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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 39

1906 - München : Oldenbourg
wurden von der Abdikationsnrkunde ausgefertigt, eines für den König, eines für das Kloster des Herzogs, eines wird in der Kapelle des Palastes, im Reichsarchiv, hinterlegt. Noch empfiehlt der unglückliche Herzog feine Kinder der Gnade des Siegers, seitdem ist er und seine ganze Familie für uns verschollen; wir kennen nur seinen Sterbetag (11. Dezember), nicht sein Todesjahr, nicht einmal mit Bestimmtheit den Sterbeort. Bayern hat keinen Geschichtschreiber gefunden wie Paulus Diaconus, der den Griffel ans der Hand legte, als er den Untergang des langobardifchen Königshauses schildern sollte. In Bayern haben sich sogar die eigenen Großen an der Vernichtung des agilolfingischen Herzogs beteiligt. Doch vergessen wurde der letzte Agilolfinger nicht. Das Andenken lebte fort in den Klöstern und im Volke. Dort beging man jährlich den Sterbetag des freigebigen Stifters, hier ließ man den letzten Agilolfinger in blutiger Feldschlacht erliegen. Auf Befehl des Siegers wird er nach der Sage geblendet, auf Bitten der Fürsten aber begnadigt und ihm die Freiheit zurückgegeben. Unerkannt kommt er nach dem Kloster Lorsch. Hier sieht der Frankenkönig während einer nächtlichen Andacht in der Kirche, wie der unbekannte Blinde von der Hand eines Engels von Altar zu Altar geleitet wird. Erst im Todesfieber enthüllt Tassilo seine Herkunft. Taffilo verdient nicht weniger unsere Achtung als der Sachse Widukind. Der Unbestand, den er vielleicht zuletzt zeigte, ist nicht einem schwankenden Charakter zuzuschreiben, sondern einer unseligen Verkettung der Verhältnisse. Die Verurteilung, die Tassilo in der Geschichte erfahren, geht auf den Bericht der annales Laurissenses maiores zurück und doch ergibt eine Prüfung der Annalen, daß sie von Anfang bis zu Eude die Tendenz verfolgen die Handlungsweise des Frankenkönigs zu rechtfertigen. Je mehr Worte der fränkische Berichterstatter macht, desto mehr verrät sich das böse Gewissen, die Schwäche der zu verteidigenden Sache; der Bericht macht den Eindruck einer bestellten Arbeit. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das angebliche Geständnis Tassilos zu würdigen. Der Bayernherzog wird nicht frei von Schuld gewesen sein; aber der letzte Grund seines Verhängnisses lag nicht in feiner Schnld, sondern in dem Bestand des bayerischen Herzogtums. In seinem Schicksal liegt eine Tragödie. Tassilo ist nicht dem Mangel an Herrscherbefähigung erlegen — die innere Verwaltung Bayerns beweist das Gegenteil — vielmehr den Mitteln eines überlegenen Weltreiches, dem Willen einer alle Zeitgenossen überragenden und erdrückenden Persönlichkeit. „Taffilo wurde später vor den König geladen und ihm nicht erlaubt zurückzukehren." Das sind die einzigen Worte, mit denen Einhard der für Bayern wie für das Frankenreich so folgenschweren Ereignisse des Jahres 788 gedenkt. Dieses Schweigen ist nicht minder vielsagend wie die Beredsamkeit der Annalen.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 54

1906 - München : Oldenbourg
