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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde - S. 47

1907 - Kempten [u.a.] : Kösel
— 47 — Heidebächlein. Gewitter auf der Heide. Im Nebel aus der Heide. — Das Haus im Moor. Bei den Tors- gräbern. Aus der Moorwiese. Von der Kreuzotter. Die Schnepfen. Vom Kiebitz. Moorwasser. Die Weiden im Moor. Moorselder. Die Straße durch das Moor. — Das Waldkirchlein. Das Bergkirchlein. Am Feldkreuz. Am Marterl. Die Linden von x. Die Eichen bei y. Die Dorflinde.

2. Heimatkunde - S. 62

1907 - Kempten [u.a.] : Kösel
hauen. Der Stein ist etwas verwittert und bemoost. Bis zum Querbalken war es in die Erde gesunken und wurde im Sommer von dem langen Grase der Umgebung fast ganz verdeckt. Nun haben wir das Kreuz wieder auf- gerichtet. — Warum? — Wir haben bedacht, daß es schon 100 Jahre an dem Platze steht und daß schon längst kein Mensch mehr an die armen Krieger denken würde, die in fremdem Lande für ihren Kaiser starben, wenn nicht das Franzosenkreuz daran gemahnt hätte. Im Dezember 1800 fand in unserer Hegend zwischen den Österreichern und Franzosen ein Gefecht statt. Da gab es viele Tote und Verwundete. Gar mancher lag draußen in der Wmterkälte in Wald und Feld im Todeskampfe, bis er sich verblutet hatte. Mancher wurde auch von einer barmherzigen Seele ausgelesen und gepflegt um Gotteslohn. Die toten Soldaten erhielten von unseren Voreltern ein christliches Begräbnis in 3t., weil auf dieser Seite der Gemeinde die Toten gefunden wurden. Uns fällt dabei das schöne Gedicht ein: „Auf ferner, fremder Aue, da liegt ein toter Soldat, ein Ungezählter, Ver- geß'ner, wie brav er gekämpft auch hat. Es reiten viel Generale mit Kreuzen an ihm vorbei. Denkt keiner, daß, der da lieget, auch wert eines Kreuzleins sei." — Unsere Voreltern haben das eingesehen und den Toten ein Stein- kreuz gesetzt. Wir aber freuen uns unserer wackeren Ahnen, wollen das Kreuz in Ehren halten und die Toten nicht vergessen. Oder — im Pfarrbuche steht, daß in der Kirche Kelch und Monstranz gestohlen und die Hostien zertreten wurden. Der Pfarrer sollte Geld hergeben. Man nahm ihn ins Lager mit, zog ihn nackt aus und mißhandelte ihn. Daraus machen wir die Geschichte: Wie es dem Herrn Pfarrer Patritius Traubmayr erging. — Als man das Jahr 1800 schrieb, da war die

