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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 225

1911 - Erfurt : Keyser
— 225 on fohle ganz barsch: „Foi Däibel, Hai abber das Deng a schlachten Hosten!" Dr. Ollo Kürsteu. 83. Der Strci^enkcimpf in Erfurt. 24. Rovember 1848. Vor dem Ausstand: Zu derselben Zeit, zu welcher in Ber- lin 1848 die Revolution ausbrach, begannen auch in Ersurt die Unruhen. Die Stadl war als sester Platz Mitteldeutschlands und Mittelpunkt der Thüringer Kleinstaaten zum Vorort der allgemeinen deutschen Revolution besonders geeignet. Von Ersurt aus konnten leicht alle Thüringer Staaten zu einer Republik ausgerufen werden. Darum gehörte damals das sonst so sriedliche Thüringen zu den Ländern, in welchen das aufrührerische Treiben mit am lautesten tobte. Von einem Ende zum andern, von der Werra bis zur Saale, ertönte von Stadt zu Stadt, von Dors zu Dorf auf Volksversammlungen der Ruf: „Republik", da freche Wortführer den Aufruhr predigten. In Erfurt selbst war es nur eine kleine, von gesetzlosen Ausrührern geleitete Partei, welche die unteren Klassen der Bevölkerung gegen die besseren Schichten aushetzte, in ihnen das Vertrauen gegen die Behörden untergrub und Beamte und ^oldcittit als Feinde der Freiheit und Gegner der Bürger hinstellte. Die meisten, dem wohlhabenden Bürgerstande angehörenden Bewohner waren jedem gewaltsamen Umsturz der Ordnung seind, sie liebten die Ruhe und Bequemlichkeit. Durch die Schonung aber, mit welcher man von oben dem stechen Treiben der Umstürzler zusab, wurden diese von Tag zu Tag dreister. Die ersten Tumulte: Am 14. März erfolgte der erste Ausbruch der Volksleideuschast. Ihm folgten weitere Tumulte am 1. Mai und 3. und 4. Juni. Um diesen Ausständen gewachsen zu sein, hatten die gemäßigten Bürger mit Ermächtigung der Regierung einen Schutzverein oder eine Schutzwebr gegründet. Da sie mit starken Stöcken bewaffnet war, führte sie den Namen „Knüppelgarde". Sie wurde nach dem Beispiel von Berlin und andern großen Städten später in eine bewaffnete Bürgerwehr umgewandelt. Jeder Bürgerwehrmann trug eine weiße Binde mit dem Stadtwappen am Arm und hatte sich verpflichtet, sein Gewehr nur nach Vorschrift des Hauptmannes zu gebrauchen. Anfangs tat auch die Bürgerwehr ihre Schuldigkeit, bald aber hielt sie es immer mehr mit dem niederen Volke. Kein Wunder also, daß unter dem Schutze einer solchen Bürgerwehr die Besitzlosen eine immer trotzigere Haltung gegen die höheren Stände und gegen das Militär annahmen. Es kam zuletzt soweit, daß Höherstehende abends nur noch mit Stockdegen und eisernen Stäben bewaffnet auszugehen wagten. 15

