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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 44

1849 - Münster : Coppenrath
. Erster Zeitraum. Rom unter Königen. (754—510 v. Chr.) §. 11. Vomulus. 754—716. Die Bevölkerung Roms war anfangs nur klein, erhielt aber bald einen bedeutenden Zuwachs durch neue Ankömmlinge aus der Umgegend. Romulus, der erste König, inachte nämlich den capitolstischen Hügel zu einer Freistatt (Asyl) von Landes- flüchtigen aus andern Städten Italiens. Hier fand Jeder, wel- cher Lust hatte, Aufnahme und genoß des Schutzes der römischen Anbauer: Freie und Sklaven, Schuldlose und Verbrecher ohne Unterschied. Nur eines noch fehlte der jungen Bürgerschaft — Weiber. Nomulus schickte deshalb Gesandte nach den benach- barten Städten und ließ um Heirathsverträge anhalten; aber überall wurden sie abgewiesen. Ja, man fragte sogar höhnisch: warum zu Rom nicht auch für schlechte Weiber ein Asyl eröff- net wäre; das erst würde Gleichheit in der Ehe bringen! Hierüber entrüstete sich Romulus und nahm seine Zuflucht zu einem Gewaltstreiche. Er veranstaltete zu Ehren des Gottes Neptun ein glänzendes mit Aufzügen und Wettkämpfen verbun- denes Fest, die Consualia, und ließ die Bewohner sämmtlicher Nachbarstädte dazu einladen. Sie folgten dieser Einladung, und vor Allen fanden sich die Sabiner mit ihren Weibern und Töchtern zahlreich ein.' Und während sie nun alle in harmloser Fröhlichkeit den Festlichkeiten zuschauten; da plötzlich stürzten auf ein gegebenes Zeichen die rüstigsten Römer in den Haufen der Zuschauer und raubten die Töchter der herübergekommenen Gäste. Die bestürzten Eltern flohen jammernd und weheklagend nack- allen Seiten auseinander.

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 238

1849 - Münster : Coppenrath
238 Talente Kriegeskosten zahlen." Hierauf wandte sich Sulla gegen Fimbria, der in einem festen Lager bei Thyatyra stand, und forderte seinen Gegner auf, ihm das Heer zu übergeben, weil er kein gesetzlicher Feldherr sei. Als aber jener die Forderung dagegen stellte, Sulla sollte seinen Heeresbefehl niederlegen, weil er für einen Feind des Vaterlandes erklärt worden sei: ließ dieser das Lager der Feinde mit einem Walle umziehen. Täglich gingen jetzt Soldaten des Fimbria zum Sulla über, endlich kündigte das ganze Heer ihm den Gehorsam auf; und der verlassene Abenteurer tödtete sich selbst. Bevor der Sieger Asien verließ, ordnete er die Angelegenheiten der Provinz mit großer Strenge; zur Strafe des Abfalles mußte sie 20,000 Talente (25 Millionen Thaler) Kriegessteuer bezahlen. Hierzu kamen die außerordentlichen Lei- stungen für die vollständige Verpflegung der Soldaten, die in den Quartiren ihren Forderungen und Erpressungen keine Grenze setzten. Ganze Städte und Landschaften versanken in Elend und Noth und wurden eine Beute der römischen Wucherer. Der Feind des römischen Volkes war vollständig be- siegt, und nun trat Sulla mit seinem siegreichen, ihm ganz erge- benen Heere die Rückkehr nach Rom an, um Rache an seinen Privatfeinden zu nehmen. In dem Hafen von Dyrrachium rüstete er zur Überfahrt nach Italien. Unterdessen hatten aber auch die Häupter der Marianischen 'Partei alle Vorkehrungen ge- troffen, um das herüberkommende „Doppelthier, das die Kraft des Löwen mit der Schlauheit des Fuchses verbinde" — so be- zeichneten sie Sulla — kräftig zu empfangen. Nach der Er- mordung des Cinna hatten sie ihren frühern Plan, den Sulla in Griechenland selbst anzugreifen, aufgegeben. Sie beschränkten sich bloß darauf, Italien zu vertheidigen, wo sie über 200,000 Mann unter Waffen hatten. Auf ihrer Seite standen die neuen Bürger und das ganze Gesindel von Rom und Italien, auf Sulla's Seite die Adeligen und die alten Bürger. Dieser kam mit 40,000 wohlgerüsteten und kampfgeübten Soldaten, mit einer großen Flotte und einem ungeheueren Schatze aus Griechenland herüber und landete in Brundusium. Schnell vereinigten sich die Großen mit ihm und vermehrten mit ihren zahlreichen Cli- enten seine Macht. Cnejus Pompejus, ein Jüngling von 23 Jahren, führte ihm sogar drei Legionen zu, welche er aus eige-

