Franzose. 87
schweizerisch in den Bewohnern der Freigrafschaft, deutsch in
ihren Lothringern, belgisch in ihren Flamländern, englisch und
skandinavisch in ihren Normannen; sie ist keltisch in ihren
Bretagnern, iberisch in ihren Basken und Gascognern. Daher
hat sie einen weniger eigenartigen Charakter als irgend eine
andere Nation, ist zu allem geschickt und besitzt keine Tugend
in vorzüglich hohem Grade. Ihr wurde die Allgemeinheit zu
teil, die Tiefe dagegen versagt. Die thätige und praktische Seite
des Lebens hat das Übergewicht über das Nachdenken und die
Theorie.
Die Franzosen sind mehr gewandt und behende als stark.
Man bewundert ihre Mäßigkeit und findet unter ihnen sehr
wenig mißgestaltete Menschen. Ihre Tapferkeit macht sie zu
verwegenen, im Angriff gefürchteten Kriegern, deren Hitze aber
bald nachläßt; sie lieben den Kampf und sind ein angreifendes,
eroberndes Volk. Sie besitzen einen unerschöpflichen Schatz von
Fröhlichkeit, die der Widerschein ihrer lachenden, anmutigen
Natur zu sein scheint. Damit verbindet sich viel Witz, jener
feine, zarte, an guten Einfällen reiche, oft spöttische, aber mehr
boshafte als bösartige Witz, den sie in höherem Grade als irgend
ein anderes Volk besitzen; durch ein feines Schicklichkeitsgefühl
gemäßigt, verbreiten sie über alle Verhältnisse des geselligen
Lebens einen Reiz, welchen man sonst selten findet; sie lassen
über die Gegenwart Vergangenheit und Zukunft vergessen; sie
arten in einen Leichtsinn aus, der nur noch auf das Äußere
und die Form achtet, in einem übermäßigen Hang zu Vergnügungen,
der die einzige Triebfeder eines ganzen Lebens wird und not-
wendig Sittenverderbnis zur Folge hat.
Die Franzosen sind offenherzig, freimütig, zuvorkommend,
leutselig, mitteilend und umgänglich; sie schließen sich leicht an
andere an, sind für die Geselligkeit geschaffen und ziehen sie dem
Familienleben vor. Sie sind vorzugsweise das gesellige Volk
der Erde.
So ist es auch erklärlich, daß der Franzose in dem Maße
seine Eigentümlichkeiten einbüßt, als er sich von der Heimat
entfernt. Einzeln verliert er sich in der Welt. Du siehst die
Deutschen allenthalben neben und unter den Fremden als Herren,
die Franzosen als Diener. Der Deutsche ist der große Kauf-
mann, der unabhängige, tüchtige Handwerker, der Arzt, der
Künstler, der Gelehrte, der mitherrscht und mitentscheidet; der
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Nom.
