§. 5, 4. Geschichte der Ägypter.
29
Hier aber sann er auf Rache. Eherne Männer, die aus dem Meere stiegen, sagte ihm ein Orakel, sollten ihn retten. Dies waren die mit Erz gepanzerten Ionier und Karer, die über das Meer kamen und ihm in Verbindung mit seinen Anhängern unter den Ägyptern den Sieg über die elf anderen Herrscher und damit den Thron von ganz Ägypten verschafften.
Psämmetich 654—616 wurde der Begründer der 26. Dynastie. Er wählte S a i s zur Hauptstadt seines Reiches und befestigte sich in demselben dadurch, daß er die fremden Hilfstruppen, mit welchen er gesiegt hatte, in Unterägypten ansiedelte. Griechen und Phöniziern gestattete er den Eintritt in das bisher dem Verkehr mit Fremden verschlossene Land und machte es dadurch fremder Bildung zugänglich. Handel und Verkehr brachten dein Lande großen Wohlstand. Aber die Begünstigung der Fremden erregte Unwillen in seinem Volke, besonders unter der Kriegerkaste, und 200 000 Männer wanderten nach Äthiopien aus. Zur Beschützung seines Reiches und zur Erweiterung seiner Herrschaft drang Psammetich in Asien ein und eroberte das Philisterland.
Necho Ii. 616—600, sein Sohn, ließ den unter Ramses Ii. begonnenen Kanalbau zwischen dem Nil und dem roten Meer wieder aufnehmen, ohne ihn jedoch auszuführen, und bewog die Phönizier zu einer Umschiffung Afrikas von der Ostseite aus. Die Eroberungen seines Vaters suchte er weiter auszudehnen, indem er in Palästina eindrang, wo er den König I o s 1 a s von Jerusalem bei M e g i d d o 608 besiegte, der in der Schlacht den Tod fand, und Syrien unterwarf. Als er aber bis zum Euphrat vordrang, wurde er von König N e b u -kadnezar von Babylon (§. 6, 3) in der Schlacht bei Circesium 605 besiegt, sodaß die asiatischen Eroberungen wieder verloren gingen.
Seinem Sohn Psamnns 600—595 und seinem Enkel Apries (biblisch Hophra) 594—570 gelang es nicht, das Vordringen Nebukad-nezars nach Palästina und Phönizien zu verhindern. Ebensowenig glückte ein Zug gegen die griechische Kolonie Kyrsne ander Nordküste Libyens. Nach einer Niederlage daselbst empörte sich sein Heer gegen Apries, er wurde gefangen genommen und erwürgt. Nun wurde der gegen die Empörer ausgesandte Amäsis 570—526 König. Er stellte die Herrschaft über Phönizien wieder her und verband sich zur Sicherung seines Reiches mit dem Tyrannen Polykrates von Samos und dem König Krösus von Lydien. Den Handelsverkehr hob er dadurch, daß er den Griechen eine Niederlassung in Naukratis gestattete. Als aber das neugegründete Perserreich (§. 7) sich immer mehr ausdehnte und nach Unterwerfung Vorderasiens auch Ägypten angriff, wurde
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Extrahierte Personennamen: Psammetich Necho Necho Ramses König_Krösus_von_Lydien
50
Erster Abschnitt.
beten sie an Plätzen, welche für ihre Geschäfte vorteilhaft gelegen waren neue Städte; so entstauben Damaskus in Syrien, Elath und Eziongeber am Meerbusen von Akaba, Kolonien auf Cypern, Rhobus, Kreta, Thasos und an der thrazischen Küste; ferner Panorrnus (Palermo) auf Sizilien, Caralis (Cagliari) auf Sarbinien, Gabes (Kabix) in Spanien, Utika und Hippo auf der Norbküste Afrikas. Von Tyrus aus soll 888 durch die flüchtige Königin Dibo die Stadt Karthago gegrünbet worben fein, welche eingeben! ihrer Abkunft die mächtigste Seestabt am mittellänbifchen Meere würde. Als der ägyptische König Necho die Phönizier unterworfen hatte, befahl er ihnen, Afrika zu umschiffen, ba man beffen Ausbehnung noch nicht kannte. Drei Jahre sollen sie zu dieser Entbeckungsreise gebraucht und bieselbe glücklich vollbracht haben.