3. Kleine Bürgerkunde - S. 29

1914 - Kempten [u.a.] : Kösel
Absolute und relative Mehrheit 29 Absolute und relative Mehrheit, Stichwahl und Verhältniswahl. Es war Abgeordnetenwahl; drei Kandidaten stritten um den Sieg. Von 30 000 abgegebenen Stimmen erhielten A 11500, B 9300, C 9200. A erhielt mehr Stimmen als jeder einzelne Gegner, er hat die einfache oder rela- tive Mehrheit; um die volle, absolute Mehrheit zu haben, müßte er eine Stimme mehr als die Hälfte aller gültig abgegebenen Stimmen erhalten haben, denn nur dann hätte er mehr Stimmen erhalten als seine Gegner zusammen. Hat kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, so findet in der Regel Stich- wahl zwischen den beiden höchstbestimmten Bewer- bern statt. In Bayern genügt bei der Landtagswahl die relative Mehrheit, wenn sie mindestens ein Drittel aller gültig abgegebenen Stimmen beträgt. Wird dieses Drittel nicht erreicht, so findet eine weitere Wahl statt, hierbei können aber sämtliche seitherige Kandidaten, ja noch andere um die Palme des Sieges ringen. In Württemberg wählen die 63 Oberamts- bezirke und die 6 „guten" Städte Tübingen, Ludwigs- burg, Ellwangen, Ulm, Heilbronn und Reutlingen je einen Abgeordneten. Die absolute Mehrheit ist erfor- derlich; wird sie nicht erreicht, so findet ein neuer Mahlgang statt, wobei ebenfalls noch neue Bewerber auf dem Plane erscheinen dürfen. Jetzt genügt die relative Mehrheit. Weiter wählen in Württemberg zwei Landtags- wahlkreise, der Neckar- und Jagstkreis, der Schwarz- wald- und Donaukreis 17, die Stadt Stuttgart 6 Ab- geordnete nach der Verhältniswahl, die wir nachher darlegen werden. Hat kein Bewerber die absolute Mehr- heit erhalten, so findet in Baden ein zweiter Wahl-

4. Die Neuzeit - S. 56

1915 - Kempten : Kösel
56 Franz Pizarro im Reiche der Inka. Betubung wie die Schafe hinmetzeln, ohne da auch nur ein Spanier gettet oder schwer verwundet wurde. Dagegen fielen mindestens dreitausend Peruaner. Die Beute an Gold- und Silbergeschirren, Edelsteinen, reich verzierten Gewndern und anderen Kostbarkeiten bertraf jede Erwartung. So endigte der entscheidende Sto, welchen die gewissenlose Verwegenheit des Eroberers und die stolze Selbstberschtzuug des allmchtigen Landesfrsten herbeigefhrt hatten. Jener warf Treue und Redlichkeit, dieser Vorsicht und Wachsamkeit der Bord. Dort wollte man sich durch den frechen Bruch des Wortes und des Gastrechts aus der Sackgasse retten, hier durch die volle Ent-faltung des herrschaftlichen Glanzes und Pompes die Handvoll unheimlicher Fremdlinge einschchtern und gleichsam ohne Waffenkampf moralisch besiegen. Aber, wie gewhnlich, meisterte auch jetzt die kecke, rcksichtslose Tat den unbe-hilflichen, auf sein Recht vertrauenden Rat. Damit war natrlich einstweilen und halbwegs der Zauber gelst, welcher durch den Inka das ganze Reich zusammenhielt; die Demtigung des Oberhauptes lhmte den Gebrauch der Gliedmaen. Hieen frher die wunderbaren Ankmmlinge wegen eines unterscheidenden Merkmales die Bartleute, so nannte man sie fortan ob des auerordentlichen Werkes die Gottesshne. Der Gefangene, brigens achtungsvoll und hflich behandelt, auch nach atter, steifer Hofsitte von den Seinigen bedient, gewahrte bei seinem angeborenen Urteilsvermgen bald den ungeheuren, zum Teil durch eigene Fehlgriffe herbeigefhrten Wechsel der Dinge. Er begann an die Freilassung zu denken und dafr den hervortretenden Golddurst der Sieger zu bentzen. Wrde ihm, lautete der Antrag, die Haft erlassen, so solle binnen festgesetzter Frist ein Zimmer von etwa 5 rn Breite und 7 m Lnge bis auf die Hhe der emporgestreckten Hand am Grund und Boden wie an den Wnden mit goldenen Platten, Ge-fen und Gertschaften bedeckt werden. Willig wurde die Lsung angenommen, williger noch auf des Herrn Befehl vollzogen; aus Quito, Cuzco, nahen und fernen Ortschaften flssen die Gaben nach Caxamalca. Eine Unmasse edler Metalle, meistens kunstreich verarbeitet, huften sich an ohne jedoch die durch einen Strich an den Wnden bezeichnete Hhe zu gewinnen. Selbst als man unter Aufsicht spanischer Bevollmchtigter in der Hauptstadt den Sonnentempel der goldenen Mauerplatten entkleidet hatte, blieb die Erfllung der Zusage noch in weiter Ferne. Dennoch lag schon eine beispiellose Summe bereit, deren endliche Verteilung Habgier, Neid und Zwietracht forderten. Almagro^) nmlich war mit ansehnlicher Ver-strkung zu Ro und zu Fu im Hauptquartier eingetroffen. Seinen und der Gefhrten Ansprchen auf gleichen Mitbesitz der Lsegelder zu begegnen warfen x) Almagro. Pizarro und ein Priester Luque hatten in Spanien den Plan zur Eroberung Perus entworfen.

