109
der Kirchenversammlung zu Lyon für abgesetzt und belegt
ihm als Frevler und Ketzert» mit dem Bann. Der„Pfaf-
fenzönig" Heinrich Raspe stirbt bereits 1217 aus der
Wartburg. Darauf
1247 Graf Wilhelm von Holland Gegenkaiser.
Während dieser Wirren in Deutschland, wo sein Sohn
Konrad die Regentschaft führte, ist Friedrich fortwährend
in Italien beschäftigt. Sein unteritalisches Erbrecht bringt
er zu hoher Blüthe. Gebeugt und lebensmüde stirbt er
1250 in Apulien.
1250—1273 Das Interregnum in Deutschland.
„Die kaiserlose, die schreckliche Zeit." Blüthe des Faust-
rechts. Die Städte vereinigen sich zu gegenseitigem Schutze:
Der rheinische Städtebund und die Hansa »seit
1241). Die bedeutendsten Hansestädte waren Hamburg,
Lübeck, Bremen, Danzig, Köln, Magdeburg, Amsterdam,
Riga. Deutschland zur See mächtig, u) — Vehmge-
richte.
1250—1254 Konrad Iv.
Den letzte hohenstaufische Kaiser, doch ohne allgemeine An-
erkennung zu finden. Er stirbt 27 Jahr alt in Italien, v)
wo er um Neapel kämpft.
1256 Tod Wilhelms vonholland. Richard voncorn-
wallis und Alfons von Castilien zu Kaisern ge-
wählt.
Wilhelm von Holland wurde von den Friesen erschlagen.
Richard kam nur viermal in die Rheingegenden und brachte
Geld in's Land. Alfons ist nie in Deutschland erschienen.
1268 Hinrichtung Konrudins, des letzten Hohenstaufen.
Für Konradin, den unmündigen Sohn Konrads, führte
sein Oheim Manfred die Regentschaft über Neapel und
Sicilien, nahm aber gegen den Willen des Papstes selbst
die Krone an. Da verlieh sie dieser an Karl von
Anjou (Bruder Ludwigs d. H.), gegen den Manfred bei
Beneveut fiel. Von den Ghibellinen gerufen wollte der
16jährige Konradin sein Erbland erkämpfen, wurde
jedoch von Karl bei Tagliac ozzo besiegt, mit seinem
t Weil er ^er aufgeklärteste und gebildetste Fürst seiner Zeit war und
die Sarazenen in seinem Reiche nicht ansrottcte, sondern durch
Humanität an sich zu fesseln wußte.
u) Glückliche Kriege der Hansa gegen Dänemark, Schweden und
Norwegen.
v) Vielleicht durch seinen Stiefbruder Manfred vergiftet.
w) Anfangs siegreich; doch Hinterhalt deö Ritters Valery.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Raspe Heinrich Wilhelm Konrad Konrad Friedrich Friedrich Konrad_Iv Konrad Wilhelms Richard Alfons_von_Castilien Wilhelm Alfons Konradin Konrads Konrads Manfred Karl_von
Anjou_(Bruder_Ludwigs Karl Ludwigs Manfred Konradin Konradin Karl_bei_Tagliac Karl Manfred Valery
Extrahierte Ortsnamen: Wartburg Holland Deutschland Italien Apulien Deutschland Hamburg Bremen Danzig Magdeburg Amsterdam Riga Deutschland Italien Neapel Holland Rheingegenden Deutschland Neapel Sicilien Schweden Norwegen
111
seines unbeliebten Sohnes Albrecht zum deutschen Kaiser
vermochten Rudolph nicht zu erreichen, ä >
1290 Zur Verbesserung des Landfriedens bricht Ru-
dolph in Thüringeu 66 Raubburgen.6»
Im folgenden Jahre starb Rudolph, 73 Jahr alt, auf
dem Wege nach Speier, zu Germersheim.
1281—1298 Rudolph von Nassau.
Er suchte seine schwache Hausmacht durch Thüringen
und Meißen zu vergrößern, welches er vom Landgrafen
Albrecht dem Entarteten kaufte. Er konnte aber dessen
Söhne Friedrich mit der gebissenen Wange und Diez-
mann durch sein für englisches Geld geworbenes Heert)
nicht aus ihren Ländern vertreiben. Die deutschen Für-
stcn setzten ihn wegen Landfriedensbruchs ab und wählten
Albrecht von Oestreich, gegen den er bei Worms
(Göllheim) Schlacht und Leben verlor.
