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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 299

1834 - Berlin : Enslin
299 zu schießen, so reizte er ihn dadurch zu so heftiger Rache, daß Tell den Geßler selbst in einem hohlen Gebirgsweg erschoß, wie sie denn durch diesen und andere dergleichen Vorfälle zu einem völligen Aufstand kamen. Auf einer Wiese im dunklen Walde, das Rütli genannt, traten die angesehensten unter ihnen, Walther Fürst, Werner Stauf- facher, Arnold aus Melchthal rc. zusammen und thaten einen feierlichen Schwur, dem Kaiser nicht mehr zu ge- horchen, sondern als freie Bürger zu leben, was sie dann auch durch die Vertreibung der Landvögte und durch die Vertheidigung ihres Landes mit den Waffen durchsetzten. So entstand im 1.1308 der Schweizerbund. — So wurde also im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts die freie Republik der Schweiz gegründet, welche sich aber erst in den folgenden Zeiten, als andere Gegenden und Städte hinzutraren, zu ihrer heutigen Ausbreitung erweitert hat. — Und als nach Albrechrs I. in demselben Jahre erfolgtem Tode, er wurde nämlich in der Schwei; von seinem Neffen Johann, dem er seine Erbländer vorent- hielt, ermordet, als nun die deutschen Fürsten wieder einen länderarmen Grafen zum Kaiser erwählten, näm- lich Heinrich von Luxemburg, als Heinrich Vii., so wußte dieser Kaiser durch die Erwerbung Böhmens, das Bei- spiel Rudolfs, sich eine Hausmacht zu bilden, klug nachzuahmen, und als er auch wieder nach Italien zog, so wurde er zwar in Rom von einem Kardinal, weil derpabst damals, wie nachher zu erklären ist, in Frank- reich residirte, zum Kaiser gekrönt, aber weil die vielen italienischen Staaten in zwei Partheien getheilt waren, in Ghivillinen und Guelfen-, zu welchen letzteren auch der König von Neapel gehörte, so hatten ihn die Ghi- billinen, welche sich für Freunde des Kaisers ausgaben, eigentlich nur nach Italien zu kommen gebeten, um seine Hülfe zu genießen, und keinesweges konnte er die frü, Here Kaisergewalt über dieses Land wieder gewinnen.— Als er sich dort mit dem König Friedrich von Sicilien verband,— noch im vorigen Jahrhundert, nämlich im J. 1282, war die sicilianische Vesper gewesen, bei welcher die Sicilianer alle Franzosen unter sich ermordet, und sich vom König von Neapel losgerissen hatten, indem sie einen Prinzen von Arragonien zu ihrem König er-

2. Vorschule der Geschichte Europas - S. 305

1834 - Berlin : Enslin
305 gann mit Kaiser Albrecht Ii. das habsburgksche Hans von neuem über Deutschland zu herrschen, welche Herr- schaft es bis auf die neuesten Zeiten behalten hat. We- gen des edlen Charakters, welchen dieser Kaiser besaß, war es sehr zu bedauern, daß er schon nach zwei Jah- ren starb, worauf die deutsche Kaiserkrone an seinen Vet- ter Friedrich Hi. kam, der zwar nicht selbst die rechte Herrscherthätigkeit besaß, doch aber von den guten Ent- würfen Albrechts Ii. vieles ausführen ließ, bis nach sei- nem Tode, im I. 1193, sein Sohn Maximilian I. als ein gar berühmter Kaiser auftrat, und sich nicht nur durch neue Einrichtungen im deutschen Reiche berühmt machte, sondern auch, wie nachher erzählt wird, den Grund zu der Größe der östreichischen Macht legte, mit deren großer Ausbreitung dann die neue Geschichte be- ginnt. So hatte nun in den beiden letzten Jahrhunder- ten des Mittelalters, dem vierzehnten und fünfzehnten, das deutsche Reich seine eigenen innerlichen Schicksale gehabt, so wie auch Italien, in welchem Lande jedoch in diesen Zeiten noch zwei große Vorgänge stattfanden. Das Königreich Neapel nämlich bekam wieder ein an- deres Herrscherhaus, indem sich eine Königin von Nea- pel, Johanna, mit einem Prinzen von Arragonien in Spanien vermählte, und nach vielen Kämpfen, die darüber entstanden waren, indem auch der König Ludwig von Un- garn wegen Heirathsverwandtschaft auf Neapel Anspruch machte, geschah es endlich doch, daß dieses Reich an das Königshaus von Arragonien kam, welches also seine Macht nicht nur über einen großen Theil von Spanien, sondern auch über Süd-Italien und die umliegenden In- seln ausbreitete, so daß man sich seit der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts im Süden Europas diese aus- gebreitete arragonische Macht zu denken hat. Und in dem nördlichen Italien war es ein Hauptvorgang, daß in den Bürgerstädten sich die Männer, welche die Kriegs- truppen anführten, zu fürstlichem Ansehen erhoben, und daß aus den Republiken wieder Fürstenthümer wurden, und am berühmtesten ist in Florenz eine reiche Kauf- mannsfamilie geworden, die Familie Medici, so daß in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Cosmo von Medici und Lorenzo von Medici als wohlthätige 20