Die wichtigsten Städte im Lanbe der Phönizier waren Sibon und Tyrus. Der ältere Teil von Tyrus lag auf dem Festlanbe; die von Sibon aus gegrünbete Neustabt bagegen auf einer vor der Altstabt liegenben Felseninsel.
Die Religion der Phönizier bestanb in der Verehrung der Naturkräfte, sowohl der fchaffenben als der zerstörenben. Der Sonnengott Baal würde auf Höhen verehrt; seine Gemahlin Aschera erscheint teils als Erbgöttin, teils als Monbgöttin. Diesem Götter-pare des Lichtes, des Lebens und Erzeugens stanben gegenüber M 0 -loch, ursprünglich die Sonne als versengenbes Gestirn, dann das verzehrenbe Feuer, und Ast arte, die Göttin des verheerenben Krieges. Wie dem Moloch Jünglinge, so würden ihr Jungfrauen geopfert. Baal und Moloch verschmolzen später zu einer Gottheit, dem Melkart, dem Gotte der Bilbung, den die Griechen mit Herakles verglichen.
Staatswesen. Phönizier: bitbete kein geschlossenes Staatswesen, sonbern bestanb aus einer Anzahl von eimmber unabhängiger Städte, die mit den umliegenben Gebieten von Stabtkönigen regiert würden. Die Staatsverfafsung war eine freiere als bei den übrigen Völkern des Orients. Den Königen stanb ein Senat zur Seite, der über wichtige Staatsangelegenheiten beriet und wieberum von der Volksversammlung abhängig war. Zur Wahrung ihrer Unabhängigkeit und zum Schutze ihres Hanbels vereinigten sich die Städte später zu einem Stäbtebunb. An der Spitze besselben stanb zuerst Sibon, dann Tyrus, das durch seine treffliche Lage und feinen großen befestigten Hafen Sibon überflügelte und zum Markt der Völker würde. Unter König Hiram Ii., dem Zeitgenossen Davibs und Salomos, erlangte Tyrus seine höchste Blüte und vereinigte
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Hephästos Zeus
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68
Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum.
Ein Sohn des Prometheus war Deuklliori, der nach Thessalien aus-gewandert und dort König geworden war. Zu dessen Zeit beschloß Zeus, das frevelhaste Menschengeschlecht zu vertilgen, und sandte über Hellas eine gewaltige Flut. Aus dieser retteten sich nur der fromme Deukalion und seine Gemahlin Pyrrha in einem Schiff, das auf dem Gipfel des Par-nassus anhielt. Nachdem die Wasser sich verlaufen hatten, warfen die Geretteten nach einem erhaltenen Orakelspruche Steine hinter sich, woraus todesmutige Menschen entstanden, welche die Erde aufs neue bevölkerten. Von Deukalions wirklichem Sohne Hellen stammten die Hellenen; denn dessen Söhne Dorus und Äolns, sowie seine Enkel Jon und Achäns wurden die Stammväter der Dorer, Äolcr, Ionier und Achäer.
Einwanderungen. Zu dieser einheimischen Bevölkerung sollen, wie die Sage ebenfalls berichtet, zu verschiedenen Zeiten fremde Kolonisten gekommen sein und die Bildung des griechischen Volkes gefördert haben. Die berühmtesten dieser Einwanderer waren Kekrops
aus Unterägypten, Kadmos aus Phönizien, Dänaos aus Ägypten und Pelops aus Phrygien; es sind jedoch schwerlich geschichtliche
Personen gewesen.
Kekrops aus Ägypten fand bei dem Könige von Attika Aufnahme und erhielt die Hand seiner Tochter. Er traf die Einwohner noch
in gänzlicher Wildheit, lehrte sie den Ackerbau und führte die Ehe
bei ihnen ein. Ebenso verteilte er die Einwohner in 12 Ortschaften und baute die Burg Kekropia, die Grundlage Athens.
