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auf dem Markte zu Neapel widerrechtlich enthauptet (1268*). Den herzlosen Bedrücker aber verjagten nach nicht ganz zwei Jahrzehnten die Sizilianer in blutigem Aufstande.
2. Aas Irvischenreich. (1254—1273.) Während „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" herrschten im Reiche die trostlosesten Zustände. Die Wahlfürsten scheuten sich selbst nicht, die deutsche Krone für Geld an Fremde auszubieten. Die wehrlosen Bewohner des Reiches waren ganz der Raublust des Adels anheimgegeben: die Faust, d. i. die Gewalt, schuf das Recht. Der Gottesfriede, wonach vom Donnerstag bis Freitag die Waffen ruhen sollten, wurde nicht mehr gehalten. Friedensstätten, an denen der Besiegte Schutz fand (Kirche, Friedhof), gab es nicht mehr. Unzählige Fehden vernichteten den Wohlstand des Landes. (S. S. 60 u. ff.)
In dieser Zeit der Ohnmacht des Königtums (Zeit des Faustrechts) erhob sich segensreich die Macht der Städte. Durch Bündnisse schützten sie das Recht, den Handel und den Frieden des Landes gegen die Übergriffe des Adels. Auch der Handel und das Handwerk waren bewehrt. Es herrschte ein allgemeinerkriegsstand. Zwischen Fürsten und Städten, Adel und Bürgertum, Ritter und Kaufmann bestanden während des ganzen Mittelalters Fehden. Fluß- und Landstraßen waren mit steten Gefahren erfüllt. — Die Rechtsverhältnisse suchten die Femgerichte zu bessern. (S. S. 66, sowie 71 u. ff.)
3. Kotonisationsöestreöungen. 1. Die Gabe der Deutschen, verödete Landstriche zu kolonisieren, hat sich überall und jederzeit bewährt, niemals aber glänzender, als bei der Besiedelung des Ostens. Deutsche Bildung und Gesittung verbreiteten sich zunächst durch Albrecht den Bären über Brandenburg.*0) Gleichzeitig mit Albrecht aus dem Hause Askanien hatte Heinrich der Löwe deutsche und christliche Bildung über die Elbe, und zwar nach Norden, getragen, indem er seine Herrschaft über die slavischen Volksstämme in Pommern und Mecklenburg ausdehnte. Durch Herbeiziehung fremder Kolonisten, durch Hebung des Handels und Gewerbfleißes, durch Anlegung von Städten und Bistümern stieg sein Land in der kurzen Zeit bis zu seinem Sturze zu hoher Blüte.
2. Durch die Kolonisationsbestrebungen des 13. und 14. Jahrhunderts wurden neue große Landstriche für die deutsche Kultur gewonnen; sie tragen aber einen anderen Charakter als die früheren. Allen Eroberungen vom 10. bis 12. Jahrhundert, so verschieden auch
*) Gedicht: „Barbarossas erstes Erwachen" vonfreiligrath. **) S.s. 115—117.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Heinrich_der_Löwe Heinrich
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soweit kennen gelernt, daß sie die Unmöglichkeit ihrer Unterwerfung einsahen. Zu ihrer eigenen Sicherheit befestigten sie ihre Besitzungen am Rheine und an der Donau; zwischen beiden Flüssen errichteten sie einen mit Türmen und Gräben versehenen Grenzwall. — Hermann hörte nicht auf, an der Befestigung der Macht und Einigkeit der germanischen Stämme zu arbeiten, wurde aber früh von widerstrebenden Häuptlingen aus Eifersucht ermordet. So fand der Befreier Deutschlands, dessen Namen alle Vaterlandsfreunde stets feiern werden, ein schmachvolles Ende.
Iii. Germanen auf der Wanderung.
