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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 190

1854 - Leipzig : Engelmann
190 Das siebenzehnte Jahrhundert. kannten die Umgestaltung an, nur der päpstliche Stuhl zögerte aus Wohl- wollen für Spanien noch 28 Jahre. Die nach langer Unterbrechung einbe- Bragcm' rufenen portugiesischen Stande bestätigten die Revolution und trafen über Steuererhebung und Kriegswesen mehrere gute Einrichtungen. Ohne große Hann iv. Anstrengung behauptete sich Johann I V. gegen das machtlos ankämpfende \u '' Spanien. Sein ältester Sohn Alfons Iv. folgte ihm. Aber seine an Blöd- 1656-o?; sinn grenzende Schwachheit machte ihn zur Selbstregierung unfähig und sein * 1(!83‘ unsittliches Leben zog ihm die Verachtung des Volkes zu. Dadurch gelang es seiner französischen Gemahlin mit Hülfe eines von dem jüngern Bruder des Königs Don Pedro geleiteten Aufstandes, Alfons zur Entsagung des was. Thrones zu bringen. Don Pedro, mit der geschiedenen Königin vermählt, führte hierauf mit Einwilligung der Cortes, anfangs als Regent und dann, als sein in stumpfsinniger Muße in Cintra lebender Bruder gestorben war (1683), als König (Peter Ii.) die Regierung. Während seiner Regentschaft Jjg; wurde mit Holland ein Friede geschlossen, der den Portugiesen Br afi- lien und den Rest ihrer ostindischen Besitzungen sicherte. Dagegen wurde der.krieg mit Spanien hitziger geführt. Als aber Portugal von Frankreich und England Unterstützung erhielt und der französische General Schom- 1665. b e r g den Spaniern zwei große Niederlagen beibrachte (bei Almexial und Villa Vchosa), da fügte sich der Madrider Hof in die Nothwendigkeit und 1668. ánnte im Frieden von Lissabon die Unabhängigkeit Portugals an. Aber die Sicherstellung des portugiesischen Thrones war ein Nachtheil für die Freiheit der Nation. Die Cortes, die während der Revolution und der darauf erfolgten Kämpfe und Stürme große Macht erworben, wurden bald o dem Fürstenhaus Braga nza beschwerlich. Ihre Einberufung unterblieb hann v. allmählich und König Johann V. regierte wie ein Herr, „der von Gott und 170ü ^ Rechtswegen König ist." §.607. Die Empörung von Catalonien und Portugal führte den Sturz 1643. von Olivarez und die Erhebung Haro's zum Premierminister herbei. Aber bald erregte der Steuerdruck und die Aushebung für die Armee auch in Neapel und Sicilien drohende Bewegungen. — Dort schaarte sich das über die Härte und Habsucht der Steuererheber empörte Volk um einen Fischer 1647. von Atrani (bei Amalsi), M asan iello (Thomas Aniello), bemächtigte sich der Hauptstadt und zwang den Vicekönig in der Burg Schutz zu suchen. Zwar wurde Masaniello, der einige Tage als Oberhaupt von Neapel das größte Ansehen genoß, bald jedoch in Geistesverwirrung verfiel, von seinen Feinden ermordet; allein der Aufstand war darum nicht unterdrückt. Viel- mehr bluteten alle Spanier, die in die Hände der Rebellen sielen, als Opfer für Masaniello und Neapel wurde als Republik regiert. Erst als die spanische Regierung den verhaßten Vicekönig abrief und die Steuerlast minderte, kehrte Kcirl u. allmählich die Ruhe zurück. Auf Philipp Iv. folgte sein unmündiger, an 1cs0~ Körper und Geist schwacher Sohn K'arl Ii., für den seine Mutter, eine

