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daher wurden die Gardes du Corps, Alles junge Leute aus den vornehmsten
Familien, mit Steinwürfen und selbst mit Flintenschüssen ungestraft verfolgt;
denn diese Truppen waren als treue Anhänger des Königs dem Pöbel ver-
haßt. Am späten Abend traf nun auch das Pariser Heer unter La Fayette
ein. Dieser Mann war zwar ein Freund der Freiheit, aber voll Rechtlich-
keit und Ehrliebe. Er suchte jede Gewaltthätigkeit zu hindern, und hatte den
Haufen schwören lassen, dem Könige treu zu bleiben, und vor der Wohnung
desselben Achtung zu haben. Endlich trieb ein starker Regen Alles aus ein-
ander; ein Jeder lagerte sich so gut er konnte, die Straßen wurden still,
und La Fayette gab dem Könige die Versicherung, daß er für die Ordnung
Bürge sein wolle. Aber Orleans, Mirabeau und die andern Verschworenen
hatten sich indessen in Weiberkleidern unter die Soldaten gemischt, und durch
Austheilung von Geld und Branntewein die, welche noch an ihrer Pflicht
hielten, vom Könige abwendig gemacht, und mit Sehnsucht erwarteten die
Bösewichter den Anbruch des folgenden Tages, um ihre Verbrechen auszu-
sühren.
Am 6. October früh um 5 Uhr schlief noch die königliche Familie, als
sich vor dem Schlosse ein fürchterliches Mordgebrüll erhob. Die Mörder
steten über die treuen Gardes du Corps her, hieben mehrere derselben nieder,
und verlangten laut den Kopf der Königin. Ein andrer bewaffneter Haufen
drang indessen durch eine von der Nationalgarde absichtlich unbesetzt gelassene
Hinterthüre in das Schloß ein, und wandte sich, von Mitgliedern der Natio-
nalversammlung, unter denen Orleans und Mirabeau gewesen sein sollen,
geführt, nach dem Schlafzimmer der Königin. Ein Garde du Corps (Mio-
mandre de St. Marie), die Gefahr der erlauchten Frau bemerkend, opferte
sein Leben auf, das ihrige zu retten. Er lief eilend nach der Thüre ihres
Zimmers, und rief durch dieselbe: „Um Gottes Willen! retten Sie sich!
sonst sind Sie verloren!" Sie hatte nur noch Zeit, aus dem Bette zu sprin-
gen, und, in einen Morgenmantel gehüllt, durch eine verborgene Treppe
4iach dem Zimmer des Königs zu entfliehen, als schon die Mörder vor
ihrem Zimmer erschienen, den treuen Garde du Corps ermordeten, die Thüre
aufsprengten, und wüthend auf ihr Bette losstürzten. Als sie es leer fan-
den, stießen sie wilde Flüche aus, und durchbohrten es aus Wuth mit un-
zähligen Stichen. Die Grenadiere der königlichen Garde nahmen nun die
königliche Familie in Schutz, und trieben die Mörder aus den Zimmern.
Aber mit neuer Wuth wandte sich der Pöbel gegen die überall fliehenden
Gardes du Corps. Vorzüglich zeichnete sich ein Mensch von ungeheurer
Länge aus, der mit einem langen Barte, einer hohen Mütze und aufgestreif-
ten blutigen Armen umherging, und das gräßliche Geschäft trieb, den Ermor-
deten, noch ehe sie ganz todt waren, die Köpfe abzuhacken, die dann der
Pöbel auf Stangen steckte und umhertrug. Den Bemühungen La Fahettes
gelang es, einige Gardes du Corps zu retten.
Ludwig selbst begab sich auf einen Balcón, um zu dem untenstehenden
Pöbel zu sprechen. „Gnade für meine Leibgarde!" rief er mit ausgebreiteten
Armen, hinab. — „Hoch lebe der König!" war die Antwort des begeisterten
Haufens, der noch vor einer Stunde ihn ermordet hätte, wenn er in seine
Hände gefallen wäre. Man holte die gefangen gehaltenen Gardes du Corps
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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wig ausdrücklich jeden Gebrauch der Waffen verboten; daher wurden
die Gardes du Corps, alles junge Leute aus den vornehmsten Fami,
lien, mit Steinwürfen und selbst mit Flintenschüssen ungestraft ver-
folgt; denn diese Truppen waren als treue Anhänger des Königs dem
Pöbel verhaßt. Am späten Abend traf nun auch das pariser Heer unter
La Fayetre ein. Dieser Mann war zwar ein Freund der Freiheit,
aber voll Rechtlichkeit und Ehrliebe. Er suchte jede Gewaltthätigkeit zu
hindern, und hatte den Haufen schwören lassen, dem Könige treu zu
bleiben, und vor der Wohnung desselben Achrung zu haben. Endlich
trieb ein starker Regen alles aus einander; ein Jeder lagerte sich so
gut er konnte, die Straßen wurden still, und La Fayette gab dem
Könige die Versicherung, daß er für die Ordnung Bürge seyn wolle.