54 14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. wurden ihre Söhne und Töchter berufen und selbst der deutsche Kaiserstuhl trug dreimal einen Wittelsbacher Fürsten. Viel Glück und Not, viel Freud' und Leid liegt in der langen Frist dieser Jahrhunderte und fester, als es wohl sonst geschehen mag, verwuchs dabei das Volk mit seinen Herrschern. Man hat dies oft zur Unzeit „Partikularismus" genannt, aber man vergißt dabei, daß man die Treue zuerst im eigenen Hause lernt und daß es dem Ganzen nur zustatten kommt, je inniger sich dies Gefühl historisch entwickelt. Den besonderen Vorzug aber, den die eigenartige Gestaltung Deutschlands darbot, indem sie eine Mehrheit geistiger Mittelpunkte schuf, zeigt gerade Bayern in der glänzendsten Weise; trotz der Abgeschlossenheit, der es bisweilen anheimfiel, trotz der schweren Prüfungen, die auf dem langen Wege vom Herzogtum zum Königreiche lagen, hat es doch zum Heile des Ganzen Unendliches geleistet. Nicht wir allein, ganz Deutschland ist stolz auf eine Stadt wie München. Mit den Tagen der Not, der Mutter alles Großen, beginnt auch die Gefchichte des Wittelsbachifchen Fürstenhauses. Es war um das Jahr 900, als das Karolingerreich schon sank und die wilden Horden der Ungarn über die deutsche Grenzmark brachen; da stand unter den Tapfern, die ihnen entgegentraten, der Markgraf Luitpold auf. Er ist der Ahnherr der heutigen Wittelsbacher, und als er am 5. Juli 907 in blutiger Schlacht gefallen, erhielt sein Sohn, der Markgraf Arnulf, die bayerische Herzogswürde. Bis an die Adria und bis an den Wienerwald reichte damals der Name Bayern, wie ja auch heute noch der Stamm der Bayern weit über die Grenzen ihres Landes hinausreicht und ganz Deutschösterreich, Salzkammergut und Tirol umfaßt. Die Luitpoldinger, die mit Arnulf den Thron erlangt, den sie freilich zunächst nur kurze Zeit behaupteten, bilden gleichsam den „Prolog der Wittels-bachischen Geschichte", wie Theodor Heigel, der geistvolle Historiker, sich ausdrückt. Ihre Abstammung scheint nicht gesichert, aber aller Wahrscheinlichkeit nach berührt sich dieselbe mit dem Geschlechte der Karolinger, die in ihren Urkunden auch den Markgrafen Luitpold stets „ihren lieben Verwandten" nennen; nach anderer Meinung hängen sie mit den uralten Housiern zusammen, einem jener mächtigen Adelsgeschlechter, die schon im 6. Jahrhundert in Bayern auftraten. Da sie indessen mit der Reichsgewalt nur allzubald in Fehde kamen, gab Otto I. das bayerische Herzogtum an einen Angehörigen seines Geschlechtes und die Luitpoldinger traten einstweilen wieder zurück, bis der Stanfe Barbarossa sie von neuem und nun für immer auf den bayerischen Thron berief. Nach der Burg zu Scheyern, die wohl schon Arnulf zu bauen begann, wurden sie auch die Schyren genannt; nach einer zweiten Burg, die am „Witilines -bach" bei Aichach stand, heißen sie seit 1113 die Grasen von Wittelsbach.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 514

1906 - München : Oldenbourg
514 107. Mit einem Königsherzen. Die unterm Herbstlaub meines Lebens schwillt, Ihm darzubringen hofft' ich und, dafern (Ein Kranz mir je noch blühte, sollt' er ihm Zuerst gehören, der ihn mild gepflegt. — Da ritz ein allzufrüh Geschick ihn fort Zu jenen Sphären, die kein sterblich Lied (Erreicht, und nichts als Tränen heißen Danks Für den geliebten Toten hab' ich heut’. Den Toten? Nein! Ob auch das Gruftgewölb' Den schmerzensmüden Leib empfing: er lebt! Nicht in den Blättern der (Beschichte bloß, Nicht bloß im Mund des Liedes, noch im (Erz, Das fromme Treue dankbar ihm erhöht: 3n seines Landes Segen und (Bedeih’n, In seines Volks Gesittung lebt er fort, (Er lebt in unsern Herzen, lebt im Sohn, Der, was er anhub, zu vollenden ringt; Und daß er also fortlebt, sei uns Trost In unserm Leid! Denn sein's verging in Glanz. So dacht' ich und erleichtert hob sich mir Die schwerbeklemmte Brust. Ich sprang empor Und sah zum Himmel, sah den Strom hinab; Da brach die Sonne leuchtend durchs Gewölk, Daß jede Well', in ihren Strahl getaucht, Der Hoffnung goldnes Bild zu tragen schien, Und durch das Tal im Wind herwogend kam Der Osterglocken Auferstehungsruf. 