2. Bd. 2 - S. 207

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 207 langen der gespornten Bekehrer, die das Haus des Abtrünnigen veriießell und in doppelter Anzahl bei den Standhaften einrückten, wirkten mächtiger als alle Lockungen des Hofs und alle Verführungen der Priester. Taufende entflohen ins Ausland, um auf fremder Erde ihres Glaubens zu leben; aber noch sehr groß war die Zahl derer, die unter allen Drangsalen standhaft blieben, als die Auf- 22 Hebung des Edikts von Nantes dem Verfolgungsfystem die Krone auf- ~i'6s5,' setzte und die Huguenotten in Verzweiflung stürzte. Ihr Gottesdienst ward gänz- lich verboten, ihre Kirchen wurden niedergerissen, ihre Schulen geschlossen, ihre Prediger, sofern sie dem für ihre Bekehrung verheißenen Preis widerstanden, des Landes verwiesen. Und als die Auswanderung in erschreckendem Maße zunahm, wurde dieselbe unter Galeerenstrafen und Güterverlust untersagt. Aber trotz aller Drohungen und Verbote trugen über 500,000 französische Calviniften ihre Be- triebsamkeit, ihren Glauben und ihr Herz in das protestantische Ausland. Die Schweiz, die Rheinpfalz, Brandenburg, Holland und England (Spitalsield in London) boten den Verfolgten ein Asyl. Ihre Bildung, ihre Industrie, ihre gei- stige Rührigkeit blieb nicht ohne Einfluß auf die Cultur der Völker, zu denen sie geflüchtet. Aber in Frankreich war der Wohlstand und die beneidete Blüthe der südlichen Landschaften dahin! Die Seidenwebereien und die Kunst des Strumpf- wirkens wurde durch flüchtige Huguenotten dem Auslande mitgetheilt; calvinische Schriftsteller richteten ihre Feder gegen Frankreich und calvinische Krieger traten in die Reihen der Feinde beim Wiederausbruch des Krieges. Schmeichler priesen den König als Vertilger der Ketzerei; aber der Heldenmuth der Bauern in den Cevennen und die Tausende von Huguenotten, die mit stiller Hausandacht sich begnügten, bewiesen, wie wenig der Religionsdruck dem gehofften Ziele zu- führte. Als sich nämlich die Verfolgung auch in die stillen Thaler der Eeven- nen erstreckte, wo Abkömmlinge der Waldenser, die sich den Ealvinisten ange- schlossen, in Glaubenseinfalt und nach alter Sitte dahinlebten, da fanden die Dränger hartnäckigen Widerstand. Die Verfolgung erhöhte den Muth der Ge- drückten, die Mißhandlungen steigerten ihren Glaubenseifer zur Schwärmerei. Angeführt von einem jungen Handwerker warfen die in leinene Kittel gekleideten Camisarden „die nackte Brust den französischen Marschnllen entgegen." Ein grauelvoller Bürgerkrieg, in dem über 100,000 Menschen bluteten, füllte die friedlichen Thaler der Eevennen und fand erst sein Ende, als der französische Machthaber den von flüchtigen Predigern im Dunkel der Wälder zum Fanatis- mus begeisterten Kämpfern Freiheit des Glaubens zugestanden. An zwei Mil- 1704. Horten Huguenotten blieben fast rechtlos und ohne Gottesdienst, bis mildere Zei- ten die strengen Ketzergesetze ermäßigten. — Auch die frommen Waldenser in den Thalern von Piemont wurden auf Anstiften französischer Religionseiferer um die- selbe Zeit verfolgt. 4) Ludwigs Xiv. Uebermuth und Oestreichs Bedrängniß. §. 019. Die Reunionen. Die Artikel des Nymweger Friedens waren von den europäischen Machten angenommen worden, wie sie Frank- reich vorgeschrieben. Ermuthigt durch diese Furchtsamkeit schritt nunmehr Ludwig zu den unerhörten Reunionen. Es wurde die Behauptung aufge- stellt, eineanzahlortschaften undgebietstheile seien als ehemaligepertinenz- oder Dependenz-Stücke der im Westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich gefallenen Landschaften und Städte in der Abtretung inbegriffen.

3. Bd. 2 - S. 253

1854 - Leipzig : Engelmann
253 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. schen Königsgesetz, ein Verfahren, das in der neuesten Zeit seine blutigen Früchte getragen hat. — August Ii. wurde als König von Polen anerkannt. Am längsten dauerte der Krieg mit Rußland. Erst als Peter die schwedische Küste mit Feuer und Schwert barbarisch verheeren ließ, willigte endlich die Regierung im Frieden von Nystädt in die Abtretung der reichen Provinzen Jngermanland, Esthland, Lievland und eines Theils von Ca re lien an die Russen gegen die geringe Entschä- digung von zwei Millionen Thaler. §. 650. 2) Rußland. Wie ganz anders ging Rußland aus dem Kampfe hervor. Der Zaar, der nunmehr den Kaisertitel annahm, hatte seinem Reiche blühende, cultivirte Länder erworben, seiner neugegründeten Seemacht zwei Meere erschlossen, die wenig bevölkerte Provinz Jngermanland durch erzwungene Uebersiedelung volkreich gemacht, Petersburg, das der europäischen Cultur naher lag als Moskau, zum Sitz der Regierung und zur Hauptstadt des Reiches erhoben und durch großartige Anlagen und Bauwerke in Aufschwung gebracht. Durch Anlegung von Canälen und Landstraßen erleichterte Peter den inner» Verkehr seines unermeßlichen Reiches; mit den Seestaaten des Auslandes wurden direkte Handelsverbindungen angeknüpst und zu dem Ende Seehäfen angelegt und die Schiffahrt befördert. Gewerbe und Manufakturen erfreuten sich besonderer Begünstigungen und neu erschaffene Berg we rke för- 4 derten den inneren Reichthum des Landes zu Tage. Dies hatte zur Folge, daß am Ende des zweiundzwanzigjährigen Krieges der russische Staat nicht nur schul- denfrei war, sondern das Finanzwesen sich in so gutem Zustande befand, daß der Kaiser unmittelbar nachher einen Krieg gegen Persien, hauptsächlich für 1722-24 Handelszwecke, unternehmen konnte. Auch die ganze Verwaltung des Reichs bekam durch Peter eine neue Gestalt. An die Stelle des alten Bojarenhofs trat der vom Kaiser abhängige und von ihm ernannte Senat als oberstes Reichsgericht in Petersburg; und in den Ukasen wurde nicht mehr wie früher der Zustimmung der Bojaren zu dem Willen des Souveräns gedacht. Zehn neue Regierungs-Kollegien mit bestimmtem Geschäftskreis leiteten die Verwaltung in den Provinzen. Eine nach französischem Muster eingerichtete Polizei sicherte die Hauptstadt, aber leider glaubte Peter, daß eine geheime J n- quisitionskanzlei auch zur guten Polizei gehöre, und ließ daher dieses von Iwan Wasiljewitsch gegründete schreckliche Institut bestehen. — Ja selbst eine Akademie der Wissenschaften wurde in Petersburg gegründet, aber von ihren gelehrten Forschungen hatte das rohe Volk keinen Gewinn. — Eine der folgen- reichsten Neuerungen Peters des Großen war die Aufhebung der Patriar- 1700. chenwürde und die Errichtung der h e i l i g e n S y n 0 d e als oberster Kirchen- behörde, welcher der Kaiser Verhaltungsbefehle ertheilte. Eine nach dem Tode des Patriarchen Adrian von Peter angeordnete zwanzigjährige Verwesung sei- ner Stelle hatte das Volk zuvor eines kirchlichen Oberhauptes entwöhnt. Hätte Peter noch seinen Plan, dem ganzen Reiche ein allgemeines Gesetzbuch zu ver- leihen, ausgeführt, so wäre die Staatsorganisation zur Vollendung gebracht wor- den. — Aber wie viel Peter auch für Cultivirung seines Landes that, er selbst blieb bis an das Ende seines Lebens ein der Völlerei und rohen Sinnesgenüssen ergebener Despot. Eine zweite, in Begleitung der Kaiserin Katharina unternom- mene Reise durch Deutschland nach Holland und Frankreich bewies, wie weit noch die russischen Sitten hinter der europäischen Civilisation zurückstanden; und Pe- ters Verfahren wider seinen einzigen Sohn Alex ei, auf den er die Abneigung gegen dessen verstoßene Mutter übertragen, zeugt von der harten Gemüthsart des Machthabers. Durch Trotz und störrisches Wesen hatte Alexei die Liebe seines

