266
Luft nur aus ihrer Stelle verdrängt werden. Daß sich auch
selbst die Luft wohl zusammendrücken, aber nicht ducchdringen
läßt, zeigen folgende Versuche. Eine starke Handspritze, die luft-
dicht ist, erlaubt, wenn sie an der Mündung zugehalten wird,
auch der größten Kraft nicht, den Stempel bis nach der Spitze
zu bewegen, sondern, je nachdem die drückende Kraft größer oder
kleiner ist, dringt auch der Stempel mehr oder minder tief ein;
er schnellt aber, sobald der Druck nachläßt, von selbst wieder zu-
rück. — Bei der Knallbüchse kann der eine Pfropfen nicht mit
dem Stöpsel bis an den andern Pfropfen gestoßen werden, ohne
daß dieser herausfliegt. — Wird ein Trichter in den Hals einer
leeren Flasche gesteckt, dann mit Wachs fest umklebt und schnell
mit Wasser angefüllt, so fließt davon anfangs nur wenig, dann
nichts mehr in die Flasche, weil die Luft dem Waffer den Ein-
gang verwehrt, und wo Luft ist, nicht zugleich Wasser sein kann.
Hätte man den Trichter lose in die Flasche gesteckt, so wäre das
Wasser hineingelaufen, denn da konnte die Lust dem eindringen-
den Wasser ausweichen und neben der Außenseite der Trichter-
röhre heraufsteigen. — Wenn man ein Weinglas mit der Mün-
dung nach unten in ein Biecglas mit Wasser drückt, so wird
allerdings etwas Wasser in das Weinglas eindringen, weil sich
die Luft zusammendrücken läßt; es wird aber doch der bei weitem
größere Theil des Weinglases vom Wasser leer bleiben. Legt
man aber das Weinglas seitwärts um, so sieht und hört man
deutlich das Herausfahren der Luft, und dann füllt es sich auch
mit Wasser. — Klebt man ein kleines, brennendes Wachslichtchen
auf eine Korkscheibe, legt diese auf das Wasser in einem Zucker-
oder Einmachglase, stürzt dann ein langes Quartglas umgekehrt
über das Licht und drückt damit die Scheibe sammt dem Lichte
im Wasser hinunter bis an den Boden des Zuckerglases; so
bleibt das Licht brennen, brennt aber nach und nach dunkler
und geht zuletzt aus, worauf dann auch etwas Wasser in dem
Bierglase in die Höhe steigt. Das Licht erlischt nur deshalb,
weil es den zum Brennen erforderlichen Bestandtheil der Luft
(das Sauerstoffgas) verzehrt und nur den untauglichen (das
Stickstoffgas) zurückgelassen hat.
Auf diesen Versuch gründet sich die Erfindung der Taucher-
glocke, mit der sich Menschen bis auf den Grund des Meeres
hinunterlassen können. Auf einem Schiffe, oder auch zwischen
zwei Schiffen, befindet sich ein starkes Gerüst mit Rollen
(Flaschenzug), über welche ein starkes Tau mit einer großen, me-
tallenen Glocke hängt. Unter der Mündung der Glocke ist ein
Sitzbrett so angebracht, daß der auf demselben sitzende Mensch
seinen Kopf in der Glocke hat. Die Glocke wird an jenem Taue
ins Wasser gelassen. Der Mensch kann dann in der Luft der
Glocke noch eben so wohl athmen, als das Licht bei dem obigen
Versuche in der Luft des Bierglases zu brennen vermochte.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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267
Durch das Athmen des Menschen wird aber die gesunde Luft
der Glocke eben so verzehrt, als durch das Brennen des Lichtes
im Bierglase. Deswegen könnte der Mensch in der zurückblei-
benden, ungesunden Luft eben so ersticken, als dort das Licht
ausging, wenn er sich nicht augenblicklich mit der Glocke empor-
ziehen ließe, sobald ihm das Athmen schwer wird. Die Menschen,
welche sich mit der Taucherglocke in das Meer hinablassen, sind
gewöhnlich Taucher, d. h. solche L-ute, die eine Zeit lang
ohne zu athmen leben können. Sind sie am Boden des Meeres
angekommen, so steigen sie, um etwa Kostbarkeiten oder Perlen-
muscheln auf dem Grunde des Meeres zu suchen, von ihrem
Sitzbrette herunter und bleiben, so lange sie es aushalten können,
im Wasser; wenn sie aber wieder eine Portion Luft athmen
wollen, so schlüpfen sie in die Glocke zurück. Weil aber dieser
Vorsicht ungeachtet, schon einmal ein Mensch unter der Taucher-
glocke erstickt ist, so Hot man in neuester Zeit die Einrichtung
getroffen, der unten im Meere befindlichen Glocke in eigenen
langen Schläuchen, die der Taucher vom Schiffe aus hinter sich
her mit ins Meer zog, durch Hülfe von Blasebälgen oder Druck-
pumpen frische Luft zuzuführen.
