TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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— 35 —
itnb die parallelen Wälle des Jura zwischen Rhone und Rhein
(vom Doubs über die Birs) leicht überschritten werden. Die
Verlängerung der deutschen Grenze von Basel bis Delle ein
Gewinn für die deutsche Schweiz. Der spitze Wiukel zwischen
Alpen und Jura, schon Eingangspforte der Römer, lange im
politischen, später im geistigen Zusammenhange mit dem unteren
Rhonelande (burgundische, französische Schweiz).*) Alles
andere Land, soweit es sich zwischen Nw. und No. öffnet, durch
die Alemannen unterworfen und bis auf einige Hochthäler Grau-
büudeus germanisiert. 2/3 der Bevölkerung Deutsche. Daher
ist die Schweiz trotz der politischen Trennung (die Rheingrenze
auch hier keine Natur- oder Volksgrenze) in engster geistiger
Verbindung mit Deutschland, und ist jetzt (seit Verwandlung der
Saumpfade in Kunststraßen) für das Rheinland das Uebergangs-
land nach Italien, wie die Ostalpen für das übrige Deutschland.
Das Relief der Schweiz bei aller Verwirrung der Alpen-
Massen nicht ohne Regelmäßigkeit. Das Hochgebirge im S.
streicht in parallelen Zügen im allgemeinen nordöstlich mit nord-
westlicher Abdachung gegen Aar und Rhein: eine Linie vom
Nordwestpunkte Basel perpeudikular gegen den St. Gott-
hard**),den Mittelpunkt jener Streichungslinie (West-Ostschweiz).
Von der St. Gotthardgruppe 1) westlich das Rhonethal, von
Italien getrennt durch die höchste Mittelzone der Alpen, den
10,000' hohen Kamm der penninischen Alpen (Savoyer
Gruppe des Montblanc zwischen dem kleinen und großen St.
Bernhard) und die südlich vom Gotthard noch bis zum Splügen
ziehenden niedrigeren lepontischen Alpen (Adula- und Tessiner
Alpen); auf der Nordseite die Bern er Alpen, die höchsten aller
Kalkalpen. 2) östlich das an Nebenthälern reiche Rheinthal,
dessen Uralpen (vom Splügen bis Finstermünz Graubüud-
ner Alpen) zugleich die Nordwand des Engadin bilden.
*) Wie die Langobarden im Pogebiete, so kräftigten die Burgunder im
Rhonelande durch Regeneration die Romanen; im Rheinlande hielten die
Alemannen, unter denen die Helvetischen Kelten verschwanden, an germani--
scher Sitte und Sprache fest. Einfluß der räumlichen Entfernung vom Mut-
terlande auf die Nationalität.
**) Der St. Gotthard im engeren Sinne nur ein Gebirgssattel, im wei-
tereu Sinne eine langgedehnte Gebirgsgruppe zwischen Rhone- und Rhein-
quelle, deren Außenwände höher als die inneren. Um diese Gruppe herum
die Wasserscheide zwischen dem Ocean und dem Mittelmeer. — Der Tunnel,
ein gemeinsames Werk Deutschlands, der Schweiz und Italiens.
3*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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— 79 -
Inxtf) die leichte Verbindung mit dem Hinterlande (Paß der
Bocchetta f. u.) mächtig genug, um Venedigs Herrschaft über die
Poebene eben so zu verhindern, wie später Venedig die Mailands,
bis nach langen Wirren aus den einander berührenden vermit-
telnden Berglandschaften der Westalpen und des ligurischen
Apennin (Piemout) die erstrebte politische Einheit des heutigen
Königreichs Italien mit der Hauptstadt Rom erwuchs*).
Neben der gemeinsamen Sprache**), Religion und Regierung
unausgeglichene, auf der Gestalt des Landes, dem Boden, dem
Klima, der Lebensweise der verschiedenartig gemischten Bevölke-
ruug und ihrer Geschichte beruhende Gegensätze zwischen Nord
und Süd; sie traten im alten, von der gallischen Provinz im
N. und der Provinz Sicilien im S. eingeschlossenen Italien un-
ter dem Einflüsse des ver sacrum, unter der planmüßig mit Hülfe
der Militair-Colonieen centralisierenden Herrschaft Roms und
.der Institution der Sklaverei znrück.
