Die andern europäischen Völker. Der Islam. 29
§ 80. Der bedeutendste unter den Kaisern, der achte nach Arka-
dius, war Justin i an I., der Bezwinger der Vandalen und Ostgothen. Zustinianr
Einen verdienten Ruhm erwarb er stch auch dadurch, daß er durch *
Tribonian und andere ausgezeichnete Rechtsgelehrte die berühmte
Gesetzessammlung des „Corpus juris“ veranstaltete. Er erbaute auch
die Sophienkirche in Konstantinopel, ein Wunderwerk byzantinischer
Baukunst, und schmückte dieselbe mit unerhörter Pracht aus.
§ 81. Nach ihm kamen bald traurige Zeiten. Die Sekten-
wuth störte den inneren Frieden, die Perser gewannen endlich das
Uebergewicht und verheerten ganz Kleinasien, die Bulgaren setzten
sich in der Nähe der Hauptstadt fest, die Awaren erzwangen Tribut,
slavische Stamme drangen bis in den Peloponnes vor und nahmen
Wohnsitze in den verödeten Ländern. Die althellenischen Namen der
Orte, Berge, Flüsse und Länder machten slavischen Platz (der Pelo-
ponnes heißt seitdem Morea), die hellenische Bevölkerung ging in der
slavischen auf. Ueberdies waren Thronkämpfe an der Tagesordnung;
so bemächtigte sich z. B. der Feldherr Phokas seines Kaisers, des 602.
Mauritius, ließ dessen Kinder vor den Augen des Vaters und dann
erst diesen enthaupten. Den Mörder stürzte und tödtete Heraklius; Reg. 610
unter diesem drangen die Perser bis an den Bosporus vor und erzwan- 6ie 6ii>
gen schmählichem Tribut als einstens Attila. Endlich ermannte sich der
Kaiser, entriß ihnen alle Eroberungen, suchte sie in ihrem eigenen Lande 622-628.
heim und erzwang einen ruhmvollen Frieden. Gegen ihn erhob sich
aber ein viel gefährlicherer Feind in Mohammeds Arabern.
Fünftes trapitel.
Der Islam.
§ 82. Als in Europa die Macht der Franken gegründet war und
sich in den Wäldern Germaniens Gotteshäuser erhoben, daneben aber
das alte Heidenthum noch in vielen Gauen herrschte und wilde Noma-
denvölker vom Osten her in Europa eindrangen, entstand in Arabien
eine neue Religion und durch dieselbe eine Bewegung, welche für
Asien, Afrika und Europa gewaltige Veränderungen herbeiführte.
Arabien und die Araber.
§ 83. Unter Arabien im engem Sinne begreift man die Halbinsel
zwischen dem indischen Ocean, dem persischen und arabischen Meerbusen
und einer Linie, die man sich von den Endpunkten des einen Meer-
busens zu dem des andern gezogen denkt, einen Raum von ungefähr
50,000 □ M.; im weiteren Sinne zählt man zu Arabien das nördlich
an die Halbinsel stoßende Land zwischen dem Euphrat und Syrien
sowie das zwischen Palästina, Aegypten und der Halbinsel gelegene
Gebiet. Seit dem Geographen Ptolemäus (alexandrinischer Gelehrter
im zweiten Jahrhundert n. Ehr.) theilte man Arabien in drei Theile:
1) das peträische (Arabia petraea) von der Stadt Petra (Sela)
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Extrahierte Personennamen: Justin Attila Mohammeds Germaniens_Gotteshäuser Petra_(Sela
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Kleinasien Mauritius Bosporus Mohammeds Europa Europa Asien Afrika Europa Syrien Palästina
26
Geschichte der alten Welt.
d. h. prachtvoll gefärbte Wollenzeuge. Den Purpursaft gewannen sie
aus mehreren Arten Seemuscheln; die Grundfarben waren roth und
schwarz, welche durch Zusätze mehrere Abänderungen erhielten. Der
theuerste war der sogenannte doppelgefärbte tyrische von tief dunkelrother
Farbe, Hellem Glanze und unverwüstlicher Dauer; aller Purpur war
in der Wolle, nicht im Garne oder Gewebe gefärbt. Purpurmuscheln
fanden sich aber nicht bloß an der phönikischen Küste, sondern auch in
verschiedenen andern Gegenden, z. B. im lakonischen Meerbusen, daher
ließen sich die Phönikier auch auf der Insel Kythera nieder, von wo
sie die gefärbte Wolle nach Hause schickten, daher die Weberei eine be-
trächtliche Menschenzahl in Phönikien beschäftigen mußte.
