82
Derdeutsch-sterreichische Krieg 1866. Schleswig-Holstein wurde anfangs von Preußen und sterreich gemeinschaftlich regiert. Bald aber entstanden Streitigkeiten zwischen den beiden Staaten der die Ver-waltung des Landes, und es kam zum Kriege. Auf sterreichs Seite kmpften auch die sddeutschen Staaten sowie Hannover, Sachsen, Kur-Hessen und Nassau. Bei Kniggrtz in Bhmen kam es zu einer groen Entscheidungsschlacht. König Wilhelm selbst war vom frhen Morgen an auf dem Schlachtfelde. Er teilte mit einem Soldaten ein Stck trockenes Brot und schlief abends auf einem Sofa, weil kein Bett vorhanden war. Nur auf die dringenden Bitten seines treuen Ministers Bismarck begab er sich aus dem gefhrlichen Kugelregen. Lange schwankte der Sieg hin und her. Erst als um 2 Uhr nachmittags der Kronprinz mit seinem Heere nach einem langen und beschwerlichen Marsche auf dem Schlachtfelde ankam, ergriffen die sterreicher die Flucht. Bald darauf muten sie Frieden schlieen. Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassan kamen an Preußen.
Derdeutsch-srauzsische Krieg 18701871. Den grten Mithin erwarb sich Wilhelm I. im Kriege gegen Frankreich. Hier regierte damals der ehrgeizige Kaiser Napoleon Iii. Dieser sah mit Neid auf die Macht und Gre Preuens und suchte nach einem Vorwand zum Kriege. Im Jahre 1870 whlten die Spanier den Prinzen Leopold von Hohen-zollern, einen Verwandten Wilhelms I., auf ihren verwaisten Knigsthron Das wollten die Franzosen nicht zugeben. Als Prinz Leopold freiwillig verzichtete, verlangte Napoleon von König Wilhelm das Versprechen, nie-mals zu dulden, da ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Weil der König dieses Ansinnen mit Entrstung zurckwies, erklrte Napoleon Iii. an Preußen den Krieg. Bei Weienburg und Wrth, bei Vionville und Mars la Tour, bei Gravelotte und St. Privat wurden die Franzosen nach tapferer Gegenwehr geschlagen. Bei Sedan wurde das franzsische Heer mit Napoleon an der Spitze eingeschlossen und gefangen genommen. Der franzsische Kaiser schrieb an König Wilhelm: Da ich den Tod an der Spitze meiner Armee nicht finden konnte, so bergebe ich meinen Degen in die Hnde Eurer Majestt." Er kam als Gefangener auf das prchtige Schlo Wilhelmshhe bei Kassel. der 400 000 Franzosen wurden während des ganzen Krieges von den Deutschen gefangen genommen, der 100 Fahnen und mehr als 6000 Kanonen wurden erobert. Die franzsische Hauptstadt Paris mute sich nach langer Belagerung und tapferer Ver-teidigung ergeben. Endlich wurde zu Frankfurt der Friede geschlossen. Frankreich mute Elsa und Lothringen an Deutschland zurckgeben und 5 Milliarden Franken Kriegskosten zahlen. Die Deutschen waren mit
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Napoleon Leopold_von_Hohen-zollern Leopold Wilhelms_I. Wilhelms_I. Leopold Leopold Napoleon Wilhelm Napoleon Napoleon Wilhelm Elsa
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Sachsen Nassau Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassan Frankreich Sedan Kassel Paris Frankfurt Frankreich Lothringen Deutschland
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Der deutsch-sterreichische Krieg 1 866. Schleswig-Holstein wurde anfangs von Preußen und sterreich gemeinschaftlich regiert. Bald aber entstanden Streitigkeiten zwischen dm beiden Staaten der die Ver-waltung des Landes, und es kam zum Kriege. Auf sterreichs Seite. kmpften auch die sddeutschen Staaten sowie Hannover, Sachsen, Kur-Hessen und Nassau. Bei Kuiggrtz in Bhmen kam es zu einer groen Entscheidungsschlacht. König Wilhelm selbst war vom frhen Morgen an auf dem Schlachtfelde. Er teilte mit einem Soldaten ein Stck trockenes 93rot und schlief abends auf einem Sofa, weil kein Bett vorhanden war. Nur auf die dringenden Bitten seines treuen Ministers Bismarck begab er sich aus dem gefhrlichen Kugelregen. Lange schwankte der Sieg hin und her. Erst als um 2 Uhr nachmittags der Kronprinz mit seinem Heere nach einem langen und beschwerlichen Marsche auf dem Schlachtfelde ankam, ergriffen die sterreicher die Flucht. Bald darauf muten sie Frieden schlieen. Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassan kamen an Preußen.