1298-1308 Albrecht 1.
Finstern Charakters und herrschsüchtig, einäugig. Er sucht
seine Macht zu vergrößern, doch nicht mit Glück. So
wird er von Friedrich und Diezmann bei Lucka (Alten-
burg) 1307 geschlagen, g)
1307 Befreiung der schweizer Waldstädte.
Albrecht wollte die seit Friedrich 11. reichsunmittelbaren
Schweizer unter habsburgische Hoheit bringen. Er setzte
Landvögte ein: den Geßler von Brun eck über Schwyz
und Uri, den Geringer von Landenberg über Un-
terwalden.
Erneuerung der schweizerischen Eidgenossenschaft auf dem
Rütlis am Vierwaldstädter See zwischen S>chwyz (Wer-
ner Stauffacher), Uri (Walther Fürst) und Unter-
walden (Arnold und Melchthal). Geßler durch Wil-
helm Tellll) erschossen. Landeuberg am Neujahrstage
1304 aus seiner Burg Sarnen verjagt, i) Bald dar-
auf
1308 Ermordung Alb rechts durch seinen 9t essen Jo-
hann von Schwaben (Johannes Parricida).
ä) Albrechts Herrschsucht. Streit mit Wien, dessen Freiheitsbriefe er
zerreißt.
e) Die Raubritter in Erfurt gehängt.
f, Er hatte es unter dem Vorwände geworben, Eduard I. gegen Phi-
tipp den Schönen von Frankreich zu unterstützen,
g) Welches Sprüchwort knüpft sich an die Schlacht bei „Lücken"?
ü) Der habvburg. Hut. Der Apselschuß. Die hohle Gasse bei Äüß-
nacht.
1) Die Geschenke der Bauern. Zerstörung von Sarnen und Zwing-
Uri.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Rudolph Rudolph Rudolph_von_Nassau Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Albrecht_von_Oestreich Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Albrecht Friedrich Friedrich Walther Arnold Johannes_Parricida Albrechts Albrechts Eduard_I.
Extrahierte Ortsnamen: Thüringeu Germersheim Worms Göllheim Schwyz Landenberg S>chwyz_(Wer- Landeuberg Burg_Sarnen Schwaben Wien Erfurt Frankreich Sarnen
— 108 —
dann kurz nach seiner Abfahrt wegen einer Seuche p) um-
kehren mußte, wurde er van Gregor Ix. in den Bann
gethan. Trotzdem
1228—1229 Fünfter Kireuzzug Friedrichs 11.
Er gewann vom ägyptischen Sultan Kamel durch Vertrag
Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Friedrich krönt sich
selbst zum Könige von Jerusalem. Doch schon 1243
ging es (durch die Chowaresmier) den Christen für im-
mer verloren.
Zwei Kreuzzüge Ludwigs des Heiligen von Frankreich
blieben erfolglos, q) und 1291 fiel Ptolemais, die letzte
Besitzung der Christen in Asien, in die Hände der Mame-
lucken. Ende der Kreuzzüge.
1237 Friedrich siegt bei Corte nuova über die lombar-
dischen Städte.
Sie waren durch den Papst gegen ihn aufgeregt worden
und hatten Friedrichs Sohn Heinrich als König aner-
kannt. Dieser wurde von seinem Vater bis an seinen Tod
gefangen gehalten. Im weiteren Verlaufe dieses Krieges
trifft den Kaiser manches Unglück, so wird sein Licblings-
sohn Enzio (12 9) von den Bolognesern gefangen genom-
men und stirbt im Kerker.
Während Friedrich in Italien war, geschah
1241 Der Einfall der Mongolen r) in Schlesien.
Schlacht bei Liegnitz.
Trotzdem sie hier (auf der „Wahlstatt") den tapferen
Herzog Heinrich den Frommen endlich besiegten,
drangen sie nicht weiter in Deutschland vor, sondern
wandten sich beim Heranrücken der Böhmen nach Ungarn
und zogen dann wieder nach Asien, wo sie das Kalifat
von Bagdad stürzten.
1246 Papst Innozenz Iv. stellt Heinrich Raspe, den
Landgrafen von Thüringen, als Gegenkaiser
auf.