5. Die Neuzeit - S. 38

1915 - Kempten : Kösel
38 Ferdinand Cortes. Wollen, umsichtig in seinen Plnen, rastlos ttig, immer bemht zu schaffen und zu ordnen. Denn er war Feldherr und Staatsmann zugleich und besa einen weiten politischen Blick. Als Heerfhrer im Kampfe war er khn, fast tollkhn. In der Schlacht zeigte er sich stets allen voran und geriet dabei mehrfach in hchste Lebensgefahr. Bei seinen kriegerischen Unternehmungen war er unbeugsam, es mochte kosten, was es wollte, und er lie trotz aller gutgemeinten, aber ngstlichen Wichtigkeit, da er nach mehreren Siegen das tapfere Volk der Tlaska- l) Bernal Diaz bei Castillo hat in seinem spten Lebensalter mit der rebseligen Breite eines alten Kriegsmannes die merkwrdigen Schicksale und Erlebnisse seines Feldobersten Cortes und seiner Waffengefhrten bei der Eroberung von Mexiko nieder-geschrieben (Entbeckung und Eroberung von Neuspanien"), mit sichtbarem Wohlgefallen fr jene Weltmeerritterschaft, unter der er selbst eine so hervorragend Stelle einnahm, und beren Mut, Tapferkeit, Treue und Ausbauer eben so viel Anteil an dem Gelingen des groen Unternehmens hatte als die genialen Geistesanlagen des Fhrers. Die Denkwrdigkeiten sinb der Ausbruck und das Abbild einer groen Jugenberinnerung, wie sie im Gebchtnis fortgelebt und in einem langen Dasein sich gestaltet hat. Die Sebenbigteit und Unmittelbarkeit wirb daher stets hher anzuschlagen sein als die geschichtliche Treue und Wahrhaftigkeit in der Einzelschilberung. Darber aber besteht kein Zweifel, ba des Bernal Diaz Denkwrbigkeiten bte wichtigste und interessanteste Quelle der die Eroberung des Aztekenreiches bilden (Weber, Weltgeschichte). r-'Erdlxaalbo Cortes1 P^Avato Da- Vx Ortglxate Tatto Ivlzt Ms El Sx yockt A.vrr Alla. Covqvpta. Del Aessi&b } : ; r.. Ratschlge nicht ab, bis er sein Ziel erreicht hatte. Manches Beispiel seiner treffenden Reden, mit denen er in gefhrlicher Lage sein Kriegs-volk zu ermuntern pflegte, hat uns Bernal Diaz^) aufbewahrt. Wenn seine Soldaten unruhig und mi-mutig wurden und ihn durch ihre Reden in Zorn brachten, dann schwoll ihm eine Ader am Hals und an der Stirn, er warf wohl auch in der Aufregung den Mantel von sich, aber nie lie er ein Schimpf-wort hren. Sein gewhnlicher Schwur war: Auf mein Gewissen!" Im Dienste war er sehr pnktlich und inspizierte die Wachen selbst bei Nacht persnlich. Zu Beginn seines Feldzuges gegen Mexiko war es ein staats-kluger Schritt von hchster

