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1. Vaterländische Geschichte - S. 2

1900 - Berlin : Nicolai
2 f 2. Peutschkands früheste Weschaffenßeit. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland ein rauhes, unfruchtbares Land. Dunkle Wälder und ausgedehnte Sümpfe, oft alte, verlassene Flußläufe, bedeckten weite Strecken. Die Sonne vermochte nicht das Walddickicht zu durchgingen. Feuchte Nebel lagerten über der Erde und machten den Tag zur Nacht. Das Klima war rauh. — Auf dem urbar gemachten Boden wurden Gerste, Hafer, Flachs, Rüben und Rettiche angebaut. Der Wein wurde erst von den Römern eingeführt und heimisch gemacht. Der große Reichtum an edlen Metallen war noch unbekannt. Um den Besitz neu entdeckter Salzquellen führten heimische Stämme oft Krieg. Grasreiche Weiden boten Pferden und Rindern reichliche Nahrung. Den größten Reichtum bildeten jedoch die Wälder. In ihrem Dunkel bargen sie zahlreiche Jagdtiere, die längst verdrängt oder ausgerottet sind: Bären, Auerochsen, Elentiere und starke Raubvögel. Gegen sie zog der freie Deutsche in Zeiten des Friedens aus, um Mut und Kampflust zu stillen und für sich und die Seinen Nahrung und Kleidung zu beschaffen. t 3. J)ie Niederlassungen. Zusammenhängende Dörfer oder gar Städte gab es in unserem Vaterlande noch nicht. Unsere Altvordern wohnten gern in einsamen Höfen, inmitten ihrer Ackerfelder. Solch ein umzäuntes oder von einem Wall umgebenes Gehöft war aus unbehauenen Baumstämmen erbaut, die Riffe und Öffnungen wurden notdürftig mit Sehnt und Moos ausgefüllt, die Dächer mit Schilf oder Stroh bedeckt. Das Innere bildete einen einzigen Raum ohne Zwischenwand. In der Mitte lag meist ein großer ausgehöhlter Stein, der den Herd, den geweihten Ort des deutschen Heimes, bildete. Am Herde war der Sitz der Hausfrau; über dem Herdfeuer gelobten sich die Freunde gern Treue; hier saß man auch im friedlichen Verein, um den Erzählungen der Alten zu lauschen. Fenster fehlten. Zum Entweichen des Rauches befand sich im Dache eine verschließbare Öffnung. Als äußerer Schmuck des Hauses fielen dem Fremden die Pferdeköpfe auf, die Überreste der dem Wodan geweihten Opfertiere. Neben dem Wohnhause lagen gewöhnlich Speicher. Stallung und Keller. Um das Haus herum dehute sich das dem Freien gehörige Acker-, Wiesen- und Waldland aus. Die benachbarten Höfe schlossen sich zu einer Dorfgemeinschaft oder Markgenossenschaft zusammen. Das zwischen den Höfen gelegene herrenlose Weide- und Waldland wurde als Gemeinbesitz (Allmend) von allen benutzt; der Grundbesitz der einzelnen Familie, das Eigengut, hieß Allod.

