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1. Bd. 1 - S. 72

1912 - Leipzig : Dyk
— 72 — Niger Verlaß war, zwischen die zuverlässigen Leute nahmen. Denn, wem der Weg zur Flucht versperrt ist, der fügt sich leicht in die Notwendigkeit zu kämpfen. Dagegen war die Schlachtordnung der Hunnen so, daß Attila mit seinen Tapfersten in der Mitte stand; bei dieser Anordnung hatte der König besonders den Zweck im Auge, daß er inmitten der Kerntruppen seines Volkes vor jeder drohenden Gefahr geschützt wäre. Seine Flügel bildeten viele verschiedenartige Stämme, die er sich unterworfen hatte. Darunter sind besonders die Ostgoten hervorzuheben unter ihren Anführern, den Brüdern Valamir, Theo-demir und Videmir, die edler waren als der König selbst, dem sie damals dienten, da sie der Ruhm des Geschlechts der Antatet auszeichnete. Auch der hochberühmte Gepidenkönig Ardarich mit unzähligem Volk war da, der wegen seiner ungemeinen Ergebenheit gegen Attila an dessen Beratungen teilnehmen durfte. Wegen ihres großen Scharfsinns schätze Attila ihn und den Ostgotenkönig Valamir vor den übrigen Häuptlingen. Denn Valamir war verschwiegen, angenehm im Gespräch und in Listen wohl erfahren, Ardarich bewährt in seiner Treue und im Rat. Ihnen durfte er wohl den Kampf gegen ihre Stammesverwandten, die Westgoten, anvertrauen. Die übrige Masse, wenn man so sagen darf, der Könige und der Anführer der verschiedenen Völker harrten wie Leibwachen auf den Wink Attilas, und wenn er mit dem Auge ein Zeichen gab, so trat ein jeder mit Furcht und Zittern ohne Murren herzu und besorgte gewiß, was ihm befohlen wurde. Attila allein aber, der König der Könige, der über allen stand, war auch für alle besorgt. Es fand also ein Kampf statt um den erwähnten Punkt. Attila schickte die Seinen ab, den Berggipfel zu nehmen; aber Thorismund und Atztius kamen ihnen zuvor, erreichten zuerst die Spitze und verjagten die herankommenden Hunnen vermöge ihrer günstigen Stellung auf dem Berg mit Leichtigkeit. Da, als Attila durch diesen Mißerfolg fein Heer in Bestürzung geraten sah, hielt er es für angemessen, folgende Ansprache, wie ihm gerade der Augenblick die Worte bot, an dasselbe zu halten: „Wenn ihr nach den Siegen über so viele Völker, nach der Unterwerfung der Erde, hier stehet, so darf ich es wohl für töricht erachten, euch unter solchen Umständen mit Worten anzuspornen, als ob ihr nicht wüßtet, um was es sich handelt. Ein Neuling in der Heerführung, ein noch nicht erprobtes Heer könnte darnach Verlangen tragen. An was anders wäret ihr auch gewöhnt als an den Krieg? Was kann es Süßeres geben für einen tapferen Mann, als mit eigner Hand Rache zu üben?