1. Kriedtiche Einwirkungen Woms. Innerhalb der erwähnten Befestigungslinie entstand eine Reihe blühender Städte. In ihnen fand römische Bildung allgemein Eingang. Die Ufer des Rheins wurden mit Reben bepflanzt, edle Obstarten und bisher unbekannte Gartenfrüchte angebaut. Handelsstraßen durchschnitten das Land. Durch ihre Handelsbeziehungen blieben auch die Deutschen jenseits des Grenzwalles mit den Römern unausgesetzt in Berührung. Vor allem aber trug der andauernde Söldnerdienst dazu bei, römische Art und römische Kriegskunst zu verbreiten, aber auch die Begehrlichkeit nach den Schätzen Italiens wachzuhalten.
2. Wökkeröündnisse. Die Überzeugung, daß nur Einigkeit stark
rnacht, brach sich mehr und mehr Bahn. Schon nach zwei Jahrhunderten sind die zahlreichen Gaugenofsenschaften zu großen Völkerschaften verschmolzen. Von Wanderlust getrieben, verlassen einzelne ihre Wohnsitze, um sich neue zu erkämpfen. In die von den Germanen verlassenen Gebiete rücken die Slaven nach und dringen allmählich bis zur Elbe vor. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts war Südwestdeutschland von den Alemannen, Mitteldeutschland (das Land an der Weser und Elbe) von den Sachsen und Thüringern, die Gegend am Niederrhein von den Franken, das Land zwischen der Weichsel und dem schwarzen Meere von den West-und Ostgoten bewohnt.
3. J)ie Kunnen. Im Jahre 375 drangen die Hunnen, ein
wildes Nomadenvolk, von Asien her in Europa ein. Es war ein
häßlicher Menschenschlag. Alle waren von kleinem, gedrungenem Körperbau, hatten eine braungelbe Gesichtsfarbe, schwarzes, struppiges Haar und kleine, stechende Augen. Durch Narben, die man den Kindern beibrachte, wurde der Bartwuchs verhindert. Von ihren
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Extrahierte Personennamen: Hermann Kriedtiche
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Donau Deutschlands Rheins Italiens Mitteldeutschland Sachsen Asien Europa
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3. Ghkodwig und das Arankenreich. Unter den germanischen Volksstämmen würde Bald der fränkische, der ans seinen Wohnsitzen er ob ent b in Gallien etngebrungen war, am mächtigsten. Das verbankte er in erster Linie seinem ehrgeizigen, länbergierigen Fürsten Chlobwig, einem Enkel des Königs Merwig. Durch List und Gewalt vereinigte er alle Stämme der Franken zu einem Reiche uitb unterwarf auch alle in Gallien wohnen beit Völkerschaften — die Alemannen, Burgunber, Westgoten, sowie bett römischen Teil Galliens — seiner Herrschaft. Dem Rate seiner Gemahlin, einer burgunbischen Königstochter, folgenb, nahm er mit seinem Volke das Christentum an, blieb jeboch roh und gewaltthätig.
Seine Söhne regierten gemeinschaftlich und behüten das Reich auch jenseits des Rheines aus. Ihre Nachfolger (die Merowinger) kümmerten sich aber balb nicht mehr um die Regierung, sonbern überließen die Verwaltung des ausgebauten Reiches gänzlich ihren ersten Dienern, den Hausmeiern. Durch treue Amtsführung wußten sie die Volksgunst so sehr zu gewinnen, daß sie schließlich die Schattenkönige beseitigen sonnten.
4. Wandlungen. Von beit germanischen Stämmen hatten die Sachsen, die Friesen, die Hessen und die Thüringer ihre Wohnsitze nicht veränbert. Die ansgewanberten Völkerschaften trafen in den neuen Wohnsitzen Einwohner ctnberen Stammes, mit anbereit Sprachen, aitberen Sitten und Gesetzen. Neben bieseit roincinifierten Völkern wohnten die Germanen, zwar als der herrschend Theil der Bevölkerung, aber boch unter der Einwirkung des Gesetzes: Wenn eine niebere Kultur mit einer höheren in Berührung kommt, so wirb die erstere von der letzteren beeinflußt. Bald trat zwischen den ausgemalt berten und den in ihrem Vaterlanbe gebliebenen Germanen ein merklicher Unterschieb hervor. Die Veränberuug betraf zunächst die Sprache. Die itebeiteinaitber wohnenben Völkerschaften mußten sich zu verstänbigen suchen imhanbd und Verkehr; die zugewanberten Germanen nahmen die jüngst entstanbenen romanischen Sprachen an.