2. Vaterländische Geschichte - S. 58

1900 - Berlin : Nicolai
58 auf dem Markte zu Neapel widerrechtlich enthauptet (1268*). Den herzlosen Bedrücker aber verjagten nach nicht ganz zwei Jahrzehnten die Sizilianer in blutigem Aufstande. 2. Aas Irvischenreich. (1254—1273.) Während „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" herrschten im Reiche die trostlosesten Zustände. Die Wahlfürsten scheuten sich selbst nicht, die deutsche Krone für Geld an Fremde auszubieten. Die wehrlosen Bewohner des Reiches waren ganz der Raublust des Adels anheimgegeben: die Faust, d. i. die Gewalt, schuf das Recht. Der Gottesfriede, wonach vom Donnerstag bis Freitag die Waffen ruhen sollten, wurde nicht mehr gehalten. Friedensstätten, an denen der Besiegte Schutz fand (Kirche, Friedhof), gab es nicht mehr. Unzählige Fehden vernichteten den Wohlstand des Landes. (S. S. 60 u. ff.) In dieser Zeit der Ohnmacht des Königtums (Zeit des Faustrechts) erhob sich segensreich die Macht der Städte. Durch Bündnisse schützten sie das Recht, den Handel und den Frieden des Landes gegen die Übergriffe des Adels. Auch der Handel und das Handwerk waren bewehrt. Es herrschte ein allgemeinerkriegsstand. Zwischen Fürsten und Städten, Adel und Bürgertum, Ritter und Kaufmann bestanden während des ganzen Mittelalters Fehden. Fluß- und Landstraßen waren mit steten Gefahren erfüllt. — Die Rechtsverhältnisse suchten die Femgerichte zu bessern. (S. S. 66, sowie 71 u. ff.) 3. Kotonisationsöestreöungen. 1. Die Gabe der Deutschen, verödete Landstriche zu kolonisieren, hat sich überall und jederzeit bewährt, niemals aber glänzender, als bei der Besiedelung des Ostens. Deutsche Bildung und Gesittung verbreiteten sich zunächst durch Albrecht den Bären über Brandenburg.*0) Gleichzeitig mit Albrecht aus dem Hause Askanien hatte Heinrich der Löwe deutsche und christliche Bildung über die Elbe, und zwar nach Norden, getragen, indem er seine Herrschaft über die slavischen Volksstämme in Pommern und Mecklenburg ausdehnte. Durch Herbeiziehung fremder Kolonisten, durch Hebung des Handels und Gewerbfleißes, durch Anlegung von Städten und Bistümern stieg sein Land in der kurzen Zeit bis zu seinem Sturze zu hoher Blüte. 2. Durch die Kolonisationsbestrebungen des 13. und 14. Jahrhunderts wurden neue große Landstriche für die deutsche Kultur gewonnen; sie tragen aber einen anderen Charakter als die früheren. Allen Eroberungen vom 10. bis 12. Jahrhundert, so verschieden auch *) Gedicht: „Barbarossas erstes Erwachen" vonfreiligrath. **) S.s. 115—117.

3. Vaterländische Geschichte - S. 12

1900 - Berlin : Nicolai
12 soweit kennen gelernt, daß sie die Unmöglichkeit ihrer Unterwerfung einsahen. Zu ihrer eigenen Sicherheit befestigten sie ihre Besitzungen am Rheine und an der Donau; zwischen beiden Flüssen errichteten sie einen mit Türmen und Gräben versehenen Grenzwall. — Hermann hörte nicht auf, an der Befestigung der Macht und Einigkeit der germanischen Stämme zu arbeiten, wurde aber früh von widerstrebenden Häuptlingen aus Eifersucht ermordet. So fand der Befreier Deutschlands, dessen Namen alle Vaterlandsfreunde stets feiern werden, ein schmachvolles Ende. Iii. Germanen auf der Wanderung. 1. Kriedtiche Einwirkungen Woms. Innerhalb der erwähnten Befestigungslinie entstand eine Reihe blühender Städte. In ihnen fand römische Bildung allgemein Eingang. Die Ufer des Rheins wurden mit Reben bepflanzt, edle Obstarten und bisher unbekannte Gartenfrüchte angebaut. Handelsstraßen durchschnitten das Land. Durch ihre Handelsbeziehungen blieben auch die Deutschen jenseits des Grenzwalles mit den Römern unausgesetzt in Berührung. Vor allem aber trug der andauernde Söldnerdienst dazu bei, römische Art und römische Kriegskunst zu verbreiten, aber auch die Begehrlichkeit nach den Schätzen Italiens wachzuhalten. 2. Wökkeröündnisse. Die Überzeugung, daß nur Einigkeit stark rnacht, brach sich mehr und mehr Bahn. Schon nach zwei Jahrhunderten sind die zahlreichen Gaugenofsenschaften zu großen Völkerschaften verschmolzen. Von Wanderlust getrieben, verlassen einzelne ihre Wohnsitze, um sich neue zu erkämpfen. In die von den Germanen verlassenen Gebiete rücken die Slaven nach und dringen allmählich bis zur Elbe vor. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts war Südwestdeutschland von den Alemannen, Mitteldeutschland (das Land an der Weser und Elbe) von den Sachsen und Thüringern, die Gegend am Niederrhein von den Franken, das Land zwischen der Weichsel und dem schwarzen Meere von den West-und Ostgoten bewohnt. 3. J)ie Kunnen. Im Jahre 375 drangen die Hunnen, ein wildes Nomadenvolk, von Asien her in Europa ein. Es war ein häßlicher Menschenschlag. Alle waren von kleinem, gedrungenem Körperbau, hatten eine braungelbe Gesichtsfarbe, schwarzes, struppiges Haar und kleine, stechende Augen. Durch Narben, die man den Kindern beibrachte, wurde der Bartwuchs verhindert. Von ihren

