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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 160

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 160 — Sorge für Kunst und Wissenschaft. Eine glänzende Lichtseite der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. bildet seine Sorge für Kunst und Wissenschaft. Der König, selbst ein Kunstkenner, erwarb sich auf diesem Gebiete hohe Verdienste. Zur Hebung der Malerei entstanden in Berlin und Düsseldorf tüchtige Malerschulen mit den trefflichsten Künstlern, und bald konnte man sich an den ausgezeichneten Leistungen dieser Schulen erfreuen?) Die Werke der Baukunst zogen den König mächtig an. Das königliche Schloß in Berlin wurde erweitert und verschönert; die Schloßkapelle, „das neue Museum" und das prächtige Opernhaus entstanden. Das großartige Krankenhaus „Bethanien" zeigte, daß Friedrich Wilhelm Iv. auch ein König der Armen sein wollte. Eine große Zahl oon Gotteshäusern (300) ließ er neu errichten, 130 verfallene wurden wiederhergestellt. Zum Weiterbau des Kölner Domes gab er alljährlich 150 000 Mark. Die Stam m-lmrg der Hohenzollern in Schwaben erhob sich herrlich aus ihreu Trümmern; auch die Erhaltung und Wiederherstellung des alten Schlosses der deutschen Ordensritter, der Marienburg, ist dem kunstsinnigen Könige zu verdanken?) Nicht minder ehrte er die Wissenschaften. Zur Pflege derselbe» zog er eine ganze Reihe von Gelehrten und Dichtern nach Berlin. Jedes Talent erfreute sich seiner Unterstützung; ältere Gelehrte und Künstler bedachte seine milde Hand mit Schenkungen, um sie vor Mangel zu bewahren?) Auch die Förderung der Volksbildung J) Der König berief nach Berlin den größten deutschen Meister der Malerei, Peter oon Cornelius (geb. zu Düsseldorf 1783), und seinen größten Schüler, Wilhelm von Kaulbach (geb. zu Arolsen 1804). Unter Leitung von Cornelius entstanden die herrliche« Freskogemälde in der Vorhalle des Schinkelschen (alten) Museums; Kaulbach ist der Schöpfer der berühmten symbolischen Welthistorien-bilder im Treppenhause des neuert Museums. Von anderen berühmten Malern dieser Schule seien genannt Adolf Menzel, Karl Begas, Ernst Deger, der die Kapelle des Schlosses Stolzenfels bei Koblenz mit Freskogemälden zierte, Wilhelm von Schadow, Ednard Hildebrandt. 2) Auch die Musik liebte der vielseitig gebildete König. Die Namen der von ihm als General-Musikdirektoren angestellten Künstler Giaeomo Meyerbeer und Felix Mendelssohn-Bartholdy haben in der Musikgeschichte einen guten Klang. — Auf dem Gebiete der Skulptur leistete besonders Christian Rauch (geb. 1777 zu Arolsen) Unsterbliches. Von seiner Meisterhand rühren die Grabdenkmäler der Königin Luise (unter Friedrich Wilhelm Iii. geschaffen) und Friedrich Wilhelms Iii. im Mausoleum zu Charlottenburg. Vor dem Palais des verstorbenen Kaisers Wilhelm erhebt sich Rauchs gewaltigstes Werk, das Denkmal Friedrichs des Großen, der auf seinem Pferde fitzt und auf den Palast seiner Nachfolger herabblickt, umgeben von seinen Feldherrn und Staatsmännern, die ihm mit Schwert und Feder treu zur Seite gestanden habett.^ Von den Schülern Rauchs nennen wir Friedrich Drake, den Schöpfer des Standbildes Friedrich Wilhelms Iii. im Tiergarten, August Kiß, Albert Wolff und Gustav Bläser. S) Es ist das unbestrittene Verdienst Friedrich Wilhelms Iv., Preußen zu einem Hauptsitze der Wissenschaft in Europa erhoben zu haben. Für alle Zweige der Wissenschaft suchte er berühmte Gelehrte zu gewinnen oder festzuhalten. Da wirkte und lehrte u. a. der große Naturgelehrte Alexander von Humboldt, der Begründer der neuen geographischen Wissenschaft Karl Ritter, der berühmte Historiker Leopold von Ranke mit Fr. von Raumer, Droysen, Menzel, Giefe-brecht, Mommsen, der große Physiker Helmholtz, der Erfinder des Augenspiegels, der Astronom Enke, die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, welche mit Franz Bopp und August Pott die Grünver der vergleichenden Sprachforschung wurden. —

2. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. III

1894 - Gotha : Behrend
Vorwort zur ersten Auflage. i. Ein jeder Staatsbürger muß ein gewisses Maß von Kennt- nissen in Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre sein eigen nennen, da letztere das ganze reale Leben des Menschen in allen seinen Beziehungen beherrschen. Das gesamte öffentliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und praktische Leben, die Gesetzgebung des Staates, die staatlichen Einrichtungen rc. erfordern in einer Zeit, deren Stichwort „Selbstverwaltung" heißt, die Unterweisung in den wichtigsten Lehren der Volkswirtschaft und Gesetzeskunde dring- lichst und unwiderleglichst. Die bisherige Art und Weise der Übermittelung ist aber völlig unzulänglich. Ohne bestimmte positive Kenntniffe geht es nun einmal in unseren vielseitigen Verhältniffen nicht mehr, auch nach dieser Richtung nicht: und wenn auch selbige nach und nach durch vereinzelte Vorträge und durch gelegentliches Studium einschlägiger Schriften zum Teil gewonnen werden, so ist doch dieser Weg zum ersten ein sehr langsamer und zum andern selbst ein unzuverlässiger, da unser Geist in dem Mannesalter nicht so leicht behält als in der Jugend. Viel- leicht würde die Wirksamkeit dieser Belehrungsmittel sich schließ- lich auch nur auf Kreise beschränken, die niemals zu den untersten

3. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. X

1894 - Gotha : Behrend
X Vorwort. nicht anders zu erwarten ist; es existieren gar sonderbare An- sichten darüber, was man alles den Schülern aus diesen Ge- bieten beibringen möchte, Dinge, über welche sich die Berufs- parlamentarier im Reichstage nicht einig sind, oder man führt wohl gar die verschiedenen Systeme von Adam Smith bis zu den neueren Kathedersozialisten vor, was entschieden falsch ist. Man gebe nicht etwa Geschichte der Gesetzgebung und Volks- wirtschaftslehren; und ein Bekanntmachen mit den Systemen anderer Parteien oder berühmter Theoretiker hat entschieden zu unterbleiben. Lieber erwähne man die Helden unserer Arbeit (Krupp, Hartmann, Borsig, James Watt, Senefelder u. a.) und schildere deren Entwickelungskampf, man zeige den Schülern, wie der Mensch nur vorwärts kommt, wenn er seine ganze Per- sönlichkeit einsetzt zur Erringung seines Zieles, wenn er alles, was dazu angethan sein könnte, ihn zu entmutigen, zur Seite schiebt und alle Hindernisse und Enttäuschungen unbeachtet läßt, sondern mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit hinwirkt nach dem einen großen Ziele. Also Abwendung von Generalisation"n und Theorien und sofort zur konkreten Einzelforschung. Abwendung aber auch von jeglicher Parteifärbung. Systemmacherei und Vortrag streitiger Parteidoktrinen ist nicht Aufgabe der Schule. Der Unterricht in der Volkswirtschaftslehre und Gesetzeskunde ist propädeutischer Natur; er hat die Aufgabe, zum Nachdenken über öffentliche und wirtschaftliche Dinge und zu späteren selbständigen Studien anzuregen und zu befähigen. Die vorhandene Litteratur für diese neue Unterrichtsdis- ziplin entstammt gewöhnlich großen umfangreichen Werken von Fachgelehrten (wie Roscher u. a.); mit diesen Exzerpten ist aber der Praxis nicht hinreichend gedient. Fachzeitschriften bringen auch dann und wann einen Abschnitt aus diesem Gebiete für die Präxis, auch sind mehrere einschlägige Schriftchen erschienen, aber alle kranken gewöhnlich daran, daß sie nur Einzelnes herausgreifen und nur vereinzelte Themen behandeln und in

4. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. XVII

1894 - Gotha : Behrend
Vorwort. Xvii berechneten Re chtskatechismus für das Volk abzuhelfen. Das Ziel, das mir vorschwebte, war eine Versöhnung des un- befangenen Urteils mit den Einrichtungen, an denen es vielfach Anstoß nimmt, eine Apologetik des Rechts und des Staates vor dem Forum des einfachen gesunden Menschenverstandes. Ich habe mich überzeugt, daß die Aufgabe meine Kräfte übersteigt, möge ein anderer sie aufnehmen! Wer sie richtig ausführt, kann sich ein großes Verdienst erwerben, aber er muß denken als Philosoph und sprechen als Bauer. Es wäre ein wichtiges Thema zur Stellung einer Preisaufgabe — 100000 Mark wären kein zu hoher Preis dafür."----------- — Eine Änderung in ihrer Anlage hat die vorliegende 2. Auflage nicht erfahren, nur bei einigen Lektionen, in welchen Abänderungen oder Zusätze geboten waren (wie z. B. beim Militärwesen) sind solche vorgenommen worden. Eine Änderung m der Auswahl, Anordnung und Behandlung mußte schon deshalb als ausgeschlossen gelten, da die gesamte Kritik — und zwar nicht nur die von pädagogischer Seite — sich mit großer Anerkennung über die Schrift „als einzig in ihrer Art" geäußert hat. Und selbst der vorerwähnte Pro- fessor v. Jhering spricht es aus, daß von allen Versuchen, das Recht zu popularisieren und volkswirtschaftliche Lehren ge- nießbar zu machen, dies der am besten gelungenste sei und daß besonders auch die glückliche Vereinigung von Rechtskunde und Wirtschaftslehre, die klare, äußerst übersichtliche und allgemeine faßliche Darstellung große Anerkennung verdiene. In ähnlicher Weise habe er sich den geplanten Rechtskatechismus auch ge- dacht; zwar würde er den volkswirtschaftlichen Teil nicht in diesem Umfange berücksichtigt haben, doch er finde, daß sich ge- rade diese Verbindung gut gestalte und daß dadurch der Wert der vorliegenden Arbeit wesentlich erhöht werde. Richt minder hat der bedeutendste Pandektenlehrer der ueueren Zeit, Geheimrat Professor Wind scheid dem Verfasier des öfteren ob dieses Schriftchens großes Lob gespendet; ihm

5. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 139

1894 - Gotha : Behrend
Freiwilligendienst. 139 braucht keineswegs zu warten, bis er ausgehoben wird, sondern er kann sich auch freiwillig melden. Es giebt Einjahrig-Freiwillige ferner Zwei- und Dreijährig-Freiwillige, bei der Kavallerie auch Vierjährig-Freiwillige. Einjährig-Freiwilliger kann nur derjenige werden, der eine höhere Schule bis zu einer bestimmten Klasse besucht, so das Gymnasium oder das Realgymnasium bis Ober- sekunda, die Realschule bis zur obersten Klaffe, oder welcher eine besondere Prüfung mit Erfolg besteht. Auch manche Privatschulen haben die Vergünstigung, Be- rechtigungsscheine ausstellen zu können. In neuerer Zeit haben sich viele Stimmen gegen diejenigen Institute, die ausschließlich für diese Prüfung zubereiten (Freiwilligenpressen), aus- gesprochen. Geprüft wird neben der deutschen in zwei fremden Sprachen (Latein, Griechisch, Französisch, Englisch), dann in Geographie, Geschichte, Deutsche Litteratur, Mathematik und Naturwiffenschaften (Physik, event. Chemie nur dann, wenn der Examinand dies verlangt, um durch Kenntnisse in der Chemie mangelnde Kenntnis in anderen Zweigen zu ersetzen). Unterschied zwischen „Ausgehobenen" und „Einjährigen". (Letztere haben sich aus eigenen Mitteln zu beköstigen und zu bekleiden — freie Wahl der Waffen, des Truppenteils und der Garnison) — Reserve- und Landwehroffiziere. Freiwillige haben sich vor der Zeit, in der sie zur Aushebung gelangen würden in den dazu bekannt gegebenen Terminen zu melden, widrigen- falls sie ihres Rechtes, als Einjährige zu dienen, verloren gehen. Es kann jedoch jeder Wehrpflichtige, welcher körperlich aus- gebildet und die Einwilligung des Vaters oder Vormundes hat, schon nach dem 17. Lebensjahre freiwillig in die aktive Armee eintreten Derselbe genießt den Vorteil, die Garnison und den Truppenteil nach eigenem Ermeffen wählen zu können; im übrigen werden sie wie andere Ausgehobene betrachtet und behandelt. Vergleichung zwischen Einjährig- und Dreijährig- Freiwilligen und Ausgehobenen. Warum melden sich wohl so manche als Dreijährig-Freiwillige? (1. Freie Wahl der Truppe und Garnison, 2. Etwaige Gelegenheit, einen Feldzug mitzu- machen (wie z. B. Chirurgen und Heilgehilfen), 3. Um ihrer Militärpflicht früher Genüge zu thun, 4. Um durch den Militärdienst ihre Lebensstellung früh zu begründen szivilversorgungsscheinj).

6. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 43

1890 - Gotha : Behrend
Das Elsaß und seine Bewohner. 43 markt bildet. In diesem Gebiet decken ihre kostbaren Ranken die Seiten der Hügel, steigen zu gleicher Zeit auf die ersten Gebirgsstnfen, greifen in das Flachland ein, dem Getreide seine Furchen wegnehmend und die Gehölze aus'den Abfällen der Berge bis über 400 in hinaufdrängend. Auf dieser ganzen Strecke ist kein Winkel, kein günstiger Felsabhang, wo der Rebstock sich nicht mittelst harter, mühevoller Arbeit festgesetzt. Eine ununterbrochene Reihe von Rebhügeln durchzieht das Land. Öffnet sich irgend ein Thal, so dringen die Reben mehrere Stunden weit auf günstiger Seite hinauf Der Eingang derselben bietet den herrlichsten Anblick dar. Welch ein prachtvolles Schauspiel genießt das Auge von der Höhe jener nach Sonne und Licht strebenden Weinberge! Weit unten auf der Thalsohle, hell und munter, läuft zwischen Pappel- bäumen, Erlen und Weiden ein vom Sommer gezähmter Bergbach durch blumenreiche Wiesen, während von seinen Ufern aus malerische Fußsteige langsam die mit Reben bedeckten Abhänge hinaufschleichen bis zur jähen Fluh, auf deren oberen Gipfel sich die alte Burg empor- hebt als eine Erinnerung an die Vorzeit. Zwischen 300 bis 400 m absoluter Höhe schwankend, liegen diese Hügel wellenförmig am Fuße des Gebirges oder strecken sich wie Vor- spränge der Ebene entgegen, wegen ihrer Anmut ein beliebtes Reiseziel bildend. Nirgends in der Welt liegen sich die Burgtrümmer so nahe; weiter im Norden prangen sie stets nur einen Büchsenschuß auseinander, und es bewährt sich das alte Wort: Drei Schlösser auf einem Berg, drei Kirchen auf einem Kirchhof, drei Städte in einem Thal hat ganz Elsaß überall. Meist nur 1 bis 3 km breit, erweitert sich diese Hügelzone gegen Norden zwischen Zabern und Weißenburg sowie im Sundgau zwischen Thann, Belfort und Mülhausen, wo sie das ganze südliche Elsaß bis zu den ersten Stufen des Juragebirges einnimmt. Durch tiefe Thüler erheben wir uns über die Weinzone bis ins Innere der Bergregion. Grüne Wiesen, die sich längs der rauscheudeu Bergbäche ausdehnen, deuten hier besonders auf Viehzucht. Auf die Wiesen folgt Wald, dann wieder Alpenweide oder kahle Felsstürze. Der obere Teil des Wasgenwaldes ist ganz von unübersehbaren Waldungen und stellenweise mit Triften bedeckt. Die strenge Witterung erlaubt kaum auf einigen gut geschützten Abhängen den Anbau von kleinen Korn- oder Kartoffelfeldern; auf dem hoheu Gipfel erstickt der Frost alle Baum- Vegetation während eines langen Winters, der die Höhen oft von Ende September bis in den Maimonat in eine tiefe Schneedecke hüllt. Um- sonst sucht man hier die dicht bevölkerten Dörfer des Flachlandes; im tiefen Thale zeigt sich noch hier und da Gewerbthätigkeit wie in den protestantischen Dörfern des entlegenen Steinthals, wo es durch die auf- opfernde Thätigkeit des Pastors Oberlin (1826 f) gelungen ist, die un- wirtliche Natur des Bodens zu bezwingen; oben aber im Hochgebirg erscheint kaum ein einsames Försterhaus, hinter den Nadelhölzern und

7. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 21

1890 - Gotha : Behrend
Allgemeine Übersicht. 21 aber verhüten die Gebirge eine dauernde Sommerdürre, sie verteilen den befruchtenden Regen, den für ganz Deutschland die Südwestwinde vom Ozean herbeiführen, wohlthütig auf das ganze Jahr. Die klimatischen Zustände jedes Landes verkörpern sich gleichsam in seiner Vegetation, auf deren typischen Charakter die Verhältnisse der Wärme und Feuchtigkeit der Luft deu vorherrschenden Einfluß üben. Werfen wir deshalb einen Blick aus die Vegetation Deutschlands und seine landwirtschaftliche Physiognomie. Der Gegensatz von Feld und Wald besteht in Deutschland noch in seiner ganzen Ausdehnung. Eng schließt sich der Wald an das Gemütsleben, namentlich an das der Stämme im Norden, deren land- schaftliche Begriffe auf das innigste mit den Wäldern verschlungen sind. Diese sind es, welche weiten Strecken namentlich des Tieflandes, die charakteristische Schönheit und Mannigfaltigkeit der Landschaftsbilder verleihen; und von dem lichterstrahlenden Weihnachtsbaum und dem zur Rute verschlungenen Birkenreise der Kindheit an durchwebt der Baum, der Wald die Erinnerungen und Erlebnisse der Menschen bis zum letzten Tage ihres Erdenlaufes. Mit dem Wald verflechten sich die Sagen und Märchen des Volkes und leben fort bis auf diese Stunde, umrauscht vom Wehen des Waldes, das den Sinn geheimnis- voll umfängt und ihn mit unsichtbarer Gewalt ins Reich der Wunder trägt. Und wir haben auf deutscher Erde noch lustigen, schönen Wald, noch Wälder, wo der Wanderer meilenweit von jeder menschlichen Niederlassung entfernt nur den Schlag des eigenen Herzens in der Kirchenstille der Wildnis hört. Privatbesitz ist bei den deutschen Völkern erst spät und allmählich aufgekommen; noch jetzt gilt der Wald für das einzige große Besitztum, das noch nicht vollkommen ausgeteilt ist. Im Gegensatz zu Acker, Wiese und Garten hat jeder ein gewisses Recht auf den Wald, „und bestände es nur darin, daß er nach Belieben in demselben herumlaufen kann". Und was das allein wert ist, das em- pfindet man in Ländern, welche diese Waldfreiheit und diefen süßen Waldfrieden nicht haben, in England, das nur eingehegte Parks, aber keine Wälder hat, in den kultivierten Strecken der amerikanischen Union, wo die Fenzen überall auch den gemeinen Weg bannen. Man redet jetzt viel von Schonung des Waldes, weil es an Holz gebricht oder die Flüsse an Wassermenge abnehmen; aber nicht bloß vom Standpunkte des Nutzens, sondern auch von höherem Gesichtspunkte aus sollte der Wald gerade auf deutschem Boden geschont werden. Kein Volk bat so schöne Lieder vom Walde als das deutsche; der Gedanke, jeden Fleck Erde von Menschenhänden umgewühlt zu sehen, ist dem deutschen Geiste zu- wieder. Wir müssen den Wald erhalten nicht bloß, damit uns der Ofen im Winter nicht kalt werde, sondern damit die Pulse des Volks- lebens warm und fröhlich weiter schlagen, damit Deutschland deutsch bleibe. Die höheren Gebirgswälder Deutschlands bestehen vorzugsweise aus der Edel- und Rottanne, wozu in den Hochalpen noch die Arve kommt, während die Kiefer ihren Standort hauptsächlich in den sandigen