Friedrich hatte den Kirchenstaat verwüstet und großentheils
unterworfen. Daher erklärt Innozenz Iv.s) ihn auf
P' Ihr erlag auch der Landgraf Ludwig von Thüringen, Sohn des
kunstliebenden Landgrafen Hermann (Sängerkrieg auf der Wart-
burg 1207) und Gemahl der heil. Elisabeth.
q) Wird 1250 in Aegypten gefangen, stirbt 1270 auf dem Zuge gegen
Tunis. '
r) Unter Dschingis Chan hatten sie zu Auf. des 13. Jahrh. einen
großen Theil Asiens bis Rußland erobert. Jetzt führte sie
Baku C hau.
s) Als Cardinal Fiesco Friedrichs Freund. Dieser sagt: Ich habe ei-
nen Freund verloren; denn kein Papst kann ein Ghibelline sein.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Gregor_Ix Gregor Friedrichs Friedrich Friedrich Ludwigs Ludwigs Friedrich Friedrich Friedrichs Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Innozenz_Iv Heinrich_Raspe Heinrich Friedrich Friedrich Innozenz_Iv.s Ludwig_von_Thüringen Ludwig Hermann_(Sängerkrieg Elisabeth Cardinal_Fiesco_Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Jerusalem Bethlehem Nazareth Jerusalem Frankreich Asien Italien Schlesien Liegnitz Deutschland Ungarn Asien Bagdad Tunis Baku
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
294 Amerika.
gehört habe; man vernahm dasselbe sogar auch auf dem stillen Ozean,
im S.w. der Insel Puna.
Der schon oben erwähnte Boussingault und Hall machten am
22. November 1831 einen Versuch den Cotopaxi zu ersteigen, welchen sie
von der Meierei Callo aus unternahmen, die 9 M. von Quito weit
liegt. Von dieser Meierei aus ist der Cotopaxi noch 3 M. entfernt.
Es geschieht selten, daß der Reisende die dazwischen liegende, mit unge-
heuren Felsblöcken besaete Ebene durchzieht, ohne von einem Unwetter
überfallen zu werden, das von dem einen oder dem andern ihrer furchtbaren
Nachbaren, dem Cotopaxi oder dem Jliniza verursacht wird, die wechselweise
auf einander entgegengesetzten Seiten des Horizontes donnern. In der
gleich jenseits dieser Ebene beginnenden Schlucht, die zum ewigen Schnee
hinanführt wachsen einige wenige Gesträuche; die Stelle der Pajonales
oder Hochgrasflachen der andern Schneeberge nimmt hier jedoch eine mit
eisenfarbenem, vulkanischem Sande bedeckte Flache ein, woraus kein Gras-
halm zu sehen ist. Die Schneegranze fanden sie hier 14,500 F.
Der Krater ist von einem finstern Felsenwall umgeben, gegen welchen
die blendende Weiße der unter ihm ruhenden Schneegesilde seltsam ab-
sticht. Als sie mit unsäglicher Mühe die Höhe von 17,200 F. er-
reicht hatten und also noch 500 F. von dem Gipfel entfernt waren,
fanden sie den Schnee, der bis dahin hart gefroren gewesen war, so
lose rings um den Krater aufgeschichtet, und so weich, daß sie Gefahr
liefen, in demselben zu versinken und das höhere Hinaufklimmen und
das Erreichen ihres vorgesetzten Zieles durchaus unausführbar war.
Die-Schwefelausdünstungen des Kraters waren stark fühlbar. Von
der Iahe und Steilheit des Cotopaxi giebt folgender Vorfall einen
Begriff. Als sie nämlich sich einmal niedersetzten, um auszuruhen,
legten sie ihre Alpenstöcke neben sich. Kaum waren sie aber aus den
Handen, als beide gleich abgeschnellten Pfeilen den Abgrund hinunter-
schoßen und unwiederbringlich verloren waren. An dem östlichen Ende
des Kraters sieht man, nach ihrer Bemerkung, häufig eine dünne
Dampfsaule emporsteigen und es ist, nach ihrem Ermessen, kein Grund
zur Vermuthung vorhanden, daß der Cotopaxi in der Periode der Ab-
nahme seiner vulkanischen Thätigkeit sich befinde.
Von den in diesen Landern lebenden Thieren bemerken wir
den Manati oder Fluß-Manati, auch Seekuh genannt, das
zu den Fischsaugethieren gehört und sich vorzüglich in dem Orinoco
und verschiedenen Nebenflüssen desselben, so wie auch im Maranon
und andern großen Flüssen. Südamerikas aufhalt. Auch in Afrika
findet sich dies Thier, ob aber dieses von dem Amerikanischen Fluß-
Manati wesentlich verschieden sey, ist noch nicht ausgemacht. Der
Manati Südamerikas hat eine schwarzgraue Haut und erreicht gewöhn-
lich eine Lange von 10 bis 12 F. Sein Gewicht betragt, nach Hum-
boldt, der viele Manatis im Orinoco traf, 500 bis 800 Pfund.