Daß es zuweilen scheint, als durchdränge ein Körper den
andern, hat seinen Grund auch in der Porosität der Körper.
Salz dringt z. B. in die Poren des Wassers, Wasser in die
Zwischenräume des Löschpapiers, des Schwammes, Holzes !c.
§• 5.
Zlie Theilbarkeit.
(Kdrft. k. Anh. V. s. 1. 4.)
Ein Stück Holz kann man spalten oder brechen, ein Blatt
Papier zerreißen, den Stein mit einem Hammer zerschlagen;
die Metalle werden, wenn sie glühend oder geschmolzen sind,
leicht getheilt. Jeder solche Körper läßt sich zerstoßen, zerreiben,
zerquetschen oder zersprengen. Auch Wasser, das zusammen ein
Ganzes ausmacht, läßt sich trennen, aus einem Gefäße in
mehrere gießen, in kleine Tropfen verwandeln. Wir sagen daher
mit Recht: Jeder Körper ist theilbar. Theilbarkeit bezeich-
net die Eigenschaft eines Körpers, vermöge welcher
er sich in kleine, dem Ganzen ähnliche Stücke trennen
läßt.
Die Theilbarkeit übersteigt alle unsere Einbildung. Ihre
Grenzen, wenn sie anders dergleichen hat, sind so weit hinaus-
gesteckt, daß die Körper in unzählige, kaum bemerkbare Theile
zerlegt werden können. Man zerschlage z. B. einen Stein in
mehrere Stücke, diese abermals und sofort ins Unendliche. Ver-
möchten wir mit unsern groben Instrumenten, die Theilung auch
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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296
und 2 mit 18, so sind die Zeiten, welche beide zu einem gleich
großen Raume brauchen, für den ersten 2 X 18 — 36, für den
zweiten 4x3 — 12, in welchen jeder 72' zurücklegen würde.
Die Geschwindigkeit des ersteren verhält sich also zur Geschwin-
digkeit des letzteren wie 12:36 — 1:3. — Wenn Zeiten
und Räume ungleich sind, so verhalten sich die Ge-
schwindigkeiten zweier Körper wie die Räume, multi-
plicier mit den umgekehrt gesetzten Zeiten, oder wie
die Räume, dividirt durch die Zeiten.
Die relativen Geschwindigkeiten zweier Körper lassen sich
auch aus den Verhältnissen der bewegenden Kräfte und der Massen
der Körper bestimmen. Je größer die bewegende Kraft, und je
geringer die Masse des Körpers, desto größer muß die Geschwin-
digkeit sein. Es würde zu weit führen, wenn wir auch diese
Verhältnisse noch näher betrachten wollten.
§• 17.
Wirkung der Dewegung.