6. Die Neuzeit - S. 43

1915 - Kempten : Kösel
Die Baudenkmler der Mayavlker. 43 7. Die Baudenkmler der Itlayauiker. Konrad Hbler, Amerika. Zu Helmolts Weltgeschichte. (Leipzig und Berlin, Bibliographisches Institut.) Unter dem Einflsse der farbenprchtigen Schilderungen, welche die spanischen Eroberer von dem Reiche Montezumas uns berliefert haben, hat man jhr-hundertelang den Kulturkreis der zentralamerikanifchen Völker als den mexika-nischen bezeichnet. Darin liegt aber eine groe historische Ungerechtigkeit. Denn die Mexikaner oder, wie man sie ethnographisch richtiger bezeichnen mu, die Azteken von Mexiko-Tenochtitlan, sind weder die Begrnder noch auch nur die bedeutendsten Vertreter dieses Kulturkreises, der ihren Namen lediglich durch den zuflligen Umstand erhalten hat, da sie in dem Augenblick, wo die Spanier in diese Lndergebiete eindrangen, seit kurzer Zeit eine fhrende Stellung unter den dortigen Vlkerschaften erlangt hatten. Ein Bewutsein erzwungener Hilfe des gefangenen Montezuma faten die Spanier nach und nach festen Fu in Mexiko, bis ein allgemeiner Aufstand zur Befreiung des Knigs ausbrach. Whrend die Spanier in dem befestigten Palaste belagert wurden, fand Montezuma durch die Geschosse der eigenen Untertanen den Tod und nun suchten die Azteken die Fremden vllig zu vernichten; deshalb wurden auch die Dammbrcken beseitigt um den Rckzug abzuschneiden. Cortes aber lie eine tragbare Brcke zimmern und brach bei dunkler Nacht auf um der den westlichen Damm zu entfliehen. der diesen Rck-zug schreibt Rge: Die erste Dammlcke wurde mittels der tragbaren Brcke glcklich berschritten, obwohl die Azteken zu Lande lebhaft nachdrngten und von zahlreichen Khnen aus die Abziehenden mit Wurfgeschossen berschtteten. Schon bei der zweiten Lcke wurde die Lage der Spanier hchst bedenklich. Da es regnete, waren die Brcken-balken glatt geworden, zwei Pferde glitten aus, wurden scheu, berschlugen sich in den See und auch die Brcke schlug um. Nun entstand ein verzweifeltes Gedrnge; die vorderen Reihen wurden ins Wasser gestoen, wo sich Kampf und Gemetzel fortsetzte. Wer sich durch Schwimmen zu retten suchte, wurde von den Khnen eingeholt und gefangen fortgeschleppt. Die Dammlcke fllte sich mit toten Rossen und Menschen-leibern, mit Kanonen und Karren, und darber ging der Strom der dichten, wogenden, kmpfenden Menschenmenge. Jeder war nur noch auf die Rettung des eigenen Lebens bedacht, es galt kein Kommando, es galt kein Zusammenhalt mehr. Alles drngte nach dem festen Lande hinber. Von den 1300 Spaniern, auf welche Zahl die europische Streitmacht des Cortes angewachsen war, kamen nicht mehr als 440 mit dem Leben davon, und aucki sie waren alle verwundet, der 860 wurden gettet oder sielen den Azteken in die Hnde, welche sie ihren Gttern opferten. Verloren gingen ferner alle Kanonen, aller Schiebedarf, alle Bchsen und 46 Pferde, so da die Reiterei nur noch aus 23 Mann bestand. Dieser Rckzug ist unter dem Namen Die traurige Nacht" (la noche triste) bekannt." Als die Flchtlinge das feste Land erreicht hatten, wurden sie einige Tage spter von einer groen bermacht (200000 Mann) umzingelt und aus dieser Gefahr nur durch die khne Tat eines der Ihrigen gerettet, welcher mitten im Getmmel auf den feindlichen Fhrer zusprengte, diesen ttete und damit den Anla zur Flucht der Feinde gab. Endlich gelangten die Spanier nach Tlaskala, wo sie freundlich empfangen wurden und sich allmhlich wieder erholen konnten.