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 247

1849 - Münster : Coppenrath
247 einander die Sklaven auf Sicilien. Die letzten Kriege hatten ihre Zahl bis in's Unendliche vermehrt. Diese Unglücklichen, die einst in ihrer Heimath selbst frei und unabhängig, zum Theil im Wohlstände, gelebt hatten, waren jetzt argen Mißhandlungen von Seiten ihrer habgierigen und gewinnsüchtigen Herrn ausge- setzt. Bei schmaler Kost mußten sie unter harten Zuchtmeistern die mühevollsten Arbeiten verrichten, und nach den Mühen des Tages fanden sie in engen, verschlossenen Behältern eine klägliche Lagerstätte. Ein Theil der Sklaven wurde in besonder« Caser- nen unter einem Fechtmeister zu Gladiatoren oder Fechtern ab- gerichtet, dann .bei großen Volksfesten und andern Festlichkeiten vermiethet. Dann mußten sie auf öffentlichen Schauplätzen zur Ergötzung der gaffenden Menge nach allen Regeln der Kunst auf Leben und Tod gegen einander kämpfen. Aus einer Gladiatorcncaserne zu Capua entliefen einst vier- undsiebenzig Sklaven, meist Gallier und Thracier, und riefen unter ihrem Führer Spartacus, einem kühnen, talentvollen Thracier, alle Sklaven und Gladiatoren zum Freiheitskampfe aus. Überall wurden die Sklavenkerker erbrochen, die Fesseln gelöset, und in kurzer Zeit stand Spartacus an der Spitze eines Heeres von 70,000 bewaffneten Sklaven. Raubend, mordend und brennemd durchstreiften die wilden Rotten zunächst Campa- nien und Lucanien und eröffneten hier einen Krieg auf Leben und Tod. Über zwei Jahre dauerte derselbe. Drei Prätoren und zwei consularische Heere wurden gänzlich geschlagen, eine große Menge Städte erstürmt und fuxchtbar verheert. Schon hatte sich Spartacus den Weg bis an die Alpen gebahnt, um Italien zu verlassen und sich jenseits des Gebirges anzusiedeln; als seine raubsüchtigen Horden ihn zur Rückkehr zwangen. Rom selbst, die Hauptstadt der übermüthigen Welteroberer, sollte er- stürmt und rein ausgeplündert werden; und gegen 120,000 Sklaven setzten sich in getrennten Haufen dahin in Bewegung. Groß war die Gefahr der Römer. Aber Mangel an Krieges- zucht und Eintracht führte eine Trennung der Sklaven und plan- lose Streifzüge herbei; und es gelang dem Prätor M. Licinius Crassus, dem die Römer den Oberbefehl übertragen hatten, die Horden bis nach Bruttium zurückzudrängen, wo Spartacus auf dem Gebirge Sila eine feste Stellung nahm. Crassus vermied

