Übersicht
der
Weltgeschichte
von
J. Holhe und H. Ser-uscheck.
Zweite Stufe.
Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten bearbeitet von
Dr. E. Fischer,
. ’Q&fdfior am Königstadtischen Gymnasium zu Berlin.
/** Inter- Cr ^ Nationales Schulbuch- i *1 Institut & /
^ /v / Neunte Auflage.
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Georg-Eckertinstitiä
Internationale Schu&uchforschirag Braunschweig
Werkin 1885.
Verlag v o ii A. B a t h.
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Inventarisiert unter Is3i
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158 § 102. Die ersten Kriege der französischen Republik.
toinette, eine Tochter Maria Theresias, die Häupter der Girondisten, den Herzog von Orleans (Egalite) hinrichten und die christliche Religion und Zeitrechnung abschaffen. Endlich, nachdem auch Danton gefallen, wurde Robespierre selbst von seinen Nebenbuhlent geopfert 1794, die gemäßigteren Republikaner gewannen die Oberhand, und in Stelle des Konvents traten fünf Direktoren nebst einem Rate der Alten und einem Rate der 500. Diese Regierungsform bestand 1795—1799, bis Napoleon machtvoll genug geworden war, um ihr ein Ende zu machen.
§ 102. Die ersten Kriege der französischen Republik, 1792—1797.
Die Versuche zur Rettung Ludwigs Xvi, waren vergeblich gewesen, auch ein Feldzng, welchen der König von Preußen Friedrich Wllhelm Ii. im Bunde mit Kaiser Leopolds Ii. Nachfolger Franz Ii. (1 <92—1806, f 1835), durch den Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig ausführen ließ, 1792. Dieser Zug gelangte nicht weiter, als bis in die Champagne, und reizte und einigte nur die Franzosen, so daß sie, zum Angriff übergehend, unter dem Husarengeneral Custine Mainz, durch den Sieg bei Jemappes unter Dumouriez die österreichischen Niederlande und außerdem noch Savoyen eroberten. Nun brachte zwar der jüngere Pitt, der große Minister Englands, die erste Koalition (1793—1797) von fast ganz Europa gegen die französische Republik zusammen; aber kaum waren Mainz und die Niederlande durch die Preußen und Österreicher 1793 wieder frei geworden, so riß auch schon wieder Uneinigkeit bei den Verbündeten ein, während das französische allgemeine Aufgebot unter der energischen Leitung des Kriegsministers Carnot 1794 Holland überflutete und es unter den ärgsten Erpressungen zu einer batavischen Republik umschuf. Bald ging Preußen nach tapferen Thaten in der Pfalz (Kaiserslautern) um der dritten polnischen Teilung willen 1795 den Frieden zu Basel ein, in welchem es seine und Norddeutschlands Neutralität mit der Abtretung seiner überrheinischen Landesteile erkaufte; andere Staaten ahmten ihm nach. Erzherzog Karl von Österreich aber, des Kaisers Bruder, sicherte in Süddeutschland wenigstens den Rhein 1795—1796 gegen die eindringenden Generale der Republik, Pichegru, Jourdan und Moreau.
Da empfing der General Napoleon Bonaparte (geb. 1769 zu
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresias Maria Theresias Napoleon Ludwigs Friedrich_Wllhelm Friedrich Leopolds Franz_Ii Franz Karl_Wilhelm_Ferdinand_von_Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand Dumouriez Karl_von_Österreich Karl Pichegru Jourdan Napoleon
164 § 105. Napoleons I. Kampf um die Weltherrschaft.