Doch finden sich auch solche, die einige tausend Pf. wiegen. Sv
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
372
Amerika.
Domadores zu ihrer Bändigung geschritten, indem man sie mit dem
Lazo einsangt, ihnen ein Gebiß ins Maul legt, und sie sattelt, worauf
der Domador sich mit seinen ungeheuren Sporen auf den Rücken
des Pferdes schwingt, das dann einige mannshohe Sprünge macht
und in gerader Linie über die Ebene hinfliegt, indem es über jeden
ihm im Wege liegenden Gegenstand wegsetzt; allein vergebens sucht
es sich von seinem Reiter zu befreien, wiewohl es bäumt, hinten und
vorn ausfchlägt und sich walzt. Endlich nach Verlauf von 4 oder
b Tagen wird das Thier als gebändigt und zum Dienst tauglich er-
achtet, obschon ein solches noch wenige Europäer zu reiten im Stande
seyn möchten. Endlich wird es ganz zahm. Eine der Haupteigen-
schaften, welche man in diesen Gegenden an dem Pferde-schatzt, besteht
darin, mitten im schnellsten Fluge inne zu halten und stehen zu blei-
den, was nicht geschehen kann, ohne daß das ganze Gewicht des
Thieres einen Augenblick auf den Hinterfüßen ruht, wodurch diese sehr
schwach werden, was auch der gewöhnliche Fehler dieser Pferde ist. —
Auf die Schafe verwendet man in den Pampas nicht die mindeste
Sorgfalt. Sie dienen eigentlich nur zur Nahrung, da ihre ohnehin
grobe Wolle sich auf der Weide mit den Stacheln der Disteln an-
füllt und in diesem Zustande und ungewaschen, im Handel nicht
abgesetzt werden kann.
Um die einem Estanciero gehörigen Stücke Vieh zu erkennen,
hat jeder sein eigenes Zeichen, das er auf der Polizei anzeigen und
eintragen lassen muß. Man brennt dergleichen Zeichen dem Thiere
' mit glühendem Eisen auf die Haut, und verlauft der Eigenthümer
eins, so setzt er ein zweites Zeichen neben das erste und der Käufer
fügt das seinige bei. Jedermann hat das Recht, ein Thier, das sein
Zeichen tragt, überall wo er es findet, ohne alle weitere Umstande sich
zuzueignen. Die Polizei halt auch über die zum Verkauf nach der
Stadt gebrachten Haute strenge Aufsicht; das Zeichen laßt stets so-
gleich den ursprünglichen Eigenthümer erkennen, und jeder verdächtige
Mensch, der Haute zu Markt bringt, die ein fremdes Zeichen tragen,
ist gehalten, sich auszuweisen, wie er in ihren Besitz gekommen ist.
Dies Gesetz wird mit der größten Strenge gehandhabt, da der per-
sönliche Vortheil eines jeden dabei ins Spiel kommt und gewisser-
maßen auf gewissenhafter Beobachtung desselben die Wohlfahrt des
Staates beruht.
Das Zeichen wird dem jungen nachgewachsenen Vieh alle Jahre
im Herbste, nämlich in den Monaten April oder Mai eingebrannt,
was man die Hierra (von Hierro, Eisen) nennt, die dann auf
den Estancias mit einer Reihe von festlichen Gelagen verbunden ist.