Aber auch innerlich veränberten sich die Ansgewanberten. Durch die warme Luft, die leichtere Lebensweise und die üppigen Erzeugnisse der südlichen Sauber würden sie geschwächt und entnervt. Daher unterlagen sie oft schon nach wenigen Jahrzehnten Feiitben, die vorher kaum ihren Anblick zu ertragen vermochten. — Vorteilhaft wirkte die frühe Bekanntschaft mit bett Lehren des Christentums auf die Ansgewanberten ein.
An beit zurückgebliebenen Stämmen gingen zwar auch Ver-
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merkliche Stockung ein. Die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert hatten, erschwerten die gewohnte Handelsstraße durch Verbote und Erpressungen. Man sann darauf, die Erzeugnisse auf dem Seewege zu erlangen. Seit der Erfindung des Kompasses wagten sich die Seefahrer kühn in das offene Meer hinaus. Die Portugiesen, von der Natur auf das Meer hingewiesen, zeigten sich besonders thätig. Sie entdeckten die Inselgruppen im Westen von Afrika. indem sie sich bestrebten, um diesen Erdteil herum nach Indien zu gelangen. Immer weiter drangen sie vor. Bartholomäus Diaz entdeckte 1486 das Kap der guten Hoffnung; man erkannte, daß Aftika eine Halbinsel sei. Vasco de Gama gelangte 1498 um das Vorgebirge herum auf dem Seewege uach Ostindien. Nachdem die Portugiesen die Inder gezwungen hatten, Handelsbeziehungen mit ihnen einzugehen, holten sie die indischen Schätze an der Quelle und lieferten sie zu ermäßigtem Preise. — Einige Jahre früher war eine noch wichtigere Entdeckung gemacht, ein neuer Erdteil war aufgefunden worden.
f 2. Die Entdeckung Amerikas. Der Genuese Christoph Columbus hatte sich zu der Überzeugung durchgekämpft, daß die Erde eine Kugel sei. zugleich reifte in ihm der Entschluß, das Morgenland in westlicher Richtung aufzusuchen. Wie der kühne Flug seines Geistes, so ringt uns auch seine Festigkeit und Willenskraft, mit der er alle Hindernisse, die sich der Ausführung seines Unternehmens entgegensetzten, überwand, unsere Bewunderung ab. Weder am portugiesischen, noch am spanischen Hofe fand er das erwünschte Entgegenkommen. Zehn lange Jahre mußte er hoffen und harren. Seine Bedingungen waren freilich nicht gering. Er forderte die Admiralswürde, sowie die eines Unterkönigs und den zehnten Teil aller Einkünfte der neuentdeckten Länder. Nach der Besiegung der Mauren ließ ihm die Königin Jfabella im Jahre 1492 endlich drei kleine Schiffe zur Fahrt ins Ungewisse ausrüsten. Am 3. August lichtete er im Hasen von Palos die Anker und steuerte nach längerem Aufenthalte auf den kanarischen Inseln kühnen Mutes immer nach Westen. Die Mutlosigkeit und Verzagtheit der Schiffsmannschaft wußte er immer wieder zu besiegen und die Hoffnungsfreudigkeit neu zu beleben. In den ersten Oktobertagen mehrten sich die Anzeichen, daß Land in der Nähe sein müsse. In einer klaren Herbstnacht erspähte Columbus ein sich bewegendes Licht und ermahnte seine Schiffsleute zu erhöhter Aufmerksamkeit. In der Frühe des 12. Oktobers erscholl der Ruf: Sand! Das verabredete Freuden-
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Extrahierte Personennamen: Bartholomäus_Diaz Christoph_Columbus August Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Indien Ostindien Amerikas Westen
Xiv. Das hohenstaufische Kaisergeschlecht. — Blütezeit des Mittelalters.