angeblich gegen das englische Gibraltar, in Catalonien ein, und ein Volksaufstand veranlaßte den spanischen König Karl Iv., zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand Vii. abzudanken. Nun lud Napoleon beide Fürsten zu sich nach Bayonne, beredete sie zur Entsagung und erteilte die spanische Krone seinem Bruder Joseph, dessen Königreich Neapel aber seinem Schwager Joachim Murat. Doch in Spanien zuerst erhob sich gegen die Franzosen das ganze Volk und kämpfte, von seinen Priestern geleitet, gegen sie, besonders in wirksamem Guerillakriege. Mehrere französische Heere wurden durch die mit Portugal verbündeten Engländer zur Kapitulation gezwungen, und Napoleon selbst sah sich durch einen neuen Krieg, den Österreich 1809 begann, abgerufen und genötigt, das Kommando seinen Marschällen (Soult, Ney, Marmont, Massena) zu überlassen. Tapfer verteidigte sich gegen diese Saragossa drei Monate; auch die Engländer unter Wellington waren siegreich. Eine Regentschaft verwaltete von Cadix aus für Ferdinand Vii. das Land. Nach Napoleons Niederlagen in Rußland ging Wellington, Sieger bei Vittoria, 1813 über die französische Grenze (die Bidassoa), nahm Bordeaux und siegte über Soult bei Toulouse 1814.
Als Österreich sich 1809 gegen den Unterdrücker erhob, trieb Napoleon in wenigen Tagen mit Hilse der Truppen des Rheinbundes den Erzherzog Karl durch siegreiche Gefechte von Schwaben bis Böhmen zurück und zwang Wien zur Übergabe. Da jedoch ward er zum ersten Male überwunden: Erzherzog Karl hinderte ihn durch seinen großen Sieg bei Aspern am 21. und 22. Mai 1809, auch das linke Donauufer zu gewinnen. Nun aber zog Napoleon den Vice-könig Eugen an sich und schlug die Österreicher bei Wagram am 5. und 6. Juli, ehe ihnen aus Italien der Erzherzog Johann zu Hilfe kam. Nach einem Waffenstillstände (Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig) trat Österreich im Frieden zu Wien Gorz, Triest, Kroatien und Dalmatien an Napoleon ab (woraus dieser für sich den neuen Staat der illyrischen Provinzen schuf), Salzburg an Bayern, Galizien an Rußland und an das sächsische Herzogtum Warschau. Der Führer der treuen Tiroler, welche einen heldenmütigen Gebirgskrieg gegen Franzosen und Bayern geführt hatten, Andreas Hofer, wurde auf der Schanze von Mantua 1810 erjchossen. In demselben Jahre gab Kaiser Franz seine Tochter Marie Luise an Napoleon zur zweiten Gemahlin, nachdem dieser sich von der ersten. Josephine Beauharnais, geschieden hatte. Napoleon nahm 1808 noch
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Extrahierte Personennamen: Napoleons_I. Karl_Iv. Karl_Iv. Ferdinand Napoleon Joseph Joachim_Murat Napoleon Ney Marmont Massena Cadix Ferdinand_Vii Ferdinand Napoleons Vittoria Napoleon Karl Karl Karl Karl Napoleon Eugen Johann Friedrich_Wilhelm_von_Braunschweig Friedrich Wilhelm Napoleon Andreas_Hofer Franz Franz Marie_Luise Napoleon Josephine_Beauharnais Napoleon
§ 56. Erster Kreuzzug. § 57. Zweiter Kreuzzug. 93
fried von Bouillon, Herzog von Mederlothringen, und seine Brüder Balduin und Eustachius, Graf Robert von Flandern, der Capetinger Hugo von Vermandois, Bruder des Königs von Frankreichs Graf Raimund von Toulouse, Herzog Robert von der Normandie, der normannische Fürst Bo einund von Tarent, sein Neffe Tankred und der Bischof Adhemar von Puy als Stellvertreter des Papstes. Einen Teil der Kreuzfahrer führte Gottfried durch Deutschland und Ungarn nach Eonstantinopel; viele gingen zur See. Im Frühling 1097 waren
2 300 000 Streiter mit gewaltigem Troß vor Nicäa in Kleinasien
versammelt und begannen den Kampf mit der mühseligen Belagerung dieser Stadt. Als Nicäa gefallen war, nahm man den Weg quer durch Kleinasien und besiegte zwar die Seldschuken, welche ihn bei D ory läum zu sperren versuchten, litt aber furchtbar durch Hitze, Mangel und stete Angriffe der umschwärmenden Feinde (Balduin nach Edessa). Das Hauptheer nahm nach achtmonatlicher Belagerung 1098 Anti och ist (Boemund), schlug sich durch ein großes Seldschukenheer (heilige Lanze; Kerboga, der Emir von Mofful), erschien endlich, freilich nur noch 20 000 Streiter stark, zu Pfingsten 1099 vor Jerusalem und eroberte die Stadt nach gewaltigen Anstrengungen am 15. Juli 1099.