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 252

1849 - Münster : Coppenrath
252 Kappadocien und drang verwüstend in das pontische Gebiet ein. Er wurde aber am Halys geschlagen und mußte Kappadocien wieder räumen. Bald darauf erhielt Murena von Sulla den Befehl, die Waffen niederzulegen, und der Friede ward durch einen Vergleich wieder hergeftellt. Der dritte Krieg (74—64) war bei weitem wichtiger und erfolgreicher. Nikomedes Hl., der König von Bithynien und Schwager des Mithridates, war gestorben, und hatte die Römer zu Erben seines Reiches eingesetzt, das von diesen sofort zu einer römischen Provinz eingerichtet wurde. Allein Mithri- dates, dieser unversöhnliche Römerfeind, war gerüstet und hatte auch bereits mit Sertorius in Spanien Verbindungen angeknüpft. Mit einem großen Heere rückte er in Bithynien ein, unter dem Vorwände, des Nikomedes Sohn einsetzen zu wollen; und hie- mit war das Zeichen zum Kriege gegeben. Schleunigst eilte der Consul Aurelius Cotta zum Schutze Bithynieus herbei; er wurde aber bei Chalcedön zu Wasser und zu Lande geschlagen und mit dem Überreste seines Heeres in der den Römern treu gebliebenen Stadt Cycikus auf der Insel gleichen Namens ein- geschlossen. Da aber kam der andere Consul L. Licinius Lu- c u l l u s, ein geistreicher Mann und erfahrener Feldherr, zu sei- ner Rettung herüber. Mithridates wurde nun selbst eiugeschloffen und mit bedeutendem Verluste zurückgetrieben. Lucullus drang in der Verfolgung des Königs bis nach Pontus vor, schlug bei Cabira ein neu gesammeltes Heer desselben fast bis zur Ver- nichtung und nöthigte ihn zur Flucht nach Armenien, um hier bei dem Könige Ti grünes, seinem Schwiegersöhne, Schutz und Hülfe zu suchen. Jetzt trat eine kurze Waffenruhe ein, und Lucullus benutzte diese Zeit, um der so tief in Noth und Elend versunkenen Pro- vinz Asien durch Anordnung einer neuen Verwaltung und Rechts- pflege wieder aufzuhelfen. Hier war die Strafsumme von 20,000 Talenten, die Sulla ihr auferlegt hatte, durch den scham- losesten Wucher der römischen Ritter und deren Zollbeamten in den wenigen Jahren bereits bis zu 120,000 Talenten ange- wachsen; und mit empörender Gefühllosigkeit verfuhren die Rei- chen gegen ihre armen Schuldner. Lucullus setzte die jährlichen Zinsen auf zwölf Procent herab, verbot die Zinsen zum Capital

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 137

1849 - Münster : Coppenrath
137 Mal in einer Sänfte sich batte hereintragen lassen, um zu ver- hüten, daß nicht der Grieche seine Mitbürger verführe. Cineas wurde mit der Weisung entlassen: man werde nicht eher mit Pyrrhus unterhandeln, als bis dieser Italien verlassen habe. Er meldete dieses seinem Könige und setzte verwundernd hinzu: Rom sei ihm vorgekommen wie ein Tempel, der Senat wie eine Versammlung von Königen, und das Volk wie eine Hyder, deren Köpfe immer doppelt wiederwüchsen. Pyrrhus zog sich nun nach Tarent in die Winterquartiere zurück. Bald darauf schickten die Römer wegen Auslösung der Gefangenen eine Ge- sandschaft an ihn. An der Spitze derselben stand der ehrwür- dige Senator Fabricius, ein Muster altrömischer Genügsamkeit und unbestechlicher Treue. Sein ganzes Silbergeschirr bestand aus einem einzigen kleinen Becher, dessen Boden noch dazu von Horn war. Der Senat selbst übernahm die Ausstattung seiner Töchter aus dem öffentlichen Schatze. Pyrrhus empfing den edlen Gesandten mit aller Achtung und bot ihm zum Zeichen der Freundschaft und des Wohlwollens reiche Geschenke an. Verge- bens! er nahm sie nicht. Des Tages darauf soll der König auch die Unerschrockenheit dieses Römers auf eine besondere Probe gestellt haben. In dem Zimmer, in welchem er sich mit ihm unterredete, ward auf einen gegebenen Wink ein Vorhang weggezogen, und plötzlich streckte ein dort aufgestellter Elephant mit fürchterlichem Gebrülle seinen Rüssel über Fabricius hin. Dieser aber blieb unbewegt und sagte lächelnd zum Könige: „So wenig mich gestern deine Schätze gereizt haben, so wenig schreckt mich heute dein Elephant." Pyrrhus gerieth in Erstau- nen über solchen Gleichmuth und wünschte nichts sehnlicher, als die Wiederherstellung des Friedens mit einem Volke, an dessen Spitze solche Männer ständen. Darum schlug er auch die Aus- lösung der Gefangenen ab; dagegen bot er nochmals den Frie- den und gab zugleich allen Gefangenen die Erlaubniß, mit den Gesandten nach Rom zu gehen und dort mit ihren Mitbürgern das eintreffende Fest der Saturnalien zu feiern. Nähme der Senat seine Bedingungen an, so wären sie frei; im Nichtfall verspra- chen sie, zurückzukehren. Und Alle kehrten zurück, als der Se- nat die Annahme verwarf.

