Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
Damen gewählter, durch viele grelle Farben in die Augen fallend, oft
ganz ballmäßig. Da sehr viele, ja fast die meisten Damen rauchen, so
tragen sie eine kleine goldene Zange zum Anfassen der Papier-Cigarre
an einer goldenen Kette am Gürtel oder am Halse. Die zierliche
Cigarren-Dose wird im Busentuche verwahrt. Täglich aber verschwin-
det das Besondere in Kleidung und Sitten mehr und Europäische
Trachten und Gebrauche treten an ihre Stelle, vorzüglich in größern
Städten.
Die Sitte des Rauchens hat in Mexico bei beiden Geschlechtern
eine in der That merkwürdige Verbreitung. Begegnet man einem
Freunde auf der Straße, bei dem man einige Augenblicke verweilt, so
wird das Anerbieten einer Cigarre nicht versäumt. Tritt man in ein
Haus, um einen Freund, eine bekannte Familie zu besuchen, so folgt
ein gleiches Anerbieten, und die anwesenden Damen werden keinen
Anstand nehmen, die kleine Cigarrendose hervorzuholen und mitzurau-
chen. Für das Theater, den Ball versieht man sich mit Cigarren,
denn der Anstand will es, daß man dergleichen den Damen und sei-
nen Freunden anbietet. Hat man irgend ein Geschäft, eine Sache
bei einem Bekannten abzumachen, zu überlegen, so wird gewiß eine
Cigarre angezündet, bevor man zum Abschluß kommt, denn rauchend
überlegt und denkt sichs am Besten, kurz man kann nirgends wohin
gehen, nichts thun, obne zum Rauchen aufgefordert zu werden, und
für unpassend wird es gehalten, eine angebotene Cigarre abzulehnen;
selbst wenn man nicht rauchen will, nimmt man sie an, ohne Ge-
brauch davon zu machen. Männer und Frauen würden fürchten,
einen Genuß, einen' Vortheil in Gesellschaft zu verlieren, wenn sie
keine Cigarren rauchen sollten. Die ächte Mexicanerin glaubt, ohne
Cigarre im Munde, einen Theil ihrer Zierde zu entbehren. Doch in
der Hauptstadt sieht man jetzt nur noch selten an öffentlichen Orten
rauchen. Übrigens hat man keine Tabakspfeifen, sondern bloß Cigar-
ren, deren es zweierlei giebt, Cigarren von bloßem Tabak, Puros ge-
nannt, und solche, welche aus etwas in Papier gedrehtem Tabak be-
stehen, Cigarros. Frauen rauchen nur äußerst selten Puros, sondern
fast immer Cigarros. Da letztere nur halb so lang wie die Puros
und von der Dicke eines Schreibfederkiels sind, so wird ihr Gebrauch
für anständiger als der großen Puros gehalten. Der Verkauf des Ta-
baks ist ein Monopol der Regierung, und diese soll oft im Jahre für
mehr als 7 bis 8 Millionen Piaster für verkaufte Cigarren einnehmen,
wobei man nicht vergessen darf, daß fast für eine gleiche S,umme
, Geldes an Cigarren geraucht wird, die nicht für Rechnung des Staa-
tes gemacht und unerlaubter Weise verkauft werden.
Beim Aufstehen genießt der Mexicaner eine Taffe Chocolade und
raucht dann sogleich seine Cigarre; das Frühstück besteht in Fleisch
oder Eiern und schwarzen Bohnen; das Mittagsmahl aus verschiedenen
Gerichten, worunter auch die Olla podrida, ein Gemengsel von
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Afrika.
Gegenden. Jeder, der Sklaven verkaufen will, muß erst den Sobä
um Erlaubniß ersuchen, dann begiebt er sich auf den Markt, der sich
außerhalb der mit Pallisaden umgebenen Stadt befindet und aus ohn-
gefahr 100 in verschiedenen Entfernungen von der Stadt zerstreut liegen-
den Hausern besteht, die von den Mulatten gebaut worden sind, welche
nach Bihe kommen um den Handel für Rechnung der Portugiesischen
Kaufleute zu betreiben. Jedes dieser Hauser ist mit Niederlagen für die
Waaren, Hütten für die Sklaven, einem Garten, in dem Küchengewächse
gebaut werden, und einem Hof umgeben, in dem man die Geschäfte ab-
schließt. Diese Hauser sammt den zu jedem gehörigen Gebäuden und
Garten werden Pombo genannt. Die Zahl der Sklaven, die jährlich
auf den Markt von Bihe gebracht werden, belauft sich auf etwa 6000.
