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1. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 2

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
Wie alle anderen Völker Europas, so waren auch die Deutschen um jene Zeit noch Heiden, d. h. sie beteten verschiedene Götter an. Ihr höchster Gott war der Sonnengott, Wodan oder Allvater genannt/ er ist der Lenker der Schlachten. Neben ihn: wurden noch verehrt Donar oder Thor, der Gott des Donners, Freya, die Göttin der Ehe und der Freundschaft, und andere. Die Namen mehrerer Gottheiten finden sich noch in unseren Wochentagen, z. B Sonntag, Montag, Donnerstag, Freitag. Die Verehrung der Götter bestand in Gebet und Opfern. Ans den Höhen der Verge und im Dunkel des Waldes versammelte man sich zum Dienste der Gottheit. Allgemein verbreitet war der Glaube an die Fortdauer des Lebens nctch dem Tode. Die Guten, namentlich diejenigen, welche in der Schlacht tapfer kämpfend gefallen waren, kamen nach Walhalla, dem Palaste der Seligen. Hier erfreuten sie sich an dem, was ihnen auf Erden die liebste Beschäftigung gewesen war, an Jagd und Kampf. Das ganze Volk zerfiel in Stämme oder Völkerschaften, die vollständig selbständig waren. Einige Stämme wurden von Königen regiert- die Mehrzahl aber hatte im Frieden kernen Fürsten an der Spitze. Für den Krieg wählten sich die freien Männer aus den Adeligen einen Führer, der Herzog genannt wurde. Ihre Angelegenheiten entschieden sie in Volksversammlungen, an denen jeder Freie teilzu-nehnien berechtigt war. Die Stämme waren eingeteilt in Gaue, die Gaue in Gemeinden/ diese aber wurden von einer Anzahl zusammenliegender Gehöfte gebildet. Ii. Die Körner in Deutschland. 'pgn jene Zeit waren die Römer das mächtigste Volk der Welt. Von ihnen haben wir auch die erste Kunde über die alten Deutschen, unsere Vorfahren. Ungefähr 100 Jahre vift Ehristi Geburt lernten die Römer zwei Stämme derselben kennen, die Cimbern und Teutonen. Diese hatten ihre

2. Die Geschichte des Mittelalters - S. 62

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
62 It. Die Völkerwanderung. des Reiches nicht ungestraft lassen, und so wurde denn ein großer Zug gegen die Vandalen von beiden Kaiserreichen beschlossen. Mit einer Flotte von 1000 Schiffen und einem Heere von 100,000 auserlesenen Streitern wollte man die Vandalen von drei Seiten angreifen (468), an den äußersten Gliedern ihres Reiches und zugleich im Herzen selbst. Das Hauptheer sollte indernähevon Karthago landen; ein zweites Heer Tripolis angreifen und von da weiter nach Karthago vorrücken, endlich ein drittes Heer, welches vorzugsweise aus den Truppen des Abendlandes bestand, Sardinien angreifen und den Vandalen diesen festen Anhaltspunkt im westlichen Theile des Mittelmeeres entreißen. Nie war das vandalische Reich von einer gleichen Gefahr bedroht gewesen. Der Ansang des Krieges war sehr günstig für die Römer. Die Vandalen verloren Sardinien und die Städte in Tripolis. Hätte man jetzt bei dem allgemeinen Schrecken sogleich die Hauptstadt angegriffen, so wäre ihre Ein-nabme kann: zweifelhaft gewesen. Aber die Anführer zögerten und Geiserich suchte sie noch länger hinzuhalten. Er bat sich daher einen fünftägigen Waffenstillstand aus, um die Befehle des Kaisers zu erfüllen, und der griechische Feldherr (Basiliscus), sei es aus Verrätherei oder selbst getäuscht, gewährte die Forderung. Während dieser Zeit aber rüstete Geiserich alle seine schnell segelnden Schiffe aus und wartete einen günstigen Wind ab. Als dieser wirklich zur Nachtzeit eintrat, fuhren die Vandalen aus, und während Brander große Verwirrung in der römischen Flotte anrichteten, brachten sie den Römern eine solche Niederlage bei, daß diese nach Hause zurückkehren mußten. Die Hälfte der Mannschaft war auf diesem Zuge zu Grunde gegangen, und. die ganze, mit so vielem Pompe angekündigte und mit so ungeheuren Kosten unternommene Expedition hatte keinen andern Erfolg, als daß Geiserich die schutzlosen Küsten beider Reiche noch 7 Jahre lang um so ungehinderter plündern konnte. Doch scheint das Alter den Geiserich zur Ruhe geneigter gemacht zu haben; auch hatte sein Volk durch den Einfluß des afrikanischen Himmels die frühere Kriegstüchtigkeit mit üppigem Wohlleben vertauscht. Als Odoaker sich des weströmischen Reiches bemächtigte (476), machte Geiserich mit diesem einen Vertrag, wodurch ihm fast ganz ©teilten gegen Entrichtung eines Tributs abgetreten wurde. Ein sog. ewiger Friede mit dem byzantinischen Kaiser Zeno bildete die Grundlage des Verhältnisses beider Reiche bis auf Justinian. So starb denn der gefürchtete Eroberer Aftika's endlich im Frieden mit den Gegnern, welche er während seiner 50jährigen Herrschaft bekriegt hatte. Bei den Römern galten Geiserich und Theoderich der Große für die beiden ausgezeichnetsten Könige der Germanen. Aber einen merkwürdigen Gegensatz zu dem weisen Gothen bildet der furchtbare Vandale. Beide siegreiche Germanenhäupter aus alten Königsgeschlechtern führen ihre Völker ins römische Reich und bauen auf römischem Boden eine germanische Herr-