4. Bd. 2 - S. 257

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustande. 257 rakter, wenngleich von liebenswürdigem Wesen, erlangte nach Entsagung aller Ansprüche auf Polens machtlose Krone die seiner Gemüthsart weit ent- sprechendere Herrschaft über das Herzogthum Lothringen. Um Frankreichs Beitritt zur pra g mati sch en S a n cti o n zu erlangen, willigte Karl Vi. in die höchstnachtheiligen Friedensbedingungen, wornach Franz Stephan, Herzog von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn, sein Erbland gegen das durch das Erlöschen des Mediceischen Hauses erledigte Toskana ver- 1737- tauschte, Lothringen und Bar dagegen an Stanislaus und nach dessen Tod an Frankreich kam, und Neapel und Sicilien als Königreich dem spanischen Prinzen Don Carlos (§. 638.) überlassen wurde. Noch 29 Jahre regierte hierauf Stanislaus, der Gönner der Jesuiten, mit dem Titel eines Königs in Lüneville und Nancy, geliebt und geehrt von seinen Unterthanen, ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften, ein Verschö- nerer der lothringischen Städte. Polen dagegen ging unter Friedrich August Iii. seiner völligen Auflösung entgegen. Der sogenannte P acificationsreichstag erklärte jeden für infam oder vogelsrei, der fremde (also auch sächsische) Heere ohne besondere Be- willigung der Republik in's Königreich führen würde und verschärfte aus Besorgniß, der König möchte für den Glauben seiner Jugend noch einige Neigung haben, die harten Dissiden tengesetze. „Kaum sollte man überhaupt ein Regentenleben dieser Art, wie 1736. König Augusts Iii. war, eine Regierung nennen; denn der regiert doch nicht, der blos durch sein körperliches Dasein wirkt? Mißhclligkeiten der großen Familien arteten unter ihm bis zu wahren Fehden aus. Die roheste Uncultur des Mittelalters herrschte unter dem allgemeinen Haufen der Nation, und die Großen, deren einzige Cultur oft kaum nur aus Reisen nach Frankreich entsprang, konnten selten Patriotismus oder wahren Charakter haben, denn wie sollte Patriotismus oder kraftvoller Geistescharakter bei der Erziehung entstehen, die sie gewöhnlich genossen; oder bei der eitlen, unthätigen, schwelgerischen Lebensart sich erhalten, die unter den Edelsten ihrer Art fast allgemein herrschend war?" Da der König und sein Minister Brühl sclavisch um Rußlands Gunst buhlten, so wurde der Einfluß dieses drohenden Nachbarstaates immer mächtiger. §. 653. 4) Preußen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst Kurfürst von Brandenburg, gab seinen Staaten einen mächtigen Aufschwung, theils in-Wilhelm dem er die getrennten, seit dem Anfänge des 17. Jahrhunderts dem kurfürstlichen 164°-88- Hause zugefallenen Landestheile Preußen und Cleve (§. 563.) mit dem Hauptland in nähere Verbindung brachte und zu einem zusammenwirkenden Ganzen umschus, theils indem er Einwanderungen aus gebildeten Landern in die durch den 30jährigen Krieg verödeten Provinzen begünstigte (französische Hugue- notten) und der Gewerbthatigkeit und den Künsten des Friedens kräftig aufhals, theils durch Bildung einer bedeutenden Kriegsmacht, womit er dem Lande eine unabhängige, selbständige Stellung erkämpfte. Auf diesen einsichtsvollen, kräftigen und besonnenen Fürsten folgte sein prachtliebender Sohn, Kurfürst Friedrich Iii., dem der äußere Glanz, womit Ludwig Xiv. den Hof von Ver-F^rich sailles umgeben, als der höchste Triumph irdischer Majestät erschien. Er setzte Ih- d-) daher den größten Werth auf eine prunkvolle Hofhaltung; eine verschwenderische im- Pracht in Kutschen, Marställen, Garderobe u. dgl., glänzende Feste und cere- monielle Feierlichkeiten gingen ihm über alles. Mit Neid sah er aus die Kurfür- sten von Hannover und Sachsen, denen das in seinen Augen unschätzbare Gut einer Königskrone zu Theil geworden, und wie groß war seine Freude, Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 17