3. Vorschule der Geschichte Europas - S. 311

1834 - Berlin : Enslin
\ — 311 — ähnliche Weise, obgleich sie in ihren Einrichtungen dem Königreich Arragonien nicht gleich kamen. Dabei wuch- sen ihre Reiche auch in ihrem äußern Umsang, denn wie das arragonische Königshaus auch zu dem Besitz von Neapel und Sicilien kam, und so seine Macht über das Meer verbreitete, so gelang es auch in diesen Zeiten in Portugal den Nachkommen Alfons des Großen, unter welchey Dionysius der Gerechte — 1325, Pedro I. — 1367 und Johann I. berühmt sind, den ganzen Umfang des heutigen Königreichs Portugal zu voll- enden, indem sie auch die südlichste Landschaft Algarvien von den Arabern eroberten, welche noch einige Zeit ein eigenes Königreich blieb. Aber am wichtigsten war die weitere Ausbreitung des Königreichs Kastilien, weil die nunmehrige völlige Wiedervertreibung der arabischen Macht in Spanien damit zusammenhing. Wie sich nämlich damals die inneren Einrichtungen der christlichen Reiche in Spanien immer mehr verbesserten und ausbildeten, so war es gerade das Gegentheil mit dem letzten ara- bischen Reiche Granada, welches bei der steigenden Aus- artung der Araber so sehr in Zerrüttung verfiel, daß es auch gegen die äußeren Feinde immer schwächer wurde, und seinem völligen Untergang entgegen ging. Dahin war es in diesem Reiche in der zweiten Hälfte des fünf- zehnten Jahrhunderts gekommen, als eben Kastilien von einer berühmten Königin, Jsabella, beherrscht wurde, > und Arragonien von Ferdinand dem Katholischen, einem Könige von großer Staatsklugheit. Dieser vermählte sich mit Isabellen von Kastilien, ohne daß jedoch ihre Königreiche dadurch vereinigt wurden, sondern Jsabella blieb auch^ als Ferdinands Gemahlin noch selbstständige Königin über ihr Reich Kastilien. Doch stand Ferdinand seiner Gemahlin Jsabella bei, als sie zuletzt auch die Er- oberung des Königreichs Granada unternahm, und im 3«-1492 rückten sie mit einem großen Heer in das weite Thal von Granada, um diese Hauptstadt zu erobern. Diese Eroberung gelang ihnen denn auch im folgenden Jahre, und der letzte König von Granada, Abdallah, nachdem er seine Stadt übergeben hatte, verschmähte es jedoch, unter vortheilhaften Bedingungen der Unter- than Isabellens zu werden, und ging lieber nach Afrika