3. Die Geschichte des Mittelalters - S. 70

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
70 Erster Zeitraum des Mittelalters: 476—751. A. Das Abendland. Afrika's entnervt. So lange Geiserich lebte, reichte zwar der Schrecken vor seinem Namen hin, die benachbarten Völker von jedem feindliche« Angriff zurückzuhalten, aber kaum war er todt, so begannen auch die umwohnenden Numidier und Mauretanier, die Vandalen durch fortwährende Einfälle zu beunruhigen. Auch die römische Bevölkerung war auf's höchste erbittert; denn da sie sich zur katholischen Kirche bekannte, wurde sie von den arianischen Vandalen mit der herzlosesten Grausamkeit verfolgt. Als der schwache Hilderich, der 523 aus den Thron kam, diese Verfolgungen, feinem Eide zuwider, einstellte und statt der natürlichen Verbindung mit den Ostgothen die unnatürliche mit dem alten Reichsfeinde, dem byzantinischen Hose, suchte, bildete sich gegen den König (Sohn der Römerin Eudocia) und die byzantinische Freundschaft eine nationale Partei. An deren Spitze trat Gelinter, ein Urenkel Geiferich's, der beste Krieger seines Volkes. Er erregte einen Aufruhr gegen Hilderich, warf ihn ins Gefängniß, erhob sich selbst zum König und verfolgte von Neuem die Katholiken mit großer Härte. Deren nahm sich nun der Kaiser Justinian an, der schon längst auf die Wiederunterwerfung Afrika's bedacht war. Nach vergeblichen Unterhandlungen mit Gelimer, der seinen Aufstand ganz auf das Volk schob, schloß Justinian mit den Persern Frieden, um sein Heer unter Belisar gegen die Vandalen senden zu können. Es war ein heiliger Krieg gegen den Arianismus, wie der Chiodwig's gegen die ketzerischen Westgothen. Mehr noch als die Feldherrnkunst Belisar's waren wohl dessen Glück, der allgemeine Abfall der Einwohner Afrika's von den verhaßten Arianern und Barbaren und die Verweichlichung der Vandalen die Ursachen der Allen, selbst den Byzantinern unerwarteten Leichtigkeit und des geringen Aufwandes von Mühe und Mitteln, womit das Vandalenreich in kürzester Zeit vernichtet wurde, ein merkwürdiges Gegenbild zu dem zwanzigjährigen Heldenkampfe der Ostgothen gegen denselben Feind. Nur 11,000 M. Fußvolk und 5000 Retter brachte Belisar nach Afrika. Ueberall erschien er als Freund und als Erretter der katholischen Provinzialen von ihren arianischen und barbarischen Drängern, überall erklärte er, den ehemaligen Gliedern des römischen Reiches die Freiheit bringen zu wollen, und sein Heer fand die beste Verpflegung, wie im eigenen Lande. Nur das Königsgeschlecht tritt handelnd in kräftiger Weise auf, nicht, wie bei den Gothen, das Volk. Von der alten germanischen Kraft, wie sie die Gothen gegen denselben Feldherrn bewährten, findet sich keine Spur. Doch täuschte sich Justinian, wenn er auf Verrath unter den Vandalen selbst gerechnet hatte, wie solcher unter dem tiefgespaltenen Gothenvolke vorkam, vielmehr zeigte das Volk, daß es Hilderich nicht wollte, sondern in Gelimer seinen nationalen König erblickte, der sich auch als nicht ganz unfähigen Gegner des großen Belisar erwies. Er pro-jectirte einen dreifachen Angriff auf das byzantinische Heer, in der Fronte und in. beiden Flanken. Ihm selbst gelang es auch, zwischen Belisar's