Ein anderer Hauptzweig der phönikischen Industrie war die Ver-
Metallar-arbeitung der Metalle: des Eisens und Kupfers zu Waffen, Ge-
bciten. rüthcn und Gefäßen, des Goldes, Silbers und verschiedener Mischun-
gen zu Schmucksachen. Phönikisches Glas (besonders von Sarepta)
war sehr geschätzt, doch gehört die Erfindung der Glasbereitung wahr-
scheinlich den Aegyptiern an.
Kolonisation.
§ 66. Die Phönikier waren in Folge ihres ausgebreiteten Verkehrs
das erste Volk, das planmäßig kolonisierte. Ihre Kaufleute bedurften
in der Ferne Stationen und Faktoreien, wozu sie besonders kleine In-
seln, Vorgebirge und Landzungen wählten; wir finden daher phönikische
Niederlassungen auf den meisten Inseln und Küsten des Mittelmeeres
und dessen Nebenmeeren, die bedeutendsten auf Cypern und Sicilieu.
Ein zweites Phönikien wurde die nordasrikanische Küste von der
großen Syrte bis zur gaditanischen Meerenge mit den großen Städten:
Hippo, Hadrumet, Leptis, Karthago, Utika. An der westafrikani-
schen Küste, welche den Phönikiern bis an den Gambia bekannt war,
zählte man nicht weniger als 300 Städte, die von dem phönikischen
Spanien aus gegründet waren. Nach Spanien fanden die Sidonier
den Weg und nannten das Stromgebiet des Bätis (Guadalquivir)
Tarschisch (Tartessus), und die großen Schiffe, welche zu der weiten
Fahrt ausgerüstet wurden, Tarschischschiffe. Der wichtigste Platz war
hier Gadir (d. h. Festung, bei den Römern Gadcs, jetzt Cadiz), den
die Tyrier um 1100 v. Ehr. anlegten und zum Mittelpunkt ihres
atlantischen Handels machten; sie eroberten auch den ganzen Landstrich,
der später Baetica oder Turdetania genannt wurde.
Die Kolo- 8 67. Solche große Kolonisationen hatten neben der Gründung
nisten, nem Handelsplätze noch andere Zwecke. Wenn nämlich die Volksmenge
zu sehr anwuchs oder Landplagen oder Kriegsereignisse die Ernährung
derselben für die Dauer unmöglich machten, so suchten sich die Städte
durch Aussendung von Kolonien zu helfen. Die Kolonisten bestanden:
1) aus Bürgern der aristokratischen Familien, welche durch das Loos
bestimmt wurden; 2) aus gemeinen Bürgern, welche in der Kolonie
Grundstücke erhielten; 3) aus Fremden, welche bei den Phönikiern Zu-
flucht suchten, wie z. B. viele Kananiter, als Iosua ihr Land eroberte.
Die Kolonie erhielt dieselben Einrichtungen wie die Mutterstadt, ver-
ehrte dieselben Götter mit dem gleichen Kulte, blieb mit der Mutter-
stadt in unmittelbarer Verbindung und entrichtete gewisse Abgaben,
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Die ältesten Staaten.
7
unabhängig ist, aber von dorther die Samenkörner einer Kultur empfing,
welche den Europäern Achtung einflößt. Der chinesische Einfluß hat
auch mächtig auf die Reiche der hinterindischen Halbinsel: Annam oder
Kochinchina, Siam oder Thai und Birma gewirkt, deren Bevölkerung
der chinesischen nahe verwandt ist (die sogenannten indo-chinesischen Staa-
ten). Diese ostasiatische Welt (gegen 500 Will. Menschen, also unge-
fähr y3 des gesammten Menschengeschlechts) sträubte sich bisher ent-
schieden gegen einen freien Verkehr mit der europäisch-christlichen Welt,
mit den Völkern, die sich vorzugsweise die civilisierten nennen, gegen-
wärtig aber mit Gewalt die gegen sie aufgerichteten Schranken durch-
zubrechen trachten.
6. Indien.
Das Land.