Gottfried von Bouillon wurde zum Könige von Jerusalem erwählt (Beschützer des heiligen Grabes); er und seine Nachfolger (seit 1100 Balduin) erwarben nach und nach den ganzen syrischen Küstenstreifen. Der Bestand dieses Reiches aber, welches in viele, ziemlich selbständige Baronieen zerteilt wurde, und dessen weitausgedehnte Grenzen stets von kriegerischen Nachbarn bedroht blieben, konnte nur durch immer neuen Ersatz aus dem Abendlande gesichert werden; Scharen und einzelne kamen fast unaufhörlich über das Meer; folgende größere Unternehmungen wurden durch besondere Anlässe herbeigeführt.
§ 57. Der zweite Kreuzzug, 1147-1149. Das am weitesten nach Osten vorgeschobene Edessa fiel schon 1144 wieder in die Hände der Seldschuken. Um Hilfe zu bringen, nahmen 1147 König Ludwig Vii. von Frankreich und der deutsche König Konrad Iii. das Kreuz (Bernhard von Clairvaux in Speier). Konrad marschierte auf dem Wege des ersten Kreuzzuges durch das innere Kleinasien; die Franzosen, von ihrer Flotte begleitet, zogen an der Küste desselben entlang. So wurden sie einzeln von den Seldschuken geschlagen und retteten nur Trümmer ihrer Heere nach Jerusalem. Edessa blieb verloren; selbst ein Angriff auf das minder entlegene Damaskus scheiterte 1149.
Der dritte Kreuzzug, 1189-1192. Saladin, der ritterliche
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Tarent Deutschland Ungarn Kleinasien Kleinasien Edessa Jerusalem Jerusalem Edessa Frankreich Jerusalem Edessa Damaskus
94 § 57‘ Dritter Kreuzzug. § 58. Vierter Kreuzzug.
Sultan von Ägypten und Syrien, eroberte 1187 auch Jerusalem und das heilige Land bis auf wenige Küstenpunkte. Da erwachte noch einmal in ganz Europa hoher Glaubenseifer. Kaiser Friedrich I., Barbarossa, nahm (zum zweiten Male) das Kreuz; König Philipp Ii. Augustus von Frankreich und König Richard Löwenherz von England folgten seinem Beispiele. Friedrich schlug 1189 nach den besten Vorkehrungen den Landweg ein; dennoch mußte er den Durchzug durch Griechenland, dessen Kaiser gegen ihn wie gegen die früheren Kreuzfahrer sich treulos zeigte, und durch Kleinasien mit den Waffen erzwingen. Sein Tod im Saleph 1190 veranlaßte die Mehrzahl der Deutschen zurheimkehr; die übrigen führte sein jüngerer Sohn Friedrich, Herzog von Schwaben, vor Accon (Ptolemais), wo bald auch die Franzosen und die Engländer eintrafen. Er starb 1191 während der Belagerungsarbeiten, welche der vertriebene König von Jerusalem, Veit von Lusignan, befehligte. Accon wurde genommen 1191 (Richard Löwenherz und Herzog Leopold von Oesterreich); da aber die Verbündeten sich entzweiten und Philipp nach Hause zurückkehrte, war Richard allein zu schwach, um trotz seiner wunderbaren Tapferkeit Erhebliches ausrichten zu können, doch wurde die Küste von Joppe bis Accon den Christen überlassen, der Besuch Jerusalems denselben zugestanden (Richard in Österreich; Blondel).