Man rechnet wenigstens 50 Mulatten, die sich gewöhnlich als Käufer
einfinden und ihre Sklaven in mehr oder weniger zahlreichen Haufen
unter Bedeckung nach Angola oder Vengúela transportiren. Von jedem
verkauften Sklaven erhalt der Soba einen Zoll.
Die Einwohner dieses Staates bringen gewöhnlich mehr als 6
Monate des Jahres im Kriege zu rnd haben sich durch ihre Tapfer-
keit bei ihren Nachbarn furchtbar gemacht. Ihre Angriffe geschehen
gewöhnlich wie bei den übrigen Negern durch Überfall und unter dem
Schutze der Nacht; sie schleichen sich wahrend des Tages an eine Banza
heran, wobei sie sich sorgfältig in Acht nehmen, daß man sie nicht be-
merkt, und wenn es dunkel wird, erklettern sie diemingmauern, über-
fallen den unvorbereiteten Feind, und schleppen Weiber, Kinder und
Vieh ftrt. Merken sie, daß die Einwohner auf ihrer Hut sind, so
bereiten sie sich zu einer regelmäßigen Belagerung, umzingeln die Banza
und laufen Sturm. Sie kämpfen mit vielem Muthe und weichen nur
dann vom Schlachtfelde, wenn alles verloren ist. Gestattet es der
Boden, so wählen sie, um eine Schlacht zu liefern, eine Ebene, bil-
den geschlossene Vierecke und schießen auf den Feind, dessen Feuer sie
mit der unerschütterlichsten Kaltblütigkeit aushalten. Sie gebrauchen
ihre Flinten mit bewundernswercher Geschicklichkeit und schießen sehr
schnell. Ihre Bewegungen führen sie mit so vieler Leichtigkeit aus,
daß man glauben sollte, sie müßten von Europäern oder Überläufern
aus den Portugiesischen Besitzungen unterrichtet worden seyn, was auch
späterhin Douville bestätigt fand.
Inneres Südafrika.
Wir bezeichnen mit diesem Namen den Theil Afrikas, der vom
10° N. Br. bis zum 30° S. Br., also 40 Breitengrade, oder 600
M. von N. gegen S., von der Südgränze Nigritiens oder Sudans
und Habessiniens bis zur Nordgränze des Kaplandes sich erstreckt.
Im W. machen Ober- und Niederguinea und im O. die Ostküstenlander
Afrikas die Gränze und am südlichen Rande stößt es an den Atlanti-
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Extrahierte Personennamen: Hauser
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Angola Afrikas Nigritiens Sudans Niederguinea Afrikas
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Guropa.
ganz Rußland ist, und mit der keine von allen übrigen in der Welt
auch nur die entfernteste Ähnlichkeit hat. Sie dauert 6 Wochen und
zieht ein ungeheures Menschengewühl hierher, das auf 300,000 Köpfe
angeschlagen werden kann. Es ist alsdann durchaus alles von dem ersten
gröbsten Lebensbedürfnisse bis zum feinsten rafft'nirtesten Luxusartikel
nicht nur zu haben, sondern auch in Massen aufgethücmt zu finden.