7. Die Neuzeit - S. 90

1915 - Kempten : Kösel
90 Die Erwerbung Indiens durch die Englnder. Surat i) besiegte sie dann 1615 die portugiesische Flotte und erschtterte das Ansehen des Feindes derartig, da sie mitten im Machtgebiet der Portugiesen in Surat, festen Fu fate und damit den Grund zu dem Indischen Kaiserreiche des 19. Jahrhunderts legte. Die Nabobs schlssen sich natrlich dem Strksten an. Sieben Jahre spter sank die einst von Albuquerque auf den Mauern von Ormus gehite Flagge, und auch von den perlenreichen Barein-inseln im Persischen Golfe mute Portugal sich zurckziehen. Richtig wandten die Englnder sich hauptschlich der bisher vernachlssigten Ostkste Vorder-indiens zu. Sie grndeten hier Handelsniederlassungen und erbauten Forts zum Schutz der Faktoreien, was zu Gebietserweiterungen und Kriegen fhrte; ihre Hauptniederlassungen wurden Bombay, Madras und Kalkutta. Daheim gestaltete der Kaufmann seinen Beruf zum Trger des National-Wohlstandes; selbst die Lords beteiligten sich eifrig an dem gewinnbringenden berseehandel. Karl Ii. erweiterte die Schiffahrtsakte und verlieh der Kompagnie Rechte in Indien, die eine fast volle Staatshoheit enthielten. Die Kompagnie wandelte sich seitdem zu einer politischen, erobernden Macht. Der erste Vertreter dieser Richtung war Josias Child, Prsident in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts, ein bedeutender volkswirtschaftlicher Schriftsteller, scharfsinniger Diplomat und khner Soldat. Um die einheimischen Fürsten abhngig zu machen berzog er das Reich mit Krieg, prallte aber ab an der bermacht. Das Unternehmen war verfrht, doch ein weltbewegender Gedanke angeregt, den Childs Nachfolger ausgefhrt haben. Zunchst Lord Clive. Clive ist eines der bedeutendsten Landkriegstalente gewesen, das die Englnder hervorgebracht haben: ein geborener Feldherr, mutig, zh, kaltbltig, mit weitem Blicke und der Fhigkeit begabt die Soldaten unverbrchlich an sich zu fesseln, sie zu den hchsten Leistungen zu bewegen. In seiner Jugend ein Tunichtgut, mute er froh sein, als er mit 18 Jahren eine niedrig bezahlte Schreiberstelle der Kompagnie in Madras erhielt. Auch hier ging es dem unruhigen Brausekopfe anfangs schlecht, soda er Selbstmord plante, als die Kmpfe mit den einheimischen Fürsten ihm den Degen in die Hand drckten. Schnell rckte er zum Hauptmann auf, eroberte Arcot *) in khnem Handstreiche und verteidigte es siegreich zwei Monate lang gegen ein Belagerungsheer und nagenden Hunger. Es war eine entscheidende Tat, welche die bisherigen Krmer als Helden erwies. Clive ging zum Angriffe der und fhrte die Englnder fast berall zum Siege. Die friedenbringenden Vertrge lauteten demgem auch zu ihren Gunsten. Nun kehrte er heim nach dem Vaterlande, wo er J) Surat liegt nahe der Westkste nrdlich von Bombay, 2) Westlich von Madras.