5. Bd. 2 - S. 267

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustände. 267 eines engherzigen, pietistisch beschrankten Commandanten büßte; Schiller entging vielleicht einem ähnlichen Schicksal durch die Flucht. — Inbayern folgte auf Bayern. Maximilian Emanuel (1679 —1726), der durch seinen Bund mit Frank- reich sein Land ins Verderben stürzte (§. 632.), sein Sohn Karlalbert (1726 — 1745, vergl. §. 658.), der nicht minder durch seine Eitelkeit und Prachtliebe, wie durch den unglücklichen Versuch, mit Hülfe der Franzosen die östreichischen Lander an sich zu reißen (tz. 658.), das schrecklichste Elend über sein Volk brachte. In Bayern herrschte am Hofe wie im Land Rohheit, Unwissenheit und Aberglauben in unglaublichem Grade. Jagdhunde, Pferde und Kirchenfeste verursachten hier einen eben so großen Aufwand wie anderwärts Opern und Hof- feste, und zehrten am Wohlstände des Landes. Unter M aximi l i an I o sep h (1745—1777) erlebte Bayern bessere Zeiten, wenn schon auch seine Kräfte nicht hinreichten, die Wunden zu heilen und die tiefen Mißstände zu heben. Er ließ Justiz und Gerichtswesen bessern und die Strafgesetze schärfen, weil die Zahl der Verbrecher und Landstreicher zu einer erschrecklichen Höhe gestiegen war; er hob die Universität Ing olstadt aus dem Zustande der Barbarei und Rohheit, in die sie seine Vorgänger hatten gerathen lassen; aber die Jesuiten blieben nach wie vor im Alleinbesitz der akademischen Stellen und waren bei Hofe einflußreiche Beichtväter und Prinzenerzieher; er beförderte Künste und Wistenschaften, allein in dem von Geistlichen und Mönchen geleiteten und von der Nacht des Aberglau- bens bedeckten Lande blieb dievolksbildung stets zurück und die Wissenschaft ohne praktischen Einfluß. Die Finanzuntcrnehmungen des wohlmeinenden Kurfürsten wurden unter den Händen hartherziger und eigennütziger Amtleute eine Quelle neuer Bedrückungen und was halfen alle Wünsche zur Hebung und Befserstel- lung des Bauernstandes, wenn er das Jagdwesen und den Wildstand unverändert forrbestehen ließ, damit er selbst und der rohe Landadel ihrer gewohnten Jagdlust leben könnten? Auf ihn folgte Karltheodor von der Rheinpfalz (1777 — 1799). — Kein deutsches Land hat wohl so viele Leiden und Drangsale aufzu- weisen als das Kurfürstenthum Sachsen unter Friedrich August Ii. (1694 ®ac£,,en- —1733), dem Bruder Johann Georgs Iv. (tz. 495.) und seinem Sohn Frie- drich Aug ust Iii. (1733—1763). Jener, ein leichtsinniger, gottvergeffener Fürst, opferte seiner Sinnenlust, seiner Prachtliebe und seiner Eitelkeit den Glau- den seiner Väter, die Liebe seiner Unterthanen und den Wohlstand seines Landes. In kurzsichtiger Verblendung verscherzte er durch seinen unbesonnenen, aus poli- tischen Beweggründen unternommenen Uebertritt zur katholischen Kirche die sichere Stellung Kursachsens als Haupt des protestantischen Deutschlands, um die leere Würde eines polnischen Wahlkönigs zu erlangen. Ueber Opern und Concerten, über Festlichkeiten und Lustschwelgereien, über Mätressen und Jagden übersah der gewissenlose Fürst die Thränen seines Landes während des schwedischen Kriegs und die Leiden des gedrückten schwerbesteuerten Volks (vergl. tz. 643.645.651). Nicht besser war der Zustand Sachsens unter Friedrich August Iii., der sich ganz der Leitung des hoffärtigen, schwelgerischen und despotischen Grafen Brühl überließ (vergl. tz. 652. 658). — Nach einer fünfjährigen Zwischenregierung (1763—1768) kam Friedrich August Iv. auf den Thron, den er 59 Jahre lang (1768—1827) mit Ehren besaß. Unter ihm erlebte Sachsen glückliche und glänzende Zeiten und manche Wunde konnte vernarben; aber nach einigen Jahr- zehnten trafen die Schläge des Unglücks mit neuer Gewalt Haupt und Glieder, Land und Volk. An dem Aufschwung, den zu seiner Zeit Kunst, Literatur und Wissenschaft in Deutschland nahm, hatte Sachsen und Thüringen keinen gerin- gen Antheil; das Schulwesen erfuhr große Verbefferungen, und die Friedenszeit