Der deutsch-franzsische Krieg 18701871. Den grten Ruhm erwarb sich Wilhelm T. im Kriege gegen Frankreich. Hier regierte damals der ehrgeizige Kaiser Napoleon Iii. Dieser sah mit Neid ans die Macht und Gre Preuens und suchte nach einem Vorwand zum Kriege. Im Jahre 1870 whlten die Spanier den Prinzen Leopold von Hohen-zollern, einen Verwandten Wilhelms I., auf ihren verwaisten Knigsthron Das wollten die Franzosen nicht zugeben. Als Prinz Leopold freiwillig verzichtete, verlangte Napoleon von König Wilhelm das Versprechen, nie-mals zu dulden, da ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Weil der König dieses Ansinnen mit Entrstung zurckwies, erklrte Napoleon Iii. an Preußen den Krieg. Bei Weienburg und Wrth, bei Vionville und Mars la Tour, bei Gravelotte und St. Privat wurden die Franzosen nach tapferer Gegenwehr geschlagen. Bei Sedan wurde das franzsische Heer mit Napoleon an der Spitze eingeschlossen und gefangen genommen. Der franzsische Kaiser schrieb an König Wilhelm: Da ich den Tod an der Spitze meiner Armee nicht finden konnte, so bergebe ich meinen Degen in die Hnde Eurer Majestt." Er kam als Gefangener auf das prchtige Schlo Wilhelmshhe bei Kassel. der 400 000 Franzosen wurden während des ganzen Krieges von den Deutschen gefangen genommen, der 100 Fahnen und mehr als 6000 Kanonen wurden erobert. Die franzsische Hauptstadt Paris mute sich nach langer Belagerung und tapferer Ver-teidigung ergeben. Endlich wurde zu Frankfurt der Friede geschlossen. Frankreich mute Elsa und Lothringen ein Deutschland zurckgeben und 5 Milliarden Franken Kriegskosten zahlen. Die Deutschen waren mit
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_T. Wilhelm Napoleon Leopold_von_Hohen-zollern Leopold Wilhelms_I. Wilhelms_I. Leopold Leopold Napoleon König_Wilhelm Wilhelm Napoleon Napoleon Wilhelm Elsa
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Sachsen Nassau Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassan Frankreich Sedan Kassel Paris Frankfurt Frankreich Lothringen Deutschland
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den inneren Winkel des in mancher Beziehung den Alpen vergleichbaren
Karpatengebirges, auf dessen äußerem Abhänge sich Rumänien bis zu den
Gipfeln hinaufzieht. Um das Gebirge legt sich ein Kranz von Hügeln, der sich
allmählich zur Tiefebene senkt und mit einer flachen Platte am Schwarzen Meere
abschließt. Die letztere, eine nur im N. etwas hügelige Ebene, wird als
Dobrudscha (ú) bezeichnet und liegt rechts der Donau. Das linke Donauufer bildet
die ostwestlich ziehende Tiefebene der Walachei, die im N. von den Transsil-
vanischen Alpen begrenzt wird und als alte Deltalandschaft sehr fruchtbaren
Boden hat. In nordsüdlicher Richtung lehnt sich an die Karpaten die flach-
hügelige Moldau, deren Boden für Getreidebau sehr geeignet ist.
Die Karpaten sind reich an Salz, das Tiefland an Petroleum. Zahlreiche
Flüsse strömen von den Karpaten herab zur Donau und verleihen dem Lande
die erforderliche Feuchtigkeit für den Ackerbau, erschweren aber auch mit ihrem
noch nicht geregelten Laufe namentlich bei Hochwasser den Verkehr. Dies gilt
besonders für den Alt (die Aluta), der die Walachei in die Große und die Kleine
Walachei scheidet and das Gebirge im Roten Turmpasse durchbricht. Die Moldau
wird ihrer Länge nach vomì Seret (spr. ssèret) durchströmt und gegen Rußland
durch den Prut begrenzt.