107. Mil einem königsherzen. Von Oskar von Redwitz. Das eble Herz unseres höchstseligen Königs Max Ii. hat die letzte Stätte -seiner irbischen Nuhe gefunben. Und es ist wohl ein sehr natürliches Gefühl, wenn es mich, als einen der wenigen bestänbigen Augenzeugen, nach meiner Rückkehr brängt, all benen, bte im weiten, treuen Bayernlanbe um den Hingang ihres geliebten Königs vor vier Monaten aus aufrichtiger Trauer geweint haben, nun auch in Wahrheitstreue von der uns allen ewig benkwürbigen Fahrt zu erzählen, auf der wir das königliche Herz von der prächtigen Königsstabt auf der Hochebene der Isar bis zur unscheinbaren Muttergotteskapelle in der Nieberung des Inn im letzten Ehrenbienste begleiten bürsten. Möge inbessen niemanb ungewöhnliche Schilberungen einer durch äußeren Pomp besonbers großartigen Totenfeier erwarten! — Ging dieser in seiner l) „Eine Fahrt von München nach Altötting, dem bayerischen Volke erzählt." München 1864, Manz.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 527

1906 - München : Oldenbourg
109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. 527 Nach einigen Tagen setzt Wagner seine Reise nach Wien fort. .Was nur die verzweifelte Energie mit persönlicher Aufopferung hätte erreichen können, ist nun zu ordnen ein leichtes Geschäft." Aus königlichen Mitteln bezahlt der mit Haft Bedrohte seine beträchtlichen Schulden. Nach wenigen glücklichen Stunden im Freundeskreis kehrt er leichten Herzens in seine „neue, letzte Heimat" zurück um hier, „getragen von der göttlichsten Liebe, das wundervolle Glück zu genießen," das ihm sein Leiden geboren. — „Eine ruhige, schöne Wohnung, ein Garten mit ein paar prächtigen, alten Bäumen" war immer einer der Lieblingswünsche Wagners. Am 14. Mai bewillkommnet ihn im Auftrag des Königs v. Pfistermeister im Pelletschen Landhaus bei Kempfenhausen am lachenden Starnbergersee. Hier soll er ungestört ganz seiner Muse leben. Sein Wonnegefühl jubelt aus folgendem Briefe an seinen Freund Weißheimer.1) „Nur zwei Worte, um Ihnen das unbeschreibliche Glück zu bestätigen, welches mir zuteil geworden ist. Alles ist so eingetroffen, wie es sich schöner gar nie träumen ließ. Ich bin durch die Liebe des jungen Königs für alle Zeiten gegen jede Sorge geschützt, kann arbeiten, habe mich um nichts zu bekümmern; keinen Titel, keine Funktion, keine Art von Verpflichtung. Nur, sobald ich etwas von mir aufführen will, stellt mir der König alles, was ich irgend brauche, zur Verfügung." „Der junge König ist für mich ein wundervolles Geschenk des Schicksals. Wir lieben uns, wie nur Lehrer und Schüler sich lieben können. Er ist selig mich zu haben und ich ihn ... . Er ist dabei so schön und tief, daß der Umgang mit ihm jetzt täglich hinreißend ist und mir ein völlig neues Leben gibt." Am 25. August ist des Königs Geburts- und Namensfest. Wagner eilt zur Beglückwünschung nach Hohenschwangau. Als Geburtstagsgabe Überreicht der Meister den „Huldigungsmarsch", in dem er dem Gefühl der Dankbarkeit gegenüber seinem Genius begeisterten Ausdruck gibt, und mit dem im Jnli erschienenen Klavieransznge der „Walküre" folgende Widmung: Dem königlichen Freunde. O König! Holder Schirmherr