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schrieben: Polybius aus Megalopolis, ein Zeitgenosse des
jüngern Scipio, der in vierzig Büchern allgemeiner Histo-
rien den Zeitraum vom Anfänge des zweiten punischen Krie-
ges bis zum Ende des letzten macedonischen Krieges, also von
218—157, behandelt. Vollständig sind jedoch nur die fünf er-
sten, das 6. bis zum 17. in Auszügen, die übrigen nur in
Bruchstücken vorhanden; Dionysius von Halikarnaß, der zur
Zeit des Augustus ein Werk Idq/aioxoyia cpco(xaixrj in 20 Bü-
chern schrieb, von denen aber nur noch die ersten 11 übrig sind,
welche die älteste Geschichte Noms bis zum Jahre 443 v. Ehr.
umfassen; Appian aus Alexandria schrieb eine römische Ge-
schichte von Noms Ursprung an bis auf seine Zeit, in 24 Bü-
chern. Davon sind außer dem Anfang des Werkes noch übrig:
B. 6—8 oder Geschichte der Feldzüge in Spanien und gegen
Hannibal; B. 11 und 12 über die Kriege in Syrien und ge-
gen Mithridates; B. 13—17' über die Bürgerkriege bis auf
Cäsar; B. 23 über den Krieg in Jllyrien. Die römische Ge-
schichte des Dio Cassius, aus Nicäa in Bithynien, bestand
aus 80 Büchern und war von den ältesten Zeiten Roms bis
auf die Zeiten des Verfassers (229 v. Ehr.) fortgesetzt. Die
noch erhaltenen Bücher (B. 35—54) umfassen die Begebenhei-
ten vom Jahre 87 bis 8 v. Ehr. Von Plutarch aus Chä-
ronea, dem Lehrer und Freunde des Kaisers Hadrian, haben
wir das Werk ßwl Iiuqulhß.oi, das 22 Biographien berühm-
ter Römer enthält, deren Reihe Romulus eröffnet, der Kaiser
Otho beschließt. Als Compendienschreiber verdient vorzüglich
Zonäras Beachtung, welcher im zwölften Jahrhundert nach
Ehr. ein Xqovixov vom Anfänge der Dinge bis 1118 schrieb,
wobei er ältere, für uns verloren gegangene, Schriftsteller benutzte.
b. Unter den Schriftstellern, welche die römische Geschichte
vom Anfänge bis auf ihre Zeit in lateinischer Sprache
schrieben, sind besonders folgende zu nennen: Titus Livius
(geboren zu Padua 58 v. Ehr. und gestorben daselbst 19 n.
Ehr.). Sein Werk, das er selbst Annales genannt, umfaßt in
hundert zwei und vierzig Büchern die Geschichte Roms von sei-
ner Gründung bis auf den germanischen Krieg und den Tod
des Drusus, 9 v. Ehr. Es sind aber nur fünf und dreißig
Bücher vollständig auf uns gekommen, und zwar die zehn ersten
3«'
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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seiner Zeit, von Galba's Thronerhebung bis zum Tode Domi-
tian's, woran die Geschichte des Nerva und Trajan sich knüpfen
sollte, was indessen unausgeführt geblieben ist. Leider besitzen
wir bloß die vier ersten Bücher und den Anfang des fünften.
Auch ein zweites Werk des Tacitus, Annales, welches die Ge-
schichte Roms vom Tode des Augustus bis auf den Tod des
Nero befaßt, ist nur unvollständig auf uns gekommen. Von
den sechzehn Büchern fehlt uns ein Theil des fünften Buches,
dann das siebente bis zehnte nebst dem Anfänge des elften und
dem Schluß des sechzehnten. — Ammianus Marcellinus,
der um 400 nach Chr. lebte, schrieb: Herum ß-estarum libri
Xxxi, eine Geschichte von dem Regierungsantritte des Nerva,
91 n. Chr. bis zum Tode des Valens, 378 n. Chr., wobei
aber die dreizehn ersten Bücher mit der Geschichte der Jahre
91—352 fehlen.