Kadmos aus Phönizien (§. 14, 3) soll die Burg Kadmea in Böotien und somit Theben gegründet haben. Er brachte die phö-nizische Buchstabenschrift nach Griechenland und lehrte die Bewohner die Kunst, Erze aufzusuchen, zu schmelzen und zu benutzen. Von seiner Tochter Semele stammte der Sage nach der Weingott Dionysos ab.
Danaos floh vor seinem Bruder Ägyptos und gelangte mit seinen 50 Töchtern nach Argos, wo der letzte Nachkomme des um 1800 v. Chr. aus Ägypten dahin gewanderten Jnachos ihm die Regierung überlassen mußte. Bald darauf erschienen die 50 Söhne
des Ägyptos, welche ihren Oheim um die Hand der Töchter baten. Danaos erfüllte ihren Wunsch, gab aber insgeheim, um sich an seinem Bruder zu rächen, seinen Töchtern Dolche und bewog sie,
ihre Männer zu töten. Nur die Hyperrnnestra verschonte ihren Gemahl, den Lynkeus, und dieser soll dann den Danaos getötet haben. Zur Strafe ihres Frevels mußten die Danaiden in der Unterwelt
Wasser in ein durchlöchertes Faß schöpfen.
Pelops war ans Kleinasien nach Südgriechenland gekommen.
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Extrahierte Personennamen: Deuklliori Pyrrha Jon Danaos Danaos
§. 27, 3. Alexanders Zug nach Indien und fein Tod. 171
„Wie willst Tu behandelt sein?" fragte ihn Alexander. „Königlich!" versetzte der Gefangene. „Das versteht sich von selbst," erwiderte Alexander, „aber erbitte Dir etwas." Porus sprach: „Jenes einzige Wort schließt alles ein, was ich zu bitten habe." Großmütig schenkte ihm Alexander hierauf sein Land und die Freiheit.
Was Alexander über die Völker und Länder östlich des Pend-schabs und Ganges vernahm, reizte seine Kriegslust zu weiteren Unternehmungen ; allein seine kriegsmüden Soldaten sehnten sich nach ihrer Heimat zurück und widersetzten sich weiterem Vordringen. Da mußte Alexander nachgeben und den Rückzug antreten. An der Grenze seines Zuges ließ er zwölf turmhohe Altäre errichten und unter ritterlichen Spielen den Göttern Dankopfer darauf anzünden. Nachdem er noch das kriegerische Volk der M a l t e r mit eigener Lebensgefahr besiegt hatte, verfolgte er den Lauf des Indus bis zu seiner Mündung. Hier teilte sich das Heer; ein Teil desselben nahm unter Nearchos den unbekannten Weg zur See bis zum Euphrat, er selbst schlug mit dem größten Teile des Heeres Ende des Sommers 325 den Landweg durch das wüste Gedrosien ein und traf nach mancherlei Entbehrungen endlich im Westen mit dem glücklich angekommenen Nearchos wieder zusammen.
Alexander hatte seine kriegerische Laufbahn damit beendet und richtete jetzt seine Thätigkeit auf die Durchführung seines großen Kulturplanes: auf den inneren Ausbau seines großen Reiches, die Verschmelzung persischen Wesens mit dem hellenisch-macedonischen und die Verbreitung griechischer Bildung und Gesittung unter den Völkern des Morgenlandes. In Susa vermählte er sich
mit S t a t i r a, der ältesten Tochter des Darius, und gab deren Schwester seinem Freunde Hephästion; achtzig seiner Großen wählten sich Töchter aus vornehmen Perserfamilien, und 10 000 Macedonier folgten diesem Beispiele. Allen Neuvermählten ließ der König reiche Geschenke zukommen; fünf Tage lang wurden herrliche Fest gefeiert. Zur Förderung des Handels und Verkehrs ließ er Straßen und Häfen anlegen; die Städte blühten auf, und ihre Zahl vermehrte sich. Perser wie Macedonier und Griechen bildeten die Umgebung
des Königs; junge Perser wurden nach macedonischer Weise in den
Waffen ausgebildet, in griechischer Sprache unterrichtet und dann in das macedonische Heer aufgenommen. Diese Neuerung führte aber unter den Möcedoniern im Lager zu Opis am Tigris zum offenen Aufstand. Doch die Empörer erhielten von Alexander Verzeihung, und 10 000 der alten Kampfgenossen wurden in ihre Heimat entlassen.