3. Klima. Das Klima ist besonders im N. durchaus binnenländisch. Heiße
Sommer mit ausreichenden Niederschlägen erreichen manchmal eine Temperatur
von 40°, während der Winter infolge der von Rußland hereinbrechenden Stürme
sehr kalt ist und die Donaumündung Monate hindurch mit Eis bedeckt.
4. Erzeugnisse. Daher gibt es hier keine subtropischen Pflanzen. Das
Gebirge trägt denselben Wald wie Mitteleuropa, Eichen und Buchen in den
niedrigen, Fichten in den höheren Gebieten, und außerdem Almen. Im Hügel-
lande gedeiht Wein, das fruchtbare Tiefland erzeugt Mais und Weizen in so
großer Menge, daß davon ausgeführt werden kann. Auch die Viehzucht ist hoch
entwickelt und ist an der Ausfuhr beteiligt. Im Gebirge sind der Bär und die
Gemse noch zahlreich vorhanden.
5. Bewohner. Trotzdem ist das Land nicht reich, denn das Ackerland ist
großenteils Großgrundbesitz und gehört dem rumänischen Adel, den Bojaren (â),
während die Bauern arm sind. Die Industrie ist noch wenig entwickelt und Hegt
meist in der Hand von Juden und Ausländern, unter denen die Deutschen zahl-
reich vertreten sind.
Die Hauptstadt Bukarest (ú, d. i. Freudenstadt) in der Walachei ist eine
moderne Stadt mit regelmäßigen Straßen, schönen Häusern, großen Parkanlagen
und einer Universität. Die Außenbezirke ebenso wie die kleinen Ortschaften
bestehen aus Holz- oder Erdhütten.
Die Hauptstadt der Moldau ist Jassy (spr. jáschi); sie treibt viel Handel
und hat eine Universität. An der Donaumündung Hegt kein bedeutender Hafen,
da das Donaudelta verschlammt ist; nur der mittlere Mündungsarm, die Sulina(ú),
wird künstlich durch Baggerung für den Schiffsverkehr offen gehalten. Am letzten
Donauknie hat sich deshalb Galatz (gal) zu einem bedeutenden Umschlagsplatze
für Salz, Mastvieh und Getreide entwickelt.
Rumänien kann sich ebenso wie die Balkanhalbinsel zu größerer Bedeutung
emporschwingen, da es durch fruchtbaren Boden ausgezeichnet und jetzt schon
ein wichtiges Getreideland ist.
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28
c) Das Königreich Serbien, das Flußgebiet der Morawa, hat eine günstige
Lage, weil hier die Donau einen rechtwinkligen Knick hat und deshalb die Ver-
kehrsstraßen aus Mitteleuropa und Ungarn hier nach dem Balkan und nach Kon-
stantinopel abbiegen. Es hat fruchtbaren Boden, der teilweise mit großen Eichen-
wäldern, teilweise mit Getreidefeldern und Obstgärten bedeckt ist. Infolgedessen
steht die Schweinezucht in hoher Blüte und es kann Getreide ausgeführt werden;
die Pflaumen werden als Dürrobst und zu Sliwowitz (Branntwein) verwendet,
der Mais dient zur Geflügelzucht, und auch Wein wird reichlich gebaut. Das
Getreide wird durch darübergetriebenes Vieh ausgedroschen. (Fig. 11.) Die
slawischen Bewohner sind kriegerisch und begabt, so daß das Land eine große
Zukunft hat, sobald ruhigere Zustände eintreten. Die Hauptstadt ist die Festung
Belgrad (d. i. Weißenburg), ein wichtiger Brückenkopf an der Save und Donau
Fig. 11. Getreidedreschen in Bosnien.
(Nacli einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.)
und Eisenbahnknotenpunkt für die Richtung nach Konstantinopel und nach
Saloniki.
d) Auch das Königreich Bulgarien ist fruchtbar und stellenweise schon gut
angebaut, so daß es viel Getreide erzeugt. Doch sind die Bulgaren auch sehr
gewerb fleißig und leisten besonders viel in der Teppichweberei. Die Hauptstadt
Sofia (sprich: szôfia) liegt an der Orientbahn. Varna am Schwarzen Meer ist
ein nicht unbedeutender Hafen.
