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seines Versprechens; er ließ sich vom Pontifer feierlich zum Tode
weihen, bestieg dann sein Schlachtroß, sprengte in das dichteste
Gewühl des feindlichen Heeres und fand seinen Tod. Seine
hiedurch begeisterten Truppen erneuerten den Angriff und erfoch-
ten den glänzendsten Sieg (339). Die Trümmer des geschla-
genen Herres sammelten sich bei Trifanum, unweit Minturna,
und erlitten hier vom Cónsul Manlius eine zweite große Nie-
derlage. Seitdem lösete sich der latinische Bund auf; jedoch
gingen noch zwei Jahre mit der Belagerung und Unterwerfung
einzelner Städte hin. Antium hielt sich am längsten. Der rö-
mische Senat verhängte ein verschiedenes Schicksal über die Über-
wundenen, je nachdem sie mehr oder weniger strafwürdig schienen.
Während nämlich einige Gemeinden, als Lavinium, Pedum,
Aricia, Nomentum das römische Bürgerrecht und die Vertheilung
in zwei neue Tribus erhielten, wurden andere, wie Formiä,
Capua, Cumä, Suessula, Fundi, in Freistädte (municipia) ohne
Bürgerrecht umgewandelt. Antium dagegen ward eine römische
Kolonie, und verlor seine Kriegesschiffe, deren Schnäbel (rostía)
nachher die Rednerbühne auf dem Forum zu Rom schmückten.
Damit aber in dem dergestalt zerstückelten Latium jede Verbin-
dung und Schilderhebung für die Zukunft unmöglich gemacht
würde, so durften keine Landtage mehr gehalten, keine Ehen
zwischen Bürgern verschiedener Städte abgeschlossen, keine Grund-
stücke in mehren Feldmarken von demselben Besitzer erworben
werden.
Unterdessen waren die beiden großen Kriege, erst gegen
Samnium, dann gegen Latium, nicht ohne Einfluß geblieben auf
die inneren Verhältnisse Roms. Hier wurden die Rechte der
Plebejer noch mehr befestigt durch drei Gesetze des plebejischen
Dictators Q. Publilius Philo im Jahre 339. Durch das erste
Gesetz ward die Nothwendigkeit der Bestätigung der in den Cem-
turiatversammlungen gegebenen Gesetze aufgehoben oder in eine
bloße Förmlichkeit verwandelt 2). Das zweite verordnete, daß
die Plebiscita oder Gemeindebeschlüffe für alle Bürger ver-
bindende Kraft haben sollten D- Das dritte Gesetz endlichbe-
2) „Ut legiim, quae comitiis centuriatis ferrentur, ante initum
suffragium patres auctores fierent.“ Liv. Viii. 12.
3) Ut plebiscita omnes Quintes tenerent. 1. c.
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Extrahierte Personennamen: Publilius_Philo
Extrahierte Ortsnamen: Aricia Capua Suessula Rom Latium Latium Roms
134
Nicht ohne eigene Besorgniß, hatten sie bisher die Fortschritte
der Römer im benachbarten Lande der Samniter gesehen und
deshalb diese gegen den ihrer eigenen Grenze immer näher rük-
kenden Feind im Geheimen möglichst unterstützt. Jetzt sollte das
Verderben auch über sie kommen; sie selbst hatten den Bruch
mit Rom beschleunigt. Die von den Lucanern bedrängte Stadt
Thurii wurde von den Römern in Schutz genommen, durch den
Cónsul Fabricius entsetzt, und eine Besatzung hineingelegt. Als
bald darauf ein römisches Geschwader von zehn Schiffen, wel-
ches der Besatzung Unterstützung zuführen sollte, gegen einen mit
den Tarentinern bestehenden Vertrag über das Lacinische Vor-
gebirge hinaus fuhr und sich selbst dem Hafen von Tarent,
doch ohne feindliche Absicht, näherte, da gerieth die ganze Stadt
in eine stürmische Bewegung. Alles schrie über Friedensbruch,
und in der ersten Wuth wurden die römischen Schiffe überfallen,
vier in den Grund gebohrt, eins genommen, die bewaffnete
Mannschaft getödtet, die Ruderer zu Sklaven gemacht. Nur fünf
Schiffe entkamen. Dann griffen die Tarentiner auch Thurii an,
weil dieses die Römer herübergeführt hätte. Die Stadt ergab
sich, und wurde rein ausgeplündert; der römischen Besatzung war
bei der Übergabe freier Abzug ausbedingt worden, und sie wurde
entlassen. Sofort schickte Rom Gesandte nach Tarent, um Ge-
nugthuung zu fordern für das erli.'tene Unrecht. Allein statt
diese zu erlangen, wurden sie von der leichtsinnigen Menge sogar
auf die gemeinste Weise verhöhnt. Sie waren in's Theater vor
die Volksversammlung beschieden worden und erregten gleich bei
dem Eintritte durch ihre sonderbare Tracht ein allgemeines Ge-
lächter. Postumius führte das Wort und zwar in griechischer
Sprache. So oft er aber gegen die richtige Aussprache ver-
stieß, erhob sich eiu lautes Hohngelächter über den Barbaren.