Der Apennin scheidet das continentale Oberitalien von der
eigentlichen Halbinsel.
1. Oberitalien. Ursprünglich zum größten Theile eine
tiefe Seitenbucht des adriatischen Meeres zwischen den steilen
hohen Alpenrändern und dem allmählich ansteigenden Niedern
Kamm des Apennin. Aus ihr traten (bei Padua) als Inseln
schön bewaldete Trachytberge (die Euganeen) hervor. Durch
Po, Etsch und die zahlreichen kleinern Gebirgsflüsse Ausfüllung
der Bucht mittels der Schuttmaffen der Gebirge von Rimini
(Ariminum) bis Aquileja. Noch heute wächst hier das Land
schneller in das seichte Meer hinaus: daher unter dem Niveau
der Pomündungen liegende Marschen und Sümpfe, Lagunen und
Lidi. Ravenna einst am Meere (darum als Residenz der
weströmischen Kaiser nicht so gefährdet wie Rom). Nirgends in
Europa ist die Veränderung der Flußläufe so groß wie an der
Westfeite des Karst im Uferlande des Jsonzo: Aquileja wäre
auch ohne Attila durch das Verschwinden von Fluß und Hafen
*) Die Mittel und Wege, das zerstückelte Deutschland und das zer-
stückelte Italien zu einigen, dem Charakter beider Völker entsprechend, ganz-
lich verschieden.
**) Ueber Italiens Grenze hinaus hat sich die Sprache im romanisch
gebliebenen Kanton Tessin erhalten, in die Tyroler Alpen ist sie besonders
durch die Handelswege von Venedig her über das Etschthal vorgedrungen.
In der Sprache ist auch noch die frühere Herrschaft Venedigs über die Ost-
küste des adriatischen Meeres erkennbar.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Attila
Extrahierte Ortsnamen: Venedigs Mailands Italien Rom Nord Provinz_Sicilien Italien Roms Oberitalien Oberitalien Padua Rimini Rom Europa Deutschland Italien Italiens Tessin Venedig
— 81 —
M. Cenis (Frejustunnel) in die obere Poebene (Piemont d. i.
am Fuße der Alpen) zwischen den Alpen und dem den Po nach
Norden drängenden höchsten Vorlande des Apennin (Montserrat)
nach Turin (Augasta Taurinorum). Hierher mündet auch der
eine der von der großen ligurischen Küstenstraße bei Savona sich
abzweigenden Apenninpässe, während der andere (längs der
Bermida) mit dem von Genua (1a Bochetta)*) in der nahen
Bucht von Alessandria**) zusammentrifft. Außer diesen
großen Heerstraßen der seit alter Zeit betretene Weg aus Sa--
voyeu über den kl. St. Bernhard die Dora Baltea entlang
(mit dem Saumpfade über den gr. Bernhard bei Aosta d. i.
Augusta Praetoria sich vereinigend) nach den Mittelpunkten der
Lombardei, Mailand, südlich von den zum Langen- und Comer--
See führenden Alpenpässen, und P avia (an der sumpfigen Müu-
dung des Tessin). In der Nähe dieser großen Straßen, theils
bei ihrer Ausmündung aus dem Gebirge, theils in den durch
Sesia und Tessin gebildeten Terrainabschnitten zahlreiche Schlacht-
felder von den Zeiten Hannibals bis auf die Gegenwart. Leichter
das Eindringen der Völker von den Ostalpen her, schwerer ihr
Vordringen gegen den Mittelpunkt und über den Po; die größ-
ten Hindernisse außer den Fruchtfeldern die Etsch und der kurze***)
sumpfige Mincio, durch das östreichische Festungsviereck Veronas)
— Legnago, Peschiera — Mantua noch vermehrt. Daher in
ihrer Umgebung die großen östlichen Schlachtfelder.
