Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

81. Bd. 1 - S. 279

1835 - Eisleben : Reichardt
N ie'd - rlands. 279 thüre, zu der eine bewegliche und nur an großen Familkentagen, Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbnissen angesetzte Treppe von 5 bis 4 Stufen führt. Nur bei solchen Festen wird dies Allerhei- ligste geöffnet. Zu den innern Wohnstuben führt eine kleine ver- steckte Hinterthüre. Schon die Küche giebt einen Vorschmack von der Reinlichkeit, welche in'den eigentlichen Stuben herrscht. Alles ist darin bunt angestrichen und polirt, der Fußboden aber mit Teppichen oder Fußmatten aus Binsen belegt. Alle Fußböden, Wände und Treppen des Hauses sind entweder mit Oelfarben an- gestrichen oder mit Porzellanfliesen und Marmor getafelt. Pfan- nen, Tiegel, Kessel und alles metallene Hausgerathe muß spiegel- blank seyn, und wehe dem, der etwas davon beschmutzt. In den kleinen Gartenanlagen vor oder hinter den Hausern herrscht der kleinlichste Geschmack. Schatten giebt da kein Laubdach, kein über- hangender Zweig. Die Scheere hat gesorgt, daß alles fein rund und nach der Schnur pyramidalisch zugeschnitten sey. Ein Mosaik von Muscheln und farbigem Gestein bedeckt die Beete. Gemalte Blumen an den Einfassungen sollen die natürlichen ersetzen. Glei- che übertriebene Reinlichkeit herrscht in den Kuhstallen, worin der marmorne Fußboden mit den feinsten Matten bedeckt, die Wände mit Fliesen eingelegt, und zu beiden Seiren, wo die Stande für die Kühe sich befinden, der etwas erhöhete Fußboden von bemal- tem Holz ist, worauf man kein Stäubchen gewahr wird. Die Gerätschaften, Schaufeln, Mistgabeln rc. sind bemalt und mit vergoldetem Schnitzwerk versehen; Eimer und Milchgefaße auswen- dig bunt und inwendig mit weißer Oelfarbe überstrichen. Die Hauser dieses Dorfes sind für jeden Fremden verschlossen. Selbst der Kaiser Alexander erhielt den Eintritt in ein Haus nicht ohne lebhaftes Protestiren des Hausbesitzers, aus Furcht, daß der Kai- ser Schmutz in das Haus brachte. So ist es von einem Prediger dieses Dorfes bekannt, daß er sich die Liebe seiner Gemeinde, trotz aller angewandten Mühe nicht eher erwerben konnte, als bis ec sich, bei Besteigung der Kanzel, der reinen Pantoffeln, die am Fuße derselben, vorher vergebens auf ihn gewartet hatten, wie sei- ne Vorgänger, bediente. Die Bewohner von diesem Dorfe, etwa 800, sind zum Theil reiche Kapitalisten, die hier ihre Zinsen ver- zehren oder auch Handelsspekulationen machen, zu welchem Ende sie zuweilen auf der Amsterdamer Börse erscheinen; außerdem ent- fernen sie sich aber nie von ihrem Wohnorte, heirathen unter ein- ander und gehen mit niemanden außer ihrem Dorfe um. Haag liegt sehr angenehm, an drei Seiten von lachenden Dörfern, üppigen Wiesen, Gärten und Gehölz und an der vierten von Dünen umgeben, jenseits welchen des Meer fluthet, ist ohne Mauern und Thore, bloß mit einem Graben umschlossen und bildet ein liebliches Gemisch von Stadl und Land, indem schöne Privat- hauser, pallastähnliche Gebäude, die aber mehr durch ihre Größe

