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Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz-
lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß
der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde
von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der
Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern.
Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen
Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde
nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war
der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette
desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen
Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da-
von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf
den Wellen stin und ster.
Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver-
lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde
auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei
der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht,
des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun-
derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na-
men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und
brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier
nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete
Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie
friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal
räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach-
stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie
oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien
des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen
endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih-
rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich
habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus
herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über-
rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen
Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran-
gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten
den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder
in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er-
laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten
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denbefehl ergehen, ihn zu verhaften. Allein durch die Freunde
des Virginius wurde das Schreiben aufgefangen, und der Vater
von der ganzen Sache benachrichtigt. Voll Bestürzung eilte die-
ser nach Rom und erschien am andern Tage mit seiner Tochter
in Trauerkleidern vor dem Richterstuhle des Appius. Dieser
hörte nicht auf die Einrede des Vaters, er sprach sie seinem
Clienten zu und gab den Lictoren Befehl, sie ihm zu überliefern.
Da bat der verzweifelnde Vater um die einzige Erlaubniß, von
seiner Tochter den letzten Abschied zu nehmen. Er schloß sie in
seine Arme, trocknete ihre Thränen, ergriff von einer nahen
Bude ein Messer und stieß es ihr in die Brust, mit den Wor-
ten: „Gehe zu deinen Vätern, Virginia, noch rein und frei;
der einzige Weg deiner Ehre!" Dann hielt er, wie einst Bru-
tus, das von Blut rauchende Messer empor und rief: „Durch
dieses Blut der Unschuld weihe ich deinen Kopf, Appius, den
Göttern der Unterwelt!" Sogleich gab Appius den Lictoren
Befehl, ihn zu verhaften. Sie aber wurden von der Menge
zurückgeworfen, und Virginius stürmte, zur Rache aufrufend,
mitten durch das Volk fort, hin nach dem Thore, hinaus zum
Lager, und Tausende strömten ihm nach. Hier erregte er eine
noch größere Bewegung, als er in der Stadt zurückgelassen hatte.
Das empörte Heer brach sogleich nach Rom auf und lagerte sich
auf dem Aventinus; die von der sabinischen Grenze zurückkeh-
renden Legionen vereinigten sich mit ihm. Da kamen Abgeord-
nete des Senates und warfen ihnen ihr Vergehen vor; verspra-
chen aber Verzeihung, wenn sie ruhig auseinander gingen. Die-
sen aber wurde kurz erwiedert: nur wenn das Decemvirat ab-
geschafft würde, könne von Unterhandlung die Rede sein. Als
der Senat schwankte, zogen die Heere und mit ihnen der größte
Theil des Volkes abermals auf den heiligen Berg, wo die Frei-
heit der Plebejer begründet worden war. Nun erst gaben die
Patricier nach. Die Senatoren Valerius und Horatius,
zwei Volksfreunde, wurden nach dem Berge geschickt, mit den
Ausgewanderten zu unterhandeln. Diese verlangten: Herstellung
des Tribunats und der Provokation, Amnestie für Alle, die zu dem
Aufstande mitgewirkt hatten, endlich Auslieferung der Decemvirn,
die lebendig verbrannt werden sollten. Die Gesandten bewillig-
ten Alles; nur die Auslieferung der Decemvirn baten sie zu
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waltete Cato mit unerbittlicher Strenge sein Amt und verfolgte
jede Pracht und Üppigkeit, so daß er sich den Haß der Vorneh-
men zuzog. Er selbst wurde auf ihren Betrieb vier und vierzig
Mal während seines Lebens angeklagt, aber jedesmal vom Volke
freigesprochen, das in dem Feinde der Vornehmen seinen Freund
verehrte und begünstigte.
§. 44. Zweiter makedonischer Krieg gegen Perseus. (171 —168).