Ja, einer aus der Menge hatte sogar die Frechheit, die Toga
des Postumius auf das unanständigste zu besudeln. Darüber
entstand nun vollends ein rauschendes Beifallgeklatsch. Da aber
rief der verhöhnte Gesandte mit zürnender Miene die ernsten
Worte in die Versammlung hinein: „Lacht nur jetzt, bald wer-
den eure Thränen fließen. Dieses Gewand wird in Strömen
eures Blutes gewaschen werden Jetzt war der Krieg gewiß.
ixutf nolvv yaq tov /uträ javxa /qovov ylavotri'
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147
sichtskreis der Römer. Fortan war es ihr Plan, die ganze
Insel den Karthagern zu entreißen. Allein sie fanden bald, daß
der neue Feind auf ganz andere Weise angegriffen werden mußte,
wenn dieser Plan gelingen sollte. Ihnen fehlten die Mittel, die
Seestädte mit Nachdruck anzugreifen und den Karthagern den
stets über das Meer zugeführten neuen Ersatz an Hülfstruppen
abzuschneiden: sie bedurften einer Kriegesflotte. Bis dahin hat-
ten die Römer fast nur Kauffahrteischiffe gehabt; noch nie hatten
sie zur See einen Feind bekämpft. Da brachte der Zufall ein
an der sicilischen Küste gestrandetes feindliches Kriegesschiff in
ihre Hände. Nach dem Muster desselben baueten sie (260)
schnell eine Flotte, und schon nach zwei Monaten konnten sie mit
hundertsechzig Schiffen den Feinden entgegenziehen. Zwar fehlte
der Mannschaft die nöthige Übung, und ein Theil der neuen
Flotte fiel beim ersten Versuche den Karthagern in die Hände;
allein römische Beharrlichkeit und Muth ersetzte bald den Verlust.
Der Anführer der Flotte, der Cónsul Duilins, erfand die
Enterhaken, welche vorn die Gestalt eines Rabenschnabels hatten
und deshalb auch Raben (ooivi) genannt wurden. Durch diese
eisernen an einer Fallbrücke angebrachten Haken sollte das feind-
liche Schiff an das römische befestigt, und so die Seeschlacht in
eine Art von Landschlacht, in welcher die Römer überlegen wa-
ren, verwandelt werden. Der Versuch gelang. Es war im
Jahre 260, als Duilius bei Mylä, dem heutigen Milazzo,
an der Nordküste Siciliens, den ersten Sieg über die kartbagi-
sche Flotte gewann. -). Für einen so ungewöhnlichen Sieg er-
wiesen seine Mitbürger ihm auch ungewöhnliche Ehren. Zum
Andenken einer so ruhmvollen That ward auf dem Forum eine
mit den Schnäbeln der erbeuteten Schiffe verzierte marmorne
Säule (oolumna rostrata) errichtet. So oft er des Abends
von einem Gastmahle nach Hause ging, wurde er mit Fackeln
und Flötenspiel dahin begleitet. So sollte der erste römische
Seeheld sein ganzes Leben hindurch gleichsam jeden Tag einen
Triumph feiern ®).