meines Lebens! Du, höchster Güte wonnereicher Hort! Wie ring' ich nun, am Ziele meines Strebens, Nach jenem deiner Huld gerechten Wort! In Sprach' und Schrift, wie such' ich es vergebens: Und doch zu forschen treibt mich's fort und fort Das Wort zu finden, das den Sinn dir sage Was du mir bist, kann staunend ich nur fassen, Wenn mir sich zeigt, was ohne dich ich war. Mir schien kein Stern, den ich nicht sah erblassen, Kein letztes Hoffen, dessen ich nicht bar: Auf gutes Glück der Weltgunst überlassen, Dem wüsten Spiel auf Vorteil und Gefahr, Was in mir rang nach freien Künstlertaten, Des Dankes, den ich dir im Herzen trage. Sah der Gemeinheit Lose sich t>erraten. ') Vom 20. Mai 1864.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 573

1906 - München : Oldenbourg
119. Der Straßenkampf in Bazeilles. 573 wohl, ihr Tapfern, in fremder Erde! Mit uns, enern treuen Kameraden, trauert um euch das ganze deutsche Vaterland! Es mochte ungefähr 10 Uhr vormittags fein, als sich plötzlich eine ungemein rege Bewegung geltend machte. Generalstabsoffiziere und Adjutanten galoppierten hin und her; aus der Ferne vernahmen wir brausende, nicht enden wollende, stets stärker anschwellende Hurrarufe und die Töne rauschender Musik. Wir standen und fragten. Da sprengte unser Divisionskommandeur, der ritterliche Generalleutnant von Stephan, in unser Biwak. Der alte Herr strahlte vor Begeisterung und rief mit weithin schallender Stimme: „Sedan ist über! 83000 Franzosen sind gefangen! Kaiser Napoleon hat dem König Wilhelm seinen Degen übergeben! Hurra dem König! Hurra unserm König!" Die Luft erbrauste von donnernden Rufen, die Leute warfen ihre Mützen in die Luft, die Kameraden fielen einander in die Arme und Tränen der Freude rannen gar manchem in den verwilderten Bart. Die Kapellen waren rasch versammelt und stimmten die Königshhmne an, die in Hellem Jubel vom tausendstimmigen Chor der Krieger mitgesungen wurde. Se. 51. Hoheit Prinz Luitpold erschien um selbst bei der Verkündigung dieser hehren Botschaft in Mitte feiner treuen Bayern zu fein und wurde gleich mehreren Generalen, die zur Begrüßung der Truppen kamen, mit begeisterten Zurufen empfangen; anfänglich vermochte der erlauchte Herr der stürmischen Huldigungen sich kaum zu erwehren. Unter dem Sturmliede der Kanonen hatte mit gewaltigen Hämmern Glied an Glied des ehernen Ringes fest die deutsche Siegerfaust geschmiedet. „Sieg! Der Kaiser ist gefangen!" brauste es jubelnd durch die Lüfte, brauste es vom Tale zu den Bergen, von den Bergen zurück ins Tal und der Wind trug den Jubel auf feinen Fittichen hinüber über Vogesen und Rhein, in die Häuser und Hütten der Heimat. Der Verwundete, der sich stöhnend auf seiner Schütte Stroh krümmte, streckte sich und der Held, um dessen brechendes Auge schon der Todesschatten florte, hob fein blutendes Haupt empor und legte sich zufrieden zurück zum Sterben. Dem Franzmann aber klang es wie die Todesglocken von seines Vaterlandes Ehre. Unter Blut und Eisen stürzte jäh der Thron des welschen Cäsars zusammen und über seine Trümmer weg, ans vom blutigen Schlachtgefilde, hob stolz zur Kronfahrt seine Schwingen der deutsche Kaiseraar. 119. Der Strafeenfwmpf in Bazeilles. Von Karl Bleibtreu. J) Von beiden Seiten warf mau immer neue Truppen hiuein um den feuerspeienden Krater zu speisen. Ich habe von diesem tollen Gemetzel nur *) »Dies irae<, Erinnerungen eines französischen Offiziers an die Tage von Sedan, S. 84 ff. Stuttgart 1882. Karl Krabbe.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 476