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 142

1849 - Münster : Coppenrath
142 eigene Verfassung und waren zu Beiträgen an Geld und Mann- schaft verpflichtet. 4. Planzstädte (coloniae). Wie Rom früher Kolonisten aus den eroberten Städten in sich aufnahm, so verpflanzte es später aus seiner eigenen Mitte eine Menge Bürger in die neuen Eroberungen, um dieselben zu schirmen2). Die Ausfüh- rung (deductio) einer solchen Kolonie geschah nach einem Volks- beschluß auf Antrag des Senats. Die Kolonisten selbst wurden theils aus Freiwilligen genommen, theils durch das Loos bestimmt. Sie zogen, gewöhnlich dreihundert an Zahl, unter Anführung besonderer Curatoren, mit militärischem Gepränge nach der Stadt ab, in welcher sie angesiedelt werden sollten. Hier mußte man ihnen einen bestimmten Theil der Feldmark, gewöhnlich den drit- ten, abtreten. Sie bildeten hier die herrschende Klasse und stan- den zu den alten Einwohnern fast in demselben Verhältnisse, wie zu Rom die Patricier zu den Plebejern. Überhaupt stellte eine solche Kolonie ein Bild Roms im Kleinen dar. Wie in Rom zwei Consuln, so standen auch hier zwei Männer (duum viri) an der Spitze der Verwaltung. Um aber die alten Ein- wohner mit der neuen Kolonie und hiedurch mit Rom selbst en- ger zu verbinden, so ward ihnen das Recht der Ehe und des Verkehrs mit denjenigen Städten untersagt, mit welchen sie früher in Verbindung gestanden hatten. Außer den römischen Kolonien (00i. eivium Uom.) gab es and) Latinisd)e (col. Lalinae), wel- che die Römer aus Bürgern ihrer Bundesgenossen, der Latiner, stifteten. Wie die römischen Kolonisten das römische Bürgerrecht behielten, so auch die latinischen die besonderen Rechte ihrer Mutterstadt. Kurz vor dem Anfänge des zweiten punischen Krie- ges belief sich die Gesammtzahl der Kolonien auf dreiundfünfzig. Zur Zeit des Sulla entstanden auch Militär-Kolonien, zur Belohnung für verabschiedete Soldaten. 5. Freie Prüfecturen waren solche Municipien, in welche für die Rechtspflege jährlich von Rom aus ein Prüftet (praeleetus juri dicundo) geschickt wurde. Dieser besorgte in der Stadt und auf dem Gebiete desselben das gesammte Ge- 2) Coloniae non tam oppida Italiae, quam »propugnacula imperii. Cic. Rull. Ii. 27.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 108

1849 - Münster : Coppenrath
108 rechtfertigen, ging er freiwillig in die Verbannung nach Ardea und soll unterwegs mehrmals die Götter angefleht haben, daß sie recht bald den undankbaren Mitbürgern seinen Verlust fühlbar machen mögten. Dieser Wunsch ward ihm erfüllt. §• 25. pic Gallier in Nom. 389. ' Während Rom den letzten Krieg gegen Veji führte, hatten die Senonen, ein Stamm der wanderungslustigen und kriegerischen Gallier, die Seealpen überstiegen und über einen großen Theil Oberitaliens erobernd sich ausgebreitet. Unter Anführung des Brennus drangen sie alsbald weiter vorwärts bis nach Clu- sium, dein heutigen Chiusi, in Mitteletrurien. Hier, in dem reichen Wein- und Kornlande, in den fetten Triften der Apen- ninen, forderten die fremden Männer Abtretung von Land und lagerten sich jetzt drohend um Clusium. Die erschrockenen Ein- wohner schickten schnell Abgeordnete nach Rom und baten um Hülfe gegen die Macht vom Norden her: „sie hätten ja auch den Vejern nicht gegen Rom Beistand geleistet." Der Senat schickte vorläufig drei Gesandte aus der Familie der Fabier da- hin, theils um den Frieden zu ermitteln, theils um des Fremd- lings Macht auszukundschaften. Diese mahnten den Brennus zur Ruhe und setzte hinzu: „Rom wolle das unbekannte Volk lieber in Frieden als durch die Waffen kennen lernen." Bren- nus aber erwiederte: nur gegen Abtretung von Land würden sie Frieden halten; sonst mögten die Gesandten selbst die Schlacht mit anseheu, um nach Hause melden zu können, daß die Gallier die tapfersten Männer seien. Da stutzten die Gesandten und fragten: mit welchem Rechte er denn doch in das Gebiet freier Männer falle? „Das Recht' — war die Antwort — führen wir auf der Spitze des Schwertes; dem Tupfern gehört die Welt!" Über solche'keckheit ergrimmten die Gesandten. Wider das Völkerrecht verbanden sie sich mit den Clusiern, und führten sie zum Kampfe hinaus; einer von den Gesandten tödtete sogar mit eigener Hand einen gallischen Anführer. Kaum aber war der Gesandte erkannt, als die Gallier die Schlacht abbrachen, Clu- siums nicht mehr gedachten und Zorn und Drohungen nur gegen Rom richteten. Dennoch schickten sie erst Boten an den Senat und forderten Auslieferung der treubrüchigen Römer. Der Se-