2) Primum omnium Romanorum ducum navalis victoriae egit tri-
umphum. Liv. epit. 17.
®) Duilius imperator, non contentus unius diei triumpho, per om-
10*
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f
i 48
Jetzt griffen die Römer auch die karthagischen Besitzungen
auf Sardinien und Corsita an, während der Krieg in Sieilien
mit großer Anstrengung von beiden Seiten, unter abwechselndem
Glücke, fortgesetzt wurde. Einen zweiten großen Seesieg erfocht
ten die Consuln des Jahres 256, M. Atilius Regulus und
L. Manlius Vulso mit einer Flotte von dreihundert dreißig
Schiffen, die hundertvierzigtausend Matrosen und Landsoldaten
am Bord hatte, über das karthagische, zweihundertfünfzig Segel
starke Hauptgeschwader unter Hanno und Hamilkar an der Süd-
küste Siciliens, unweit des Vorgebirges Eknomus. Darauf setzten
sie nach Afrika über, um den Feind in seinem eigenen Lande
zu bekämpfen. Der feste Küstenplatz Clupea (Aspis) wurde ge-
nommen, und mit Beihülfe der abtrünnigen Numiden alles Land
bis gen Tunes erobert. Unterdeß war das Consulatjahr zu
Ende gegangen. Manlius führte den größten Theil der Flotte
und Mannschaft nebst reicher Beute nach Italien zurück; Regu-
lus dagegen setzte als Procónsul an der Spitze von vierzig
Schiffen, vierzehntausend Mann zu Fuße und fünfhundert Rei-
tern den Krieg in Afrika siegreich fort. Von Tunes aus drang
er vor bis unter die Mauern der Hauptstadt. Da boten die
Karthager, welche vergebens um billigen Frieden nachgcsucht hat-
ten, ihre ganze Macht auf und wählten den mit griechischen
Miethstruppen gelandeten Spartaner Xanthippus zu ihrem
Feldherrn. Regulus, der sich des Sieges zu gewiß glaubte und da-
her weniger auf seiner Hut war, wurde im Jahre 255 bei Tunes
überfallen und völlig besiegt. Die zahlreiche Reiterei und besonders
die hundert Elephanten, die Xanthippus in seinem Heere hatte,
richteten eine gräuliche Verwüstung unter den Römern an. Nur
zweitausend von diesen retteten sich durch die Flucht nach Clupea;
alle übrigen wurden entweder niedergehauen oder mit dem Pro-
cónsul gefangen.
Als die Nachricht dieser Niederlage nach Rom kam, wurde
schleunigst eine Flotte nach Afrika geschickt. Diese siegte zwar
noch in demselben Jahre und nahm den Rest des römischen
Heeres in Clupea an Bord, allein auf der Rückfahrt wurde
nem vitam udi a coena rediret, praelucere funalia et praecinere sibi
tibias jussit, quasi quotidie triumpharet. Flor. Ii. 2. 10.