§ 58. Der vierte Kreuzzug. 1202-1204, gelangte gar nicht bis nach Asien. Seit Justinian befand sich nämlich das oströmische Reich in immer zunehmendem Verfalle. Bulgaren hatten das Land nördlich vom Hämus, die Araber alle afrikanischen und fast alle asiatischen Besitzungen eingenommen. Im Innern zerrütteten religiöse Streitigkeiten den Staat (z. B. der Bild erst reit, d. i. der Streit über die Anbetung der Heiligenbilder, die nach hundertjährigem Kampfe 842 wieder gestattet werden mußte), infolge deren auch die griechisch-katholische Kirche sich von der römisch-katholischen trennte. Höfische Ränke, Soldatenwillkür, Aufruhr und Bürgerkrieg ruhten selten. So war wiederum ein Kaiser, Isaak Angelus, von seinem Bruder entthront worden, als in Venedig französische und italienische Ritter, durch Papst Innocenz Iii. zu einem neuen Kreuzzuge bewogen, sich nach Palästina einschiffen ließen 1202. Gegen den Thronräuber zu Hilfe gerufen, fuhren sie zunächst nach Constanünopel und setzten den Beraubten wieder ein; da man ihnen aber die gemachten großen Versprechungen nicht halten konnte, eroberten sie Eonstantinopel zum zweiten Male und stellten aus ihrer eignen Mitte den Grafen Balduin von
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Extrahierte Ortsnamen: Syrien Jerusalem Europa Frankreich Griechenland Schwaben Jerusalem Joppe Jerusalems Asien Venedig Palästina Constanünopel
100
§ 63. Friedrich Ii., Konrad It.
Lombarden zu viel von Deutschland ferngehalten wurde. Die lombardischen Städte, mächtig gewachsen seit dem Konstanzer Frieden, versagten den Gehorsam und verleiteten des Kaisers älteren Sohn, Heinrich, zur Empörung. Diesen überwältigte Friedrich leicht; auch die Lombarden schlug er nach längerem Kampfe entscheidend beicorte^nuova 1237; als er sie aber durch Entziehung ihrer Rechte bestrafen wollte, nahm der greife Papst Gregor Ix. sich ihrer Sache an und bannte den Kaiser, und nun entzündete sich in Italien zwischen der kaiserlichen Partei (Ghibellinen) und den zum Papste haltenden Widersachern (Guelfen) ein wütender Bürgerkrieg, in welchem Friedrich trotz aller Heldenthaten die Oberhand nicht mehr gewann (Enzio, König von Sardinien). Der Streit erstreckte sich auch nach Deutschland, da Papst Innocenz Iv. aus einer Kirchenversammlung zu Lyon 1245 den Kaiser absetzen ließ und nun von mehreren deutschen (namentlich den geistlichen) Fürsten erst Heinrich Raspe, der letzte Landgraf von Thüringen, dann, nachdem dieser ohne Entscheidung bekämpft und auf der Wartburg 1247 gestorben war, Graf Wilhelm von Holland als Gegenkönige aufgestellt wurden. Tiefgebeugt durch fein Mißgeschick, aber noch nicht überwunden, starb Friedrich in Unteritalien. Er ruht neben feinem Bater in der Kirche zu Palermo.
Konrad Iv., 1250—1254, Friedrichs jüngerer Sohn, mußte mit den Waffen sich in den Besitz feines Erbreichs in Italien fetzen; nach Konrads frühem Tode verwaltete es fein Bruder Manfred für den unmündigen Erben Konradin. Der Papst aber, um für immer sich von der Nachbarschaft dieses Heldengeschlechts zu befreien, rief den Herzog Karl von Anjou, einen Bruder König Ludwigs Ix. von Frankreich, herbei; dieser eroberte das Land, nachdem Manfred bei Ben event 1266 besiegt und getötet war. Da erschien der 16 jährige Konradin, der in Deutschland still herangewachsen war, von der ghibellinifchen Partei in Italien herbeigerufen, den Räuber zu vertreiben; bei Tagliacozzo (Scurcola) aber, nach siegreicher Schlacht durch Hinterhalt überwunden und gefangen, wurde er zu Neapel enthauptet (mit Friedrich von Baden) 1268.