Der Estanciero ladet seine Freunde dazu ein, und die Hirten eilen
von allen Seiten herbei, um ihre Dienste anzubieten und Theil an
den Vergnügungen zu nehmen. Mehrere Tage lang wird geschmaust
und getanzt, tmb Pferderennen und andere Belustigungen jeder Art
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
I
458 Amerika.
gemacht, außerordentlich leicht und oben wie unten mit Bast umwun-
den ; die Spitzen derselben sind in Ermangelung des Eisens aus ge-
spalten, m Rohr oder auch aus Holz verfertigt. Auf die Ordnung der
daran befindlichen bunten Federn verwenden sie eine große Sorgfalt
und wissen sie so zu reihen, daß das Ganze eine sehr schöne Schatti-
rung abgiebt. Die Geschicklichkeit, mit der sie diese Waffen handha-
den, erregt Erstaunen, auch nicht das Geringste entgeht ihrem sichern
Schusse. Auch bedienen sie sich großer und schwerer Keulen, die sie
von der knotigen Wurzel des Par Ferro (Eisenholz) verfertigen. Ihre
Pfeile sind nicht vergiftet. Dagegen findet man an den Ufern des
Amazonenstroms und des Rio negro Indianerstamme, deren Waffen
kleine mit Baumwolle am untern Ende umwundene Pfeile sind, die
aus Blasrohren geschossen und mit Gift bestrichen werden. Das
Gift, in welches diese Pfeile getaucht sind, ist so heftig, daß es au-
genblicklichen Tod bringt. Seine Zubereitung ist ein Geheimniß, das
nur die Indianer dieser Gegenden kennen.
Alle diese Indianerstamme treiben im freien natürlichen Zustande
weder Viehzucht noch Ackerbau, und sind äußerst arbeitsscheu, dem
Krieg und der Jagd leidenschaftlich ergeben und nomadisch lebend. In
den unermeßlichen Wäldern Brasiliens gewährt ihnen die Jagd hin-
reichenden Vorrath an Lebensmitteln. Vorzugsweise stellen sie den
wilden Schweinen und mancherlei Arten von Affen nach; letztere
machen im Allgemeinen wegen der Leichtigkeit der Jagd und des Wohl-
geschmacks ihres Fleisches, ihre Hauptnahrung aus. Von der Jagd
zurückgekehrt, übergiebt der Wilde diese erlegten, menschenähnlichen
Geschöpfe den Weibern, die von diesen so fort am Feuer gesengt, aus-
gewaidet und am Bratspieße gebraten werden. Die kahle abgesengte
Haut der Affen, die durch diese Nacktheit noch menschenähnlicher ge-
worden, ist schwärzlich, und wenn man das Viertheil der Brust nebst
den Armen auf obige Art zubereitet zu sehen bekommt, ist die Aehn-
lichkeit mit diesen Theilen beim Kinde, besonders dem jungen Neger
so auffallend, daß viele Europäer und Einheimische wegen dieser Über-
einstimmung sich nie zum Genusse des schmackhaften Affenfleisches ent-
schließen können. Wie leicht mußte es mithin dem rohen, sich von
Affenfleisch nährenden Wilden seyn, zum Menschen selbst zu greifen.
Daher fanden auch die Europäer bei der ersten Entdeckung Brasiliens
unter den dasigen Indianern die Gewohnheit, Menschenfleisch zu ver-
zehren sehr verbreitet und erzählen davon schreckliche Dinge. Es kann
auch seyn, daß sie öfters zu dieser Beschuldigung verleitet worden sind,
indem sie die Indianer gebratene Affen verzehren sahen, die sie wegen
ihrer Ähnlichkeit für Menschen hielten. Indessen sind auch noch jetzt
die in Wildhs»t lebenden Jndianerstämme nicht ganz vom Essen des
Menschenfleisches frei zu sprechen; doch sind die Spuren davon jetzt
seltener geworden und man findet diese abscheuliche Gewohnheit nur
noch bei wenigen Stämmen, am meisten bei den Botocuden und Pu-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Brasiliens Brasiliens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Patagonien.
399
welches der Mann besteigen will, einfangen, herbeibringen und satteln,
auf den Wanderungen den Zug der Thiere in Ordnung erhalten,
die Lastthiere kunstgerecht bepacken, sie auf den Ruheplatzen entladen,
die Feuer anzünden, mit einem Worte, dem Manne dienen, der theil-
nahmlos der Ruhe pflegt. Auf dem Marsche tragen die Frauen ihre
Kinder in Binden, zum Theil auch in einer Art von Wiegen, auf
denen der Säugling senkrecht festgebunden steht. Die geringste Ver-
nachlässigung nur einer von diesen vielen Pflichten zieht harte Züchti-
gungen nach sich, und auffallend ist die Menge tiefer Narben, welche
manche Pehuenchen-Weiber bedecken. Während aber die Männer
ihre Weiber mit einer so großen Härte und Gleichgültigkeit behandeln,
und sie für eine Art ihnen weit untergeordneter Geschöpfe halten,
schließen zwei Männer, die sich gefallen, mit mancher Ceremonie ein
Freundschaftsbündniß (Lacutun) unter sich, welches mit Gewiffen-
haftigkeit aufrecht erhalten wird und in alle Verhältnisse ihres Lebens
eingreift. Wo sich irgend zwei Glieder eines solchen Bundes treffen,
sind sie verbunden, vorzugsweise mit einander umzugehen. Sie schla-
fen auf demselben Felle und trennen sich im Kriege nie, um an ver-
schiedenen Orten zu fechten. Im Kampfe ist der eine für den andern
sich zu opfern verbunden, und beide müssen sich in jeder Noth ohne
Furcht und ohne Rücksicht beistehen.