Der größern natürlichen Einheit dieses Landes gegenüber
der Mannichfaltigkeit Mittel- und Unteritaliens entspricht die
größere Einheit der Bevölkerung, die allein fähig war die natio--
nale Sehnsucht nach der Einheit Italiens zu verwirklichen. Die
Verschiedenartigkeit der Stämme (Ligurer, Gallier, Veueter,
Hetrusker, Römer, später Gothen, Langobarden) ist zum Theil
*) Der nächste und bequemste Paß zwischen der Lombardei und dem
Mittelmeer. Daher Genua im Mittelalter Janua genannt. — Genuas und
Venedigs Einfluß auf Industrie und Handel der lombardischen Städte und
weiter bis zum untern Rheinlande und Flandern.
**) an dem Turin gegenüberliegenden Rande des Berglandes.
***) Der Gardasee streckt sich südlicher als die andern gegen den Po.
f) Wälsch-Bern. Der enge Zusammenhang Deutschlands mit Italien
gab mehr als anderswo Veranlassung, die Eigennamen für die deutsche
Aussprache mundgerecht zu machen.
Götze, geographische Repetionen. 6
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_die_Dora_Baltea Bernhard Hannibals
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
218
sondern dieses fremdländische Element ist auch in die gesamten Lebens-
anschannngen des Spaniers eingedrungen. Heinrich Barth.
2. Die Pyrenäen und ihre Bewohner.
1. Die Pyrenäen im Vergleich mit den Alpen. — 2. Das Land der Basken,
1.
Die geringere Höhe der Pyrenäen, die unter dem höchsten Gipfel
der Alpen etwa um 1309 m zurückbleibt, ist für die wesentliche Ver-
schiedenheit dieses Gebirges und der Alpen weniger von Gewicht als
der auffallende Unterschied in den äußeren Umrissen wie in dem ganzen
Gebirgsban. In den Alpen giebt es mehr zusammenhängende Kämme,
in den Pyrenäen mehr isolierte, auf der hohen Basis des Rückens zu
beträchtlichen Höhen sich erhebende Gipfel; dort eine große Breite des
Gebirges, im Zusammenhange mit weit erstreckten Längenthälern, welche
verschiedene Hauptjoche von einander sondern; hier eine geringere Breite
und Mnugel au bedeutenden Längenthälern. Die Alpen sind nicht
allein in den Erweiterungen ihrer Qnerthäler, sondern auch iu ihrem
Vorgebirge reich an Seeen, die den Pyrenäen beinahe gänzlich fehlen.
Der geringeren Höhe und der südlicheren Lage ist es zuzuschreiben, daß
in deu Pyrenäen der Schnee einen ungleich geringeren Flächenraum
einnimmt als in den Alpen. Nie bemerkt man im Sommer auf den
Gipfeln der Pyrenäen eine ununterbrochen sich darstellende Schneedecke,
wie sie erscheint, wenn man die Alpen aus der Ferne betrachtet.
Gletscher finden sich in den Pyrenäen nur an den Abhängen der
höchsten Berge; nie ziehen sie sich, wie so häufig iu den Alpen, in
Thäler hinab; daher sie dort nicht wie hier Wiesen oder gar Korn-
felder erreichen. Die weit geringere Masse von Schnee und Eis ist
eine Hauptursache, daß die in den Pyrenäen entspringenden Gewässer im
allgemeinen weit weniger stark als diejenigen sind, welche in den Alpen
ihren Ursprung nehmen. Einen besonderen Einfluß hierauf hat auch
die geringere Breite des Gebirges, und nicht ganz ohne Einwirkung
dürfte daneben die schwächere Waldvegetation sein. Denn obgleich in
den Pyrenäen wegen der südlicheren Lage der Baumwuchs höher als
in den Alpen hinansteigt, so ist doch die Bewaldung dort auffallend
geringer als hier, hauptsächlich wegen der geringeren Feuchtigkeit der
Atmosphäre und des Bodens, die zum Teil von der großen Trockenheit
des über Spanien fortstreichenden Südwindes abzuleiten ist, auch wohl
aus dem sehr fühlbaren Mangel an Schonung und geregelter sorg-
samer Kultur der Waldungen. Daß den Bewohnern der Pyrenäen im
allgemeinen wenig Holz zu Gebote steht, ist vermutlich auch die Veran-
lassung des steinernen Baues der Häuser, die weder das nette noch
das friedliche und freundliche Ansehen haben, welches den hölzernen
Schweizerhäusern mit ihren weit überragenden Dächern in einem so
hohen Grade eigen ist. Überhaupt stehen die Pyrenäen hinsichtlich der
Schönheit und Erhabenheit der Natur bedeutend hinter den Alpen zu-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Barth Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Pyrenäen und ihre Bewohner.
