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die explodirende Kraft desselben zu einem Krlegswerkzeug
zu benutzen. Man schmiedete oder goß zuerst Geschütz
in Form der Mörser, verlängerte dann die Röhre zur
Kanone und brachte Stücke von ganz ungeheurer Größe
zu Stande, so daß man sie in einem Tage kaum mehr
als dreimal abbrennen konnte. Dann wurden die Kano»
nen (Bombarden,Donnerbüchsen) immer kleiner gegossen
und zur Falkonette und Waubüchse, daß sie endlich
der Einzelne tragen konnte. Kanonen und Büchsen,
letztere auf die Gabel gestützt, wurden mit der Lunte
abgebrannt, bis man erst svater in Nürnberg das
Schloß mit dem Rade und noch später mit dem Hahn
erfand. Dazu brauchte man den Feuerstein oder sla-
visch Flins, davon das ganze Gewehr die Flinte hieß.
Jetzt trotzte manche Burg und Stadt auf ihre festen
Mauern, mancher Ritter in der Schlacht auf seinen
Harnisch oder sein Schlachtschwert für zwei Hände ver-
gebens. Ein Fingerdruck des Feigsten in weiter Ferne
konnte ihn hinstrecken. Darum zog nun der Adel vor,
statt selbst ins Feld zu ziehen, lieber Geld zu geben,
damit besoldete Kriegsknechte (solckuti) statt seiner foch-
ten. So kamen stehende Heere, meist Fußvolk, zur
großen Last für Bürger und Staatskassen auf; doch
blieben die Armbrust oder Rüstung (eine verkleinerte
tragbare Balliste des Alterthums, vom Bogen ausge-
gangen), die Lanze, selbst Bogen und Pfeil, noch lange
im Gebrauch. Aber besonders seit dem dreißigjährigen
Krieg wurde alles kleiner und zierlicher, der Helm zum
Federhut (jetzt Tschakko), der Brustharntsch zum Rmg-
kragen, das Schulterstück des Panzers zur Epaulette,
das schwere Schwert zum Degen. Seit der Anwen-
dung des Pulvers wurden die Schlachten weniger blu-
tig, als in cmer Zeit, wurde der Kri^g nicht mehr mit
so persönlicher Erbitterung des Einzelnen geführt und
der Kunst des Feldherrn wurde mehr, als der Tapfer-
keit der Faust verdankt.
Brachte diese Erfindung im ganzen Kriegswesen
eine Hauptveränderung hervor, so geschah das gleiche
in der Literatur durch die Erfindung der Buchdrücke-
rei, gewiß nach Sprache und Schrift der segens-
reichsten Erfindung. Bisher behalf man sich mit Ab-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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und Verden, nebst der Neichsstandschaft. So wurden
nach Verhältnis; auch alle Freunde Schwedens und
Frankreichs entschädigt, wurde auch Karl Ludwig, der
Sohn des unglücklichen Friedrich V. in der Unter- oder
Nhetnpfalz mit einer gten Kurwürde restituirt. Die
Oberpfalz behielt Maximilian. Außerdem wurde den
deutschen Standen die längst geübte Landeshoheit be-
stätigt, und die Unabhängigkeit der Schweiz von
Deutschland, der Niederlande von Spanien, allgemein
anerkannt. Die Folgen dieses Krieges waren höchst
traurig. Zn manchen Ländern war die halbe Bevöl-
kerung zu Grunde gegangen, durch Schwert,.Feuer,
Seuche, Hunger. Der Wohlstand lag mit tausenden
von Städten und Dörfern nieder, und däch mußten,
wegen der jetzt gewöhnlicher werdenden stehenden Heere,
immer neue Steuern ausgeschrieben werden. Deutsch-
land stand nun als Staatenbund da, aber auch dem
fremden Einfluß, besonders Frankreichs, offen. Auch
der Handel lag darnieder, so daß flch von der einst so
blühenden Hanse nur in Bremen, Lübeck und Ham-
burg ein schwacher Rest erhielt. Uebrigenö datier sich,
wenigstens in Deutschland, vom dreißigjährigen Kriege
her der Verfall der ehemals so herrlich blühende«
Städte. —
Wissenschaften, Künste, gewerbliche Cultur, durch
eine Menge neuer Erfindungen unterstützt, zeichnen auch
diesen Zeitraum, 1492—1643, aus. Die Mutter der
Wissenschaften, die Philosophie, wich immer mehr von
ihrer alten scholastisch-aristotelischen Dahn ab. Der
Engländer Dako von Verulam (ff 1626) führte sie auf
die Erfahrung zurück; Cartesius (ff i65o), Spinoza
(ff 1677) gaben ihr eine strengere mathematische Form.
Peter Ramus machte sich um die Logik verdient. —
Die Philologie beförderten Johann Reuchlin, ff 1522.
Erasmus von Rotterdam, ff 1536, Camerarius, Faber,
Glassius, Freinsheim, die Buxiorfe unter den Deutschen ;
Budäus, Scaltger, Muretus, Henrtcus Stephanus,
Casaubonus, unter den Franzosen; Lipsius, Vosstus.,
Hetnsius, Schreveltus, Meurfius und die Gronovius
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ludwig Karl Ludwig Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian Maximilian Dahn Engländer_Dako Spinoza Peter_Ramus Johann_Reuchlin Johann Camerarius Henrtcus_Stephanus Casaubonus Lipsius
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Deutschland Spanien Frankreichs Bremen Deutschland Rotterdam Freinsheim