4. Vorschule der Geschichte Europas - S. 256

1834 - Berlin : Enslin
256 machtigte, und in diesem Lande ein neues Königshaus gründete, das der Estritiden, welches nun nicht nur das elfte Jahrhundert hindurch im Besitz des dänischen Thro- nes blieb, sondern auch in dem folgenden Jahrhundert, wie später erzählt wird, zu besonderer Größe empor- wuchs. — Und da nun auf diese Weise die drei Lander des Nordens aus dem hinstnkenden Reiche Kanuts wie- der selbstständig hervortraten, so geschah dasselbe auch mit England, welches in der zweiten Halste dieses Jahr- hunderts ein neues bedeutendes Schicksal erlebte. — Nämlich nach dem Tode des dänischen Haralds konnten sich nun die Engländer der dänischen Herrschaft wieder ganz entziehen, und erhoben nun sogleich wieder einen Prinzen aus dem altsächsischen Königshaus, Eduard den Bekenner, auf ihren Thron. Dieser besaß denselben, obgleich andere Prinzen nähere Ansprüche darauf hatten, bis zum Jahr 1066, wo er kinderlos starb. < Nun ent- stand zwischen drei Männern ein Streit um die englische Königskrone, denn wie sie der englische Graf Harald Godwinson verlangte, der Eduards Schwager war, so machte auch der damalige norwegische König Harald wegen Verwandtschaftsrechten darauf Anspruch; das größte Recht aber sie zu fordern, glaubte eben jener Herzog Wilhelm von der Normandie zu haben, zu wel- chem Eduard der Bekenner in seiner Jugend als ver- triebener Prinz geflohen war, und dem er, wie Wilhelm vorgab, • sein Königreich aus Dankbarkeit in einem Te- stamente vermacht hallen sollte. Und wie nun diese drei Bewerber um die englische Krone mit ihren Kriegstrup- pen gegen einander zogen, um ihr Recht mit dem Schwerdte zu behaupten, da stießen zuerst die beiden Haralds auf einander im Norden von England, und lieferten die Schlacht bei Stamfordsbridge, im I. 1066, in welcher der englische Harald Sieger blieb. Nicht lange aber dauerte seine Siegesfreude. Als er nach London zurück- kehren und sich des Königreichs ganz versichern wollte, da stieg an der englischen Küste auch Wilhelm aus der Normandie mit einem Kriegsheere aus, daß Harald auch ihm entgegen eilen mußte, und in "demselben Jahr in der Schlacht bei Hastings wurde Harald von einem normannischen Pfeil tödtlich getroffen, und verlor Reich

5. Vorschule der Geschichte Europas - S. 325

1834 - Berlin : Enslin
indem sein Sohn Philipp der Schöne ebenfalls eine fol- genreiche Heirath machte. Er vermahlte sich nämlich in Spanien mit Johanna, der Tochter Ferdinand des Katholischen und der Jsabella von Kastilien, welche Er- bin der beiden Königreiche Arragonien und Kastilien und also von ganz Spanien war, welches nun dieser östrei- chische Prinz mit ihrer Hand auch erhalten sollte. Welch einen mächtigen zukünftigen Herrscher konnte jetzt Maxi- milian in seinem Sohne erblicken, da er zu dem Be- sitze von Oestreich, Ungarn und Böhmen auch den der Niederlande und Spaniens fügen sollte. Doch wurde ihm diese Hoffnung nicht erfüllt, denn als Philipp dort in Spanien bei seiner Gemahlin lebte, zog er sich eben- falls, indem er unvorsichtig in der Hitze trank, einen frühen Tod zu, der noch dazu auf seine Gemahlin Jo- hanna einen so tiefen Eindruck machte, daß sie ganz tief- sinnig wurde, und sich auch von dem Leichnam ihres schönen Gemahls nicht trennen wollte, den sie einbalsa- miren ließ und in einem gläsernen Sarg bei sich behielt. Maximilian aber mußte nun seine Hoffnung voll seinem Sohile auf seine Enkel übertragen, denn zwei Söhne hinterließ Philipp, Karl und Ferdinand, wovon der er- stere in den Niederlanden, der letztere in Spanien erzo- gen wurde. Nun war in seinen letzten Lebensjahren Maximilian bei sich zweifelhaft, ob er nicht, da der äl- teste seiner Enkel doch die Niederlande und Spanien erben mußte, dem jüngsten Oestreich mit den Ansprüchen auf Ungarn und Böhmen vermachen sollte, wodurch der große Landerbesitz in zwei Theile getheilt worden wäre. Ein berühmter Geistlicher jener Zeit aber, der ihm be- freundet war, überredete ihn, dieses nid)t zu thun, und das war der Erzbischof Schinner aus Sion in der Schweiz, der auch Kardinal war, und der hierbei zum Vortheil des römischen Pabstes und aus Haß gegen die Könige von Frankreich handelte, zu welchem er auf folgende Weise veranlaßt war. — Nämlich zu derselben Zeit mit dieser Erweiterung der östreichifchen Hausmacht durch glückliche Vermahlungen und Erbschaften, hatten auch die Könige von Frankreich eine fortwährende Absicht, ihre Macht zu erweitern, und zwar durch Eroberungen in Italien, wo sie auf einzelne Lander Ansprüche machten.