Mit Bulgarien ist Ostrumelien (êl) staatlich verbunden, das eigentlich eine
Provinz der Türkei ist. Es bewirkt den Anschluß Bulgariens an das Gebiet der
Maritza und leitet den Verkehr des Balkanstaates zum Ägäischen Meere hinab.
Auch hier wird viel Getreide gebaut, besonders in der Umgegend der* Haupt-
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Extrahierte Personennamen: Morawa
Extrahierte Ortsnamen: Serbien Mitteleuropa Ungarn Balkan Belgrad Donau
Fig Bosnien Konstantinopel Saloniki Bulgarien Sofia Varna Bulgariens
30
schmutzigen, engen Gassen liegt sehr hübsch über dem „Goldenen Horn",
einer Seitenbucht des^Bosporus, die einen vortrefflichen ^Hafen bildet.*(Fig. 12.)
Die von den Nichttürken,^den „Franken" oder „Giaurs" (d. i. Ungläubigen),
bewohnten Vorstädte sind freundlich gebaut und ziehen sich als liebliche Villen-
orte weit an der Straße von Konstantinopel hin. Auf der asiatischen Seite
liegt die Vorstadt Skutari (sprich: skûtari). Den Ausfluß des Marmarameeres
(sprich: mârmara), der alten Propontis (ón), zum Ägäischen Meere, den
Hellespont (ó), schützen zu beiden Seiten befestigte Schlösser, 'nach denen die
Meeresstraße jetzt Straße der Dardanellen (él) heißt. Auf dem Thrazischen
Chersonnes (ês) liegt Gallipoli (î), der türkische Kriegshafen.
Mazedonien ist ebenso wie Rumelien für den Anbau von Tabak, Mais und
Fig. 13. Sarajewo.
(Xaeh einer Photographie.)
Baumwolle geeignet, und die in das Ägäische^Meer strömenden Flüsse stellen eine
leichte Verbindung nach N. und Nw. her. Im innersten Winkel des Meeres, wo
die nach N. führende Eisenbahn an wichtige Schiffahrtlinien anschließt, liegt
der große Handelshafen Saloniki (sprich : Saloniki), das alte Thessalonich.
Die westlich angrenzende Provinz Albanien ist größtenteils bergig und reicht
in trockenes, armes Karstgebiet. Zu der Türkei gehören auch die im nordöstlichen
Teile des Ägäischen Meeres gelegenen Inseln, ein großer Teil von Vorderasien
und von Nordafrika.
/) Nicht mehr zur Türkei, sondern zum Kaiserreich Österreich-Ungarn
gehören Bosnien und die Herzegowina (î).
Bosnien (das Land der Bosna) ist im 0. gut bewässert und reich an waldigen
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31
Bergen und Weideflächen, es treibt deshalb viel Viehzucht. Die slawischen Be-
wohner sind zum Teil mohammedanisch geworden, besonders in den Städten,
während die armen Bauern dem Christentum treu bleiben. Die Hauptstadt
Sarajewo (rá) liegt in hübscher Gegend des Savegebietes in der Nähe eines zum
Adriatischen Meere führenden Überganges. (Fig. 13.)
Die Herzegowina (d. i. Herzogsland) gehört schon größtenteils zu dem
trockenen und daher waldarmen Karstgebiet. Die Hauptstadt Mostar (d. i. Brücken-
stadt) macht mit ihren Moscheen schon einen türkischen Eindruck. Ein Drittel
der ärmlichen Bewohner gehört dem Islam an.
9. Weltstellung. Die Lage der Balkanhalbinsel an befahrenen Meeres-
straßen und an den Verbindungswegen zwischen Europa und' Asien, das
günstige Klima und der an vielen Stellen sehr fruchtbare Boden sowie die
Tüchtigkeit eines Teiles der slawischen Bevölkerung berechtigen zu der Hoffnung,
daß das Land sich vorteilhaft entwickeln wird, sobald die politischen Verhältnisse
gesichert sind und ein kräftiger Staat dort die Führung übernimmt.
