Rumänien.
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slavische Worte beigemischt sind. Ein wechselvolles Schicksal ward den
Bewohnern der nach Osten so offenen Donauebene zu teil; wiederholt
wurden sie von Wandervölkern überflutet und in die Gebirge zurückgedrängt.
Am meisten zu dulden hatten sie aber seit den: Mittelalter unter der Türken-
Herrschaft, von der sie erst 1878 besreit wurden. Die langjährige Knecht-
schast hat jede kulturelle Entwicklung hintangehalten; noch heute liegt die
allgemeiue Volksbildung arg danieder, aber unter den besseren politischen
Verhältnissen, unter der segensreichen Regierung eines Königs aus dem
Hause Hohenzollern arbeitet sich das durchaus gut beaulagte Volk wieder
empor, und es erblüht hier ein gesundes, kräftiges Staatswesen. Handel und
Gewerbe liegt zwar noch immer hauptsächlich in den Händen der Fremden,
unter denen die Juden vorwiege«. Die Rumänen selbst sind der her-
gebrachten Gewohnheit gemäß fast ausschließlich Ackerbauer und Viehzüchter.
Diese Beschäftigung ist in der fruchtbaren Ebene auch sehr ergiebig; sie
ermöglicht eine bedeutende Ausfuhr namentlich an Weizen und Mais sowie
an Rindern. Ihrer Religion nach gehören die Bewohner vorwiegend der
griechischen Kirche an.
Der Mittelpunkt der fruchtbaren Ebene ist B n k a r e st, rumänisch Sied-
Bnknrescht, die alte Hauptstadt der Walachei. Die Stadt zeigt, ganz der Iunoc"
Entwicklung des Landes entsprechend, in ihrer Anlage ein Gemisch der
Pracht und der Verkommenheit. Neben prächtigen Gebäuden westeuropäischen
Stils und glänzenden großstädtischen Straßen finden wir in den Vor-
ftädten noch niedrige, armselige Hütten, die, von Gärten unterbrochen, sich
an breiten dorfartigen Straßen hinziehen. Ganz ofteuropäisches Gepräge
trägt die Hauptstadt der Moldau Jassy, ein wichtiger Handelsort Haupt-
sächlich im Verkehr mit Rußland. Beide Städte besitzen auch Universitäten.
Der Seehandel Rumäniens hat seinen Ausgaugsvuukt in Galatz, an der
Stelle der Donan gelegen, wo Fluß- und Seeschisfahrt sich berühren, und
auch in Kösteudsche, wo die neue Orientlinie, die bei Tscheruawoda die
Donau überschreitet, das Meer erreicht.
Das Land ist im übrigen arm au größeren Städten. Es besitzt
überhaupt keine dichte Bevölkerung; auf der 130000 qkm großen Fläche
wohnen nur 5 Millionen Menschen, also noch nicht 40 auf 1 qkm. Größer
als Süddeutschland, hat es noch nicht soviel Einwohner wie Bayern.
Tabelle.
Flächeninhalt in qkm Einwohner Hauptstadt Wichtige Orte
auf 1 qkm Einw. in Taus.
Königreich Rumänien 130 000 5 Mill. 40 Bukarest 200 Jassy 73, Galatz 60, Kösteudsche.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Fürstentum Liechtenstein. — Böhmisch-mährisches Becken.
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als Erzbistum eines der letzten geistlichen Fürstentümer war. In dem benachbarten Salzkammergut sind Gmunden am Traunsee und Hallstatt am Hallstätter See Kurorte. An der Traun liegt das Solbad Ischl, tiefer im Gebirge in den Hohen Tauern das Wildbad G a s t e i n.
Obersteiermark und das alpine Oberösterreich besitzen reiche Eisenerzlager, die eine lebhafte Industrie hervorgerufen haben. Mittelpunkt dieser ist Steyr an der Enns. In dem fruchtbaren Hügellande am Nordrande der Alpen finden wir Linz (68 000) an der Donau, die Hauptstadt Oberösterreichs und ein bedeutender Handelsplatz. In Niederösterreich liegt Wien, die Hauptstadt des Reiches, ferner W i e n e r-N e u s t a d t (32 000) mit lebhafter Gewerbtätigkeit und Baden, das durch Schwefelquellen ein besuchter Badeort geworden ist.