t Iriedrich I., Waröarossa. 1152—1190.
t a) Regierungsantritt. Kaiser Friedrichi., der wie Karl der Große in Lied und Sage verherrlicht wird, folgte im Jahre 1152 seinem Oheim Konrad Iii. in der Regierung. Den Beinamen Barbarossa, d. i. Rotbart, erhielt er von den Italienern wegen seines rötlichen Bartes, der sein frisches, blühendes Gesicht zierte. Sein Haupthaar war blond. In seinem Äußeren prägte sich der hohe Geist aus, der ihn belebte: er hatte glänzende, durchdringende Augen, eine kraftvolle Gestalt, einen festen, stolzen Gang. — Auf dem Krenzzuge, den sein Oheim (1147) allerdings erfolglos unternahm, hatte er sich rühmlich ausgezeichnet. Es gereicht Konrad zur höchsten Ehre, daß er bei seinem Tode die Liebe zu seinem noch minderjährigen Sohne überwand. Nur das Beste des Reiches leitete ihn, als er den deutschen Fürsten seinen Neffen zu fernem Nachfolger empfahl. Deutschland bedurfte in der bewegten Zeit eines kräftigen Herrscherarmes. Ausgestattet mit hoher Willenskraft und allen Regententugenden, wußte Friedrich im Reiche Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Den Streit zwischen seinem Hause und den Welfen legte er bald dadurch bei, daß er seinem Jugendfreunde Heinrich, später der Löwe zubenannt, außer Sachsen auch das Herzogtum Bayern übertrug, wodurch er der mächtigste deutsche Fürst wurde.
t d) Seine Römerzüge. Friedrich nahm sich Karl und Otto den Großen zum Vorbilde. Sein sehnlichster Wunsch war, dem Königtume die Herrlichkeit der Kaiserkrone hinzuzufügen. Nachdem er Ruhe und Ordnung im Innern hergestellt und umfangreichezurüstungen getroffen hatte, trat er zwei Jahre nach seiner Krönung den ersten Römerzug an, um in Italien das gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen.
f 1. Die Kaiserkrönung. Mit einem stattlichen Heere erschien er in Italien, setzte sich die lombardische Krone aufs Haupt und hörte die Klagen der lombardischen Städte wider Mailand. Wie diese Stadt, so gingen auch andere damit um, sich der Herrschaft des Kaisers zu entziehen und ihre Stadtgebiete in Freistaaten umzuwandeln. Am übermütigsten zeigte sich freilich das feste, mächtige Mailand, das damals für die reichste Stadt Europas galt. Zum warnenden Beispiel demütigte Friedrich nur einige minder mächtige Städte und wandte sich dann nach Rom. Dem Volkswillen zum
Hohmann, Vaterländische Geschichte. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Waröarossa Deutschland Sachsen Italien Italien Mailand Mailand Europas Rom Vaterländische
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3. Am 1. Januar 1891 trat das Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetz*) in Kraft. Arbeiter, die durch Abnahme der Kräfte, durch Gebrechen, Krankheit :c. erwerbsunfähig werden und nicht mehr ein Drittel ihres früheren Lohnes verdienen können, erhalten eine Invalidenrente. Vom 70. Jahre ab erhält jeder Beteiligte eine Altersrente, die ihm einen ruhigen Lebensabend sichert. Die Beiträge für die Versicherung sind zu gleichen Teilen vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufzubringen.
Xvii. Gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen der Gegenwart.
I. Wnfer Materkand.
1. Das Land, in dem wir geboren sind, in dem unsere Vorfahren gelebt und gewirkt haben, in dem unsere Angehörigen und Freunde uns zur Seite stehen, ist unser Vaterland. Unter seinem Schutze entwickeln wir uns, seine Einrichtungen befördern unsere Erziehung, bieten uns die Vorzüge der Familie und der Gesellschaft. Von gemeinsamen Banden werden alle umschlossen. Die besonderen Eigentümlichkeiten des Vaterlandes, das Leben, die Sitte, die Sprache, die Erinnerung an seine Geschichte, an die Männer, die es groß und stark gemacht haben, beleben das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Bewohner. Die Vaterlandsliebe ist das stärkste Schutzmittel gegen alle dem Vaterlande feindseligen Bestrebungen.