Von Susa begab sich Alexander nach E k b a t a n a, wo das
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Darius Alexander_Verzeihung Alexander Alexander Alexander
§. 31, 2. Das Religionswesen. Einteilung der römischen Geschichte. 201
Gewerbe und einen ausgedehnten Handel zur See, bildeten ihr Religionsund Staatswesen aus und stiegen zu großer Macht und hoher Kultur auf, durch welche sie auch auf die Römer bildend einwirkten. Ihr Staat zerfiel in 12 selbständige Stadtgemeinden, die zu einem Bunde vereinigt waren. An der Spitze jedes Stadtgebietes stand ein W a h l k ö n i g (Lucumo), der aus einer der vornehmen Familien hervorging. Seine Würde kennzeichnete der elfenbeinerne Thronstuhl, die purpurumsäumte Toga, mit welcher er bekleidet war, und die 12 Liktoren (Diener), welche ihm Stabbündel mit je einem Beil vorantrugen. Die Etrusker schufen große, den griechischen verwandte Säulentempel und führten den Gewölbebau ein. Die wieder aufgefundenen, von ihnen hergestellten Grabkammern weisen thönerne, bemalte Vasen, Bildsäulen und allerlei Gerätschaften und Schmucksachen aus Bronce, Silber, Gold und Bernstein auf.
Die Italiker. Die südlich von den Etruskern wohnenden Völkerschaften werden mit dem Namen Italiker zusammengefaßt und zerfallen in zwei Gruppen, in die Latiner und die cimbrisch-sabellischen Stämme.
Die Latiner dehnten sich von der Tiber längs der Meeresküste in dem nach ihnen genannten Latium aus. Sie bildeten 30 von einander unabhängige S t a d t g e m e i n d e n, die zu einem Bundesstaat mit der Hauptstadt Albalonga vereinigt waren.
Die Sabeller wohnten in Mittel- und Unteritalien und teilten sich in mehrere Stämme, von welchen die Sabiner den ältesten bildeten. Die Sabiner wohnten östlich von den Latinern in den Berglandschaften des mittleren Apennin und waren ein einfaches, Ackerbau treibendes Naturvolk. Aus ihnen gingen die kriegerischen Samniter hervor. Andere sabellische Völkerschaften waren: die Campaner, Lucaner, Bruttier rc.
Im Süden Italiens wohnten außer diesen noch die Japygier, die den Griechen nahe verwandt waren und vermutlich den ältesten Volksstamm Italiens bildeten. An den südlichen Küsten hatten die Griechen zahlreiche Niederlassungen gegründet, weshalb der Süden Italiens auch Großgriechenland genannt wurde.
2. Das Religionswesen. Einteilung der Geschichte.
Die Religion der Römer hatte Ähnlichkeit mit derjenigen der stammverwandten Griechen, war aber nicht so poesievoll ausgebildet wie dieselbe. Wie die Griechen, so erhoben auch die Römer Naturkräfte zu persönlichen, göttlichen Wesen, die sie dem ernsten Wesen des
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§. 39. Der erste punische Krieg 264—241.
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§. Z9. Der erste punifdie Krieg 264—241.