219
rück. Wo ist in den Pyrenäen ein Genfer-, Tuner- oder Bierwald-
städtersee? Das viel gerühmte anmutige Thal Camp an, wie weit
wird es übertroffen durch die Gegenden von Jnterlaken und Luzern?
Der gewaltige Cirkus von Gaverne mit seiner hohen Cascade, am
Fuße des schneebedeckten Mont Perdu, darf sich nicht messen mit der
Gletscherwelt der Allse blanche oder dem Falle der Tosa.
Auch hinsichtlich dessen, was den Gegenden mehr als irgend etwas
anderes Leben giebt, hinsichtlich der Tierwelt und des Menschen, be-
haupteu die Alpen den Vorrang vor den Pyrenäen. Zwar haben
beide Gebirge den Steinbock, die Gemse und das Mnrmeltier gemein,
aber die unvergleichlichen Herden der Schweizer und Tiroler Alpen über-
treffeu weit den Viehstand in den Pyrenäen. Auch verleiht die durch
geschmackvolle Tracht gehobene und mit körperlicher und geistiger Stärke
verbundene Schönheit der Bewohner eines großen Teils der Alpen
diesen einen unbeschreiblichen Reiz, der den Pyrenäen mangelt. Ein-
fachheit und Reinheit der Sitten sind in den Pyrenäen besonders durch
den verderblichen Einfluß des Kouterbaude-Handels, nicht weniger als
in manchen Teilen der Alpen durch die zur Üppigkeit und zur Annahme
der Gewohnheiten des Auslandes verleiteten Scharen durchziehender
Fremdlinge zurückgedrängt und suchen in den verborgenen Thälern Schntz.
2.
Zu beiden Seiten der Pyrenäen wohnt das Volk der Basken.
Das spanische „Baskonien" umfaßt die ganze Provinz Guipuzeoa,
fast gauz Biskaya, einen großen Teil von Navarra und etwas mehr
als ein Viertel der kleinen Provinz Alava. Das französische
Baskenland bildet weniger als die Hälfte und mehr als ein Drittel
des Departements der Unterpyrenäen; dasselbe umfaßt beinahe das
ganze Arrondissement von Bayonne und den größten Teil des Arron-
dissements von Maulsou.
Das spanische Baskenland besteht aus zwei Teilen. In dem einen,
der einen zentralen Gebirgsstock bildet, spricht und kennt das Volk nur
Baskisch; iu dem andern, einer Übergangszone, wird Baskisch und
Kastilianisch gesprochen. Diese im Osten und Westen ziemlich breite
Zone wird in der Umgegend von Vittoria enger und wird es noch
mehr nordöstlich von Pampelona, wo sie so ziemlich ein Ende nimmt;
aber zum Baskenlande gehört sie unbestreitbar.
Dieser Landesteil wird wohl bald ganz kastilianisch werden. Das
Spanische ist amtliche Sprache, allgemein im Handelsverkehr, jedermann
versteht sie bereits, und so ist leicht abzusehen, was nicht ausbleiben
wird. Das Baskische weicht immer mehr nach Norden zurück, und so-
mit setzt sich eine Bewegung fort, welche bereits zu Anfang unseres
Jahrhunderts in dieser Richtung begonnen hat. Man braucht nur um
ein oder zwei Menschenalter zurückzublicken, um dieses Zurückweichen zu
verfolgen.