82. Bd. 1 - S. 370

1835 - Eisleben : Reichardt
370 Italien, eine etwa 3 Finger dicke Scheibe von Holz soweit als möglich von sich werfen sucht; das Kugelwerfen, wobei eine hölzerne, ohngefähr 6 Zoll im Durchmesser haltende Kugel, in deren einem Ende Blei gegossen ist, nach einer größern Kugel, als dem Ziele geworfen wird; das Ringelrennen oder Carroussel, das Stierhetzen, die Wettrennen mit Pferden, mit und ohne Reiter, die fast in allen Städten Italiens, besonders aber zu Rom, zur Zeit des Carnevals auf dem Corso gehalten werden, Wettrennen mit Gondeln, die häufig zu Venedig Statt finden. Außer den hier aufgezählten Spielen, wozu auch die sehr verbreiteten Karten- spiele kommen, findet man in den einzelnen Gegenden von Italien noch mancherlei Arten von Lustbarkeiten, Vergnügen, Volksfesten und Zeitvertreiben, wovon wir nur noch nennen das Mora spiel, wobei zwei einander gegenüberstehend, in demselben Augenblicke aus der zusammengeballten rechten Hand eine Anzahl Finger aus- strecken und eine Zahl aussprechen zwischen 2 und 10. Diese Zahl, die ein jeder ausruft, muß nun aber immer wenigstens um eins größer seyn als die Zahl seiner ausgestreckten Finger; denn derjenige hat gewonnen, besten ausgeschriene Zahl der Summe seiner und seines Gegners Finger zusammenzählt gleich ist. Dieses einfache Spiel beschäftigt nicht allein die Spielenden, welche mit straßenweit hallendem Gebrülle die Zahlen ausschreien, sondern auch einen Haufen von Zuschauern. Auch Zank pflegt selten dabei auszu- bleiben. Unter den verschiedenen Volksklassen müssen wir noch mit wenigen Worten einiger derselben erwähnen; z. B. der Gondo- lieri oder Barcaroli (Gondelführer) in Venedig, welche die Gondeln oder kleinen Fahrzeuge in dieser Stadt lenken und deren außerordentliche Geschicklichkeit darin bekannt ist, und die mit unglaublicher Sicherheit und Schnelligkeit einander im größten Gedränge auszuweichen wissen; ferner der der V et tur in i oder Miethkutscher, die gegen eine gewisse Summe Geldes Reisende an einen bestimmten Ort bringen und für das Mittags- und Abendessen und Nachtlager derselben sorgen; und endlich der Ban- diten, worunter man sowohl Menschen, die sich für Geld dingen lassen, einen ihnen bezeichneten Menschen zu erdolchen, welchem Unwesen jedoch jetzt die aufmerksamere Polizei, wenn auch nicht ganz, doch zum Theil ein Ende gemacht hat — als auch Räuber ver- steht, die gewissermaßen eine Zunft bilden, da die unter einzel- nen Hauptleuten stehenden Banden derselben mit einander Ver- bindungen unterhalten. Sie fallen meist Reisende an und berauben sie. Finden sie Widerstand, so ermorden sie gewöhnlich die Ange- fallenen, was sonst selten geschieht. Auch führen diese Banditen Bewohner der Gegend oder Reisende in ihre Schlupfwinkel und liefern sie nur gegen große Lösegelder wieder aus. Bei aller ihrer Rohheit und Ruchlosigkeit halten sie jedoch auf eine gewisse román-

