38
5. Der französische Abschnitt (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
neu geschürt durch Frankreich, welches Deutschland schwächen und Elsaß ge-
winnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte es die Schweden. Nicht für
den Glauben stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Kaiser
Ferdinand starb vor dem Ende des Krieges mit der Beteuerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Äuge gehabt habe". Auch Bern-
hard von Weimar starb plötzlich, und Frankreich nahm sein Heer in Besitz.
Besonders furchtbar machte sich der Schwede Torsten son. Er war siech und
mußte immer in der Sänfte getragen werden, aber siegreich durchflog er
Deutschland von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm.
In Bayern hausten die Franzosen schrecklich, in Böhmen die Schweden unter
Königsmark. Schon überschüttete er die Stadt Prag mit glühenden Kugeln,
da erscholl aus Münster und Osnabrück das ersehnte Wort: Friede!
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Die Kirchen-
güter wurden so verteilt, wie es im Jahre 1624 gewesen war. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern, Frankreich ein Stück vom Elsaß,
Brandenburg Hinterpommern und einige Bistümer, Sachsen die Lausitz,
Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterkönigs die Unterpfalz mit
einer 8. Kurwürde. Friede war's, doch der Friede des Grabes! Deutschland
war stellenweise zur Düste geworden, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger
und Seuchen zusammengeschmolzen, aller Wohlstand vernichtet, alles Streben
gelähmt. Aus den Soldatenhorden bildeten sich Päuberbanden, und alle Laster
gingen im Schwange. Das waren die drückte des Religionskrieges!
20. Db-gz'vße Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-
burgs der Schöpfer des preußischen Staates (1040—1688).
4
1. Der sittenstrenge Jüngling. Als Knabe wurde Fr. Wilhelm vor
den Kriegsstürmen nach Küstrin geflüchtet und dort erzogen. Später reiste er
zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier sah er in dem weisen Statthalter von
Oranien einen trefflichen Herrscher und in
den fleißigen Holländern glückliche Unter-
thanen. Er nahm sich vor, sein Land und
Volk ebenso glücklich zu machen. Als man
ihn zu Ausschweifungen verleiten wollte,
floh er ins Feldlager zu Oranien und
äußerte dabei: „Ich bin es meinen Eltern,
meinem Lande und meiner Ehre schuldig."
Oranien klopfte ihm auf die Schulter und
sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als
wenn ich diese Festung eroberte; wer sich
selbst besiegt, ist großer Thaten fähig."
2. Der entschlossene Regent. Als
Friedr. Wilhelm zur Regierung kam, war
das Land verwüstet und von den Schweden
besetzt. Der junge Kurfürst bildete ein
eigenes Heer und schloß mit den Schweden
Waffenstillstand. Im westfälischen Frieden erlangte er durch seine Klugheit und
Festigkeit günstige Bedingungen. Er vermählte sich mit der edlen Luise Hen-
riette von Oranien, der Tochter des niederländischen Statchalters. Vor ihrer
Ankunft ließ er Berlin verschönern, das Schloß ausschmücken und die Linden-
16. Der große Kurfürst.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Friedrich_Wilhelm_von_Branden- Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Luise_Hen-
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Schweden Weimar Frankreich Deutschland Wien Schweden Pommern Frankreich Brandenburg_Hinterpommern Sachsen Deutschland Holland Schweden Schweden Berlin
38
5. Der französische Abschnitt (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
neu geschürt durch Frankreich, welches Deutschland schwächen und Elsaß ge-
winnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte es die Schweden. Nicht für
den Glauben stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Kaiser
Ferdinand starb vor dem Ende des Krieges mit der Beteuerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Äuge gehabt habe". Auch Bern-
hard von Weimar starb plötzlich, und Frankreich nahm sein Heer in Besitz.
Besonders furchtbar machte sich der Schwede Tor sie n so n. Er war siech und
mußte immer in der Sänfte getragen werden, aber siegreich durchflog er
Deutschland von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm.
In Bayern hausten die Franzosen schrecklich, in Böhmen die Schweden unter
Königsmark. Schon überschüttete er die Stadt Prag mit glühenden Kugeln,
da erscholl aus Münster und Osnabrück das ersehnte Wort: Friede!
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die'evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Die Kirchen-
güter wurden so verteilt, wie es im Jahre 1624 gewesen war. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern, Frankreich ein Stück vom Elsaß,
Brandenburg Hinterpommern und einige Bistümer, Sachsen die Lausitz,
Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterkönigs die Unterpfalz mit
einer 8. Kurwürde. Friede war's, doch der Friede des Grabes! Deutschland
war stellenweise zur Wüste geworden, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger
und Seuchen zusammengeschmolzen, aller Wohlstand vernichtet, alles Streben
gelähmt. Aus den Soldatenhorden bildeten sich Räuberbanden, und alle Laster
gingen im Schwange. Das waren die Früchte des Religionskrieges!
20. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-
burg, der Schöpfer des preußischen Staates (1040—1088).
1. Der sittenstrenge Jüngling. Als Knabe wurde Fr. Wilhelm vor
den Kriegsstürineu nach Küftrin geflüchtet und dort erzogen. Später reiste er
zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier sah er in dem weisen Statthalter von
Oranien einen trefflichen Herrscher und in
den fleißigen Holländern glückliche Unter-
thanen. Er nahm sich vor, sein Land und
Volk ebenso glücklich zu machen. Als man
ihn zu Ausschweifungen verleiten wollte,
floh er ins Feldlager zu Oranien und
äußerte dabei: „Ich bin es meinen Eltern,
meinem Lande und meiner Ehre schuldig."
Oranien klopfte ihm auf die Schulter und
sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als
wenn ich diese Festung eroberte; wer sich
selbst besiegt, ist großer Thaten fähig."
2. Der entschlossene Regent. Als
Friedr. Wilhelm zur Regierung kam, war
das Land verwüstet und von den Schweden
16. S,r «rot« Mir#. b-s-tzt. Der jung Kurfürst bild-,- ei»
eigenes Heer und schloß mit den Schweden
Waffenstillstand. Im westfälischen Frieden erlangte er durch seine Klugheit und
Festigkeit günstige Bedingungen. Er vermählte sich mit der edlen Luise Hen-
riette von Oranien, der Tochter des niederländischen Statthalters. Vor ihrer
Ankunft ließ er Berlin verschönern, das Schloß ausschmücken und die Linden-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Friedrich_Wilhelm_von_Branden- Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Luise_Hen-
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Schweden Weimar Frankreich Deutschland Wien Schweden Pommern Frankreich Brandenburg_Hinterpommern Sachsen Deutschland Holland Schweden Schweden Berlin
60
I
Unter Elisabeths Regierung brachte der Weltumsegler Franz Drake
(spr. Drehk) die Kartoffeln nach Europa. Der Kriegsheld Raleigh (spr. Rahli)
machte England zur See mächtig. Der große Dichter Shakespeare (spr.
Schehkspier) dichtete seine berühmten Dramen. Die unüberwindliche Armada
Philipps Ii. von Spanien, bestehend aus 130 großen Schiffen, wurde teils
von Stürmen vernichtet, teils von den begeisterten Engländern besiegt und ver-
jagt. Ein Schatten auf dem hellen Bilde^ der Königin Elisabeth ist die Hin-
richtung der schottischen Königin Maria Stuart. Letztere war in Frankreich
katholisch und in leichten Sitten erzogen, ihr Volk aber durch den unbeug-
samen Reformator John Knox für die Presbyterialkirche, die ihre
Angelegenheiten durch Älteste ordnet, gewonnen worden. Die schöne, lebens-
frohe Königin erbitterte ihre Unterthanen durch die Anstrengungen, der
katholischen Kirche wieder zum Siege zu verhelfen, und durch ihre freien
Sitten. Allerlei Übles sagte man ihr nach. Man gab ihr schuld, sie habe
ihren verhaßten Gatten ermorden lassen und den Mörder Both well ge-
heiratet. Es brach ein allgemeiner Aufstand der Schotten aus; Maria floh
und suchte Schutz in England. Die Königin Elisabeth aber nahm sie in Haft,
weil sie Ansprüche auf den englischen Thron erhob, Titel wie Wappen einer
englischen Königin führte und des Gattenmordes verdächtig war. Als mehrere
Verschwörungen zu Gunsten der gefangenen Maria entdeckt wurden, glaubte
sich Elisabeth ihres Lebens nicht mehr sicher. Ein englischer Gerichtshof
verurteilte Maria Stuart zum Tode. Nach langem Schwanken und
Zögern unterschrieb Elisabeth das Todesurteil. Als sie es kurz daraus be-
reute und das Blatt wieder haben wollte, war es zu spät. Ihre Räte hatten
das Urteil vollstrecken und die unglückliche Maria im Kerker hinrichten lassen.
Gefaßt und gottergeben war diese gestorben. Elisabeth aber brach in Thränen
aus und entließ ihren übereifrigen Geheimschreiber in Ungnaden. — Die
letzten Jahre ihres Lebens waren freudlos. Sie erklärte den Sohn der un-
glücklichen Maria, Jakob I., zu ihrem Nachfolger und starb unter den Ge-
beten und Thränen ihrer Umgebung 1603.