In Frankreich haben die Dinge einen ganz andern Verlauf ge-
uommeu. Hier ist die baskische Sprachgrenze viel regelmäßiger. Aller-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Vittoria
Extrahierte Ortsnamen: Luzern Navarra Bayonne Frankreich
186
Mittel-Europa.
weit in Italien hinein, die Rh ä ti er (Rhäter) wohnten, nn Volk von eigener Sprache
und nicht zum deutschen Stamme gehörig. Diese wurden von Schwärmen wandern-
der Gallier oder (Selten, die von der Rhone und überhaupt aus den weiten Ländern
nordwestlich der Alpen und des Jura herkamen, mit Uebermacht angegriffen und größten-
theils aus ihrem Besitze verdrängt. Viele Tausende flüchteten und vertauschten die
fruchtbaren Fluren am Po mit den unwirklichen Thälern des Gebirgs. Hier vom
Gotthard bis zum Großglockner und nördlich bis zum Ursprung des Lech und zum
Bodensee behaupteten sie sich in ärmlichem Leben. Ringsum ward alles celtisch, nicht
bloß im nördlichen Italien, sondern auch in den Alpenländern, Allmählich wuchs in
Italien die Macht der römischen Bürger, die anfangs nur eine kleine Stadt am Tiber
ihr eigen nannten, bald aber alle italischen Völker zum Gehorsam zwangen. Auch
Gallien am Po ward von ihnen erobert; und als sie in unablässigen Kriegen sämmt-
liche Staaten am mittelländischen Meere unter sich gebracht, war auch das Alpengebirg
kein Hindernis mehr. Ihre Legionen drangen über die Pässe. Das ganze eigentliche
Gallien im Nw. der Alpen ward durchzogen, und ebenso, trotz der tapfern Gegenwehr
der Aelpler, wurden sie Herrn aller Thäler und der nördlichen Hochebene bis an die
Donau. Dies geschah kurz vor und nach Christi Geburt.
Nun entstanden an den Flüssen feste Lager für römische Legionen; aus den Lagern
wurden Städte; Heerstraßen wurden übers Gebirg geführt; Anbau, römische Lebens-
weise, römische Sprache und Kenntnisse verbreiteten sich hie nnv da. Weiter indes als
zum Donaustrom vermochten die Römer ihre Herrschaft nordwärts der Alpen uicht
auszubreiten, Kräftig widerstanden hier die Deutschen, kräftiger als Celten und Rhäter.
Und endlich als das große römische Reich, das längst seine republikanische Verfassung
eingebüßt, durch den gräuelhaften Despotismus seiner Kaiser iunerlich geschwächt und
zerrüttet war, neigte sich das Uebergewicht im Kampf auf die Seite der deutschen Völker.
Sie überwältigten die römischen Grenzsesten an der Donau wie am Rhein. Sie er-
schlugen die Legionen oder trieben sie über die Alpen hinaus, und stürzten die im Sturm
genommenen Städte, die sie für Plätze der Knechtschaft hielten, in Schntt. Ganz
Enropa gerieth damals in Bewegung, denn die Völker slavischen Stamms machten sich
auf, wie die Deutschen, und selbst aus Asien kamen zahllose Horden von Hunnen, um
in Europa ueue Wohnsitze zu erfechten. An 2 Jahrhunderte dauerte die große Wan-
dernng der Völker, von 375 — 573, und die vergebliche Verteidigung
der römischen Herrscher. Die Frauken gründeten ein Reich in Gallien, die
Sachsen und Angeln eins in Britannien (weshalb Angelsachsenland, Angelland
oder England), und nach Spanien zogen die Westgothen. In Italien setzten sich
zuerst die Ostgothen fest, dann die Longob arden, weshalb Norditalien oder das
Pogebiet Lombardei genannt wurde.