4. Bd. 2 - S. 70

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
70 in. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. 161. Charakteristik der einzelnen Landestheile und ihrer Bewohner. (Nach E. M. Arndt, Versuch in vergleichender Völkergeschichte.) Wir betrachten nun im Einzelnen und Besonderen die verschiedenen Bestandtheile der Böller und Völkerschaften, aus welchen das jetzige französische Volk erwachsen ist, von dem Süden anfangend und so Ost und Nord durchlaufend bis gegen Westen in einem weiten Bogen herumwandelnd. Zuerst finden wir im Südwesten zwischen der Gironde und Garonne die Landschaft Guienne und Gascogne. Da wohnen dem Haupt- inhalt nach Basken oder Aquitanier mit Gothen gemischt, ein lustiges, fröhliches und gewandtes Menschengeschlecht, das die besten französischen Weine zeugt und trinkt. Wenn man nach dem Charakter und Gemüthe der Menschen urtheilen soll, haben in diesen Landschaften die Basken wohl bei Weitem das Uebcrgewicht, das Frische, Leichte und Spielende; frei- lich sind sie doch sehr anders als die spanischen Basken, auf welche der altspanische und westgothisch-kastilische Ernst seinen unverkennbar mäch- tigen Einfluß geübt hat, wie hier das in Frankreich allen gemeinsame Französischwalsche. Es ist bekanntlich ein Hergebrachtes, daß der Nord- franzose über den Gascogner als über einen übernärrischen, Windbeuteligen Kerl lacht, eben ganz charakteristisch französisch lacht; denn der Nord- franzose bringt seine guten oder närrischen witzigen Einfälle, woran es dem Volke ja überhaupt nicht gebricht, mit einer gewissen bewußten Selbstergötzung und eitlen Selbstbespiegelung an den Mann, der Gas- cogner, der da die unbewußte Fülle der natürlichsten Lebendigkeit und Heiterkeit hat, öffnet dem ganzen Faß den Spund und kümmert sich nicht um die einzelnen Tropfen, die dabei in die Luft fliegen oder in den Staub fließen. Uebrigens ein durchaus gutherziges und liebenswür- diges Menschengeschlecht. Wir kommen zu dem reizenden Languedoc mit den großen Städten Toulouse, Narbonne, Montpellier, Nismes, Beaucaire, zu der Landschaft, wo der König der Westgotheu in Toulouse seinen ersten Sitz hatte, wo die letzten Westgothen in Frankreich zusammengedrängt wurden, zu dem französischen Gothien des Mittelalters. In dieser Landschaft, darf man annehmen, ist der gallische oder gallischaquitanische Menschenstamm von den einwandernden herrschenden Germanen nicht nur sehr gedrängt, sondern wohl größtentheils weggedrängt worden; die jetzigen Bewohner des Landes sind wohl meistens germanischen Stoffes. Der germanische Charakter, ich sollte sagen: das germanische Gemüth, hat sich hier auch fast mehr offenbart als in irgend einer anderen französischen Landschaft. Dieses germanische Gemüth, diese urgermanische Anlage, die mehr oder weniger bei allen Völkern des Stammes hervortritt, ist das Philo- sophische, das Denkende, Grübelnde, Zweifelnde, welches die germa- nische und deutsche Art zeigt. Die hiesigen Enkel und Urenkel der West-

