— 67 —
und unteren Saaletal wird der Anbau von Zuckerrüben und Weizen
betrieben. In dem warmen Talkessel von Erfurt steht die Samen- und
Blumenzucht in hoher Blüte. Die Dichtigkeit der Bevölkerung hat auch
gewerbliche Tätigkeit hervorgerufen. Groß ist die Zahl der Brannt-
weinbrennereien und Zuckerfabriken; auch Spinnerei und Weberei be-
schäftigen viele Bewohner.
4. Verkehrswege. Für den Verkehr ist das Saaletal von großer
Bedeutung, da es Nord- und Süddeutschland miteinander verbindet.
In der Richtung von Osten nach Westen wird die Landschaft von zwei
wichtigen Eisenbahnlinien durchschnitten; die eine führt durch die Goldene
Aue von Halle nach Kassel, die andere von Halle über Weimar, Eisenach,
Bebra und Fulda nach Frankfurt a. M.
5. Der Bolksstamm der Thüringer. Obwohl Thüringen in
staatlicher Hinsicht völlig zersplittert ist, bilden seine Bewohner doch
einen durch Geschichte und Charakter eng verbundenen Volksstamm.
Genügsamkeit und Mäßigkeit sind die Grundzüge ihres Charakters. Ihr
fröhliches Gemüt bekundet sich namentlich durch Freude an heiterer Ge-
selligkeit, an Musik und Tanz. Ihre Liebe zur Natur beweisen sie
durch den Schmuck ihres Heims mit bunten Blumen, durch die Pflege
von Singvögeln im Hause und durch viele alte Gebräuche.
6. Geschichtliche Bedeutung. Thüringen ist reich an denk-
würdigen Stätten, die durch Sage und Geschichte geweiht sind, eben-
so an Orten, die für das geistige Leben Deutschlands bedeutungsvoll
sind. So erinnert uns die Wartburg an die Minnesänger und den
Sängerkrieg, an die heil. Elisabeth und an Luther. Die Fürsten-
sitze des Landes sind in den letzten Jahrhunderten Pflegstätten der
Künste und Wissenschaft gewesen. Weimar war zu Goethes Zeit der
geistige Mittelpunkt Deutschlands; Jena ist schon lange eine besuchte
Universität, und Meiningen genießt einen ausgezeichneten Ruf wegen
seines vorzüglichen Theaters.
Staatliche Einteilung.
In politischer Hinsicht hat sich in Thüringen die mittelalterliche
Zersplitterung am meisten erhalten. Der nördliche Teil der Landschaft
gehört zur preußischen Provinz Sachsen. Der südliche Teil umfaßt
acht selbständige Staaten, von denen jeder aus getrennten größeren
und kleineren Landstücken besteht. Diese Staaten sind:
1. das Großherzogtum Sachsen-Weimar,
2. das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha,
3. „ „ „ -Meiningen,
4- „ „ „ -Alten bürg,
5*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
— 146 —
allgemein verbreitet ist wie in Deutschland. Daß jemand des Lesens
und Schreibens nicht kundig ist, zählt heutzutage in unserem Vater-
lande zu den seltenen Ausnahmen. Bei den Rekrutenaushebungen
findet sich bei uns unter 5000 Leuten nur 1 Analphabet (d. i. ein
Mensch, der nicht lesen und schreiben kann). Dagegen gibt es Anal-
phabeten unter 1000 Rekruten in Frankreich 33, in Belgien 83, in
Österreich 238, in Italien 307, in Rußland 617. Die Zahl der
Volksschulen beträgt 60000 mit 9 Millionen Schülern. Für ein größeres
Maß von Bildung sorgen ungefähr 1100 höhere Schulen. Dazu
kommen noch 22 Universitäten, 10 technische Hochschulen und zahlreiche
Fachschulen. Auch dem Fortbildungsschulweseu wird eine große Auf.
merksamkeit zugewendet.
Der hohen geistigen Bildung ist es vor allem zu verdanken, daß
das deutsche Volk so gewaltige Leistungen auf allen Gebieten voll-
bracht hat; ja die geistige Größe ist seinem politischen und Wirtschaft-
lichen Aufschwung vorausgegangen und hat diesen vorbereitet und
begründet.