§ 20. Südlich von dem Hochlande Ceutralasiens erstrecken sich zwei
große Halbinseln, Vorderindien und Hinterindien, tief in den
Ocean. Hinterindien wird durch Gebirgszüge, welche von dem Rand- Hinierin-
gebirge Centralasiens südwärts auslaufen, der Länge nach durchschnitten dien,
und in mehrere große Stromthäler getheilt (Irawaddi, Saluin, Me-
nam, Mikon) und verlängert sich in die weit vorspringende Halbinsel
Malakka. Es hat eine Ueberfülle von Naturerzeugniffen der mannig-
faltigsten Art und ist von Volksstämmen bewohnt, die aus Centralasien
einwandertcn (auf Malakka haben sich auch Malaien von den Inseln
her angesiedelt), welche jedoch in der Geschichte noch keine Rolle von
Bedeutung gespielt haben.
§ 21. Ein anderes Schicksal hatte Vorderindien, das man ge- Voàin-
wöhnlich unter dem Namen Indien begreift und zu 67,000 H) Meilen
berechnet. Nördlich ist es von dem gewaltigen Gebirge Himalaia
(d. h. Wohnung des Schnees, erreicht im Mount Everest 27,212')
begränzt, von welchem die großen Ströme Indus, Ganges und Brahma-
putra Herabkommen; das Thal des letztern, dessen Mündungsarme mit
denen des Ganges vereinigt ein großes Delta bilden, scheidet es von
der östlichen Halbinsel. An den Himalaia schließt sich am obern Indus
das Hindukuschgebirge (indischer Kaukasus, bis 20,000' hoch) an,
welches, unter verschiedenen Namen sich südwärts bis an den Ocean
erstreckend, die Westgränze bildet und nur von wenigen Pässen durch-
brochen wird, die aus dem Industhale in das arische Hochland
(Iran) führen (Keyberpaß nach Kabul, Gomal nach Gazna, Bolan
nach Kandahar). Im südlichen Theile der Halbinsel erhebt sich die
Hochfläche des Dekhan (Dakschina) bis 5000' Höhe, dagegen breitet
sich von dem östlichen Ufer des unteren Indus fast bis an den Fuß
des nördlichen Gebirges die sogenannte indische Wüste aus. So weit
der indische Boden durch Natur oder Kunst hinlänglich bewässert wird,
also vorzüglich in den Flußthälern, entfaltet er eine Triebkraft, wie sie nur
unter dem tropischen Himmel möglich ist; ihr verdankt Indien seinen
weltbekannten Reichthum an den mannigfaltigsten Erzeugnissen des
Pflanzen- und Thierreiches. An edeln Metallen scheint es arm zu
sein, hat dafür aber Ueberfluß an Eisen, Kupfer, Blei, Steinkohlen und
ist die Heimath der kostbarsten Edelsteine.
j
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Die Römer.
121
physikalische Entdeckungen (Heronsbrunnen, gekrümmter Heber, Wasser-
orgel), Apollonius von Perga stellte die Lehre von den Kegel-
schnitten auf. Der berühmteste aller alten Mathematiker und Mecha-
niker ist Archimedes von Syrakus, der in Alexandrien seine Bildung
vollendete; seinen Namen verherrlicht die Begründung der Statik, die
Erfindung der Wasserschraube, die Bestimmung des Schwerpunkts, die
Theorie des Flaschenzugs und der Schraube, die Bestimmung des Ver-
hältnisses zwischen einem Cylinder und einer Kugel von gleichem Durch-
messer; er verfertigte auch das erste Planetarium. Wie sehr durch solche
Männer die Baukunst, die Kriegsmaschinen, der Schiffsbau, überhaupt
die ganze Technik und Mechanik gefördert werden mußte, leuchtet
ein. Ist der Genius des griechischen Volkes nicht zu bewundern, das in
seiner Jugend der Menschheit einen Homer, im Alter einen Aristoteles,
Aristarchus und Archimedes gab?
Fünftes Kapitel.
Die Römer.
Zeit des Königthums. -
Italien.