Auch mehre in derselben Sprache geschriebene Biographien
sind von größerem oder geringerem Einflüsse auf die römische
Geschichte. So schrieb Cornelius Nepos, der Freund des
Cicero, das Werk: vitae excellentium imperatormn, wovon das
Leben des Hamilcar, Hannibal, Cato und Atticus hierhin gehö-
ren; C. Corn. Tacitus: vita Agricolae; — C. Sueto-
nius Tranquillus: vitae Xii imperatorum, Biographien
der zwölf ersten Kaiser, von Cäsar bis Domitian. Gewisser-
maßen als Fortsetzung des Suetonius iah eine Reihe von Bio- /¡A' : •
graphien römischer Kaiser von Hadrian bis auf Carus und des-
sen Söhne, oder von 117 bis 285, von sechs verschiedenen
Verfassern (Scriptores historiae Augustat) betrachtet werden.
Ferner besitzen wir von S. Aurelius Victor, der im vier-
ten Jahrhundert, zur Zeit des Kaisers Julian, lebte, die beiden
Werke: de viris illustribus Rornae und de Caesaribus. Endlich
hat Valerius Marimus, der unter dem Kaiser Tiberius
lebte, eine Sammlung von interessanten Geschichten und Anek-
doten unter dem Titel: Factorum dictorumque memorabilium
libri Ix, hinterlassen.
Außer den Geschichtschreibern enthalten mehr oder minder-
zahlreiche Notizen für die römische Geschichte die Werke des
Cicero; und zwar können die beiden noch vorhandenen Bücher
de re publica und die drei Bücher de legibus für die Geschichte
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Extrahierte Personennamen: Nerva Augustus Ammianus_Marcellinus Cornelius_Nepos Hannibal Cato Cäsar Cäsar Domitian Hadrian Carus Aurelius_Victor Julian Caesaribus Valerius_Marimus Tiberius Tiberius
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der älteren Verfassung, so wie seine Briefe für die Geschichte
seiner Zeit als Quellen dienen. Überdies enthalten die Schrif-
ten der Redner, Dichter, Philosophen, Geographen, Grammatiker
re. noch eine Menge zerstreuter Nachrichten.
Unter den neuern Schriftstellern verdient besonders genannt
zu werden: B. G. Niebuhr, der das Gebäude einer kriti-
schen Geschichte Roms aufzuführen versuchte, mit welchem eine
ganz neue Epoche für die Behandlung der römischen Geschichte
begann. Seine „Römische Geschichte" erschien in den Jahren
1811 und 1812 in zwei Theilen, die bis zum Jahre 416 der
Stadt führen. Eine zweite völlig umgearbeitete Ausgabe erschien
1827 und 1830, wozu nach Niebuhr's Tode aus dessen Nach-
lasse im Jahre 1832 ein dritter Theil kam, der bis zum Ende
des ersten punischen Krieges reicht.
Fried. Kortüm, Röm. Geschichte von der Urzeit Ita-
liens bis zum Untergange des abendländischen Reichs. Heidel-
berg 1843.
H. E. Apel, Geschichte des röm. Staats. Leipzig 1843.
Fr. Fiedler, Geschichte des röm. Staates und Volkes,
3. Aust. Leipzig 1839.
P. Kobbe, Röm. Geschichte. Leipzig 1839.
Göttling, Geschichte der röm. Staatsverfassung. 1840.
I. H. Ernesti, Das Römerreich. 1836.
K. D. Hüllmann, Römische Grundverfassung. 1832.
K. L. Blum, Einleitung in Roms alte Geschichte. 1828.
W. Wachsmuth, Die ältere Geschichte des röm. Staa-
tes. 1819. »
C. Peter, Zeittafeln der röm. Geschichte. 1841.
§. 10. Einteilung und Übersicht der Geschichte
der Römer.