2. Die Staaten bildeten sich aus den Familien, indem diese sich zu Stämmen erweiterten und die gleichartigen Stämme sich zusammenschlossen. Die Stammesverwandtschast zeigt sich in nichts deutlicher als in der Sprache. Der schöne Ausdruck „Muttersprache" bezeichnet die heimatliche Sprache nicht bloß als diejenige, die das Kind zuerst von der Mutter vernimmt, sondern er deutet auch darauf hin, daß sie selbst in einer Art von mütterlicher Beziehung zu uns steht. Sie ist darum das Erkennungszeichen eines Stammes, eines Volkes. Der Deutsche erscheint uns als Stammesverwandter, auch wenn er im Auslande wohnt. Verkehrt ist es und dem unnatürlichen Hasse zweier Brüder vergleichbar, wenn die deutschen Stämme untereinander hadern. Daraus erklärte sich die Sehnsucht aller rechtschaffenen Deutschen nach der Einigung aller deutschen Stämme und ihre Freude über das Gelingen dieses Zieles.
*) Vom 22. Juni 1889.
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A. Ktder aus kr deutschen Geschichte von -er Urzeit bis zur Beendigung des dreißigjährigen Krieges.
I. Die alten Deutschen (Germanen).
11. Einwanderung. Knßere Erscheinung. Kreie und Unfreie.
Von Asien her sind unsere Vorfahren, die alten Deutschen, in Europa eingewandert. Wann und. auf welchem Wege dies geschah, ist unbekannt. Ein Teil der einwandernden Germanen wandte sich nordwärts. In dem abgeschlossenen skandinavischen Halbinsellande hat sich das altgermanische Wesen am längsten erhalten. Seine letzte Zuflucht fand es auf der fernen Insel Island. Dadurch wurde es möglich, die Überlieferungen — den Götterglauben und die Heldensagen — noch aufzuzeichnen. Es geschah dies in der Edda (Urahne), die man als germanische Bibel bezeichnen kann. Von den in unser Vaterlande eindringenden Germanen wurden die vordem hier wohnenden Kelten über die Donau und den Rhein zurückgedrängt. Nun fingen unsere Altvordern an, sich in dem weiten Lande häuslich einzurichten, wo gerade ein Quell, ein Fels, ein Hain zur Ansiedelung einlud. — Es waren Gestalten von riesigem Wüchse und großer Körperkraft. Trotzig und herausfordernd blickten sie aus den hellen, blauen Augen, weiß erglänzte die Hautfarbe, und das hellblonde Haar fiel lang auf die Schultern herab. Nicht zu einem großen Volke, sondern nur zu Gaugenossenschaften vereinigt, lebten sie einsam in den öden Waldgegenden; oft freilich bekriegten sich die Genossenschaften lebhaft untereinander.
Den Kern der Bevölkerung bildete der Stand der Freien, der sich in den Besitz der Ländereien gesetzt hatte; unter ihnen nahmen die Edelinge eine bevorzugte Stellung ein. Gegen bestimmte Dienste und Abgaben überwies der Freie einen Teil seines Besitztums an Hörige (Liten); daneben gab es leibeigene Knechte, die als Gesinde auf dem Herrenhose dienten (z. B. Kriegsgefangene).
Höh mann, Vaterländische Geschichte. 1
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Grunde nannte man Italien den Kirchhof der Deutschen. Auch viele Fürsten fanden dort ihren Untergang. Einzelne deutsche Könige verzichteten grundsätzlich auf die Kaiserwürde: sie achteten sie nicht wert der Opfer an Gut und Blut, die sie forderte. Das sächsische und das hohenstanfische Königshaus setzten ihre besten Kräfte an den Besitz des Landes und erlagen im Kampfe gegen das Papsttum und die Untreue der Italiener.