Alles gehr ins Große, ins Riefenhafte, von jeder Gattung Waare
giebt es fast immer eine oder mehrere Werste lange Reihe. Altes Le-
der und die schönsten Pelzwerke, Kaviarbehalter aus Birkenrinde und
die elegantesten Bureau mit Mechanik und -Flötenwerk, Kirgisische Filz-
decken und Indische Shawls, Glaskorallen und orientalische Zahlper-
len, Bastschuhe und Brabanter Spitzen, Thee und Theer, alte Klei-
der und goldene und silberne Gerathe von der köstlichsten Arbeit, Bü-
cher und Pferdegeschirr, Stiefel und Diamanten, kurz alles, was man
in den größten, reichsten Handelsstädten mit vieler Mühe an verschie-
denen Orten zusammen suchen muß, findet sich hier an einem Punkte
vereinigt, und wird von Käufern und Verkäufern der verschiedensten
in- und ausländischen Nationen in Umlauf gebracht. Hier handelt
ein zerlumpter Tatar mit einem ehrlichen Schwarzwälder um eine Guk-
guksuhc für etliche Rubel, während sein Nachbar, ein Italiener, Hun-
derte von Dukaten einstreicht, die ihm der mit Gold verbrämte feiste
Buchar für seine große Bronzependüle bezahlt. Dort schließt ein Lü-
becker mit einem Griechen einen Handel auf eine Partie Donschen
und Moldauischen Weins; hier tauscht ein Sibirischer Kaufmann von
einem Armenier gegen etliche tausend Pud Eisen eine Handvoll Zahl-
perlen ein; kurz etwas Gemischteres, Bunteres für Auge und Ohr ist
gewiß nirgends zu finden. Die Europäer spielen hier übrigens eine
sehr untergeordnete Rolle; Russische Kaufleute mit Bärten und Orien-
talen sind die Hauptpersonen. Bucharen, Armenier, Tataren, Perser,
Indier, Sibirier, Kirgisen, Tibetaner, Osmanen, Baschkiren, Moldauer,
Griechen, Juden, Individuen von fast allen Europäischen Nationen
finden sich hier ein, und man hört das bunteste Gemisch von Spra-
chen. Alle die unübersehbaren Massen von Waaren, die Hunderttau-
sende von Käufern und Verkäufern, ja selbst die meisten der Buden
kommen Tausende von Wersten weit auf dem Wasser hergefahren,
und außer dem von der Krone mit großen Kosten erbauten weitläufti-
gen Kaushof, werden hier etliche tausend Buden und Niederlagen aus
Stangen, Brettern, Matten, Baumrinden rc. errichtet, die eine unge-
heure Fläche bedecken und sich an die mehrere Wersten langen Reihen
von Barken anschließen, welche auch fast alle die Stelle von Buden
vertreten und einen Theil ihrer Wa-aren längs des Ufers aufstellen.
Ferner erwachsen hier zahllose größere und kleinere Gebäude, in welchen
alles, was nur von Trink- und Speisehäusern aller Gattung gefordert
werden kann, zu haben ist.
Zu den reichsten Buden gehören die Pelzwerksbuden der sogenann-
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7s
Russisches Reich«
ten Sibirischen Linie (Reihe). Man tritt hinein, da ist nichts zu se-
hen, als einige längs der Wände herumstehende unscheinbare Kasten
und einige Ballen in Matten, auf welchen ein Paar Menschen ruhig
sitzen und plaudern. Aber der Sitz des einen ist eine Kiste voll schwar-
zer Fuchsbälge von mehr als 100,000 Rubel am Werthe, der andere
hat vielleicht einen noch kostbarern Sitz. Hier wird nur im Ganzen
verkauft, und die geringste Summe, von der gesprochen wird, ist
50—60,000 Rubel. Einen noch großem Kontrast zwischen dem äu-
ßern Ansehen und dem innern Gehalte liefern die Perlenbuden. Da
sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen schlechten Bude
ein Mann, der auf einem wackeligen Brette vor sich einige Bogen gel-
des und graues Papier hat, auf welchem für mehr als 100,000 Ru-
bel Perlen liegen, von den kleinen staubartigen an, aus denen die rei-
chen Kaufmannsfrauen ihre Spitzen zum Kopfputz klöppeln, bis zu
den Zahlperlen, von denen eine Schnur 8 bis 10,000 Rubel kostet. —
Ein sehr wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren Indischen Shawls,
die immer von den Indiern in bedeutenden Partien verkauft werden.
Mit diesem Shawlkaufen hat es eine ganz besondere Bewandniß. Die
kostbarsten Partien Shawls werden nämlich gekauft, ohne daß der
Käufer die in Ballen verpackte Waare sieht, oder den Ballen vor ab-
geschlossenem Kaufe öffnet. Dies hindert ihn aber nicht, genau die
Beschaffenheit und die Güte jedes einzelnen Shawls in der Partie zu
kennen. Zu diesem Behufe dienen gewisse Verzeichnisse der abgesand-
ten Ballen, welche die Mäkler (meistens Armenier) sich aus Kaschmir
und aus den andern Haupthandelsplätzen zu verschaffen wissen, und in
welchen, nach der in jedem Shawl eingewebten Marke, alle Tugen-
den und Fehler desselben, der Meister, der ihn verfertigte, das Maaß rc.