15. Frankreich vor und nach der Reformation. Nach dem Aus-
sterben der Karolinger kamen in Frankreich die Kapetinger zur Re-
gierung (987). Ein König aus diesem Hause war Philipp August, der
mit dem englischen Könige Richard Löwen herz den dritten Kreuzzug unter-
nahm. Ludwig der Heilige, ein edler und gewissenhafter Fürst, unter-
nahm den letzten unglücklichen Kreuzzug gegen Ägypten und starb auf einem
Zuge gegen Tunis an der Pest 1270. Um 1300 regierte Philipp der
Schöne, ein schlauer und gewaltthätiger Fürst. Den Ritterorden der Templer
rottete er aus und eignete sich seine Güter an. Den Papst nötigte er, in
Avignon (spr. Awinjong) seine Residenz zu nehmen. Hier sind die Päpste
70 Jahre lang, „während der babylonischen Gefangenschaft der Kirche",
Spielbälle in den Händen französischer Machthaber gewesen.
Unter der Regierung der Könige aus dem Hause Valois (Waloa) ent-
brannten lange und blutige Kämpfe zwischen den französischen und englischen
Königen. Letztere besaßen einen großen Teil Frankreichs. Durch die sieg-
reiche Schlacht bei Azin court (Asängkuhr) gewann der englische König alles
Land bis an die Loire und belagerte Orleans. Der mut- und mittellose
König Karl Vi. schien verloren. Da kam plötzlich wunderbare Hilfe. Das
stille, fromme Hirtenmädchen Johanna d'arc glaubte sich von Gott berufen,
dem Könige und dem Lande aus feiner Not zu helfen. Alle Einwände der
Zweisier widerlegte sie siegreich. Zu Roß und in Männerrüstung erschien
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz Raleigh Schehkspier Philipps Maria John_Knox Maria Maria Maria Maria Elisabeth Maria_Stuart Maria Elisabeth Maria Maria Elisabeth Maria Maria Jakob_I. Philipp_August Philipp August Könige_Richard_Löwen Ludwig Philipp_der
Schöne Philipp Karl_Vi Karl Johanna_d'arc Gott
Extrahierte Ortsnamen: Europa England Spanien Frankreich England Frankreich Frankreich Avignon Frankreichs
I
65
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Auge gehabt habe". Zwei Jahre
später raffte ein plötzlicher Tod Bernhard von Weimar hinweg, und
Frankreich nahm sein Heer und seine Eroberungen in Besitz. Unter den schwe-
dischen Heerführern machte sich besonders Torstensson furchtbar. In seinem
siechen Körper, der immer in der Sanfte getragen wurde, wohnte ein feuriger,
rastlos thätiger Geist. Siegreich durchflog er Deutschland von einem Ende
zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm. Über Bayern schwang der
französische General Türen ne die Geißel, und namenlose Leiden sah der alte
Maximilian sein Volk erdulden. In Böhmen hauste der Schwede Königs-
mark. Schon hatte er die Kleinseite Prags eingenommen und überschüttete
die Stadt mit glühenden Kugeln. Da erscholl aus Münster und Osnabrück
nach langen Unterhandlungen das ersehnte Wort: Friede! —
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischeil. Der Besitz
der Kirchengüter wurde nach dem Besitzstände des Jahres 1624 geregelt. Die
Reichsfürsten wurden fast unabhängig, und der Kaiser behielt nur einen
Schatten von Macht. Schweden bekam außer 15 Millionen Thalern Kriegs-
kosten den größten Teil von Pommern, Frankreich den größten Teil vom
Elsaß, Brandenburg Hinterpommern und die Bistümer Magdeburg,
Halberstadt, Miuden und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Ober-
pfalz, ein Sohn des Winterkönigs die Unterpfalz mit einer achten Kur-
würde. Friede war's, doch der Friede eines Friedhofs! Deutschland war
stellenweise zur Wüste gewordeu. Viele Städte und Dörfer waren von der
Erde verschwunden oder menschenleer, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger
und Seuchen auf die Hälfte zusammengeschmolzeu, Wohlstand, Handel und
Gewerbe vernichtet, Kunst und Wissenschaft gelähmt. Zum Landbau fehlten
Saatkorn, Zugvieh und Menschenhände. Aus deu verwilderten Soldaten-
horden bildeten sich Räuberbanden. Unglauben, Aberglauben und Laster aller
Art waren grausig gewachsen, alte edlen Sitten verfallen. Das waren die
Früchte des Religionskrieges!
21. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm
von Brandenburg, der Schöpfer des preußischen Staates
(1640—1688).