4. Vaterländische Geschichte - S. 63

1900 - Berlin : Nicolai
63 Rosse wiehern vor Kampfeslust. Über die Gefallenen hält der Aufseher oder Grieswärter eine Stange. Die Knappen eilen herbei, um ihrem Herrn neue Lanzen zu reichen oder die Gefallenen in Sicherheit zu° bringen und die ledigen Rosse einzufangen. Der Kampf erneuert sich, bis die Herolde und Spielleute das Zeichen zum Einstellen der Feindseligkeiten geben. Nach Beendigung des Turniers, das oft mehrere Tage dauerte, wurden von den Preisrichtern die Sieger bestimmt. Wer die meisten Speere verstochen und die meisten Ritter überwunden hatte, dem überreichte eine Edeldame in feierlicher Weise den Preis oder Dank. War auch sein Wert gering, so ging doch dem Ritter die Ehre. der gefeierte Held des ^.ages zu sein, über allev. Sein Ruhm verbreitete sich weithin im Lande?) t 5. Die Ritterburg. Um sich bei den unaufhörlichen Kriegen und Fehden gegen feindliche Überfälle zu sichern, zogen im Mittelalter die reichen Adligen aus den Dörfern entweder auf schwer zugängliche, von Sümpfen umgebene Inseln (Wasserburgen), oder auf steile Bergeshöhen. Ihre Wohnungen umgaben sie hier mit festen Mauern und Wallgräben; über letztere führte eine Zugbrücke, die nachts und in Kriegszeiten aufgezogen wurde. Die Ritterburg hatte zunächst den Zweck, den Ritter und seine Familie zu schützen oder zu bergen. Die meisten Burgen, die dem niederen, unbemittelten Adel zum Aufenthalte dienten, waren schlicht und einfach gebaut. Sie bestanden oft nur aus aufgetürmten Steinmassen und sahen mehr auf Sicherheit als auf Behaglichkeit. In der engen aber festen Behausung fand der Ritter mit den Seinen oft nur mit Mühe und Not ein Unterkommen. Ansehnlich gebaut und geräumig eingerichtet waren dagegen die Burgen der reichen Ritter und Fürsten ans erlauchtem Geschlecht. Eine solche Burg krönte nicht selten den Gipfel eines weit ins Thal vorspringenden Felsens, der nur von einer Seite zugänglich war. Der Burgweg bot meist nur einem Reiter Platz und konnte von dem Wächter auf dem Wartturme überschaut werden. Die Thore waren stark befestigt. Über die Zugbrücke gelangte man in die Vorburg oder den Zwinger. Der innere Burghof wurde von den Wohngebäuden umgeben. Den letzten Zufluchtsort für die Belagerten bildete *) Sinnbildliche Ausdrücke: In Schranken halten, in die Schranken fordern; ausgestochen werden; aus dem Sattel heben; auf den Sand setzen; den Preis davontragen; einem die Stange halten; sich die Sporen verdienen; etwas im Schilde führen; im Stiche lassen.