1906 - München : Oldenbourg
476 97. Vor dem Königssarge in der Münchener Basilika. eine Reihe monumentaler Bauten dem Könige Derbanfte, dann lenkte er ein in die Briennerstraße, bereit Name an eine glänzende Waffentat der Bayern erinnert, vorbei an dem Meisterwerk Thorwaldsens, dem Stanbbilb Maximilians I., am Wittelsbacher Palast, dessen östlicher Eckturm das sonnige Lieblingsgemach des Königs umschloß, am ehernen Obelisk, an der Glyptothek, die den guten Münchenern lange Zeit zur Zielscheibe ihres Witzes gebient hatte, bis sie erkennen lernten, welch unvergleichlichen Schatz das Marmorhaus für München und die Welt bebeute, durch die Propyläen, das Denkmal der großen Gesinnung des königlichen Bauherrn, das Denkmal des kleinlichen Unbanfes des Griechenvolkes . . . Und nun öffneten die Glocken der Basilika ihren ehernen Mund, das Trauergeleite wandte sich langsam zur Grnstkapelle, Männerstimmen hoben zu klagen an: »In memoria aeterna erit justus . . .< Eine eigene und eigenartige Totenfeier veranstalteten die Künstler ihrem fürstlichen Freunde und Beschützer. Am Abend des 12. März zogen sie mit Fackeln und Fahnen nach dem herrlichen Königsplatz. In sahlgrünem Flackerlicht schimmerten die Marmorwände des dorischen Tempels. Von den Stnsen der Glyptothek herab klang die Gedächtnisrede, ans der Säulenhalle der Propyläen die Trauerhymne aus den Geschiedenen. Dann öffneten sich die ehernen Torflügel der Glyptothek und aus dem Atrium leuchtete weithin die Büste des gefeierten Toten. Die Fahnen und Standarten der Künstler, Crislammen unblutiger, dennoch heißer und ruhmreicher Kämpfe, senkten sich und der Redner bekränzte das Marmorhaupt mit goldenem Lorbeer. Draußen aber stand Kops an Kops eine unübersehbare Menge, nicht nur Künstler, alle die Seinen, ein trauerndes Volk . . . schweigend . . . tief erschüttert . . . 97. Vor dem Königssarge in der Münchener Basilika. Don Karl Zettels) Die Abendsonne schickt den letzten Glanz Durch matte Fenster diesem Tempelhause; Ihr Strahl oerflattert noch in müdem Tanz, Indes verstummt des Tages wirr Gebrause. Vom Turme zittert noch ein Glockenschlag Und mählich stirbt die Rosenglut Um jenen würd'gen Königssarkophag, Auf dem nun heil'ger Friede ruht. O welch ein Leben, hehr und sonnengleich, Liegt hier in Staub und Todesnacht gesunken! Noch schwelgen wir in seinem lichten Reich, Von jenem gottgegebnen Feuer trunken. l) „Dichtungen" S. 298, 4. Aufl. Stuttgart 1894.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 590

1906 - München : Oldenbourg
590 1'23. Ein Siegesgruß aus den bayerischen Bergen. 122. Moltke. (3um 90. Geburtstage, 26. Okt. 1890.) Von Ernst von Wildenbruch.x) Er hat getan gleich feinem Lande, Das lange schweigt und stumm erträgt, Bis das Gedulden schwillt zum Rande Und bis zur Tat die Stunde schlagt. Er hat gewartet und gewogen Stumm wie der Steuermann am Schiff, Bis daß die Wettervögel flogen Und bis der Sturm herüberpfiff. Da, als der Feinde Stimmen grollten, Stand er bereit, dem Sturm bewehrt, Und als sie uns ans Leben wollten, Gab er in unsre Hand das Schwert. Es kam die wundervolle Stunde, Da Größe sich zu Größe fand, Wir sahen, wie im mächtigen Bunde Das Dreigestirn von Männern stand. Wilhelm der Held, der Gott-Erwählte, Bismarck, der Mächtige im Rat, Der Plan war fertig, eins noch fehlte, Aus Moltkes Händen Kam's: die Tat. Bor seinem Geiste lag geglättet, Was andren unentwirrbar schien, Er hat den Kriegsgott angekettet Und zwang vor Deutschlands Wagen ihn. Und als auf Sedans grünen Hügeln Das Banner sich der Deutschen schwang, Wes Name war es, der auf Flügeln Des Jubels da zum Himmel drang?