§ 341. Unter diesem Namen begreift die heutige Geographie
die mittlere der drei südlichen Halbinseln Europas, das schönste
Land dieses Erdtheils, dazu die großen Inseln Sicilien, Sardi-
nien und Corsica, die kleineren einzelnen Inseln und Inselgruppen
an der Küste Siciliens und des Festlandes, zusammen einen Flächen-
inhalt von 5600 Omeilen. Die Halbinsel erstreckt sich bei einer
durchschnittlichen Breite von 20—30 Meilen etwa 150 Meilen in das
Mittelmeer und wird im Norden durch den halbmondförmigen Bogen
der Alpen, der sich vom ligurischen Meerbusen (Meerbusen von Genua)
bis an die Nordspitzen des adriatischen Meeres hinzieht, begränzt, durch
das schmale adriatische Meer von der Halbinsel des Hämus geschieden;
Sicilien, gleichsam das italische Seitenstück zu dem Peloponnese,
ist von dem Festlande nur durch einen engen Sund getrennt und nähert
sich in seiner südwestlichen Spitze, dem Vorgebirge Lilybäum (bei
der heutigen Stadt Marsala), der afrikanischen Küste fast bis auf
20 Meilen. Italien ist ganz von dem Gebirge Apennin erfüllt, der
sich an die See alpen anschließt, sich vielfach verzweigt, durchschnitt-
lich 4000' hoch ist und in der südlichen Hälfte der Halbinsel seine
größte Entwicklung und Höhe erreicht (in den Abruzzos Gran Sasso
8900', Amaro 8550', Velino 7684' hoch). Da sein Kamm in der
Regel näher dem adriatischen als dem mittelländischen Meere hinzieht,
so erhält dieses die bedeutenderen Zuflüsse, obwohl auch sie meistens
nur wenige Meilen über ihre Mündung hinauf schiffbar sind: Arnus,
Umbro, Tiber, Liriö (Garigliano), Vulturnus, Silarus;
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Extrahierte Personennamen: Apollonius_von_Perga
Extrahierte Ortsnamen: Syrakus Alexandrien Italien Europas Sicilien Genua Sicilien Italien
Die Griechen.
47
rus, der Propontis, dem Hellespont, den nördlichen Golfen des ägeischen
Meeres und dem adriatischen Meere liegt. Der südliche Theil, durch
das Pindusgebirge (Mezzovo) und dessen Ausläufer von Makedo-
nien und Jllyrien getrennt, über 60 Meilen lang (vom akrokerau-
nischen Vorgebirge bis zum tänarischen gemessen) und durchschnittlich
30 Meilen breit, bildet das festländische Griechenland, das alte Hellas
im weitesten Sinne. Dasselbe ist von Gebirgen und deren Ausläufern
fast wie ein Baumblatt von Rippen durchzogen und von Golfen und
Buchten eingeschnittcn wie kein anderes Land der Erde, daher hat es
die verhältnißmäßig größte Küste, an welche sich zahlreiche Inseln an-
schließen. Bei dieser außerordentlichen Gebirgs- und Küstenentwicklung
erreichen die den Gebirgen entquellenden Wasser nach kurzem Laufe das
Meer, so daß ganz Griechenland nicht einen einzigen bedeutenden Fluß
aufweisen kann.
§ 123. Das griechische Gebirge überragt nur in einzelnen Gipfeln
7000' Höhe, in der Regel hält es sich zwischen 2000'—4000'; die im
Gebirge gelegenen Gaue haben darum trotz ihrer südlichen Lage
empfindliche Winter, während an den Küsten und in den Tiefthälern
höchst selten Frost eintritt. Das Klima ist im ganzen sehr gesund, Klima.
Fiebergegenden finden sich nur an versumpften Flußmündungen und in
Thalbecken mit stagnierenden Seen (Arkadien, Böotien).
s 124. Der Boden ist mit Ausnahme einiger Niederungen von keiner Produkte,
besonderen Fruchtbarkeit und bedarf von jeher eines sorgfältigen Anbaus;
obwohl die Berge nicht so von Wäldern entblößt waren wie heutzutage,
so galt doch schon im Alterthume der griechische Boden als vorherr-
schend trocken, daher als Hauptfrucht Gerste angebaut wurde, so wie
auch der Weinstock vortrefflich gedieh, deßgleichen der Oel- und Feigen-
baum, beide sehr wichtige Nahrungspflanzen für die alte Bevölkerung
Griechenlands. An den Bergen weideten zahlreiche Schaf- und Zie-
genheerden; wo der Ackerbau Raum fand, wurde auch die Rindvieh-
zucht mit Sorgfalt betrieben; Rosse wurden vorzüglich in den fetten
Triften Thessaliens und Böotiens gezogen, hauptsächlich für den Krieg
und Wettrennen; sie gehörten den reichen Grundbesitzern, der alten
Aristokratie.
