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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Einzelne Staaten Europa's. 145
4. Spanien und Portugal.
§• 58. Wir wenden uns nach Spanien. Hier bestand seit 712 ein arabisches Chalifat, das aber bald durch Trennungen und Uneinigkeiten sich abschwächte, während unter den noch übrigen Christen ein ritterlicher Geist erwachte, der den sühnen Unternehmungen des Pelag ins und seiner Nachfolger gegen die Araber günstig war. Die Araber wurden immer mehr gegen Süden gedrängt; und bis 1250 hatten sie mir noch Granada in ne, während die christlichen Königreiche Asturien, Leon, Galicien, Castilien, Aragon, Navarra allmählich sich gebildet hatten. Unter den letzteren aber entstanden unzählige Reibungen, wie in den übrigen germanischen Staaten. Zn besonderem Ansehen erhoben sich endlich die Königreiche Aragon und Castilien, welche die andern mehr oder weniger von sich abhängig machten. Doch war in beiden die Königsmacht noch sehr eingeschränkt; und die obere Geistlichkeit nebst dem höheren Adel (den Gran-d e n) führte das Wort in den Reichsversammlungen (Cortes). In Aragon lautete der Huldigungseid der Großen also: „Wir, die wir eben so gut sind, als Ihr, machen Euch zu unserem Herrn und Könige unter der -Bedingung, daß Ihr unsere Rechte und Freiheiten achtet: wo nicht, keineswegs." So waren die Könige fast blos e>chattenfönige; aber nur um so eiserner wurde in der Folge ihre Despotie. Nachdem hiezu schon gut vorgebahnt war, kam Ferdinand der Katholische auf den Thron von Aragon (1479 — 1516), ein herrschsüchtiger, ränke-voller und gewissenloser Manu, der sich mit Jsabella von Castilien vermählte und so den Grund zur Vereinigung Der Königreiche legte. Mit diesen beiden wirkte 43 ^ahre lang der gewaltige Geist des Kardinals Ximenes zu Einem Ziele hin, dem der Erhöhung des königlichen Ansehens. Die Inquisition mußte am meisten dazu helfen. Vorerst setzten sie den Krieg gegen die Araber oder Mauren fort; und Granada ergab sich (1492) unter der
Handbüchl. d. Weltgcsch. (7. A.) 7
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212 Neue Geschichte.
hundert hat kaum hingereicht, die materiellen Vertnste Deutschlands 511 ersetzen. Und welche Sittenlosigkeit nun herrschte, ist nicht zu beschreiben; Logau klagte nicht umsonst: Luthrisch, Päpstisch und Calvinisch, diese Glauben alle drei sind vorhanden, doch ist Zweifel, wo das Chri? steuthum denn sei.
Doch nun war Friede. Weil derselbe in Münster und Osnabrück, wo Abgeordnete aller Staaten zusammentraten, geschlossen wurde, heißt er der westphälische. Es kostete viele Mühe, bis die kriegführenden Parteien befriedigt werden konnten. Frankreich bekam das Elsaß, Schweden Pommern und 5 Mill. Thaler, und die deutschen Landstände erhielten volle Landeshoheit. Ohne den Reichstag, bei dem alle Stände freies Stimmrecht hatten , hatte der Kaiser hinfort nichts mehr zu befehlen. Neben den Evangelischen erhielten auch die Calviuisteu freie Religionsübnng. Das Restitutionsedikt wurde aufgehoben und bestimmt, daß der Zustand der geistlichen Güter im Ganzen verbleiben sollte, wie er am 1. Jan. 1624 gewesen. So schloß der schrecklichste aller Kriege, in welchem Deutschland zwei Dritttheile seiner Bewohner einbüßte. Wer möchte verkennen, daß er ein Völkergericht des Herrn war. „Und bei dem Allen lässet Sein'zorn noch nicht ab; Seine Hand ist noch ausgereckt." Die Kriegsdraugsale erneuerten sich schneller, als man erwarten mochte!
Iii. Die Zeiten der Politik (1648—1789).