Aber Orleans, Mirabeau und die andern Verschworenen hatten sich
indessen in Weiberkleidern unter die Soldaten gemischt, und durch Aus-
theilung von Geld und Branntewein die, welche noch an ihrer Pflicht
hielten, vom Könige abwendig gemacht, und mit Sehnsucht erwarte-
ten die Bösewichter den Anbruch des folgenden Tages, um ihre Ver-
brechen auszuführen.
Am 6. October früh um 5 Uhr schlief noch.die königliche Fa,
milie, als sich vor dem Schlosse ein fürchterliches Mordgebrüll erhob.
Die Mörder sielen über die treuen Gardes du Corps her, hieben meh-
rere derselben nieder, und verlangten laut den Kopf der Königin.
Ein andrer bewaffneter Haufen drang indessen durch eine von der
Nationalgarde absichtlich unbesetzt gelassene Hinterthüre in das Schloß
ein, und wandte sich, von Mitgliedern der Nationalversammlung,
unter denen Orleans und Mirabeau gewesen seyn sollen, geführt,
nach dem Schlafzimmer der Königin. Ein Garde du Corps, (Mio-
mandre de St. Marie) die Gefahr der erlauchten Frau bemerkend,
opferte sein Leben auf, das ihrige zu retten. Er lief eilend nach der
Thüre ihres Zimmers, und rief durch dieselbe: „um Gottes Willen!
retten Sie sich! sonst sind Sie verloren!" Sie hatte nur noch Zeit,
aus dem Bette zu springen, und, in einen Morgenmantel gehüllt,
durch eine verborgene Treppe nach den; Zimmer des Königs zu ent-
siiehen, als schon die Mörder vor ihrem Zimmer erschienen, den trenen
Garde du Corps ermordeten, die Thüre aufsprengten, und wüthend
auf ihr Bette losstürzten. Als sie es leer fanden, stießen sie wilde
Flüche aus, und durchbohrten es aus Wuth mit unzähligen Stichen.
Die Grenadiere der königlichen Garde nahmen nun die königliche Fa-
milie in Schutz, und trieben die Mörder aus den Zimmern. Aber
mit neuer Wuth wandte sich der Pöbel gegen die überall fliehenden
Garde du Corps. Vorzüglich zeichnete sich ein Mensch von ungeheu-
rer Länge aus, der mit einem langen Barte, einer hohen Mütze und
aufgeftreiften blutigen Armen umherging, und das gräßliche Geschäft
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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i6o
Asien.
auch die Hochzeit noch über ein Vierteljahr entfernt. Bei
der Trauung giebt cs mancherlei Geschenke und Gebrauche,
und bei der Rückkehr von der Trauung sitzt die verhüllte
Braut nebst der Mutter und der an allen Fingern bering,
ten Schwach« oder Brautwerberin auf einem Wagen,
und auf den Straßen tanzt, singt und trinkt man.
Die Hauptnahrung ist Jagd und Fischfang, aber
wenig Ackerbau. Was man bedarf, macht man sich
selbst. Was die Kosaken als Krieger sind» wissen wir
jetzt zur Gnüge.
Ihre alten Vorrechte, völlig Abgaben frei zu sein,
beschrankt man jetzt immer mehr. — Wohl giebt es be-
rühmte Familien, aber keinen Adel. Der Offizier Heist
Vater oder Batka, und nennt man den Fremden Bru-
der. so ist er hochgeehrt. Stockprügel sind eines freien
Mannes unwerth, aber die Knute entehrt nicht.
Die Trachten sind sehr verschieden. Sehr viele tra-
gen sich polisch.
Die Tarlaren
wohnen in sehr verschiedenen Theilen des Reichs, und zie-
hen mit ihren Hcerdcn umher. — Mehrere sind ansößig.
Sie haben ihre eigenen Chane und Mursen, und sind
theils Heiden, meistens Muhamedaner, einige aber grie-
chische Christen. — Die Angesessenen haben in hölzer-
nen Hausern Stuben mit breiter Ruhebank, Kamine und
eingemauerte Kessel, Filze und Matten, Fenster von Ma-
rttnglaö oder Fischhaut. Die Herumziehenden wohnen
doch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Japaner. 133
Bei Verheicathungen giebt es mancherlei Feierlich«
keiten. Während der Priester des Amida Gebete mur«
melt, halten die Verlobten Fackeln in den Handen. Ein
Stück von einem Büffel wird geopfert; das Ucbrige bleibt
dem Priester. — Nach mehrtägigen Schmausen wird
die junge Frau in das ihr bestimmte Zimmer geführt,
welches sie nur jährlich einmal, nämlich bei den Begräb-
nißfcierlichkeiten ihrer Familie verlassen darf. — Die
Vorfahren und deren Gräber stehn hier eben so sehr in
Verehrung als in China.