B. Osteuropa.
Eigenart. Das östliche Europa weist gegen Südeuropa den schärfsten Gegen-
satz auf. Während dieses sich an das Meer lehnt und vom Meere vielfach beein-
flußt wird, von Gebirgen durchgittert und mit mildem Klima begabt ist, hat Ost-
europa zum weitaus größten Teile die Eigenart des Binnenlandes und Tieflandes
mit dementsprechenden Klimagegensätzen. Weithin dehnt sich das Land in
großen, unübersehbaren Ebenen, nur von Hügelreihen durchzogen und nur an
den Grenzen von Gebirgen umrahmt. Die Flüsse strömen langsam und suchen
sich in vielen Bogen ihren Weg zum Meere; große Tieflandströme nähern sich in
einzelnen Teilen ihres Laufes so sehr, daß die ersten Entdecker ihre Kähne von
einem Flußgebiet zum andern tragen konnten und daß eine Kanalverbindung
sich leicht ermöglichen ließ. Dem Verkehr zu Wasser und zu Lande stellt sich
kaum eine natürliche Schranke entgegen, und darum konnten zwar große Völker-
stürme aus Asien ungehindert über das flache Land daherbrausen, aber ander-
seits konnten auch die verschiedenartigsten Volksstämme zu einem riesigen
Staatswesen geeinigt werden. Weit und weitläufig sind die Straßen und die
Siedlungen, unermeßlich weit breiten sich die Viehweiden und die Getreide-
felder, die Waldungen und die Sümpfe aus. Hier ist noch viel Platz für die Ent-
wicklung von Ackerbau und Industrie.
Große Gegensätze bietet nur das Klima. Scharfe Winter und heiße Sommer,
Glutwinde und Schneestürme, reichste Wasserfülle und tötende Dürre wechseln
miteinander. So erstreckt sich Osteuropa vom subtropisch warmen S. bis an
das arktische Gebiet und hat deshalb Anteil an den Erzeugnissen fast aller Zonen.
1. Rumänien.
1. Lage. Das Königreich Rumänien, dessen Name wie Rumelien an das
oströmische Reich erinnert, bildet den Ubergang von der Balkanhalbinsel zu Ost-
europa. Von den Balkanstaaten ist es fast ganz durch die Donau getrennt,
deren linke Seite sich hier wegen der sumpfigen Ufer im allgemeinen weniger für
Siedlungen eignet als das rechte.
2. Bodengestalt und Bewässerung. Das siebenbürgische Hochland bildet
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Extrahierte Ortsnamen: Sarajewo Mostar Europa Asien Osteuropa Europa Südeuropa Asien Osteuropa europa Donau
an der Etsch Italiener und
an den Nebenflüssen der
Donau Slawen hinauf, deren
Ansprüche fortwährend
wachsen und die dem
deutschen Volke und dem
österreichischen Staate viel
Beschwerden bereiten.
Dem Bekenntnisse
nach ist die überwiegende
Zahl der Bewohner Öster-
reichs katholisch.
Staatliche Einteilung.
a) In dem Gebiete, das
noch zu den Westalpen
gehört, liegt die Landschaft
Vorarlberg (d. i. das Land
vordemivrlberge), größten-
teils zum Rheingebiete ge-
hörig und nach dem Boden-
see abwässernd. Die Haupt-
stadt des Gebietes, das
neben Vieh Wirtschaft auch
eine beträchtliche Baum-
wollindustrie hat, ist Bre-
genz (brêgenz) ambodensee.
östlich schließt sich
die gefürstete Grafschaft
Tirol an. Sie besteht aus
zwei Teilen, einem nörd-
lichen im Gebiete des Inn,
der fast durchweg deutsch
ist, und einem südlichen
im Gebiete der Etsch. Die
Hauptstadt Innsbruck (d. i.
Brücke über den Inn) hat
eine Universität und ist
der geistige Mittelpunkt
des Landes. (Fig. 42.)
Wegen ihrer Lage in der
Mitte des breiten Inntales
und am Beginn der Bren-
nerstraße wird sie viel von
Fremden besucht. Nach S.
führt der Brenner in den
ungemein milden Talkessel
der oberen Etsch; wo der
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77
Kurort Meran und der durch sein schönes Obst bekannte Ort Bozen die wich-
tigsten Städte sind. Im sogenannten Welschtirol an der unteren Etsch herrscht
bereits italienische Sprache, und ;nur wenig Sprachinseln zeugen noch davon,
daß diese Gegend in früheren Zeiten durchaus deutsch war. Der Hauptpunkt
des Welsch turns ist Trient (é).
b) Das Salzkammergut gehört durchweg zum Donaugebiete und wird wegen
seiner vielen schönen Punkte, Berge und Seen, sehr besucht. Die Hauptstadt
des Herzogtums Salzburg (Fig. 43) ist eine der schönst gelegenen Städte Europas.