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Extrahierte Personennamen: L._Manlius_Vulso Hanno Eknomus
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sieilien Afrika Clupea Italien Afrika Clupea Rom Afrika Clupea
151
übertrugen. Er eroberte die Festung Eryr, und diese bildete
fortan mit Lilybäum und Drepanum eine unüberwindliche Vor-
maucr seiner Macht. Von hieraus neckte und ermüdete er in
unaufhörlichen kleinen Gefechten fast sieben Jahre hindurch die
Römer; und wie ein schleichendes Fieber verzehrte dieser schwan-
kende Kampf die Lebenskräfte beides Republiken. In dieser ver-
hängnißvollen Lage beschlossen die Römer, noch einmal ihr Glück
zur See zu versuchten; und durch freiwillige Beiträge wurde
eine Flotte von zweihundert Kriegesschiffen ausgerüstet. Mit
dieser segelte der Cvnsul L u t a t i u s C a t u l u s nach Sicilien
ab und schloß Drepanum ein. Die karthagische Flotte kehrte ge-
rade, mit vielem Gepäck und Mundvorrath belastet, von Afrika
zurück: und Hanno, der Anführer derselben, beschloß jetzt, erst die
Schiffe bei Eryr zu erleichtern und dann die Römer anzugrei-
fen. Allein dieses Vorhaben vereitelte Lutatius. Mit seiner
ganzen Flotte rückte er ihm entgegen, nöthigte ihn bei den
ägatischen Inseln zur Schlacht und zersprengte und vernich-
tete das feindliche Geschwader (242). Da trug Karthago, er-
schöpft und unfähig, die ausgehungerten sicilischen Festungen län-
ger zu behaupten, um Frieden an, der im Jahre 241 unter den
Bedingungen zu Stande kam: daß Karthago Sicilien und die
benachbarten kleinen Inseln zwischen Italien und Sicilien räu-
men, binnen zehn Jahren dreitausend zweihundert euböische Ta-
lente (fast drei Millionen Thaler) an Kriegskosten bezahlen und
dazu alle römische Gefangenen unentgeldlich ausliefern, endlich
Hiero und die Syrakuser nicht länger bekriegen sollte. Die
Großmuth, mit welcher hier die Römer ihres treuen Bundes-
genossen Hiero gedachten, konnte nur dazu dienen, ihnen auch in
anderen Kriegen treue Mithelfer zuzuführen.
So endigte ein vierundzwanzigjähriger wechselvoller Krieg,
in welchem Rom durch Sturm und Feind siebenhundert, Kar-
thago fünfhundert Kriegeöschiffe verloren, und ein fortan untilg-
barer Nationalhaß tiefe Wurzeln geschlagen hatte. Sicilien, mit
Ausschluß von Syrakus, wurde die erste römische Provinzd-
Diesen Namen führten alle außerhalb des eigentlichen Italiens 5
5) Dieses Wort deutet in seiner Ableitung von provincere auf ein
Hinwegdrängen des Feindes hin. Daher Festus pag. 124.: Provinciae
appellantur, quod populus Romanus eas provicit, j. e, anle vicit.
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13
tungen hin. Eine der denkwürdigsten dieser Straßen ist die
Appische, die über Capua nach Brundusium ging. Allein durch
die Verlegung des Kaisersitzes nach Byzanz unter Constantin,
und besonders durch die bald darauf folgenden Einfälle der Go-
then und Vandalen verlor sie mehr und mehr von ihrer früheren
Größe und Herrlichkeit. — An der Mündung der Tiber lag
Ostia, die alte Hafenstadt Roms, welche schon von Ancus
Martins angelegt wurde. — Ferner lag an der Küste Lau-
rent um, wo der König Latinus bei der Ankunft des Äneas
regierte; mehr landeinwärts Lavinium, das Aneas erbauet
haben soll. Letzteres galt für die Mutterstadt von Alba longa
und dieses wieder für die Mutterstadt von Rom selbst. Alba
longa lag am Abhange des Albaner Berges; hier stand ein
uralter Tempel des Jupiter latiaris, bei welchem die latinischen
Völker ihr Bundesfest (leriao Latinae) feierten. Schon unter
dein dritten römischen Könige, Tullus Hostilius, wurde die Stadt
gänzlich zerstört. Auf einem der nördlichen Hügel des Albaner-
gebirges, unfern des jetzigen Frascati, lag Tusculum, umgeben
von zahlreichen Landgütern. Hier hatte auch Cicero sein Tus-
culanum; hier schrieb er seine quaestiones Tusculanae. Nicht
weit hievon war der, nunmehr ausgetrocknete See Negillus, be-
rühmt durch den Sieg der Römer über die Latiner im Jahre
400 vor Ehr. — Pränestä (Pelestrina), am Abhange eines vor-
springenden Felsens terrassenartig angelegt und stark befestigt,
mit dem berühmten Tempel der Fortuna Primigenia, in welchem
Orakel ertheilt wurden im Bürgerkriege unter Sulla wurde
die Veste zerstört. — Tibur (Tivoli) am Anio, wegen seiner
romantischen Lage der Lieblingsaufenthalt der römischen Großen
und daher mit zahlreichen Villen wie umkränzt. — Lanu vium,
Vaterstadt des Milo, mit dem berühmten Tempel der Juno Lanu-
vina. — G abii, auf einem steilen Hügel gelegen und angeblich
von Sertus Tarquinius durch List eingenommen; nicht weit da-
von Collatia, die Vaterstadt des Tarquinius Collatinus,
Gemahles der Lucretia.