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 249

1849 - Münster : Coppenrath
249 an zehntausend Tafeln, Pompejus durch Aufhebung der Sulla- nifchen Gesetze, welche die Macht der Tribunen und des von ihnen vertretenen Volkes einschränkten; -( wie ja auch das Volk selbst bereits ein Sullanisches Gesetz zu Gunsten des Pompejus umgestoßen hatte. Pompejus war nun ganz der Mann des Vol- kes, das alle seine Plane begünstigte. Wo es galt, etwas Gro- ßes auszuführen, da sah Alles auf ihn. §. 60. Der Krieg gegen die Seeräuber. (78—67). Damals wurde das ganze mittelländische Meer von zahl- reichen Seeräubern fortwährend beunruhigt, so daß weder die Häfen Italiens, noch selbst die Mündung der Tiber vor den- selben sicher waren. Die Römer waren zum Theil selbst die Ursache, daß die Seeräuberei in dieser Zeit so furchtbar um sich griff. Seit der Zerstörung Karthago's hatten sie ihr eigenes Seewesen mehr oder weniger vernachlässigt, die Flotten aus- wärtiger Feinde nach Kräften zerstört; und die Roth selbst trieb jetzt ganze Scharen von der entlassenen Dienstmannschaft zu dem verzweifelten Entschlüsse, fortan als Feibeuter die unbewachte See zu befahren. Auch in jenen heillosen Wirren des Bürger- krieges, bei der Unsicherheit des Lebens und Eigenthums, waren Tausende auf die See geflüchtet und hatten sich, von Roth und Rachegier getrieben, dem Freibeuterleben ergeben. Vor al- lem aber hatte die Bedrückung der Völker Vorderasienö durch die Habsucht der römischen Statthalter, Zollpächter und Wuche- rer diesem Unwesen außerordentlichen Vorschub geleistet. Die vorzüglichsten Aufenthaltsorte der Seeräuber waren ds rauh e, schwer zugängliche Cilicien und Jsaurien, wo sie einen förmli- chen Freistaat bildeten. Besonders seit dem Kriege gegen Mithridates, der alle ihre Unternehmungen begünstigte und unterstützte, grenzte ihre Kühn- heit und Verwegenheit fast an das Unglaubliche. Zwar hatte der Proconsul P. S e r v i l i u s während seiner dreijährigen Statthalterschaft in Asien (78—75) ihnen mehre Städte an der Südküste Vorderasiens entrissen, dann, über den Taurus vor- dringend, Zsaura erobert (daher Isaurieus) und Cilicien als desselben bloß aus seinen Ländereien, nach Abzug des Zehnten und bedeu- tenden Kostenaufwandes, auf 7,100 Talente (über 7 Millionen Thaler) an.