2. Bolkscharakter. Als die Römer mit unseren Vorfahren in
Berührung kamen, fiel ihnen ihr stark ausgeprägter Sinn für Freiheit
und Unabhängigkeit auf. Mit der hohen Wertschätzung der per-
sönlichen Freiheit paarten sich jene herrlichen Tugenden, die noch heute
die Grundzüge des deutschen Volkscharakters sind: Sinn für Wahr-
heit und Recht, Wahrhaftigkeit, Furchtlosigkeit und
Treue.
Daneben zeichnet sich der Deutsche durch eiu tiefes Gemüts-
leben aus. Dieses zeigt sich vor allem in seinem Sinn für ein
trautes Familienleben und in seiner Liebe zu Haus und Herd. Da-
mit verbindet sich eine begeisterte Liebe zur Natur, die in zahllosen
herrlichen Frühlings-, Natur- und Wanderliedern zum Ausdruck kommt.
Seine Krönung findet das tiefe deutsche Empfinden in einem echt reli-
giösen Sinn und einem hohen sittlichen Ernst.
Das reiche Innenleben hat die Deutscheu von äußeren prak-
tischen Dingen abgezogen. Sie ertrugen ruhig jahrhundertelang die
Abhängigkeit von mächtigen Nachbarstaaten und ließen die Welt auf-
teilen, ohne ihren Anteil zu beanspruchen. Unterdessen lebten sie mit
ihren Gedanken in einer andern Welt. Sie strebten danach, Gott
recht zu erkennen, die Welt zu erforschen, Wissenschast und Kunst zu
fördern. So wurden sie das Volk der Dichter und Denker, die geistigen
Führer für andere Völker.
12. Das Deutschtum im Ausland.
§ 99. 1. Gründe zur Auswanderung. Der Wandertrieb liegt dem
Deutschen im Blut. Zur Zeit der Völkerwanderung ergossen sich ger-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Bolkscharakter Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Belgien Italien
— 112 —
5. Geschichtliche Bedeutung. Brandenburg, das den westlichen
Teil der Tieflandsmulde einnimmt, ist die Wiege des preußischen
Staates. Im Kampf mit feindlichen Nachbarn und mit einer „wider-
strebenden Natur" wurden bei seinen Bewohnern die Eigenschaften ge-
weckt, die Preußen groß gemacht haben: Fleiß, Ausdauer, Entschlossen-
Abb. 79. Ein deutsches Ansiedlerdorf in der Provinz Posen.
heit. Hier ist die Heimat des preußischen Beamtentums und der preußischen
Heereszucht. Hier ist auch die Heimat der großen Feldherren. Ebenso
ist die Wissenschaft trefflich vertreten (Kant, Humboldt u. a.). Dagegen
fehlt es an großen Künstlern.
Staatliche Einteilung.
83 1. Brandenburg breitet sich zu beiden Seiten der Havel und
der Spree aus und reicht von der Elbe bis über die Oder hinaus.
Die Hauptnahrungsquelle der Bewohner ist die Landwirtschaft. In
Berlin und in der Lausitz blüht auch die Industrie. Die Provinz zählt
3 Regierungsbezirke: Berlin, Potsdam und Frankfurt a. O.
Berlin ist die Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reiches- Mit mehr
als 2 Mill- Einw. ist es die größte Stadt Deutschlands und die drittgrößte Stadt
Europas. Es verdankt seine Bedeutung vor allem seiner Lage inmitten der Nord-
deutschen Tiefebene. Nicht weniger als 11 Eisenbahnlinien gehen von hier nach
allen Richtungen ans. Dazu kommen noch die Wasserstraßen, die es mit der
Noi^ und der Ostsee verbinden. So konnte sich Berlin zur ersten Handelsstadt des
Binnenlandes entwickeln. Ebenso bedeutend ist seine Industrie, die 60°/o der Be-
wohner beschäftigt. Alle Industriezweige sind vertreten; namentlich in der Her-
stellung von Maschinen, Instrumenten, Luxus- und Modewaren wird Großartiges
geleistet. Einen wesentlichen Anteil an dem raschen Aufblühen Berlins hat auch
die Fürsorge der preußischen Könige und die Errichtung des Deutschen Reiches.