1. Der sittenstrenge Jüngling. Als siebenjähriger Knabe wurde
Friedrich Wilhelm vor den Kriegsstürmen nach Küstrin geflüchtet und dort er-
zogen. Später reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er
an dem weisen und tapfern Statthalter von Oranien das Vorbild eines
guten Regenten und an den fleißigen Holländern das Muster glücklicher
llnterthanen. Er nahm sich vor, sein Land und Volk ebenso mächtig und
glücklich zu machen. Als man ihn im Haag zu Ausschweifungen verleiten
wollte, floh er ins Feldlager zu Oranien und äußerte dabei: „Ich bin es
meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig." Oranien klopfte
ihm auf die Schulter und sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als wenn
ich diese Festung eroberte. Vetter, ihr habt das gethan, ihr werdet mehr
thun; denn wer sich selbst besiegt, ist großer Thaten fähig."
2. Der entschlossene Regent. Sein Regierungsantritt erfolgte in
seinem 20. Jahre unter den traurigsten Umständen. Sein verwüstetes Land
hielten die Schweden zum Teil besetzt; die Truppen hatten dem Kaiser Treue
geschworen, und die Regierungsgewalt hatte der Minister Schwarzenberg
Polack, Geschichtsbilder. 5
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Maximilian Maximilian Friedrich_Wilhelm
von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Schwarzenberg
Polack
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Wien Prags Pommern Frankreich Brandenburg_Hinterpommern Halberstadt Sachsen Deutschland Holland
I
79
9. Der Befreiungskampf in Nordamerika (1775—1783). In das
letzte Jahrzehnt von Friedrichs Leben fällt der heldenmütige Befreiungskampf
der nordamerikanischen Freistaaten. Zur Zeit der religiösen Kämpfe in Eng-
land wanderten viele Verfolgte nach Nordamerika aus und gründeten dort
Kolonien, die bald einen hohen Aufschwung nahmen, so Virginien, nach
der jungfräulichen Königin Elisabeth, und Pennsylvanien, nach dem edlen
Quäker Penn genannt. Flüchtlinge aus ganz Europa fanden in Phila-
delphia, der Stadt der Bruderliebe, eine neue Heimat.
Um seinen leeren Staatssäckel zu füllen, legte das englische Mutterland
den Kolonien hohe Steuern und Zölle auf. Überall erregte diese Willkür
Unzufriedenheit. Der Herd des Widerstandes war die Stadt Boston. Hier
versagte man sich lieber den Genuß von Thee, als daß man besteuerte Waren
kaufte, ja eine ganze Schiffsladung warf man ins Meer. Damit begann
der Aufstand der 13 vereinigten Staaten von Nordamerika. In
einem langen, wechselvollen Kriege erkämpften sie ihre Unabhängigkeit. An
die Spitze berief das allgemeine Vertrauen den edlen, großen General Georg
Washington (spr. Uoschingtn) und den schlichten, trefflichen Buchdrucker
Benjamin Franklin, „der dem Himmel den Blitz und den Tyrannen
das Zepter entriß". Verbündet mit den Amerikanern waren die Franzosen,
welche das verlorene Kanada von England wiedergewinnen wollten. Im
Jahre 1783 erkannte England im Frieden von Versailles die Unab-
hängigkeit der Vereinigten Staaten an. Washington wurde der erste
Präsident der jungen Republik.
25. Friedrich Wilhelm Ii. (1786-1797) und die
französische Revolution.
1. Sein Wesen und seine Regierung. Friedrich Wilhelm Ii. war
ein Neffe Friedrichs des Großen, aber er hatte weder den Geist noch die Kraft,
den Staat seines großen Oheims auf der Nuhmeshöhe zu erhalten. Er war
zwar mild und gütig, aber auch schwach
und genußliebend. Sein Wahlspruch
hieß: „Aufrichtig und standhaft!"
Durch seine Freundlichkeit und mancher-
lei Erleichterungen gewann er rasch das
Vertrauen des Volkes. Er beförderte
viele Bürgerliche zu höheren Stellen,
hob einige drückende Steuern auf, setzte
deutsche Steuerbeamte statt der fran-
zösischen ein und verwandte viel Sorg-
falt auf das Schulwesen. Den äußeren
Umfang des Landes erweiterte er un-
gemein durch die zweite und dritte
Teilung Polens (1793 und 95), wo-
durch er das Land bis an die Weichsel
mit Posen und Warschau erhielt. Aber
die Größe des Landes macht nicht das
Glück des Volkes aus. Der Hof liebte das Vergnügen mehr als die Arbeit
und gab dem Volke kein gutes Beispiel. Die Schuldenlast, die Unsittlichkeit
und Ünzufriedenheit wuchsen.