6. Bd. 2 - S. 268

1854 - Leipzig : Engelmann
268 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. in den 70er und 80er Jahren wirkte wohlthatig auf Handel, Gewerbsamkeit und Ackerbau; die regsamen, häuslichen und sparsamen Bewohner der Städte und Dörfer gelangten wieder zu Glück, Wohlstand 'und Zufriedenheit. — Hannover. Während dieser Friedenszeiten nahm auch in Hannover der materielle Wohl- stand zu. Die Abhängigkeit von England gereichte dem Lande nicht zum Nach- theil, indem die englischen Könige ihr deutsches Stammland stets mit einiger Vorliebe behandelten und ihm von ihrem Ueberfluß manches zuwendeten. Die unter Georg Ii. gegründete Universität Göttingen (1737) war eine weithin strahlende Leuchte in Norddeutschland. — Für das Aufblühen der Kunst und Literatur, für das Wachsthum der Bildung und Wistenschaft waren die deut- schen Residenzstädte und die zahlreichen Fürstenhöfe, namentlich in der zweiten Halste des 18. Jahrhunderts, höchst förderlich; wäre nur dieser hohe Bildungs- grad und Literaturblüthe ein genügender Ersatz gewesen für die Verarmung des Volks, für dieabnahme der Charakterstärke, der Thatkraft und der männlichen Tugend und für den Untergang aller politischen Freiheit, alles öffentlichen Le- bens, aller praktischen Volksthatigkeit. :r. Der östreichische Erbfolgekrieg £4-50—494s. 1714. 1716. 1717. 21. Juli 1718. §.657. Karls Vi. Türkenkrieg e. Kaiser Karl Vi. warein gut- müthiger, aber in keiner Weise bedeutender Fürst, der die im Anfänge seiner Regierung errungene Vergrößerung der östreichischenmonarchie in seinen spa- tern Jahren durch nachtheilige Friedensschlüsse und Vertrage theilweise wieder einbüßte. Kaum war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, so brach diepforte den Carlowitzer Frieden (§. 620.) und entriß, im Einverständniß mit den über den religiösen und materiellen Druck der venetianischen Herrschaft empörten Griechen, jenem reichen und harten Handelsstaate den Peloponnes (Morea) wieder. Oestreich, zur Gewährleistung jenes Friedens verpflichtet und für seine eigenen Erwerbungen besorgt, schloß mit den Venetianern ein Bündniß. Dies benutzten die durch das Waffenglück in Griechenland über- müthigen Osmanen zur Kriegserklärung an Oestreich. Aber auch diesmal behielten die kaiserlichen Heere die Oberhand. Eugens glänzende Siege bei Peterwardein und Belgrad zwangen diepforte zu dem nachtheiligen Frieden von Passarowitz, worin sie zwar im Besitz des eroberten Pe- loponneses blieb, aber an Oestreich Temeswar, die Walachei bis zur Aluta und Belgrad nebst einem beträchtlichen Stücke von Bosnien und Servien abtreten mußte, so daß jetzt Nissa, Widdin, Nikopoli und Sophia die Grenzfestungen des osmanischen Reichs gegen Ungarn bildeten. Der Sultan überzeugte sich, daß das türkische Kriegswesen dem durch neue Erfindungen stets verbesserten und ausgebildeten europäischen nicht mehr ge- wachsen wäre und suchte mit Hülfe des tapfern, aus Frankreich und Oestreich verwiesenen, in Konstantinopel zum Islam übergetretenen Abenteurers Bonne- val (Achmet Pascha) Heerwesen und Artillerie nach europäischem Muster umzu- gestalten. Aber diese Neuerung, verbunden mit einer Verkaufssteuer (Accis), erzeugte einen gefährlichen Aufstand der Janitscharen, durch den die Abschaffung