Berlin breitet sich zu beiden Seiten der Spree aus. In der Mitte der Stadt
liegt das Kgl. Schloß. Vom Schlosse aus führt nach Westen die Straße „Unter
den Linden", die schönste Straße der Stadt. Sie ist sehr breit und mit vier Reihen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Posen Berlin Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Deutschlands Europas Berlin Berlins Berlin
— 148 —
filiert ist 350000 Deutschen zur Heimat geworden. Mitten im Urwald
haben sie mit Zähigkeit und Treue an ihrem Volkstum festgehalten. —
Von den übrigen südamerikanischen Staaten weist Argentinien 50000,
Chile 20000 Deutsche auf.
Die andern außereuropäischen Erdteile stehen als Besiedeluugs-
gebiete weit hinter Amerika zurück. In Asien hat das Deutschtum iu
der asiatischen Türkei Einfluß gewonnen (Bahnbauten). In Japan haben
die Deutschen als Offiziere und Arzte hohes Ansehen erlangt. In China
haben — von Kiautschou abgesehen — Shanghai und Hongkong größere
deutsche Niederlassungen. — Australien ist mit etwa 100000 Deutschen
besetzt. In Afrika hat — von den deutschen Kolonien abgesehen — vor
allem Johannesburg viele Deutsche (10000).
3. Die Bedeutung des Deutschtums im Ausland. Vor der
Reichsgründung gingen die Auswanderer dem deutschen Volkstum völlig
verloren. Namentlich Nordamerika ist „ein Massengrab deutscheu
Volkstums" geworden. Das ist heute anders. Auch im Ausland
bleibt sich der Deutsche seiner Abstammung und seiner Zugehörigkeit
zu unserem Volke bewußt. Wir Reichsdeutsche wissen, daß jene
Hunderttausende deutscher Brüder im Ausland in guteu und bösen
Tagen treu zu uns stehen und für das Vaterland Opfer zu bringen
bereit sind wie wir. Es erfüllt uns mit Stolz, wenn wir bedenken,
daß das deutsche Volk nicht aufhört an den Grenzpfählen des Reiches,
sondern daß es reicht, soweit die deutsche Zunge klingt, daß es lebt als
eine gewaltige, die ganze Erde umspannende Macht von 90 Mill.
Menschen. Diese Tatsache hebt auch unser politisches Ansehen,
weil die andern Völker mit dieser großen Macht rechnen müssen. Durch
die Auslandsdeutschen, namentlich durch die deutschen Auslandsschulen,
erfahren die andern Völker, wieviel deutsche Gelehrte, Dichter und
Künstler zur Entwicklung der Kultur beigetragen haben. Dieser Um-
stand hebt ebenfalls unser Ansehen bei andern Völkern. Das Deulsch-
tum im Ausland ist aber auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Wo in einem fremden Land deutsch gesprochen und verstanden wird,
wo deutsche Sitte und deutscher Geschmack herrschen, da findet auch
die deutsche Ware am besten Absatz. Dafür ein Beispiel: Der Handel
nach der deutschen Schweiz beläuft sich auf über 300 Mill. Mark; im
französischen und im italienischen Teil des Landes ist er ganz unbeträchtlich.
Wegen der großen Bedeutung des Auslanddeutschtums haben es
sich große Vereine zur Aufgabe gemacht, für die Erhaltung des Deutsch-
tums im Auslande zu sorgen durch Errichtung und Unterhaltung von
Schulen und Kindergärten, Anstellung von Lehrern, Ärzten, Gründung
von Büchereien und dergl. Auch das Reich selbst beteiligt sich an
diesen Bestrebungen durch einen jährlichen Beitrag für die Auslands-
schulen (850000 Mt.).
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Kiautschou
Extrahierte Ortsnamen: Argentinien Chile Amerika Asien Deutschtum Japan China Shanghai Hongkong Afrika Johannesburg Nordamerika
— 57 —
e) Verkehr. Die großartige Entwicklung des Handels und der
Industrie hat einen sehr starken Verkehr zur Folge. Hinsichtlich
des Postverkehrs ist Frankfurt die erste Stadt Deutsch-
lands; denn auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, sind die Ein-
nahmen der Post in Frankfurt höher als in allen andern Städten.