Die Römerzüge hatten jedoch auch eilten praktischen Gewinn für das deutsche Volksleben. Sie waren eine Bildungsschnle für den deutschen Adel. Er erweiterte seine Kenntnisse über Land und Leute, beobachtete die Sitten und Gebräuche der Italiener und veredelte seine eigenen. Aber nicht nur hinsichtlich der Volkssitte, sondern auch in Bezug auf die Staatseinrichtung und die Stadtverwaltung war von dem gebildeten Italiener manches zu lernen. — Die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundenen Feldzüge nötigten die Deutschen zur vollkommueren Ausbildung ihres Heerwesens und zur Verbesserung ihrer Kriegsweise. Auf den Römerzügen eröffnete sich dem Ritter die Aussicht auf Ruhm und Waffenehre, er sonnte sich Verdienste um König und Vaterland erwerben; daher zogen die Ritter trotz der Gefahren meist gern in dies Land.
d) Ire Kreuzzüge. Außer den drei genannten Kreuzzügen wurden noch vier andere unternommen. Sie forderten außerordentlich große Opfer an Gut und Blut — mehr als sechs Millionen Menschen verloren auf den Zügen ihr Leben — führten jedoch nicht zu dem erstrebten Besitz des heiligen Landes. Trotzdem hatten sie eine hohe Bedeutung und wichtige Folgen.
1. Alle Völker des Abendlandes nahmen daran teil. Sie lauschten ihre Anschauungen und Überlieferungen, ihre Sagen und Geschichten, Sitten und Gebräuche aus und lernten sich im Kampfe um eilte heilige Sache kennen und achten. Das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit erwachte; denn sie bildeten eine einheitliche Welt gegenüber der Welt des Islam.
2. Ebenso wichtig wie die Bekanntschaft der christlichen Völker unter sich war diejenige mit dem Morgenlande. Auf dem Gebiete der Kunst und der Wissenschaft war es dem Abendlande weit voraus, besonders in der Baukunst, in der Astronomie, Natur-, Arzenei- und Heilkunde. Durch den Anblick der großen blühenden Städte und der Werke der Baukunst, sowie durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde der Geist augeregt. Bei dem bildsamen Volke erwachte Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Neue Gedanken wurden angeregt, neue
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die Art der Besiedelung war. ist gemeinsam, daß sie im Interesse des Reiches oder doch großer Landesherren gemacht wurden: die Verdeutschung war Folge eines Druckes aus die Grenzbewohner, meist eines Krieges. Schlesien und die Küsteulande an der Ostsee bis hinauf zum finnischen Meerbusen wurden germanisiert ohne Zuthun des Reiches, durch Privatunternehmungen; sie liefern so einen Beweis, daß in jener Zeit ein Überschuß au deutscher Volkskraft vorhanden war. Mächtig regte sich in der Zeit der Gründung des Hansabundes das Bürgertum Niederdeutschlands. Die Gabeu deutscher Gesittung, das Schwert, der schwere Pflug, der Steinbau und die freie Lust der Städte, verbreiteten sich mit der streugen Zucht der Kirche über die leichtlebigen Völker des Ostens.^)
Die Erweiterung des deutschen Landes, vollendet in dem Jahr-hundert von 1250-1350, ist die größte That des deutschen Volkes in jenem Zeitraum. Ein weites Ländergebiet wurde mit Hunderten von deutschen Städten und Tausenden deutscher Dörfer besetzt und unlöslich an Deutschland gekettet. Alle Stäude und Berufsklassen schufen als Kolonisten mit. Die Kolonisation in Schlesien, die ihre Wirkungen weit über die östlichen Grenzländer äußerte, vollzog sich friedlich und geräuschlos hauptsächlich durch die Einwanderung kleiner Arbeiter. Handwerker und Bauern. In Livland und in Preußen vernichtete die Eroberungslust kriegerischer Ritter und Mönche, sowie das Interesse großer Kaufleute das frühere Volksleben und zwang den Überlebenden mit Gewalt deutsches Weseu und das Christentum auf. Der Zug des deutscheu Volkes ging in jener Zeit nach dem Osten, von der türkischen Grenze bis zum nordischen Meere. Zahlreiche Verbiudungen wurden angeknüpft; überall — in Ofen, Lemberg, Krakau, Warschau u. s. w. — traf man Deutsche. Es war daher kein neues Wagnis, dem sich die Auswanderer nach dem Oder- und Weichselthale unterzogen; das Auffällige bestand nur darin, daß die Einwanderung in jener Zeit so große Verhältnisse annahm. Wohl ein Drittel des gegenwärtigen Deutschlands ist in jener Zeit deutsch geworden, deutsch imgemüt, insprache nndbilduug. Eine befriedigende Erklärung dieser Thatsache kann man nur dann finden, wenn man berücksichtigt, daß das gauze Gebiet ostwärts von der Elbe nur wiedergewonnenes Land ist, das zur Römerzeit das germanische Volkstum inne hatte.