111
Zensur der Sitten ihren Einfluß und Wirkungskreis er-
weiterten. —
Bevor aber jene große politische Veränderung in der in*
ncrn Einrichtung des römischen Staates erfolgte, hatte die
römische Tapferkeit die letzte unabhängige und reiche Stadt der
Etrusker, Veji, nach einem zehnjährigen Kampfe (395) be-
zwungen, in welchem die Römer zum erstenmale an Wintcr-
feldzüge gewöhnt wurden, wo aber auch die Streiter zum
erstenmale Sold erhielten. Bald darauf ward Nom gefähr-
lich durch die sennonischen Gallier unter dem Brenn us
bedroht, der die Stadt selbst (389), bis auf das gerettete
Capitol, verbrannte. Doch ward sein Volkshaufen von Ca-
millus geschlagen und zerstreut, und von diesem zugleich
der Plan verhindert, das niedergebrannte Nom zu verlassen
und nach Veji zu ziehen. —
Am Ende des zweiten Zeitraumes erscheinen die Römer,
nach ununterbrochenen Kriegen mit ihren Nachbarn, an der
Spitze der lateinischen Völkerschaften. Dagegen wurden sie
aber mit den Samnitern in den langwierigen Kampf ver-
wickelt, der ihnen erst nach einer fünfzigjährigen Anstrengung
die Herrschaft über ganz Italien verschaffte. Bei die-
sen fortwährenden Kriegen konnte freilich die zarte Pflanze
der Wissenschaften und Künste unter den Römern nicht ge-
deihen; selbst ihre Schiffahrt blieb nur in untergeordneten
Verhältnissen, so wie auch die Religion ganz im Dienste der
Staates stand; denn nurkrieg und persönliche Tapfer-
keit konnte unter einem Volke Auszeichnung gewähren, das
sein Daseyn, seine Haltung und stufenweis fortschreitende
Macht und Größe einzig dem Soldatengeiste verdankte!________
Ehr. Ferd. Schulze, Kampf der Demokratie und Aristokrat
tie in Rom; oder Geschichte der Römer von der Bertrei,
bung des Tarquin bis zur Erwählung des ersten plebeji,
schen Eonsulö. Altenb. 1802. 8.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Hohcnstaufisches Haus in Teutschland. 217
Freiheit und Unabhängigkeit und der Haß gegen die tcutsche
Oberherrschaft von neuem auf. Als nun bei den folgenden
Zügen nach Italien das Kricgsglück den Kaiser verließ, be-
sonders weil Heinrich der Löwe im Herbste 1175, gegen
Friedrichs Bitte, nach Teutschland zurückging; so ließ er
diesem Herzoge seinen Mißmuth entgelten. Heinrichs Feinde
waren dessen Kläger und Richter zugleich. Er ward, nach
ausgesprochener Acht (1180), aller seiner Reichslehen
beraubt. Bernhard von Askanicn erhielt das
Herzogthumsachscn, und Otto vonwittclsbach
Bayern. Allein Bernhard war nicht im Stande, das
erhaltene Lehen ganz zu behaupten; die bisherigen sächsischen
Vasallen, die Herzoge von Mecklenburg und Grafen von
Holstein, so wie mehrere w e stp h ä l i sch e Grafen, mach-
ten sich unabhängig von der sächsischen Hoheit; die wcstphä-
lisch-sächsischen Länder kamen zum Theile in die Hände geist-
licher Fürsten, besonders des Erzbischoffs von Köln, und
Bernhard, der das Schloß Lauen bürg an der Nicder-
elbe und wahrscheinlich auch die Stadt Wittenberg an
der Mittclelbe baute, wo sein Vater Albrecht der Bär die
Slaven besiegt hatte, verlegte in die letzte Stadt den Sitz
seiner Negierung. Dem geachteten Heinrich dem Löwen
blieben blos seine braunschweigischen Allodialgütcr;
doch dauerte in Teutschland und Italien der Kampf der An-
hänger des guelphischen und hohenstaufischen Hauses (Guel-
phen und Gibellinen) mehrere Jahrhunderte, und unter
sehr verschiedenen politischen Interessen, fort. — In Ita-
lien brachte der Kaiser Friedrich die Thronfolge in den
Neichen Neapel und Sicilien, durch die Vermählung
seines Sohnes He-inrich mit der normännischcn Prinzessin
Konstantia (1186), an sein Haus, und starb in hohem
Alter (1100) auf einem Krcuzzuge in Syrien.
Heinrich 6 folgte (1190—1197) dem Vater mit Stolz
und Härte auf dem Throne. Den König Richard Löwen-
herz von England, der auf seiner Rückreise aus Palästina
durch Sturm an die italische Küste verschlagen und von dem
Herzoge Leopold von Ocstreich dem Kaiser ausgeliefert worden
war, entließ er nur nach einer beträchtlichen Auslösung aus
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrichs Heinrichs Heinrichs Bernhard_von_Askanicn Otto Bernhard Bernhard Albrecht Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_6 Heinrich Leopold_von_Ocstreich Leopold
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
2i£
Sechster Zeitraum.
