G4
Iii. Die Oberfläche der Erde.
Ramond, welcher 1802 den Berg Perdu erstieg, fand sogar in einer Höhe von 9000
Fuß noch viele derselben. Die verschiedene Höhe der Hügel und Berge und die verschie-
denartige Neigung der Ebenen verursachen Temperaturverschiedenheiten, welche, je nachdem
sie von einem kalten oder milden Charakter sind, Scenen grauenvoller Oede und Nacktheit
oder grünender Fülle erzeugen. Die tieferen Gegenden des Mittelgebirges und des Vor-
gebirges sind mit dicken, znm Theil undurchdringlichen Waldungen bedeckt, in welchen
Bäre und Wölfe heulen. So vortreffliche Alpenweiden wie in der Schweiz findet man
hier gar nicht, aber die vorhandenen Triften sind doch reich genug, um zahlreichen Schaf-
heerden, die aus dem Flachlande Spaniens während des Sommers hierher getrieben wer-
den, hinlängliche Nahrung zu bieten. Auf den höheren Abhängen bezeichnen schottische
Fichten, in zerstreuten unregelmäßigen Gruppen, eine Höhe von 6500 Fuß. Ueber diesen
windet der krüppelhafte Wachholder seine Zweige um die Kalksteinvorsprünge, und noch
weiter hinauf, 8000 Fuß über der Meeresfläche, gucken hier und da aus den moosgesüllten
Spalten der parnassiablätterige Hahnenfuß, der grönländische Steinbrech und der Felsen-
beifnß hervor. Endlich auf der höchsten Spitze des Mont Perdu, auf solchen Felsenstellen,
die zu glatt und senkrecht sind, um den Schnee lange zurückzuhalten, treiben das Alpen-
hornkraut und die rosenblumige Alpenaretia ihre dünnen feinen Wurzeln in das Gestein,
so daß ihre Blüthen auf die unter ihr sich ausbreitende Schneedecke fallen. Dann und
wann kommt der Wanderer auch ans hohe Firsten, wo nichts als Oede und Nacktheit
herrscht und wo das ewige Einerlei höchstens hier und da eine Stelle an dem Felsen
unterbricht. Aber auch diese Einöden sind von lebenden Wesen nicht ganz verlassen; denn
auch hier haust der Bär, und mehrere Raubvögel, namentlich der Goldadler, haben hier
ihren Horst. Gar sehr verschieden von diesen kalten, wilden Scenen sind diejenigen, welche
die nördlichen und östlichen Ebenen darbieten. Hier rankt häufig an den massiven Woh-
nungen des Landmanns der Weinstock in üppiger Fülle empor und die Olive, das Zucker-
rohr, der Kaffeebaum, der Mantel-, Feigen- und Orangenbaum gedeihen in tropischer
Ueppigkeit und Kraft. Schafheerden weiden in der Nachbarschaft der Seen und finden
zur Nachtzeit Schutz unter den breiten Blättern der Fächerpalme. Außer jenen Schafheer-
den beleben auch Ziegen und eine kleine Rasse vom Rinde die Landschaft, und bunt auf-
gezäumte Maulthiere vollenden den malerischen Charakter derselben. Die Bevölkerung der
fruchtbaren Gegenden ist übrigens in Vergleich mit der Schweiz sehr gering. In den
französischen Pyrenäen kommen noch nicht 1400 Einwohner auf die Flächenmeile und Na-
mond sagt von dem Thale Berusse, in das er bei der Besteigung des Mont Perdu hinab-
blickte: „Wie entzückend schön war dieses Thal, trotz seiner furchtbaren Ringmauern von
himmelanstrebenden Felsen und drohenden Eisbergen! Einzig reich durch die Hand der
Natur und schön in seiner wilden Pracht, ist es wie die Erde in den ersten Tagen ihres
Seins und ehe sie noch von den Menschen zur Fruchtbarkeit gezwungen war. Vergebens
sieht man sich um nach Spuren menschlicher Fußtritte, denn noch nie hat ein Sterblicher
den Fuß in dieses Thal gesetzt. Die üppigsten Wiesen sind ohne Heerden; die Wälder
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
108
Iii. Die Oberfläche der Erde.
Krater gekommener Lava sank das Geldstück sogleich ein und schmolz. Jeder Ausbruch des
Vulkans machte übrigens den Fußboden erzittern, und ich glanbte auch mehrmals, wenn
keiner stattfand, ein unterirdisches Gebrüll zu vernehmen. Ich bedeckte mit meinem Schnupf-
tuche einen Ort, wo die Lava erkaltet war, und legte mein Ohr an. Anfangs konnte ich
nichts unterscheiden, ich war wie betäubt durch die knarrenden Töne; nachher aber, als
ich meine ganze Aufmerksamkeit anspannte, hörte ich in der Tiefe des Vulkans ein Rollen,
wie beim Wogen des Meeres, und ein unterirdisches Gurgeln, das die Entbindung von
Gas und Flüssigkeit anzeigte."
55) Ein anderer merkwürdiger Vulkan ist der Hekla auf Island (s. die Abbild.).
Island, ungefähr 1% Tausend Quadratmeilen groß, flößt selbst den vom unfreundlichen
von aneinanderhängender Lava. Ost sind diese Lavamassen durch ihre vielfachen Strö-
mungen in mehrere Berge und große Trümmer übereinander gethürmt. Nur dann und
wann ruht der Blick aus einzelnen, der traurigen Natur dazwischen ängstlich abgewonnenen
Wiesen und Meiereien oder kümmerlichen Waldungen verkrüppelter Birken und Tannen;
denn sogar die Tanne, sonst die Zierde der nordischen Flora, wird hier kaum 20 Fuß
hoch, und die Birke wächst nur selten zu 3 Zoll im Durchmesser an. So wie man tiefer
in die Insel dringt, findet man sich fast in jeder Richtung von jenen Eisgebirgen (Jökel)
beengt, welche Island verheeren. Verschiedene dieser Jökel erstrecken sich auf 5 Meilen
in die-Länge; andere von geringerer Ausdehnung erreichen dagegen eine Höhe von 6000
Fuß. Bald lassen sie ungeheure Ströme Wasser herabstürzen, bald speien sie furchtbare
Massen Lava aus."
Die Feuerausbrüche auf Island sind daher nicht auf den sonst berühmten Hekla
beschränkt. Dieser spielt jetzt nur eine geringe Rolle, wenn man ihn mit dem großen
Katleja, mit dem Krafta, dem Huervatte, der Törfa, mit dem Oera und andern
Jökeln oder Eiögebirgen vergleicht.
Der Hekla ist 4300 Fuß hoch und hat etwa an seiner Basis 3 Meilen im Um-
fange. Sein Gipfel ist mit Schlacken bedeckt und sein Krater nicht über 100 Fuß tief.
In unsern Zeiten ist er nicht sehr thätig gewesen. Seit 1004 zählt man 23 Ausbrüche
Norwegen dort landenden Reisenden dü-
stere Gefühle ein. „Längs den Ufern,"
sagttroil, „zeigen sich häufig Moräste,
größtentheils aber steile, vom Feuer ver-
glaste Felsen. Das Auge verliert sich
tiefer landeinwärts in hohe, unwegsame,
mit ewigem Schnee bedeckte Gebirge,
und da, wo man nur den entblößten
Boden erblickt, zeigen sich dem Auge
mehr als sechzig Meilen lange Strecken
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Ortsnamen: Island Island Island Island Katleja Norwegen