Die Jagd war nur in waldreichen Gegenden von einiger Bedeu-
tung, viel wichtiger dagegen der Fischfang im Meere. Griechenland
verlockte demnach seine Bewohner nicht zu einem üppigen trägen Leben,
sie mußten vielmehr mit Anstrengung und Umsicht den Boden bebauen,
als Hirten und Jäger das schroffe Gebirge durchwandern, als Fischer
den Mühen und Gefahren trotzen, welche von der Beschäftigung auf
dem Meere unzertrennlich sind.
Eintheilung des Landes.
§ 125. I. Das kontinentale Griechenland gliedert sich in
drei Haupttheile: a) Nordgriechenland, b) Mittelgriechenland oder das
eigentliche Hellas, c) Peloponnes,
a) Nordgriechenland.
§ 126. 1) Epirus (dem südlichen Theile des heutigen Alba-Epirus.
nien entsprechend), über 400 ((.Meilen groß, ist vollständiges Ge-
birgsland mit tief eiugeschnittenen, gegen das adriatische Meer gerich-
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Die Griechen.
49
tolr'en, Doris, Lokris (in zwei getrennten Theilen, das ozolische am
korinthischen Meerbusen, das epiknemidische und opuntische an der euböi-
schen Meerenge), Phokis, Böotien, Attika, Megaris.
8 130. Zu Mittelgriechenland müssen wir auch die Insel Euböa
(Negroponte) rechnen, die sich 22 Meilen lang und durchschnittlich
3 Meilen breit der Küste von Hellas gegenüber lagert; sie ist von der-
selben durch einen schmalen Sund getrennt, der sich als Euripus bis
auf 200' verengt, so daß über denselben in alter Zeit eine Damm-
brücke mit einem Durchlaß für große Schiffe führte. Euböa war
weidereich (daher der Name) und hatte fruchtbare Küstenebenen; das
Gebirge (über 5000' ansteigend) lieferte Kupfer und ausgezeichneten
Marmor. Die Stadt Chalkis am Euripus galt als einer der Schlüssel
zu Mittelgriechenland.
c) Der P eloponnes. Das heutige
§ 131. Der Peloponnes, ungefähr 400 O Meilen groß, ist die aus- Morea.
gebildetste Halbinsel der Erde, durch die Golfe (saronischer, argolischer,
lakonischer, messenischer, kyparissischer, kyllenischer, korinthischer) so ge-
staltet, daß man ihn von jeher mit einem Maulbeer-, Platanen- oder
Rebenblatte verglich; mit Hellas hängt sie durch den Isthmus von Ko-
rinth zusammen, indessen ist der korinthische Meerbusen überall gefahr-
los zu überschiffen und zudem zwischen Rhion und Antirhion nur
% Stunde breit. Ihr Kern ist das Hochland Arkadien, dessen
tiefste Landschaften, geschlossene Thalebenen, in denen die Gebirgsbäche
stagnierende Seen bilden, noch 2000' über dem Meere liegen; das
nördliche Randgebirge erreicht im Kyllene 7310' Höhe, das östliche
im Artemisius 5455', im Parthenius 3746', das westliche im
Lykäus 4371'; die meisten Thäler münden in das des Alp Heus,
welcher den gesammelten Wasserschatz in den kpparissischen Meerbusen
ergießt.
§ 132. Den nördlichen Abfall des arkadischen Gebirges mit schma-
ler Küstenebene nahm Achaja ein, an welches sich östlich die Gebiete
von Sikyon, Phlius und Korinth anschlossen; den westlichen minder
steilen Abfall mit breiter, sehr fruchtbarer Küstenebene Elis. Der
nach Osten auslaufende Gebirgszug (Artemisius, Lyrkeus) bildet die
felsige, trockene Halbinsel Argolis mit vortrefflichen Häfen, den
Gebieten der Städte Argos, Epidaurus, Hermione, Trözene.