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 253

1849 - Münster : Coppenrath
253 zu schlagen und Zinsen von Zinsen zu fordern, und erlaubte dem Gläubiger, nur den vierten Theil von dem Einkommen sei- nes Schuldners in Anspruch zu nehmen. Durch solche Maß- regeln der Milde und Schonung erwarb er sich den Dank der Geretteten, zog sich aber auch den Haß und die Feindschaft der reichen Wucherer zu, welche nun auf Rache sannen. Hierauf brach Lucullus mit seinem Heere nach Armenien auf, um den König Tigranes zu bekriegen, der die Auslieferung seines Schwiegervaters verweigert hatte. Er drang über den Euphrat und Tigris in Armenien bis zur Stadt Tigrano- certa vor und gewann hier über das zwanzigmal stärkere Heer- des Tigranes den vollständigsten Sieg (69). Im folgenden Jahre schlug er die beiden vereinigten Könige bei Artarata; und schon machte er Anstalten, das ganze Reich des mächtigen Ar- menierkönigs sich zu unterwerfen und die römischen Adler in das ferne Parthien zu tragen; als unter den Legionen eine Meuterei ausbrach, welche dieses Unternehmen vereitelte. Die Strenge, mit welcher er auf die Kriegeszucht hielt, war den sonst an Raub und Wohlleben gewöhnten Legionen unerträglich, und sie weigerten sich, ihm auf den beschwerlichen Feldzügen in unwirthbaren Ländern weiter zu folgen. Die beiden Könige lie- ßen diese ihnen günstigen Umstände nicht unbenutzt; Tigranes drang in Armenien vor, und Mithridates eroberte sein Reich mit leichter Mühe wieder. Ein römisches Heer unter Tragirius, dem Unterfeldherrn des Lucullus, wurde bei Zela gänzlich geschlagen, und Lucullus sah sich plötzlich von seinen Truppen verlassen, als er die Ehre der römischen Waffen wieder Herstellen wollte. Die- sen Wendepunkt des Glückes benutzten sofort seine Feinde, ins- besondere die römischen Ritter in Asien, deren Raubsucht er ge- steuert hatte, und streueten in Rom die ärgsten Verläumdungen über ihn aus. Lucullus erhielt den Acilius Glabrio zum Nachfolger, der aber, unfähig zur Führung eines solchen Krie- ges, unthätig in Prusa verweilte und den Oberbefehl des Hee- res nicht einmal anzutreten wagte. Da trat der Tribun Mani- lius mit dem Vorschläge auf (lex Manilia): man möge dem Pompejus den unumschränkten Oberbefehl gegen Mithridates und Tigranes übertragen (66). Über diesen neuen Antrag zu Gun- sten eines ohnehin schon so mächtigen Mannes waren die Opti-

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 256

1849 - Münster : Coppenrath
256 semem eigenen Sohne. Zwanzig Jahre hindurch hatte er unter wechselndem Glücke aber mit stets gleichem Muthe den Römern kräftigen Widerstand geleistet und war ihnen furchtbar geblieben bis an fein Ende. Sofort eilte Pompejus mit dem Heere nach Amisus im Pontus, und ließ die Leiche des Mithridates in der Königsgruft von Sinöpe beisetzen. Der unnatürliche Sohn er- hielt zur Belohnung das Königreich Bosporus. Gleich einem un- umschränkten Herrscher durchzog der Sieger Asien und ordnete die Angelegenheiten desselben. Das Land Pontus nebst Paphlagonien und Bithpnien wurde in einer Provinz, unter dem Namen B i - thpnien, vereint. Im Jahre 61 kehrte er über Griechenland nach Rom zurück und feierte hier einen zweitägigen Triumph mit noch nie gesehener Pracht. Große Tafeln, die in dem Zuge mit aufgeführt wurden, enthielten das Verzeichniß der Länder, über welche er triumphirte, und besagten, daß er 1000 feste Schlösser, fast 900 Städte und 800 Schiffe erobert, 30 Städte neu gegründet und den Schatz mit 20,000 Talenten berei- chert habe. §. 62. Die Catilinarische Verschwörung. (65—62). Cicero. Während Pompejus noch in Asien stand und durch seine Siege den Glanz und den Schrecken des römischen Namens über alle Länder und Völker verbreitete, wäre Rom selbst durch die Catilinarische Verschwörung beinahe zu Grunde gegangen. Es war nämlich in Folge der Bürgerkriege und durch den wilden Sturm der Proscriptionen das Sittenverderbniß zu einer unglaub- lichen Höhe gestiegen. Raubsucht, Schwelgerei, Aufwand und Verschwendung nahmen Überhand; und je hastiger die Menschen ihr eigenes Vermögen verschleuderten, desto mehr dursteten sie nach dem der Nebenmenschcn; und da dieser Durst nur durch den Umsturz aller bestehenden Verhältnisse gestillt werden konnte, faßten sie auch den Entschluß hiezu. Die anarchischen Wüh- lereien griffen immer weiter um sich. Bei einem solchen Zu- stande der Dinge hatten die Guten Alles zu fürchten, die Schlech- ten Alles zu hoffen. Zu den letztem gehörte L. Sergius Ca- tilina^); er selbst war der Lenker und Führer derselben. Die- ') Zur Geschichte der Catilinarischen Verschwörung vergl. S allust' s Monographie: bellum Catilinarium; und die 4 Reden des Cicero gegen
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