8. Die Neuzeit - S. 167

1915 - Kempten : Kösel
Das Heidelberger Schlo. 167 Efeu emporwindet, während man umgekehrt auf Busch und Rasen die Gesetze der Baukunst bertrgt. Die Schere des Grtners schneidet jeden Zweig ab, der bermtig aus der strengen Linie der Hecken herauswchst; der Geist der Mathematik siegt der die eigenwillig treibenden Pflanzensfte und zwngt selbst der rauhen Natur das Schema der Hofetikette auf. Die Sle des Schlosses scheinen sich im Freien fortzusetzen: die Teppiche, die den Fuboden bedecken, werden drauen zu bunten Blumenbeeten, die Wnde der Korridore zu endlosen Laubgngen, die Kuppelsle zu steifen Rondells. Ganze Barockarchitekturen aus beschnittenem Taxus ziehen sich an quadratischen Parterren hin. Nichts ist schn, wenn es nicht knstlich ist. Selbst die Vegetation der Tropen wird durch die Kunst nach dem nordischen Heidelberg gezaubert: vierhundertunddreiig Pomeranzen-bume stehen in Reih und Glied nebeneinander, als seien sie aus einer Spiel-schachte! herausgenommen, Feigen, Limonen, Granaten, Lorbeer und Zypressen wachsen in ausgedehnten, mit sen geheizten Bretterhusern. Die zahlreichen Wasserknste erhhen den spielerischen und doch feierlichen, launischen und doch gesetzmigen Eindruck.

9. Die Neuzeit - S. 142

1915 - Kempten : Kösel
142 Nikolaus Kopernikus. hohem Ruhme strahlte damals die Krakauer Akademie weithin der die Lnder Europas. Tausend Lernende saen hier zu den Fen berhmter Lehrer. In ein frisches geistiges Leben trat Kopernikus hier ein. Eine abgelebte Form des wissenschaftlichen Lebens, der Scholastizismus, rang dort mit einer neuen Lehr- und Denkweise um das Dasein. Noch schwankte der Sieg. Denn bewhrte Krfte verteidigten auch in Krakau das Althergebrachte, während die jungen Magister, wie berall, rstig kmpfend fr die neue Bildung eintraten; Konrad Celles selbst, der unermdliche Verbreiter des Humanismus, hatte sich zwei ^ahre lang, von 1489 bis 1491, in Krakau ausgehalten. Es war von groem Einflu auf die Entwicklung und Krftigung des jugendlichen Geistes, da Kopernikus schon gleich beim Beginn seiner wissen-schaftlichen Studien in so heie Kmpfe hineingefhrt wurde, bei denen auch er Partei ergreifen mute. Er konnte nicht schwanken: der Keim, der in ihn vom Schpfer gelegt war, seine geistige Veranlagung, die jugendlichen Jahre alles mute ihn wohl in das Lager der khn aufstrebenden Humanisten führen. Hier legte er den Grund zu der Sicherheit des lateinischen Ausdrucks, der ihn aus-zeichnet; die Kenntnis der griechischen Sprache blieb ihm noch verschlossen. Aber so hoch der Gewinn zu veranschlagen ist, den Kopernikus aus den humanistischen Studien gewonnen, sie standen doch nicht im Mittelpunkte seines geistigen Strebens. Eine andere Wissenschaft hatte ihn frh in hherem Mae in Anspruch genommen; es war das Gebiet, auf dem er spter eine vllige Neugestaltung durchfhren sollte, Mathematik und Astronomie. Auf keiner Universitt diesfeit der Alpen stand das Studium der Mathematik und Astronomie in solcher Blte wie zu Krakau. Hier lehrte seit zwanzig Jahren der berhmte Albertus Blar de Brudzewo (gewhnlich Brudzewski genannt), dessen Name vorzugsweise die Studierenden aus den fernsten Gegenden Deutschlands nach Krakau zog. Nun hatte zwar Brudzewski seine ffentlichen Vorlesungen der Astronomie bereits abgeschlossen, als Kopernikus nach Krakau kam; aber die jngeren Lehrer der Universitt waren smtlich durch ihn gebildet. Nach Beendigung seiner Studien in Krakau verweilte Kopernikus einige Zeit in der Heimat. Bald jedoch eilte er dem Lande seiner Sehnsucht zu, dem schnen Italien. Zum erstenmal hat Kopernikus die Alpen im Jahre 1495 berschritten. Damals suchte er die altberhmte Hochschule zu Bologna auf; hier: erweiterte und vollendete er seine kanonischen Studien, denen er sich im Hinblick auf das kirchliche Amt, fr welches ihn sein Oheim bestimmt hatte, widmen mute. Vor allem aber fesselten ihn auch hier seine Lieblingswissen-schaften Mathematik und Astronomie, in denen Dominikus Maria di Ferrara sein Lehrer war. Dieser erkannte bald die geistige Begabung des jungen Preußen, der durch die Krakauer Studien schon einen sichern Grund in seiner