Gegen Süden laufen der Parnon und der 7416' erreichende Tay-
getus; sie endigen in den Vorgebirgen Male« und Tänarum und bil-
den die lakonische Halbinsel mit dem 9 Meilen langen Thale
des Eurotas, der von dem Gebiete des Alpheus nur durch eine Hoch-
fläche getrennt ist. Auf der anderen Seite des Taygetus und zwischen
den Ausläufern des Lykäus erstreckt sich das Thal des Pamisus,
der Garten der messenischen Halbinsel, deren westliche Küstenebene durch
den Nedabach von der elischen getrennt ist.
!l. Die Inseln.
8 133. Griechenland hatte nur wenige Landschaften, die nicht un-
mittelbar an das Meer stießen und der Verkehr vermittelte sich
zwischen den meisten leichter zu Schiffe, als auf dem durch die vielen
Gebirge erschwerten Landwege. Die Griechen mußten daher frühe mit
der See vertraut werden und sich in größere Entfernungen um so
Bumüllcr, Weltg. a
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50 Geschichte der alten Welt.
leichter wagen, als ihnen die Inseln ihrer Meere als Wegweiser und
Ruhepunkte dienten.
8 134. Im jonischen Meere liegen (viele kleinere nicht gezählt)
Kerkyra (bei den Römern Korcyra, jetzt Korfu) mit gutem Hafen,
Leukadia (Santa Maura), Kephallenia und Ithaka (Cephalo-
nia und Theaki), Zakynthus (Zante), alle gut gelegen zum Verkehr
mit den Küstenländern des adriatischen Meeres und Sicilien.
8 135. Der südliche Theil des ägeischen Meeres ist mit den Ky-
kladen besäet, so genannt, weil sie die kleine dem Apollo geheiligte
Insel Delus umgeben (die bedeutendsten: Andrus, Tenus, Mykone,
Naxus, Parus, Amorgus, Melus, Siphnus, Seriphus, Kythnus, Keos).
Von den Kykladen reiht sich fast Insel an Insel bis zu der der klein-
asiatischen Küste entlang liegenden Inselkette.
Von der Insel Kythera (Cerigo), dem lakonischen Vorgebirge
Malea gegenüber, sowie von der Kyklade Melus erblickt man das Ge-
birge der Insel Kreta (Kandia), die, gegen 190 lzmeilen groß, dem
ägeischen Meere vorliegt und fast gleich weit von Asien, Afrika und
Europa entfernt ist, die aber bis heute die ihr von der Natur angewie-
sene Bestimmung nicht erfüllt hat.
Den Steilküsten von Argolis gegenüber liegen Tiparenus und
Hydrea, Felseninseln, die in dem Befreiungskämpfe der Neugriechen
als Spezzia und Hydra fast die ganze griechische Flotte stellten, Ka-
lauria (Poros); im saronischen Golfe Aegina (Engia), in alter
Zeit noch bedeutender als jetzt Hydra, Salamis und viele kleinere.
Euböa gegenüber erheben sich die Felseninseln Skyrus, Skia-
thus, Skopelus, Peparethus rc.; auf den nördlichen erreicht das Auge
das Vorgebirge Athos, das über 6400' ansteigend eine der Süd-
spitzen Thrakiens bildet und seinen Schatten bis auf die Insel Lem-
nus wirft, von wo aus die Mündung des Hellespont und die Küste
von Troas sichtbar ist.
Pelasger und Hellenen.
Die ältesten 8 136. Als die ältesten Bewohner Griechenlands werden die Pe-
Einwohner. ^sger genannt, ein Name, der bis in die neueste Zeit sehr verschiedene
Erklärungen gefunden hat. Er begegnet uns von den kleinasiatischen
Küsten und Inseln an in Thrakien und Makedonien, Thessalien und
Epirus, in Attika, im Peloponnes, auf Kreta, bis Italien, was zu be-
weisen scheint, daß sich in diesen Ländern nahverwaudte Volksstämme,
die man unter dem Gesammtnamen Pelasger begriff, vorübergehend
oder dauernd niederließen; daher nennt man den arischen (indogerma-
nischen oder japhetitischen) Urstamm, aus dem die griechischen und itali-
schen Völkerschaften entsprossen sind, den pelasgischen. Nach dieser Auf-
fassung sind auch die Hellenen oder Griechen Pelasger und demgemäß
können wir die Urzeit Griechenlands die pelasgische nennen, als von
den kleinasiatischen Küsten bis an das adriatische Meer sich wandernde
Stämme und Schwärme drängten und trieben: Teukrer, Myser, Thra-
kier, Leleger, Minyer, Kadmeer, Kaukonen, Abanten, Kureten, dazu Ka-
rer und Phönikier, welche sich auf vielen Inseln und Küstenpunkten
sestsetzten.