7. Bd. 2 - S. 235

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 235 gewechselt, der tägliche Verkehr mit Geldscheinen geführt. Was anfangs freiwillig geschah, wurde später durch Edikte gefordert. Die habsüchtigen Großen bereicher- ten sich, indeß der Bürgerstand bei dem gänzlichen Bankbruch, der sich bald herausstellte, seine Habe verlor. Das ausschweifende Leben stürzte den Herzog Regenten früh ins Grab, worauf Ludwig Xv. die Regierung selbst übernahm 7722. und die Leitung des Ministeriums seinem alten Lehrer Fleury, einem friedfer- tigen, auf Hebung des Ackerbaues, der Industrie und des Seewesens bedachten Prälaten in die Hände gab. tz. 638 a. 2) Spanien. Philipp V. war ein schwacher, von Weibern be- herrschter Regent. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin leitete ihn die Gräfin Ursini noch unumschränkter als zuvor, bis die neue Königin, Elisabeth von Parma, sie gleich nach ihrer Ankunft aus Spanien entfernte. Bei dem zuneh- menden Trübsinn Philipps kam alle Macht in die Hände der Königin und ihres vertrauten Ministers, des ränkevollen Italieners Alb ero Nt, der nunmehr ein absolutes Kabinetregiment begründete und den Ehrgeiz seiner Gebieterin zu Kriegs- und Eroberungsplänen benutzte. Er hob das spanische Seewesen und suchte dann die durch den Utrechter Frieden seinem König entrissenen Staaten in Italien wie- der zu erobern. Schon war Sardinien und Sicilien in den Händen der Spanier, als die drohende Haltung der Quadrupelallianz (Frankreichs, Eng- lands, Oestreichs und Hollands) den furchtsamen Philipp so schreckte, daß es einer von dem Herzog Regenten von Frankreich gebildeten weiblichen Hof-Cabale nicht schwer ward, Alberoni zu stürzen. Er erhielt Befehl innerhalb zwei Tagen 1719- das Reich zu verlassen; die Eroberungen wurden aufgegeben. Aber der ränke- vollen Königin Elisabeth gelang es doch nach einigerzeit, für ihren ältesten Sohn Karl das Königreich Neapel und Sicilien und für ihren zweiten Sohn Philipp dasherzoglhum Parma, Piacenza und Guastalla zu erwerben. So erhielten diese Staaten bourkonische Herrscher. — Philipp V. 1724. übergab in einem Anfall von Schwermuth die Regierung seinem ältesten Sohne; als dieser aber schon nach 8 Monaten starb, übernahm er dieselbe wieder, ohne sich jedoch um die Staatsgeschäfte zu kümmern, die der holländische Abenteurer Rippecda nach den Wünschen der Königin leitete. Dadurch verlor Spanien immer mehr an Einfluß auf die Gestaltung der Dinge in Europa. Als endlich Philipp V., dessen Melancholie mit'den Jahren wuchs, unter Gram und Sorgen 1746. ins Grab sank, folgte ihm sein zweiter Sohn (erster Ehe) Ferdinand Vi., auf den des Vaters Gemüthskrankheit übergegangen war, so daß er zuletzt in unbeilbare 1746-59. Schwermuth versank und nur bei Harfenspiel und Gesang, wie auch Philipp und weiland König Saul, Erleichterung fand; daher der Opernsänger Farinellia^ff^ großen Einfluß bei Hofe gewann. Nach Ferdinands Tod folgte dessen Halbbruder inneapel. Karl, bisher König von Neapel und Sicilien, welches Reich er seinem dritten ^Apa- Sohn Ferdinand überließ. nie». tz. 638 b. 3) Italien, a) Oberitalien. Die Herzoge von Sa- voyen und Piemont wußten durch kluge Benutzung der politischen Umstände und durch glückliche Bündnisse mit mächtigen Fürsten in Kriegszeiten ihr Gebiet Karl zu erweitern und die Verluste gegen die Schweiz durch Erwerbungen in Italien E'mmuel auszugleichen. Karl Emanuel der Große zog aus den französischen Reli- kw gionskriegen (§. 537. ff.) und der kirchlichen Spaltung der Schweiz mancherlei Vortheile, wenn schon die großen Hoffnungen, die er genährt hatte, nicht alle in deusi.^ Erfüllung gingen. Vi ctor Amadeus I., erwarb bei Gelegenheit des Man- ^Kar?"' tuanischen Erbfotgestreits (h. 572.) einen schönen Theil des Herzogthums Mont- ^Ema- ferrat. Unter seinem Sohn Ka r l Em anu el Ii. brachte eine streitige vor-1037 - 75.

8. Bd. 2 - S. 237

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 237 wohner und verjagten ihre bisherigen Gebieter. Nach einem langen wechselvollen i73o. Kampfe, wahrend dessen es dem deutschen Abenteurer B a r o n T h e o d o r von 1736. Neu Hof gelang, sich auf einige Zeit zum König von Corsika aufzuschwin- gen, riefen endlich die Genuesin die Franzosen zu Hülse. Aber die Corsikaner vertheidigten sich lange mit großer Tapferkeit, besonders seitdem Paoli an ihrer 1755. Spitze stand, so daß die Franzosen nur mit der größten Mühe und Anstrengung sich der Insel endlich bemächtigten, worauf Genua dieselbe vertragsweise an Frankreich abtrat. Paoli und seine Genossen fanden Schutz in England. Wah- 1768. rend des östreichischen Erbfolgekriegs (§. 660.) wurde Genua von kaiserlichen 1743. Truppen eingenommen und sollte gezwungen werden, die Landschaft Finale an Sardinien abzutreten. Allein die Genuesen erregten einen Aufstand und schlugen die Oestreicher mit großer Tapferkeit zu ihren Mauern hinaus; und alle Anstren- gungen der Feinde, die Stadt wieder zu erobern, waren vergeblich. Im Aache- ner Frieden (§. 661.) erhielt die Republik ihr ganzes früheres Gebiet zurück. — Mailand nebst Mantua blieben seit dem Frieden von Utrecht 1748- (§. 636.) im Besitze Oestreichs. li) Mittel-Italien. Die alte Republik Florenz wurde zuerst in ein Heczogthum (§. 383.) und um 1569 in ein Großherzogthum Toskana verwandelt und noch zwei Jahrhunderte von der M e d i cei sch en Familie nicht ohne Ruhm verwaltet. Cosmo, ein kluger, unternehmender, aber treuloser Fürst, erweiterte das Gebiet durch Erwerbung von Siena und andern Territo- rien, und begründete die Unabhängigkeit des Herzogthums durch die schlaue Ent- fernung der spanischen Besatzungen aus den bedeutendsten Städten seines Landes. Hierauf überwand er die Fl0rentinisch en Emigranten, die, unter der Leitung des entschlossenen St r 0 zzi und unterstützt von dem Papste und meh- iss4. reren italienischen Fürsten, feindliche Angriffe auf Toskana machten, um den Flo- rentinischen Freistaat wieder herzustellen, und richtete dann seine ganze Thatigkeit auf Vernichtung der republikanischen Formen und der ständischen Freiheiten und auf Begründung einer unumschränkten einherrlichen Gewalt. Dies geschah nicht ohne große Strenge, List und Grausamkeit, „denn der Herzog war argwöhnisch und die Florentiner sprachen gern von alten Zeiten. Wider Friedensstörer und Rebellen wurde ein eigenes Jnquisitionsgericht angeordnet, zum Ermorden der Rebellen durch Belohnungen ausgefördert. Bei Consiscation aller Güter und bei Lebensstrafe sollte Niemand ein Gewehr tragen. Kaum verhinderte noch To- re lli, daß nicht, der vermeinten religiösen und politischen Ruhe zu Ehren, aller Buchhandel zu Grunde gerichtet wurde." Von diesem Cosmo sagten die Ausgewan- derten,,, in ihrem schönen Tyrrhenerlande, wo sonst Gerechtigkeit und Ehre so viel gegolten, erscheine jetzt der als der Beste, der sich am meisten mitblut befleckt und die meisten Wittwen und Waisen gemacht habe." Als Cosmo durch solche Mit- tel seine Herrschaft befestigt, war er bemüht, den Wohlstand des Volks durch Beförderung des H andels und der Fabriken zu heben; auch die schönen Künste fanden in ihm einen freigebigen Gönner. Mit Kaiser Augustus, dem man den ersten Großherzog Cosmo mit Recht verglichen, hatte er auch in Familien- unfallen eine traurige Aehnlichkeit; doch haben sich die Verbrechen, wodurch seine Kinder fast sammtlich den Tod gefunden haben sollen, durch neuere Forschung als Erdichtungen herausgestellt. Man erzählte einst: „Ein Herzog v. Ferrara vergif- tete Lucrezia, Tochter des Großherzogs, seine Gemahlin; ein Fürst Orsini fand Gründe, Isabella ihre Schwester zu erwürgen; der Cardinal Johann von Medici ' wurde über einer Iagdstreitigkeit von Garcia, seinem Bruder, ermordert; diesen tödtete Cosimo, ihr beider Vater, eigenhändig;" (beide Brüder wurden das Opfer