5. Bd. 2 - S. 97

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
169. Belgiens Bodengestaltung und Flüsse. 97 Flüssen und einer geringen Anzahl von westöstlichen Straßenzügen. Im Norden stellt sich zwischen dein Scheldelande und dem ihm ähnlichen Rheinmündungslande (Holland) ebenfalls eine Kluft dar. Zwischen der Demer-, Dyle- und Scheldelinie und den Waal-, Maas-, Leck- und Rheinlinien bleibt ein 30 Stunden breiter Landstrich (der Hauptsache nach die Provinz Nordbrabant), in welchem es keine Flüsse und Na- turbahnen aus Osten nach Westen giebt, der außerdem voll von Hai- den, Morästen und unfruchtbaren Gegenden ist, der demzufolge eine schwächere Bevölkerung, wenige reiche Städte, wenige Producte und Bedürfnisse hat, und daher auch von der Kunst durch ein dichtes Netz von Canälen und Chausseen weniger wegsam gemacht ist. Dieses nord- brabantische Land theilt das Scheldeland und das Rheinmündungsland von einander, scheidet die beiden Länder Flandern und Holland und die mächtigen Städtegruppen, die sich in beiden gebildet haben. Die Demer von ihrer Quellengegend au, die Dyle von der Ein- mündung der Deiner an, die Rüpel von der Einmündung der Dyle au, das Scheldestück von Rupelmonde bei Gent und die Lys von Gent bis Kortryk bilden eine wesiöstlich gestreckte Wasserlinie, die mit dem Hauptrücken der Ardennen ganz parallel geht, und von der inan sagen kann, daß sie, am äußersten nördlichen Fuße der Ardennen hinlaufend, eine ununterbrochene Rinne bilde. In geologischer Beziehung kann man diese Rinne als die Hauptlinie des Scheldcgebiets bezeichnen, in welche alle Ardennenflüsse: Geete, obere Dyle, Senne, Dcnder, obere Schelde, obere Lys, sich ausschütten. Wie in geologischer, so kann man auch in commercieller und poli- tischer Beziehung jenen Canal als die hauptsächlichste und namentlich für Deutschland wichtigste Linie des Scheldegebiets bezeichnen. Wie die Gewässer, so fluteten in ihm auch stets der Verkehr, der Handel, die Armeen, die Völker in dieser Richtung. Ein ganzes Bündel von Straßen, das von Köln, Bonn und Düsseldorf am Rhein ausgeht, sich über Aachen, Lüttich, Mastricht in die Niederlande wirft, an den Flüs- sen und in die Rinne am Nordfnße der Ardennen über Hasselt, Löwen, Brüssel nach Gent, Antwerpen, Brügge geht, bezeichnet diese Richtung. Diese Straßenrichtnug, sowie jene tief ins Land eindringenden Meeres- fluten und Schifffahrtslinien, bewirkten es, daß der Scheldearm gleich- sam ein 9t eben arm und das Schcldeland gewissermaßen ein zwei- tes Mündung stand des Rheins wurden. Daher hauptsächlich die große Haudelsblüthe dieser Striche im Mittelalter, daher auch jetzt wieder in neuerer Zeit ihre Bedeutsamkeit für Deutschland, seitdem auch eine große Eisenbahn von Köln her in derselben Richtung sich bis zu der Mündung der Schelde ausgebildet hat. Zum Theil in Folge dieser Verhältnisse wurde das Scheldeland eine mit so reichen und blühenden Städten geschmückte Gegend, zum Theil aber auch, ganz abgesehen von seiner Weltlage, in Folge seines eigenen Naturreichthums und seiner innern Fruchtbarkeit. Der größte Theil des untern Scheldelnndes ist, wie Holland, ein Geschenk des Flus- Pl'ch, Charakteristiken zur vergleichenden Erdkunde. Ii. ^