1. Frankreich. (Ludwig Xiv. Xv.)
§ 84. Unter steten Kriegen entwickelte sich nun diejenige europäische Politik, welche ein Gleichgewicht unter den herrschenden Hauptmächten erzielte und zuletzt erreichte, bet dem auch kleinere Staaten zu ruhigerer Existenz gelangten. Am meisten hatte man mit Frankreich zu
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Extrahierte Personennamen: Jan Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Osnabrück Frankreich Schweden_Pommern Deutschland Frankreich Frankreich
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226 Neue Geschichte.
machen war. Die Reichsversammlungen, s. 1663 fortdauernd in Regensburg gehalten, thateu so gut als nichts; und die Reichskammergerichte, seit der Zerstörung Speyers nach Wezlar verlegt, waren nicht minder schlaff geworden. Der Kaiser, der zugleich Erbherr so mancher österreichischer Länder war, hatte viel zu viel mit diesen zu schaffen, als daß er noch Kraft und Willen übrig behalten hätte, dem kränkelnden Reichskörper wieder aufzuhelfen. Selbst der wohlmeinendste Kaiser, Joseph Ii. s. 1764 hat für die Herstellung der Reichsverfassung fast nichts gethan. Die Fürsten waren schon rncksichtlich ihres Glaubensbekenntnisses getheilt; Andere wie Preußen machten sich sonverain; noch Andere nahmen fremde Throne an, wie die sächsischen Herzoge Polen, und wurden dadurch deu Reichsangelegenheiten entfremdeter. So geschah es, daß von Seiten des deutschen Reichs nichts Rühmliches mehr geschah, weil das Parteiinteresse Alles leitete. Daraus erklärt sich die Frechheit Ludwigs Xiv., der mit so empörender Gewaltthätigkeit mit Deutschland verfuhr und ihm selbst mitten im Frieden große Stücke abreißen konnte. Von seinen drei Raubkriegen haben wir oben (§ 84) gesprochen, wie auch von dem verheerenden spanischen Successionskriege, der zwar endlich den herrischen Franzosen demüthigte, aber nicht so günstig geschlossen wurde, als es bei einem andern Zustand des Reiches hätte geschehen können. Nach dieser Zeit hatte Deutschland wieder einige Ruhe, doch nur im Westen, da gegen Osten die Türken zu schaffen machten. Schrecklich brach aber das Kriegsgewitter wieder aus mit dem Aussterbeu des habsburgischeu Mauuesstammes im I. 1740. Alle Völker Europa's versuchten ihre Kräfte, wie wir gleich erzählen werden, auf deutschem Boden; und doch war es nur ein Parteikampf Oesterreichs und Preußens. Erst mit dem I. 1763 trat dauernder Friede ein; und von da an hatte Deutschland eine glückliche Zeit, in welcher die Völker an Kraft und Geist wuchsen und reges Leben in allen Zweigen der Kunst und Wissenschaft sich hervor-
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242 Neue Geschichte.
der dreimal längere Misso n ri nebst vielen andern Flüssen fallen. In das karaibische Meer fällt der Mag da-lenensl nß, ins atlantische der Orinoko und der 1400 Stunden lange und au der Mündung 30 Stunden breite Amassonas, welcher 100 mächtige Flüsse, wie den Madeira, Tokan tin :c. aufnimmt. Im Süden der Plata oder Silberstrom, der aus dem Zusammenfluß des Parana, Urngnai rc. entsteht.
Das Klima ist sehr verschieden und im Allgemeinen kälter als in der alten Welt. Während in Grönland und Labrador die Kälte auf 40° R. Herabkommen kann und eben darum der Pflanzen- und Baumwuchs fast nichts ist, herrscht in den tropischen Gegenden eine über alle Beschreibung üppige Vegetation. In allen Naturreichen zeichnet sich Amerika aus, vornehmlich durch Metalle und Edel-steiue. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts bezog man aus Amerika 8o°/0 des auf Erden gewonnenen Goldes und 91°/o alles Silbers. Brasilien ist das Land der Edelsteine, Nordamerika reich an Steinkohlen, Eisen, Zinn und Kupfer, im Westen an Gold und Silber. Auch die Pflanzenwelt ist höchst mannigfaltig; ungeheure Landstriche sind noch mit Urwäldern bedeckt. Fast nirgends findet man Sandwüsten; wo keine Wälder sind, dehnen sich unabsehbare Grasfluren aus, Savannen oder Pampas genannt. Zucker, Baumwolle, Indigo, Caffee, Cacao u. a. sind Produkte der Tropen; im Nordosten gewährt der Pelz des Bibers und anderer Thiere einen einträglichen Handel.