83. Bd. 1 - S. 467

1835 - Eisleben : Reichardt
467 > Königreich beider Skcilien. Klüften außerordentlich zornig ist, so muß man in solchem Falle wenigstens geschickte Ruderer haben, um ohne durchnäßt zu wer- den oder umzufallen, hier einlaufen zu können. Ein herzhafter Sprung, denn der Kahn flog sehr hoch auf und nieder, brachte uns auf eine trockene Klippe und hierauf liefen wir ein wenig in den Hintergrund. O welch ein wundervolles Schauspiel, unter dem Schirm des öden Felsenhauses, das wilde Meer in weiter Ferne grünlich sich einherwälzen, dann mit rasendem Ungestüm, un- ter Donnern und Krachen, in den Schlund dieser wiederhallenden Höhlen hereinfahren und alles ringsum zischen, schäumen und trie- fen zu sehen!" Zu den bewundernswürdigen Gegenständen, welche man auf der Stelle des alten Syracusä noch fleht, gehören die Latomien oder alten Steinbrüche von ungeheurer Größe, aus welchen die Steine zu den Mauern, Tempeln und Pallästen des alten Syra- kus genommen wurden. Gewöhnlich findet man sie sehr weit in den Felsen hineingearbeitet, sowohl in senkrechter als in horizonta- ler Richtung und die ungeheuren Gewölbe, welche man zum Theil oben stehen ließ, wurden durch unförmliche Pfeiler gehalten, sind aber jetzt meistens herabgestürzt, so daß die Pfeiler frei ste- hen. Diese Latomien gleichen tiefen Felsenkesseln. Drohend leh- nen sich die Wände über das Haupt des Beschauers; ihre Räy- der sind mit grünenden Bäumen umsäumt, und aus allen Spal- ten und Absätzen bricht üppiger Pflanzen - und Baumwuchs her- vor. Unter diesen Latomien sind am merkwürdigsten die Lato- mie der Kapuziner und die I^atomia ckel paradiso mit dem Ohr des Dionysius, welche beide sich in der Akradina befin- den. Die erstere hat ihren Namen von dem in der Nähe besind- lichen Kloster der Kapuziner, liegt ohngefähr 100 F. tiefer als der übrige Erdboden und bildet so weite, schauerliche Klüfte, daß man sich entsetzt, in dieselben hinabzusteigen. In denselben ver- schlossen die Syrakusaner ihre Missethäter und Gefangenen, denn die überhängenden Felsenwände machten jedes Entfliehen unmög- lich. Je weiter man unter diesen Felsen hingeht, desto schauerli- cher, aber auch romantischer wird alles ringsumher; vorzüglich aber erstaunt man bei dem Anblicke eines duftenden, blühenden Gartens, den die fleißigen Kapuziner im Innern dieser Höhlen mit unsäglicher Mühe angelegt haben. Die prachtvollsten Pflan- zen des Südens, Orangen - und Granatbäume gedeihen in diesen kühlen Grotten, welche die Sonne nur von oben mit Licht und Wärme versieht, aufs üppigste. Unweit der Latomie der Kapuzi- ner ist der gewöhnliche Eingang zu den Katakomben von St. Johann der Jesuiten. Sie sind alle in Stein gehauen, also sehr sicher vor Einsturz und bilden breite hohe Gänge, mit welchen die Katakomben Roms, die in eine weiche Erde gegraben sind, keine Vergleichung aushalten können. Oft ist ihr oberer 30 *