In den Alpenländern gabs folgende Veränderung: die Südseite, nach Italien ge-
kehrt, ward l ong o b a r dis ch ; der Abhang nach der Rhone, die Umgegend des Genfer
kohltes Korn und sogar noch deutlich erkennbares Brod. Ueber Alter, Zweck und Be-
wohner der Pfahlbauten sind nur Vermuthungen vorhanden; doch darf man annehmen,
daß die Bernstein- und Bronzesachen nicht älter als 3000 und nicht jünger als 1700
Jahre sein können, und daß die Erbauer auf keinen Fall Germanen, am wahrschein^
lichsten Celten waren.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-Europa Italien Italien Italien Gallien Gallien Donau Christi Donau Rhein Asien Europa Gallien Sachsen Britannien England Spanien Italien Norditalien Italien
Die Alpen.
187
Sees und beide Seiten des Jura wurden burgundisch. Den größten Theil des
hochrheinischeu Gebiets (das vormalige Helvetieu fast ganz) besetzten die Alleman-
n en oder Schwaben, denen auch das Neckargebiet und beide Seiten der rauhen Alp
gehörten. Neben ihnen hielt sich mit Deutschen vermischt noch ein Rest halb römisch
gewordener Rhäter im heutigen Graubünden. Daneben saßen im heutigen tiroler
Gebirg und auf der Hochebene zur Donau zwischen Lech und Euns mehrere Ueberreste
durchgezogener Deutschen und vereinten sich zu einem Volke, Baiern genanut. Oest-
lich davon, an und hinter den steirischen Alpen, hatten sich Nichtdeutsche, und zwar
wendische Völkerschaften vorgedrängt, weshalb noch heutzutag an der Save
viel Wendisch gesprochen wird. Was aber die Sprachen betrifft, so ist zu merken:
1) Die Sachsen und Angeln, die in Britannien alles Römische zerstörten, behielten ihre
niederdeutsche Sprache mit geringer Vermischung bei. 2) Die Franken und Burgunder
waren in ihrem neuen Lande nur die geringere Zahl der Bewohner und nahmen die
verdorbene lateinische Sprache ihrer Uuterthauen an; ans der Vermischung des Deutschen
und dortigen Lateinischen entstand nachmals das Französische. 3) Die Lombarden
mischten ihre Sprache zu dem lateinischen Dialect, der in Italien geredet wurde, woraus
das heutige Italienische hervorging. 4) Allemannen und Baiern blieben rein deutsche
Stämme, und die Sprache ihrer Länder ist bis auf den heutigen Tag deutsch, denn alles
Römische war, wo sie hinkamen, durch die jahrhundertlangen Kämpfe der großen Völ^
kerwanderuug ausgerottet. 5) Nur am Ostabhange der Alpen, also an Drau und
Save, wie schon gesagt, ward das Wendische herrschend, aber vom Deutschen, da diese
Länder an deutsche Fürsten kamen, zuletzt überwunden, so daß nur wenige Alpenthäler
daselbst noch wendisch sind.
Unter den deutschen Völkern, die sich ins römische Reich getheilt, ward keins mäch-
tiger, als die Franken. Sie eroberten nicht bloß das römische Gallien, sie zwangen
nicht bloß Burgunder und Lombarden zur Abhängigkeit; sie unterwarfen auch alle andern
im eigentlichen Dentschland zurückgebliebenen Stämme, nämlich Thüringer, Allemannen
oder Schwaben, Baiern und zuletzt die Sachsen. Der fränkische König Karl der
Große nahm deshalb den Titel Römischer Kaiser an. Dies geschah im Jahr
800 nach Chr. Er war ein kraftvoller und thätiger Fürst. Er vermochte so viele
Völker zu lenken; seine Nachfolger vermochten es nicht, und als seine Enkel sich unter-
einander stritten, so trennte sich das große Reich in mehrere Staaten. Im West sin
Gallien), wo sich die französische Sprache allmählich im Muude des Volks gestaltete, be-
hielt einer von ihnen als König von Frankreich die Regierung. Im Ost, d. h.