2. Bd. 1 - S. 92

1912 - Leipzig : Dyk
— 92 — die vorgeschlagenen Bedingungen ergeben, wenn Belisar sich für deren Erfüllung verbürge. Pharas sandte sofort diesen Brief und die vorher gewechselten an Belisar ein und bat um Verhaltungsbefehle. Belisar wollte gar zu gern den König lebend in seine Hände bekommen und freute sich daher nicht wenig über diese Botschaft. Sofort ließ er den Obersten Cyprian und einige andere nach Pappuas abgehen mit der eidlichen Versicherung, daß Gelimer und den Seinen kein Leid geschehen solle, vielmehr werde der Kaiser sich ihm gnädig erweisen und ihn keinen Mangel leiden lassen. Als diese bei Pharas angekommen waren, begaben sie sich mit ihm an den Fuß des Berges, wo 'Gelimer sich ebenfalls einstellte. Er empfing die gewünschten Zusicherungen und wurde von den Gesandten nach Karthago vor Belisar gebracht. Als Gelimer dort ankam, brach er in ein lautes, langandauerndes Gelächter aus, so daß bei diesem Anblick einige glaubten, das Übermaß von Leiden habe ihn um seinen Verstand gebracht und das Lachen sei das Zeichen des ausbrechenden Irrsinns. Seine Freunde aber behaupteten, er sei völlig bei Sinnen und meine, daß die Schicksale der Menschen nichts anderes wert seien als vielen Lachens, da er, aus königlichem Geschlecht entsprossen, auf den Thron gelangt, eine stattliche Macht und viele Schätze von seiner Jugend bis zum Alter sein eigen genannt, dann die Leiden der Flucht und Furcht kennen gelernt und endlich die böse Zeit auf Pappuas habe aushalten müssen, nun in Gefangenschaft geraten sei und somit wohl in jeder Beziehung des Schicksals gute und böse Gaben gründlich kennen gelernt habe. Über dies Gelächter, welches Gelimer ausstieß, mag jeder reden nach seiner Meinung, ob er sein Freund oder Feind sei. Belisar berichtete dem Kaiser, daß Gelimer gefangen in Karthago sich aufhalte und bat, mit ihm nach Byzanz kommen Au dürfen. Zugleich hielt er auch die andern Vandalen in milder Haft und bereitete alles zur Abfahrt vor. Ob je Wunderbareres geschehen, als was ich, Procopius, eben erzählt habe, ist mir zweifelhaft: Geiserichs Reich, das der Urenkel in blühendem Zustande, beschützt von einem stattlichen Heer, empfangen hatte, wurde von 5000 Reitern — mehr hatte Belisar nicht, und sie haben eigentlich den ganzen Krieg gegen die Vandalen geführt — die nicht einmal wußten, wo sie landen sollten, in so kurzer Zeit von Grund aus zerstört. Ob Glück, ob Tapferkeit das zuwege brachte, jedenfalls muß man es bewundern. So endete der Vandalenkrieg.

3. Bd. 1 - S. 66

1912 - Leipzig : Dyk
— Gezeigten auf dieselbe Weise alle Anwesenden ihre Ehrfurcht, indem sie die Becher nahmen und nach dem Heilwunsch daraus tranken. Jedem wartete ein besonderer Schenk auf, der nach der Reihe eintreten mußte, wenn der Schenk des Attila abtrat. Nachdem der zweite und die folgenden begrüßt worden waren, empfing Attila auch uns in gleicher Weise nach der Ordnung der Stühle. Als mit diesem Gruß alle geehrt waren, gingen die Schenken hinaus, und zuerst wurde dem Attila eine Platte vorgesetzt, dann den andern, je eine für drei, vier oder auch mehr Männer, von denen jeder sich aus den Gerichten der Platte nehmen konnte, ohne von der Sesselreihe aufzustehen. Und zuerst trat herein der Truchseß des Attila; er trug eine Tafel voll Fleisch, und die Diener, welche allen aufwarteten, fetzten nach ihm Brot und; Zukost auf die Tische. Den andern Barbaren und uns wurden leckere Gerichte zugerichtet, welche aus silbernen Scheiben lagen, für den Attila aber lag auf der hölzernen Tafel nichts als Fleisch. Mäßig erwies er sich auch in allem übrigen, denn den Männern des Mahles wurden goldene und silberne Becher gegeben, sein Trinkgefäß war von Holz. Schlicht war auch sein Gewand, es zeigte keine andere Sorgfalt, als daß es rein war; auch fein umgegürtetes Schwert und die Bänder der Barbarenschuhe, auch das Geschirr des Rosses waren nicht, wie bei den übrigen Skythen, mit Gold oder Steinen oder anderen Kostbarkeiten geschmückt. Und als die Speisen des ersten Ganges verzehrt waren, standen wir alle auf, und nicht eher kam der Stehende in den Sessel, als bis nach der früheren Reihenfolge jeder einen vollen Becher Wein, der ihm gereicht wurde, austrank und für Attila Heil erflehte. Als er auf diese Weise geehrt war, faßen wir nieder, und jedem Tisch wurde die zweite Tafel ausgesetzt, welche andere Gerichte hatte. Nachdem sich alle auch von diesen bedient hatten, standen wir aus dieselbe Weise auf, tranken wieder aus und setzten uns. Als es Abend wurde, zündete man Fakeln an, und zwei Barbaren, welche dem Attila gegenübertraten, sagten selbst verfaßte Lieder her, worin sie feine Kriegstugenden und Siege besangen. Auf die Sänger schauten die Gäste, die einen freuten sich über die Gedichte, die andern dachten an ihre Kämpfe und wurden begeistert, manche aber weinten, denen durch die Zeit der Leib kraftlos geworden war und der wilde Mut zur Ruhe gezwungen. Nach den Gesängen trat ein skythischer Narr ein, welcher Seltsames, Unsinniges und Albernes herausstieß und allen Gelächter erregte. Nach ihm erschien Zerkon, der Maurusier, lächer-