Karthago. An der Küste von Tunis in Nordafrika war um 850 v. Chr. durch die lyrische Königin Dido die Stadt Karthago gegründet worden, deren Bewohner als phönizische Kolonisten auch Pöni oder Punter genannt wurden. Die günstig am Meere gelegene Kolonie blühte durch ausgedehnten Handel zur See rasch auf, machte sich von dem Mutterlande unabhängig und erweiterte durch glückliche Kriege ihre Herrschaft über die Nachbarschaft, über das Mittelmeer und die westlichen Inseln desselben.
Uber die Gründung Karthagos erzählt die Sage: Dido war die Schwester des Königs Pygmalion zu Tyrus in Phönizien. Dieser tötete ihren Gemahl Sichäns aus Habsucht, worauf Dido mit ihren Schätzen heimlich das Land verließ und zu Schiffe nach Westen fuhr. Sie landete an der Küste von Tunis in Afrika und bat die Bewohner daselbst, ihr so viel Land abzutreten, als sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Als ihr dieses zugestanden worden war, schnitt sie die Kuhhaut in schmale Streifen und umspannte damit eine große Strecke des Küstenlandes, auf welchem sie 880 Karthago gründete.
Die Verfassung Karthagos war eine aristokratische. Der Staat wurde von dem kleinen Rat (Synedrium) geleitet, der aus dreißig lebenslänglichen Mitgliedern des höchsten Adelsstandes gebildet war, wovon zwei, die Suffeten, den Vorsitz führten. Daneben bestand der große Rat, welcher aus hundert Mitgliedern zusammengesetzt war, die aus der Klasse der Reichen jährlich hervorgingen und mit der Überwachung der Gesetze betraut waren. Die Religion der Karthager war der phönizischen verwandt. Ihr Streben war auf Reichtum und Genuß gerichtet; ihr Charakter nach dem Urteil der Römer ein Gemisch von Habsucht und Härte, Treulosigkeit und Grausamkeit.
Das Bestreben, die im Westen bereits besetzte fruchtbare Insel Sizilien ganz unter die karthagische Herrschaft zu bringen, verwickelte Karthago zunächst in einen langjährigen Kampf mit Syrakus-
Syrakus war damals die bedeutendste der griechischen Kolonien aus der Insel. Von den Korinthern 435 gegründet, hatte sich diese Stadt ähnlich wie Karthago durch umfangreichen Seehandel zu großer Macht aufgeschwungen. Aber in dem Kampf mit Karthago um den Besitz Siziliens war ihr das Glück zeitweise abhold, zumal auch unter ihrer eigenen Bürgerschaft Streitigkeiten ausbrachen, in welchen es einzelnen kühnen Männern gelang, als Tyrannen die Staatsgewalt an sich zu reißen. Der Tyrann G e l o n besiegte die Karthager zwar bei Himera 480, mußte sie aber in ihrem Besitz belassen. Als
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240 Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
Nachtlager nehmen konnte. Er war der erste im Kampf und der letzte, der die Wahlstatt verließ. So schildern ihn selbst seine Feinde, die Römer. Ob er aber auch so grausam, treulos, lügenhaft und gottlos gewesen sei, wie sie sagen, dafür bleiben sie die Beweise schuldig.