im eigentlich deutschredenden Lande (von der Straße von Calais, der Scheldeqnelle, den
Argonnen und dem Jura bis zur Raab und zum Fichtelgebirg, nördl. bis zur Eider
und Nordsee, und südl. bis zum Hochkamm der Alpen) entstand ein eigentlich
deutsches Reich, dessen Könige auch Italien in Besitz nahmen. Unser König Otto
der Große, ein Sachse von Geburt, Sohn Heinrich des Finklers, ließ sich, wie einst
der Frauke Karl, 962 zu Rom die Kaiserkrone aufsetzen. Die einzelnen Völkerschaften
aber, aus denen das deutsche Reich bestand, vergaßen nicht ihre alten Namen; obschon
unter demselben Kaiser, den sie gemeinsam erwählten, unterschieden sie sich fortwährend
in Sachsen, Franken (im Main- und Mittelrheingebiet), Baiern, Schwaben u. s. w.
Jeder dieser Stämme erhielt auch einen besoudern Statthalter oder Herzog, dem die
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der
Große Karl Otto Heinrich_des_Finklers Heinrich Frauke_Karl Karl
880
Europa —
Schweiz.
§. 10. Die Schweiz.
Größe: 752 Q.-M.") Bevölkerung: 2,669000. Volksdichtigkeit: 3548.
(Siehe Abschnitt 2 die Kap. Alpen, Rhein und Rhone.)
Die Schweiz oder Helvetien liegt zwischen 45 und 47v^ ° N. Br.,
zwischen den Großmächten Oesterreich (mit Liechtenstein), Italien, Frankreich
und dem Deutschen Reich. **) Felsen, Schneefelder und Gletscher, Seen
und Flüsse nehmen fast den dritten Theil der Oberfläche des Bodens ein;
für den Wohnplatz der Menschen bleiben etwa 530 Q.-M. übrig. Die Be-
völkerung ist größtentheils (69 "/") deutsch; nur im altburgundischen Westen
und Südwesten wird französisch (24°/°) und am Tessin italienisch (ö1/« %)
gesprochen, in einigen Thälern Graubündens hört man auch rhätoromanisch
(1v*%). Die Mehrzahl — über l1/2 Mill. — ist resormirt und wohnt
besonders im N. und W., also in den flacheren Gegenden; die Minderzahl —
1 Mill. — ist (römisch- und alt-) katholisch und hat vorzugsweise die
rechten Berggegenden inne, so namentlich auch die 4ur- oder Waldkantone
(um den Vierwaldstädter See und die obere Reuß her), an deren Ein-
gangsthälern Morgarten, Näsels, Sempach und Kappel liegen, und deren
Bevölkerung (wie die Tirols) sich ablehnend gegen alles das verhält, was
dem Hergebrachten (wenn auch Ueberlebten) in Sitte, Recht und Glauben
entgegensteht. In einigen Cantonen wohnen Resormirte und Katholiken
untereinander. Juden, besonders in den Cantonen Aargau und Bern,
zählt man ca. 12000. Zahlreiche kleinere Religionsgenossenschaften. — Die
eidgenössische Bundesrepublik muß als ein deutscher Staat gelten; nicht nur,
daß der eigentliche Stamm der Eidgenossenschaft, die Urcantone in der
Mitte des Ganzen insbesondere und die (13) alten Cantone überhaupt
urdeutsch sind, indem bloß 2 derselben (Bern und Freiburg) theilweise sran-
zösische Bevölkerung haben; nicht nur daß somit die Sprachgrenze Vorzugs-
weise in den erst seit dem 16. Jahrhundert dazu gekommenen (9) neuen Can-
tonen liegt und von diesen wieder 3 (Aargau, Thurgau, St. Gallen) ganz,
2 (Graubünden und Wallis) theilweise deutsch, überhaupt nur 4 Cantone
ganz wälsch sind (Waadt, Neuenburg und Genf französisch, Tessin italienisch)
und also die große Mehrzahl der Schweizer die deutsche Sprache redet:
sondern die deutschen Cantone sind auch, wie die Heimat der schweizerischen
*) Mit Einschluß der Seenflächeu, auch des schweizerischen Antheils am Bodensee.