6. Bd. 2 - S. 120

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
120 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Städte hat unter 20,000 Einwohner, drei unter ihnen aber über 60,000. Sie sind rings umher von einer Menge anderer kleiner Städte und sehr volkreicher Dörfer umgeben. Hier ist der bevölkertste und lebenreichste Strich des ganzen Königreichs. Hier zwischen der Maas- oder Rheinmündung und dem südwestlichen Ende der Südcrsee ist der eigentliche Kern, das Hauptstück der ganzen Niederlande. Hier in der angegebenen Linie von Rotterdam nach Haag, nach Haarlem und Amsterdam, dieser Linie des vornehmsten Binnenverkehrs des Landes, bildete sich auch die erste Eisenbahn aus, die nun schon in den letzten Jahren auch auf Utrecht und Arnheim weiter gewachsen ist. Die Maas- und Rheinarme im Süden, das Haarlemer Meer und Hct I, das Meer von Gouda im Norden und Osten und die Dünenkette und die Seeküste im Westen schälen dieses Haupt- und Kernstück des Kö- nigreichs, welches in der Geographie die Provinz Süd-Holland genannt wird, heraus. Die westlichen Provinzen, Gelderland, Overyssel, Drenthe, bilden den Rücken und die Schattenseite von Holland, die Küstenprovinzen aber, Seeland, Süd- und Nord-Holland, das Angesicht und das Haupt. Jene sind weniger fruchtbar und wilder und daher auch weniger be- völkert. Diese umfassen alle den fetten Bodensatz, den die Flüsse her- abführten, und haben außerdem die Hauptausgänge zum Meere und daher natürlich auch den reichsten Ackerboden, die vornehmsten Märkte, Verkehrs- und Handelsplätze. Daß aber Süd-Holland, als das Haupt- Theater niederländischer Thätigkeit und Geschichte, so bevorzugt sein mußte vor Nord-Holland auf der einen und vor Seeland ans der an- deren Seite, folgt eben so natürlich aus der Betrachtung der geogra- phischen Verhältnisse. In dieser Richtung von Norden nach Süden endigte die holländische Welt dort mit den letzten Landausläufern bei Helder, Enkhuizen u. s. w., hier mit den südlichsten Besitzungen der Holländer an der Schelde. Süd-Holland hatte daher in dieser Bezie- hung eine centrale Lage und wurde so mit Recht der Sitz der Re- gierung, der alten Grafen von Holland, der jetzigen Könige, und eben hier entstand denn auch die spätere Residenz und Hauptstadt, das Haag. Seeland im Süden besteht ans einer Gruppe sehr zerrissener kleiner Inseln, die gleich vor Anker liegenden Schiffen stets von den Wellen geschaukelt und bedroht wurden. Auch waren alle Theile dieses Landes sowohl von einander als vom Ganzen sehr isolirt und zu Zeiten von diesem gänzlich getrennt. Sie waren daher wenig geeignet, die Ent- stehung großer und volkreicher Städte zu befördern, die immer mit dem Ganzen in Verbindung zu bleiben wünschen, und deren Leben, gleich dem Leben viele Wurzeln treibender Bäume, immer nur von einem mehr oder weniger großen Landstriche aus genährt werden kann. Nord-Holland war eine einige, compact, aber doch sehr isolirte Insel, auf der einen Seite von der Südcrsee, auf der anderen vom Ocean umgeben und durch sie von inniger Verbindung mit dem Nach barlande ausgeschlossen. Süd-Holland dagegen stellt sich als der eigent-