Die Leichen der Armen werden beerdigt, die der
Vornehmen auf wohlriechendem Holze verbrannt, wobei
die Bonzen oder Priester viele Feierlichkeiten beobachten.
Nicht nur die Kleider und Waffen der Vornehmen werden
mit verbrannt, sondern selbst einige Diener; ja beim Tode
eines Prinzen sollen sich mehrere Diener und Pagen, oft
an 20, freiwillig entleiben. Die Asche wird in Urnen
in die prächtigen Gebäude der Vorfahren beigesetzt.
Es ist merkwürdig, daß die gemeine Sprache Ja«
pans mehr tartarisch ist, welches mit der Körperbildung
des Japaners wohl übereinstimmt — die Hof- und ge-
lehrte Sprache aber chinesisch, die auch auf chinesische Art
geschrieben wird, nämlich in Kolumnen von oben bis un-
ten herab, allezeit von der Rechten nach der Linken, da
hingegen die eigenthümliche Schriftart des Landes von der
Rechten nach der Linken, und von dieser wieder mit der
zweiten Zeile nach der Rechten, dann wieder nach der
Linken u. s. w. zuläuft.
Die
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
164
Asien.
Sie sind leidenschaftliche Jager, die einen Hirsch
eine Woche lang verfolgen, die Nester der Falken an den
gefährlichsten Felsenklippen aufsuchen, und trefflich die
Jungen zur^Jagd abrichten.
Sie feiern ein eigenes Fest vor der Bestellung des
Ackers, wobei nach einem Tuche geritten wird, welches
die jüngste Frau des Dorfes giebt, und stickt. Bei einer
Hochzeit giebt es Spiele, Tanze, Wettrennen, Gesänge
von Riesen, Zauberern und Großthaten der Vorwelt.
Die Braut wird oft um 200, oft nur um 6 Pferde ver-
handelt. — Die junge Baschkircnfrau fallt vor den
Gasten nieder, wenn diese sich gesetzt haben. Reitet sie,
so wird die aus Birkenrinde gemachte Lahnähnliche Wiege,
in welcher ihr Kind liegt, über die Schüller gehängt.
' An Reinlichkeit denkt man nicht, aber wohl anpuß^
Die Frauen lieben Glasperlen, und tragen eine hochaus-
gestopfte, buntausgenähcte Mühe. mit tausendfältigem
Klappcrwcrk, und darauf noch einen kegelförmigen Auf-
satz, und hinten dran einen mit Kopeken besetzten Strei-
fen; der Kaftan ist mit doppelter Reihe Glasperlen be-
seht, die Stiefeln sind von Leder oder Tuch.
Zum hohen Puh nimmt man die Beeren des Seidel-
bastes» und wäscht sich damit das Gesicht, damit es auf-
laufe, und ckn Ansehn von Fleisch und Fülle gebe.
Die Kirgisen oder Kirgiskosaken
sind Tartaren, die ihre eigenen Chane haben, und sich in
die weißen und schwarzen Knochen, d. i. Adel und Volk,
- . , theilen.
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Asien.
pfangt Opfer von allen Speisen und Getränken, und an
Festen, wo er aufgeputzt wird, werden ihm Lampen und
Raucherwerk angezündet.
Die Heerden, die der einzige Reichthum des Kal-
mücken sind, waren einst viel zahlreicher, und mancher
hatte allein 4000 Pferde, die in diesen Gegenden klein,
aber unermüdlich im Laufen sind, und einige Tage ohne
Wasser aushallen können. Nur Reiche halten Kameele.
Der Ziegen sind wenig, der Schafe mehr.
Im Sommer wandert die Horde, der Weide wegen,
alle sechs Tage weiter, aber nur nach einem der ihr zuge-
hörigen Bezirke. Bestimmte Leute ziehen voraus, um
für den Chan oder Fürsten, für den Götzen und die Geist-
lichen, die besten Plätze auszuwählen. Zu dem Zuge
putzt man sich, und während desselben singt man. Ge-
gen den Winter zieht man in südlichere Gegenden, und
wählt so viel möglich Schilfpläße, damit das Vieh eini-
gen Schuh habe. Dennoch verliert man oft das Drit-
theil der Schafe, und von den Pferden verlaufen sich
ganze Heerden. Ist der Schaden noch größer und allge-
meiner, so ist Hungersnoth unvermeidlich, denn der
Kalmücke bekommt fast Alles von seiner Heerde, selbst den
Mist zur Feuerung — denn Holz fehlt in diesen öden
Steppen überall, und Wasser ist so selten, daß man oft
drei Meilen zur Tränke treiben muß.
Man ißt fast alle Thiere, und selbst das umgefallene
Vieh. In Trögen wird das Fleisch mit Schaum und
Brühe aufgetragen; mit den Händen legt man vor, oder
man holt sich mit denselben heraus. — Selbst die Knechte
v essen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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