9. Bd. 2 - S. 238

1854 - Leipzig : Engelmann
238 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. der Malaria), „Schmerz brachte die unglückliche Mutter zu Grabe; der Groß- herzog ließ auch seine älteste Tochter wegen unanständiger Liebschaft vergiften." Gebeugt von den vielen häuslichen Leiden übertrug Cosmo noch vor seinem Ende die is7s"sü° Regierung seinem Sohne Francesco, einem Fürsten, „der mit den sinnlichen 'Richtungen eines Spaniers die geistigen Liebhabereien eines Florentiners am grie- chischen Alterthum und an den schönen Künsten verband." Wie sein Vater be- günstigte auch Francesco Handel und Fabriken, wobei er sich selbst betheiligte und hohen Gewinn nahm; aber sein Liebesverhaltniß zu der schönen Venenanerin Bianca Capello, die mit ihrem Geliebten Bonavcnturi entflohen und in Florenz Schutz gesucht hatte gegen die Verfolgungen ihrer Familie, verursachte ihm viel häusliches Leid. Nach der Ermordung Bonaventuri's. und nach dem Tode der Großherzogin gelang es der rankevollen Bianca, Francesco's rechtmäßige Gemahlin zu werben. Ihr gleichzeitiger Tod wurde einer vergifteten Speise zu- nand \. geschrieben, welche Bianca für ihren Schwager, den Cardinal Ferdinand be- 1 fßoö hatte, die aber durch sonderbare Fügung ihr und ihrem Gemahl verderb- lich wurde. Ferdinand I. besaß den Herrschersinn und die Klugheit wie die Kunst- liebe und Sinnlichkeit der frühem Mediceer. Seine großartigen und ausgedehnten Handelsunternehmungen erwarben ihm unermeßliche Schatze und setzten ihn in den Stand, manche nützliche Einrichtung zu treffen. Livorno blühte auf. Mit großer Klugheit wußte er sich zwischen den Spaniern und Franzosen, die ihn wech- selsweise bedrohten und anlockten, durchzuwinden, so daß er das Großherzogthum 1609^21 ""abhängig und vergrößert seinem Nachfolger übergeben konnte. Unter Cosmo Ii. ~ ' behauptete Toskana noch seinen Reichthum und seine Blüthe, wenn schon der ausgedehnte Handel nach Osten und Westen sich zu mindern begann. In Kün- sten und Wissenschaften nahm Florenz, eine der schönsten und reichsten Städte des Erdbodens, immer noch einen hohen Rang ein; aber sinnliche Genüffe '1621 -28. hatten die Kraft der Bürgerschaft gebrochen und allen Freiheitssinn erstickt. nandu. Die nachfolgende vormundschaftliche Regierung und dann die lange Herr- 1628-70.^^ Ferdinands Ii. war ein Wendepunkt zum Schlimmen in der Flo- rentinischen Geschichte. Der gesammelte Schatz ging größtentheils verloren, als sich der Großherzog ganz an Habsburg anschloß und die leeren Hände der Spa- nier und Oestreicher mit den ersparten und erworbenen Summen seiner Vor- gänger füllte. Die Geistlichkeit gelangte zu großer Macht und zu politischem Einfluß; und die verkehrten Maßregeln der Regierung verbunden mit Pest und Mißwachs schlugen dem Lande tiefe Wunden, die selbst der äußere Glanz nicht zu verhüllen vermochte. Toskana ging von der Zeit an demselben Verfall ent- Cosmo gegen, in den schon die meisten übrigen Staaten des reizenden Italiens gerathen n;7o'_ waren. Banditenschaaren trieben überall ungestört ihr Raubwesen und spot- 1723. teten aller Gesetze und Obrigkeit. — Cosmo Iii., von Mönchen und Geist- lichen erzogen, hielt die Verherrlichung der Kirche, die Bekehrung der Ketzer und die Bereicherung des Klerus für seine erste und höchste Regentenpflicht. Seine lange Regierung wurde das Grab des Florentinischen Wohlstandes. „Man erhub das Geld, das auf unnütze Pracht und Stiftung neuer Klöster und Pensionirung von Proselyten verwandt wurde, durch unerträgliche Ab- gaben von den Unterthanen, und je weniger bei der abnehmenden Wohlhaben- heit des Landes die alten Steuern abwarsen, desto härter trieb man ihre letzten Reste ein und desto gieriger erfand man neue. Der Staat seufzte unter einer drückenden Last von Schulden und aller Wohlstand war vertrocknet." Noch kläg- licher sah es in der Herrscherfamilie selbst aus. Die Großherzogin ließ sich nach einer 13jährigen Ehe scheiden und führte in Paris ein Leben in niedrigster Sin-