4. Bd. 1 - S. 208

1912 - Leipzig : Dyk
— 208 — und seinem Sohne, was sie einst versprochen hätten, unverletzt halten sollten. Nachdem sie zusagend geantwortet hatten, küßte er sie und folgte ihnen in ihr Lager. Bei seiner Ankunft aber wurde seine Gemahlin von ihm entfernt und nach den Zelten Hludwichs gebracht. Ihn selbst und den noch sehr jungen Karl nahm Hlothar mit sich und befahl ihm, mit einigen Wenigen in einem dazu bestimmten Zelt zu bleiben. Hierauf, nachdem sie das Volk schon durch Eidschwur verpflichtet hatten, teilten sie das Reich unter sich in drei Stücke. Die Gemahlin des Kaisers, vom König Hludwich in Empfang genommen, wurde nach der italischen Stadt Tortona in die Verbannung geführt. Als dies Papst Gregor sah, kehrte er in großer Trauer nach Rom zurück; und von den Brüdern ging Pippin nach Aquitanien, Hludwich nach Bajoarien. Hlothar entließ das Volk und berief eine große Versammlung nach Compendium (Com-piögne). Er kam mit dem Vater nach der Stadt Suessiones (Soissons), wo er im Kloster des heiligen Medardus ihn in strenger Haft zu halten befahl; Karl trennte er von ihm und tat ihn in das Kloster Prüm in der Eifel, was dem Vater großen Kummer bereitete. Doch ließ er ihn nicht scheren. Er selbst vergnügte sich mit der Jagd, bis er zum Herbst, am ersten Oktober, wie festgesetzt war, den Vater mit sich führend nach Compendium kam. Auf dieser Versammlung, da viele der Anhänglichkeit an den Vater und der Untreue gegen den Sohn beschuldigt wurden, entkräfteten einige durch einfache Worte, andere durch Eidschwur die Anklage. Alle aber, außer den Urhebern, erfaßte Jammer über diese Sache und über solchen Wechsel der Dinge. Deshalb in Furcht, daß nicht etwa alles, was geschehen wäre, wieder zurückginge, sannen die Anstifter dieses nichtswürdigen Verbrechens mit einigen Bischöfen auf ein, wie sie glaubten, schlaues Mittel: sie wollten nämlich den Kaiser verurteilen, daß er für alles, was er schon abgebüßt hatte, noch einmal durch öffentliche Buße, nach Ablegung der Waffen, unwiderruflich der Kirche Genüge tun sollte, während doch sowohl die weltlichen Gesetze die einmalige Schuld nicht zweimal strafen, als auch das kirchliche Gesetz sagt, Gott verdamme nicht doppelt um ein und dasselbe. Wenige widersetzten sich diesem Urteil; viele waren damit einverstanden; die meisten, wie es bei solchen Gelegenheiten zu gehen pflegt, stimmten jedem Worte bei, um nicht die Vornehmen zu beleidigen. So wurde der Kaiser ungehört, ohne Geständnis und ohne Beweis verurteilt, und gezwungen, vor dem Leichnam des heiligen Bekenners Medardus und des