Ein Stein, der von einer bedeutenden Höhe herab auf
unsern Kopf fällt, ist im Stande, uns zu tödten. — Tropfen,
die vom Dache herabfallen, höhlen mit der Zeit die Steine unter
der Traufe aus rc. Die Kraft, mit welcher ein bewegter
Körper auf einen andern wirkt, heißt seinebewegnngs-
größe sbewegungsmoment). Wenn eine Kugel die Geschwin-
digkeit von 100 hat, d. h. in einer Sekunde 108' durchfliegt,
eine andere aber von derselben Masse eine Geschwindigkeit von >000,
so hat die letztere auch eine lo mal so große Kraft als jene.
Während diese etwa durch einen Pfahl von 10" geht, dringt
jene kaum einen Zoll tief ein. Bei gleichen Massen ver-
halten sich die Bewegungsgrößen wie die Geschwin-
digkeiten. — Bewegt sich aber ein Körper von 2 Pfd. in einer
Sekunde durch 50", und ein anderer von 4 Pfd. mit derselben
Geschwindigkeit, so wirkt der letztere mit noch einmal so viel
Kraft als der erstere, und die Bewegungsgröße des ersteren ver-
hält sich zu der des letzteren wie 2:4 — 1:2. Bei gleichen
Geschwindigkeiten verhalten sich die Bewegungsgrö-
ßen wie die Massen. — Bewegen sich zwei Körper, deren
Massen beziehungsweise 4 und 7 sind, mit den Geschwindigkeiten
6 und 8, so verhalten sich ihre Bewegungsgrößen wie s4 X 6) zu
{7 X S) — 24:56 — 3:7. — Die Bewegungsgrößen
der Körper verhalten sich wie die Produkte aus ihren
Geschwindigkeiten und Massen. — Eine Kugel, 1 Lth.
schwer, mit der Geschwindigkeit 64, hat eine gleiche Wirkung mit
einer 1 Pfd. schweren Kugel, die sich mit der Geschwindigkeit 2
bewegt sl Pfd. — 32 Lth. X 2 — 64). Zwei ungleiche Kör-
per bringen gleiche Wirkungen hervor, wenn sich ihre
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299
mehr von seiner Kraft verlieren, als er auf die Aenderung des
Zustandes des andern Körpers verwandt hat, oder als der andere
ihm Widerstand leistet; daher sind Kraft und Widerstand,
oder Wirkung und Gegenwirkung immer einander gleich.
tz. 19.
Einwirkung mehrerer Araste aus die Dcwegung.
(Kdrfr. I. Anh. V. s. I. 0.)
Wirft man im Stillstehen einen Stein nach einem Ziele,
so ist die Bewegung des Steines eine einfache, und er kann
das Ziel treffen, wenn er genau nach demselben gerichtet war
(abgesehen von der anziehenden Kraft der Erde). Wenn man
aber im schnellen Vorbeilaufen den Stein seitwärts nach dem
Ziele hinwirft, so trifft er das Ziel nicht, sondern fliegt unter-
halb desselben vorbei; denn hier war seine Bewegung eine zu-
sammengesetzte; die eine war die ihm von der seitwärts wer-
fenden Hand, die andere von dem vorwärts laufenden Körper
mitgetheilte. Wird ein Schiff an beiden Ufern gezogen, so folgt
es weder der Richtung des einen, noch der des andern Seiles,
sondern schwimmt — vorausgesetzt, daß die ziehenden Kräfte auf
beiden Ufern ziemlich gleich sind — mitten auf dem Strome da-
hin. Die Richtungen der Seile bilden hier einen Winkel, deffen
Schenkel man als die anliegenden Seiten eines Parallelogramms*)
betrachten kann. Man nennt dieses Parallelogramm das Paral-
lelogramm der Kräfte. Das Schiff bewegt sich auf der
Diagonale dieses Parallelogramms (der Lehrer versinnliche diese
Erklärungen durch Zeichnung). Die beiden Kräfte, deren Rich-
tungen einen Winkel einschließen, heißen äußere, zusammen-
wirkende oder Seitenkräfte. Von der Bewegung des Kör-
pers durch die Diagonale sagt man, daß sie durch eine zusam-