Darin unterscheidet sich die Geschichte der Römer wesentlich
von der Geschichte aller übrigen Völker, daß sie fast immer nur
eine Stadtgeschichte bleibt. Wohl haben einzelne Völker unter
großen Führern mächtige Reiche gegründet; so die Perser unter
Cyrus, die Macedonier unter Alerander dem Großen: daß aber
eine einzige Stadt sich nach und nach die Herrschaft fast über
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Extrahierte Personennamen: Niebuhr Fiedler Aust P._Kobbe H._Ernesti K._D._Hüllmann K._L._Blum W._Wachsmuth C._Peter Cyrus Cyrus
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heimkehren. Der Senat fürchtete vor ihrer Rückkehr, und unter
dem Vorwände, die Sabiner machten neue Kriegesrüstungen,
wurden sie noch unter Waffen gehalten. Allein das Volk durch-
fchauete bald diese Arglist; und jetzt, nachdem es bei aller Hin-
gebung in seinen gerechtesten Erwartungen wieder und wieder
auf das grausamste war getäuscht worden, nahm es zu einem
verzweifelten Mittel seine Zuflucht. Mit den Waffen in der
Hand, seine Feldzeichen an der Spitze, brach es unter Anführung
des aus seiner Mitte gewählten Plebejers Sicinius Bellu-
tus auf, und lagerte sich auf einem anderthalb Stunden von
Rom, am Einflüsse des Anio in die Tiber gelegenen Berge,
welcher später der „heilige Berg" genannt wurde. Von hieraus
schauete es trotzig hinunter auf die verhaßte Tyrannenstadt.
Diese unerwartete Unternehmung belehrte den Senat, wie
sehr er sich durch seine Härte und Ungerechtigkeit geschadet hatte.
Das Volk strömte in ganzen Massen aus Rom nach dem heili-
gen Berge; die Wachen an den Thoren waren nicht im Stande,
dasselbe aufzuhalten. Durch Tumult in: Innern und Krieg von
Außen geänstigt, entschloß sich der Senat jetzt endlich zur Nach-
giebigkeit. Er schickte eine Gesandtschaft, und an der Spitze der-
selben M e n e n i u s A g r i p p a, den Liebling des Volkes, in das
Lager der Ausgewanderten, sie freundlich zur Rückkehr einzula-
den. Dieser führte das Wort und belehrte das Volk über die
bösen Folgen der Zwietracht durch eine Fabel. „Einst, — sprach
er - empörten sich die Glieder des Körpers wider den Magen.
Sie wollten es nicht länger dulden, daß dieser allein in behag-
licher Ruhe in der Mitte sitze und sich von den andern füttern
und tragen lasse. Sie versagten ihm also ihren Dienst. Die
Hände wollten keine Speisen mehr an den Mund bringen, der
Mund sie nicht aufnehmen, die Zähne sie nicht zermalmen.
Diesen Vorsatz führten die Glieder eine Zeitlang aus. Aber bald
merkten sie, daß sie sich selbst dadurch schadeten. Sie fühlten
nämlich, daß es der Magen sei, der die Säfte der empfangenen
Speisen durch alle Glieder vertheile und dadurch ihnen allen
Kraft und Munterkeit gebe. Sie ließen daher von ihrem Vor-
haben ab und söhnten sich wieder mit dem Magen aus." Das
Volk begriff bald den Sinn dieser Worte und sah ein, daß seine
Empöruug und seine Trennung dieselbe Schwäche und Hinfällig-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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261
gezogen, um Catilina zu beobachten und anzugreifen. Sobald
die Nachricht in das Lager des Catilina sich verbreitete, daß die
ganze Verschwörung entdeckt und die Haupträdelsführer in Rom
bereits hingerichtet seien, flüchteten viele aus seinem Lager. Er
selbst wollte sich mit dem Neste seines Heeres nach Gallien wen-
den; als er aber den Weg dahin verlegt fand, stellte er am 5.
Januar 62 sein Heer bei Pistoria (Pistoja) zur Schlacht auf.