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 1

1911 - Erfurt : Keyser
I. Erfurts Entstehung und keine Geschichte bis zum 3ahre 1000. Erfurts Entstehung: Erfurt, die Stadl „einst heidnischer Bauern", wie Bouifacius sie nannte, war bereits im 6. Jahrhundert bewohnt?) Aber schon lange vorher war die Gegend besiedelt. 4000 Jahre vor der heutigen Zeit erkannten Hirten, deren Rassezugehörigkeit uns unbekannt ist, die Vorzüge der Landschaft: einen trockenen Berg zu guter Wohnslatt, ein klares Gebirgswasser zu frischem Trunk, einen dichten Wald mit schmackhaften Früchten und einen zu Viehzucht und Ackerbau geeigneten Boden. Sie bauten sich deshalb hier an und zwar südwestlich vom Petersberge, in der Gegend der heutigen Rudolf- und Heinrichstratze und am Nordfuße des Steigers bei Villa Stürcke (f. Erfurt in der Steinzeit, Nr. 1). Aus unbekannten Gründen verließen die ersten Bewohner aber die Gegend. Doch zur Bronzezeit (nach 1500 v. Chr.) wurde sie von neuem durch Kelten besiedelt (s. In der Bronzezeit, Nr. 2). Sie errichteten ihre Wohnstätten wohl an den alten Dorfftätten. Ein Jahrtaufend später traten an ihre Stelle Germanen, die damals von Thüringen Besitz nähmen. Auch sie hatten ihre Herd-stätten zunächst an der Stelle der alten Siedlungen, doch ließen sie sich später mehr nordwärts vom Petersberge und in der Gegend des neuen städtischen Krankenhauses nieder. Letztere heißt heute noch im Flurbuche die „hohe Stadt". Die neuen Ansiedler hatten ihre Wallburgen, die Zufluchtsstätten in Zeilen der Not und Gefahr, auf dem Petersberge und im Steiger oberhalb des Bachstelzenweges, nahe dem Jdablick. Letztere ist heute noch vorhanden. Den germanischen Thüringern war das Eisen bekannt, auch benutzten sie die Töpferscheibe. Die Erfurter Gegend blieb von da für immer bewohnt. Um den Anfang der christlichen Zeitrechnung wurden die hiesigen Ansiedler mit den Römern bekannt und befreundet und standen mit ihnen in regem Handelsverkehr. Bald kam auch von außen Zuwachs. Neue germanische Stämme siedelten sich an, und slawische Familien ließen sich nieder (s. Was die Geschichte von den alten Thüringern weiß, Nr. 5). Die Siedlung griff allmählich auf die !) Bewiesen durch Gräberfunde aus der Merowingerzeit, z. B- auf dem Anger (nahe Nr. 64).

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 122

1911 - Erfurt : Keyser
- 122 — zu mißhandeln. Nun griff der Erzbischof von Mainz, der Vollstrecker der Acht, mit Waffengewalt ein. Unterstützt durch sranzö-sische Truppen, die unter dem Befeble des Generals Pradel standen, gelang es ihm mit einem Heere von 15000 Mann, die Stadt, die kaum noch 10000 Einwohner zählte, einzunehmen. Am 15. Oktober 1664 mußte sich Erfurt dem Kurfürsten gegen das Versprechen des Straferlasses und der Religionsfreiheit ergeben. Anfang November hielt er seinen Einzug, und der Rat mußte ihm huldigen (Rathaussaalbild). Von nun an war Erfurt eine rnain zische Landstadt. Um sich aber dauernd ihres Besitzes erfreuen zu können, schuf der Kurfürst die Befestigungen auf dem Petersberge. Friedliche Entwicklung nach 1664 (Barock- urrd Rokokozeit) : Für Erfurt kam nun eine Zeit vieljähriger Ruhe, in welcher die von Mainz eingesetzten Statthalter versuchten, die Wunden des großen Krieges und der Folgezeit zu heilen. Durch die fürsorgende Tätigkeit der Statthalter v. Boynebnrg (Boynebnrgufer) und v. Warsberg kehrte auch ein bescheidener Wohlstand und ein stilles Bürgerglück in die Stadt zurück. Dem ersten verdankt Erfurt eine Reihe prächtiger Bauten, z. B. den neueren Teil des Regierungsgebäudes mit dem prächtigen Barockportal (1713—1714) und den sogenannten Packhof (1715), der ebenfalls im Barockstil errichtet wurde. Außerdem wurde unter ihm das alte Rathaus verschönert. Der Statthalter von Warsberg aber sorgte sür den Wiederaufbau der Stadt nach dem großen Brande von 1736, der besonders in der Gegend der Predigerkirche gewütet hatte. Er ließ sich ferner die Hebung von Handel und Gewerbe angelegen sein, gründete (1754) die noch bestehende Akademie (gelehrte Gesellschaft) der Wissenschaften und legte der Statthallerei gegenüber den Hirschgarten an (1740), in dem eine Anzahl Hirsche gehalten wurden. Später wurde der Platz in einen Garten umgewandelt und noch später mit Standbildern aus der griechischen Götterwelt geschmückt, die dem Schloßpark von Molsdorf entstammten (s. Bei Graf Götter in Molsdorf, Nr. 57). Sonst verlief die Zeit für die Erfurter in Ruhe und Frieden. Der Welt Händel gingen lange Zeit spurlos an Erfurt vorüber; seine Bürger sahen nur die um ihres Glaubens willen vertriebenen Salzburger. Mehrere ihrer Züge berührten auf der Wanderung nach Preußen erfurtifches Gebiet (s. Die Salzburger auf ihrem Zuge durch das Erfurter Gebiet, Nr. 56). Der siebenjährige Krieg: Bald aber trat ein neuer Still- stand in der friedlichen Entwicklung der Stadt ein. Der Kurfürst von Mainz, der auf der Seite der Feinde Friedrichs Ii. stand, hatte sich ans dem Reichstage zu Regensburg die Belegung des Königs mit der Acht besonders angelegen sein lassen. Friedrich, dem dies nicht unbekannt geblieben war, erteilte darum den Befehl, die kurfürstlichen Staaten als Feindesland zu behandeln. Von dieser Maßregel wurde nur der Thüringer Teil des Mainzer

4. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 139

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 139 — Leben in mittelalterlicher Enge und Gebundenheit verlaufen sein. Außer anderm herrschte der Mühlzwang, das heißt, die Einwohner durften nur in bestimmten Mühlen das Korn mahlen lassen. Es waren dies die Nene Mühle an der Herzebrocker Straße und die Avenstrothsche Mühle bei dem Meier Avenstroth in Sundern. Das Dorf selbst war klein, die Straßen schmal und krumm, schlecht und holprig, die meisten Häuser niedrig und eng wie heute noch am alten Kirchhof. Nur das Gildehaus, die Vogtei und die Gasthäuser waren ansehnliche Gebäude. Vom Busch her floß ein Bächlein durch das Dorf. Es lieferte für die ärmeren Leute das Trink- Wasser. Die Dunghaufen lagen vor den Häusern, Schmutz und Unrat wurden selten entfernt. Auf dem Dünger und in den Straßenpfützen tummelte sich das Federvieh und wälzten sich die Schweine. Straßen- beleuchtung kannte man nicht. Durch die ungesunden Verhältnisse ent- standen oft Seuchen und ansteckende Krankheiten, die viele Menschen dahin- rafften. Wie auch heute noch, trieben schon in den frühesten Zeiten die Gütersloher Handel und Gewerbe. Die Gütersloher Fuhrleute kamen weit in die Welt hinaus, sie fuhren zu den Messen der bedeutendsten Städte und waren in Bremen, Braunschweig und Frankfurt bekannt. Wenn abends die Fuhrleute ihre Pferde ausgespannt und die schweren, breiträdrigen Frachtwagen nachgesehen hatten, erzählten sie sich in der dunstigen Gast- stube ihre Erlebnisse. Zu den vielen Gefahren der Landstraße kamen als ungemein hindernd vor allem die vielgestaltigen politischen und Wirt- schaftlichen Verhältnisse. Rauh und kriegerisch war die Zeit und auch das Volk in seinen Sitten. Aufruhr, Kampf, Streit und Mord waren an der Tagesordnung. Draußen vor dem Dorf floß durch Heide und Wald die Dalke mit ihren fischreichen Köllen. In den Wäldern und Büschen aber hausten iu den ältesten Zeiten noch Bär und Wolf. Heute erinnern uns noch die Namen Wulf und Wulfhorst daran. Das Kirchspiel Gütersloh war von vier verschiedenen Ländern um- geben. Im Norden grenzte es an die Grafschaft Ravensberg, im Osten an das Land Rietberg, im Süden an das osnabrücksche Amt Reckenberg und im Westen an das Bistum Münster. Welche Schwierigkeiten und Umständlichkeiten verursachten da die Grenz- und Zollsperren! Wie hindernd und hemmend wirkten die verschiedenen Münzen auf den Handel und Verkehr ein! Mußte man doch auf dem Wege von Paderborn nach Gütersloh dreimal Zoll entrichten und mit viererlei Münzen seine Zeche zahlen. Die kirchlichen Verhältnisse im Laufe der Jahrhunderte. Wir haben gehört, daß die Kirche in Gütersloh eine Tochterkirche von Wiedenbrück war. Im Jahre 1259 wurde in Wiedenbrück ein Stift er-' richtet, dem die Kirchen des Bezirks unterstellt wurden. So wurde auch die Kirche zu Gütersloh dem Stift untergeordnet. Es besetzte die Pfarr- stelle und verpflichtete den Inhaber zu festen jährlichen Abgaben. Im Anfang des 15. Jahrhunderts schwuren mehrere Geistliche Güterslohs vor dem Kapitel zu Wiedenbrück folgenden Eid: „Allen, die die gegenwärtige

5. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 59

1911 - Breslau : Hirt
Das Frnkische Reich und die Rmische Kirche. _59 & 28 Die Bildung der sdwestdeutschen Bevlkerung. Ob die ltesten Bewohner Sdwestdeutschlands Finnen oder Ligurer waren, wie weit die Rater nach Westen vorgedrungen sind, ist fr die Gegenwart ohne Seku ung, beim ein nachhaltiger Einflu aus die Bildung der ipateren Bevlkerung kommt biel"enum"too^Stghrrtt6e?fltitteit die keltischen Vlkermassen Sdwestdeutsch-land, mit den Helvetiern die Bojer, die sich ihnen in Nonkum angem^ien hatten. Die Kelten sind tchtige Handwerker, haben knstlerisches Geschick, treiben Landwirtschaft und Bergbau, sind gewandt m Handel und Verkehr. 3um groen Teil mgen sie an der helvetischen Wanderung (aus Baden, Hessen? Wrttemberg) nach der Westschweiz und Sdfrankreich teilgenommen haben; viele aber werden vor den Germanen, he Arwvist ^renngte n die noch unbewohnten Gebirge gewichen sem und daselbst den Grundstock der spteren Bevlkerung gebildet haben. ^ Als Csar 58 v. Chr. nach Sdwestdeutschland kam, gehrte das Clja zum Gebiete der Sequaner, die vom Rhein bis zur Rhone wohnten; ihre Hauptstadt war Vesontio (Besancon); das Unter und die Pfalz hatte ihnen Ariovist schon entrissen. Da wohnten um Broeornagus (Brumat) die germanischen Triboker; von Weienburg an die Nemeter mit dem Vorort Noviomagus (Speyer); in Rheinhessen um Worms (Borbetomagus, he Vangionen'. rechtsrheinisch am untern Neckar he Neckarsueben (Nikres). Die Rheinebene bis zum Breisgau und das Hegau waren germanisches Land- im badischen Sden vom Rheinknie auswrts bis zur Aaremundung und abwrts bis Breisach saen dagegen Kelten, die Rauriker; von ihnen sudlich die Latoviker: unweit davon die Sulinger, an die der Name Tullingen erinnert. Waren die Helvetier aus Westbayern, Hessen, Baden und Wrttemberg weggezogen, so haben sich doch zahlreiche keltische Namen erhalten, z^B. Rhem, Main Neckar; Campodunum (Kempten), Tarodunum (Satten), Bngobanne (Tfingen), Lopodunum (Ladenburg). Die Lndernamen Elsa (Land der Elisassen, d.h. Fremden), Hessen (nach dem Volksstamm) stnd deutsch he Lndernamen Wrttemberg (zuerst 1092), Lothringen (seit 855), Baden 1 ei U12\ Psalz (Palatinatus ad Rhenurn, seit 1155) gehren der spateren Geschichte an. Fast ganz Sdwestdeutschland lag innerhalb des &mes, gehrte mithin zum Rmischen Reiche. Seit der Mitte des 3. Jahrhunderts wird es ala-mannisches Land. So schmelzen Kelten, Romanen und Alamannen zueiner oberrheinischen Bevlkerung beiderseits des Rheins zusammen. Aber die ansehnlichen Rmerstdte sind linksrheinisch. Frher und langer hat das Itnfe Rheinuser rmische Kultur genossen. Die sptere politische Trennung hat wenig Einflu aus die verschiedene Gestaltung der rechts- und linksrheinischen germanischen Bevlkerung aus-qeiibt; in Tracht, in Sprache und Sitte zeigt sich die nahe Verwandtschaft bis heute. Mit und nach der Vlkerwanderung haben he Deutschen he keltisch-romanischen Reste als Walchen oder Welsche bezeichnet; daher Namen to;e ^u^der^weststlichen Scheidung der oberrheinischen Bevlkerung kam eine zweite, nordsdliche, die fr alle Zeiten den Unterschied zwischen dem badischen Oberlnder und dem badischen Pflzer, dem Elfsser und dem linksrheinischen Pflzer festgelegt Hat.