mengesetzte, mittlere oder Diagonalkraft hervorgebracht
werde. Je kleiner der Winkel ist, den die Richtungen der Sei-
tenkräfte bilden, desto größer ist die Diagonalkrafc. — Ein Schiff,
das mit halbem Winde segelt, folgt der Mittelkraft des Windes
und des Ruders. — Wenn man auf einem Kahne quer über
einen Fluß setzen will, so wird der Kahn von zwei Seitenkräften,
von dem Strome des Waffers und vom Ruder, getrieben und
folgt der Diagonalkraft. — Das Kind drückt den Kirschkern
zwischen der Spitze des Daumes und der des Zeigefingers und
schnellt ihn gerade vorwärts. Der Druck des Daumens und des
Zeigefingers sind die Seitenkräfte. — Der Fisch fängt, wenn er
gerade vorwärts schwimmen will, seine Bewegung mit zwei ent-
gegengesetzten Schlägen des Schwanzes an. Er schlägt das
*) Vergl. meine Raumlehre Thl. I. S. 136.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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301
oder Ball: die eine zieht ihn vermöge der Schnur nach der
Hand, dem Mittelpunkte des Kreises, zu, die andere ebenfalls
durch die Hand herbeigeführte, gleichsam hinwegwerfende Kraft
treibt dieselben Körper ab. Sie können daher weder nach der
Hand zu fallen, noch wegfliegen, sondern müssen ihre Bahn um
die Hand herumnehmen. Die nach der Hand hintreibende Kraft
nennt man Ziehkraft (Eentripetalkraft). die andere Fliehkraft
(Centrifugalkraft); aus beiden aber entsteht diejenige mittlere
Kraft, welche Schwungkraft heißt. Die Bewegung selbst wird
Kreis- oder Centralbewegung genannt. In der Welt
kommen solche Kreisbewegungen gar vielfältig vor; selbst der
Lauf der Himmelskörper, einer um den andern, der Erde um
die Sonne rc. sind solche Kreisbewegungen.
Klemmt man einen Stein in einen zusammengelegten Rie-
men, nimmt dessen Enden in die Hand und schwingt den Stein
im Kreise herum, so fällt der Stein nicht aus der Schleuder;
sobald man ihm aber eine geradlinige Bewegung giebt, die dann
natürlich eine einfache, von der Muskelkraft des Armes herrüh-
rende ist, so fliegt der Stein fort. — Künstler stellen ein Glas
mit Wasser in einen Reifen und schwingen denselben mit dem
Glase um einen Finger, ohne daß das Glas herabfällt, oder nur
ein Tropfen von der Flüssigkeit im Glase verschüttet wird. —
An den Schleifstein hängt sich vermöge der Schwungkraft und
der Anhängung des Wassers ein breiter Wassecring. — Aus
demselben Grunde bewegt sich ja auch der Koth ringförmig um
die rollenden Räder des Wagens- — Die Achse eines tan-
zenden Kreisels verharrt in der Lage, die sie zu Anfang der
Drehung erhalten hat. — Ein Hammer mit längerem Stiele
wirkt mehr als ein anderer mit kürzerem. — In den Künsten
und Gewerben macht man manche nützliche Anwendung von der
Schwungkraft.
8- 21.
Die Dogendewegung (das Pendel).
(Kdrfr. I. Anh.v. ß. 1. 11.)
Wenn wir an das Ende eines Fadens irgend ein Gewicht,
etwa eine bleierne Kugel oder einen Schlüssel, befestigen und den
Faden oben festhalten (oder am Tafelgestell hängen lassen), so
haben wir ein Pendel. Denken wir uns den Faden ohne
alles Gewicht und die Kugel als einen schweren Punkt, so haben
wir ein einfaches (mathematisches) Pendel, ist aber der Faden
oder die Stange (wie an dem Perpendikel der Wanduhr) aus
lauter schweren Punkten zusammengesetzt, ein zusammenge-
setztes (physisches).