7. Bd. 2 - S. 136

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
136 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. 182. Die Bevölkerung Großbritanniens *). (Nach Albr. v. Roon, Grundzüge der Erd-, Völker- und Staateukuude.) Die heutigen Bewohner der vereinigten Königreiche sind theils ger- manischen, theils celtischen Stammes; der letztere ist der ältere, ureingeborene, der erstere der numerisch und politisch herrschende. Nachdem die auch Großbritanniens ebenen Süden umfassende Römer- herrschast zusammengebrochen, bildeten die deutschen Stämme der An- geln und Sachsen den Keim der nachmaligen germanischen Bevölke- rung und Obmacht. Dänische und normännische Abenteurer verstärkten bekanntlich das germanische Element, ungeachtet sie die Sachsenherrschaft und das L-achsenthum bedrängten. Nichtsdestoweniger erscheint dieses letztere, durch zahlreiche Nachsahrer aus der Heimath verstärkt, als der Haupt-Typus der germanischen Bevölkerung Britanniens. Diesen hat die nachfolgende Ueberflutnng durch die normännisch-französische Völker- welle nicht verwischt, vielmehr aufgefrischt, denn sie war ebenfalls ihrem Urwesen nach germanisch. Dies sind die Elemente, aus deren Verschmelzung auf britischem Boden ein Volksthum entstanden ist, das in gewissen Beziehungen unter allen germanischen das kräftigste genannt werden muß. Die heutigen Engländer sind daher vorzugsweise als die Söhne jener ersten angelsächsischen Eroberer und Einwanderer zu betrachten, wenngleich sie auch anderes germanisches und im Laufe der Zeit nicht wenig celtisches Blut in sich aufgenommen haben mögen. Dies letztere wenigstens ist fast ohne alle erkennbaren äußerlichen Spuren assimilirt worden, während die zwar in ihren Wurzeln und Formen dem Niederdeutschen noch immer sehr ähnliche englische Sprache durch die als Sieger und mit überlegener Bildung über den Canal gekom- menen französirten Normannen eine unverkennbar fremdartige Beimi- schung erhalten hat. Diese Sprache ist gegenwärtig in beiden Königreichen die entschieden vorwaltende, so daß es nur noch verhältnißmüßig wenige abgelegene Grafschaften in West-Irland, Hoch-Schottland, Wales und Cumberland gibt, wo ihr die Herrschaft von den der celtischen Urbevölkerung eigen- thümlichen kymrischen und erfischen Mundarten bis jetzt streitig gemacht wird. Die celtische oder gälische Bevölkerung besteht nämlich aus den beiden einander nahe verwandten Stämmen der Briten oder Kymren und der Gälen oder Ersen. Beide theilen sich wieder in zwei dialektlich verschiedene Völkerschaften. Zu den ersteren gehören die Wälschen oder Walliser, welche in dem größten Theile von Wales ausschließlich die ländliche Bevölkerung bilden, und die Cambrier oder die cambrischen Briten in den Gebirgsgegenden der Grafschaften Cumberland und Westmoreland. *) Vgl. des Nordamcrikaners Ralph Waldo Emerson's Charakteristik der Engländer in K. Andree's geographischen Wanderungen, I. S. 14 ff.

8. Bd. 2 - S. 249

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
219. Uebersicht der Flüsse und des Canal-Systems Rußland«. 249 als würdiges Gastgeschenk dem edelsten Gaste dargeboten, den seine Felsen und Wälder noch gesehen haben. Gegen 150,000 Arbeiter beschäftigt dieser Bergbau: theils in den Gruben, theils als Hüttenarbeiter, theils bei der Zufuhr des Holzes und der übrigen Bedürfnisse. Es sind Leibeigene, von Privatbesitzern übersiedelt oder von der Krone zur Beförderung des Bergbaues über- wiesen. Die großen Etablissements der Krone und dieser wie anderer reicher Eigenthümer sind durch die waldbedcckte Gegend zerstreut. Es sind Orte von mehreren tausend Einwohnern, lauter Leibeigenen, die mit Berg- und Hüttenarbcit beschäftigt sind, unter genauer Aussicht stehen, aber sich eines gesicherten, oft verhältnißmäßig wohlhabenden Daseins erfreuen. Katharinenburg ist der Hanpt-Mittclpnnkt dieses Bergbaues. Hier leben noch die Nachkommen der Deutschen, welche unter Peter dem Großen hergezogen, zuerst die geheimen Schatzkammern des Gebirges aufgeschlossen haben. 819. Acbrrslchi der Flüjse und des Eiinal-Systems Rußlands. (Nach I. G. Kohl, Reisen im Innern von Rußland und Polen, E. Kapp, philosophische Erdkunde, und Karl Ritter, über Veranschaulichungsmittel räum- licher Verhältnisse bei graphischen Darstellungen.) Die Wolga ist eine völlig ununterbrochene, überall ziemlich tiefe Wasserstraße, ohne alle Wasserfälle, Stromschnellen und Felsen, von 430 Meilen Länge, und es ist jammerschade, daß ein so wundervoller Schifffahrts-Canal keine andere Weltstellung hat. Alle zum schwarzen Meere gehenden Flüsse, so wie die in die Ostsee fließenden, kommen ihr in Bezug ans ihre Qualitäten nicht im Entferntesten nahe. Die Ostseeflüsse sind fast alle sehr seicht und die Donau und der Dniepr sind wegen ihrer Felsen und Wasserfälle sehr schwer nutzbar. Der Don leidet den größten Theil des Jahres an Wassermangel, die „Mutter" Wolga dagegen ist in aller Hinsicht vorzüglicher; doch hat sie leider nirgends eine natürliche, offene, freie Communication mit irgend einem mit dem Oceane verbundenen Weltmeere. Wie ihre Wurzel aus den Sümpfen und Morästen des Waldairückens hervortritt, so verbirgt sie ihr Haupt in die seichte Brandung des rings umher gesonderten, abgeschlossenen und von Wüsten und barbarischen Nationen umwohnten kaspischen Sees. Sie ist daher für den Welthandel weit weniger nutzbar und wichtig, als irgend einer der anderen Hauptströme Europa's. Für den Binnenhandel des russischen Reiches dagegen ist sie um so wichtiger und einflußreicher, ja, in dieser Hinsicht steht sie so hoch wie kein anderer Fluß des stromreichen Rußlands, und es ist wahrscheinlich, daß über die Hälfte des ganzen russischen Binnenhandels /