84. Bd. 1 - S. 493

1835 - Eisleben : Reichardt
Oesterreich. 493 braust! er, wirft Wellen und treibt sie gegen das Ufer; und so scheint ihm auch eine schwache Art der Ebbe und Fluth eigen zu fern. Eben diese beständige Bewegung und die viele Kohlensaure, welche durch die Quelladern aus dem nahen Kalkgebirge dem Wasser zugeführt wird, bewirken die beständige Reinheit und Fri- sche des Wassers. Unter den zahlreichen Fischen, welche alle sich durch ein festeres, gesunderes und schmackhafteres Fleisch vor den Fischen anderer Gewässer auszeichnen, ist eine Gattung diesem See eigen, nämlich der Fogas, Zahnsisch (eine Art Barsch), dessen schneeweißes Fleisch sehr schmackhaft ist. Noch giebt es eine Gat- tung Fische, die besonders wegen ihrer fast unglaublichen Menge einer besondern Erwähnung werth ist. Man nennt sie Weißfische oder Schwertlinge (Cyprinus cultratus). Dieser kleine und schmale Fisch hat seiner Form nach eine große Ähnlichkeit mit den Häringen, und pflegt in manchen Monaten von einem Ende des Sees zu dem andern schaarenweise zu wandern, daß fast die Oberflache des Wassers mit diesen Fischen bedeckt ist. Am vor- theilhaftesten ist die Fischerei im Winter bei gesrornem See. Es werden dann viele Oeffnungen etwa 3 F. ins Gevierte in das Eis gehauen und das Netz durch diese Löcher, mittelst einer mit Eisen beschlagenen Stange, unter das Eis in einem Kreise ausgespannte Nach einer bestimmten Zeit wird das Netz nach und nach zusam- mengezogen und dann bei einer großen Oeffnung herausgeholt. Es werden dann oft solche Massen von Fischen aufgebracht, daß man /»0 bis 50 Wagen damit beladet. Diese Schwertlinge können ein- gesalzen gleich den Häringen aufbewahrt und verzehrt werden. Merkwürdig sind auch die versteinerten Schnecken, die der See an einigen Orten auswirft, und die man Ziegenklauen nennt, weil sie die Größe und Gestalt von der Halste einer Ziegenklaue haben. Hin und wieder sind die Gestade des Sees mit dem reinsten, schön- sten Eisensand bedeckt, der einen guten Streusand giebt, und we- gen seiner vielen Eisentheilchen, welche sehr glanzend und rein sind, zum Theil vom Magnete angezogen wird. An diesem See liegen auch der durch sein vortreffliches ökonomisches Lehrinstitut berühmte Flecken Keßthely und das Dorf Füred, wo hart am User ein köstlicher Sauerbrunnen hervorquillt, wobei eine wohlunterhaltcne und stark besuchte Badeanstalt sich befindet. Ueberhaupt ist das Wasser dieses Sees von Kohlensaure, mit Eisentheilchen vermischt, geschwängert. Der Böhmerwald ist ein zwar nicht durch seine Höhe, aber durch seine Masse ausgezeichnetes Gebirge, welches die westli- che und südliche Seite Böhmens 44 Meilen lang umschließt und die Gränze desselben gegen Baiern und Ober- und Niederösterreich bildet. Es geht von der Eger unterhalb der gleichnamigen Stadt zuerst südlich, dann südwestlich, hierauf südöstlich bis gegen Linz, von da einige Meilen östlich und zuletzt nordöstlich bis zu der

85. Bd. 1 - S. 551

1835 - Eisleben : Reichardt
551 Oesterreich. mitten in der Stadt. Man gelangt zuerst in einen finstern, aber hoch gesprengten, in Felsen gehauenen Gang, welcher eine Strecke lang in gerader Richtung fortlauft, bevor er nach der Tiefe sich senkt, wohin 757 in Kalkstein gehauene, bestens unterhaltene und mit Handstangen versehene Stufen und zuletzt durch eine Tiefe von 141 Lachter Holztreppen in einem ausgemauerten Schachte bis zur größten Tiefe führen. In diesem unterirdischen Labyrinthe hangt der Fremde ganz von der Leitung seines Führers ab und mißt mit scheuer Sorgfalt seine Schritte hinter der Laterne., Allmählig vernimmt das Ohr das verborgene Arbeiten der Bergleute, bis man endlich die Arbeiter erblickt. Die schwachen Grubenlichter beleuchten hier wahre Leichengestalten, die gleichsam schon bei lebendigem Leibe der Grabesnacht verfallen sind. Meist wird das Erz mit Spitz» Hammern herausgehauen, und überall kleben die Tropfen des rei- nen, flüßigen Metalls. Zuletzt nähert man sich demjenigen Haupt- schachte, durch welchen das Erz vermittelst einer Tonne aus der senkrechten Tiefe hinausgeschafft wird. Eine zweite Tonne dient dem Bergwerkspersonale und den Fremden zum Ausfahren. Hier tritt man in die,nach oben offene Tonne durch ein Thürchen; ein Aufseher stellt sich an den Rand derselben über den Kopf des Frem- den mit ausgespreizten Beinen, schüttelt den herabreichenden Glo- ckenzug und saßt das Seil. Sogleich beginnt die Ausfahrt durch den senkrecht ausgezimmerten Schacht. Nach 8 Minuten langt man auf der Oberwelt an, jedoch weit von dem Einfahrtgebäude. Dies Bergwerk, zu dessen Entdeckung 1497 ein Bauer die zufäl- lige Veranlassung gab, steht seit 1506 im ordentlichem Bau und liefert jährlich gegen 4000, nach Andern jetzt nur 1500 Ctr. Queck- silber, den Zinnober ungerechnet. Triest, diese wichtigste Seehandelßstadt der ganzen Monar- chie, ist jetzt von 50,000 Menschen bewohnt, liegt am Abhange und am Fuße eines Berges, auf dessen Gipfel das eine schöne Aussicht gewahrende Kastell thront, und am Triester Meerbusen, bis zu dessen Ufer sich die Stadt herabzieht, und besteht aus zwei in Hinsicht der Bauart und Anlage sehr verschiedenen Theilen, nämlich aus der Alt- und Neustadt. Die Altstadt, welche den Berg hinangebaut ist, sieht mit ihren meist engen, krummen und schmutzigen Gassen und den vielen alten und unansehnlichen Häu- sern finster und unfreundlich aus. Viele Straßen lassen sich gar nicht befahren und sind schlecht gepflastert. Desto schöner und freundlicher ist die Neustadt, welche aus der Theresienstadt, Jo- sephs- und Franzensstadt besteht, ganz in der Ebene, am Mee- resufer liegt und beinahe £ von Triest ausmacht. Sie ist fast durchaus regelmäßig angelegt, die ziemlich breiten, mit Quadern trefflich gepflasterten Straßen durchschneiden sich in rechten Win- keln und sind mit den schönsten modernen Gebäuden beseht. Die Häuser in der Theresienstadt haben meist 3 bis 4 Stockwerk, /