Seit dem verhängnißvollen Tage bei Kynoskephalä hatte
Philipp unablässig dahin gestrebt, die gesunkene Macht Makedo-
niens wieder zu heben. Während des Krieges der Römer in
Syrien gelang es ihm auch, sein Gebiet durch Eroberungen in
Thessalien und Thracien zu vergrößern. Unter den eroberten
Städten waren auch mehre, auf welche Eumenes, der König von
Pcrgamus, Ansprüche machte. Und sofort wandte sich dieser an
die Römer und erhob die bittersten Klagen über die Herrsch-
sucht Philipp's und dessen kriegerische Plane. Die Römer for-
derten den Philipp auf, die Eroberungen herauszugeben und sich
wegen der angebrachten Beschwerden zu verantworten. Der Kö-
nig gehorchte zwar; aber der Ausruf: „es sei noch nicht aller
Tage Abend gekommen ')," den er in seiner Erbitterung ausstieß,
zeigte deutlich sein Vorhaben, den Krieg zur rechten Stunde wie-
der aufzunehmen. Sein Sohn, der junge liebenswürdige De-
metrius, der mehre Jahre als Geißel zu Rom gelebt hatte,
übernahm hier vor dem Senate die Vertheidigung des Vaters
und wirkte nur mit Mühe Verzeihung für ihn aus. „Nur aus
Achtung für den Sohn — erklärte der Senat — sei er bereit,
dem strafwürdigen Vater zu vergeben." Und um den Samen
der Zwietracht in die königliche Familie selbst auszustreuen und
diese sicher zu verderben, gab man dem jungen Prinzen zu ver-
stehen, ihm, und nicht seinem ältcrn Bruder Perseus habe
man die Krone Makedoniens zugedacht. Seitdem faßte Perseus
einen tödtlichen Haß gegen seinen Bruder und suchte auf alle
Weise, den Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Er ver-
dächtigte ihn beim Vater als einen gefährlichen Freund und An-
hänger der Römer, der sogar seinem eigenen Vater nach Krone
J) Nondum omnium dierum solem occidisse. Liv. Xxxix, 26.
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Extrahierte Personennamen: Cato Philipp Philipp Philipp Philipp
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Zerstörung Karthago's *);" Nasika aber, der unter ihm saß, im-
mer dagegen: „Und ich für die Erhaltung Karthago's." Diese
eine Frage hielt den Senat in fortwährender Spannung.
Unterdessen hatten die Karthager, weil sie von Rom keinen
Schutz erlangen konnten, das Recht der Nothwehr gebraucht
und endlich selbst gegen den übermüthigen Nachbar die Waffen
ergriffen, waren aber gänzlich geschlagen worden. Das war für
die Römer genug, den letzten Friedensvertrag, nach welchem die
Karthager keinen Krieg ohne ihre Erlaubniß führen durften, für
gebrochen zu erklären; und ein 84,000 Mann starkes Heer setzte
unter dem Consul L. Marcius Censorinus und Manius
Manilius, nach Afrika über (149), mit dem geheimen Be-
fehle, ohne Karthago's Zerstörung nicht heimzukehren. Die Kar-
thager, welche eine so schreiende Ungerechtigkeit nicht geahnt hat-
ten, suchten dem Verderben auszuweichen, und kamen mit demü-
thiger Unterwerfung zuvor. Sie bewilligten Alles, was man
von ihnen fordern würde. Der römische Senat versprach ihnen
Freiheit, wenn sie 300 Kinder aus den ersten Familien als Gei-
ßeln schicken und thuen würden, was die Consuln von ihnen ver-
langten. Und sofort wurden die Kinder, unter dem Jammerge-
schrei ihrer Eltern, nach Sicilien, wo die Consuln bereits ge-
landet waren, eingeschifft. Und dennoch setzten die Consuln nach
Afrika über, und forderten nun die Auslieferung der Kriegs-
schiffe. Auch diese wurden ausgeliefert; die Römer verbrannten
sie mit höhnendem Übermuthe vor den Augen des zitternden
Volkes. Dann forderten sie wieder die Auslieferung aller Waf-
fen und Kriegsgeräthe. „Ihr steht — sagten die Consuln —
unter Rom's Schutz, sie sind daher für euch unnöthig." Ver-
gebens beriefen die Karthager sich auf die Feinde, welche sie
umringten. „Rom übernimmt es, euch zu schützen!" war die
Antwort. Mit schweigender Angst gaben die Kartbager auch
diese hin. Nachdem sie so entwaffnet und aller Vertheidigungs-
mittel beraubt waren, kam der letzte und furchtbarste Befehl:
„ausziehen mit Weib und Kind aus der Heimath und zwei
Meilen vom Meere eine neue Heimath sich zu gründen, denn
Karthago müsse zerstört werden."
l) Caetcrum censeo, Carthaginem esse delendam Plm. h. n. Xv. 20
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nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs-
bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses
Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe-
wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen
sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm
neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil
der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei
derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige
Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte
sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei
letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf,
und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher
für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und
die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in
den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se-
nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe
und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für
das Interesse des Staates zu finden.
Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli-
chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine
Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das
auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte
den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache
zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih-
geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den
L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein
Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte-
rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte
dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab
nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild
seiner selbst!
Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten,
trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem
Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort
— welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos-
sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte
den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter
dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und
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zweiflung auf das Höchste. Die Männer liefen mit den Waffen
nach den Mauern, während die Weiber sich in den Tempeln vor
den Altären der Götter weinend niederwarfen und um Rettung
fleheten. Die römischen Matronen wurden endlich die Schutz-
engel der Stadt. Sie wandten sich an Coriolan's Mutter, Ve-
turia, und vermogten sie, mit seiner Gattin Volumnia und noch
einigen vornehmen Frauen, zu ihm in's Lager zu gehen, um den
letzten Versuch auf das Herz des Siegers zu machen. Coriolan
empfing auch sie mit großer Ehrfurcht, jedoch mit dem Ent-
schlüsse, keine ihrer Bitten zu bewilligen. Als aber seine alte
Mutter, wie verzweifelnd, sich bittend und flehend zu seinen Fü-
ßen warf, als Weib und Kinder weinend sich um seine Kniee
schmiegten, da endlich siegte die Stimme der Natur über das
Herz des erzürnten Siegers. Gerührt hob er die innig geliebte
Mutter auf, und mit Thränen rief er an ihrem Halse: „O
Mutter! Mutter! Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn ver-
loren!" Er entließ die Frauen, führte das Heer zurück uni>
ward dafür von den getäuschten Volskern erschlagen Die
Römer aber errichteten, zum Andenken der schönen That der
Frauen, dem weiblichen Glücke einen Tempel, und zwar an der
Stelle, wo diese den Helden erweicht hatten.
§. 21. Spurius Äafstus und fein Ackcrgcfctz. 486.
Kaum war jene Gefahr glücklich abgewandt, so erneuerte
sich auch wieder der Kampf der Plebejer gegen die Patricier,
der jetzt um so heftiger wurde, da jene ihre Macht bereits er-
probt hatten. In den nächsten fünfzig Jahren jedoch gingen die
Forderungen der Plebejer durchaus nicht auf Theilnahme an der
Negierung und den Würden des Staates, sondern nur auf Zu-
sicherung dreier gegen Mißbrauch deö Herkommens gerichteten
Schutzmittel und zwar erstens: auf Bert Heilung von Acker-
land, um gegen Hunger und Noth geschützt zu fein; zweitens:
9 Nach einer anderen Sage lebte er bis in's hohe Greiftnalter
unter den Volskern, die ihm die Eroberung mehrer latinischcn Städte
und einen ruhmvollen Frieden verdanken. — Übrigens ist wohl die ihrem
Wesen nach richtige Geschichte des Coriolan später durch Dichtung und
Sage vielfach ausgeschmückt worden. (adticu xai v/nvenut iog
¿voeßrjg xui dixaiog uv/]Q. Dionys Viii. 62.)
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205
kriegerische Tugend beruhete, ward vermißt. So lange die
Vornehmen ihre großen Landgüter, die unter dem Namen
Latifundien ganze Gegenden umfaßten, durch Clienten und
Hörige bebauen ließen, war das Übel weniger fühlbar. Als
sie aber mit unedler Habgier die Besorgung derselben ganzen
Horden kriegsgefangener Sklaven überließen, die ihnen sicherer
waren, weil sie nicht zum Kriegesdienste herangezogen wurden,
und minder kostspielig, weil man sie schlechter halten konnte, da
überstieg das Elend alles Maß. Nun konnten die armen Bür-
ger nicht einmal als Taglöhner Arbeit auf dem Lande finden.
Rom selbst wurde, besonders als nach Beendigung der großen
auswärtigen Kriege die Legionen heimkehrten, mit müßigen und
brodlosen Bürgern überfüllt, die fast nur von Spenden und
Bestechungen lebten. Seitdem nämlich hier durch das gabini-
sche und rassische Gesetz (138 und 136 vor Ehr.) an die
Stelle der bisher mündlichen und öffentlichen Abstimmung bei den
Wahlen eine geheime vermittelst Täfelchen getreten war, wurde
der Einfluß der Vornehmen auf diese besitzlose, feile Menge noch
größer als zuvor. Durch Bestechung, Stimmenkauf und Frei-
lassung der Sklaven beherrschten sie die Wahlen und lenkten die
Abstimmung nach ihren Wünschen. In'den übrigen Gegenden
Italiens nahm die Zahl der Freigeborenen zusehends ab; dage-
gen wimmelte es überall von Sklaven, die unter Aufsicht eines
Zuchtmeisters auf den Gütern der Reichen arbeiteten.