2. Ausbruch der französischen Revolution (1789). In Frankreich
hatten die Könige durch Sittenlosigkeit, Verschwendung und ungerechte Kriege
41. Friedrich Wilhelm Ii.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Georg
Washington Benjamin_Franklin Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Friedrichs Eng- Nordamerika Pennsylvanien Europa Boston Nordamerika Kanada England England Versailles Washington Polens Warschau Frankreich
82
I
und scheute den Krieg. Redlich bemühte er sich, alle eiugerissenen Mißstände
zu beseitigen. Den Glaubenszwang hob er auf. Günstlinge und gewissen-
lose Beamte entfernte er. Ordnung und Gewissenhaftigkeit brachte er wieder
in die Verwaltung. Das Muster einer Fürstin, Gattin und Mutter war
seine edle Gemahlin Luise. Sie war der freundliche Leitstern ihres Gatten,
die Vorsehung ihrer Kinder, der Engel der Notleidenden und der gute Geist
ihres Volkes. Das schöne Familienleben des königlichen Paares war ein
Muster für das ganze Land.
2. Napoleon Vonaparte war ein Advokatensohn von der Insel Korsika.
Bald drängte er durch seine Thaten alle in Schatten, die sich in Frankreich
von unten auf bis zu den höchsten Stellen emporgearbeitet hatten. Durch
scharfen Blick und Verstand, Entschlossenheit und Schnelligkeit, wie durch die
Begeisterung seiner Soldaten war er unwiderstehlich. Sieg auf Sieg erfocht
er über die Österreicher in Italien und entriß ihnen viele Besitzungen. Um
die verhaßten Engländer in ihrem Handel zu vernichten, wollte er über
Ägypten nach Ostindien vordringen. Bei den Pyramiden von Kairo siegte
er überme Türken, nachdem er seinen Soldaten zugerufen: „Von der Höhe
dieser Pyramiden schauen 40 Jahrhunderte auf euch herab." Die Siege des
Russen Suworow in Italien riefen ihn nach Europa zurück. In Paris
machte er sich zum ersten Konsul, erfocht
in Italien den glänzenden Sieg bei Ma-
rengo„(1800) über die Österreicher und
zwang Österreich zum Frieden von Lüne-
ville (1801), der das linke Rheinufer an
Frankreich brachte. Nachdem er sich mit
Kriegsruhm bedeckt und weise Gesetze gegeben
hatte, setzte er sich 1804 die Kaiser-
krone der Franzosen auf.
3. Deutschlands Erniedrigung. Na-
poleon strebte nach der Weltherrschaft. In
seinem Übermute verletzte er vielfach die
Friedensbedingungen. Da schlossen England,
Rußland und Österreich ein großes Bündnis
gegen ihn. Wie der Blitz brach er in Deutsch-
land ein, nahm den österreichischen General
Mack bei Ulm gefangen und besiegte, Rußland und Österreich in der Drei-
kaiserschlacht bei Austerlitz (1805). Österreich verlor im Frieden von Preß-
burg Venedig und Tirol. Napoleon vereinigte 16 deutsche Fürsten zu dem
schimpflichen „Rheinbünde" und nannte sich ihren „Beschützer". Willen-
los thaten sie, was der Gewaltige wünschte. Kaiser Franz legte die
deutsche Krone 1806 nieder und nannte sich Kaiser von Österreich. So
rühmlos endete das deutsche Reich nach tausendjährigem Bestände. Napoleon
verschenkte nun Länder und Kronen an seine Brüder und Verwandten, und
niemand konnte ihm wehren.
4. Preußens Demütigung. Der friedliebende König von Preußen
hatte sich dem Bunde gegen Napoleon nicht angeschlossen, obwohl ihn die besten
Männer an seinem Hofe und die Königin Luise dazu drängten. Er wollte
seinem Lande die Leiden des Krieges ersparen. Nach dem Siege von Auster-
litz warf Napoleon die freundliche Maske gegen Preußen ab und verletzte es
in beleidigender Weise. Da erklärte ihm Friedrich Wilhelm Iii. mit schwerem
Herzen, aber unter dem Jubel des Volkes den Krieg. Bei Jena und
44. Napoleon.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Luise Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Korsika Frankreich Italien Ostindien Kairo Italien Europa Paris Italien Frankreich Deutschlands England Deutsch- Ulm Venedig Jena
54
stein den Todesstoß. — Nach dein Tode des Königs von Schweden hatte die
Zuchtlosigkeit im Heere und die Uneinigkeit unter den Bundesgenossen sehr
zugenommen. Den ersten Platz im Rate nahm der Kanzler O reu stiern«,
den ersten Platz im Felde Herzog Bernhard von Weimar ein. In der
Schlacht bei Nördlingcn erlitten die Schweden eine furchtbare Niederlage;
viele Fürsten schlossen hierauf 1635 in Prag Frieden mit dem Kaiser, und
das Ende des Krieges schien gekommen. *
5. Die französische Periode (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
aufs neue geschürt durch Frankreich, das die Habsburger schwächen und das
Elsaß gewinnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte cs die Schweden
und erhielt die Kriegsfackel noch 12 Jahre lodernd. Nicht für den Glauben
stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Ferdinand Ii.
erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb mit der Beteüerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Auge gehabt habe." Zwei Jahre
später raffte ein plötzlicher Tod den ritterlichen Bernhard von Weimar
hinweg, und Frankreich nahn: sein Heer und seine Eroberungen in Besitz.