Zu den übrigen Bewohnern Latiums gehörten die R u t ü l e r
mit der Stadt Ardea, denkwürdig durch die Belagerung von
*) Daher die sortes Praenestinae.
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Extrahierte Personennamen: Constantin Ancus
Martins Tullus_Hostilius Sulla Sertus Collatia Lucretia
Extrahierte Ortsnamen: Capua Byzanz Ostia Roms Rom Frascati Tibur
251
macht, wie sie noch kein Feldherr vor ihm gehabt hattet. Aber
nie hat auch ein Feldherr den Erwartungen des Volkes wohl
mehr entsprochen, als er. Mit 500 Schiffen, 120,000 Mann
zu Fuße und 4000 zu Pferde machte er sich gegen die Seeräu-
der auf. Nach allen Gegenden des Mittelmeeres hin vertheilte
er seine Unterfeldherrn, griff die Feinde fast gleichzeitig auf allen
Punkten zugleich an; und innerhalb 40 Tage war das west-'
liche Meer gesäubert. In fast eben so kurzer Zeit, in 49 Tagen,
reinigte er dann auch das östliche Mittelmeer. Immer östlicher
fahrend, stöberte er aus allen Schlupfwinkeln die Räuber auf
und trieb die Überraschten nach Cilicien auf einen Punkt zusam-
men. Bei Coracasium vernichtete er den Kern ihrer Flotte, be-
zwang die Burgen und Inseln und wies denen, welche sich ihm
ergeben hatten, Städte und Ländereien in Cilicien an, um sich
fortan ehrlich zu ernähren. Zwanzigtausend wurden in der Stadt
Solos angesiedelt, die seitdem den Namen Pompejopolis führte.
So war in drei Monaten der ganze Krieg beendigt, nicht
ein einziges römisches Schiff verloren gegangen, und das Meer
auf lange Zeit völlig'sicher gemacht, so daß nun von allen Sei-
ten Getreidezufuhren nach Nom kamen. Kein Wunder, daß
Pompejus nach solchen Thaten der Abgott der Römer wurde.
Auch die Insel Creta, die ebenfalls ein Hauptwaffenplatz der
Seeräuber war, wurde im Jahre 67, nach zweijährigem Kriege,
von Q. Cäcilius Metellus erobert und zur römischen Provinz
gemacht. Der Sieger erhielt daher den Namen „Creticus."
Pompejus blieb, theils um die Unterbringung der Piraten
zu leiten, theils wegen eines Streites mit Metellus Creticus,
dem er die Ehre, Creta unterworfen zu haben, entziehen wollte,
den Winter über in Cilicien.
§• 61. Die beiden letzten Kriege gegen Mlithridatcs.
Der zweite Krieg (83 81). — Nach Sulla's Ab-
züge hatte Mithridates neue Rüstungen gemacht und Kappado-
cien nicht gänzlich geräumt. Deshalb besetzte der nach den Lor-
beeren des Krieges lüsterne Proprätor von Asien, Murena,
3j^, Quo senatusconsulto paene totius terrarum orbis imperium uni
viro deferebatur. Vellej. Ii. 31.
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278
um den Schein der Republik zu bewahren, die Dietmar nieder,
ließ sich für das folgende Jahr znm Consul wählen und setzte
dann mit seinen geübten und abgehärteten Legionen nach dem
südlichen Jllprien über, wo Pompejus eine große Land- und
Seemacht unterdessen zusammengebracht hatte. Alle Verbündeten
in den östlichen Ländern hatten Truppen und Schiffe geliefert.