Die Kugel des Pendels wird durch die Schwerkraft nach
dem Mittelpunkte der Erde hingezogen und bringt also den
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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303
hängender, elfenbeinerner oder steinerner Kugeln einander berüh-
ren (Stoß- oder Perkussions-Maschine), und man entfernt die
letzte Kugel von der Reihe (wie beim Aufheben des Pendels) und
läßt sie dann wieder gegen jene stoßen, so fliegt die erste Kugel
von der Reihe ab; läßt man zwei dagegen stoßen, so fliegen zwei
ab rc., und dies geschieht immer in demselben Augenblicke und
mit derselben Geschwindigkeit des Anstoßens. Der Stoß braucht
gar keine Zeit, um sich durch die ganze Reihe fortzupflanzen.
Nun ist die Pfeife gleichsam als eine Meihe an einander liegen-
der, elastischer Kügelchen oder doch Theilchen anzusehen. Wäre
has letzte Theilchen loser, oder hätte es wenigstens mit dem be-
nachbarten Theilchen einen geringen Zusammenhang, so würde
es mit der Geschwindigkeit des Stoßes oder Schlages sogleich
abfliegen. Dies geschieht auch wirklich, wenn man einen bloßen
Pfeifenstiel (ohne Kopf) in der Nähe des einen Endes rings um
den Stiel herum einfeilt, so daß nur ein geringer Zusammenhang
zwischen diesem Ende und dem übrigen Stiele stattfindet, und
schlägt dann ziemlich stark an das andere Ende, so wird jenes
kleine Stück Pfeifenstiel am andern Ende abfliegen. Der Kopf
ist nur wegen seiner größeren Masse weit eher durch einen Stoß
oder Schlag von der Pfeife zu trennen, als irgend ein Theil des
Pfeifenstieles. Schlägt man also gewaltsam an das Ende des
Stieles, so pflanzt sich der Stoß bis zum Kopfe hin fort, bleibt
da gleichsam hasten und trennt so den Kopf von dem Stiele. —
Wenn man mit einem Hammer auf einen Amboß schlägt, der
auf einem elastischen Körper ruht, so springt er beinahe mit der
nämlichen Geschwindigkeit wieder in die Höhe, mit welcher er
niedersiek. Daher können manche Menschen sich einen schweren
Amboß auf die Brust oder auf den Bauch setzen und auf dem-
selben Eisen schmieden lassen, wenn sie sich so auf den Rücken legen,
daß der Theil, auf welchem der Amboß ruht, nicht unterstützt
ist. — Trifft ein bewegter elastischer Körper eine unbewegliche,
harte oder elastische Ebene, so springt er von dieser unter einem
eben so _ großen Winkel zurück, als der ist, unter dem er sie
trifft, wie man dies besonders beim Billardspiele bemerken kann.
§. 23.
Die Hindernisse der Dewegung.
Die Kugel wird in ihrer Bewegung auf der Kegelbahn ge-
hindert durch den Hammerschlag oder das Brett, auf wechem sie
sich reiben muß, und durch den Widerstand der Luft (abgesehen
von der Anziehungskraft der Erde). Das Pendel wird in seiner
Bewegung aufgehalten durch die Steifigkeit des Fadens oder
Strickes. Die Reibung, den Widerstand des Mittels
und die Unbiegsamkeit oder Steifigkeit der Stricke rech-
net man in der Naturlehre vorzugsweise zu den Hindernissen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
307
mand im Stande sein. Ein Degen ist auf der Spitze leichter zu
balanciren als auf dem Knopfe.
Bringt man die Unterstützung irgendwo gerade über dem
Schwerpunkte an, so kann der Körper eben so wenig fallen;
denn die Unterstützung wirkt der Kraft des Schwerpunktes gerade
entgegen und hebt sie daher auf. Wird sie aber zur Seite ange-
bracht, so fallt der Schwerpunkt und mit ihm der ganze Körper,
wofern nicht die Unterstützung so beschaffen ist, daß sie den Körper
zurückhalt. Alsdann senkt sich der Schwerpunkt bis unter den
Aushängungspunkt.