86. Bd. 1 - S. 713

1835 - Eisleben : Reichardt
713 Hannover. sten Bilder in den Gestalten der Felsen, die hier Mönchsgestalten, dort Burgruinen, hier Balken, dort Pyramiden rc. darzustellen schei- nen. Der Weg auf die Roßtrappe ist jetzt sicher und gefahrlos ge- macht. Der Roßtrappe gegenüber auf dem andern User der Bode ist ein anderer Felsen, der Tanzplatz genannt, noch höher als die Roßtrappe, und 834 Fuß über dem Spiegel der Bode erhaben. Die Aussicht vom Tanzplatze hinab in das von hier noch tiefer er- scheinende Felsenthal der Bode, hinüber nach der Roßtrappe und dem Brockengebirge und rechts auf eine noch ausgedehntere und rei- cher geschmückte Landschaft ist überaus prachtvoll und entzückend. Ueberhaupt gehört das Thal der Bode, welche aus der Verei- nigung der am Fuße des Brocken entspringenden warmen und kalten Bode entsteht und von Treseburg an, nach Aufnahme der Lupbode, sich in vielen Beugungen, zwischen ungeheuren Fel- senwanden, in einem schmalen, tiefen und engen Thale, welches hier die engen Wege heißt, fortwindet, zu den schönsten und in- teressanten Harzthalern. Aber auch das Ockerthal ist wegen sei- nerwilden, schönen Natur beachtenswerth, ferner das Jlsethal mit dem Ilsenstein und seinen herrlichen Wasserfallen und vorzüglich das meistens zu Anhalt-Bernburg gehörende Selk ethal, unter allen Thalern des Harzes unstreitig das schönste; denn diese stete Ab- wechselung von sanften und rauhen, belebten und wilden Partien, von Bildern der Vorwelt und Werkstätten eines thätigen Lebens und einer ununterbrochenen Regsamkeit trifft man in einer solchen Ver- einigung in keinem andern Thale des Harzes wieder. In diesem Thale findet man unter andern eine Silberhütte; das Alexis bad mit seinen schönen Anlagen und Gebäuden, in einer reizenden Lage und erst seit 1810 errichtet; das wichtige und vortreffliche Eisenhüt- tenwerk Mädchen-oder Mägdesprung in einer romantischen Lage und mit dem eisernen Obelisken von 58 F. Höhe und 400 Ctr. Schwere und der Magdetrappe auf einem nahen Berge, wo der Sage nach, einst eine Riesin umher wandelte, und da sie von einer Gespielin auf dem eine Stunde entfernten Ramberge*) durch *) Auf dem 1830 F. hoben Ramberge im Unterharze Bernbur- gischen Antheils, dessen Gipfel mit einer zahllosen Menge von Granitblocken übersäet ist, wovon einige der großem so wunder- sam in einander geschoben und aufgetbürmt sind, daß der Volks- glaube sie für ein Werk des Teufels hielt und sie die Teu- fels mühle nannte, befindet sich auf dessen höchster Spitze seit 1829 ein 84 F. hoher, unter dem Namen Viktors höhe be- kannter Tburm, in dessen Jnnerm eine bequeme Treppe von 106 Stufen hinaufführt. Seitdem wird dieser Ort häufig von Rei- senden besucht 0831 von etwa 3000 Menschen), denn mit Recht Zieht man in gewisser Rücksicht die Aussicht von der Viktors- höhe der vom Brocken vor, weil die geringere Höhe die Gegen- stände deutlicher erscheinen läßt und der Brocken seine Besucher,