Unter den Badeorten, die in der Nähe liegen, ist das Wildbad Gastein (eî) wegen
seiner heißen Heilquellen berühmt.
Fig. 44. Graz vom Rainerkogl.
(Nach einer Photographie.)
c) Das Herzogtum Steiermark gehört'ebenfalls zum Donaulande und zieht sich
zu beiden Seiten der Mur und der Drau hin. Es ist ausgezeichnet durch die Schön-
heit seiner Berge und durch seine grünen Alpenmatten, aber auch durch den Reich-
tum an Eisenerzen. Die Hauptstadt Graz (â) (d. i. Burg) ist der Mittelpunkt des
Deutschtums und hat eine deutsche Universität. (Fig. 44.) Infolge seiner schönen
und günstigen Verkehrslage hat es sich zur größten Stadt der Alpen entwickeln
können. Die Steiermark ist auch reich an Kohlen und hat in ihrem südlichen
Teil lebhaften Wein- und Maisbau.
d) An der Drau gelegen ist das Herzogtum Kärnten, Die Hauptstadt ist das
schön gelegene Klagenfurt. Kärnten ist reich an Eisen und an Bleierzen. Der
wichtigste Straßenknotenpunkt ist Villach (f). Nach S. schließt sich das Herzogtum
Krain an, das schon nicht mehr in das eigentliche Gebiet der Alpen, sondern in
seinem S. bereits zum Karst gehört. Die Hauptstadt ist Laibach.
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79
(= oberhalb) der Enns ist Linz, ein alter Ubergangsort, an dem das Salz des
Salzkammergutes über die Donau nach Böhmen verfrachtet wird. Die hochent-
wickelte Eisen- und Stahlindustrie hat ihren Mittelpunkt in Steyr an der Enns.
b) Im Erzherzogtume Österreich unter der Enns liegt Wien mit fast
2 Mill. E. an der Stelle, wo die Donaulinie von einer seit der Römerzeit
benutzten Straße geschnitten wird, die vom Busen von Triest in das Weichsel-
gebiet führt. Infolgedessen hat es sich zu einer wichtigen Handelsstadt ent-
wickelt, die außerdem als Kaiserstadt mit prächtigen Straßen, Gebäuden und
Anlagen geschmückt ist. (Fig. 47.) Es hat eine Universität und reges geistiges
Leben. In neuerer Zeit hat sich Industrie entwickelt, besonders Maschinenbau,
Fig. 46. Ruine Aggstein im Donautale.
(Nach einer Photographie von Würthle & Sohn.)
aber auch das Kunstgewerbe und die Herstellung von Modewaren. Unweit von
Wien liegt das Marchfeld, das oft als Schlachtfeld benutzt worden ist (warum?).
3. Als Sudetenländer bezeichnet man die südlich des Sudetenzuges gelegenen
großen Landschollen, von denen die eine zur oberen Elbe, die andere zur March
gehört, und das kleinere Quellgebiet von Oder und Weichsel. Westlich bildet der
Böhmerwald die Grenze gegen Deutschland. Flache Bergkuppen, große Wälder
und Moore kennzeichnen ihn. Er gibt einer großen Zahl von Flüssen Nahrung,
unter denen die Moldau der größte ist. Sein Holz- und Steinreich tum und die ihm
vorgelagerten Erz- und Kohlenlager haben eine große Industrie entstehen lassen,
namentlich Glas- und Porzellanfabriken. Nach N. erhebt sich der Abbruch des
Erzgebirges steil aus der nordböhmischen Ebene. Es geht in das Elbsandstein-
gebirge über, das seinen Steilabfall ebenfalls nach S. kehrt. Im Zuge der Sudeten
verläuft die Grenze etwa auf dem Kamme, besonders im Riesengebirge, wo die
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Extrahierte Ortsnamen: Linz Donau Steyr Wien Triest Weichsel- Donautale Wien Böhmerwald Deutschland
82
Nördlich der Eger entspringen dem Boden viele heiße, heilkräftige Quellen,
wie in Teplitz (é), Marienbad und vor allem in Karlsbad; sie werden aus aller Welt
so viel besucht, daß man diese Badeorte als die Sommerresidenz von Europa
bezeichnet hat. In der Festung Eger, in der Nähe des Fichtelgebirges, wurde
Wallenstein ermordet.