Die Kinder lernen, wenige Monate alt, sich auf dem Sattel
hinter der Mutter anklammern, und erlangen bald die Fertigkeit, an-
haltende und schnelle Ritte gleich den Erwachsenen zu ertragen. Mit
etwas zunehmenden Kräften lernt das Mädchen Mais zwischen ein
Paar Steinen zerquetschen, die Samen des Pehuen für den Winter
aufbewahren, die Heerden abwarten, einen Poncho weben, und zuletzt
erbt sie die Färberkünste der Mutter, die oft nicht verächtlich sind.
Der Knabe wächst wilder und unabhängiger auf, und wird in einem
Alter, wo unsere Kinder kaum allein zu gehen vermögen, schon zum
kühnen Reiter. Er erlangt bald Übung im Gebrauch der Waffen,
zieht später mit in den Krieg und nimmt Theil an den Berathungen.
Der Kunstflciß der Pehuenchen ist nicht sehr bedeutend und be-
schränkt sich meistens auf die Verfertigung von Dingen, welche ihnen
Eitelkeit und Putzliebe unentbehrlich machen. Ihre Metallarbeiten
sind roh; Bewunderung verdient ihre feine Verarbeitung von dünnen
Streifen ungegerbter Pfcrdehaut. Ueber eine Schnur von Pferdehaaren
flechten sie, ohne je sich zu verwirren, 12 — 15 schmale Riemen in
künstlichen Mustern zu Zäumen und Sattelgurten zusammen. Ihre
Reitstiefeln ohne Nath (Zumeles) bestehen aus dem Hinterfuße
eines Pferdes, dessen Haut man oberhalb des zweiten Gelenkes zirkel-
förmig durchschneidet, hierauf abstreift, durch vorsichtiges Schaben und
Gerben mit sehr häufig in den Anden vorkommender alaunhaltiger
Erde geschmeidig macht und endlich zu einem Strumpfe gestaltet, wel-
cher bloß unten an der Spitze zugenäht wird. Was ihre übrige
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
468
Amerika.
fchast auf die Knie und senkt die Bajonette zur Erbe und sämmtliche
Forts und Kriegsschiffe salutiren.
Die Osterwoche beginnt mit dem Besuche der Gräber; das heilige
Grab ist in allen Kirchen auf das Würdigste ausgestattet und mit
vorzüglichem Geschmacke beleuchtet. Eine feierliche Prozession stellt die
Beerdigung Christi vor; sie geht um 10 Uhr Nachts von einer der
Hauptkirchen aus und zieht durch einen großen Theil der Stadt. Bei
der Feier des Auferstehungstages wird vorzüglich dem Verrather Ju-
das arg mitgespielt. Jedermann nämlich, wer es nur immer ver-
mag, hat eine Gestalt verfertigt und nach eigner Phantasie gekleidet,
hangt sie am Halse irgendwo an einer Straßenecke oder über seiner
Hausthüre auf und befestigt ein Säckchen mit Pulver an irgend ei-
nem Theile der Figur, um es zur rechten Zeit anzuzünden. Auf den
Straßen sieht man Gewinde von Laubwerk, an welchen große Töpfe
hangen, von einer Häuserreihe zur andern befestigt; in der Mitte der
Straße ist ein Gerüste aufgerichtet, auf dessen höchstem Punkte der
Satan sitzt; seinen Leib umgeben Raketen, unter ihm schwebt Ju-
das, im reichsten orientalischen Gewände, von einer Tatze des Teufels
gefaßt. Masken zu Fuß und zu Pferde belustigen bis zum entschei-
denden Augenblicke das Publikum; erwartungsvoll sieht ihm alles ent-
gegen. Mit dem letzten Schlage der Uhr, welche die Mittagsstunde
verkündet, werden alle Glocken der Stadt gelautet, zwischen dieses ent-
setzliche Getöse donnern die Salven der Forts, der Teufel führt Ju-
das unter fürchterlichem Geprassel in die Luft, ihm folgen die übri-
gen Judas-Figuren nach und bedecken die Straßen mit ihren zerrisse-
nen Gliedern; diesen Augenblick schon lange mit Ungeduld erwartend,
stürzt ein Theil der Neger, unter dem Rufe ,,Halleluja" über die
Reste des Judas her und schleppt ihn jubelnd durch die Straßen,
von den Einwohnern zur größten Ausgelassenheit ermuntert, ein an-
derer Haufe Neger wirft sich auf die erwähnten Töpfe und zerschlagt
sie, um ihren Inhalt zu theilen, welcher gewöhnlich aus Früchten,
Tauben und andern Vögeln, zuweilen auch aus Ratten und Mausen
besteht. Ein Fremder, der an einem solchen Tage die Stadt zuerst
betritt, muß starke Nerven haben, wenn er längere Zeit in den Stra-
ßen verweilen will; denn der Lärm übersteigt jeden Begriff.