der Gefangenschaft. Sein Plan, den teutschen Thron
in seiner Familie erblich zu machen, wogegen er den
Tcutschcn die weibliche Erbfolge in den Reichslehen, nach
Erlöschung des Mannsstammes, und die Einverleibung des
sicilischen Staates in den teutschen Reichskörpec versprach,
scheiterte an der Festigkeit mehrerer Neichsstände. Als er dann,
zur Besitznahme der sicilischen Erbschaft, (U94) nach
Italien abgegangen war, starb er daselbst (1197) nicht ohne
den Verdacht der Vergiftung von seiner eignen Gemahlin. —
Wahrend der Minderjährigkeit seines Sohnes, Frie-
drichs 2, des Erben von Sicilien, der noch bei seines
Vaters Leben zum Nachfolger in Teutschland ernannt worden
war, gelangte der Papst In noccnz 3 zum Besitze der Stadt
Ro-m und des Herzogthums Spoleto; in Teutschland da-
gegen kämpften die Partheien unter zwei Gcgcnköni'gen, dem
Herzoge Philipp.von Schwaben, Friedrichs Oheim,
uni) Otto 4, Heinrichs des Löwen Sohn. Nach der Er-
mordung des erstcrn (1208) vom Pfalzgrafen Otto von
Wittelsbach, herrschte zwar Otto 4 allein; als er aber vom
Papste Innocenz 3 die von diesem besetzten mathildinischcn
Länder (Spoleto rc.) zurück verlangte, stellte ihm derselbe in
F r i e d r i ch 2 *) (1212) einen Gegenkaiser auf. Nach Otto'ö
Tode (1218) ließ Friedrich seinen Sohn Heinrich 7
(1)220) in Teutschland zu seinem Nachfolger wählen, mußte
ihn aber selbst (1235) absctzen, als er sich, vom Papste dazu
veranlaßt, gegen ihn empörte. Denn dem Papste schien die
Nahe cineö so geistvollen und thätigen Fürsten, wie Friedrich2
war, der sich größtentheils in Neapel und Sicilien aufhielt,
zu gefährlich; ja er nöthigte ihn durch den Bann zu einem
Krcuzzuge, auf welchem Friedrich 2 Jerusalem (1229)
gewann, und wegen seiner Vermählung mit Iolantha, der
Tochter des aus Palästina durch die Saracenen verdrängten
Königs von Jerusalem, den Titel eines Königs von Je-
rusalem annahm. Nach seiner Rückkehr aus Palästina
*) 2- Matth. Schröckh, Leben des Kaisers Friedrich 2; ln s. allgem.
Biographie, Th. 3, S. r ff.
(v. Funk,) Gesch. Kaisers Friedrich 2. Zrillich. 1792. 8.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Otto Heinrichs Heinrichs Otto_von
Wittelsbach Otto Otto Innocenz Innocenz Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_2_Jerusalem Friedrich Matth Schröckh Friedrich Friedrich Friedrich_2._Zrillich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Hohenstausisches Haus ist Tcutschland. 219
zwang er (1230) den Papst, ihn von dem Banne zu entbin-
den, worauf er (1232) einen großen Reichstag in Mainz
hielt, auf welchem er für die innere Ordnung Teutschlandö
einen allgemeinen Landfrieden errichtete, die seit der
Erblichkeit der kleinen Lehen sich ausgebildete Landeshoheit
der Stände in ihren Besitzungen bestätigte, für die Zeit
seiner Abwesenheit von Tcutschland daselbst einen Hofrich-
ter ernannte, und die Atlodialgütcr Otto'ö des Kleinen
von Braun schweig in ein Lehen mit herzoglicher Würde
verwandelte. — Im Jahre 123/ ward Friedrichs zweiter
Sohn, Konrad4, zum Könige von Tcutschland gewählt.