Unter den schwedischen Heerführern machte sich besonders Tor st enson furcht-
bar. In seinem siechen Körper, der immer in der Sänfte getragen wurde,
wohnte ein feuriger, rastlos thätiger Geist. Siegreich durchflog er Deutsch-
land von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm. Über
Bayern schwang der französische General Türenne die Geistel, und namen-
lofe Leiden sah der alte Maximilian sein Volk erdulden. In Böhmen hauste
der Schwede Königs mark. Schon hatte er die Kleinseite Prags einge-
nommen und überschüttete die Stadt mit glühenden Kugeln. Da erscholl aus
Münster und Osnabrück nach langen Unterhandlungen das ersehnte Wort:
Friede! —
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Der Besitz
der Kirchengüter wurde nach dem Besitzstände des Jahres 1624 geregelt. Die
Reichsfürsten wurden fast unabhängig, und der Kaiser behielt nur einen Schatten
von Macht. Schweden bekam außer 15 Millionen Mark Kriegskosten den
größten Teil von Pommern, Frankreich den größten Teil von Elsaß, Bran-
denburg Hinterpommern und die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden
und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des
Winterkönigs die Unterpfalz mit einer achten Kurwürde. Friede war's,
doch der Friede eines Friedhofs! Deutschland war stellenweise zur Wüste
geworden. Viele Städte und Dörfer waren von der Erde verschwunden oder-
menschenleer, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf die
Hälfte zusammengeschmolzen, Wohlstand, Handel und Gewerbe vernichtet,
Kunst und Wissenschaft gelähmt! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh
und Menschenhände. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten sich Räuber-
banden. Ünglauben, Aberglauben und Laster aller Art waren grausig gewachsen,
alle edlen Sitten verfallen. Das waren die Früchte des Religionskrieges!
21. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Grandenburg
(1640-1688).
1. Seine Jugend war keine freundliche. Als siebenjähriger Knabe wurde
er vor den Kriegsstürmen nach Küstrin geflüchtet und dort erzogen. Später
reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er an dem weisen
und tapfern Statthalter von Oranien das Vorbild eines guten Regenten und
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Ferdinand Bernhard_von_Weimar Maximilian Maximilian Friedrich_Wilhelm_von_Grandenburg Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Prag Frankreich Schweden Frankreich Wien Prags Pommern Frankreich Elsaß Hinterpommern Halberstadt Minden Sachsen Deutschland Holland
26. Der große Kurfürst.
an den fleißigen Holländern das Muster glücklicher Unterthanen. Er nahm
sich vor, sein Land und Volk ebenso mächtig uno glücklich zu machen. Als
man ihn im Haag zu Ausschweifungen verleiten wollte, floh er ms Feldlager
zu Oranien und äußerte dabei: „Ich bin es meinen Eltern, meinem Lande
und meiner Ehre schuldig." Oranien klopfte ihm auf die Schulter und sagte:
„Eure Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich diese Festung eroberte. Vetter,
ihr habt das gethan, ihr werdet mehr thun, denn wer sich selbst besiegt, ist
großer Thaten fähig."
2. Sein Regierungsantritt erfolgte
in seinem 20. Jahre unter den traurig-
sten Umständen. Sein verwüstetes Land
hielten die Schweden zum Teil beseht;
die Truppen hatten dem Kaiser Treue
geschworen, und die Regierungsgewalt
hatte der Minister Schwarzenberg
inne. Zunächst wollte der junge Kur-
fürst Herr in seinem Lande werden.
Mit festem Willen, scharfem Verstände
und gläubigem Gottvertrauen ging er
auf sein Ziel los. Zuerst beschränkte
er die Macht des allmächtigen Schwar-
zenb erg, den ein Schlagfluß kurze
Zeit darauf aus der Welt rief. Dann
nahm er die Truppen in Eid und
Pflicht iiitb vermehrte die stehende
Heeresmacht zuletzt bis auf 8000 Mann. Mit den Schweden schloß er Waffen-
stillstand. Auf die Friedensverhandlungen übte er durch seine Klugheit und
Festigkeit einen großen Einfluß aus. Er vermählte sich mit der schönen,
gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des
niederländischen Statthalters. Vor ihrer Ankunft ließ er in Berlin die Spuren
der Verwüstung beseitigen, das Schloß ausschmücken und die Lindenallee
anlegen.