87. Bd. 1 - S. 858

1835 - Eisleben : Reichardt
858 Deutschland, Thiere, wovon viele an die Naturaliensammlungen Europa's ver- sendet worden sind; die Kapphöhle, etwa 1 Stunde von Müg- gendorf, mit den herrlichsten Tropfsteinge! ilden, doch muß man, um in diese Höhle zu gelangen, sich mittelst eines Seiles 3 tiefe Schluchten hinunterlassen; die Kochshöhle, auch wegen ihrer außerordentlichen Merkwürdigkeit von ihrem Entdeck/r Koch Höh- lenkönigin genannt, erst 1855 entdeckt und aus 4 Hauptab- theilungen bestehend: in der ersten, die gleichsam den Vorhof zum schönen Heiligthum bildet, sieht man unter andern ein ganz von Tropfsteinen gebildetes Orchester, worauf 50 Musiker bequem Raum haben würden; die 2. Hauptabtheilung ist die merkwürdigste, und über dieselbe scheint die Natur ein ganzes Füllhorn von Schönheit ausgegossen zu haben; denn ihre Wände sind blendend weiß, wie vom reinsten Alabaster überzogen; in der Mitte von der Decke her- ab haben sich Vorhänge von Tropfstein gebildet, von welchen die Rän- der gesäumt zu seyn scheinen. Wasserfälle von 50—36 F. stürzen auf der rechten Seite herab; auf dem Boden liegen unzählbare, kegelför- mige, schwarzgraue Tropfsteine und ganz versteinerte Thiere z. V. Eisbären und Elenthiere, auch Knochen von andern Thieren der Urwelt, von Raubthieren und Grasfressern, in der dritten Hauptab- theilung schießt das Wasser gleich Bächen von den glänzenden Wän- den und auf dem Boden bilden sich mehrere Bassins von Tropfstei- nen von der verschiedensten Form; die Rosenmüllershöhle ^ Stunde von Müggendorf, welche am meisten besucht wird und am leichtesten zu besuchen ist und sehr schöne Tropfsteingebilde ent- hält. Vermittelst einer Leiter von 38 Sprossen gelangt man in die Tiefe derselben; von da führt eine Anhöhe von 100 Schritten, der P arnaß genannt, zum Ende der Höhles Ist man oben angelangt so wird man eben so überrascht, als beim ersten Anblick von unten hinauf. Sie ist durchaus mit stalaktitischem Wasser und Tropfstein Überdeckt, welcher die verschiedenartigsten Forcen bildet. Am En- de des Parnasses führen noch mehrere Oeffnungen in diesen Berg, die alle mit Tropfsteinen angefüllt sind. Unter ihnen zeichnen sich die Machskammer und das Allerheiligste aus. Jene wird wegen ihrer wachsgelben Stalaktiten so genannt; der Schöne Stein gleichfalls eine der merkwürdigsten Höhlen des Muggendorfer Ge- birges, besonders für den Naturforscher, ^ Stunde von Streitberg entfernt, worin sich außer vielen andern Tropfsteinbildungen, ver- schiedene Tropssteinsäulen von ungeheurer Dicke finden; das große Teufels loch bei