6. Kurzer Abriß der Geschichte und Verfassung des Großherzogtums Hessen - S. 4

1911 - Breslau : Hirt
4 I. Geschichte. bayrischen Erbfolgekrieg erhielt Wilhelm die Hälfte von Umstadt, Otzberg, Bickenbach und Homburg vor der Höhe. Als Wilhelm Ii. 1509 starb, folgte ihm sein noch nicht fünfjähriges Söhnchen Philipp (1509—1567), dem die (beschichte den Beinamen der Großmütige gegeben hat. Durch sein Testament hatte Wilhelm Ii. seine Gemahlin Anna, eine Prinzessin von Mecklenburg, zum obersten Vormund des minderjährigen Prinzen ernannt und ihr einige Räte zur Seite gegeben. Der nach größerer Selbständigkeit trachtende hessische Adel suchte ihr im Verein mit den Kurfürsten von Sachsen die Regentschaft streitig zu machen, aber nach langen Kämpfen gelang es der tatkräftigen und umsichtigen, aber auch ehrgeizigen und leidenschaftlichen Frau, die Vormundschaft zu behaupten. Um den immer wieder sich regenden Herrschergelüsten des Adels besser begegnen zu können, ließ sie bereits 1518 den erst 13^ Jahre alten Philipp vom Kaiser Maximilian für mündig erklären, behielt jedoch an der Regierung noch längere Zeit Anteil. Franz von Sickingen, der Vorkämpfer der Reichsritterschaft, ergriff nun die Partei des hessischen Adels, schickte dem jugendlichen Landgrafen am 18. September 1518 von Metz aus einen Fehdebrief, fiel, während Philipp mit seiner Mutter in Gießen weilte, in die Obergrafschaft Katzenelnbogen ein und belagerte Darmstadt. Da die Stadt nur schlecht für eine Belagerung ausgerüstet und die dortige Ritterschaft nur wenig kampfesmutig war, schloß sie auf Gründ einer Vollmacht Philipps mit Sickingen einen Vertrag. Sickingen gab die Belagerung auf uni) erhielt 35000 Gulden Kriegsentschädigung. Andere Bestimmungen erkannte Philipp nicht an. Als Sickingen 1523 den Erzbischof von Trier, Richard von Greifen-klan, angriff, verband' sich dieser mit dem Pfalzgrafen Ludwig V. und Philipp. Die drei Fürsten zogen gegen Sickingen und schlossen ihn auf seiner festen Burg Land stuhl ein. ^ r e Dem Feuer der gewaltigen Geschütze konnten bte starken Mauern nicht widerstehen. Sickingen selbst wurde schwer verwundet und starb bald nach dem Einzug der siegreichen Fürsten. Der Bauernaufstand des Jahres 1525 bedrohte auch die Lande Philipps Er berief das Landesaufgebot der Ritterschaft und der Städte nach Alsfeld und unterdrückte mit Leichtigkeit den Aufruhr in der Gegend von Hersfeld und Fulda. Noch in demselben Jahre schlug er ttn Bunde mit dem Herzog Heinrich von Braunschweig und dem Herzog Georg von Sachsen die Scharen des Thomas Münzer bei Frankenhausen. Der Lehre Luthers war der Landgraf schon seit dem Reichstag zu Worms zugetan und wurde bald ihr bedeutendster und tatkräftigster Vorkämpfer. „ L m E Durch die Synode von Homberg (1526) wurde die Reformation in Hessen eingeführt. Die reichen Güter der Klöster und