Rache nehmen an Rom für alles, was seine Vaterstadt Übles von ihm erlitten hatte, dieser Vorsatz erfüllte seine ganze Seele. Um daher Anlaß zum Kriege mit den Römern zu bekommen, benutzte er eine Grenzstreitigkeit mit Sagnnt, Roms Bundesgenossin, und schritt zur Belagerung dieser Stadt. Alsbald erschien eine römische Gesandtschaft, um den jungen Heerführer an den Vertrag Hasdrubals zu erinnern. Allein Hannibal, zornig über den tapfern Widerstand der Saguntiner, ließ die Gesandten nicht vor sich kommen, sondern ihnen spöttisch melden, es sei zu gefahrvoll, wenn sie sich unter dem Waffengetümmel zu ihm wagen wollten; auch habe er in diesem Augenblick weder Zeit noch Lust, Reden anzuhören. Über diesen Empfang entrüstet, kehrten die Gesandten nach Rom zurück. Kurze Zeit danach fiel Sagunt 219. Nach achtmonatlicher, heldenmütiger Gegenwehr sahen die Saguntiner ein, daß sie unterliegen mußten. Mit Todesverachtung trugen sie ihre beste Habe auf den Markt und zündeten ein gewaltiges Feuer an, worauf die Entschlossenen sich in die Flammen stürzten. Die übrigen fielen entweder durch das Schwert der Karthager oder starben unter den Trümmern ihrer Häuser. Die Stadt wurde vollständig zerstört. Jetzt sandten die Römer eine Gesandtschaft nach Karthago und forderten Hannibals Auslieferung. Da aber der Senat lange keine bestimmte Antwort erteilte, nahm das Haupt der römischen Gesandten, Quin-tus Fabius Maximus, in jede Hand einen Zipfel seiner Toga und sprach lakonisch: „Ihr Männer von Karthago, hier habe ich Krieg, hier Frieden; was wollt Ihr?" Als nun die Karthager antworteten, er möge geben, was er wolle, da ließ der Römer die Toga wieder fallen und sprach laut und ernst: „Wohlan, so sei es Krieg!" Damit begann der zweite punische oder hannibalische Krieg.
2. Hannibal in Italien.
Wohlgerüstet trat Hannibal im Frühjahre 218 mit 60 000 Mann zu Fuß, 12 000 Reitern und 37 Kriegselefanten seinen denkwürdigen Zug über die Pyrenäen und Alpen nach Italien an, um die Römer im eigenen Lande anzugreifen. Das hatten die Römer nicht erwartet. Einer ihrer Konsuln, Tiberius Sempronius, war nach Sizilien, der andere, Publius Kornelius Scipio, nach Spanien geschickt worden, um den Krieg daselbst zu beginnen. Der
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§. 40, 2. Hannibal in Italien.
241
letztere hörte unterwegs, daß Hannibal unter seinem Bruder Has-drubal ein ansehnliches Kriegsheer in Spanien zurückgelassen und mit einem andern die Pyrenäen bereits überschritten habe. Darum landete er eiligst an der Mündung der Rhone und erwartete seinen mutigen Gegner. Allein nur kleinere Reiterabteilungen stießen in hitzigem Kampfe auf einander; Hannibal mied eine Hauptschlacht und nahm durch das Thal der Dürance den gefährlichen Weg über die Alpen (vermutlich den kleinen St. Bernhard).
Im Vertrauen auf das belebende Wort ihres Führers sahen Hannibals Soldaten den bevorstehenden Anstrengungen und Gefahren entschlossen entgegen und nahten sich willig den schneebedeckten Gipfeln der Alpen. Neun Tage stiegen sie empor, umschwärmt von den feindlichen Alpenbewohnern und bedrängt von mancherlei Mühsal. Hier starrten himmelhohe Felswände steil empor, dort gähnten unergründliche Schluchten ihnen entgegen oder drohten überragende Felsen, sie zu erschlagen, und mancher tapfere Krieger fand durch einen Sturz in die Tiefe den Tod. Erst auf der Höhe schöpfte das niedergebeugte Heer wieder Mut und vergaß in Gedanken an die blühenden Gefilde und reichen Städte der schönen lombardischen Ebene die überstandenen Mühseligkeiten. Allein der Weg bergab war noch viel gefährlicher als der Aufstieg. Die Pferde und Elefanten sanken tief in die Eisund Schneemassen ein und entbehrten jeglichen Haltes; Menschen und Tiere schossen jäh in die Abgründe. Endlich erreichte Hannibal mit dem Reste seines Heeres, das noch 20 000 Mann zu Fuß, 6000 Reiter und einige Elefanten zählte, den Fuß der Alpen, wo er seinen Truppen einige Rasttage gönnte. 15 Tage hatte der Zug über die Alpen bedurft; 5 Monate waren seit seinem Abzüge von Neu-Karthago verstrichen.