Kaum war aber Friedrich nach Italien zurückgekehrt, als
ihn der Papst Gregor 9 von neuem (1230) mit dem Banne
belegte, und sogar das Kreuz gegen ihn predigen ließ. Nach
Gregors Tode trat der Kaiser mit dessen Nachfolger, In-
no een z 4, in friedliche Unterhandlungen; doch Innocenz floh
nach Lyon (1244) und entsetzte daselbst den Kaiser aller seiner
Länder und Würden, obgleich die ausgestellten Gegcnkönigc,
Heinrich Raspe, Landgraf von Thüringen (1240), und,
nach dessen Tode (1247), G r a f W i l h e l m v o n H o l l a n d
bei Friedrichs Lebzeiten sich nicht behaupten konnten.
Nach des Kaisers Tode (1250) mußte sein Sohn, Kon-
rad4 (1250—1254), den hartnäckigen Kampf fortsetzen; denn
auf ihn dehnte der Papst den Bannfluch des Vaters aus, und
wollte ihm auch Si ei lien, als erledigtes päpstliches Lehen,
entreißen. K o n r a d starb (1254) auf seiner Reift nach Teutsch-
land an erhaltenem Gifte, das, nach der allgemeinen Meinung,
sein Stiefbruder Manfred gemischt hatte, der mit einem
Brudermorde den Besitz Siciliens erkaufen wollte. Konrads
nachgelassener minderjähriger Sohn, Konradin, der recht-
mäßige Erbe Neapels und Siciliens und der teutschcn Hcr-
zogthümer Schwaben, Franken und Elsaß, ward in die-
ser Zeit in Tcutschland erzogen, wahrend der Papst den
französischen Prinzen Karl von Anjou (1265) mit Nea-
pel und Sicilien belehnte. Gegen diesen blieb Manfred
in einer Fcldschlacht. Als nun drei Jahre später Konra-
din seine Rechte auf Neapel geltend machen wollte, und mit
einem Heere in Italien erschien, ward er, nach einer verlor-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Gregor Gregor Gregors Innocenz Innocenz Heinrich_Raspe Heinrich Friedrichs Manfred Konrads Konrads Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Manfred
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
220
Sechster Zeitraum.
ncn Schlacht, der Gefangene Karls von Anjou und zu Nea-
pel (29. Oct. 1208) öffentlich hingerichtct. So erlosch
daö mächtige hohcnstaufische Haus. Die durch Konradins
Tod erledigten teutfchen Herzogthümec wurden nicht wieder
besetzt; die großen und kleinen Vasallen*,'» denselben
erweiterten aber ihre Besitzungen und gelangten allmählig zur
Reichsunmittelbarkeit, so auch die R i t t e r sch a ft i n
Schwaben, in Franken und am Rheine. Die all-
gemeine Unordnung in Tcutschland führte die Barbarei des
Faustrechts zurück, und die Blüthe der Wissenschaften und
Künste, die besonders unter der Negierung des hohenstaufi-
schcn Hauses im südlichen Teutschlande sich schön entfaltet
hatte, welkte schnell wieder ddhin. Man nennt diesen Zeit-
raum der Unordnung und gegenseitigen Befehdung das große
Zwischenreich, während dessen zwei auswärtige Fürsten,
der König A l p h o n s v o n K a st i l i c n, und R i d) a r ö
von Eornwallis (Bruder des Königs von England) den
teutschen Königstitel (bis 1272) führten. Nur der
zweite kam selbst nach Tcutschland, doch ohne die eingerisscne
Unordnung heben zu können.
83.
Tcutschland unter Rudolph von Habsburg,
Adolph von Nassau und Albrechtl.
Tcutschland bedurfte eines kräftigen Regenten, wenn cs
nicht immer mehr in sich zerfallen sollte. Diesen Regenten
erhielt cs in dem neugewählten Könige, dem Grafen Ru-
dolph vonhabsburg (1273—1291)*), welcher Tapfer-
keit, Erfahrung und Klugheit in seiner Regierung verband,
ob er gleich reichlich für seine Familie sorgte. Ec zerstörte
mehr als 70 Raubschlöffer in Tcutschland; er knüpfte drei
teulsche Churfürstcn durch Vermahlung mit seinen Töchtern
an das Interesse seines Hauses, und brachte Ocstreich **),
*) Marq. Herrgott, genealogia diplomatica augustae gentls Iiabs-
burgicae. 3 T. Viennae, 1737. Fol.