Nicht bloß bei ruhenden, sondern auch bei bewegten Körpern
kommt viel auf ihren Schwerpunkt an. Die Wirkung eines
Körpers ist nämlich unter übrigens gleichen Umständen am größ-
ten, wenn er mit seinem Schwerpunkte auf den andern Körper
trifft. Da nämlich die Wirksamkeit eines Körpers zum Theil
von seiner Masse abhängt, und diese sich im Schwerpunkte
gleichsam vereinigt hat, so ist sie hier größer als in jedem andern
Theile. — Ein Balken, der uns auf den Fuß fällt, schadet mehr,
wenn uns die Mitte, als wenn uns bei gleicher Geschwindig-
keit das Ende desselben trifft.
tz 25.
Der Hebel.
lkdrfr. I. Anh.v. A.2. 2.)
Will der Fuhrmann ein Rad abziehen von seinem beladenen
Wagen, so stellt er eine starke Stange, Hebebaum genannt, mit
dem einen Ende unter den Wagen, legt das andere auf seine
Schulter und bebt so den Wagen in die Höhe. Wegen dieser
Anwendung nennt man den Hebebaum und alle ähnliche Werk-
zeuge Hebel und versteht darunter einen unbiegsamen Stab,
der in irgend einem Punkte unterstützt und an zwei
andern Punkten mit Gewichten versehen ist, die das
Bestreben haben, ihn nach entgegengesetzten Richtun-
gen zu drehen. Denkt man sich statt des Stabes eine schwer-
lose Linie, statt der Gewichte allgemeine Kräfte B. die Schwer-
kraft, Muskelkraft rc.), so hat man den mathematischen oder
einfachen Hebel, von dem die nachfolgenden Gesetze gelten;
jener oben beschriebene aber ist ein physischer oder zusammenge-
setzter Hebel. Die beiden Kräfte am Hebel werden unterschie-
den durch die Ausdrücke Kraft und Last Widerstand). Bei
jedem Hebel sind drei Punkte zu merken: der Unterstützungs-
oder Drehpunkt und die Angriffspunkte der Kraft und
der Last. Die Lage dieser drei Punkte bestimmt es, ob der
Hebel ein einarmiger oder zweiarmiger heißt; bei jenem liegen
die beiden Angriffspunkte auf einer und derselben Seite, bei diesem
20*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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290
er durch eine Kraft aus diesem Zustande getrieben wird. Stoßt
man eine liegende Kugel an, so bewegt sie sich nicht bloß so
weit, als sie gestoßen wird, sondern sie rollt auch nach dem
Stoße noch fort, ja sie würde nicht aufhören sich zu bewegen,
wenn sie nicht durch die Luft und die Reibung auf ihrer Bahn
daran verhindert würde. Die Eigenschaft eines Körpers,
im Zustande der Ruhe oder der Bewegung zu verhar-
ren, bis eine hinreichende Kraft ihn nöthigt, seinen
Zustand zu verändern, heißt das Beharruugsvermögen,
weniger gut die Trägheit.
§ 44.
Mittheilung -er Pewegung.
(Kdrfi. I. Anh. V. 8.1. 6.)
Der bewegte Arm des Kegelschiebers setzt die Kugel in Be-
» wegung; der Wind dreht die Wetterfahne, beschleunigt oder
hemmt den Lauf eines Schiffes, bestimmt dessen Richtung rc.
Ein Körper also, der in Bewegung ist, kann einen zweiten, der
sich in Ruhe befindet, auch in Bewegung setzen oder, wenn sich
der zweite ebenfalls bewegt, den Zustand der Bewegung desselben,
d. h. seine Richtung und Geschwindigkeit, abändern. Man sagt
alsdann, der erste Körper habe dem zweiten Bewegung mitge-
theilt.