6. Vorschule der Geschichte Europas - S. 263

1834 - Berlin : Enslin
263 kam, und sich ihm gar nachgiebig erweisen mußte, weil er diesen Waffenstillstand vermittelte, und einige Jahre darauf, im Jahr 1183, wurde der Friede von Constanz geschlossen, in welchem Friedrich den Lombarden die Rechte zugestehen mußte, die er ihnen durch den roncalischen Reichstag hatte nehmen wollen. Dieses für Friedrich I. ungünstige §nde nahm es mit seinem Lombardenkamps, und die neue Stiftung seiner Gewalt in Italien, die er vorhatte, wäre ihm dadurch gänzlich vereitelt gewesen, hätte er sic nicht noch in seinen letzten Lebensjahren auf eine andere Weise erreicht. Während der Heerschaft seiner Vorgänger, die nur wenig nach Italien kamen, und während seiner vieljährigen Beschäftigungen in Ober-Italien hatte indeß in Unter-Italien, im Lause des zwölften Jahrhunderts, das Königreich Neapel immer mehr Festigkeit gewonnen, und Roger Ii. hatte es bis zum Jahre 1154 ungestört besessen, wo er es seinem Sohne Wilhelm I. überließ, dem nach einer kurzen Herr- schaft sein Sohn Wilhelm Ii. folgte. Nun gelang es Friedrich I-, nach dem Frieden von Constanz eine Ver- mählung zu stiften zwischen seinem Sohn Heinrich und Constanza, der Schwester des Königs Wilhelm I, wo- durch er sich die Hoffnung verschaffte, daß bei Wilhelms Ii. Tod, der kinderlos war, Constanze das Königreich erben, und es an seinen Sohn Heinrich bringen würde. Und ob er' gleich den Ausgang dieser Angelegenheit nicht er- lebte, so geschah cs doch alles nach seinem Wunsche. Friedrich I- selbst nämlich nahm nach einem so thaten- reichen Leben auch das Kreuz, um dem dritten Kreuzzug beizuwohnen, auf welchem er aber auf merkwürdige Weise sein Lebensende fand, indem er sich in Kleinasien in dem Flusse Saleph badete, und sich dadurch den Tod zuzog, im 1.1190. — In demselben Jahre starb auch in Nea- pel König Wilhelm Ii., und nun zog Kaiser Heinrich Vi., der nun schon seinem Vater auf dem deutschen Thron gefolgt war, sogleich nach Italien, um Neapel in Besitz zu nehmen, welches ihm auch, ungeachtet ein anderer Kronbewerber ihm entgegentrat, gar bald gelang. So erreichte also das hohenstaufische Kaiserhaus zu Ende des zwölften Jahrhunderts, ungeachtet der mißlungenen Kämpfe Friedrichs I., durch diese Erwerbung von Nea-

7. Vorschule der Geschichte Europas - S. 327

1834 - Berlin : Enslin
327 Kriege zwischen Karl V. und Franz. I. Heinrich Vih. von England Portugal. Emanuel der Große. § 3. Als nun nämlich Kaiser Maximilian im I. 1519 starb, so war sein Enkel Karl schon Herr der Niederlande und König von Spanien, da Isabella schon im I. 1510 und Ferdinand von Arragonien 1516 gestor- den war, und er also das vereinte Königreich erhalten hatte, und in Frankreich war im I.1515 auch Ludwig Xii. gestorben und hatte sein Königreich seinem Neffen Franzi, hinterlassen. Der harte nun schon vor Maximilians Tode das Herzogthum Mailand in Italien durch die berühmte Schlacht von Marignano, 1515, in welcher er als ein siegreicher junger Held auftrat, wieder erobert, und in- dem er auch wieder nach dem Königreich Neapel strebte, welches jetzt durch die arragonische Erbschaft der junge König Karl von Spanien ebenfalls besaß, so war es nicht zu verwundern, daß jetzt zwischen diesen beiden königlichen Jünglingen eine gewaltige Eifersucht entstand, die nun durch den Tod Maximilians auf das höchste gesteigert wurde. Denn nicht nur, daß Karl jetzt in den vollständigen Besitz aller östreichischen Lander kam, von Ungarn bis nach Spanien, wozu nun auch noch die neu- eroberten spanischen Länder in Amerika kamen, so daß er wahrhaft sagen konnte, daß die Sonne in seinem Reiche nicht untergehe, sondern indem ihn die deutschen türsten auch zu ihrem Kaiser erwählten, nach welcher Zürde Franzi, ebenfalls gestrebt hatte, so daß sich die- ser auch hier von ihm übertroffen fühlte, so mußte Fran- zens Eifersucht auf das höchste steigen, und er suchte bald Ursache, einen Krieg gegen den mächtigen Feind zu beginnen, der bei gleicher Jugend doch weniger zum Kriegshelden als zum klugen Staatsmann geschaffen war. Dieser erste Krieg zwischen Franz und Karl, denn es sind deren nachher mehrere geführt worden, begann im I. 1521, und indem die Kriegstruppen der beiden Herrscher an den Pyrenäen, in den Niederlanden, vor- züglich aber in Italien, als dem Hauptschauplatz, gegen einander fochten, so ereignete sich sogleich in den näch- sten Jahren für Franz, der in Italien den Krieg selbst führte, während Karl in Madrid blieb, ein großes Un- glück, indem er in der Schlacht von Pavia, im Jahr