10. Die Neuzeit - S. 173

1915 - Kempten : Kösel
Ler Werdegang Luthers. 173 Er prgte ihr jedoch festere Formen auf, sein feiner Sprachsinn, untersttzt von einem musikalischen Ohr, gab die reiche Wortflle. Bereits war das Streben nach einem einheitlichen Deutsch vorhanden, die ungemeine Verbreitung der Schriften Luthers nebst seinem persnlichen Einflu entschied nun der die zu whlende Form. Besonders das Niederdeutsche wurde zurckgedrngt, ebenso das Lateinische. Die neuhochdeutsche Schriftsprache brachte dem zersplitterten Volke eine erste Einheit und ermglichte eine Nationalliteratur. Diese dauernden Gewinne waren bereits gesichert, als die Verhltnisse es mit sich brachten, da Luther nur noch das Haupt einer religisen Partei war. 2. Der Werdegang Luthers bis zu (einer liosfagung von der kafholilchen Kirche. Nach I. bort Dllinger, Luther. In Wetzer und Weltes Kirchenlexikon. Freiburg, Herder. Ehe noch der Ablastreit begann, hatte Luther sich von der bisherigen Theologie und der allgemeinen Lehre der Kirche in einem Punkte entfernt, der neben dem Dogma von der Person Christi der wichtigste im ganzen kirchlichen Lehrgebude ist und der die Auffassung und Gestaltung des ganzen praktisch-christlichen Lebens entscheidet im Dogma von der Rechtfertigung des Menschen. Seine neue Lehre von dieser und dem ganzen Verhltnisse des Menschen zu Gott war das Ergebnis eines peinigenden und trostlosen Geistes-zustandes, in dem er sich lange Zeit befunden hatte. Er hatte den klsterlichen Stand und dessen aszetische Vorschriften und bungen mit der ganzen Energie seines heftigen, tief leidenschaftlichen und der grten Anstrengungen fhigen Charakters ergriffen. Es ist kein Grund vorhanden seine darauf bezglichen uerungen zu bezweifeln; aber die Gestndnisse, die er dabei der feinen damaligen Seelenzustand ablegt, geben auch hinlnglichen Aufschlu der die Ursache, warum sein aszetisches Ringen und Arbeiten ihn nicht frderte, warum endlich ein Zustand der vlligen Entmutigung und Verzweiflung sich einstellte, der mit einem Umschlag in das gerade Gegenteil endigte. Wenn auch nach seiner Lossagung von der Kirche und nach dem gewaltsamen Bruche mit seiner ganzen Vergangenheit eine groe Vernderung in seinem Charakter vor sich ging, so ist doch nicht zu verkennen, da jenes Feuer des Zornes und des bis zum Hasse sich steigernden Ingrimmes, das spter in helle Flammen aufschlug, damals schon, wenn auch noch niedergehalten durch seine aszetischen An-strengungen, in ihm glhte, und da er berhaupt gegen sein mit edlen wie bedenklichen und schlimmen Anlagen reich ausgestattetes Temperament einen Kampf fhrte, der oft mit Niederlagen endigte. Er sagt es selbst, da es
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