•*) „Die Schweizer wohnen auf der hohen Scheidewand zwischen dem ger-
manischen und romanischen Europa; ihre Geschichte zeigt bald ein «schwanken nach der
einen oder andern Richtung, bald ein egoistisches Sichabschließen gegen beide. Dem
Fortschritt der von der germanisch-oceanischen Seite eindringenden Reformation wnrde
vom Mittelmeere her durch Sendung von Jesuiten erfolgreich entgegenwirkt" (Kapp).
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Europa —
Schweiz.
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Freiheit und Geschichte, so die Wiege der schweizerischen Literatur und
Geistesbildung; die Republick kann existiren wie mit, so ohne romanische
Zuthat, aber ohne den deutschen Stammhalt würden nur etliche französisch
oder italienisch redende Cantone übrig bleiben.
Die Schweiz umfaßt das Mittelgebiet der Alpen, welche es zum höchsten
Lande Europas machen: sie ist kein durch bestimmte Naturgrenzen abge-
fchlossenes Ganze, im Gegentheil, ihr Haupttheil, das Gebiet des Hoch-
^Heines, gehört in natürlicher Beziehung, wie hinsichtlich des Volksthums
zu Deutschland und das alte deutsche Reich hat eben, indem es im west-
Mischen Frieden die vereinigten Schweizercantone aus seiner Oberhoheit
entließ, auf seine feste und sichere Naturgrenze und die wichtigsten Alpen-
Pässe nach Italien hin, also auf seine natürliche Bergfestung verzichtet. Der
Gebirgsknoten des Gotthard bildet für das Gebirgs- und Gewässersystem
der Schweiz einen Mittel- und Ausgangspunkt! eine Linie von der Nord-
westecke bei Basel gegen diesen Punkt scheidet die Ost- und Westschweiz.
Von ihm aus ziehen in der Streichungslinie von Nordost nach Südwest
die beiden Hanptthäler der Schweiz, nämlich die des Rheines und der
Rhone, beide im ganzen und im einzelnen überraschende Ähnlichkeiten
zeigend, auf der Südseite eingefaßt von der Uralpenzone der rhätischen,
lepontinischen und penninischen Kette, auf der Nordseite von den
größtentheils aus Kalk aufgebauten Tödi-, Urner und Berner Alpen. Der
Rhein macht sein Knie bei Chur, um nordwärts zum Bodensee, die Rhone
bei Martinach, um gleichfalls nordwärts zum Genfer See zu fließen. So ist
die Schweiz das Quellgebiet für große Ströme, welche den Ländern ange-
hören, deren Grenzland sie bildet: für Rhein (Deutschland), Rhone (Frank-
reich), Po (Italien) und Jnn-Donau (Oesterreich). Das Quellgebiet des
Rheines gehört ihr (mit Ausnahme der östlichsten Zuflüsse) ganz an, das
der Rhone zum Theil, zu Po und Donau sendet sie nur wenig Gewässer.
Mit dem Antheil, den sie an jenen Stromgebieten hat, steht im allgemeinen
die Stammverschiedenheit ihrer Bewohner und deren Zahlenverhältnisse im
Einklänge — die Flußthäler waren eben den nach dem Sturze der Römer-
Herrschast in die Hochalpen eindringenden germanischen Völkerschaften
Führer: die Allemanen drangen durchs offene Rheinthal vor, die Burgunder
durch das der Rhone, die Markmannen und Gothen (Bajuvaren) kamen
von der Donauseite. Wie der größte Theil der Schweiz dem Rheingebiete
angehört, so ist denn auch dies ganze Quellland des Rheines, sowie das
Rhonethal im obern Wallis und der größere Theil des Jnnthales
im Engadin von Deutschen bewohnt. Eine Art Naturgrenze für die
Schweiz bilden die Läuteruugsbeckeu der in offenen Stromthälern das
Land verlassenden Flüsse: Boden-, Langen- und Genfer See: außerdem
ist sie von Italien durch höchste Theile der Central-Alpen geschieden. Die
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Europa_—
Schweiz Europas Deutschland Italien Basel Westschweiz Nordost Schweiz Chur Martinach Rhein Deutschland Frank- Italien Oesterreich Donau Rheingebiete Italien