Auf den Bahnhöfen Frankfurts fahren jährlich über 7 Mill. Personen
ab, und die gleiche Zahl wird wohl auch ankommen. Der Straßen-
verkehr ist am lebhaftesten in der Innenstadt, wo das Geschäftsleben
hauptsächlich seinen Sitz hat. Der starke Personenverkehr wird durch
die vorzügliche, elektrisch betriebene Straßenbahn vermittelt, deren Ge-
leise die Stadt nach allen Richtungen durchschneiden. Mit den benach-
barten Vororten Isenburg, Schwanheim, Offenbach, Homburg und
Oberursel ist die Stadt durch Nebenbahnen verbunden.
f) Bildungswesen. Frankfurts Bildungswesen steht auf hoher
Stufe. Von jeher haben Behörden, Vereine und Private gewetteifert,
darin Vorzügliches zu leisten. Neben vielen Volks- und Mittelschulen
besitzt es eine Anzahl höherer Schulen. Ferner bestehen Fachschulen
der verschiedensten Art, Fortbildungs-, Gewerbe- und Handelsschulen.
Groß ist die Zahl der wissenschaftlichen Institute, die die Pflege der
Kunst und Wissenschaft bezwecken; die wichtigsten sind das Städelsche
Kunstinstitut, das Senckenbergianum, der Physikalische Verein, das Freie
Deutsche Hochstift und die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften,
die demnächst zur Universität ausgebaut wird. Nicht minder verdienen
der Zoologische und der Palmengarteu, sowie das Opernhans und das
Schauspielhaus als Bildungsstätten erwähnt zu werden. Zur Verbreitung
der Bildung in den breiten Volksschichten finden jeden Winter Vor-
träge in allen Gebieten des menschlichen Wissens, sowie Volkskonzerte
und Volksvorstellungen im Theater zu ermäßigten Preisen statt.
g) Gemeinnützige Anstalten. Der Gemeinsinn und die
Opferwilligkeit der Bürgerschaft haben zahlreiche wohltätige Stiftungen
ins Leben gerufen, die eine segensreiche Wirksamkeit auf den ver-
schiedensten Gebieten entfalten. Obenan steht in dieser Hinsicht die
Polytechnische Gesellschaft. Sie hat eine Sparkasse gegründet und
unterhält viele gemeinnützige Anstalten (Blindenanstalt u. a.). Ferner
sei hier noch auf die Kraukenhäuser, Waisenhäuser und mancherlei
Unterstützungsanstalten, Hilfskaffen u. dgl. hingewiesen.
h) Verwaltung. Die Stadt wird von dem Magistrat und der
Stadtverordnetenversammlung verwaltet. Der Magistrat besteht aus
den beiden Bürgermeistern, 11 besoldeten und 13 unbesoldeten Stadt-
räten. Die Stadträte werden von den Stadtverordneten gewählt, und
zwar die besoldeten auf 12 Jahre, die unbesoldeten auf 6 Jahre. Der
Magistrat hat die gesamte Verwaltung der Stadt zu leiten, insbesondere
auch die Gemeindebeamten anzustellen. Die Stadtverordneten, die von
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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— 121 —
Tsinanfu, die mit ihren 350 000 Seelen zugleich der größte und ge-
schäftsreichste Wohnplatz der chinesischen Provinz Schantnng ist."
(Bilder aus den deutschen Kolonien.)
d) Die Bedeutung des Pachtgebietes. Tsingtau ist zunächst
Handelshafen und Eingangspforte für den deutschen Handel in
China. Von hier aus sind die reichen Kohlenschätze Schantungs erschlossen
worden, indem deutsche Gesellschaften Bergwerke und Eisenbahnen an-
gelegt haben. — Tsingtau ist mit seinen staatlichen Werftanlagen und
Abb. 72. Pagode bei Schanghai.
seinen Docks auch für unsere Flotte ein wichtiger Stützpunkt. Endlich
soll es immer mehr ein Mittelpunkt deutschen geistigen Lebens
werden. Neben den deutschen Missionsschulen sorgt ein Realprogymnasium
für die Verbreitung deutscher Bildung. Vor allem aber bietet die deutsch-
chinesische Hochschule den jungen Chinesen, die später die höheren
Ämter in China verwalten sollen, Gelegenheit, sich mit der deutschen
Wissenschaft und mit dem deutschen Geistesleben bekannt zu machen.