Ein so trauriger Zustand mußte auf die Dauer nothwendig
eine völlige Auflösung des Staates herbeiführen. Daher ent-
schlossen sich zwei edle, von der reinsten Liebe zu ihrem Vater-
lande erfüllten Brüder, demselben durch Verbesserung der klägli-
chen Lage des Volkes eine glücklichere Zukunft zu sichern. Es
waren Tiberius Gracchus und Casus Gracchus, beide
Söhne des Tiberius Sempronius Gracchus, eines edlen und
tugendhaften Mannes, und der Cornelia, einer Tochter des groß-
ßen Scipio. Sie hatten durch ihre Mutter, die ausgezeichnetste
Frau ihrer Zeit an Bildung und Seelenadel, die beste Erziehung
genossen, und verbanden mit den herrlichsten natürlichen Anlagen
große Wissenschaft und hinreißende Beredsamkeit.
Der ältere, Tiberius Gracchus, hatte als achtzehnjähriger
Jüngling zuerst unter dem jüngere Scipio gedient und bei der
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Extrahierte Personennamen: Tiberius_Gracchus Tiberius Tiberius Cornelia Scipio Scipio Tiberius_Gracchus Tiberius Scipio Scipio
41
Unterdessen kamen ismaelitische Kaufleute mit ihren Kameelen aus dem Gebirge dahergezogen. Da sprach Inda zu seinen Brdern: Was hilft es uns, wenn wir unfern Bruder umbringen? Es ist besser, da wir ihn verkaufen, er ist doch unser Bruder." Und sie zogen ihn wieder aus der Cifterne und verkauften ihn an die ismaelitifchen Kaufleute. Joseph weinte und flehete; aber da half nichts, die fremden Männer nahmen ihn mit sich nach Aegypten. Die Brder aber tunkten den Rock des Joseph in das Blut eines geschlachteten Ziegenbockes, schickten ihn so dem Vater und lieen ihm sagen: Diesen Rock haben wir gefunden, siehe, ob es der Rock deines Sohnes ist." Jakob kannte ihn sogleich und schrie vor Schmerz laut auf: Ja, es ist der Rock meines Sohnes, ein wildes Thier hat meinen Joseph gefressen!" Er zerri seine Kleider (da war ein Zeichen der hchsten Trauer bei den Israeliten) und weinte unaufhrlich um seinen Sohn. Seine brigen Kinder kamen, ihn zu trsten;, aber fr ihn war kein Trost mehr. ,Ich," seufzete er, vor Jammer werde ich bald zu meinem . Sohne in's Grab Hinunterfinken."
Die Jsmaeliten verkauften den Joseph an Putiphar, einen vornehmen Aegyptier. Joseph diente seinem Herrn treu und redlich, und darum war auch Gott stets mit ihm. Putiphar gewann den Jngling sehr lieb. Einst aber wollte das bse Weib des Putiphar ihn zu einer Snde verfhren. Joseph aber sprach: Wie kann ich dieses Uebel thun und gegen meinen Gott sndigen!" Sie wollte ihm beim Mantel festhalten. Er aber lie den Mantel im Stich und floh davon. Das bse Weib verklagte ihn nun bei ihrem Manne, als habe der fremde Jngling sie zum Bsen verfhren wollen, und damit er ihr um fo eher glaubte, zeigte sie ihm den Mantel. Da ward der Herr zornig und lie ihn augenblicklich in's Gefngni werfen. Aber Gott war mit ihm und lie ihn Gnade finden vor dem Kerkermeister. Dieser bergab ihm die Aufsicht der alle Gefangenen. Unter diesen war auch der Bcker und Mundschenk
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Jakob Joseph Joseph_an_Putiphar Joseph Joseph
I
42
des Knigs. Beide hatten einst sehr bengstigende Trume. Joseph legte sie ihnen aus, und seine Auslegung traf ein. Der Bcker wurde gehenkt, der Mundschenk aber begnadigt.