Pottenstein, eine der größten Höhlen in der ganzen Gegend, deren Eingang höchst überraschend ist, indem ein 45 F. hohes und 69 F. breites Felsenthor ihn öffnet rc. Würz bürg, die vormalige Hauptstadt des ansehnlichen, gleichnamigen Hochsiifts und jetzt die Hauptstadt des Untermain- kreises, zählt in ihren 1950 H. fast 25,000 E. und liegt in ei- nem angenehmen, fruchtbaren Thale, auf allen Seiten mit vor-
   ««  «zurück bis 87 von 87
87 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 87 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 0
3 6
4 1
5 15
6 0
7 24
8 0
9 9
10 21
11 0
12 0
13 0
14 0
15 5
16 38
17 4
18 3
19 10
20 0
21 0
22 10
23 0
24 9
25 0
26 1
27 0
28 0
29 1
30 18
31 0
32 0
33 1
34 1
35 0
36 1
37 15
38 3
39 1
40 0
41 8
42 0
43 1
44 0
45 12
46 0
47 0
48 0
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 46
1 4
2 4
3 41
4 17
5 7
6 22
7 3
8 1
9 2
10 2
11 41
12 33
13 18
14 1
15 12
16 87
17 114
18 11
19 7
20 2
21 140
22 4
23 11
24 56
25 20
26 23
27 32
28 68
29 1
30 1
31 0
32 4
33 14
34 1
35 1
36 16
37 3
38 0
39 29
40 9
41 7
42 94
43 5
44 5
45 35
46 11
47 28
48 20
49 28
50 34
51 0
52 36
53 0
54 53
55 1
56 2
57 5
58 2
59 5
60 0
61 5
62 14
63 4
64 94
65 2
66 1
67 2
68 10
69 5
70 19
71 42
72 7
73 6
74 4
75 108
76 94
77 47
78 5
79 80
80 1
81 16
82 64
83 1
84 97
85 0
86 2
87 68
88 0
89 7
90 0
91 66
92 415
93 14
94 81
95 143
96 3
97 39
98 104
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 104
1 11
2 4
3 15
4 2
5 1
6 53
7 0
8 0
9 5
10 2
11 4
12 46
13 8
14 2
15 5
16 3
17 5
18 0
19 3
20 12
21 7
22 2
23 0
24 15
25 34
26 0
27 2
28 11
29 0
30 0
31 5
32 6
33 12
34 31
35 0
36 1
37 3
38 4
39 8
40 2
41 0
42 21
43 41
44 2
45 1
46 25
47 12
48 20
49 2
50 5
51 1
52 1
53 4
54 0
55 0
56 0
57 2
58 0
59 29
60 2
61 2
62 1
63 0
64 2
65 3
66 0
67 1
68 4
69 0
70 5
71 1
72 2
73 0
74 1
75 36
76 24
77 0
78 0
79 0
80 0
81 31
82 11
83 7
84 31
85 2
86 1
87 10
88 5
89 26
90 10
91 0
92 0
93 5
94 1
95 11
96 4
97 5
98 3
99 2
100 9
101 2
102 27
103 8
104 8
105 0
106 1
107 15
108 4
109 13
110 10
111 1
112 17
113 23
114 18
115 12
116 4
117 0
118 0
119 13
120 2
121 11
122 3
123 67
124 26
125 28
126 0
127 15
128 1
129 23
130 4
131 84
132 2
133 3
134 8
135 4
136 7
137 4
138 5
139 1
140 7
141 0
142 32
143 14
144 2
145 2
146 2
147 1
148 1
149 0
150 2
151 1
152 50
153 5
154 4
155 3
156 11
157 2
158 1
159 16
160 1
161 0
162 1
163 1
164 0
165 0
166 10
167 14
168 65
169 8
170 4
171 1
172 1
173 22
174 0
175 87
176 4
177 35
178 13
179 11
180 3
181 1
182 14
183 25
184 35
185 12
186 6
187 13
188 3
189 2
190 1
191 6
192 2
193 13
194 0
195 25
196 28
197 3
198 5
199 5