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Ortsnamen: Tsingtau China Schantungs Tsingtau Schanghai China
183 —
verbinden die beiden Städte. Boston,
1ß Mill. Einw., ist die bedeutendste Uni-
versität Amerikas. Philadelphia,
1300000 Einw., treibt großen Buch-
Handel (das amerikanische Leipzig) und
ist Hauptausfuhrplatz für Petroleum.
Baltimore, */2 Mill. Einw., hat großen
Tabaks- und Mehlmarkt. Washing-
ton. 330000 Einw., ist die Bundes-
Hauptstadt der Union.
5. Verfassung und Bevölkerung.
Die „Vereinigten Staaten von
Amerika" bilden eine Republik, die sich
aus 48 Staaten, 2 Territorien
und dem Bundesdistrikt Colum-
bia zusammensetzt. Die Gesamtregie-
rnng hat ihren Sitz in Washington;
an ihrer Spitze steht ein auf 4 Jahre
gewählter Präsident. — Die Bevöl-
kerung ist größtenteils englischen Ur-
sprnngs. Deshalb sind die englische
Sprache und der Protestantismus vor-
herrschend. An zweiter Stelle steht das
deutsche Element mit etwa 11 Mill.
Ihm verdankt die Union sehr viel.
Die Deutschen haben vor allem die
amerikanische Landwirtschaft entwickelt.
Wichtige Industrien, z. B. die Papier-
und Lederfabrikation, die Bierbrauerei,
sind von Deutschen eingeführt worden;
in Wissenschaft und Kunst, besonders
in der Musik, haben die Deutschen stets
eine hervorragende Rolle gespielt.
Durch Schulen, Vereine und Zeitungen
ist man bestrebt, das Deutschtum zu
stärken und das Bewußtsein der deut-
schen Herkunft auch in den Nach-
kommen der deutschen Einwanderer
wachzuhalten. — Die Bewohner der
W,
»Iii«
"illmöilllj
iuill&li!
Ii« Im I
-tili Iii;
Toiir!
§ 140.
Abb. 112. Ein Wolkenkratzer.
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Extrahierte Ortsnamen: Boston Amerikas Philadelphia Baltimore Washington
Städte wurden die Sitze des Handels und der Gewerbe. Zur Sicherheit
gegen Feinde versah man sie mit Mauern, Türmen und Gräben. Auch
schloffen viele Städte Bündnisse gegen die Ritter, welche teilweise in
Raubritter ausgeartet waren. In den beständigen Fehden oder Kämpfen
der Städte gegen die Ritter wurden viele Raubburgen zerstört.
Im 16. Jahrhundert entstand durch Luther die Reformation. Die
Protestanten, die Anhänger der neuen Lehre, trennten sich von der katho-
tischen Kirche los. Landgraf Philipp der Großmütige führte die Refor-
mation in Hessen ein. Die unter Bistümern und Klöstern stehenden Ge-
biete blieben katholisch.
Landgraf Philipp der Großmütige.
Landgraf Philipp wurde 1504 im Schlosse zu Marburg geboren. Schon in seinem
14. Lebensjahre trat er die Regierung an. Er war unter allen hessischen Fürsten
der bedeutendste, seine Regierung die Glanzzeit Hessens. Zu seiner Zeit hatte Hessen
unter allen Staaten im westlichen Deutschland
die größte Bedeutung erlangt. Philipp wandte
sich frühzeitig der Reformation zu und führte
dieselbe 1526 in seinem Lande ein. Die Klöster
wurden aufgehoben und die Klostergüter zur
Errichtung von Schulen und Krankenhäusern
verwendet. Im Jahre 1527 gründete Philipp
in Marburg die erste protestantische Universität
in Deutschland. 1531 schloß er zu Schmalkalden
mit andern protestantischen Fürsten den schmal-
kaldischen Bund gegen die Angriffe der Katho-
liken. Im schmalkaldischen Kriege geriet Land-
graf Philipp 1547 in die Gefangenschaft des
Kaisers, in welcher er 5 Jahre lang schmachtete.