Das prächtigste und zweckmäßigste Bauwerk der Stadt ist die
Wasserleitung Cariocca genannt, 1740 vollendet und nach dem
Muster des berühmten Aquädukts von Lissabon angelegt, welche von
Schwibbogen getragen, die sich in 2 Reihen über einander erheben,
von welchen die obere 40 Bogen hat, 2 Stunden weit vom Eorcova-
do-Gebirge, über Berge und Thaler ein krystallhelles Trinkwasser der
Stadt zuführt und mehrere Springbrunnen damit versorgt, von de-
nen einer der größten auf dem Residenzplatze, am Rande des Hafen-
dammes sich befindet, wo das Wasser aus einer geschmackvollen Py-
ramide nach 4 Seiten herausströmt. Er versorgt die Schiffe mit
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Amerika.
Kopfbedeckung haben sie bloß ihr rauhes, dünnes, schwarzes Haar,
das durch ein aus Sehnen geflochtenes Band über den Schlafen zu-
sammengehalten wird. Hölzerne (in Ermangelung eiserner) Sporen,
mehrere Kugeln (Bolas) an einem ledernen Riemen befestigt, mit de-
nen sie nach Menschen und Thieren werfen, um sie zu fangen, eine
lange Lanze und ein Messer vollenden ihre Ausrüstung. Die Weiber
sind gekleidet und gestiefelt wie die Männer, tragen aber noch einen
Schurz; das Haar flechten sie in 2 Zöpfe.
Die Patagonier, welche King bei seiner Landung erblickte, waren
bloß mit Thierfellen bekleidet, vorzüglich vom Guanaco und Zorillo.
Sie betrachteten King mit erstaunten Blicken und blieben unbeweglich
wie Bildsäulen zu Pferde sitzen, bis er sich der unter ihnen befindlichen,
etwa 40 Jahr alten Frau näherte und ihr eine der für die Expedition
geprägten Medaillen anbot. Sie nahm sie an und befestigte sie mit
großer Freude an den Hals, dann zeigte sie mit dem Finger auf eins
der jungen Mädchen und sagte auf Spanisch: gieb dem Mädchen
auch eine. Der Kapitän erfüllte ihre Bitte, worauf das Mädchen
vom Pferde stieg, welchem Beispiel die andern Patagonier folgten,
mit Ausnahme des altern Mannes und der Frau. Bald darauf
stieg die ganze Schaar wieder zu Pferde. Überhaupt wurden die Eng-
länder wahrend des häufigen Verkehrs, der zwischen ihnen und den
Patagoniern Statt fand, auf die freundschaftlichste Weise empfangen
und behandelt. Sie besuchten ihre Lager, ritten ihre Pferde, ohne daß
man ihnen irgend eine Unzufriedenheit oder das entfernteste Mißtrauen
bezeigte. Bei einer andern Gelegenheit kamen 3 Patagonier (2 Männer
und eine Frau) an Bord des Brittischen Schiffs, um die Nacht da-
selbst zuzubringen. Die Frau war eine Kazikin und sprach leidlich
Spanisch. Sie war sehr gesprächig und sagte unter andern: „Ich
liebe das gebrannte Wasser sehr, wollt ihr mir keins mehr geben? Ich
möchte mich gern betrinken, gebt mir doch noch mehr." Sie war
schon halb berauscht und erreichte bald das Ziel ihrer Wünsche. Am
andern Tage besuchte der Kapitän King mit einem zahlreichen Gefolge
von seiner Mannschaft das ein Paar Stunden vom Ufer sich befin-
dende Lager der Patagonier. Er sah hier ein Grabmahl von merk-
würdiger Gestalt, das für ein vor einigen Tagen gestorbenes Mädchen
errichtet worden war. Die Engländer wurden sodann eingeladen, einer
sehr interessanten religiösen Feierlichkeit beizuwohnen, die am Ufer des
Meeres Statt fand. Auf einer kleinen Anhöhe war eine Figur auf-
gestellt, welche die Patagonier ihren Ehristo nannten. Sie stellte ei-
nen Leichnam dar, ziemlich grob aus Holz gehauen, aber doch war
das Gesicht nicht ohne Ausdruck und leidlich gearbeitet. Das letz-
tere allein war sichtbar, und ehe es aufgedeckt wurde, was durch
Abnehmen vieler Decken von Thierfellen geschah, wurden eine Menge
vorbereitender Ceremonien vorgenommen. Die Kazikin hielt dann eine
Rede, in der sie sich sehr weitläuftig über die Tugenden der durch diese
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Amerika.