So erlosch ein Herrscherhaus, welches mehr als ein Jahrhundert lang die Welt mit feinem Ruhme erfüllt hatte, und unter dessen Pflege die deutsche National-Litteratur zu ihrer ersten Blüte gelangt war. Die geistliche Gewalt hatte den Sieg davon getragen; doch auch sie sank bald von ihrer Höhe.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Sardinien Deutschland Wartburg Unteritalien Palermo Friedrichs Italien Frankreich Deutschland Italien Neapel
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§ 73. England.
sparsam, kaufte die Herrschaft Zossen und regierte friedlich das Land, in welchem er zuerst seinen bleibenden Wohnsitz nahm (Grab zu Lehnin).
§ 73. England vom 11. bis zum 14. Jahrhundert.
Der angelsächsischen Herrschaft (§ 46) machte der Herzog Wilhelm von der Normandie (Sohn Roberts des Teufels) ein Ende, indem er 1066 unter Beistimmung des Papstes mit seinen Baronen landete und durch die Schlacht bei Hastings das Reich gewann. Wilhelm I., der (Eroberer, verteilte das Land großenteils an seine normannischen Vasallen; normannisch-französische Einrichtungen, Sitten und Sprache mischten sich mit den angelsächsisch-deutschen.
Nachdem der Mannsstamm Wilhelms I. ausgestorben war, kam mit Heinrich Ii. (einem Sohne seiner Enkelin) das Haus Anjou-Plantagenet, welches 1154—1485 blühte, auf den Thron. Heinrich Ii. (1154 — 1189) herrschte kraftvoll in England und in dem von ihm unterworfenen Irland; in Frankreich besaß er, außer der Normandie, sein väterliches Erbe an der Loire (Anjou, Maine, Touraine) und als Mitgift seiner französischen Gemahlin den Südwesten von Frankreich (Gascogne, Guyenne, Poitou), wozu es seinem Hause noch die Bretagne erwarb, so daß er in Frankreich weit mächtiger als sein Lehnsherr, der König dieses Landes, war. Vor dem Papste Alexander Iii. jedoch mußte er sich demütigen (Thomas Becket, Erzbischof von Eanterbury). — Von Heinrichs Söhnen nahm der eine, Richard Löwenherz (1189-1199), am dritten Kreuzzuge (§ 57) Anteil; der andere, Johann ohne Land (1199 — 1216), suchte die Krone sich dadurch zu sichern, daß er den Sohn eines ältern Bruders, den jungen Arthur von der Bretagne, ermorden ließ. Wegen dieser Schandthat wurde er von seinen französischen Mitvasallen (Pairs-gericht) verurteilt und aller seiner Lehen in Frankreich für verlustig erklärt. König Philipp Ii. Augustus von Frankreich entriß ihm dieselben bis aus Guyeune. Bald geriet Johann auch mit Papst Innocenz Iii. (§ 62) in Streit; dieser bannte ihn und übertrug seine Entthronung dem französischen Könige; jetzt unterwarf sich Johann und nahm, gegen einen Tribut, England vom Papste zu Lehn. Zuletzt zwangen die eigenen Unterthanen den schwachen, aber herrischen Fürsten zur Bewilligung des großen Freibriefs (Magna charta libertatum
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelms_I. Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Alexander_Iii Alexander Thomas_Becket Eanterbury Heinrichs Heinrichs Richard_Löwenherz Johann Philipp_Ii Philipp Augustus Johann Johann Innocenz_Iii Innocenz Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: England Lehnin England England Irland Frankreich Maine Frankreich Frankreich Bretagne Frankreich Frankreich Guyeune England
§ 73. England. § 74. Frankreich.
113
1215), durch welchen den verschiedenen Ständen ihre Rechte gegen königliche Willkür gesichert wurden.
Von den Nachfolgern unterwarf Eduard I. die Landschaft Wales (Eduard ü., erster Prinz von Wales 1285. „Ich dien.") und begann einen Kampf um die schottische Krone, den Eduard Ii. und Eduard in, (regierte 1327 — 1377) ohne Erfolg fortsetzten (die schottischen Helden Baliol, Wallace, die Bruce. Seit 1371 die Stuarts Könige von Schottland). In diesen Zeiten begründete sich, zunächst infolge der Geldverlegenheiten der Könige, die Macht des Parlaments (Oberhaus = Reichstag der großen Vasallen; Unterhaus = Abgeordnete der Ritterschaft und der Städte).