5. Bd. 1 - S. 209

1912 - Leipzig : Dyk
— 209 — heiligen Märtyrers Sebastian seine Waffen abzutun und vor dem Altar niederzulegen; dann bekleideten sie ihn mit einem Bußgewand und schlossen ihn unter strenger Bewachung in ein Haus ein. Nachdem dies geschehen war, kehrte das Volk, vom Reichstag entlassen, am Fest des heiligen Martin traurig über diese Dinge nach Hause zurück. Hlothar aber begab sich mit dem Vater für den Winter nach Aachen. Kurze Zeit darauf aber traf es sich, daß Hludowich und Hlothar verschiedener Angelegenheiten wegen in Mainz eine Unterredung hatten, bei welcher Gelegenheit Hludowich seinen Bruder Hlothar inständig bat, dem Vater eine mildere Behandlung zuteil werden zu lassen und ihn nicht in so strengem Gewahrsam zu halten; da aber Hlothar dies abwies, schied Hludowich traurig von dannen und pflog nun mit den Seinigen Rat, wie er seinen Vater aus der Haft befreien könnte. Hlothar aber traf wenige Tage vor dem Weihnachtsfest in Aachen wieder ein. So wurde der Herr Kaiser fernerhin zu Aachen in Haft gehalten, und man bezeigte sich nicht nur nicht menschlicher gegen ihn, sondern seine Feinde wüteten nur immer noch grausamer gegen ihn, Tag und Nacht auf die größten Kränkungen sinnend, um seinen Mut so zu brechen, daß er freiwillig die Welt verließe und sich in ein Kloster begäbe. Aber der alte Kaiser erklärte, daß er niemals ein Gelübde ablegen würde, solange er nicht freie Gewalt über sich habe. Da indes Hludowich erfahren hatte, daß seine Bitte, den Vater milder zu behandeln, beim Bruder nichts gefruchtet hatte, schickte er Gesandte an seinen Bruder Pippin, teilte ihm alles mit, was gegen den Vater unternommen worden war, und ließ ihn dringend bitten, daß er eingedenk der Ehrfurcht und Liebe zum Vater diesen gemeinsam mit ihm aus seiner Bedrängnis befreien möchte. Und Pippin sammelte alsbald ein Heer von Aquitaniern und denen, die jenseits der Sequaua (Seine) wohnen; Hludowich aber rief die Bayern, Australier, Sachsen, Alemannen und die Franken diesseits des Köhlerwaldes zu den Waffen; und mit ihren Heeren zogen sie darauf beide gegen Aachen. Als Hlothar dies hörte, verließ er Aachen (Ende Januar 814) und führte den Vater in derselben strengen Haft mit sich nach Paris; hier fand er Pippin mit seinem Heere schon angelangt, den nur der übermäßig hohe Wasserstand der Sequana vom Übergang über den Fluß abhielt, wie denn auch der hohe Wasserstand der andern Flüsse und die großen Überschwemmungen vielen der Herbeieilenden nicht geringe Hindernisse in den Weg legten. Als aber die sichere

6. Bd. 1 - S. 235

1912 - Leipzig : Dyk
— 235 — und Volkes, indem er ihnen aufs ernstlichste einschärfte, daß sie dieselben immer mit der gebührenden Ehrfurcht behandeln sollten und ihnen niemals von irgendeinem Patherbrunner Bischöfe oder seinem Klerus die kirchliche Verehrung versagt werden dürfe. Nachdem darauf noch zwischen den Geistlichen beider Kirchen, der Cenomannischen nämlich und der Patherbrunner, beständige Brüderlichkeit festgesetzt war, gab er ihnen die Erlaubnis, in ihr Vaterland zurückzukehren. Er begleitete sie aber zugleich mit der Volksmenge noch eine Strecke Weges und kehrte darauf mit nur wenigen zurück, weil kaum einer anders als gezwungen von einer so glorreichen Begleitung ablassen wollte. Als die Gesandten an den Fluß Hrenus (Rhein) kamen, begleiteten zahllose Volksmengen aus den westlichen Provinzen ihren heiligen Zug, welche jetzt, von weither nachgefolgt, notwendig nach Hause zurückkehren mußten. Eine nicht geringere Anzahl Sterblicher von den Völkern, welche die östliche Seite des Flusses bewohnen, kam ihnen entgegen, vorzüglich unsere Sachsen, da ihre Grenzen nicht weit von diesem Flusse entfernt sind. Denn sie, die erst vor kurzem zum Glauben bekehrt waren, waren auf die Nachricht von so großen Wundern aus allen ihren Wohnsitzen haufenweise hierher zusammengeströmt. Es standen also auf beiden Ufern unzählbare Scharen, welche sich gegenseitig mit sehr verschiedenen Gefühlen betrachteten. Denn wer wird jemals schildern können, mit welchen Dank- und Freudegefühlen jene Stunde die beseelte, welche den heiligen Schatz übernehmen sollten, welche Trauer und Wehklage aber sie den ihn Verlierenden brachte? Endlich, als die Träger des heiligen Leibes in das Schiff traten, warf sich die ganze Menge, welche nicht weiter folgen konnte, zur Erde und empfahl sich unter schwerem Seufzen einmütig und mit angelegentlicher Bitte dem Schutze des heiligen Liborius, als Zeugen ihrer Gefühle reichliche Ströme von Tränen vergießend. Ebenso warfen sich auch die zu Boden, welche am anderen Ufer warteten, empfingen die heiligen Reste mit aller Ehrfurcht und gaben ihnen voll Freuden, Gott lobend und dankend, das Geleite. So kamen sie also nach Sachsen, konnten aber vor der ihnen entgegeneilenden Volksmenge kaum weiter kommen. Gleichwohl beschleunigten sie ihre Reise so gut sie konnten und kamen am dritten Tage seit dem Übergang über den Hrenus, d. i. am 28. Mai, an welchem damals das heilige Pfingstfest gefeiert wurde, zu der lang ersehnten Patherbrunner Kirche. Als der heilige Leib, rings von unzähligen Scharen um-