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 22

1890 - Gotha : Behrend
22 Bilder aus dem Deutschen Reiche. Flächen des nordöstlichen Tieflandes hat. Die Wälder der niederen Gebirge werden hauptsächlich von der Steineiche, Stieleiche und Rot- buche gebildet, unter die sich mehr zerstreut eine bedeutende Anzahl anderer Waldbäume, wie Weißbuchen, Birken, Ulmen und viele Arten der Gattungen Fichte und Esche mischen. In wasserreichen Gegenden der Ebenen treten besonders die Eller, mehrere Arten von Pappeln und Weiden hervor. Eiche, Buche und Linde sind echte deutsche Bäume, die auch in Sagen und Märchen eine große Rolle spielen. Mit der Linde siedelten unsere Vorfahren die Romantik des Waldes in Städte und Dörfer über, wenn sie den Baum aus den Marktplatz, den Tanz- rasen, den Kirchhof pflanzten, wenn sie die Auffahrten zu Burgen, Klöstern und Schlössern mit Lindenbäumen zierten. Die Linde spielte in deutschen Dichtungen früher dieselbe Rolle wie jetzt, und zwar vor- züglich seit Klopstocks Zeit, die Eiche. In ihrem Schatten wohnten slavische Gottheiten, später gab sie ihr Holz zur Verfertigung christlicher Heiligenbilder, weshalb es heiliges Holz (lignum sacrum) genannt wurde. Das älteste Marienbild am Nonnenberge in Salzburg ist aus Lindenholz geschnitzt, und der Volksglaube behauptet in manchen Ge- genden Deutschlands jetzt noch, daß keine Linde vom Blitze getroffen werde, sowie daß Lindenbast ein sicheres Mittel gegen Zauberei sei. Unter geheiligten Linden tagte man früher bei offenem Gerichte, und bekannt ist die Femlinde bei Dortmund, welche noch jährlich sich mit Laub bedeckt, an längst vergangene Zeiten mahnend. Unter einer Linde ist der Held der Nibelungen, Siegsrid, in sein Blut gesunken, über Klopstocks Grabe zu Ottensen wölbt sich ein grünes Lindenpaar; denn die Linde ist der Baum der Auferstehung, der aus dem Grabe der Liebe sein blühendes Leben treibt. Von Obstbäumen gedeihen der Kastanienbaum und der Mandelbaum uoch in den am günstigsten ge- legenen südwestlichen Strichen, das Klima ertragen sie selbst in den milderen Gegenden Norddeutschlands. Der Walnußbaum hat eine viel weitere Verbreitung, und der Maulbeerbaum gedeiht fast überall. Der Weinstock wird unter günstigen Verhältnissen bis zum 52° kultiviert; ein edleres Gewächs liefert er jedoch nur in den wärmeren Thälern des Rheins und seiner Nebenflüsse, Neckar. Main und Mosel, ferner am Bodensee und in der österreichischen Donangegend. Gute Pfirsich- arten reifen bei Schutz gegen die kälteren Winde in vielen Gegenden, und die Aprikose giebt noch am Rande der norddeutschen Tiefebene reichen Ertrag. Die gewöhnlichen Obstbäume. Äpfel, Birnen. Kirschen. Pflaumen gedeihen überall, mit Ausnahme der kältesten Striche, doch findet sich eigentlicher Obstreichtum in weiterer Ausdehnung erst in Thüringen. Sachsen und Böhmen. Aber überall macht die Obstkultur Fortschritte, und Obstbäume verdrängen selbst von den Chausseen immer mehr die Pyramidenpappel, „das echte Sinnbild von außen her auf- gedrungener Eivilifation, den uniformmäßigen Baum, den man in Reihen aufmarschieren lassen kann gleich einer Paradeübung von Sol- daten". Unter den Getreidearten gedeihen Weizen, Roggen. Gerste und Hafer in geeignetem Boden überall und bilden namentlich in der nord-

9. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 87

1890 - Gotha : Behrend
Der Odenwald. 87 Nach der Niederlage Napoleons fiel sie mit der Provinz R heinhessen welche für Westfalen eingetauscht wurde, an das von Napoleon neu er- richtete Großherzogtum Hessen. — Frisches, fröhliches Leben ist seitdem wieder eingekehrt, herrliche Gebäude sind in den iienen Stadtteilen ent- standen, Gewerbe, Handel und Verkehr belebt die Straßen, und die Ein- wohnerzahl ist wieder auf 20 000 gestiegen. Wir dürfen ihr daher im Hinblick auf ihre rege Thätigkeit und auf den munteren Sinn ihrer Be- wohner den bekannten Pfälzer Glückwunsch zurufen: „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!" Ludwig Dosch. 11. Der Odenwald. 1. Der Odenwald und seine Geschichte. — 2. Die Bewohner. 1. Der Odenwald ist ein niedriges Gebirge, welches über einer 90 bis 120 m hohen Basis sich auch in seinem südlichen Teile nur bis zu einer Höhe von 430 m erhebt, über die einzelne Kuppen von 500 m und darüber emporragen. Der Charakter desselben ist ein äußerst ver- schiedener, je nach der geognostischen Zusammensetzung; sein viel- gegliederter Westen besteht aus krystallinischen Schiefer- und Massen- gesteinen; zwischen Auerbach und Fürth findet sich ein durch Mineral- führnng interessanter Marmorzug. während Syenit und Granit- einlageruugeu zum Teil eine große Ausdehnung haben. Im Innern lagert in den Thaltiefen überall Lehm; den Fuß umgürten Diluvial- und Alluvialablagerungen, deren ödeste und unfruchtbarste, die Sand- dünen in der Ebene zwischen Seligenstadt und Neuisenburg, in schärfstem Kontrast zu der übrigen fruchtbaren Main- und Rheinniederung stehen. Das unebene, kuppen- und schluchtenreiche krystallinische Gebirge ist bis auf seine Höhen quellenreich, voll munterer, durch Wiesen hinfließender Vergbüche. Wald, vorzugsweise Laubwald und Buchen, mit Eichen und Weißbuchen gemischt, aber auch Kieferubestände wechseln mit Feldern und Wiesen parkähnlich ab. Der breite Rücken des Sandsteingebirges ist dagegen meist mit Kiefern, seltener mit Eichenhackwald bedeckt, das Gebiet des Totliegenden wieder vorherrschend Waldland. Am meisten von der Natur begünstigt ist der Fuß des Gebirges längs der Berg- straße; hier erreicht der Wald seine höchste Pracht; hier geben Obst- und Nußbäume sowie der Weinstock ihren höchsten Ertrag, und gedeiht auch schon die gute Kastanie. Einst war der Odenwald, der zuzeiten der alten Frankenkönige im Jahre 628, wo er zuerst erwähnt wird, einen königlichen Bannforst bildete, reich an wilden Tieren aller Art. Noch im zwölften Jahr- hundert hauste in dem nördlich angrenzenden Reichsforste Dreieich das Elentier; im sechzehnten jagte Landgraf Philipp der Großmütige hier noch Bären, und im siebzehnten waren noch die Wölfe des Odenwaldes den Bergleuten furchtbar, die damals mehr als heute hier ihre Gänge gruben.