Nachdem er seine Freiheit wieder erlangt hatte,
regierte er noch 15 Jahre lang zum Wohle
seines Landes. Er starb 1567 und wurde in
der Martinskirche zu Kassel begraben. Die Ge-
schichte hat ihm den ehrenvollen Beinamen „der
Großmütige" beigelegt, welcher soviel als der
Herzhafte, der Tapfere heißt
Nach Philipps Tode teilten seine vier
Söhne das Land. Zwei derselben starben
kinderlos, und ihre Besitzungen fielen an
die beiden andern Söhne. So entstanden
die beiden Linien Hessen-Kassel und
Hessen-Darmstadt. Letztere Linie regiert
noch heute im Großherzogtum Hessen.
Philipp der Großmütige.
Landgrafen von tzessen-Nassel.
Der Stammvater der Linie Hessen-Kassel war Landgraf Wilhelm Iv.,
unter welchem Schmalkalden zu Hessen kam.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp_der_Großmütige Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps Philipp Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Marburg Hessens Hessen Deutschland Marburg Deutschland Hessen-Kassel Hessen-Darmstadt Großherzogtum_Hessen Hessen-Kassel Hessen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl_b Karl Karl_b Karl Petrus_von_Pisa Paulus_Diakonus Karls Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Main Donau Italien Italien Italien Aachen Karls Karls Karls
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 133 —
und andere edle Frauen gehörten ihr an. Karl pflegte mit den Gelehrten fleißigen Umgang. War die Mahlzeit beendet, so blieben die Auserwählten zu heiterer Geselligkeit um ihn versammelt. So entstand die literarische Tafelrunde, bei der die Mitglieder der Akademie klassische Namen trugen; der Kaiser hieß König David, Alkwin Flaeeus, Angilbert Homer. Hier wurden nun lateinische Gedichte vorgelesen und erklärt, wissenschaftliche Fragen besprochen und Rätsel aufgegeben. Die Königstöchter pflegten Musik, spielten die Harfe und sangen neue Weisen. Der Kaiser selbst zeigte sich überaus lerneifrig, hatte aber auch das Bestreben, das, was er gelernt, anderen mitzuteilen. Er sprach sicher und fließend und beherrschte neben der deutschen auch die lateinische Sprache. Doch war ihm die Kunst des Schreibens nicht geläufig; zwar bemühte er sich eifrig, sie noch im Alter zu erlernen und führte auch sein Täfelchen immer bei sich, aber die Hand wollte sich dem Zwange nicht fügen.
Die Akademie sollte jedoch nicht nur eine Zierde des Königshofes sein, sie mußte auch Karls praktischen Zwecken dienen. Von ihren Mitgliedern sandte er tüchtige Männer als Sendgrafen hinaus in die weiten Gebiete seines Reiches, oder er wählte ans ihnen die Bischöfe und Äbte, damit jeder an seinem Teile entweder im Dienste des Staates oder der Kirche die empfangene Bildung praktisch verwerten und die Ideen Karls verwirklichen helfen konnte. Diese Beamten blieben immer mit der Akademie in Verbindung und kehrten nach kürzerer oder längerer Zeit zurück, um Bericht zu erstatten und neue Anregungen zu empfangen. Die Akademie war also die Lehranstalt für Staatsbeamte und Geistliche. So begegneten sich am Hofe Karls die gewandtesten Diener des Staates, die Gelehrten jener Zeit, die eifrigsten Förderer des Evangeliums.
Neben der Akademie bestand auch eine Hofschule für die Kinder der Hofbeamten. Karl führte selbst die Aussicht über sie, prüfte zuweilen den Fleiß und das Können der Jugend und spendete Lob und Tadel (vergl. das Gedicht: „Wie Kaiser Karl Schul-visitation hielt"). Im ganzen Lande sollte der Jugendunterricht eingeführt werden. Darum gab er für die Schulen an den Bistümern und Klöstern eingehende Bestimmungen. Seine Verordnungen enthielten in der Idee schon den Schulzwang; denn die Geistlichen und Mönche sollten nicht nur die Kinder der Hörigen, sondern auch die der Freien heranziehen und sich zugesellen,
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl David David Alkwin_Flaeeus Angilbert_Homer Karls Karls Karls Karl Karl Karl_Schul-visitation Karl