bis auf die geringste Kleinigkeit angegeben sind. Mit diesem Akten-
stück in der Tasche wird nun auf den Ballen gehandelt, ohne daß der
Käufer ihn gesehen hat. Die Mäkler, die sich diese Verzeichnisse nicht
anders als mit großer Mühe und Kdsten anschaffen können, und für
deren Zuverlässigkeit sie mit Ehre und Vermögen bürgen, halten sie
sehr theuer, und sollen sich nach Verhältniß der Wichtigkeit einer Par-
tie, 2—500 Rubel für eine einzelne Abschrift zahlen lassen. Die Art
des Kaufes ist folgende: Der Käufer geht in Begleitung eines oder
zweier Mäkler zum Verkäufer; man setzt sich und nun beginnt der
Handel, wobei aber der Verkäufer keine Sylbe wechselt. Alles geht
durch die Mäkler, die unaufhörlich von einem zum andern rennen und
jedem in die Ohren reden, indem sie ihn dabei immer in die entle-
genste Ecke des Gemachs hinzerren. So geht das Wesen eine lange
Zeit fort, bis der geforderte und gebotene Preis einander so nahe ge-
kommen sind, daß eine Übereinkunft zu hoffen ist; doch pflegt diese
Differenz immer noch bedeutend genug zu seyn. Nun erst werden
die Shawls vorgeholt und nun erst fangen die Handelnden an, mit
einander zu sprechen; der Verkäufer breitet seine Waare aus und prei-
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Russisches Reich.
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Soldaten unüberwindlich macht, ist vorzüglich sein unbedingter Gehor-
sam, seine Hingebung für die Erfüllung des Befohlnen. Als ein
Beleg möge hier folgende Anekdote aus dem Feldzuge in Finland
(1788) dienen. Ein kleines, von einem Unteroffizier angeführtes Deta-
chement ging des Abends aus, um die dem Feinde gegenüberstehen-
den Schildwachen abzulösen. Als sie eine Weile gegangen waren,
ruft einer der Soldaten seinem Vordermanne zu: „da zieht ein Trupp
Schweden hinter uns." Nach ein Paar Minuten, da keine Antwort
erfolgt, wiederholt er seine Anzeige mit dem Zusätze: „Sie werden uns
von den Unsrigen abschneiden, und dann ist's aus mit uns." „Narr,
antwortet ihm jener ganz gelassen, was geht das dich an, es ist so
befohlen, dafür verantwortet ja der Unteroffizier, der muß wissen, was
er thut."
Eine nicht minder gute Nationaleigenfchaft der Russen ist seine
religiöse Duldsamkeit. Nie wird er den Andern fragen, wes Glaubens
bist du, selten weiß der gemeine Mann, wes Glaubens er selbst ist,
und ob es der allein seligmachenden Kirchen mehrere giebt. Nie haben
fremde Religionsverwandte sich über Unduldsamkeit, Neckereien oder
Belästigungen zu beklagen gehabt; das einzige Auszeichnende, was
sich der herrschende Kultus der Griechischen Kirche vorbehalten hat,
ist das Lauten mit Glocken. — Auch thätig und arbeitsam ist der
Russe, doch in der Regel nicht mehr, als es ihm Noth thut. Wahr
ist es, er hat einen hohen Grad natürlicher Trägheit, den er seinem
rauhen Himmelsstriche, dem langen Winter und der künstlichen Wärme
verdankt, in welcher er über 6 Monate des Jahres vegetirt. Daher
sein Hang zur Schläfrigkeit, den er, wenn er ohne Beschäftigung
und im Warmen ist, niemals überwindet; er schläft oft und viel und
zwar in jeder Stellung. Allein bei aller dieser natürlichen und erwor-
benen Neigung zur Trägheit behält er noch immer Reizbarkeit genug,
um sehr thätig und arbeitsam zu seyn, wenn es ihm Noth thut, oder
der Gewinn ihn anlockt. Dann spart er keine Mühe, scheut kein
Opfer seiner Gemächlichkeit, arbeitet die Nacht, und läßt si'ch's unend-
lich viel kosten, um eine Kleinigkeit zu verdienen. Er ist ein geborner
Kaufmann; das Kaufen, Verkaufen, Handeln und Spekuliren macht
ihm Vergnügen; um einige Kopeken sieht man oft reiche Leute Vier-
telstunden lang handeln, weggehen, wiederkommen, zehn Buden durch-
suchen; wohlseil eingekauft, oder vielmehr viel abgehandelt zu haben,
ist hier kein kleiner Ruhm. Diese Nationalsucht abzuhandeln, und
alles um die niedrigsten Preise zu haben, zwingt nun natürlich den
Kaufmann, den Preis eben so hoch als möglich zu schrauben. Nur
Juden können so fürchterlich überbieten, wie die Russen. Peter der
Große, der sein Volk recht wohl kannte, machte einmal diese Bemer-
kung gegen die Holländischen Juden. Als sie ihn um die Erlaubniß
baten, in Rußland ihre Geschäfte treiben zu dürfen und ihm dafür
eine große Summe anboten: so schlug er ihnen ihre Bitte mit der
Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band. 3
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Preußischer Staat.