**) Gerh. de R o o, Annales rernm ab Anstriacis Habsburgicae
genris principibus a Rndolpho I tisqtie ad Carolum V 1519
geatanim libri 12. Oonip. 1592. Fol. N. E. Ilal. 1709. 4.
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Extrahierte Personennamen: Karls_von_Anjou Karls Konradins Eornwallis Rudolph_von_Habsburg Adolph_von_Nassau Anstriacis_Habsburgicae Ilal
Extrahierte Ortsnamen: Konradins Schwaben Rheine England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Leutfchl. unter Nud. v.haböb., Ad. v. Nassau u.albr. 1. 221
das sich Ottokar von Böhmen^) bei dem Erloschen
des Bambergischcn Mannsftammcs (1246) angemaßt halte,
nach der Besiegung dieses stolzen Fürsten, der ihn nicht als
König Tcutschlands und Lehnsherrn anerkennen wollte, an
sein Haus (1282). Mit Klugheit wich er den päpstlichen
Forderungen zur Unternehmung eines Krcuzzuges aus, ob-
gleich während seiner Regierung (1291) auch die letzte christ-
liche Besitzung in Palästina von den Saracencn erobert ward;
doch sicherte er dem päpsilichen Stuhle in einer förmlichen
Urkunde nicht blos die früher von den fränkischen und tcut-
fchcn Königen erhaltenen weltlichen Besitzungen, son-
dern auch die später angcmaßtcn Länder, Ravenna, Bo-
logna, Urbino und Spoleto, zu, und mischte sich nicht
in die Angelegenheiten Neapels, obgleich in dieser Zeit
Karl von Anjou in der sogenannten sicilianischcn
Vesper (1282) die Insel Sicilien auf immer verlor.
Nach Nudolphsl Tode wählten die teutschcn Großen
Adolph, Grafen vonnassau (1291 —1298) zum Kö-
nige, weil ihr Interesse einen mindermächtigcn Regenten auf
dem Throne wünschte. Unter Adolph ward Hessen **), das
Hìeron. Fez, scriptores rerum Austriacarum veteres ao genuini.
3 Voli. Lips. 1721 sqq. Fol.
Sigism. Calles, Annales Austriae, ab ultimae aetatis memo-
ria ad Habsburgicae gentis principes deducti. 2 Voli. Vieni,.
1750. Fol.
W. Core, Geschichte des Hauses Oestreich. Aus dem Engl. 4thle.
Amstcrd. ,8,o ff. 8.
K. Heinr. Ludw. Politz, Gesch. des osireichischen Kaiserstaates. Mit
4 geneal. Tabelle» Lcipz. 1817. 8.
Iul. Franz Schneller, Staalengeschichte des Kaiscrthums Oestreich,
von der Geburt Christi bis zum Sturzc Napoleons. 4 Thle. Gràtz,
1817 ff. 8.
*) Franz Kurz, Oestreich untcr den Konigen Ottokar und Albert 1.
2 Thle. Linz, ,8,6 ff. 8.
**) ^dfricfc Bernh. Wenck, hessische Landesgeschichte. ,r Thl., ar Thl.
(in 2 Abth.) 3r Thl. (blos dic iste Abth.) Darmst. und Giesten,
»783 ff. 4.
I. Ernstchstn. Schmid t, Gesch. des Gro§herzogthnms Hessen. 2thle.
Giesen, ,8,8 ff. 8.
Chstph. Nomm el, Gesch. von Hessen. 3 Thle. Marb. ,820 — 27. 8.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Ottokar_von_Böhmen^ Ottokar Karl_von_Anjou Karl Adolph Adolph Calles W._Core Oestreich K._Heinr Franz_Schneller Franz Kaiscrthums_Oestreich Napoleons Franz_Kurz Franz Oestreich Ottokar Ottokar Wenck Chstph
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
228
Sechster Zeitraum.
es doch wenigstens nicht die Folge seines Betragens gegen
den mächtigen und reichen Herzog Karl den Kühnen
von Burgund *), dem er die Königskrone verweigerte,
daß, -nach des Herzogs Tode (1477), dessen Tochter und
einzige Erbin, Maria, den Sohn des Kaisers, den Erz-
herzog Maximilian heirathete, und so die reiche bur-
gundische Erbschaft an das Haus Habsburg brachte.
