-Fluß wichtig,
den man weit hinauf befahren hat.
Pflanzenwelt. Urwälder ziehen sich bis auf die höchsten
Gebirge hinauf, dazwischen dehnen sich weite Savannen aus. Es wird
Reis, Mais und Jams angebaut, ebenso Bananen, Brotfruchtbaum
und Sagopalme. Der Plantagenbau erstreckt sich hauptsächlich
auf Tabak.
Tierwelt. Von Säugetieren findet sich nur das Beuteltier und
das Schwein; aber eine reiche Vogelwelt (Kasuar) belebt die Wälder.
In den Flüssen kommt das Krokodil vor.
Bewohner. Neu-Guiuea ist von Melanesiern bewohnt;
denselben ist zwar manche Kunstfertigkeit eigen, aber ihre Charakter-
eigenschasten sind nicht rühmenswert.
Von den Stationen der Nen-Gninea-Kompagnie ist Friedrich-
Wilh elmshafen die wichtigste.
6) Das Gesellschaftsschutzgebiet des Bismarck-Archipels (— Schweiz,
250 T. E.) umfaßt die Inselgruppen n.-ö. von Neu-Guinea. Es
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Neu-Guinea
Extrahierte Ortsnamen: Sansibar Dar-es-Salaam Sansibar Deutschland Guinea Neu-Guiuea Schweiz
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Teil aus Seen, Wald, Feld, Heide und Moor besteht und nur weuige
Strecken Ackerland aufzuweisen hat. Industrielle Thätigkeit der Be-
völkernng, welche sich die Wasserkraft dienstbar zu machen verstanden
hat. Sägemühlen.
Die Gewässer Rußlands sind für das Land von außerordentlicher
Wichtigkeit. — Begünstigung des Kanalbaues durch den flachen Boden.
Die großen Stromsysteme sind sämtlich durch Kanäle verbunden. Es
ist dies um so wichtiger, als die Verhältnisse Rußlands, besonders die
dünne Bevölkerung gewaltiger Striche, dem Ausbau eines dichtern
Eisenbahnnetzes entgegen sind. — Die Schätze des Ural, die Basis
der Machtentwickelung Rußlands, gewinnen erst durch die Strom-
Verbindungen, welche den Transport nach den äußersten Grenzen er-
möglichen, ihr^ Bedeutung.
§.78. Produkte: N. von der Walda'i-Höhe und dem Nord-
russischen Landrücken finden wir reiche Waldungen, die bis
zum Polarkreis hinaufgehen. Die weiten Tündern, welche sich dann
anschließen, bilden den unwirtlichsten Teil Europas; hier haust noch
der Samojsde mit seinen Renntierheerden. — Holzhandel, Jagd und
Fischfang bilden die Haupterwerbsquellen. Spärliche Bevölkerung:
die größte Stadt des Gebiets, Archangelsk an der Dwiimmündnng, der
einzige Ausfuhrhafen, zählt noch nicht 20 T. E.
S. vom Nordrussischen Landrücken tritt der Ackerbau in
den Vordergrund (Fruchtbarkeit des Bodens); die Ostseeländer, welche
von Deutschen kolonisiert sind, haben bei gut bestellten Ländereien eine
wohlhabende Bevölkerung. Im übrigen liegen ungeheure Strecken un-
genützt, und die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse laden nicht
zur Kolonisation ein. — Auch der Streifen fruchtbarer Erde, welcher
über das Ceutralrussische Plateau hinzieht und die größte Kornkammer
Europas darstellt, ist lange nicht genügend bebaut.
Ganz im S. findet sich ein breiter Steppengürtel, der
durch die Extreme des Kontinentalklimas erzeugt ist Er erstreckt sich
auf der ö. Seite der Wolga bis zur Kama und bildet den Übergang
zu den asiatischen Landschaften. — Nur im kurzen Frühling und
Herbst ergrünt der Boden; im Sommer verdorrt der Pflanzenwuchs,
im Winter liegt das Land unter der Schneedecke (Schneestürme). In
diesem Weideland haben Reitervölker wie die Hunnen, Avaren, Ma-
gyaren vorübergehend ihre Heimat gefunden.
Manche Strecken sind kultiviert, besonders die am Schwarzen
Meer (Südfrüchte, Wein) und bedeutende Städte (* Odessa, "Taganrog,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Heide Europas Archangelsk Europas Odessa