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die Gaben zunahmen, so miethete Franke 2 Stuben in seines Nachbars
Hause für die Schule, trennte die armen Kinder von den Bürgerkin-
dern weil die Bedürfnisse sehr verschieden waren, und setzte für jede
Schule einen Lehrer ein. Nachdem diese 2 Schulen eine Zeitlang
bestanden hatten, merkte Franke wohl, daß manchen Kindern auch mit
der Schule nicht geholfen sey, und daß eine Armenerziehungsanstalt ein
Vaterhaus für manche werden könnte. Der Gedanke ward bald zur
That. Franke wollte sich aus 4 Geschwistern ein Kind aussuchen, um
damit anzufangen; allein wie er alle 4 in gleichem Elend und gleich
bedürftig der Hülfe sah, unterließ er das Wahlen und nahm alle vier.
Ec brachte sie bei guten Bürgern unter und bezahlte für jedes wöchent-
lich \ Thaler. Bald vermehrte sich die Zahl seiner Waisen bis auf 12.
Zum Aufseher setzte er über diese Kinder einen Studenten, und dieselbe
wohlwollende Hand, welche einige Zeit vorher 500 Rthlr. ihm einge-
händigt hatte, überlieferte ihm im Winrer 1695 die Summe von 1000
Rthlr., womit nun schon viel ausgerichtet werden konnte; unter andern
ward auch des Nachbars Haus erkauft. Im Sommer 1696 bauete
er 2 Stuben daran und brachte die 12 Waisenkinder darin unter. Dies
war der erste Anfang des Hallischen Waisenhauses. Als
sich die Waisen vermehrten, so setzte man einen besondern Hauswirth an
und kochte nicht bloß für die Waisenkinder, sondern auch für arme Stu-
denten, aus denen man die Lehrer nahm. Bald ward es nöthig, das
nächst angränzende Haus für 300 Rthlr. dazu zu kaufen und mit dem
ersten zu verbinden. Die Armenschule ward allmalig in 4 Klassen ge-
theilt, 2 für die Mädchen und 2 für die Knaben. Im I. 1699 kam
eine besondere Schule für solche hinzu, welche studiren wollten, und er-
hielt gleich zu Anfang 3 Klassen. Im Frühjahre 1698 waren 100
Kinder im Waisenhause, ohne die Schüler, und 73 arme Studenten
wurden darin gespeist, so daß mit den angestellten Beamten täglich 200
Menschen in dem Hause gespeist wurden. Franke kaufte jetzt ein groß-
ßes Haus mit Garten und einem ausgedehnten davor liegenden Platze
für fast 2000 Rthlr. und beschloß ein für seine Anstalten zweckmäßiges
Haus zu bauen, obgleich er dazu kein Geld hatte. Den 13. Julius
1698 legte er den Grundstein zu dem jetzigen Waisenhause und sehte
den Bau so ernstlich fort, daß den 13. Julius 1699 das Gebäude un-
ter Dach gebracht und Ostern 1700 bezogen ward. Es ist wahrhaft
wunderbar, wie die unsichtbare Hand Gottes Franke bei diesem Bau
unterstützte; denn oft hatte er keinen Pfennig, wenn er hunderte von
Thalern auszahlen sollte; aber doch fügte es sich stets so, daß, wenn
Geld unumgänglich nöthig war, auch etwas ankam. — Im innern
oder Mittelhofe des Waisenhauses, dicht vor dem Pädagogium auf einem
erhöheten Platze, zu welchem eine Treppe führt, hat man 1829 diesem
Stifter des Hallischen Waisenhauses ein Denkmal errichtet, nach dem
Modell des Professors Rauch in Berlin von Bronze gegossen. Die
Gruppe ist über Lebensgröße, 6 F. hoch ausgeführt, und ruht auf einem
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Franke Franke Franke Julius Julius Gottes_Franke