8 137. In Griechenland haftet der pelasgische Name z. B. an
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Extrahierte Personennamen: Kyklade_Melus Euböa
Extrahierte Ortsnamen: Korfu Kephallenia Ithaka Sicilien Seriphus Cerigo Asien Afrika Europa Golfe_Aegina_(Engia Salamis Skopelus Peparethus Troas Griechenlands Thrakien Makedonien Thessalien Epirus Attika Kreta Italien Griechenlands Griechenland
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Alexandrinische Zeit.
119
mäus Ii. Philadelphia befolgte dieselbe Politik, besetzte jedoch
im Kriege mit Syrien sehr viele Küstenplätze und beherrschte mit seiner
Flotte das Meer; Ptolemäus Iii. Euergetes unternahm einen
Rachekrieg gegen das syrische Haus wegen der Ermordung seiner Schwe-
ster, durchzog fast ganz Vorderasten, machte ungeheure Beute, gab jedoch
alle Eroberungen wieder zurück.
Zustand des Landes.
§ 337. Diese Könige unterhielten nicht nur die stärkste Seemacht im
Mittelmeere, sondern wegen Syrien auch ein starkes Landhecr, was ihnen
nur ihre außerordentlich reichen Einkünfte möglich machten. Aegypten
hatte innere Ruhe, daher blühte der Ackerbau neben der uralten Ge-
werbthätigkeit und die Ausfuhr von Getreide, Leinwand, Glas, Papy-
rus re. steigerte sich ungemein. Die Ptolemäer unterhielten einen fried-
lichen Verkehr mit dem innern Afrika; sie machten den arabischen
Meerbusen zur Straße nach dem südlichen Arabien, an die ostafrikani-
sche Küste und nach Ostindien. Sie vollendeten den alten Kanal des
Pharao Necho und Darius Hystaspis von dem östlichen Nilarm bis an
das rothe Meer und erbauten an demselben die Hafenplätze Arsinos
und Berenike. Doch vermieden es viele der aus dem Süden kom-
menden Schiffe den arabischen Meerbusen der Länge nach zu durchschnei-
den, sie legten in Berenike oder Myoshormoö an und luden dort ihre
Maaren aus, welche dann auf Lastthieren nach Kvptuö an den Nil und
von da stromabwärts nach Alexandria verschifft wurden, wo die Kauf-
fahrer aller seefahrenden Nationen am Mittelmeere die Erzeugnisse des
fernen tropischen Südens in Empfang nahmen. Die von den Ptole-
mäern an der ostafrikanischen Küste angelegten Stapelplätze und
Schiffsstationen reichten über die Straße Babelmandeb und das Kap
Guardafui hinaus; einer der bedeutendsten war Adule, der Hasen von
Arum, welches den Verkehr mit Aethiopien (Habesch) vermittelte und
die griechische Sprache und Schrift bis in diese Gegend verbreitete. Die
Ptolemäer erhoben nicht nur große Eingangs- und Ausgangszölle, sondern
unterhielten selbst eine große Anzahl Handelsschiffe und machten zudem
einige Artikel zu ihrem Monopole, so daß es begreiflich wird, wie die
königlichen Einkünfte den Schatz fabelhaft anschwellten und die Ptole-
mäer für Luxus, Kunst, Wissenschaft und Bauten Summen verwende-
ten, die selbst mit dem Maßstabe unserer Zeit gemessen erstaunlich groß
genannt werden müssen.
Kunst und Wissenschaft.
8 338. Kunst und Wissenschaft traten mit Alexander in den Schirm
der Monarchie, denn das Leben in den kleinen Republiken konnte nicht
mehr anziehen und es fehlte diesen auch das Geld den Künstlern Beschäf-
tigung oder den Gelehrten die nöthigen Mittel für ihre Forschungen zu
geben. Nur Athen blieb immer die Hochschule für Rhetoren und Phi-
losophen und wegen seiner Kunstwerke aus der Zeit des Perikles der Wall-
fahrtsort für die Künstler. Rhodus dagegen, das seine Freiheit bisher
gerettet und durch Handel großen Neichthum erworben hatte, war noch
die einzige Republik, welche Hunderte von Talenten für Werke der
Kunst aufwenden konnte (Stadt der Kolosse). Am meisten thaten die
283-216
v. Chr.