5. Vaterländische Geschichte - S. 16

1900 - Berlin : Nicolai
16 3. Ghkodwig und das Arankenreich. Unter den germanischen Volksstämmen würde Bald der fränkische, der ans seinen Wohnsitzen er ob ent b in Gallien etngebrungen war, am mächtigsten. Das verbankte er in erster Linie seinem ehrgeizigen, länbergierigen Fürsten Chlobwig, einem Enkel des Königs Merwig. Durch List und Gewalt vereinigte er alle Stämme der Franken zu einem Reiche uitb unterwarf auch alle in Gallien wohnen beit Völkerschaften — die Alemannen, Burgunber, Westgoten, sowie bett römischen Teil Galliens — seiner Herrschaft. Dem Rate seiner Gemahlin, einer burgunbischen Königstochter, folgenb, nahm er mit seinem Volke das Christentum an, blieb jeboch roh und gewaltthätig. Seine Söhne regierten gemeinschaftlich und behüten das Reich auch jenseits des Rheines aus. Ihre Nachfolger (die Merowinger) kümmerten sich aber balb nicht mehr um die Regierung, sonbern überließen die Verwaltung des ausgebauten Reiches gänzlich ihren ersten Dienern, den Hausmeiern. Durch treue Amtsführung wußten sie die Volksgunst so sehr zu gewinnen, daß sie schließlich die Schattenkönige beseitigen sonnten. 4. Wandlungen. Von beit germanischen Stämmen hatten die Sachsen, die Friesen, die Hessen und die Thüringer ihre Wohnsitze nicht veränbert. Die ansgewanberten Völkerschaften trafen in den neuen Wohnsitzen Einwohner ctnberen Stammes, mit anbereit Sprachen, aitberen Sitten und Gesetzen. Neben bieseit roincinifierten Völkern wohnten die Germanen, zwar als der herrschend Theil der Bevölkerung, aber boch unter der Einwirkung des Gesetzes: Wenn eine niebere Kultur mit einer höheren in Berührung kommt, so wirb die erstere von der letzteren beeinflußt. Bald trat zwischen den ausgemalt berten und den in ihrem Vaterlanbe gebliebenen Germanen ein merklicher Unterschieb hervor. Die Veränberuug betraf zunächst die Sprache. Die itebeiteinaitber wohnenben Völkerschaften mußten sich zu verstänbigen suchen imhanbd und Verkehr; die zugewanberten Germanen nahmen die jüngst entstanbenen romanischen Sprachen an. Aber auch innerlich veränberten sich die Ansgewanberten. Durch die warme Luft, die leichtere Lebensweise und die üppigen Erzeugnisse der südlichen Sauber würden sie geschwächt und entnervt. Daher unterlagen sie oft schon nach wenigen Jahrzehnten Feiitben, die vorher kaum ihren Anblick zu ertragen vermochten. — Vorteilhaft wirkte die frühe Bekanntschaft mit bett Lehren des Christentums auf die Ansgewanberten ein. An beit zurückgebliebenen Stämmen gingen zwar auch Ver-