9. Bd. 2 - S. 64

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
64- Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. reichen Flußthäler besonders erleichtert wird. Nur das eigentliche Hochgebiet der Sevcnnen macht in dieser Rücksicht eine Ausnahme. Nach dem Bisherigen ergibt sich also, daß das Verhältniß der Gebiete der Seine und der Rhone den Ausgangspunkt bilden müsse bei der Betrachtung der Landesnatur Frankreichs, so weit diese der Geschichte zu Hülfe gekommen ist. Die Seine vermittelt Frankreich mit dem germanischen, die Rhone mit dem romanischen Europa; die Seine hat Paris, die Rhone Lyon, die zweite Stadt Frankreichs, ge- boren, die Seine mündet in das nördliche Meer, den Ocean, die Rhone in das südliche Meer, die Thalassa. Loire und Garonne stehen wedel- unter sich, noch mit einem der erstgenannten Flüsse in ähnlichem Gegen- satze, beide mit ihren Hauptflüssen demselben Qnelllande und derselben Meerseite, der westlichen, angehörend; aber die Loire schließt sich mehr der Seine, die Garonne mehr der Rhone an. Loire und Garonne führen Frankreichs germanische und romanische Seite in einander über. Die Flüsse Frankreichs sind schöner, größer, schiffbarer und domi- nirender, als die seiner südlichen und nördlichen Nachbarländer (Spa- nien, Italien, Großbritannien), zugleich gehören sie dem Lande fast alle von der Quelle bis zur Mündung an. Daher waren seine Flüsse immer sehr entscheidend bei allen das Land und Volk berührenden Fragen, und in neuerer Zeit hat Frankreich sogar die Flüsse als Hanpt- grnndlage seiner politischen Eintheilung gewählt. 159. Die Rhone (im vergleich zum Rheine). (Nach F. H. Müller, die deutschen Stämme.) Die Rhone ist der große französische Alpenstrom, welcher die mei- sten Gewässer der Westalpen in das Innere von Frankreich hineinführt. Genauer ist sie aber als das große burgundische Stromsystem zu bezeichnen, in so fern das ursprüngliche Burgundien, aus welchem alle spätern burgundischen Reiche und Herrschaften hervorgegangen sind, mit ihrem Flußgebiete im Allgemeinen zusammenfällt. Da die Rhone gleich dem Rhein in der Mitte des Alpenlandes auf der Plateaumasse des St. Gotthard und zwar dicht neben den Rhein-Quellen ihren Ursprung nimmt, so zeigt sich auch eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Stromsystemen des Rheines und der Rhone, obschon sie beide wiederum durch ihre Natur und Weltstellung wesentlich von einander verschieden sind. Der Rhein entspringt zwar in dem Herzen des Alpenlandes, bricht aber auf dem nächsten Wege aus demselben heraus, verläßt das- selbe gänzlich und bahnt sich durch die mitteleuropäischen Gebirgsmassen einen Weg, um sich fern von dem Alpenlande in das Meer zu ergießen. Die Rhone bricht zwar auch auf dem gradesten Wege westwärts aus dem Alpenlande hervor, aber sobald sie in die ihm angelagerte Ebene eingetreten ist, wendet sie sich um und läuft nun an dem Westsaume