8. Vorschule der Geschichte Europas - S. 328

1834 - Berlin : Enslin
328 1525 gefangen wurde, wo ihm dcr Vicekönig von Neapel knieend den Degen abnahm, und ihn in das nabgelegene Kartheuserkloster fuhren ließ. Mit einem königlichen Bewußtsein und Vertrauen glaubte nun Franz, daß Kai- ser Karl, wenn er ihn persönlich vor sich sehen würde, ihm auch sogleich seine Freiheit zurückgeben würde, und verlangte deshalb, zu ihm selbst nach Madrid gebracht zu werden. Sein Wunsch wurde erfüllt, und als er von Italien aus zu Schiffe dahin gebracht wurde, mußte er als ein gefangener König an den Küsten seines König- reichs vorbeisegeln, in welchem indeß seine Mutter, Louise von Savoyen, die Herrschaft für ihn gar klug ausübte. Als er dann nach mancherlei Gefahren und Beschweren in Madrid ankam, ließ ihm Kaiser Karl zwar eine präch- tige Wohnung in seinem Pallaste einraumen, aber über seine Gesinnung hatte sich Franz gar sehr geirrt, denn der staatskluge Herrscher ließ ihn gar nicht vor sich kom- men, sondern ließ nur durch andere mit ihm unterhan- deln. Et verlangte vor allem, daß er ihm das Herzog- thum Burgund, welches nach Karls des Kühnen Tod als ein Lehnsland wieder zu Frankreich gekommen war, wieder herausgeben sollte, dann wollte er ihn frei lassen. Als sich Franz mit Standhaftigkeit lange geweigert hatte, etwas von seinem Königreich fahren zu lassen, vermochte ihn doch endlich das drückende Gefühl der Gefangen- schaft, mit Karl den Traktat von Madrid zu schließen, im I. 1526, durch welchen zwar Franz die Herausgabe von Burgund versprach, aber dabei den festen Vorsatz hatte, sein Versprechen nicht zu halten. Durch diesen Traktat von Madrid wurde der erste Krieg zwischen Karl und Franz beendigt, und als nun letzterer aus der Gefangenschaft entlassen wurde, als er an vem Grenz- flüsse, der Bidassoa, bis wohin ihn die Spanier geführt hatten, seine beiden Söhne fand, die er als Geißeln für die Erfüllung seines Versprechens einstweilen nach Spa- nien schicken sollte, gönnte er denselben nur eine flüch- tige Umarmung, und indem er sich auf sein Pferd warf, sprengte er in sein Königreich wieder hinein, mit lautem Jubel ausrufend: Nun bin ich wieder Könrg von Frank- reich. — Und bald zeigte er, daß er sein in der Gefan- genschaft ihm abgezwungenes Versprechen nicht zu halten