6. Vaterländische Geschichte - S. 122

1900 - Berlin : Nicolai
s 122 bürg nur noch als Geldquelle an. Gegen eine hohe Geldsumme verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von Mähren, die Neumark verkaufte er sogar an den deutschen Orden. Der neue Herr ließ seinen Statthaltern allen Willen, wenn sie für ihn nur recht viel Geld von den Bewohnern des Landes erpreßten. Das Raubhandwerk blühte ärger denn je zuvor. — Da war es ein Glück, daß jede Gemeinde sich selbst verwaltete und nur die allgemeinen Angelegenheiten von dem Landesherrn geordnet wurden. Durch engen Zusammenschluß und gegenseitige Unterstützung wendeten die Städte das Schlimmste von dem Lande ab. Die meisten großen Städte standen mit der Hansa in Verbindung. Handel und Gewerbe und der Wohlstand der Bürger hoben sich trotz der Not der Zeit. Allmählich erwarben die Städte alle Rechte und verteidigten sie mit Waffengewalt. Einzelne Orte, wie Berlin-Kölln, durfte nach dem verbrieften Rechte der Markgraf nicht mit bewaffnetem Gefolge betreten. — Der Schrecken der Bürger und Bauern waren aber die Raubritter. Besonders Dietrich und Hans von Quitzow, die mehr als zwanzig Raubburgen ihr eigen nannten, verheerten im Bunde mit den benachbarten Fürsten das Land. Die Fehden hörten nie auf. Von dem üblen Rufe. den die Mark genoß, zeugt das bekannte Wort, „wem etwas abhanden gekommen sei, der solle es nur in der Mark suchen." — Als Jobst im Jahre 1411 starb, übertrug Sigismund die Verwaltung des unglücklichen Landes seinem erprobten Freunde, dem Burggrafen Friedrich Vi. von Hohenzollern. Mit dem Erscheinen der Hohenzollern in der Mark trat eine entschiedene Wendung zum Besseren ein, geordnete Zustände kehrten wieder. V. Die Begründung der Hohenzollernherrschast in der Mark. t a) Ariedrich I. 1415—40. l. Abstammung. Nicht fern von der Burg Hohenstaufen liegt auf der schwäbischen Alb das Ahnenschloß der Hohenzollern.*) „Es steht ein Schloß im Schwabenland, Auf festem Grund gebaut, Der Hohenzollern wird's genannt, Weil weit ins Land man schaut." (.Preußens Hohenzollern" von Frege). *) Gedicht: „Zwei Berge Schwabens" von Karl Gerok.

7. Vaterländische Geschichte - S. 269

1900 - Berlin : Nicolai
269 3. Am 1. Januar 1891 trat das Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetz*) in Kraft. Arbeiter, die durch Abnahme der Kräfte, durch Gebrechen, Krankheit :c. erwerbsunfähig werden und nicht mehr ein Drittel ihres früheren Lohnes verdienen können, erhalten eine Invalidenrente. Vom 70. Jahre ab erhält jeder Beteiligte eine Altersrente, die ihm einen ruhigen Lebensabend sichert. Die Beiträge für die Versicherung sind zu gleichen Teilen vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufzubringen. Xvii. Gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen der Gegenwart. I. Wnfer Materkand. 1. Das Land, in dem wir geboren sind, in dem unsere Vorfahren gelebt und gewirkt haben, in dem unsere Angehörigen und Freunde uns zur Seite stehen, ist unser Vaterland. Unter seinem Schutze entwickeln wir uns, seine Einrichtungen befördern unsere Erziehung, bieten uns die Vorzüge der Familie und der Gesellschaft. Von gemeinsamen Banden werden alle umschlossen. Die besonderen Eigentümlichkeiten des Vaterlandes, das Leben, die Sitte, die Sprache, die Erinnerung an seine Geschichte, an die Männer, die es groß und stark gemacht haben, beleben das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Bewohner. Die Vaterlandsliebe ist das stärkste Schutzmittel gegen alle dem Vaterlande feindseligen Bestrebungen. 2. Die Staaten bildeten sich aus den Familien, indem diese sich zu Stämmen erweiterten und die gleichartigen Stämme sich zusammenschlossen. Die Stammesverwandtschast zeigt sich in nichts deutlicher als in der Sprache. Der schöne Ausdruck „Muttersprache" bezeichnet die heimatliche Sprache nicht bloß als diejenige, die das Kind zuerst von der Mutter vernimmt, sondern er deutet auch darauf hin, daß sie selbst in einer Art von mütterlicher Beziehung zu uns steht. Sie ist darum das Erkennungszeichen eines Stammes, eines Volkes. Der Deutsche erscheint uns als Stammesverwandter, auch wenn er im Auslande wohnt. Verkehrt ist es und dem unnatürlichen Hasse zweier Brüder vergleichbar, wenn die deutschen Stämme untereinander hadern. Daraus erklärte sich die Sehnsucht aller rechtschaffenen Deutschen nach der Einigung aller deutschen Stämme und ihre Freude über das Gelingen dieses Zieles. *) Vom 22. Juni 1889.