Bald nachher hatte Pharao selbst, der König von Aegypten, zwei Trume in einer Nacht. Es hatte ihm getrumt von sieben fetten Khen, die von sieben mageren verschlungen, und von sieben vollen Nehren, die von sieben brandigen verzehrt wrden. Der König hielt sich eine Menge Wahrsager und Traumdeuter; jedoch diese Trume konnte ihm Keiner erklären. Da erinnerte sich der Mundschenk des gefangenen Joseph und rhmte ihn dem Könige an. Pharao lie ihn sogleich aus dem Gefngnisse nach Hofe holen und legte ihm seine beun ruhigenden Trume vor. Joseph deutete die sieben fetten Khe und die sieben vollen Aehren durch sieben fruchtbare Jahre; die sieben mageren Khe und brandigen Aehren aber durch sieben unfruchtbare Jahre, welche die erfteren verzehren wrden. Zugleich fgte er den Rath hinzu, man mchte in den sieben fruchtbaren Jahren hinlngliches Korn aufbewahren, damit in den sieben unfruchtbaren kein Mangel entstnde.
Die Auslegung sowohl, als der Rath gefielen dem Pharao ganz vorzglich. Den Joseph bestimmte er fr das Geschft, Korn anzukaufen und sprach: Siehe, ich setze dich der ganz Aegypten, deinem Befehle sollen alle meine Unterthanen ge-horchen." Und er steckte ihm goldene Ringe an die Finger, hing ihm eine goldene Kette um den Hals, lie ihn in seinem zweiten Staatswagen ffentlich umherfahren und vor ihm her ausrufen: Dieser ist der Landesvater!"
Was Joseph vorhergesagt hatte, ging auch in Erfllung. Nach den sieben fruchtbaren Jahren trat der groe Kornmangel ein. Auch im Lande Kanaan war eine groe Theueruug. Da zogen Jakob's Shne nach Aegypten, dort Getreide zu kaufen. Nur Benjamin, der jngste, blieb beim Vater. Sie kamen glcklich in Aegypten und bei Joseph an, kannten ihn aber nicht
i
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Joseph Joseph Joseph Benjamin Joseph
44
betheuerten ihre Unschuld. Sie schwuren: Bei wem du den Becher findest, der sei des Todes, wir brigen wollen deine Knechte sein." Die Scke wurden durchsucht, und siehe, in Ben-jamiu's Sacke findet sich der Becher! Da erschraken die Brder. Sie zerrissen ihre Kleider, luden die Scke wieder auf die Esel und zogen zur Stadt zurck. Voll Bestrzung erschienen sie vor Joseph. Dieser sah sie finster an und sprach: Warum habt ihr mir das gethan?" Und Juda nahm das Wort und sprach: O mein Herr, was sollen wir sagen! Golt hat irgend e:ne Mlssethat an uns gefunden, darum begegnet uns dieses. Siehe, wir sind alle deine Knechte!" Das sei fern," erwiederte Joseph, nur der, welcher den Becher gesthlen hat, ist mein Knecht, ihr anderen mget in Frieden zu eurem Vater ziehen." Da traten sie vertrauensvoll nher zu Joseph und stellten ihm vor, rote sehr der alte Mann den Benjamin liebe; tvie er sterben wrde vor Gram, wenn er auch diesen verlre; wie die ganze Schulo auf sie zurckfallen wrde. Ach." seuf-zeten sie, wie knnten wir hinausziehen zu unserem Vater, wenn der Knabe nicht bei uns ist! Wie knnten wir den Jammer mit ansehen, den wir der ihn bringen wrden!" Da konnte Joseph sich nicht lnger halten. Ich bin Joseph!" rief er; lebt mein Vater noch?" und weinte laut auf. Die Brder erschraken. Nun fiel es ihnen schwer auf's Herz, was sie einst an ihm verbt hatten. Er aber redete sie freundlich an und sprach: Frchtet euch nicht, weil ihr mich hierher verkauft habt. Gott hat mich vor euch her gesandt in dieses Land, um euch einen Wohnsitz zu bereiten und mit allem Rthigen zu versehen. Em nun zum Vater und fhret ihn her, da er und ihr alle hier in diesem Lande bei mir wohnet."
Unterdessen sa der alte Vater zu Hause und wartete mit Schmerzen auf die Ankunft seiner Shne. Da kamen sie auf einmal mit Benjamin an, und ihr erstes Wort war: Joseph, dein Sohn, lebt, und herrscht der ganz Aegypten!" Der alte Mann wute nicht, wie ihm war, und wollte es nicht glauben.
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Joseph Benjamin Joseph Benjamin Joseph