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 167

1890 - Gotha : Behrend
Die bayerische Hochebene. 167 Zwischen Schongau und Weilheim liegt der kolossale Kegel des hohen Peißenberges (1000 Meter), des „bayerischen Rigi", der nun, da eine Eisenbahn an seinen Fuß fuhrt, häusig besucht wird. Seit dreihundert Jahren krönt seinen Gipfel eine Wallfahrtskirche. Ein stattliches Pfarrhaus, das auch Gäste ausnimmt, mit einem Lugins- Land auf dem Dache, ein Wirtshaus, ein paar andere Häuser und ein Kirchhof füllen die Platte aus, die eine bewunderungswürdige Fernsicht gewährt. Der ganze Kranz der Alpen vom Säntis bis zum Watzmann liegt ausgebreitet, mitten drin der Großglockner, der aus dem fernen Kärnthen verschwimmend herüberschimmert. Über dem weiten Flachlande erblickt das Auge den blauen Rücken des Jura und die waldigen Höhen des Böhmerwaldes. In duftiger Ferne ragen die Frauentürme Münchens, die Domtürme von Freising und die Ulrichskirche in Augsburg als graue Marksteine auf. Im Osten, wo die Ebene sich den Voralpen nähert, sind ebenfalls höher gelegene Punkte nicht selten. Von den Alpen stürzen mit starkem Gefälle die größeren Flüfse herab. Das Plateau ist mit Seen geschmückt, den Resten jener großen Wasserflut, welche in der Vorzeit die ganze Ebene bedeckte. Hunderte von kleineren Seen, Weihern und halb oder ganz vertrockneten und versumpften Seekeffeln jeglicher Größe geben der ganzen Gegend einen eigentümlichen Charakter. Die großen Sumpf- und Moorflächen, Moose genannt, scheiden sich in zwei Hauptgruppen, die durch eine von Westen nach Osten ziehende Hügelreihe getrennt sind, in die nördliche der Moose des Donauthales wt6 die südliche der Moose an den größeren und kleineren Zuflüssen der Donau. Übrigens findet man sie auch an den Bergabhängen; auf den Bergplatten kommen sie als Moore und Filze vor. Im bayerischen Gebirge und Hochlande ist kaum ein Fluß, dessen Säume nicht irgendwo Moosgrund aufweisen, und manche Eintiefung, wie Loifach-, Ammer-, Innthal- und Chiemsee- becken, ist daran überreich. Durch Kanalisierung und Torfstiche sucht man sie trocken zu legen; aber noch immer hat Bayern „mit ihrer Urbarmachung innerhalb seiner Grenzen ein nicht unbedeutendes Fürsten- tum zu erobern." 2. Das Wasser des Chiemsees wallt unter dem Himmel, und die wimmelnde Fläche zeigt das tiefe Blau, wie die sonnenliebenden Gen- tianen, welche im Frühjahre die Rasen unseres Landes zieren. Er selbst gleicht einem ungeheuren seuchten Kelche dieser Blüte, die aus den aufgefangenen Lichtern sich blendenderen Lasurs saugt als die Höhe des Himmels und der Berge. So trug ich sein Bild in mir. Als ich aber das letztemal durch die buschigen Hügel schritt, welche Prien von dem moorigen Strande trennen, knarrte der Schnee unter meinen Füßen. Die Eisdecke des Sees lag da. Das Auge der Land- schaft war tot, wie das eines Menschen, wenn die Linse im Star milch- weiß erstarrt. Bläuliche Fußtapfen zogen sich in die Fläche hinaus; *) = ein Mineral von tiefblauer Farbe.
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