7. Bd. 1 - S. 237

1912 - Leipzig : Dyk
— 237 — in dasselbe einzuführen. Darüber also begann der Kaiser in der öffentlichen Versammlung seiner Großen mit seinen Bischöfen und den übrigen Getreuen zu verhandeln und bat alle inständig, sie möchten ihm doch einen Mann nachweisen, der zu einem solchen Werke die rechte Lust und Fähigkeit besäße. Während tmit alle anderen dies zurückwiesen und erklärten, sie kennten durchaus keinen Mann, der eine solche Hingebung besäße, Christo zu Ehren eine so gefahrvolle Reise zu unternehmen, sagte der ehrwürdige Abt des Klosters Corbeja, Wala, zum Kaiser, er wisse einen Mönch in seinem Kloster, der voll glühenden Glaubenseifers und voll Sehnsucht sei, um Christi willen recht vieles zu dulden. Zugleich pries er dessen Bildung und Charakter und erklärte, er sei zu diesem Werke gar wohl befähigt, fügte jedoch hinzu, er wisse nicht, ob derselbe auch gewillt sein werde, sich gerade dieser Reise auszusetzen. Man berief den Mönch also — um es kurz zu fassen — auf Befehl des Königs in den Palast, und der Abt teilte ihm alles mit, was gesagt und getan war, und eröffnete ihm, wozu er berufen wäre. Er dagegen erwiderte, er fei zu allem bereit, wozu man im Dienste des Herrn seinen Gehorsam in Anspruch nehme. So führte man ihn vor den Kaiser, und als ihn derselbe fragte, ob er in Gottes Namen den König Heriold begleiten wolle, um den Dänen das Evangelium zu verkünden, da antwortete er ohne Zagen, das wolle er gar gern. Ja, als der Abt hinzusetzte, er bürde ihm diese große Last keineswegs im Wege des Befehls auf, auch da antwortete er, er erwähle diesen Beruf dennoch und wolle ihn jedenfalls erfüllen. Sobald dies Ereignis öffentlich bekanntgemacht wurde und alle, die im Hause des Abtes waren, davon Kunde erhielten, begannen viele die so große Veränderung zu bewundern, die mit Anskar vorgehen sollte, mit Anskar, der sein Vaterland und seine Verwandten verlassen, auch die Liebesbande, welche ihn an seine geistlichen Brüder knüpften, zerreißen und fremde Völker aufsuchen und unter unbekannten, wilden Menschen leben wollte. Viele aber begannen ihn sogar ob seines Vorhabens zu verwünschen und mit Schmähungen zu überhäufen. manche suchten ihn von seinem Entschlüsse abzubringen; allein der Mann Gottes verharrte unerschütterlich bei seinem Vorsatze. Während nun der Abt sich alle Tage in den Palast begab, blieb Anskar daheim, und ging mit niemandem um; vielmehr wählte er sich in einem naheliegenden Weinberge einen einsamen Ort, wo er sich mit Beten und Lesen beschäftigte. Damals befand sich auch im Gefolge des Herrn Abtes dort ein Mönch des Klosters, namens Autbert. Da dieser ihn so