Die Einwohnerzahl ist gering; man schätzt sie aus 80 Millionen, so daß nur 80 Einwohner auf eine Quadratmeile kommen. Ureinwohner (Indianer genannt) sind etwa 10 Millionen noch vorhanden. Sie sind in zahllose Völkerschaften vertheilt, haben eine rothe Hautfarbe und irren meist wild in den Wäldern und an den Flüssen als Jäger oder Fischer umher. Unter ihnen sind über 400 Sprachen und gegen 2000 Dialekte herrschend. Sie mögen in der ältesten Zeit ans Asien eingewandert sein. Weiße Einwanderer sind es über 50 Millionen; in Central- und
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Nordamerika Asien Central-
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iii.? Die ältesten Weltvölker. 25
unabsehbaren Sandmeere zieht das Schiff der Wüste, das Kaineel.
Wie Asien, so wurde auch Afrika frühzeitig, besonders von Hamiten bevölkert. Die Einwohner im Innern sind meist Neger, die durch die schwarze Farbe und wolliges Haar, wie auch durch besondere Gesichts- und Schädelbildung von den Stämmen Asiens sich ausfallend unterscheiden. Sie lebten immer völlig abgeschieden von der übrigen Welt, obwohl viele Karawanen den Weg zu ihnen fanden, und tragen heute noch alle Zeichen von Rohheit und Barbarei au sich. Im Süden herrschen dunkle Bantustämme und hellere Hottentotten vor. Im Hochlande Habe sch oder Abessinien, einst Aethiopien genannnt, gab es auch uralte hochcimlisirte Staaten: und von Meroe, wo ein Priesterstaat war, sind noch Ruinen vorhanden. Sie wurden durch Handel reich; und ihre Kunstfertigkeit war auch den Griechen bekannt. Doch war ihre Herrlichkeit bald verschwunden; und selbst in äußerlichen Dingen stehen die Einwohner jetzt auf sehr niedriger Stufe.
5. Aegypten.
§ 12. Bekannter istaegy pten geworden, das lange, nur wenige Stunden breite Tiefland des Nils. Vom Juni bis September werden die Niederungen vom Nil überschwemmt; und das lange Thal wird in einen unabsehbaren See verwandelt, aus dem die Dörfer sich wie Juseln erheben. Der reichliche Schlamm, den der Strom mit sich führt, befruchtet die Felder und macht den ausgebrannten staubigen Boden zu einem grünenden Garten, in welchem Getreide, Reis und Baumwolle auf's Ueppigste gedeihen. Erreicht der Wasserstand nicht die erforderliche Höhe, so erfolgt Theurung; ist die Überschwemmung stark genug, so wächst alles im Uebemnß. Die ältesten Einwohner sind Nachkommen von Mizraim, dem Sohne Hams; und nach diesem nennen die Bewohner das Land jetzt noch Misr. In Oberägypten gründeten die Pathrn-
Handbüchl. d, Weltgesch. (7. «.) 3
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Asiens Abessinien Meroe Weltgesch
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
84
Mittlere Geschichte,
durch welche Gott seine Sache langsam, aber herrlich hinausführt. So verwandelt sich stets die Gestalt der Erde, bis diese selbst ihrem Moder heimfällt und dann aus der neuen Erde alle Böller in der Klarheit des Lichtes Jesu waudeln.
Mittlere G e s ch i ch ! r.