10. Bd. 2 - S. 621

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
334. Das Binnenland Nord-Amerika's. 621 rigkeiten stößt, als manches Eisenbahn-Netz in Süddeutschland. Die Niveau-Verhältnisse in Nord-Amerika sind solchen riesenhaften Commu- nications-Projecten überaus günstig. Westlich vom Mississippi an den Ufern des Missouri und seiner tributären Flüsse dehnen sich die größten Savannen der Welt aus. Die Steigerung von der Mündung des Missouri (388 Fuß) bis zur Höhe des Southpaß in den Rocky-Mountains (7490 Fuß) ist eine so gedehnte und allmählige, daß, ungeachtet die Wasserscheide dort eine Höhe erreicht, welche der Paßhöhe des Simplon und St. Gotthardt nahe kommt, doch der Verkehr nirgends auf ernste Schwierigkeiten stößt und selbst jetzt, wo nicht einmal ein gebahnter Fahrweg durch die Savannen führt, die schwerbepackten Wagen der Mormonen und der nach Californien und Oregon ziehenden Auswanderer in der guten Jahreszeit leicht nach dem Southpaß gelangen. Bei so langsamer Steigerung der Hochebenen von Osten nach Westen war es dem Capitän Fremont*) nicht leicht, den Culminationspunkt des Wasserscheiders zu finden, der in den mauer- ähnlich aufsteigenden Hochgebirgen Europa's so leicht zu bestimmen ist. Wie sehr eine solche plastische Gestaltung der Oberfläche die Ausfüh- rung von Schienenwegen im riesenhaftesten Maßstabe ermöglicht, fällt klar ins Auge. Die Ausdehnung der Hochebene in den Rocky-Moun- tains zwischen dem 37. und 43. Breitengrade ist nach Humboldts Be- merkung ziemlich einzig in der Welt. Eben so wie die Niveau-Verhältnisse in dem geognostischen Bau Nord-Amerika's den national-ökonomischen Fortschritt mächtig begünstigen, so kommt auch die petrographische und orographische Beschaffenheit des- selben dem raschen Wachsthum der ungeheuren Republik überaus zu Hülfe. Die älteren Flötze bieten Steinkohlenlager und gute Bausteine, während unendlicher Mctallreichthnm die Durchbrüche des Trappge- steins begleitet und die Bildungen des Alluviums, welche zum Theil noch unter unseren Augen fortdauern, dem Boden jene erstaunliche Frucht- barkeit verleihen, die man am meisten im fetten Bottomlande des Mis- sissippi-Thales bewundert. Nicht übertrieben nennt Herr v. Tocqueville dieses herrliche Thal von 3000 englischen Meilen Länge, dessen üppi- ger Boden mit allen Producten des Nordens auch die Baumwolle und das Zuckerrohr hervorbringt: „la plus magnifique demeure que Dieu ait jamais préparée pour riiabitation de l’homme.“ In den meisten Staaten der Union, wie auch in Canada, sind be- reits Steinkohlen- und Anthracit-Flötze als zusammenhangende Lager von großer Ausdehnung aufgefunden oder wenigstens Spuren ihres beschränkten Vorkommens entdeckt worden. Pennsylvanien, Ohio, Illi- nois, Missouri, Arkansas und Alabama sind damit am reichsten geseg- net. In Ohio sind diese Lager ausgedehnter, als jene des berühmten *) Oberst Fremont machte in den Jahren 1842-45 drei Entdeckungsreisen im Westen Nord-Amerika's, zuletzt bis nach Californien. Vgl. K. Andrer aeo- graphische Wanderungen I. 302 ff.
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TM Hauptwörter (200)200

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