10. Bd. 2 - S. 388

1854 - Leipzig : Engelmann
388 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. soldung der höhern und niedern Geistlichkeit durch dm Staat und ihre Bestatü gung durch die Curie in Rom die frühere Unabhängigkeit vernichten. Der Bund des weltlichen und geistlichen Gebieters war weder heilsam noch dauerhaft. Jeder strebte nach ausschließlicher Gewalt und der römische Bekehrungseifer nahm bald Aergerniß an der Bestimmung der Verfassung, daß nicht blos alle christlichen Confessionen, sondern auch die Juden bürgerliche und kirchliche Rechtsgleichheit haben und sich vollkommener Toleranz erfreuen sollten. 18. April 1802. Das Concordat, dessen Abschluß am ersten Ostertag durch ein öffentliches Dank- fest gefeiert ward, enthielt folgende wesentliche Bestimmungen: 10 Erzbischöfe und 50 Bischöfe werden von der Regierung ernannt und besoldet und vom Papst bestätigt. Alle Geistlichen, sowohl die unbeeidigten, als die beeidigten und verheiratheten, entsagen ihren Stellen, können aber aufs Neue eingesetzt werden. Die Ausgeschlossenen werden wieder in den Schoos der Kirche ausgenommen und erhalten bis zu ihrem Lode vom Staate einen Gehalt. Das cingezogenc Kirchengut verbleibt in den Händen der gegenwärtigen Besitzer; die Zahl der Feiertage wird beschränkt. Große Gewalt und Einstuß erhielt der monarchische Staat durch die Ueber- weisung des U n t e rri ch t s w e se n s an die weltliche Regierung. Da- durch, daß alle Lehrer und Schulanstalten vom Staate abhängig waren, erlangte dieser auf die Geistesrichtung des Volkes denselben Einfluß, den früher die Kirche besessen. Die Sorgfalt des Consuls war hauptsächlich den höhern Lehranstalten (beson- ders der von Monge eingerichteten polytechnischen Schule in Paris) zugewendet. Diese wurden von der Staatskasse reich fundirt, während man die Bürger- und Ele- mentarschulen (Primär- und Secundärschulen) den Gemeinden überwies, sie aber der Kaiserl. Aufsicht der Staatsbehörde unterwarf. Zur Zeit des Kaiserthums wurde die von der V= Regierung abhängige kaiserliche Universität an die Spitze des gesammtcn Schul- wesens gestellt, mit dcr Bcfugniß, alle Lehranstalten zu organisiren und zu überwachen, die Lehrer zu prüfen und das ganze Unterrichtswesen zu leiten, eine großartigemaßregel, wo- durch die Leitung des Unterrichts der Geistlichkeit entzogen und der Regierung anheim- Natianal'sieben ward. Das von dem Directorium an die Stelle der aufgehobenen Academieen er- Jnstitut. richtete N ati o n al-Jnstitut zur Pflege und Förderung der Künste und Wissenschaften wurde von Napoleon neu organisirt und erweitert, war aber nur eine gelehrte Prunkan- stalt, in der dem Consul und nachmals dem Kaiser Weihrauch gestreut wurde. *) Stammtafel der Familie Bonaparte ans Ajaccio auf Korsika. Carlo Bu o naparte^Laetitia, geb. Ramolini (f 1800 zu Rom). 1. Joseph Bonaparte, 2. Napoleon B., 3. Lucian B., 4. Elisa^Baceiochi, (Grafvon Survillierê) Fürst v. Canine. 41820. + 1844. + 1840. 5. Ludwig B., 0. Pauline^Borghcse, 7. Karoline^Mürat, 8. Hieronymus B. Herzog v. St. Leu + 1825, Gräfin v. Lipona(Napoli) Herzog v. Montfort ch 1846. ch 1839. (Gouverneur des Jn- validenhotels in Paris.) Napoleon Bonaparte^.J o seph in e B ea u h a rn ai s (geb. Lascher de la Pagerie) Eugen, Hortense^mit Ludwig Bonap. Herzog v. Leuchtenberg Herzoqin v. St. Leu 1 1824. f 1837. | I Ludwig Napoleon, (seit 1848 Präsident der franz. Republik, seit dem 2. Dec. 1852 Kaiser der Franzosen).
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