§ 74. Frankreich unter den Capetingern, 987—1328.
Während so allmählich die englische Königsmacht beschränkt ward, erstarkte die französische. Die ersten Capetinger führten die Herrschaft nur wie ein Amt, das ihnen ihre, zum Teil sogar mächtigeren, Pairs übertrugen (Ludwigs Vii. Kreuzzug § 57). Erst Philipp Ii. Auguftus, um 1200, erwarb eine bedeutende Hausmacht durch Einziehung der englischen Besitzungen in Frankreich und aus den Albigenserkriegen (§ 62). Ludwig Ix., der Heilige, um 1250, befestigte die königliche Herrschaft durch neuen Erwerb und durch eine musterhafte Regierung (seine Kreuzzüge § 59). Rücksichtsloser vergrößerte Philipp Iv., der Schöne, um 1300, sein Eigentum und feine Rechte, besonders auch auf Kosten des reichen Templerordens (§ 59), zu dessen Vernichtung ihm der nach Avignon versetzte Papst (§ 64) behilflich fein mußte (Jacob Molay).
Als der letzte von Philipps Iv. Söhnen 1328 ohne Nachkommen gestorben war, bestieg nach falifchem Erbrecht der nächste Verwandte des Mannsstammes, Philipp Vi. von Valvis (1328 — 1350), den Thron; dagegen erhob das englische Haus Plantagenei feine Ansprüche.
Ludwig X. — Philipp V. — Karl Iv. — Isabelle, verm. m. Eduard Il Philipp Vi. *
Philipp Iv. f 1314.
Karl von Valois.
t 1316. t 1322. f 1328.
t 1350.
Eduard Iii. f 1377. Johann Ii., der Gute, t 1364.
Fischer, Übersicht der Weltgeschichte.
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Extrahierte Personennamen: Eduard_I. Eduard_I. Eduard_ü. Eduard Eduard_Ii Eduard Eduard Eduard Wallace Ludwigs Philipp_Ii Philipp Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Philipp_Iv. Philipp_Iv. Jacob_Molay Philipps Philipps Philipp_Vi Philipp Ludwig_X Ludwig Philipp_V._—_Karl_Iv Philipp_V. Karl Isabelle Eduard_Il_Philipp_Vi Eduard Philipp Philipp_Iv Philipp Karl_von_Valois Karl Eduard_Iii Eduard Johann Fischer
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Wales Wales Schottland Frankreich Ludwigs Frankreich Avignon
116
§ 77 Spanien.
nun als König Heinrich Vii. (1485—1509) die beiden Rosen durch seine Vermählung mit Elisabeth von Aork vereinigte und endlich dem verwüsteten und verwilderten England den Frieden wiedergab.
§ 77. Die pyrenäische Halbinsel.
Spanien hatte als Kalifat voncordöva(§ 50) Jahrhunderte lang, trotz mancher inneren Kämpfe, in allen Künsten des Friedens herrlich geblüht (Gelehrsamkeit; Landwirtschaft; Fabriken. Alhambra). Seit dem Jahre 1000 aber verfiel die Araberherrschaft durch Zersplitterung in viele kleine Reiche; um so rüstiger schritten die christlichen Staaten vor, welche aus der spanischen Mark (§ 48) und aus den asturischen Gebirgen, wo im 8. Jahrhundert die Westgoten eine Zuflucht gefunden hatten, erobernd sich nach Süden erweiterten. Allmählich erwuchsen die Königreiche Navarra in den Pyrenäen, Castilien im Westen (Oviedo; Leon; Toledo) und Aragonien mit Catalonien (Balearen; Sardinien; Sicilien) im Osten. Voll hoher Begeisterung führte namentlich zur Zeit der Kreuzzüge die spanische Ritterschaft den Kampf gegen die Ungläubigen (Don Rodrigo Diaz von Bivar, der „Cid", f 1099. Die spanischen geistlichen Ritterorden), und als die christlichen Könige Spaniens, auf des Papstes Innocenz Iii. Antrieb, in gemeinschaftlichem Kampfe den großen Sieg bei Tolösa, 1212, erfochten hatten, beschränkte die maurische Herrschaft sich aus Granada. Auch Granada wurde erobert 1492, als Ferdinand der Katholische, König von Aragonien, durch seine Vermählung mit Jsabella, Königin von Castilien, den Grund zur Vereinigung des ganzen Spanien gelegt hatte.