7. Mitteleuropa - S. 76

1911 - Leipzig : List & von Bressensdorf
Der Rhein von Basel bis Bingen. 76 Abb. 70. Straßburger Münster. bare Ebene. Lies vom Atlas ab: Welches Ge- birge erblickt man im Westen? welches im Osten? — Straßburg ist eine der stärksten deutschen Festungen. Früher war eine be- festigte Stadt immer mit Mauern oder Wäl- len umgeben. Vor den heutigen Kationen schützen die aber nicht genügend. Man baut deshalb in einer Entfernung von 1—1 y2 Stunden rings nm die Stadt viele kleine starke Einzelfestungen, so daß der Feind gar nicht an die Stadt herankommen kann (Abb. 71). Eine solche Einzelfestung, die von einigen hun- dert Soldaten besetzt ist, nennt man ein Fort (sprich fohr). Straßburg wird von 14 solcher Forts umgeben, von denen die meisten im Westen liegen. (Weshalb wohl?) Sie werden meist nach berühmten Heerführern benannt, z. B. Fort Moltke, Fort Roon, Fort Kronprinz usw. Straßburg hat im Süden auch noch einen Teil der Festnngsmauern aus der Zeit vor dem letzte» Kriege. In vielen andern Festungen hat man die Mauern und Gräben beseitigt (z. B. in Eöln) oder beseitigt sie jetzt (z. B. in Mainz), so daß diese Festungen bloß noch Forts haben. An Stelle der „geschleiften" Wälle ent- stehen dann immer herrliche Anlagen, Spaziergänge (Promenaden) und Villen- viertel (was sind das?). Weit südlicher an demselben Fluß, an dem auch Straßburg liegt (Jll), sehen wir eine andere Großstadt^. Es ist die Fabrikstadt Mülhausen (Skizze 80, Nr. 1), Ü = 100000 Einw., in der 20000 Arbeiter an Webemaschinen Banmwollzenge machen. Von Straßburg flußabwärts liegt reichlich eine Stunde vom Rhein entfernt Karlsruhe (Skizze 80, Nr. 3), O = 150000 Einw., der Wohnsitz (die Residenz) des Großherzogs von Baden. Vom Schloß aus führt etwa ein Dutzend Straßen strahlenförmig südwärts in die Stadt hinein. Nordwärts führen andere Strahlenwege in schöne Anlagen und in einen Wald (Abb. 72). Da, wo der Neckar (siehe § 77) in den Rhein mündet, liegt die badische Handelsstadt Mann- heim (Skizze 80, Nr. 5), O = 200 000 Einw. Auch in dieser verlaufen die Straßen regel- mäßig, aber schachbrettförmig, d. h. sie schneiden sich alle rechtwinkelig. Die großen Rheinschiffe können nur bis zu dieser Stadt den Fluß hinauf- 1 So nennen wir die Städte von 100 099 Einw. und darüber. Abb. 71. Straßburg und seine Festu ngswerke.

8. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 4

1911 - Breslau : Hirt
4 I. Geschichte. bayrischen Erbfolgekrieg erhielt Wilhelm die Hlfte von Umstadt, Otzberg, Bickenbach und Homburg vor der Hhe. Als Wilhelm Ii. 1509 starb, folgte ihm sein noch nicht fnfjhriges Shnchen Philipp (1509-1567), dem die Geschichte den Beinamen der Gros;- mutige gegeben hat. Durch sein Testament hatte Wilhelm Ii. seine Gemahlin Anna, eine Prinzessin von Mecklenburg, zum obersten Vormund des minderjhrigen Prinzen ernannt und ihr einige Rte zur Seite gegeben. Der nach grerer Selbstndigkeit trachtende hessische Adel suchte ihr im Verein mit den Kurfrsten von Sachsen die Regentschaft streitig zu machen, aber nach langen Kmpfen gelang es der tatkrftigen und um-sichtigen, aber auch ehrgeizigen und leidenschaftlichen Frau, die Vormund- schast zu behaupten. Um den immer wieder sich regenden Herrschergelsten des Adels besser begegnen zu knnen, lie sie bereits 1518 den erst 13^ Jahre alten Philipp vom Kaiser Maximilian fr mndig erklären, behielt je-doch an der Regierung noch lngere Zeit Anteil. Franz von Sickingen, der Vorkmpfer der Reichsritterschaft, ergriff nun die Partei des hessischen Adels, schickte dem jugendlichen Landgrafen am 18. September 1518 von Metz aus einen Fehdebrief, fiel, während Philipp mit seiner Mutter in Gieen weilte, in die Obergrafschaft Katzen-einbogen ein und belagerte Darmftadt. Da die Stadt nur schlecht fr eine Belagerung ausgerstet und die dortige Ritterschaft nur wenig kampfes-mutig war, schlo sie auf Grund einer Vollmacht Philipps ft Srckmgen einen Vertrag. Sickingen gab die Belagerung auf und erhielt 3o000 Gulden Kriegsentschdigung. Andere Bestimmungen erkannte Philipp nicht an. Als Sickingen 1523 den Erzbischof von Trier, Richard von Greifen-klau, angriff, verband sich dieser mit dem Pfalzgrafen Ludwig V. und Philipp. Die drei Fürsten zogen gegen Sickingen und schlssen ihn auf seiner festen Burg Land stuhl ein. Dem Feuer der gewaltigen Geschtze konnten die starken Mauern nicht widerstehen. Sickingen selbst wurde schwer verwundet und starb bald nach dem Einzug der siegreichen Fürsten. Der Bauernaufstand des Jahres 1525 bedrohte auch die Lande Philipps. Er berief das Landesaufgebot der Ritterschaft und der Städte nach Alsfeld und unterdrckte mit Leichtigkeit den Aufruhr m der Gegend von Hersfeld und Fulda. Noch in demselben Jahre schlug er tut Bunde mit dem Herzog Heinrich von Braunschweig und dem Herzog Georg von Sachsen die Scharen des Thomas Mnzer bet Frankenhausen. Der Lehre Luthers war der Landgraf schon sett dem Reichstag zu Worms zugetan und wurde bald ihr bedeutendster und tatkrafttgster Vortapfer ^ @)?nobe bdn Homberg (1526) wurde die Reformation in Hessen eingefhrt. Die reichen Guter der Kloster und