8. Vaterländische Geschichte - S. 1

1900 - Berlin : Nicolai
A. Ktder aus kr deutschen Geschichte von -er Urzeit bis zur Beendigung des dreißigjährigen Krieges. I. Die alten Deutschen (Germanen). 11. Einwanderung. Knßere Erscheinung. Kreie und Unfreie. Von Asien her sind unsere Vorfahren, die alten Deutschen, in Europa eingewandert. Wann und. auf welchem Wege dies geschah, ist unbekannt. Ein Teil der einwandernden Germanen wandte sich nordwärts. In dem abgeschlossenen skandinavischen Halbinsellande hat sich das altgermanische Wesen am längsten erhalten. Seine letzte Zuflucht fand es auf der fernen Insel Island. Dadurch wurde es möglich, die Überlieferungen — den Götterglauben und die Heldensagen — noch aufzuzeichnen. Es geschah dies in der Edda (Urahne), die man als germanische Bibel bezeichnen kann. Von den in unser Vaterlande eindringenden Germanen wurden die vordem hier wohnenden Kelten über die Donau und den Rhein zurückgedrängt. Nun fingen unsere Altvordern an, sich in dem weiten Lande häuslich einzurichten, wo gerade ein Quell, ein Fels, ein Hain zur Ansiedelung einlud. — Es waren Gestalten von riesigem Wüchse und großer Körperkraft. Trotzig und herausfordernd blickten sie aus den hellen, blauen Augen, weiß erglänzte die Hautfarbe, und das hellblonde Haar fiel lang auf die Schultern herab. Nicht zu einem großen Volke, sondern nur zu Gaugenossenschaften vereinigt, lebten sie einsam in den öden Waldgegenden; oft freilich bekriegten sich die Genossenschaften lebhaft untereinander. Den Kern der Bevölkerung bildete der Stand der Freien, der sich in den Besitz der Ländereien gesetzt hatte; unter ihnen nahmen die Edelinge eine bevorzugte Stellung ein. Gegen bestimmte Dienste und Abgaben überwies der Freie einen Teil seines Besitztums an Hörige (Liten); daneben gab es leibeigene Knechte, die als Gesinde auf dem Herrenhose dienten (z. B. Kriegsgefangene). Höh mann, Vaterländische Geschichte. 1

9. Vaterländische Geschichte - S. 55

1900 - Berlin : Nicolai
55 Grunde nannte man Italien den Kirchhof der Deutschen. Auch viele Fürsten fanden dort ihren Untergang. Einzelne deutsche Könige verzichteten grundsätzlich auf die Kaiserwürde: sie achteten sie nicht wert der Opfer an Gut und Blut, die sie forderte. Das sächsische und das hohenstanfische Königshaus setzten ihre besten Kräfte an den Besitz des Landes und erlagen im Kampfe gegen das Papsttum und die Untreue der Italiener. Die Römerzüge hatten jedoch auch eilten praktischen Gewinn für das deutsche Volksleben. Sie waren eine Bildungsschnle für den deutschen Adel. Er erweiterte seine Kenntnisse über Land und Leute, beobachtete die Sitten und Gebräuche der Italiener und veredelte seine eigenen. Aber nicht nur hinsichtlich der Volkssitte, sondern auch in Bezug auf die Staatseinrichtung und die Stadtverwaltung war von dem gebildeten Italiener manches zu lernen. — Die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundenen Feldzüge nötigten die Deutschen zur vollkommueren Ausbildung ihres Heerwesens und zur Verbesserung ihrer Kriegsweise. Auf den Römerzügen eröffnete sich dem Ritter die Aussicht auf Ruhm und Waffenehre, er sonnte sich Verdienste um König und Vaterland erwerben; daher zogen die Ritter trotz der Gefahren meist gern in dies Land. d) Ire Kreuzzüge. Außer den drei genannten Kreuzzügen wurden noch vier andere unternommen. Sie forderten außerordentlich große Opfer an Gut und Blut — mehr als sechs Millionen Menschen verloren auf den Zügen ihr Leben — führten jedoch nicht zu dem erstrebten Besitz des heiligen Landes. Trotzdem hatten sie eine hohe Bedeutung und wichtige Folgen. 1. Alle Völker des Abendlandes nahmen daran teil. Sie lauschten ihre Anschauungen und Überlieferungen, ihre Sagen und Geschichten, Sitten und Gebräuche aus und lernten sich im Kampfe um eilte heilige Sache kennen und achten. Das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit erwachte; denn sie bildeten eine einheitliche Welt gegenüber der Welt des Islam. 2. Ebenso wichtig wie die Bekanntschaft der christlichen Völker unter sich war diejenige mit dem Morgenlande. Auf dem Gebiete der Kunst und der Wissenschaft war es dem Abendlande weit voraus, besonders in der Baukunst, in der Astronomie, Natur-, Arzenei- und Heilkunde. Durch den Anblick der großen blühenden Städte und der Werke der Baukunst, sowie durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde der Geist augeregt. Bei dem bildsamen Volke erwachte Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Neue Gedanken wurden angeregt, neue