Am Tage der Schlacht überließ Antonius den Heerbefehl seinem
Unterfeldherrn Petrejus, indem er Krankheit vorschützte. In die-
sem furchtbaren Kampfe der Verzweiflung fiel Catilina, wie ein
Held kämpfend, mit 3000 Anhängern Sj.
So war es dem Cieero gelungen, den Staat aus der au-
genscheinlichsten Gefahr zu erretten. Ihm wurde ein Dankfest
veranstaltet, „weil er die Stadt vor Brand, die Bürger vor
Tode und Italien vor Krieg bewahrt habe;" und auf Cato'o
Antrag wurde ihm sogar der ehrenvolle Namen „Vater des
Vaterlandes" ertheilt. Dieses mußte dem Ehrgeize eines Mannes
schmeicheln, der nur ein Neuling (homo novus) und doch der
erste Römer war, dem dieser glänzende Titel znerkannt wurde.
Marcus Tullius Cicero wurde im Jahre 106 in
Arpinum, der Vaterstadt des Marius, geboren. Er stammte
aus einer zum Rittcrstande gehörigen, sonst aber wenig bekann-
ten Familie. Auf einem freundlichen Landgute genoß er bis etwa
in sein zwölftes Jahr einer sehr sorgfältigen Erziehung unter
den Augen seiner Eltern. Dann kam er nach Rom, wo der
lernbegierige Schüler sich schon früh mit den Werken griechischer
Meister, namentlich des Demosthenes, Jsocrates und Lysias,
vertraut machte. In seinem siebenzehnten Jahre machte er unter
Sulla den Bundesgenossenkrieg mit. Schon in dieser Zeit trat
er mit Beifall als öffentlicher Redner auf. Dann ging er, um
seinen Durst nach Wissenschaften an der Quelle selbst zu löschen,
auf mehre Jahre nach Athen und nach Kleinasien und kehrte
erst nach dem Tode des Sulla nach Rom zurück. Hier widmete
er sich ganz dem Staatsleben und bahnte sich den Weg zu den
wichtigsten Ehrenstellen. Im Jahre 76 wurde er Quästor von *
Catilina longe a suis inter hostium cadaveia repertus est, pau-
lulum eliani spirans ferociamque animi, quam vivus liabucial, in vollu
aetinens. Sali. c. 59.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Catilina Antonius Petrejus Catilina Marcus_Tullius_Cicero Marius Marius Sulla Sulla Catilina
Extrahierte Ortsnamen: Rom Gallien Italien Arpinum Rom Jsocrates Athen Kleinasien Rom
404
treue, sondern auch der geistigen Ausbildung; namentlich wurden
auch Rede- und Declamationsübungen im Lager angestellt. Viele
junge Römer machten zuletzt noch wohl eine Reise nach Grie-
chenland, um den Unterricht der berühmtesten griechischen Philo-
sophen zu genießen. So schickte Cicero seinen Sohn Marcus nach
Athen, um dort den berühmten Philosophen Cratippus zu hören.
Cicero selbst hatte früher ebendaselbst Philosophie unter Antiochus
und Redekunst unter Demetrius Syrus studirt. Von da war
er nach Rhodus gereiset, um auch den Unterricht des ausgezeich-
neten Rhetors Molo zu benutzen. Außer Athen und Rhodus
wurden auch Apollonia im macedonischen Jllprien, Mitplene auf
der Insel Lesbos, und Masfilia (Marseille) in Gallien zu glei-
chem Zwecke besucht. Hatte aus diese Weise der junge Römer,
welcher sich dem Staatsdienste widmen wollte, sich Kenntnisse
und Erfahrungen gesammelt und seine Kräfte geprüft, so wagte
er es nun, sich selbst in öffentlichen Geschäften zu zeigen, und
z. B. als Sachwalter, Vertheidiger oder Ankläger aufzutreten;
und der Weg zu allen Ehren und Würden des Staates war für
ihn geöffnet. — In der Kaiserzeit, wo das Interesse für das
öffentliche Leben mehr zurücktrat, war auch der Bildungsweg
zum Theil ein anderer. War der junge Römer früher mehr
praktisch, durch das Leben selbst für die Staatsgeschäfte her-
angebildet worden, so geschah es jetzt mehr theoretisch durch die
Schulen; und die Beredsamkeit sank in dem Maße, als die
Schulen der Rhetoren sich für dieselben vermehrten. Unter dem
Kaiser Vespasian kommen die ersten vom Staate besoldeten Lehrer
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
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Extrahierte Personennamen: Cicero Marcus Apollonia
394
sunkenen Geschmack ihres Zeitalters. Kürzere summarische Dar-
stellungen gaben Annäus Florus, Justinus, Aur. Victor und
Eutropius. (S. 8. 9.) Die Reihe der eigentlichen Historiker
beschließt Ammianus Marcellinus, ein Grieche aus Antio-
chia, aus dem vierten Jahrhundert. Er schrieb die Begeben-
heiten von Nerva bis Valens in 31 Büchern, von denen die
ersten dreizehn verloren sind; ein zuverlässiger, als Augenzeuge
besonders für Kriegesgeschichte wichtiger Historiker.