9. Deutsche Kulturgeographie - S. 138

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
138 Iv- Die geistigem Grundlagen der deutschen Kultur. geworden, von dem eine Leiter in das Obergeschoß führt; die große Stube dient sowohl als Wohn- wie als Arbeitsraum. Außer den genannten hauptsächlichsten deutschen Bauern- Häusern gibt es noch eine Anzahl Abarten in den einzelnen deutschen Landschaften, wie z. V. das Eifelhaus, dasbergische Haus, das oberlausitzische Haus, die Bauden des Riesengebirges, das Friesenhaus u. a. m. Da die Formen unsers Bauernhauses nicht willkürlich, sondern aus Lebens- gewohnheiten und Bedürfnis entstanden sind, so hält sich der moderne Bau von Bauernhäusern noch vielfach in den alten Bahnen, wenngleich manche wichtige und reizvolle Eigentümlichkeit schon sehr selten zu werden beginnt. Verfolgt man ein Volk in seiner kulturellen Entwicklung, so wird man erkennen, daß die wahrhafte Kultur eines Volkes erst mit der festen Ansiedelung beginnt. Diese findet ihren augenfälligsten Ausdruck sowohl in den Häusern und Gehöften, wie in deren Stellung und Gruppierung. Soweit es den heutigen deutschen Boden betrifft, haben vier Nationen ihre volkstümliche Art der Besiedelung zur Geltung gebracht, die Kelten, Römer, Slaven und Deutsche. Unter ihnen haben die Deutschen bei weitem den größten Einfluß gehabt, alsdann die Slaven. In Südwestdeutschland sind verschiedene Anklänge an römische Siedelungen zu finden. Die ein Jahrhundert nach Caesar von Tiberius festgesetzte Grenze des römischen Weltreiches, der „limes romanus" oder „Pfahlgraben", lag von Emmerich aus in einigen Kilometern Abstand rechts des Rheins, begleitete ihn aufwärts bis auf die Höhe des Taunus, schloß dann die Wetterau ein und erreichte nahe bei Aschaffenburg den Main. Die Grenze führte weiter aus dem Flußtal des Mains von Miltenberg direkt nach Süden auf die nördlichen Höhen des Remstales, dann aber weiter nach Osten über Ahlen und Günzenhausen längs der Altmühl nach Pförring an der Donau und wurde durch den Lauf der Donau bis nach Panonnien (römische Provinz, hauptsächlich das heutige Ungarn südlich von der Donau, Slawonien, Kroatien und Krain umfassend) fort- gesetzt. Die römische Siedelungsweise war mehr eine schematische als volkstümliche. Besonders wurden an der Grenze des Limes und an bedeutenden Verkehrslagen Kastelle angelegt, aus denen sich späterhin bedeutende deutsche Orte entwickelten, so Cöln aus Eolonia Agrippinensis, Aachen aus Aquae Erani, Coblenz aus Confluentes, Mainz aus Mogontiacum, Augsburg aus Augusta Vindelicorum, Regensburg aus Eastra Regina usw. Teilweise entstanden die römischen Siedelungen auf alten keltischen, wie Mainz und Regensburg. In Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, vom Kaiser Augustus als Vorort der Treveri, eines Stammes der belgischen Gallier, gegründet und nach^ ihm Augusta Treverorum benannt, sind aus der Zeit der Römer- Herrschast noch viele Baureste (Porta nigra, Kaiserpalast, Amphi-

10. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 39

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 39 — pbot. Dr. <£. (Qucbcnfelh. Giebelfeld vom cbemal. Maistall am Iägcrhof. Karaffe Wasser, das täglich durch ein Hofgrfährt von der Grafenberger Quelle herbeigeholt wurde. Beteiligung am Spanischen Erbfolgekriege. Bald nach Erbauung des Galeriegebmides wurden Johann Wilhelm und sein Land in den Spanischen Erbfolgekrieg verwickelt. Wie mehrere seiner Vorgänger war der Kurfürst Joseph Clemens von Cöln mit dem Franzosenkönig verbündet; wieder rückten französische Truppen iu das Erzbistum Cöln ein und besetzten unsere Nachbarstädte Neuß und Kaiserswerth. Dagegen ergriff Johann Wilhelm die Partei des Kaisers. Arn 26. Dezember 1701 ließ er einen für die Franzosen bestimmten Transport von Lebensmitteln und Kriegsbedarf, der auf 44 ©duffen rheinabwärts geführt wurde, bei Grimlinghausen durch seine Truppen abfassen und nach Düsseldorf bringen; zugleich rief er ein brandenburgifch-holländifches Heer zur Hilfe herbei. Kaiserswerth wurde im April 1702 eingeschlossen und nach harter Belagerung am 15. Juni zur Übergabe gezwungen. Das Vorrücken der Verbüudeteu, die überdies durch englische Truppen verstärkt wurden, zwang die Franzosen, den Niederrhein zu verlassen. Johann Wilhelms Ende. Nach dem plötzlichen Tode des Kaisers Joseph I. im Jahre 1711 veranlaßte Johann Wilhelm als Reichsvikar die Wahl des neuen Kaisers und waltete bei der Krönung seines Amtes als Erztruchseß. Von dieser Reise heimgekehrt, fand er das Reiterstandbild vor, ein Beweis der Dankbarkeit der Düssel-
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