Das Landheer bestand aus etwa 50,000 Mann und dehnte sich
in seinen Lagern von Dyrrhachium bis Thessalonich aus. Die
Flotte bestand aus 500 Schiffen, mit denen er die ganze Ost-
küste des adriatischen Meeres beherrschte. Das Hauptquartier
des Pompejus war in Thessalonich. Dieses galt für den Sitz
der auswärtigen Republik, hier waren auch die beiden Consuln
und der Senat, der zweihundert Mitglieder zählte.
Jedoch nichts konnte den Math des Cäsar beugen. Im
Anfänge des Jahres 48 ging er von Brundnsinm aus mit sieben
Legionen unter Segel und landete glücklich an der Küste von
Epirns. Hier nahm er im raschen Zuge Oricum und Apol-
lonia und wandte sich dann gegen Dyrrhachium, den Haupt-
waffenplatz des Pompejus; indeß Cäsar's Unterfeldherr M. An-
tonius, durch des Meisters Kühnheit und Glück angefeuert,
mit der zweiten Heersäule von fünf Legionen nach Epirns zu
ihm herüberkam. Pompejus, der seinem Gegner unaufhaltsam
entgegenrückte, erreichte jedoch früher Dyrrhachium; und nun sah
sich Cäsar gezwungen, ihm gegenüber am Flusse Apsus ein ver-
schanztes Lager zu beziehen. Allein Mangel an Lebensmitteln
und ein ungünstiges Gefecht nöthigten ihn, sich nach Thessalien
zurückzuziehen wo sein Legat Cnejus Domitins gegen Metellus
Scipio befehligte. Langsam folgte Pompejus und suchte eine
Schlacht zu vermeiden; er hoffte den Feind durch Mangel auf-
zureiben. Allein durch Glück, Eitelkeit und Kampflust der zahl-
reichen vornehmen Jugend vorwärts gedrängt, wagte er am 20.
July 48 die entscheidende Schlacht bei P h a r s ä l u s. In dieser
erfocht Cäsar durch seinen vortrefflichen Schlachtplan mit 23,000
Mann einen vollständigen Sieg über das noch einmal so starke
Heer der schon siegestrunkenen Optimaten. Während der Flucht
und Niederlage der Feinde sprengte Cäsar wiederholt durch die
Schlachtreihen, mit dem lauten Rufe: „Schonet der Bürger!"
Diese Worte gewannen ihm mehr, als die Schärfe des Schwer-
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r
______298 _____
die Oberhand. In dem folgenden Jahre (37) erhielt M. Vip-
sanius Agrippa, der große Feldherr des Octavian, den
Oberbefehl der Seemacht. Dieser traf außerordentliche Zurü-
stungen zu dem neuen Kampfe. Er ließ zu Misenum einen
großen Hafen für eine neuerbaute Kriegesflotte anlegen und
20,000 Freigelassene als Ruderer einüben. Während dieser
Kriegesrüstungen kam Plötzlich Antonius nach Italien und zwar
mit einer Gesinnung, die Arges gegen Octavian vermuthen ließ.
Jedoch wurde unter Vermittelung der gemeinsamen Freude,
vorzüglich aber der edlen Octavia, die Uneinigkeit beigelegt. In
einer Zusammenkunft der beiden Triumvirn zu Tarent wurde
das Triumvirat auf weitere fünf Jahre verlängert; Antonius
ließ 120 von seinen Schiffen zu der Flotte des Octavian stoßen,
dagegen gab dieser ihm zwei Legionen zum Kriege gegen die
Parther. Auch Lepidus erhielt den Auftrag, mit seiner Macht
von Afrika aus den Octavian in dem Kriege gegen S. Pom-
pejus zu unterstützen. Im August des Jahres 36 schlug Agrippa
die Flotte des Pompejus bei Mylä an der Küste von Sicilien
und entschied kurz darauf durch einen neuen Seesieg bei Nau-
lochus den sicilischen Krieg. Auch Lepidus war bereits von
Afrika aus mit 21 Legionen nach Sicilien herübergekommen.
Pompejus floh nach Kleinasien, um Schutz bei Antonius zu su-
chen, ward aber von einem Legaten desselben gefangen genommen
und im Jahre 35 in Milet ermordet.