8. Bd. 1 - S. 29

1912 - Leipzig : Dyk
— 29 — welche übriggeblieben waren von jener Niederlage, aus der Schlacht oder den Fesseln entkommen, berichteten: hier seien die Legaten gefallen, dort die Adler ihnen entrissen; wo Varns die erste Wunde beigebracht ward, wo er durch seine unselige Rechte und eigenen Stoß den Tod fand, von welcher Erhöhung herab Arminius redete, wie viele Galgen für die Gefangenen angelegt wurden, wie viele Gruben, und wie er die Feldzeichen und Adler frech verspottete. So brachte denn das anwesende römische Heer sechs Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen allesamt wie Verbündete, wie Verwandte zur Ruhe, da keiner unterscheiden konnte, ob er fremde oder der Seinen Reste mit Erde bedeckte — mit gesteigertem Zorn gegen die Feinde, tief betrübt zugleich und tief erbittert. Die erste Rasensode bei Errichtung des Grabhügels legte der Cäsar: den Toten ein willkommener Dienst, den Anwesenden ein Zeichen, wie sehr er ihren Schmerz teilte. Tiberins billigte dies nicht: sei es, weil er bei Germanikus alles mißgünstig auslegte, sei es, weil er glaubte, das Heer wäre durch das Bild der Erschlagenen und Unbestatteten träger gemacht zur Schlacht und zaghafter gegen die Feinde. 8. Von den Chauken an der Nordseeküste. Plinins erzählt: Wir haben im Norden die Stämme der Chauker gesehen, die größeren und die kleineren genannt. Dort dringt Tag und Nacht zweimal in ungeheurer Weite der Ozean mit unermeßlichem Wogenschwall gewaltig an, und begräbt unter seinen Fluten den ewigen Streit der Schöpfung: ob Meer, ob Land, keiner vermag es zu sagen. Dort hat das unglückliche Volk Höhen oder Erdhügel inne, die es mit eigener Hand aufgeworfen hat; es weiß ja ans Erfahrung, wie hoch die höchste Flut steigt. Darauf stehen ihre Hütten: Seefahrern gleichen sie, wenn die See das Land umher bedeckt, Schiffbrüchigen, wenn sie zurückgetreten ist. Rings um ihre Hütten machen sie Jagd auf die Fische, welche mit dem Meer entfliehen. Nicht ist es ihnen geworden, Vieh sich zu halten und von Milch zu leben, wie ihren Nachbarn, selbst nicht einmal den Kampf mit wilden Tieren zu bestehen; denn weit umher gedeiht kein Strauch. Aus Schilf und Riedgras flechten sie Stricke, um Netze für die Fische auszuspannen. Mit ihren Händen sammeln sie Schlamm, den sie dann mehr am Winde als an der Sonne trocknen; mit dieser Erde kochen sie ihre Speise, damit erwärmen sie sich,

9. Bd. 1 - S. 76

1912 - Leipzig : Dyk
— 76 — Berechnung, indem sie befürchteten Gefahren begegnen will, häufig die Gelegenheit, große Taten zu vollführen. — In diesem hochberühmten Kampf der tapfersten Völker berichtet man von 165000 Gefallenen auf beiden Seiten, abgesehen von 15000 Gepiden und Franken, die vor der eigentlichen Feldschlacht aufeinanderstießen und einander zusammenhieben, indem die Franken für die Römer, die Gepiden für die Hunnen fochten. Als Attila den Abzug der Goten erfuhr, hielt er, wie man gewöhnlich bei unerwarteten Vorgängen vermutet, es mehr für eine Kriegslist der Gegner und blieb noch länger im Lager. Als aber anhaltende Stille infolge der Abwesenheit der Feinde eintrat, da richtete sich sein Geist wieder zu Siegeshoffnungen auf; schon im voraus genoß er die Freude, und des Königs Geist schweifte zum früheren Glück zurück. Die Trennung der Feinde, die er oft gewünscht, machte ihn wieder sicher, und er brach auf zur Unterwerfung der Römer. Beim ersten Eindringen in Italien belagerte er Aquileja, die Hauptstadt Venetiens, auf einer Spitze oder Landzunge am adriatischen Meer gelegen. Da er sie nun lange Zeit belagerte, ohne etwas auszurichten — denn drinnen leisteten sehr tapfere Soldaten der Römer Widerstand — und auch schon sein Heer murrte und abzuziehen verlangte, da bemerkte Attila beim Umwandeln der Mauern, indem er überlegte, ob er abziehen oder bleiben sollte, weiße Vögel, Störche, die auf den Giebeln ihre Nester bauten, wie sie ihre Brut aus der Stadt schleppten und ganz gegen ihre Gewohnheit über die Felder davontrugen. Wie er nun ein ungemein scharfsinniger Beobachter war, bekam er gleich eine Ahnung der Zukunft und sprach zu den Seinigen: „Seht da, wie diese Vögel, die die Zukunft voraussehen, die zum Untergang bestimmte Stadt verlassen und wegen der drohenden Gefahr die Burgen fliehen, die bald fallen sollen!" Man halte dies nicht für bedeutungslos, für ein unsicheres Zeichen; die Furcht vor dem Kommenden verändert durch die Vorahnung desselben die Gewohnheit. Kurz, die Hunnen lassen sich wieder von Kampfbegier entflammen, um Aquileja zu erstürmen. Maschinen werden gebaut und Wurfgeschosse jeder Art in Anwendung gebracht, dann dringen sie unverzüglich in die Stadt ein, rauben, plündern, sengen und brennen mit solcher Grausamkeit, daß sie kaum eine Spur von ihrem einstigen Dasein übrig lassen. Darnach rasen die Hunnen, schon mutiger und noch nicht gesättigt am Blute der Römer, durch die übrigen Städte Venetiens. Auch Mailand, das Haupt von Ligurien, einst eine Kaiserstadt, verwüsteten sie in gleicher Weise und stürzten auch Ticmunt in