9. Vorschule der Geschichte Europas - S. 329

1834 - Berlin : Enslin
329 gedenke, sondern indem er -mit dem König Heinrich Viii. von England und mit dem Pabst Clemens Vii. und mit anderen italienischen Staaten ein großes Bündniß schloß, denn seine Gefangenschaft hatte ihm diese Machte zu Freunden gemacht, so begann er sogleich wieder einen zweiten Krieg gegen Karl, indem er seine Kriegstruppen unter einem berühmten Feldherrn, Lautrer, nach^ Italien schickte, welcher auch nahe daran war, das Königreich Neapel wieder zu erobern. Ob aber gleich dieser zweite Krieg für Franz gar glücklich begonnen hatte, so war doch sein Glück nicht von Dauer, denn nachdem ein Feldherr Karls, Karl von Bourbon, ein französischer Prinz, der Franz untreu geworden war, im Jahr 1527 Rom belagert und erobert hatte, wobei sogar der Pabst. in Gefangenschaft gerathen war, was damals ein großes Aussehen machte, so war es größtentheils doch wieder die eigene Schuld Franzens, daß ihm Italien bald wie- der untreu wurde; besonders ließ er es geschehen, daß durch seine Hofleute, denen er sich hingab, der genuesi- sche Seeadmiral Andreas Doria, der mit seiner Flotte die Eroberung der Hauptstadt Neapel mit vollenden sollte, daß dieser Admiral beleidigt wurde, der nun mit seiner Flotte zu Karin überging, wodurch denn auch alles für Franz verloren ging, so daß er den Frieden wünschen mußte. Wie es nun so stand, so-kamen die Mutter Franzens, Louise von Sapoyen, und Karls Tante, Mar- garethe von Oestreich zusammen in Cambray in den Nie- derlanden, und da sie hier in zwei Zimmern neben ein- ander wohnten, und sich immer nach Belieben sprechen konnten, so kam durch ihre Bemühungen wieder ein Friede zwischen den beiden Herrschern zu Stande, der Friede zu Cambray, der deshalb auch der Damenfriede heißt, im I. 1529, mit welchem dieser zweite Krieg en- digte. Durch denselben mußte Franz alle seine Ansprüche auf Italien ausgeben, jedoch durfte er Burgund vor der Hand noch behalten, so wie er auch seine Söhne aus Madrid zurückerhielt. — König Franz konnte aber auch jetzt den Verlust seiner Ansprüche in Italien nicht ver- schmerzen, und wünschte bald von neuem einen Krieg anzufangen, um sie wieder zu gewinnen. Hierbei hoffte er vorzüglich darauf, daß Karl, auch Krieg mit den Tür-

10. Vorschule der Geschichte Europas - S. 271

1834 - Berlin : Enslin
271 daraus entstand, hatte er nicht vorausgesehen. Eleonore .nämlich vermählte sich bald wieder, und zwar mit dem Grafen Heinrich von Anjou, welcher jetzt, es war nun in der Mitte des Jahrhunderts, Erbe des Königreichs England war, und das war er auf folgende Weise ge- worden. Drüben in England nämlich hatte, nach dem Tode Wilhelm des Eroberers im Jahr 1087, fein Sohn, Wilhelm der Rothe, zu Ende des elften und zu Anfang des zwölften Jahrhunderts eine gar graufame Herr- schaft geführt, daß er auch endlich auf der Jagd er- mordet wurde, und nun ergriff sein jüngerer Bruder, Heinrich I., die königliche Herrschaft, weil sein älterer Bruder Robert, der schon Herzog der Normandie war, eben auf einem'kreuzzuge abwesend war. Und auch, als er zurückkehrte, behielt doch Heinrich I. nicht nur das Königreich England, sondern nahm ihm auch die Normandie, indem er den Bruder sogar in einer langen Gefangenschaft schmachten ließ. Da ihm aber nach so grausamen Verfahren doch der Wunsch nicht erfüllt wurde, .seine Krone auf einen Sohn zu bringen, weil er keinen männlichen Erben hatte, so ließ er schon im Jahr 1126 seiner Tochter Mathilde die englische Krone zu- sichern, und sie vermählte sich zugleich mit dem Grafen Gottfried von Anjou, der nach Heinrichs 1. Tode, im Jahr 1135, Mathilden nach England begleitete, um mit ihr das Königreich in Besitz zu nehmen. Da aber zu- gleich ein Neffe Heinrichs, der Graf Stephan von Bvu- logne, als Kronbewerber in England auftrat, so wurde zwischen ihm und Mathilden ein mehrjähriger Krieg um das Königreich geführt, und obgleich Mathilde nach mancherlei Wechseln in der Schlacht von Lincolm, im I. 1141, so glücklich siegte, daß sie Stephan gefangen nahm und in Ketten wegführte, so mißbrauchte sie doch ihr Siegesglück und betrug sich in England so roh, daß die Engländer wieder von ihr abfielen, und daß endlich Stephan doch die Krone behielt, wobei er jedoch mit Mathilden den friedlichen Vertrag schloß, daß nach sei- nem Tode das Königreich England an ihren Sohn Hein- rich von Anjou kommen sollte, welcher jetzt auch schon die Normandie besaß. So wurde also dieser Heinrich von Anjou Erbe von England, und mit ihm vermahlte
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