Gewaltig wuchs die Macht des Octavian durch diesen Sieg
über seinen großen Gegner und erhielt kurz darauf noch einen
bedeutenderen Zuwachs durch den Sturz des Triumvir Lepidus. '
Dieser, voll Stolz über seinen Antheil am Siege, weil sich
ihm Messana und das Heer des überwundenen Pompejus erge-
den hatten, wollte sich jetzt nicht länger von seinen beiden Amts-
genossen übervortheilen lassen. Er besetzte Sicilien für sich und
nahm mit seinen Legionen eine drohende Stellung gegen Octa-
vian ein, als dieser die Insel nicht räumen wollte. Allein der
schlaue Octavian hatte bereits durch Geld und Versprechungen
die Truppen für sich gewonnen, und als er erschien, gingen sie
An'-. Vict. de vir. illust. c, 84. — Horaz nennt ihn deshalb in der
neunten Epode scherzweise dux Neptunius.
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Extrahierte Personennamen: Agrippa Antonius Antonius Lepidus August Agrippa Lepidus Antonius Messana
Extrahierte Ortsnamen: Italien Tarent Afrika Sicilien Afrika Sicilien Kleinasien Milet Lepidus
301
Vaterlandes erklärt worden wären. Abendland und Morgenland
rüsteten wider einanderantonius sammelte seine Flotten
und Heere in Samos und Ephesus, wohin die Königin ihn
begleitete. Anstatt aber durch raschen Angriff auf Italien den
noch ungerüsteten Gegner zu unterdrücken, vergeudete er die
kostbare Zeit in Schwelgereien mit der Cleopatra, so daß der
unermüdliche Octavian seine Flotte und Mannschaft nach Grie-
chenland hinüberbringen konnte. Im Frühlinge des Jahres 31
stellten sich die beiderseitigen Flotten dei dem akarnanischen Vor-
gebirge Actium einander gegenüber auf, während die Land-
heere an den entgegengesetzten Ufern des ambracischen Meer-
busens eintrafen. Antonius war dem Gegner durch seine Land-
macht, noch mehr aber durch seine Seemacht überlegen. Erstere
bestand aus 100,000 Mann zu Fuß und 12,000 zu Pferde,
die Flotte aus 800 Schiffen. Octavian dagegen hatte nur
80,009 Mann zu Fuß, bloß seine Reiterei war der feindlichen
gleich. Am meisten stand seine Flotte der feindlichen nach, sie
zählte nur 250 Schiffe.
Aus Furcht vor den gegenseitigen Streitkräften standen sich
die Nebenbuhler lange fast unthätig gegenüber. Unterdessen trug
der große Seeheld Agrippa, welcher die Flotte Octavian's be-
fehligte, einzelne Vortheile davon, die, obgleich an sich unbe-
deutend, doch die Zufuhr an Lebensmitteln dem Antonius er-
schwerten. Diese Unfälle und der Umstand, daß einzelne seiner
Anhänger bereits zur Gegenpartei übergingen, bestimmten ihn,
den Feind anzugreifen; nur war er unentschlossen, ob zur See
oder zu Lande. In dem hierüber gehaltenen Kriegesrathe stimmte
man für eine Landschlacht; allein Cleopatra setzte den Beschluß
durch, die Entscheidung einer Seeschlacht zu überlassen. So kam
es am 2. September 31 zu der folgenreichen Schlacht bei
Actium. Mit Muth und Anstrengung wurde von beiden Sei-
ten gefochten, und lange blieb der Ausgang zweifelhaft. Wäh-
rend die Schlacht noch unentschieden und am heftigsten tobte,
verließ Plötzlich die erschrockene Königin mit ihren 60 Schiffen
das Gefecht. Das sah Antonius, und wie vom Wahnsinne ge-
') Selbst die Knaben in Rom schieden sich schon für ihre blutigen
Raufereien in Antonianer und Cäsarianer.
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Extrahierte Personennamen: Cleopatra Antonius Antonius Octavian Agrippa Antonius Cleopatra Antonius