3. Sein Bestreben ging darauf hinaus, die getrennten Landesteile in
ein Ganzes zu vereinigen, sich vom Kaiser möglichst unabhängig zu machen
und seine Unterthanen zu beglücken. Um die ganz erschöpften Kassen zu füllen,
führte er eine Verbrauchssteuer ein, wodurch alle Lebensmittel unmerklich teurer
wurden. In die verödeten Strecken zog er Holländer, Schweizer und ver-
triebene Protestanten aus Frankreich. Um den Gartenbau zu heben, mußte
jeder Bauer vor seiner Verheiratung 6 Obst- und 6 Eichenbäume pflanzen.
Die Kartoffeln wurden eingebürgert, Straßen und Kanäle gebaut, eigene Posten
eingeführt, Schulen und Bibliotheken geschaffen, Bauten aufgeführt, Fabriken
aller Art angelegt und soyar der Anfang zu einer Flotte gemacht.
4. Sein Gehilfe in militärischen Dingen war der alte Derfflinger.
Derselbe soll in seiner Jugend Schneider gewesen sein. Als Geselle kam er
auf der Wanderschaft nach Tangerinünde an der Elbe, um sich übersetzen zu
lassen. Weil er aber kein Geld hatte, wies ihn der Fährmann zurück, ließ
aber einen Trupp Kriegsleute frei passieren. Da warf Derfflinger fein leichtes
Bündel in den Fluß und ließ sich als Dragoner anwerben. Durch Tapfer-
keit und Einsicht stieg er bis zum Feldmarschall empor. Als bei Tafel einst
der französische Gesandte fragte, ob es wahr sei, daß einer der kurfürstlichen
Generale Schneider gewesen fei, da sprang Derfflinger heftig auf und rief:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
44
Ii
Statthalter in Straßburg verwalten läßt. Es zerfällt in die Bezirke
Ober- und Unter-Elsaß und Lothringen mit den Bezirksstädten Col-
m ar, Straßburg und Metz. Elsaß liegt auf dem östlichen Abhange der
Vogesen und in der oberrheinischen Tiefebene bis zum Rhein, Lothringen auf
der westlichen Abdachung der Vogesen bis zum Moselthale. Rhein, Jll
und Mosel sind die Flüsse des Landes. Der Kaiserkanal verbindet den
Rhein mit dem Rhone. Das biedere Volk hat zwar etwas französische Tünche
angenommen, ist aber in Sitte und Sprache noch gut deutsch; nur nach
der Mosel hin, bei Metz, herrscht die französische Sprache vor.
Elsas;, d. i. das Land der Sassen am Jll. und Baden sind wie die linke
und rechte Wange des Rheines. Wie rechts der Schwarzwald, so erheben sich links
die Vogesen (Wasgenwald) in kühnen Formen aus der Ebene. Beide sind im
S. am höchsten und nehmen nach N. in Höhe und Wildheit ab. Dem Feldberg
gegenüber liegt der Sulz er Ballon. Wie der Schwarzwald nach O., so fällt
der Wasgenwald nach W. allmählich ab. In seinen wildesten Teilen erscheint das
Gebirge wie ein Meer mit versteinten Wogenkämmen; finstere Schluchten gähnen
auf; wilde Wasser rauschen drin nieder; steile Berghäupter erheben sich, und stolze
Tannen bekleiden sie. Elsas; ist ein herrliches Land, reich an Schönheit, reich an
Frucht, Obst und Wein, reich an Gewerbfleiß. Der Abfall der Vogesen steht voll
schöner Wälder; in den Thälern regt sich emsiger Gewerbfleiß. Wie eine Perlen-
reihe schließen sich im Weingürtel der Vogesen die Dörfer und Städte an einander.
Fast jedes Städtchen hat sein altes Münster, jedes Thal Burgreste, jeder Berg
Ruinen. „Drei Schlösser auf jeden; Berg, drei Kirchen in jedem Thal, die findet
man im Elsaß überall!"
Wo liegt das feste Straß bürg (106), die Königin des Elsaß, der Mittel-
punkt des Handels wie des geistigen Lebens, mit seinem stolzen Münster und dem
zweithöchsten Turm in Deutschland? Wo die geiverbreichen Städte Mülhausen
(63) und Colmar? Wo die Festungen Metz (45) und Diedenhofen? Handriß
des Reichslandes!
24. Die Älpen und die Schweiz.
1. Die Alpen sind ein mächtiger Gcbirgsgürtel, mitten zwischen Pol
und Äquator halbmondförmig vom Mittelmeer zum Adriatischen Meere um
Italien geschwungen. Sie sind die Krone Europas, die unerschöpfliche
Wasserquelle seiner Ströme und die Grenzscheide der germanischen, slavischen
und romanischen Völkersamilie.