10. Bd. 1 - S. 67

1912 - Leipzig : Dyk
— 67 — lief) durch seine Häßlichkeit und sein Stammeln, denn er war zwerghaft, buckelig, krumm von Beinen, mit einer Nase, die so aufgestülpt war, daß man sie kaum vor den Nasenlöchern sah. Er erregte allen durch Aussehen, Tracht, Stimme und die zusammengestöppelte Rede, welche Lateinisch, Hunnisch und Gotisch durcheinander mengte, ein unauslöschliches Gelächter. Nur dem Attila nicht. Denn dieser blieb unverändert und sein Antlitz ohne Bewegung, und weder im Wort noch im Tun zeigte er Heiterkeit, außer daß er den jüngsten seiner Söhne, als dieser eintrat und zu ihm kam, an der Wange zog und mit freundlichen Augen anblickte. Als ich mich aber wunderte, daß er die andern Kinder nicht beachte und für dieses Neigung habe, erzählte mein Tischnachbar, ein Barbar, welcher der lateinischen Sprache kundig war und mich zuvor ermahnt hatte, nichts von seinen Reden weiter zu sagen, daß die Wahrsager dem Attila verkündet hätten, sein Geschlecht werde herunterkommen, durch diesen Sohn aber wieder erhöht werden. Als sie das Gelag in die Nacht hineinzogen, wollten wir endlich dem Trunk nicht mehr Bescheid tun und entfernten uns. Da es Tag wurde, gingen wir zum Onegis und sagten, wir müßten abgefertigt werden und nicht unnütz die Zeit ver- bringen. Er beschied, Attila wolle uns entsenden. Kurz darauf beriet er mit den Häuptlingen über die Forderungen des Attila und verordnete den Brief an den Basileus im Beisein der Schreiber und des Rustieius, der wegen seiner Sprachkuude den Barbaren bei Abfassung der Briefe half. Unterdes lud auch die Kerka, die Gemahlin des Attila, uns zur Tafel ein bei dem Adames, der ihre Geschäfte besorgte. Wir gingen zu ihm mit einigen Häuptlingen des Volkes und fanden Unterhaltung. Denn er nahm uns mit holdseligen Worten auf und mit auserlesener Mahlzeit, und jeder von den Anwesenden stand auf und bot uns mit skythischer Höflichkeit einen vollen Becher, und wenn man ausgetrunken, fiel er einem um den Hals und küßte uns und nahm den Becher zurück. Nach der Mahlzeit aber gingen wir in das Zelt und legten uns schlafen. Am andern Tage lud uns Attila wieder zum Mahle, und in der früheren Weise traten wir zu ihm ein und begingen die Ordnung des Mahles. Als das Mahl vorüber war, vergingen nach der Nacht noch drei Tage, da wurden wir entlassen und mit den herkömmlichen Geschenken geehrt. Attila befahl auch allen Großen seines Gefolges, den Maximinus zu beschenken, und jeder sandte diesem ein Roß. Es sandte aber Attila mit uns einen Skythen, welcher
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