In der Beredsamkeit ') stellte sich der römische Ge-
nius von seiner glänzendsten Seite dar. Die Verfassung des
Staates, der lange dauernde Kampf zwischen den Patriciern und
Plebejern, die öffentlichen Gerichte, die Staats- und Volksver-
handlungen waren schon früh die vorzüglichsten Beförderungs-
mittel derselben. Sie galt als nothwendiges Mittel, zu Ehren-
stellen und Einfluß im Staate zu gelangen und wurde deshalb
bald der Mittelpunkt aller höheren Bildung und Wissenschaft. Lange
wurde sie jedoch als bloße Gabe der Natur und als das Werk der zu-
fälligen Bildung einzelner Staatsmänner betrachtet; bis die Römer
durch drei große griechische Philosophen und Redner, den Akade-
miker Carneades, den Stoiker Diogenes und den Peripa-
tetiker Critolaus, welche als Gesandte von Athen im Jahre
155 v. Ehr. nach Rom gekommen waren, auch mit der kunst-
mäßigen Behandlung und dem Studium der Beredsamkeit be-
kannt wurden. Während ihres Aufenthaltes daselbst eröffneten sie
Schulen und entflammten durch die glänzenden Proben ihrer
dialektischen Rhetorik den Geist der römischen Jugend für grie-
chische Philosophie und Beredsamkeit. So sehr auch die ältern
strengen Römer dagegen eiferten und die Errichtung von Red-
nerschulen, aus Furcht, sie mögten dem Staate und den Sitten
gefährlich werden, durch wiederholte Edicte zu verhindern such-
ten, so setzten sich dennoch in Rom nicht nur griechische Rhetoren
fest, sondern C. P l o t i u 6 errichtete um 88 sogar eine lateinische
Rednerschule. Ausgezeichnete Redner waren Cato Censorinus, die
beiden Gracchen, Sulpicius Galba, Ämilius Lepidus, Licinius
Crassus, M. Antonius u. a. Den höchsten Gipfel erreichte die
Beredsamkeit in den letzten Zeiten der Republik durch I. Cäsar,
') Westermann, Geschichte der Beredsamkeit in Griechenland und
Rom. 2 Th. 1835.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Annäus_Florus Ammianus_Marcellinus Nerva_bis_Valens Cato_Censorinus Sulpicius_Galba Ämilius_Lepidus Antonius Antonius Cäsar Westermann
Extrahierte Ortsnamen: Athen Rom Rom Griechenland Rom
395
Licin. Calvus, Q. Hortensius, Asinius Pollio, vor allen aber
durch Cicero, dessen Namen für den der Beredsamkeit selbst
fast sprichwörtlich geworden ist. (S. 8. 62.) Von ihm sind noch
59 Reden und mehre rhetorische Schriften vorhanden, in denen
zugleich die Sprache in der größten Reinheit und elegantesten
Vollendung erscheint. Seit der Umgestaltung der Staatsver-
fassung unter Augustus verlor die Beredsamkeit ihre wahre ur-
sprüngliche Bestimmung. Sie ging aus dem öffentlichen Leben
in die Schulen der Rhetoren über, wo sie als Kunst und allge-
meines Bildungsmittel fortwährend mit vielem Eifer betrieben
wurde. Von Vespasian und Hadrian wurden Lehrer der Be-
redsamkeit öffentlich angestellt und besoldet, unter denen sich die
Jünglinge zu Staatsbeamten und vorzüglich zu Sachwaltern
bildeten. Es wurden Übungsreden (äeolgmationos) über aller-
lei erdichtete Gegenstände und aufgegebene Themen angefertigt.