Je weiter, wahrend Friedrichs Unthätigkeit, die Greuel
des Faustrcchts wieder um sich griffen; desto dringender fühl-
ten die teutschen Fürsten das Bedürfnis;, einen thatigen
Mann an die Spitze der Geschäfte zu stellen. Sie wählten
deshalb Friedrichs Sohn, Maximilian, (I486) zum
römischen Könige, dessen Plane für die neue Gestaltung
Teutschlands aber erst nach seines Vaters Tode ins Leben
traten, und deshalb dem künftigen Zeiträume angehören.
87.
Italien.
Als Karl der Große den lombardischen König Desi-
derius (774) besiegte, und die lombardische Krone mit der
fränkischen verband, erhielten sich noch in Unte rita lien
die Ueberrestc des Exarchats, und die hier lebenden Grie-
chen riefen, als die teutschen Könige aus dem sächsischen
Hause sie besiegen wollten, die Araber aus Sicilien gegen
die Teutschen zu Hülfe. Dieser Sturm ging zwar vorüber;
allein mit mehr Nachdruck besiegten die in die Dienste der
lombardischen Herzoge von Bcnevent und Capua getre-
tenen Normänner die Griechen; nur daß diese Normän-
ncr allmählig selbst die Herren von Unteritalien und
Sicilien, und ihre Könige L e h n s t räg e r d e s P a p stcs
wurden. Nach dem Abgänge der normännischen Königsfamilie
folgte durch Erbrecht das hohenstau fische Haus
(1193 —1268) in Neapel. Gegen die letzten Glieder dieses
Hauses rief der Papst den französischen Prinzen Karl von
Anjou (1265) dahin, der sich auch, nach Konradins
Besiegung und Hinrichtung (1268), in Neapel behauptete.
*) Wolfg. Jager, Ge sch. Karls des Kühnen. Nürnb. 179b. 8.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Maria Maria Maximilian Maximilian Friedrichs_Unthätigkeit Friedrichs Friedrichs Maximilian Maximilian Karl_der_Große Karl Karl_von
Anjou Karl Konradins Karls
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
234
Sechster Zeitraum.
i'et.) 16voll. Paris, 1755sqq. 4. -- Teutsch: von
Oste rl an der u. Jäger, i6thle. Nürnb. i/56ff. 4.
Bossuet, abrégé do l’histoire de France (bis i5?4).
N. E. 4 Voll, 1747. 4.
de Flassan, Histoire générale et raisonnée de la di-
plomatie françoise. N. E. 7 Voll. Paris, 1811. <8.
Chstph. Gllo. Heinrich, Geschichte von Frankreich. 3thle.
(bis 1802.) Lcipz. 1802 ff. 8.
Lirnonde cle Sismondi, Histoire des Français, (bis
jetzt erst 3 Th ei le, welche bis zu Hugo Capels Thron,
besteigung reichen.) Paris, 1821. 8. (Thl. übers, von
^uden mit Änmerk. Jena, 1822. 8.)
69.
Frankreich unter dem Hause Valois.