1 Die Völkerwanderung.
1. Die Germanen
§ 35. Die ganze Breite des mittleren Europa war bisher außer dem Bereiche der Weltgeschichte geblieben. Es tummelten sich in derselben zahllose Völkerschaften umher, deren hauptsächlichste die sogenannten Germanen oder Deutschen waren. Sie kamen einst aus Mittelasien und zeigen sich durch ihre Sprache verwandt mit den Ariern in Persien und Indien. Deutschland selbst sah noch ganz anders aus als jetzt. Zwischen ungeheuren Wäldern und mächtigen Sümpfen wohnte aber ein kräftiges Geschlecht, dessen Tapferkeit, Redlichkeit und eheliche Treue die Römer rühmen mußten. Die Germanen hatten keine Städte, die nannten sie nur Käfige und Kerker, sie wohnten in Dörfern und vereinzelten Höfen, innerhalb deren der Familienvater unumschränkter Herr war. Sie hatten Häuptlinge, unterschieden sich in Edle, Freie und Leibeigene; und bei allgemeiner Kriegsuoth rief man einen sogenannten Heerbann aus, zu dem jeder Waffenfähige sich stellen mußte, und dem nicht selten auch Weiber und Kinder folgten. Ihre Religion war einfach, verehrt wurden besonders die Geister der abgeschiedenen Helden. Der oberste Gott hieß Wodan. Götzen waren nur wenige da, und statt der Tempel heilige Haine. Opfer, auch
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Extrahierte Ortsnamen: Jesu Europa Mittelasien Persien Indien Deutschland
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iii. Papstthum und Kaiserthum. 115
feierlich zum Kaiser gekrönt. Denn noch öfters mußte er nach Italien kommen, um neu ausgebrochene Unruhen zu dämpfen. Zuletzt war er so streng gegen die aufrührerischen Römer, daß er ihren Präfekten nackt und rücklings auf einem Esel durch die Stadt führen und 13 Aufrührer henken ließ. Dennoch machte auch seinen Nachfolgern Italien viel zu schaffen. So brachte zwar der Besitz Italiens und der Kaiserkrone dem deutschen Reiche Glanz und Ruhm; aber Ströme deutschen Blutes mußten darob fließen. Uebrigens wußten sich die Kaiser immer noch über die Macht des Papstes zu stellen. Namentlich setzten sie Bischöfe ein und ab und vergaben die Bisthümer durch Belehuuug mit Ring und Stab, was man das Recht der Investitur nannte. — Otto's Nachfolger, Otto Ii. und Iii., und Heinrich Ii. waren auch wackere Regenten. Daun aber erlosch das Geschlecht (1024).
5. Die fränkischen Kaiser.
§ 47. Die Stände wählten jetzt den Herzog der rheinischen Franken, Konrad Ii., zum König. Er und sein Nachfolger Heinrich 1u. brachten den Glanz des deutschen Kaiserstubles auf die höchste Stufe. Sie kämpften mit Glück gegen die Unruhen in Deutschland und Italien und erhöhten ihre Macht dadurch, daß sie sich die Lehen wieder sicherten und die Vasallen ganz von sich abhängig machten. Da bei den unaufhörlichen Privatfehden der kleinen und großen Herren unter sich allenthalben grauenhaftes Blutvergießen an der Tagesordnung war, so kam in Frankreich der sog. Gottes friede auf, welcher von Mittwoch Abend bis Montag frühe alle Befehdungen untersagt. Heinrich stemmte sich noch kräftig den steigenden Anmaßungen der Päpste entgegen, deren er vier ernannte. Ihm folgte Heinrich Iv. (1056 bis 1106), der nur um so tiefer von dieser Höhe stürzen sollte.
Dieser unglückliche Fürst war kaum sechs Jahre alt, als er auf den Thron kam, und sollte unter der Vor«
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iii. Papstthum und Kaiserthum. 119
mit eifersüchtigen Parteien viel zu viel im Innern zu thun hatte, als daß er nach Italien kommen konnte. Er erhielt daher auch nicht den Kaisertitel. In jener Zeit waren bereits die Kreuzzüge im Gange, von denen nachher die Rede ist. Auch Konrad zog aus (1147), kam aber sehr gedemüthigt aus Palästina zurück.