*) Siehe S. 131—133.
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In dem Kampfe um sein Erbland fand Friedrich bei der Union nur geringe Unterstützung. Die zuchtlosen Truppen der kleinen Fürsten, die ihm Beistand leisteten, wurden von Tilly besiegt. Die Pfalz nebst der Kurwürde übertrug der Kaiser dem Herzog von Bayern. Auch der pfälzische Krieg endete mit der völligen Niederlage der Protestanten. (Nur die Oberpfalz blieb 1648 bei Bayern.)
4. Der Krieg in Norddeutschland und gegen Dänemark. Nach der Niederwerfung seiner Gegner blieb Tilly mit seinem Heere in Westfalen und verübte mannigfache Gewaltthätigkeiten. Aus Besorgnis, der Kaiser gedenke auch sie zu unterwerfen urtb den evangelischen Glauben ganz auszurotten, schlossen sich die protestantischen Fürsten wieder zusammen und wählten den König Christian von Dänemark als Buudesoberhaupt.
Der Kaiser hatte bisher mit den Truppen der Liga seine Siege errungen. Er sehnte sich aus dem Abhängigkeitsverhältnis zu Maximilian und Tilly heraus. Dem Wunsche, sich ein eigenes Heer zu bilden, stand aber der Mangel an Geld entgegen. Da kam es ihm sehr gelegen, daß sich Wallenstein, ein böhmischer Edelmann, erbot, ihm aus eigenen Mitteln ein Heer zu stellen.
t Wallensteins Persönlichkeit ist eine der hervorragendsten seiner Zeit. Von evangelischen Eltern geboren, wurde er nach ihrem frühen Tode von einem Oheim den Jesuiten übergeben und von diesen katholisch erzogen. Den Grund zu seiuem Reichtum legte er, als er nach dem böhmischen Aufstande zahlreiche eingezogene Güter wohlfeil käuflich erstand. Für geleistete treue Dienste wurde er in den Fürstenstand und später zum Herzog von Friedland erhoben. Schon in früheren Kämpfen hatte er sich einen Namen gemacht; als Feldherr stand er daher bei den Söldnern in hohem
Ansehen. Sie glaubten fest an sein Glück und hielten ihn für un-
verwundbar. Er war stolz und ehrgeizig, kühn in seinen Entwürfen, fest in der Ausführung seiner Pläne. Gern befragte er, um die Zukunft zu entschleiern, die Sterne. Sein Auftreten war kalt und
gemessen; er sprach wenig, lächelte selten und bewahrte gern eine
stolze Zurückhaltung. Auch seine hohe Gestalt und sein scharfes, glänzendes Auge verrieten den geborenen Feldherrn.
Als in seinem Namen die Werbetrommel gerührt wurde, strömten beutelustige Krieger von allen Seiten herbei. Unter dem „Friedländer" hofften sie auch Ruhm und Ehren zu erlangen. Nack-kurzer Zeit hatte er ein Heer von 30000 Mann beisammen und faßte an der Dessauer Brücke den Grafen Ernst von Mansfeld (1626).
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Tilly Tilly Christian_von_Dänemark Maximilian Maximilian Tilly Ernst