Die Beredsamkeit selbst aber, von welcher nur bei gerichtlichen
Verhandlungen, bei Leichenreden und feierlichen Veranlassungen
zu Lobreden auf den Kaiser ein beschränkter Gebrauch gemacht
werden konnte, artete immer mehr in niedrige Schmeichelei,
schimmernden Prunk und schwülstige Phrasen aus. Ausgezeichnet
sowohl als Redner als auch als Lehrer der Redekunst war Fa-
bius Quintilianus aus Calagurris in Spanien (gest. 95
n. Chr.) Sein Lehrbuch der Rhetorik (institutiones orst. I.
Xii.), welches aus vieljährigen Forschungen und langer Er-
fahrung geschöpft ist, umfaßt den ganzen Cursus der Redekunst
in einer correcten, dem Cicero nachgebildeten Sprache. Unter
den spätern Kaisern, wo die freie Gesinnung immer mehr ver-
schwand, wurde diesig, panegyrische (lobrednerische) Bered-
samkeit vorherrschend, und für diese blieb die Lobrede des jün-
gern Plinius auf Trajan Muster.
Auch die Rechtswissenschaft war bei den Römern, die
nach ihren Gesetzen bald den ganzen damals bekannten Erdkreis
regierten, sehr ausgebildet. Das älteste und noch durch bedeu-
tende Bruchstücke bekannte Werk römischer Gesetzgebung sind die
zwölf Tafeln, vom Jahre 450 v. Chr., die von den Römern
als die Grundlage alles späteren Rechts betrachtet wurden. (S.
§• 22.) Diese erhielten im Verlaufe der Zeit einen immer
wachsenden Zusatz durch die hinzugekommenen Senats- und Volks-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Asinius_Pollio Cicero Augustus Vespasian
398
Jahre 79 n. Chr. seinen Tod fand. Mit rastlosem Fleiße trug
derselbe aus 2000 meist verlorenen Büchern unter dem Namen
einer Naturgeschichte (Iiistoria naturalis) eine wahre Encpclo-
pädie zusammen, voll wichtiger Nachrichten über Kunst- und
Sittengeschichte. Ihm verdanken wir auch viele geographi-
sche Nachrichten, die um so schätzbarer sind, da wir von den
Römern auf diesem Felde des Wissens nur das kurze, doch reich-
haltige, nach dem Griechen Eratosthenes gearbeitete Compendium
(6e situ orbis 1. Iii.) des Spaniers Pomponius Mela be-
sitzen, der unter dem Kaiser Claudius lebte.
Das Studium der Grammatik, welche im weitern Sinne
Sprache, Literatur und Alterthümer umfaßte, und besonders in
Alerandria betrieben wurde, wurde in Rom erst um 168 v. Chr.
durch den griechischen Grammatiker Crates aus Mallus (in
Kleinasien), der als Abgeordneter des Königs Attalus dahin
kam, angeregt und fortan sorgfältig gepflegt. Von M. Teren-
tius Varro, den Cicero selbst für den gelehrtesten Mann
unter allen seinen Zeitgenossen ausgiebt (derselbe soll nicht we-
niger als 490 Werke geschrieben haben, die fast das gesammte
Gebiet des menschlichen Wissens umfaßten) haben wir das erste
gramatische Werk (de lingua Latina), von dessen 24 Büchern
sechs (Iv - Ix) größtentheils vollständig auf uns gekommen sind.