Durch die Wahl der sieben Kurfürsten, von denen man hier die erste Spur findet, kam Konrads Neffe, Friedrich I., Rothbart genannt, aus den Thron (1152—90). An Entschlossenheit, Festigkeit und Einsicht stand ihm nicht leicht ein König gleich. Wie sehr er auf Recht und Ordnung hielt, zeigte er an dem Pfalzgrafen Hermann, den er für seine Fehden zur schimpflichen Strafe des Hundetragens verurtheilte. Seine Herrschergröße auf die höchste Stufe zu erheben und der geistlichen Tyrannei des Papstes zu wehren, war sein hauptsächlichstes Bestreben; aber er traf auf harte Stirnen. In den lombardischen Städten, die sich mit Mauern umgeben und durch Handel und Kultur außerordentlich emporgeschwungen hatten, war ein neuer Freiheitsgeist erwacht, der die Fesseln des Kaisers nicht ertragen mochte. Diesen Freiheitsgeist auszutilgen und seine Herrscherrechte festzugründen, kam Friedrich sechs Mal mit großen Heeren nach Italien. Anfangs hatte er Glück, und mit eiserner Gewalt stemmte er sich den verzweifelten Anstrengungen der Feinde entgegen. Manche Städte wurden geschleift, namentlich Crerna und das herrliche Mailand, unter entsetzlichen Scenen; aber
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Konrads Konrads Friedrich_I. Friedrich_I. Hermann Friedrich Friedrich
— 82 —
gelocktes Haar, einen goldenen Ring um das Haupt oder den Helm ans. Zu seiner persönlichen Bedienung bei feierlichen Gelegenheiten waren nach römischem Muster bestimmte Aemter eingerichtet: der Kämmerer, der Verschall, der Truchsess, Schenk. — Die Pfalzgrafen verwalteten die einzelnen Domänen oder Pfalzen, das Vermögen des königlichen Hauses dagegen der Majordomus, welcher zugleich das Gesolge des Königs anführte und auf Einziehung und Verleihung von Lehen einen großen Einfluss gewann.
Iv. Das Mttcrthum und der Bauernstand. Neben dem hohen Adel, den Herzögen, den Grasen mit großen Besitzungen, den höchsten Vasallen finden wir viele solcher Edlen, deren Besitz nicht ausreichte, um sie zu irgend einer politischen Macht kommen zu taffen. Viele erreichten die Reichsunmittelbarkeit nicht, blos einige. Sie waren dann Ministerialen und gingen bei
irgend einem hohen Geistlichen oder einem Fürsten zu Sehen. — Ost
gingen solche Ministerialen ans hörigem Stande hervor, es waren vielleicht
nur einfache Kriegsknechte, die baun für ihre Dienste im Aufträge eines Fürsten, Markgrafen, Bischofs, Erzbifchofs, Abts mit einem Lehen versorgt, besoldet wurden. — Sie waren besser daran, dünkten sich auch dann mehr als die freien Bauern, Gemeinfreien, die sich z. B. in Westphalkn, Frisland, Ditmarfen, Tirol, der Schweiz noch, lange erhielten. Im Herrndienste ging es ihnen besser als diesen. Ans solchen Ministerialen entstand der niedere Adel, die Ritterschaft.
In den Städten, erst feit dem 11. oder 12. Jahrhundert, keimte ein Bürgerstand, der sich zu immer größerer Kraft entfaltete, während der Stand
der Bauern in immer schlimmere Lage geriet.
Alles geistige Leben, was noch sonst etwa im ersten Mittelalter vorhanden war, war bei dem Stande der Ritter zu finden (nach dem Aufblühen der Städte aber auch in diesen). Rechtgläubigkeit, Beschirmung der Schwachen, der Frauen und Waisen galt als Ritterpflicht. Dem Lehnsherrn Treue zu bewahren nicht minder. ^— Kein verabscheuungswürdigeres Verbrechen für einen Lehnsmann, als Verrath an feinem Herrn, Felonie; nicht einmal davor scheute er sich, für feinen Herrn oder feine Herrin ein Verbrechen (f. Hagen in den Nibelungen) zu begehen.
Ans starkem Roß, in Wehr und Waffen, mit wehender Helmzier, Lanze und Schwert zog der Ritter einher. Seine Erziehung war folgende: bis zum siebenten Jahre lebte der Knabe in der Kemenate der Franen, dann kam er als Page, Jnnkerlein, Junker, an den Hof feines betreffenden Landesfürsten, bort belehrte man ihn in allen feinen Sitten, Gott ehren, die Frauen achten nnb sich in Waffen-hanbwerk üben. Vom 14. Jahre an folgte er als Knappe feinem Herrn, er trug ihm die Waffen nach, die Rüstung, und führte ihm fein Ross vor. Dann mit 21 Jahren erhielt er den Ritterschlag unter vielen Förmlichkeiten. Das Ebelfräulein kam ebenso an den Hof des Landessiirsten, um dort in feinen, höfischen Sitten, zumeist aber in der Zurückgezogenheit der Kemenate, unter Leitung der Fürstin weibliche Arbeiten und dergl. zu lernen, und im Benehmen sich zu vervollkommnen, bei feierlicher Gelegenbeit trat dann aucb die Jungfrau mit im Gefolge der Herrin auf.