Der Wagen, dem die Pferde Bewegung mitgetheilt haben,
und die Personen auf dem Wagen, denen diese Bewegung gleich-
falls mitgetheilt worden ist, bewegen sich gemeinschaftlich. Die
elastische Kugel dagegen, der man durch den Stoß Bewegung
mitgetheilt hat, rollt allein weiter. Wenn also ein Körper einem
andern Bewegung mitgetheilt hat, so bewegen sich entweder beide
Körper gemeinschaftlich und gleichmäßig, oder der Körper, dem
die Bewegung mitgetheilt worden ist, setzt seinen Weg allein
weiter fort.
Ein Nagel treibt sich ins Holz, wenn man auf die entge-
gengesetzte Seite des Brettes schlägt. Dem Holze wird durch
den Schlag Bewegung mitgetheilt, der Nagel aber bleibt in Ruhe
und dringt daher tiefer ins Holz hinein, Die Handwerker be-
dienen sich dieser Erfahrung, um Feilen und ähnliche Werkzeuge
in ihren Heften, Stiele in Hämmern und Aexten rc. zu befestigen.
Der Sand auf dem Teller scheint sich gegen die Drehung zu
bewegen, bleibt aber in Ruhe, weil ihm die Bewegung des
Tellers nicht sogleich mitgetheilt wird, und der Teller bewegt sich
unter dem Sande weg. — Ein Kartenblatt, auf welchem ein
Stück Geld liegt, läßt sich schnell unter dem Geldstücke weg-
schlagen (fortknipsen), und das Geldstück bleibt auf der Finger-
spitze liegen, wo vorher das Kartenblatt lag, oder es fällt in
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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292
vermöge der Trägheit ihre Bewegung noch fort, wenn die Kraft,
welche das Brett in Bewegung setzte, zu wirken aufhört. — Aus
eben dieser Ursache fällt ein Mensch, der stehend in einem Boote
ans Ufer stößt, nach dem Ufer hin, und zwar um so leichter, je
größer die Geschwindigkeit des Bootes ist. — Stößt man beim
Schreiben mit der vollen Feder an eine Unebenheit des Papiers,
wodurch die Feder in einen augenblicklichen Stillstand geräth,
so spritzt die Dinte vorwärts. — Vermöge der Trägheit setzt
jeder Körper, dem Bewegung mitgetheilt worden ist, seine Be-
wegung in der Richtung und mit der Geschwindigkeit fort, die
ihm mitgetheilt wurde. Da aber auf unserer Erde die Schwer-
kraft ununterbrochen wirkt, und überdies Reibung und andere
Hindernisse die Bewegung des bewegten Körpers mindern, so läßt
sich einsehen, daß die Geschwindigkeit endlich Null werden, mithin
die Bewegung des Körpers aufhören, und er in Beziehung auf
die Erdoberfläche in Ruhe kommen müsse.
§. 15-
Ursachen, Nichtung, Weg und Zeit der Pewegung.
(Kdrfr I. Anh. V. §. 1. 6.)
Ein Wagen setzt sich nicht von selbst in Bewegung, wenn
er nicht durch Menschen, Zugthiere, Dampf rc. dazu genöthigt
wird. Menschen und Thiere bewegen sich durch die Kraft ihrer
Muskeln. Zur Hervorbringung einer jeden Bewegung, ja selbst
zu einer jeden Aenderung der Bewegung in Absicht aus Richtung
und Geschwindigkeit ist eine wirkende Ursache, d. i. eine Kraft,
erforderlich; ohne diese würde jeder Körper in dem Zustande der
Ruhe oder der Bewegung, in der er einmal ist, ohne Ende be-
harren. Bei leblosen Körpern sind es gewöhnlich äußere Ursachen,
die jene in Bewegung setzen oder ihren Zustand der Ruhe oder
der Bewegung abändern. So bewegen wir eine Kugel durch
die Kraft unserer Hände und setzen Maschinen in Bewegung,
indem wir uns der Gewichte, des Wassers, des Windes, des
Feuers, des Dampfes, der Thiere rc. hierzu bedienen. Es er-
folgen aber auch in leblosen Körpern sehr oft Bewegungen, über-
haupt Aenderungen ihres Zustandes durch Kräfte, die in ihnen
selbst liegen, z. B, Gährung, Kristallisation (d. i. das Ausschei-
den fester Körper aus flüssigen, wobei sie regelmäßige Formen
annehmen). Immer können wir jedoch die Materie an sich als
leblos betrachten und sie von den Kräften unterscheiden, die ent-
weder von außen auf sie wirken, oder ihr ursprünglich inwohnen.