Nach Augustus gewann das Studium der Grammatiker an Aus-
breitung und Ansehen. Die Lehrer derselben erhielten seit Ves-
pasian Besoldungen und gleiche Rechte mit den Lehrern der Phi-
losophie und Rhetorik. Einige dieser Grammatiker commentirten
die Werke der vorzüglichsten Dichter und Prosaiker und hießen
Literati; andere befaßten sich mit Sprachforschungen und dem
Elementarunterricht in der Sprachlehre und hießen Literatores.
In den meisten übrigen Wissenschaften hat die Literatur der
Römer nur einzeln stehende Werke aufzuweisen. Die Me di ein
wurde bis auf Augustus durch griechische Sklaven oder doch Frei-
gelassene ausgeübt, so daß der Leibarzt im Hause des Vorneh-
men mit zum Gesinde gerechnet wurde. Erst unter Augustus
kamen die Ärzte und ihre Wissenschaft in größeres Ansehen, und
hierzu mag sein Freigelassener Antonius Musa, der den Kaiser
von einer gefährlichen Krankheit gerettet, nicht wenig beige-
tragen haben. Als Schriftsteller in diesem Fache ist berühmt
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: Pomponius_Mela Claudius Cicero Augustus Augustus Augustus Augustus Antonius_Musa Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Iiistoria Alerandria Rom Mallus Kleinasien
19
(Avellino) und Compsa, unfern der Quellen des Aufidus. —
Die Frentaner bewohnten die Städte: Larinum am Flusse
Tifernus, und Au ran um, unfern der Mündung des Sagrus.
Die Vestiner und Marruciner wohnten an der Küste, und
ibr Gebiet war durch den Fluß Aternus geschieden.
§. 4. Unteritalien oder Großgriechenland.
Unteritalien wurde wegen der Menge der griechischen Ko-
lonien längs der ganzen Küste auch Großgriechenland genannt.
Es umfaßte vier besondere Landschaften: Lucanien und Brutium
an der Westseite; Apulien und Kalabrien an der Ostseite.
1. Lucania. — Diese gebirgige Landschaft lag zwischen
dem Silarus und Laus. Die Urbewohner derselben waren die
Ö not rer, welche aber von den Lucanern, die zu dem großen
Stamme der Sabeller gehörten, unterworfen wurden. An der Küste
blüheten griechische Kolonien. Zu den bedeutendsten Städten ge-
hörten hier: Päst um oder Posidonia, eine Kolonie von Syba-
ris, in einer außerordentlich schönen und fruchtbaren Gegend am
Berge Alburnus; zweimal im Jahre blüheten hier die Rosen').
Hella oder Velia, unfern des Vorgebirges Palinurum, eine
Kolonie der Phocäer, Geburtsort der Philosophen Parmenides
und Zeno, deren Schule, die eleatische, hier ihren Hauptsitz hatte.
Heraclea am Siris, eine Kolonie von Tarent, der Geburts-
ort des Malers Zeuris und außerdem merkwürdig durch den
Sieg des Pyrrhus im Jahre 280. — Sybaris, eine Kolonie
der Achäer, außerordentlich reich und mächtig, aber sprichwörtlich
geworden durch ihre Üppigkeit; sie wurde im Jahre 510 von
den Krotoniaten zerstört, und in der Nähe derselben im Jahre
444 von Athenern und flüchtigen Sybariten die Stadt Thurii
gegründet. — Metapontum, wo der Philosoph Pythagoras
seine letzten Lebensjahre zugebracht haben soll.
2. Bruttium. — Dieses ist durch die Flüsse Laus und Sy-.
baris im Norden von Lucanien geschieden, sonst ganz vom Meere
umflossen. Die Urbewohner des Landes waren ebenfalls Öno-
trer, die auch von den Lucanern unterworfen wurden, später
aber sich wieder frei machten und nun den Namen Brutti,
') Daher nennt es Virgil (Georg Iv 119.) biferique rosaria Paesti.
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