Der Mittelpunkt des Kohlengebietes ist Pilsen, vornehmlich durch seine
Brauereien berühmt. Die natürliche Mitte des Landes aber, wo alle Straßen von
0. und W., von S. und N. zusammenlaufen, ist die herrlich an der Moldau gelegene
Stadt Prag, reich an Kirchen und Palästen und überragt von dem Hradschin (î)
(d. i. Burgbezirk). (Fig. 48.) Es hat viel Industrie und, da die Moldau hier bereits
schiffbar ist, lebhaften Handel und Schiffsverkehr. Eine alte deutsche und eine
neuere tschechische Universität bewirken es, daß in Prag, dem Vororte des böhmi-
schen Lebens, der Kampf zwischen den beiden Nationalitäten besonders heftig ist.
b) Die Hauptstadt der Markgrafschaft Mähren, zugleich Verkehrsknoten-
punkt und Hauptsitz der Weberei und Maschinenfabrikation, ist Brünn. Zum
Schutze der nach der Mährischen Pforte und nach Wien verlaufenden Straßen
besteht die Festung Olmütz.
c) Auch das Herzogtum Schlesien birgt in seinem Innern Kohlen und hat
eine nicht unbedeutende Leinen- und Wollweberei; der Hauptort ist Troppau.
Die Sudetenländer sinti wegen ihrer vom Verkehr in allen Richtungen
aufgesuchten Lage, wegen ihrer Bodenschätze, ihrer Fruchtbarkeit und ihres
Gewerbefleißes dicht besiedelt und die reichsten und wichtigsten Provinzen des
Kaiserreiches.
4. Die Karpatenländer der österreichischen Reichshälfte ziehen sich in weitem
Bogen um den Außenrand des die Alpen jenseits der Donau fortsetzenden Hoch-
gebirges.
Die Karpaten sind ein abw^echslungreiches Gebirge, dessen Bergzüge
dicht aneinander gedrängt sind und deshalb den Verkehr hemmen. Tiefe Schluchten,
in denen der Bär noch haust, große Wälder und prächtige kleine Seen, sogenannte
Meeraugen, zeichnen besonders ihren höchsten Teil, die Hohe Tatra (tâtra), aus
(Fig. 49), in der sich der höchste Berg, die Gerlsdorf er Spitze, erhebt. Sie sind
reich an Salz, Steinkohlen, Petroleum und Erzen.
a) Das Königreich Galizien, das größte Kronland Österreichs, reicht bereits
bis in das Gebiet der russischen Steppe hinein und hat ein binnenländisches Klima ;
glühende trockene Sommer wechseln mit kalten Wintern, doch ist die Niederung
an den Flüssen sehr fruchtbar und gut mit Getreide angebaut. Es wässert zur
Weichsel, zum Dnjestr und zum Prut ab, hat aber auch Verkehrsbeziehungen
über die Karpaten nach Ungarn.
Die Bevölkerung besteht teils aus Polen, teils aus Ruthenen, die mit den
Russen stammverwandt sind. Krakau war früher eine polnische Hauptstadt, hat
eine polnische Universität und ist stark befestigt. In der Nähe liegt Wieliczka
(sprich: wjelitschka), ein Bergwerk auf Steinsalz von außerordentlicher Größe.
Die jetzige Hauptstadt Lemberg im Dnjestrgebiete ist ebenfalls polnische
Universitätstadt.
b) Das nach So. angrenzende kleine Herzogtum Bukowina (î) (d. i. Buchen-
wald) ist, wtie der Name sagt, reich an herrlichen Wäldern. Die Hauptstadt
Czernowitz (sprich : tschérnowitz) ist eine ansehnliche Handelsstadt und der
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Extrahierte Ortsnamen: Eger Teplitz Marienbad Karlsbad Europa Pilsen Prag Prag Wien Troppau Donau Galizien Ungarn Polen Krakau Lemberg Czernowitz