Der römische Konsul Scipio war unterdessen zur See aus Gallien über Pisa zurückgeeilt, von da nach Norden gezogen und hatte nach Überschreitung des Po am Ticmus 218 ein Lager aufgeschlagen. Hier erwartete er die Ankömmlinge und schaute mit Verachtung auf Hannibals hungrige, zerlumpte und halb erfrorene Krieger. Allein bald zeigte sich die Überlegenheit der numidifchen Reiter; er wurde gänzlich geschlagen, gefährlich verwundet und verdankte nur dem Mut seines sechzehnjährigen Sohnes, welcher ihn auf feinen Schultern aus dem Schlachtgetümmel trug, die Rettung seines Lebens. Hannibal verstärkte sich daraus durch gallische Hilfsvölker, welche in ihm den Befreier von Roms Herrschaft erblickten und gern zu ihm übertraten, und schlug in der zweiten Schlacht an der Trebia auch den Konsul Sem-
Cassicms Weltgeschichte I. C. Aufl. v. Ph, Beck. jß
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§. 40, 3. Scipio Afrikanus der Ältere.
247
Bundesgenossen Karthagos zu gewinnen. Die edle Sophonisbe hatte aus Liebe zu ihrem Vaterland dieses Opfer gebracht und ihrer eigenen Wahl entsagt, konnte aber das drohende Verhängnis nicht mehr abwenden. Bei einem nächtlichen Überfall zündeten die Römer das Lager der verbündeten Karthager und Westnumidier an und bereiteten ihnen eine Niederlage. Im folgenden Jahre wurde Syphax vollständig besiegt und geriet mit seiner Gemahlin in die Gefangenschaft des Masinissa, der sich nun mit Sophonisbe vermählte, um sie der Rache der Römer zu entziehen. Allein Scipio fürchtete aus Masinissas Verbindung mit dieser vaterlandsliebenden Frau Schlimmes für sein Bündnis mit ihm und forderte die Auslieferung derselben, da nur er über das Los der Kriegsgefangenen zu entscheiden habe. Verlegen und verwirrt wußte Masinissa keinen andern Rat, um diesem harten Begehren auszuweichen, als seiner Gemahlin Gift reichen zu lassen. Unerschrocken ergriff Sophonisbe den verhängnisvollen Becher und leerte ihn ohne die geringste Furcht vor dem Tode. Der Ehrgeiz des Masinissa war größer als seine Liebe! Syphax wurde als Gefangener nach Rom gebracht, wo er bald starb.
Des einzigen und letzten Bundesgenossen verlustig, rief jetzt der karthagische Senat seinen Feldherrn Hannibal aus Italien zurück. Mit schwerem Herzen folgte dieser dem Befehle, um seine Vaterstadt
zu retten. Auf der großen Ebene bei Zama trafen sich die Heere,
und Hannibal und Scipio, die größten Feldherrn der damaligen Zeit, traten im Angesichte derselben zu einer Unterredung zusammen. Hannibal machte im Namen des karthagischen Senats Friedensanträge; allein Scipios Forderungen waren zu hart. So konnte nur das Glück der Waffen den langjährigen Krieg entscheiden. Die mörderische Schlacht bei Zama 202 brachte den Römern den Sieg und den Karthagern 201 einen traurigen Frieden: Karthago mußte auf alle auswärtigen Besitzungen verzichten, innerhalb 50 Jahren 10 000
Talente (ungefähr 47 Mill. Mark) Kriegskosten zahlen, seine Elefanten und Kriegsschiffe bis auf zehn ausliefern und versprechen, ohne Roms Einwilligung keinen Krieg zu führen. So endete 201 der
zweite punische Krieg.
Masinissa erhielt für seine Anhänglichkeit an Rom ganz Numidien und wurde beauftragt, über Karthagos Verhalten zu wachen. Scipio kehrtein einem glänzenden Triumphzug nach Rom zurück und wurde fortan durch den Beinamen Afrikanus geehrt.
Hannibals letzte Schicksale. Hannibal blieb in Karthago und suchte seine schwer gebeugte Vaterstadt wieder auszurichten. Allein
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