246—221
v. Chr.
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Extrahierte Personennamen: Euergetes Necho Darius_Hystaspis Darius Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Philadelphia Syrien Syrien Afrika Ostindien Arsinos Berenike Alexandria
Die Israeliten.
15
Zeit Meister waren. Sie waren die Zwischenhändler der alten
Welt, indem sie die Erzeugnisse eines Landes einem entfernten anderen
Lande zuführten z. B. den Griechen das afrikanische Elfenbein und den
Bernstein des nördlichen Europa, den Aegyptern Wein und Baumöl aus
Syrien und Griechenland, den Babyloniern Zinn ans Britannien u. s. w.
Sie setzten aber auch eine Masse Erzeugnisse ihres Kunstfleißes
weit und breit ab. Obenan standen die Purpurstoffe, nämlich prächtig
gefärbte Wollengewebe. Die Farben bereiteten sie aus dem Safte mehrerer
Muscheln, die sie nicht bloß in den phönikischen, sondern auch in entfernteren
Gewässern fischten. Dem Muschelsafte wurden noch andere Stoffe beige-
setzt, dann die Wolle gefärbt, welche hierauf erst an die Spindel und den
Webstuhl kam. Es gab verschiedene Arten von Purpur, der theuerste war
von tiefdunkelrother Farbe und Hellem Glanze.
Ein Hauptzweig des phönikischen Gewerbes waren ihre Metall-
arbeiten: Waffen aller Art, Gefäße und Geräthe aus Gold und Silber,
aus Kupfer und Bronze; Schmucksachen aller Art aus Gold und Silber,
aus einer Mischung beider Metalle, aus Elfenbein und Bernstein.
Kolonien.
§. 30. Bei ihrem ausgebreiteten Seehandel waren für die Schiffe
Stationen (Haltplätze) und den Kaufleuten Faktoreien (Waarennieder-
lagen, Magazine) nothwendig; dazu wählten die Phönikier besonders kleine
Inseln, Vorgebirge und Landzungen. Es gab phönikische Nieder-
las sun gen (Kolonien) auf den meisten Inseln und an den meisten Küsten
des mittelländischen, ägäischen und schwarzen Meeres z. B. auf Cypern,
Rhodus, Kreta, Thasos, auf Malta, Sicilien und Sardinien.
Die nordafrikanische Küste war von dem Meerbusen der großen Syrte
bis zu den Säulen des Herkules mit phönikischen Kolonien besetzt, von denen
Karthago, Utica, Hippo und Leptis die bedeutendsten waren. Im
silberreichen Spanien gründeten sie neben andern Städten um 1100 v. Ehr.
die Jnselstadt Gadir (d. h. Festung; später Gades, jetzt Cadiz genannt),
das bis auf den heutigen Tag eine bedeutende Handelsstadt geblieben ist.
Die Phönikier nisteten sich auch in den Handelsplätzen anderer Nationen
ein und hatten in vielen eigene Quartiere (Staditheile). Sie waren jedoch
nicht beliebt, denn sie galten als betrügerisch; sie zogen den Kriegern nach
und kauften die Beute und die Gefangenen, die sie als Sklaven in ferne
Länder verhandelten; bei ihnen setzten die Diebe gestohlenes Gut ab und
selbst gestohlene Kinder. In ihren Kolonien bauten sie ihren vaterlän-
dischen Göttern Tempel und verbreiteten dadurch den blutigen Dienst des
Moloch und den unzüchtigen der Aschera unter andere Völker. Eine große
Wohlthal erwiesen sie jedoch den Griechen, indem sie denselben die Buch-
stabenschrift mittheilten, die von ihnen erfunden worden sein soll.
Die Israeliten, das Volk Gottes.
Die Patriarchen. Aufenthalt in Aegypten. Auszug unter Mofes und
Jofna. Der alte Lund.
§. 31. Die Nachbarn der Phönikier waren die Israeliten (Hebräer,
Juden). Sie stammten von Abraham, einem Nachkommen Sems, der
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Extrahierte Personennamen: Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Europa Syrien Griechenland Britannien Bernstein Cypern Rhodus Kreta Malta Sicilien Sardinien Karthago Utica Spanien Cadiz Gottes Lund