Das erste Jahrhundert der Regierung des valesischen
Hauses in Frankreich bezeichnte ein verwüstender Krieg zwi-
schen E n g l a n d und Frankreich, weil König Eduards
von England, dessen Mutter eine Tochter Philipps des
Schönen war, als Enkel dieses Philipps, Ansprüche auf den
französischen Thron machte. Die Franzosen wurden bei
Cressy (1346) geschlagen, und Calais (1347) von den
Engländern erobert. Der schwache Sohn und Nachfolger
Philipps 6, Johann, der von 1350—1364 regierte, hatte
sogar das Unglück, von den Engländern gefangen zu werden,
und starb zu London in dieser Gefangenschaft, nachdem er,
im Frieden mit England, schöne Besitzungen (Gvienne,
Poitou, Calais rc.) an dasselbe abgetreten hatte. Zwar
nabm unter Karls 5 (1364 —1380) Regierung der Krieg
auf einige Zeit eine günstigere Wendung; desto unglücklicher
aber war die Rcgicrungszeit seines Sohnes Karls 6 (1380
—1422), dessen Wahnsinn eine sehr fehlerhafte Verwaltung
des Staates herbeiführte, während welcher Heinrich 5 von
England, nach der Schlacht bei Azincourt (1415), die
ganze Normandie eroberte. Da übernahm der D a u p h i n,
Karl, die Rcichsverwaltung, und verwies feine aus-
schweifende Mutter, Isabella, von dem Hofe. Diefe suchte
und fand Unterstützung bei dem Herzoge von Burgund, der
sich (1419) der Hauptstadt Paris bemächtigte; der Herzog
fiel aber durch Meuchelmörder, die der Dauphin gedungen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Extrahierte Personennamen: Chstph Gllo Heinrich Heinrich Hugo_Capels Eduards
von_England Eduards Philipps Philipps Philipps Cressy Philipps_6,_Johann Philipps Johann Karls Karls Heinrich_5_von
England Heinrich Karl Karl Isabella
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Frankreich Paris Frankreich Frankreich Frankreich London England Karls Karls Burgund Paris
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
236
Sechster Zeitraum,
mählung des Dauphins mit Maria, der einzigen Erbin
des schönen burgundischcn Staates, wodurch diese Lander (zu
welchen damals auch die spätere Republik der vereinigten Nie-
derlande gehörte, und um welche bis auf die Friedensschlüsse
von Lüneville und Paris so vieles Blut zwischen Frankreich,
Spanien, Teutschland und Oestrcich geflossen ist) ohne
Schwcrtschlag mit Frankreich vereinigt worden waren. — Da-
gegen vermahlte sich Karl 8 (1483 —1498) mit Anna,
der Erbin des Herzogtums Bretagne.
90.
Spanien.
Seit die Araber (711) in Spanien mehrere einzelne
Reiche gestiftet und die Westgothen in die nördlichen Pro-
vinzen gedrückt hatten, dauerte der Kampf zwischen beiden
Völkern ununterbrochen fort; so lange aber als das Haus
der Ommijadcn in Cordova, dem mächtigsten spanischen
Khalifate, blühte, war die Macht der Araber überwiegend.
Die Khalifen von Cordova waren schon seit 756 beinahe
völlig unabhängig von dem Khalifen von Bagdad; unter ihnen
ward das arabische Spanien durch Ackerbau und Kunstfleisi,
durch reichen Handelsverkehr, und durch die Blüthc der
Wissenschaften kräftig empor gehoben. Denn selbst christliche
Europäer studirtcn (seit 961) auf der arabischen Hochschule
zu Cordova, und die arabische Cnltur warf damais van
Spanien aus ihren Wiederschcin auf Frankreich, Italien,
Teutschland und England. *). —
Nach dem Erlöschen der Familie Ommijah sank aber
die Macht des Khalifats von Cordova, weil die Statthalter
der einzelnen arabisch-spanischen Provinzen sich unabhängig
zu machen suchten. Das gctheiltc Interesse dieser kleinen Re-
genten erleichterte die Siege des christlichen Königs von Ka-
stilien, Alphons6. Sich gegen diesen zu behaupten, rief
der Khalif von Cordova einen frischen rohen mohamcdanischen
Stamm, die Morabcthuns (Moraviden), aus Afrika
*) Joseph Anton Condc, Geschichte der Herrschaft der Mauren in
Spanien. Aus dem Spa«, v. Ä. Rutschm a nu. 3 Thle. Karlör.
1824 tt. 25. 8.
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TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Karl Karl Anna Cordova Ommijah Cordova Cordova Joseph_Anton_Condc
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Spanien Teutschland Frankreich Spanien Spanien Cordova Bagdad Spanien Spanien Frankreich Italien England Afrika Spanien