Wien, in herrlicher Umgebung am Fuße des Wiener Waldes, ist mit zwei Wien, Millionen Einwohnern die größte Stadt des Reiches. Es liegt in dem Wiener Becken, in dem sich die beiden wichtigsten Verkehrszüge der Monarchie treffen, die Donaustraße und die nordsüdliche Ostalpenstraße, die nördlich die March entlang zur mährischen Pforte und nach Nordwesten zum Elbedurchbruche führt. Hier blüht ein lebhafter Handel und rege Industrie. Zugleich ist Wien der geistige Mittelpunkt des Reiches. Es hat eine Universität, eine technische Hochschule und große naturhistorische Sammlungen. Viele prachtvolle Bauten, aus dem Sandsteine des benachbarten Gebirges errichtet, zieren das Innere der Stadt, in deren Straßen sich ein frisches Leben bewegt. Seine Bewohner sind vorwiegend Deutsche, ein eigenartiger Menschenschlag, der sich ähnlich dem Berliner von den übrigen Landsleuten abhebt. Wie jener ist er sehr stolz auf seine Stadt. Durch seine liebenswürdige und zuvorkommende Lebensart, durch seine Heiterkeit und Lebenslust gleicht aber der „fesche“ Wiener mehr noch dem Pariser.
Fürstentum Liechtenstein.
Zwischen Vorarlberg und der Schweiz liegt auf dem rechten Ufer des Rheins § 68. das kleine Fürstentum Liechtenstein, das bis zum Jahre 1866 dem Deutschen Bunde angehörte. Der unabhängige Staat mit deutscher, vorwiegend katholischer Bevölkerung steht heute im Zollverbande mit Österreich, dem er sich auch in vielen Verwaltungszweigen angeschlossen hat. Der Hauptort des Landes ist Vaduz am Rheine.
Böhmisch-mährisches Becken.
Bodengestalt, Gewässer und Klima.
Nördlich der Donau beginnt der langgestreckte Gebirgszug, der als § 69. Böhmerwald, Fichtelgebirge, Erzgebirge und Sudeten Boden* das böhmische Becken und das mährische Hügelland unter gestalt‘ wechselnder Streichrichtung umschließt und zugleich gegen das Deutsche Reich abgrenzt. Uber die Randgebirge führen mehrere Verkehrsstraßen hinweg; vor allem ist das tief in das Elbsandsteingebirge eingeschnittene Elbtal eine wichtige Pforte, deren Bedeutung noch dadurch gehoben wird, daß die Elbe die Hauptsammelader für die Entwässerung Böhmens ist. Ähnlich öffnet die Oder dem erkehre einen Weg nach Norden. Durch ihr Tal, die mährische Pforte, führt jene Straße, die bei Wien die Donau erreicht. Das böhmisch-mährische Gebiet ist somit das Ubergangsland zwischen den Donauländern und Nord- und Ostdeutschland.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Liechtenstein Gmunden Hallstatt Hallstätter_See Solbad_Ischl Steyr Donau Niederösterreich Wien Baden Wien Donaustraße Wien Liechtenstein Vorarlberg Rheins_§ Liechtenstein Vaduz Rheine Donau Böhmerwald Böhmens Wien Donau Donauländern Ostdeutschland
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wift in Teplitz, Marienbad und vor allem in Karlsbad; sie werden aus aller Welt
so viel besucht, daß man diese Badeorte als die Sommerresidenz von Europa
bezeichnet hat. In der Festung Eger, in der Nähe des Fichtelgebirges, wurde
Wallenstein ern ordet.
r Der Mittelpunkt des Kohlengebietes ist Pilsen, vornehmlich durch seine
Jbrauereien berühmt. An der oberen Moldau ist Budweis der Knotenpunkt der
Straßen. Die natürliche Mitte des Landes aber, wo alle Straßen von 0. und W.,
Fig. 43. Tatra.
(Nach einer Photographie.)
von S. und N. zusammenlaufen, ist die herrlich an der Moldau gelegene Stadt Prag,
reich an Kirchen und Palästen und überragt von dem Hradschin (d. i. Burg-
bezirk). (Fig. 42.) Es hat viel Industrie und, da die Moldau hier bereits schiffbar
ist, lebhaften Handel und Schiffsverkehr. Eine alte deutsche und eine neuere
tschechische Universität bewirken es, daß in Prag, dem Vororte des böhmischen
Lebens, der Kampf zwischen den beiden Nationalitäten besonders heftig ist.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Ortsnamen: Teplitz Marienbad Karlsbad Europa Eger Pilsen Budweis Prag Prag