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— 84 —
auch solche, die nur unmittelbar den Kaiser als Lehnsherrn anerkannten. Diese hatten, besonders vom 15. Jahrhundert an, einen schweren Stand gegen die Fürsten, welche darauf ausgingen, diese kleinen Gebiete ihren eignen größern noch einzuverleiben. Noch eine andere Art des Adels ist in den Städten zu finden, die sogenannten Patricier, ansässige Edle in der Stadt, — welche sich mit den Rittern aus dem Lande auf eine Stufe stellten. Dann die Vögte, welche die Rechte ans den Gütern der Fürsten wahrnahmen, sowohl auf dem Lande wie in einer Stadt 2c. (Landvogt, z. B. Burggraf von Nürnberg).
V. Die Kirche Von bedeutendem Einfluss im Staate war die Kirche; sie hielt den Zusammenhang mit der römischen Cultur, welche die alte Welt ab-schloss, aufrecht, besonders mit der lateinischen Sprache, auch suchte sie die wilden Sitten der noch rohen Franken durch den Glauben, damals nur eben vielfach noch Wunder- und Aberglauben, zu mildern. Sie wirkte auch schützend und schirmend für das Leben des Einzelnen, denn wer an die heiligen Stätten der Märtyrer flüchtete, fand dort ein Asyl vor Verfokgnng. Der Verfolger, in Angst vor der Macht des Heiligen, die ihm Schaden zufügen könnte, wagte nicht, in das Heiligthum zu dringen (so wurde besonders verehrt der heilige Mar-tinus in Tours). Wie im Alterthum der Altar, oder das heilige Götterbild im Tempel, so auch waren nun die geweihten, christlichen Stätten Schirm und Schutz für schuldig oder unschuldig Verfolgte.
Besonders dadurch, dass sie die Gewissen mit ihren Gnadenmitteln beruhigte und Bußen für begangene Sünden feststellte (Almosen, Wallfahrten, Fasten, Geißelungen — Könige und Fürsten mussten zur Strafe für ihre Sünden neue Kirchen, Klöster u. s. w. gründen), erzog die Kirche im Mittelalter die wilden Gemüter (oft auf anschauliche Weise) zu einer sanftem Sitte.
Aber noch mehr vermochte sie, wenn sie diese Gnadenmittel verweigerte, wenn die Gewalt des Bannes.den Sünder betraf. Der Bann, der den Einzelnen friede- und ruhelos machte, war aber noch schlimmer, wenn er sich auf ganze Länder erstreckte (Interdikt). —
Auch äußerlich prägte die Kirche den Gebräuchen, Sitten und äußeren Zeichen dieser Zeit einen eigenthümlichen Charakter auf: wo man hinsah, in dem Verkehr der Städte, im einsamen Gebirge, überall, selbst in der Wildnis, erhob sich über Kirchen und Kapellen das Kreuz, lud die Glocke zur Andacht, zum Gebet — die Sitte das Zeichen des Kreuzes zu machen, das Abbeten des Rosenkranzes, der Genuss des Sakramentes, die vielen Feiertage im Jahre, Wunder, die sich an heiligen Stätten ereigneten, das alles hielt die Gemüter mit überwältigender Macht an die Kirche gebunden — zumal ein selbstständiger Unterricht getrennt von der Kirche für das Volk noch gar nicht bestand. Daher die Befangenheit der Menge in Aberglauben, die Wundersucht, die oft wohl geflissentlich von der Kirche genährt wurde. Und wenn irgendwo Geister eine tiefere Bildung erstrebten, so waren es eben auch nur wieder Geistliche, welche diese Schätze der Intelligenz und nicht minder auch die Künste bewahrten und letztere Übten.
Geistliche sind Lehrer, Geschichtsschreiber, Gelehrte aller Art, sie sind Architekten, Glockengießer, betreiben rationell die Landwirthschaft, sie bilden in
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