2. Sie sind 150 Meilen lang, 15—50 Meilen breit und würden 2/3
der Fläche Preußens bedecken.
3. Sie stoßen in W. an die Rhone-Tiefebene, tut R. an die Schweizer
und bayerische Hochebene, im O. an die ungarische, in; S. an die lombar-
dische Tiefebene.
4. Der Höhe nach durchwandert man nach einander 3 Abstufungen:
Vor-, Mittel- und Hochalpen.
Die Voralpen gehen bis zur Grenze des Baumwuchses, die Mittelalpcn bis
zur Grenze des ewigen Schnees, die Hochalpen dariiber hinaus. Die Voralpen sind
voll herrlicher Wälder, Weiden. Felder, Dörfer und Städte; die Mittelalpen haben
viele Almen, d. h. fette Alpentristen mit würzigen Kräutern, auf denen die Senner
im Sonuner die lautenden Herden weiden, Butter und Käse bereiten. Hier haust
das Murmeltier; hier schwebt der Lämmergeier in blauer Höhe, und hier folgt der
kühne Jäger der flüchtigen Gemse. Aus den Hochalpen ist fast alles Leben erstorben.
Endlose, auch den Sonuner überdauernde Schneefelder blenden die Augen. Zuweilen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Rhein Lothringen Rhein Rhein Elsas Rheines Schwarzwald Schwarzwald Elsas Deutschland Colmar Italien Europas
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte. 77
Steuerwald, Marienburg eingenommen, und der am 14. Mai 1523
zu Quedlinburg geschlossene Friede entriß dem Bischöfe zwei Dritteile
seines Fürstentums und ließ den übrig bleibenden geistlichen Staat in
grenzenloser Erschlaffung und Ohnmacht zurück.
Konnten die Bürger den schweren Fall nicht abwenden, so erreichte
doch der Adel auch die Vorteile nicht, welche er durch seinen Verrat
zu erringen gehofft hatte. Die Einlösung der Pfandschaften durchzu-
führen, würden die Bischöfe schwerlich vermocht haben. Unter der
braunschweigischen Hoheit wurden die Pfandgläubiger gar bald
von den Burgen entfernt, und diese kamen, als der eroberte Landesteil
nach 120 Jahren an die Kirche wiederum abgetreten wurde, von den
lästigen Inhabern befreit zurück. Was durch Treulosigkeit errungen
werden sollte, ging gerade durch sie verloren. So mögen alle Verräter
an Treue und Glauben auch vor der Welt gezüchtigt werden.
„De Vorrederie is so grot,
fe sleit beide Lif und Seele dot;
kein böser Dank is under der Sunnen."
H. v. Lüntzel.
34. Die Schlacht bei Lutter am Barenberge.
(17. August 1626.)
Dolche blinken dort im Mondenscheine,
ico das Erntefeld des Todes war;
durcheinander lagen die Gebeine
der Erschlagnen um den Blutaltar.
Ruhig liegt wie an der Brust des Freundes
dort ein Haupt, an Feindes Brust gelehnt,
hier ein Arm vertraut am Arm des Feindes;
nur das Leben hasst, der Tod versöhnt.
Tiedge.
1. Wenn der Wanderer von Salzgitter aus die Höhe des
Dorfes Gitter am Berge überschritten, das Jnnerstethal durchwandert
und d den. Kamm des Gebirges, welcher vom Harze her nach Norden sich
hinzieht und an dessen Fuß Dorf und Gut Alt-Wallmoden sich an-
lehnt, erstiegen, oder wenn er, auf der Eisenbahn fahrend, von Salz-
gitter über Ringelheim die Haltestelle bei Lutter erreicht hat, so
erblickt sein Auge nach Süden und Westen einen von mehreren Quellen
und Büchen durchrieselten, durch die hineinragenden Berge bald verengten,
bald erweiterten Thalgrund, der sich mit verschiedenen Unterbrechungen
bis zum braunschweigischen Städtchen Seesen hinzieht. Das ist ein
merkwürdiges Stückchen Land des braunschweigischen, ja, des deutschen
Bodens. Denn hier trugen sich Ereignisse zu, die entscheidend auf
Deutschlands Geschicke einwirkten. Hier war es, wo Christian Iv. von
Dänemark mit dem Feldherrn der Liga, dem im Kriege ergrauten
Tilly, in heißem Kampfe sich maß und ihm Schlachtfeld und Sieg
lassen mußte. Noch jetzt lebt die Erinnerung an das blutige Drama,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: August Christian_Iv Tilly