Leckerbissen. Alles was ihnen Cordova von Fett, Lichttalg und Un-
schlitt darbot, schien ihrem Gaumen zu behagen, Brod und Baumöl
dagegen schmeckte ihnen durchaus nicht, und eben so wenig ließen sie
sich bewegen, Wein zu trinken. Auch essen sie viele wilde Früchte
einiger Sträucher und verschiedene Wurzeln, welche sie rösten. Ihre
Hunde, denen sie zugethan sind und die in der innigsten Gemeinschaft
mit ihnen leben, nähren sich ebenfalls hauptsächlich von Schalthieren,
Fischen und Kräutern, haben auf den ersten Anblick viele Ähnlichkeit
mit einem Fuchse und sind sehr wild und den Hunden der Eskimos
nicht unähnlich. Die große Menge von Hunden, welche die Feuer-
länder stets um sich haben, läßt vermuthen, daß sie sich derselben zur
Jagd bedienen.
Die Weiber sind die unterthänigsten Sklavinnen der Männer
und haben die meisten Arbeiten zu verrichten. Ihr Geschäft ist es,
die nöthigen Muscheln, Früchte und Kräuter für den Unterhalt der
Bewohner ihrer Hütte zu sammeln, wie auch für den täglichen Be-
darf an Wasser und Feuerung zu sorgen, das Kanot trocken und
rein zu halten, weshalb man sie oft bis zur Mitte des Leibes im
Wasser stehen sieht; überdies liegt ihnen auch noch die Handhabung
der Ruder, so wie die Sorge für ihre Kinder ob, welche letztere Pflicht
sie mit der größten mütterlichen Sorgfalt erfüllen. Die Männer, weit
entfernt, ihnen in ihren beschwerlichen Arbeiten beizustehen, widmen
sich ausschließlich der Erbauung der Hütten und Kanots, der Verfer-
tigung von Waffen, dem Jagen und Fischen. Diese ihre Arbeiten
sind aber weder so hart, noch so anhaltend, wie die der armen Wei-
der, und man sieht sie den größten Theil des Tages in ihrer Lieb-
lingsstellung auf den Knieen um das in der Mitte der Hütte lodernde
Feuer sitzen oder längs des Strandes ausgestreckt, während die Wei-
der, ihren Geschäften nachgehend, keinen Augenblick der Ruhe pfle-
gen können.
Die Waffen der Feuerlander sind Bogen, Pfeile und Lanzen.
Erstere sind gewöhnlich 3£ F. lang, von weichem aber festem Holze
geschnitten und mit einer aus Fischdärmen gedrehten Sehne versehen;
die Pfeile von hartem Holz und schön geglättet, 2—3 F. lang und
an dem einem Ende mit zwei kleinen Federbüscheln und an dem an-
dern Ende mit einem herzförmig abgeschnittenen, sehr spitzigen Kiesel-
stein versehen, der oben in einer Spalte befestigt wird. Cordova sah
sie im Gebrauch dieser Waffe viele Geschicklichkeit zeigen und war
Augenzeuge, wie sie damit nach einem Baume schossen und nicht ein
einziges Mal das Ziel verfehlten. Nach den Beobachtungen der Brit-
ten aber schienen sie im Gebrauch der Bogen und Pfeile weniger ge-
schickt zu seyn, hingegen sahen sie dieselben sich der Lanze mit vieler
Gewandtheit bedienen, sie mit Kraft aus weiter Ferne werfen und ihr
Ziel selten verfehlen. Auch Weddell versichert, daß sie mit diesen
Wurfspießen fast alles erlegen, was sie verfolgen, indem sie diese
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