- Sein Name war's, den kein Jahrhundert Berlöschen wird im deutschen Land; (Beliebt, gepriesen und bewundert, Don jeglichem Geschlecht genannt. So wird er sein, so wird er bleiben; So wird er mit den Deutschen gehn Und die Geschichte wird ihn schreiben Dahin, wo ihre Großen stehn. 123. Ein Stegesgrufe aus bett bayerischen Bergen. Don Karl Stieler.2) Gott ist mit uns! Auch diese Schlacht ist gewonnen! Eine furchtbare Ergriffenheit ging durch Deutschland an jenem Tage, da die Kunde kam; wir zitterten vor Jubel, wir waren starr vor all dem Herzeleid. Wie ein Gewitter über das Weltmeer geht und die Wogen aus der Tiefe an den Himmel wirft, so ging die Kunde durch ganz Deutschland. Das erste Gesühl war fromm — es war säst beklommen von Demut und Dank, daß wir wieder begnadigt sind, daß der Segen so sichtbar auf unserer Sache lag. Dann aber brach die Freude mit allen Stimmen los, nicht die dithyrambische Freude, mit welcher Frankreich einst seine Siege feierte, sondern jenes Herzensglück, das in der deutschen Seele so tiefe Wurzel hat. *) „Lieder und Balladen", 7. Auflage, S. 246. Berlin 1900, G. Grote. 2) „Dnrch Krieg zum Frieden", Stimmungsbilder aus den Jahren 1870 71, S. 60. Stuttgart 1886, Bonz.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 609

1906 - München : Oldenbourg
128. Rückkehr der Bayern nach Orleans. (309 Sieg zuschreiben wie bei Loigny-Pon-pry oder Orleans. Allein drei Tage hatten wir der vierfachen Übermacht, großenteils ganz frischen Truppen , erfolgreichen Widerstand geleistet, alle ihre Versuche waren an unserer Gegenwehr vollständig geicheitert und vergeblich erwiesen sich selbst die Bemühungen Gambettas die Entsatzarmee von Paris vorwärts zu bringen. Das hatte des Großherzogs Armeeabteilung geleistet; die Armee des Prinzen Friedrichkarl konnte jetzt an die Vernichtung des entmutigten, abgewiesenen Gegners denken. Am 11. früh standen alle Truppen säst auf den gleichen Plätzen wie am 10. kampfbereit. Es kam aber nur zu unbedeutenden Scharmützeln mit den Arrieregarden des abziehenden Feindes. Das nun vollständig herangerückte X. Korps schob sich vor die Truppen des Großherzogs. Am 12. schied das bayerische Armeekorps als solches aus der Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg aus. Nur die 4. Jnfanteriebrigade und sechs Batterien verblieben noch in ihrem Verbände und kamen wiederholt ins Feuer. Am gleichen Tage zwischen 1 und 3 Uhr rückten die 2. und 3. bayerische Brigade nach herzlichen Begrüßungen mit den ans der Stadt ausmarschierenden Brandenburgern wieder in Orleans ein. Voran ritt der jetzt ganz weiß gewordene General von der Tann. Wie verschieden war dieser Einzug von den vorhergehenden! Beim ersten (am 11. Okt.) strahlte alles in der Siegesfreude und war fröhlich und guter Diuge; der zweite (am 4. Dez.) fand schon unter dem Drucke großer Strapazen statt; jetzt aber zog der Rest eines schönen, starken Korps ernst und still, trauernd um so viele schmerzliche Verluste ein. Von uns allen im Juli mit ausmarschierten Offizieren waren nur uoch sehr-wenige da. Über 530 lagen auf unseren mehr als 20 Schlachtfeldern. Trotzdem ließen wir, als wir durch das wohlbekannte Tor Faubourg Madeleiue einzogen Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. oq Auf der Rückkehr nach Orleans (12. Dezember).