10. Vaterländische Geschichte - S. 59

1900 - Berlin : Nicolai
59 die Art der Besiedelung war. ist gemeinsam, daß sie im Interesse des Reiches oder doch großer Landesherren gemacht wurden: die Verdeutschung war Folge eines Druckes aus die Grenzbewohner, meist eines Krieges. Schlesien und die Küsteulande an der Ostsee bis hinauf zum finnischen Meerbusen wurden germanisiert ohne Zuthun des Reiches, durch Privatunternehmungen; sie liefern so einen Beweis, daß in jener Zeit ein Überschuß au deutscher Volkskraft vorhanden war. Mächtig regte sich in der Zeit der Gründung des Hansabundes das Bürgertum Niederdeutschlands. Die Gabeu deutscher Gesittung, das Schwert, der schwere Pflug, der Steinbau und die freie Lust der Städte, verbreiteten sich mit der streugen Zucht der Kirche über die leichtlebigen Völker des Ostens.^) Die Erweiterung des deutschen Landes, vollendet in dem Jahr-hundert von 1250-1350, ist die größte That des deutschen Volkes in jenem Zeitraum. Ein weites Ländergebiet wurde mit Hunderten von deutschen Städten und Tausenden deutscher Dörfer besetzt und unlöslich an Deutschland gekettet. Alle Stäude und Berufsklassen schufen als Kolonisten mit. Die Kolonisation in Schlesien, die ihre Wirkungen weit über die östlichen Grenzländer äußerte, vollzog sich friedlich und geräuschlos hauptsächlich durch die Einwanderung kleiner Arbeiter. Handwerker und Bauern. In Livland und in Preußen vernichtete die Eroberungslust kriegerischer Ritter und Mönche, sowie das Interesse großer Kaufleute das frühere Volksleben und zwang den Überlebenden mit Gewalt deutsches Weseu und das Christentum auf. Der Zug des deutscheu Volkes ging in jener Zeit nach dem Osten, von der türkischen Grenze bis zum nordischen Meere. Zahlreiche Verbiudungen wurden angeknüpft; überall — in Ofen, Lemberg, Krakau, Warschau u. s. w. — traf man Deutsche. Es war daher kein neues Wagnis, dem sich die Auswanderer nach dem Oder- und Weichselthale unterzogen; das Auffällige bestand nur darin, daß die Einwanderung in jener Zeit so große Verhältnisse annahm. Wohl ein Drittel des gegenwärtigen Deutschlands ist in jener Zeit deutsch geworden, deutsch imgemüt, insprache nndbilduug. Eine befriedigende Erklärung dieser Thatsache kann man nur dann finden, wenn man berücksichtigt, daß das gauze Gebiet ostwärts von der Elbe nur wiedergewonnenes Land ist, das zur Römerzeit das germanische Volkstum inne hatte. *) Siehe S. 131—133.
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