Von Castilien hatte im Laufe des 12. Jahrhunderts Portugal sich unter dem bnrgnndischen Grafen Heinrich (später ein eigenes Königreich) losgerissen.
§ 78. Die osmamschen Türken. Untergang des oströmischen Reiches, 1453.
Als das Seldschukenreich in Kleinasien 1299 von den Mongolen (§ 65) zertrümmert wurde, errichtete Osman, der Führer einer Türkenschar, ein selbständiges Reich in Bithynien (Brusa). Kriegstüchtige und eroberungslustige Sultane erweiterten dasselbe rasch über den größten Teil des oftrömischen Reiches in Europa (Gallipoli; Adrianopel; die Janitscharen). Das von ihnen bedrohte Abendland zu retten,
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien England Navarra Oviedo Aragonien Sardinien Sicilien Spaniens Granada Granada Aragonien Spanien Portugal Kleinasien Europa Gallipoli
124 § 82. Philipp Ii. und der Abfall der Niederlande.
Die lutherische und die reformierte Kirche hatten in Deutschland fast nur noch an Bayern einen bedeutenden Gegner und breiteten sich aus in Ungarn, Siebenbürgen und Böhmen, in den skandinavischen Landen, in Frankreich, England und Schottland, fanden sogar Anhänger in Polen, Spanien und Italien. Dagegen stiftete Ignatius von Loyöla den Orden der Gesellschaft Jesu, welcher, 1540 bestätigt, in seiner strengen Gliederung bald zur ersten Macht der römischen Kirche und zu einem unversöhnlichen Feinde der evangelischen wurde.
§ 82. Philipp Ii. von Spanien, 1556—1598, und der Abfall der Niederlande, 1566—1648.
Philipp Ii., 1556 —1598, ein äußerst thätiger, aber in den Fesseln der Hierarchie gehaltener Despot, brachte Spaniens Macht auf ihren Gipfel; aber der Handel mit der neuen Welt ward unter ihm zum Monopol, das Gold derselben führte zum Luxus und ließ Ackerbau und Industrie im Mutterlande verkommen. Den Krieg seines Vaters mit Frankreich beendigte er nach den Siegen bei St. Quentin und Gravelingeu (Egmont) durch den Frieden von Cateau - Cambresis (1559), in welchem die Franzosen alle Eroberungen außer Calais zurückgaben. Sein (und seines Sohnes Philipp Iii.) Vertilgungskrieg gegen die Mauren in Granada verödete diese blühende Provinz (Autos da fe); seines Halbbruders Don Juan d’Austria herrlicher Seesieg über die Türken bei Lepanto 1571 blieb unbenutzt, und seinen älteren Sohn Don Carlos ließ er im Kerker sterben 1568. Portugal nahm er als Gemahl einer portugiesischen Prinzessin, nachdem der König Sebastian im Kampfe gegen Marokko bei Alkassar 1578 verschwunden und dessen Nachfolger gestorben war, durch Alba in Besitz. Portugal ward zwar schon 1640 durch Johann aus dem Hause Braganza wieder selbständig; doch hatte es während der Kämpfe Philipps mit den Niederlanden feine Herrschaft in den ostindischen Gewässern eingebüßt.
In den siebzehn Provinzen der Niederlande gedachte Philipp das reiche, im Adel, wie im Bürgerstande gleich stolze Volk durch Vermehrung der Bistümer, durch spanische Inquisition und spanische Truppen seiner Privilegien zu berauben, dasselbe gewaltsam beim römischen Glauben zu erhalten und so hier wie in Spanien sein
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Ignatius_von_Loyöla Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Iii Philipp Carlos Sebastian Johann Philipps Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Deutschland Ungarn Frankreich England Schottland Polen Spanien Italien Jesu Spanien Niederlande Spaniens Frankreich Granada Marokko Hause_Braganza Niederlande Spanien