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 650

1906 - München : Oldenbourg
650 142. Unser Prinzregenl Luitpold. der Prinz f&tne Verlobte im schönsten Dome der Welt, im Dom zu Florenz, zum Traualtar. Der deutsche Prinz muß einen liebenswürdigen Eindruck auf die Landsleute seiner Braut gemacht haben. Als ich vor zehn Jahren auf einer Wanderung durch umbrisches Gelände in dem bescheidenen Dörfchen Ripafratta Rast machte, wurde ich vom greisen Wirtspaar mit gutmütiger Neugier nach dem Wohin und Woher gefragt. Als ich meine Heimat nannte, erinnerten sich die Alten sofort des principe bavarese, der — molto tempo sä — in Firenze Hochzeit hielt, und wurden bei meinen Nachrichten von ihm jugendlich lebendig! Das glückliche Familienleben trug wesentlich dazu bei, im reifenden Manne das schölte Gleichgewicht von Wollen und Können, von Ehrgeiz und Einsicht zu festigen, das den Hochgestellten sowohl vor abenteuerlichen Wagnissen, zu denen das Jahr 1848 genugsam Gelegenheit bot, wie vor verhängnisvollem Widerstreben gegen das Unabwendbare schützte. Eine neue Zeit im Völkerleben meldete sich stürmisch an. Der Prinz' blieb der rechtschaffene, pflichtgetreue Maun wie immer. Die Unruhe und Schwüle der Gemüter bei der Veränderung Jahrhunderte gültiger Werte, wenn sie je seiner sich bemächtigten, trug er nicht in den Frieden seines Daheims. Erst in den sechziger Jahren kamen die Prüfungen, unter denen er um ein Wort Schillers zu gebrauchen „die Erfahrung seiner Kraft machte" und bewies, daß es nicht nur bk glücklichen Umstände waren, die ihm „alle Pflichten zum leichten Spiel" gestalteten. Entrissen ward ihm in einer kurzen Spanne Zeit der Bruder und treueste Freund, sein edler König Max, die Schwester Hildegard, die treue, geliebte Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder! Das Jahr 1864 hatte heiter begonnen. Im Fasching fand auf Befehl und nach den Angaben des Königs ein glänzendes Kostümfest im Residenz- theater statt. Die Hofgesellschaft erschien zu demselben in der Tracht, die 100 Jahre früher bei der Eröffnung des Theaters am Hofe des Kurfürsten Max Iii. Joseph die übliche war. Prinz Luitpold stellte den Kurfürsten dar, Königin Marie die Kurfürstin. König Max, fröhlich mit den Fröhlichen, hatte dem Schauspiel und Tanz bis zum Schlüsse beigewohnt. Schon ein paar Wochen später harrte die kalte Winternacht hindurch eine tausendkovfige Menge vor dem erleuchteten Königsschloß und betete für ihren tödlich erkrankten Fürsten und brach in Schluchzen und Wehklagen aus bei der Botschaft, daß sich die guten Augen des Königs für immer geschlossen hatten. An feiner Bahre weinte ein ganzes, wehzerrissenes Volk, denn wir Deutsche danken ehrlich unsern Fürsten Lieb' mit Liebe! Am 14. März gab Prinz Luitpold dem Bruder das letzte Geleit. Unmittelbar darauf rief ihn die Nachricht von der schweren Erkrankung der Erzherzogin Hildegard, Gemahlin Erzherzog Albrechts, nach Wien. Er traf an einem Totenbette ein. Die erst 38 jährige war dem Excelsior! ihres königlichen Bruders nachgefolgt. . . In schwarzen Gewändern, in aller Stille beging der Heimgekehrte am 15. April mit seiner Familie die 20jährige Hoch-