Die Richtung der Bewegung wird immer durch eine ge-
rade Linie dargestellt, welche man sich von einem bewegten
Punkte nach demjenigen Orte, wohin er zu gehen getrieben wird,
gezogen denkt. Die Bewegung selbst heißt aber geradlinig
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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313
kleinen Rolle eine Walze, statt der großen ein Rad, welches mit
jener fest verbunden ist und auf ihm senkrecht steht, so daß die
Achse der Walze durch den Mittelpunkt des Rades geht, so nennt
man diese Verbindung ein Rad an der Welle (Fig. >2.). Die
Last hängt an einem Seile, welches um die Welle herumge-
schlungen ist, die Kraft, durch Menschen, Thiere, Waffer, Wind
k. ausgeübt, wirkt am Umfange des Rades (innerhalb, außer-
halb oder auf dessen Rande) oder an den statt des Rades ge-
brauchten Sprossen. Speichen oder Hebeln, von denen die gera-
den Triebstöcke, die gebogenen Kurbeln heißen. Das Rad an
der Welle heißt Haspel, wenn die Welle wagrecht liegt, das
Rad also senkrecht steht, wie bei Spinnrädern, Rad-, Kreuz-
und Hornhaspeln (je nachdem die Kraft an einem Rade, an
Speichen oder an einer Kurbel wirkt), bei Wind- und Wasser-
mühlen, Brunnen, Schachten, Schleifsteinen rc. — Erdwinde,
wenn das Umgekehrte stattfindet, wie bei der Bäckerwinde, der
gemeinen Erdwinde (Fig. 13. ), Treträdern, Tretscheiben rc.
Gezahnte Räder sind Räder, auf deren Umfange sich Ver-
tiefungen und Hervorragungen in immer gleichen Entfernungen
befinden. Diese Hervorragungen heißen Zähne. Werden zwei
gezahnte Räder so gestellt, daß die Zähne des einen in die Ver-
tiefungen des andern eingreifen können, so setzt das eine in Be-
wegung gebrachte Rad auch das andere in Bewegung. Ein Glei-
ches findet statt, wenn ein gezahntes Rad und eine gezahnte
Stange wie bei der Fuhrmannswinde (Fig. 14.) und an den
Schirmlampen, in einander greifen. Eine Vereinigung von ge-
zahnten Rädern und gezahnten Stangen heitzt ein Räderwerk.
Befinden sich dabei an ein und derselben Achse oder Welle zwei
ungleich große gezahnte Räder, so heißt das größere vorzugsweise
das Rad und seine Zähne Zähne schlechtweg, das kleinere aber
Getriebe und seine Zähne Triebstöcke. Beispiele sind die
Räderwerke in Uhren, Mühlen und anderen Maschinen. Bringt
man mehrere Paare von Rädern und Getrieben so an einander,
daß immer ein Rad in das nächste Getriebe eingreift, so bewirkt
ein solches Räderwerk eine große Krastersparniß und eine große
Geschwindigkeit der Bewegung.
Der Kranich oder Krähn ist eine Maschine, die aus ei-
nem Flaschenzuge besteht, welcher mittelst eines Räderwerkes be-
wegt wird. Man findet ihn in Maschinenbauanstalten, auf Seeschif-
fen und in Häfen, wo große Lasten aus- und eingeladen werden.
Er hat die doppelte Bestimmung, mit Krastersparniß Lasten zu
heben und mittelst seines beweglichen Armes oder Zapfens, in wel-
chem er sich dreht, seitwärts zu bewegen. sfig. 15.)
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