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 646

1906 - München : Oldenbourg
646 142. Unser Prinzregent Luitpold. flügen in die Schweiz und den Besuchen heimatlicher Gegenden, vor allem der fränkischen Provinzen, hat er die Wartburg sich angesehen und zweimal weilte er in Paris. Nach Spanien, für das er eine größere Vorliebe hatte als für Italien, ist er nicht gekommen. So wurde es im Laufe der Jahre um den Monarchen, den die Welt mit ihrer Alltäglichkeit, die Menschen mit ihrer Selbstsucht immer mehr abstießen, stets einsamer und stiller; seine Neigungen wurden immer launenhafter und sonderbarer; sein Gemüt nmdüsterte sich mehr und mehr, seine innere Unruhe und Augst steigerten sich. Und so kam endlich, was kommen mußte: über das Leben des hochbegabten, hoffnungsvollen Fürsten brach die furchtbare Katastrophe herein. Und wenn der kranke König, anders als sein Großvater, als König ohne Krone nicht mehr sein wollte, wenn ihm Leben schließlich gleichbedeutend war mit Bauen, so können wir vor der erschütternden Tragik seines Geschickes nur schweigend trauern. Wir betrachten eine Kerze, nicht weil sie sich schließlich selbst verzehrt, sondern weil sie uns Licht spendet. Napoleon I. nennt die Leute von Genie die Meteore, die brennen müssen, ihr Jahrhundert zu erleuchten. Ludwig Ii. wird in der Geschichte fortleben nicht als der kranke Mann, sondern als der begeisterte Herold des Deutschen Reiches, der ideale Führer seines Volkes zum Edlen, Guteu, Wahreu, Schönem Und so dürfen wir ihm das Lob spenden, das Goethe dem Lieblingsdichter des Königs in die Gruft nachgerufen hat: — hinter ihm, im wesenlosen Scheine, Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine. 142. Unser Prinzregent Luitpold. Von Karl Theodor von Heigel.j) Wenn heute eiuer jener Bayern, die unter des Psalzgrafen Otto von Wittelsbach Führung in der Veroneser Klause die Ehre des deutschen Reichsbanners und den Kaiser retteten, in sein Heimatland zurückkehrte, würde er über die veränderte Welt staunen, bei jedem Schritt und Tritt aus Wunder stoßen. Und doch fühlte er sich trotz alledem daheim! Das Ringsum hat sich verändert. Aus dem Dorse Munichen wurde eine volkreiche, schöne Stadt, Tracht und Hausrat, Wehr und Waffen wechselten, aber die Menschen blieben in ihrem Kern und Wesen die gleichen. Die deutschen Stämme ließen nicht von ihrer Art, und wie sie in allem Wandel der Schicksale unerschüttert im Bewußtsein ihrer Einheit blieben, so fest und den Vorfahren ähnlich blieben sie auch durch die Jahrhunderte bis heute in der Liebe und Treue zu ihren Stammesfürsten. Als den Deutschen noch der Kampf Zweck, Inhalt und x) „Festrede zur Feier des 80. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold, gehalten im Akademischen Gesangverein zu München". München 1901, Oskar Beck.
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