3. Niederwerfung Preußens.
23
Im Frieden zu Preßbnrg, der noch in demselben Jahre zustande kam, mußte Österreich Venezien an Italien abtreten, Tirol und Vorarlberg an Bayern, andre Besitzungen an Württemberg und Baden. Diese drei deutschen Staaten hatte Napoleon zu einem Bündnis mit Frankreich veranlaßt. Außer der Gebietserweiterung wurden Bayern und Württem-berg als Königreiche von Napoleon anerkannt. Österreich hatte seine letzte Besitzung in Italien verloren und hatte auch deutsches Gebiet eingebüßt. Der König von Neapel verlor sein Königreich, behauptete sich aber mit englischer Unterstützung in Sizilien. Bezeichnend sür den Übermut, mit dem Napoleon nicht willfährige Fürsten behandelte, ist sein Brief an den König von Neapel nach der Schlacht bei Austerlitz: „Die Dynastie Bourbon in Neapel hat aufgehört zu regieren." Das Königreich Neapel übertrug Napoleon seinem Bruder Joseph; sein Schwager Joachim Murat, Gemahl seiner Schwester Karoline, erhielt das Großherzogtum Berg, das aus den ehemaligen Herzogtümern Kleve und Berg gebildet wurde; die Batavische Republik gab er seinem Bruder Ludwig als Königreich Holland. Dieser Ludwig ist der Vater Napoleons Iii. Italien war als Königreich mit der Krone Frankreichs vereinigt und wurde von seinem Stiefsohn Engen Beauharnais verwaltet. Eugen Beauharnais war ein Sohn der Kaiserin Josephine aus deren erster Ehe mit dem General Beauharnais. Wie die Republik Basallenrepubliken geschaffen hatte, so schuf Napoleon für seine Familie Vasallenkönigreiche.
Von einschneidender Bedeutung für die deutschen Verhältnisse war die Stiftung des Rheinbundes. Die deutschen Staaten mit Ausnahme von Österreich und Preußen sagten sich vom Deutschen Reiche los und traten zum Rheinbund zusammen unter der Schutzherrschaft Napoleons. Daher legte Kaiser Franz Ii. am 6. August 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder. So fand das Deutsche Reich nach tausendjährigem Bestände seinen Untergang in den Stürmen der Napoleonischen Kriege durch die Untreue deutscher Fürsten.
3. Niederwerfung Preußens.
Zu dieser Zeit regierte in Preußen König Friedrich Wilhelm Iii. Im Jahre 1797 war er seinem Vater, Friedrich Wilhelm Ii., gefolgt. Er war ein einfacher, schlichter Mann, religiös und rechtlich gesinnt. So lange wie möglich wünschte er feinem Lande den Frieden zu erhalten. Sah er doch, daß Napoleons Gegner überall unterlagen. Indessen bestand am Hofe und im Lande eine ansehnliche Kriegspartei. Da Preußen feit 1793 "neutral geblieben war, hatten die preußischen Truppen die napoleonifche Art der Kriegführung nur aus der Ferne kennen gelernt; das preußische Heer hatte die notwendige neue Schulung nicht mit durchgemacht. Als Kaiser Alexander I. von Rußland sich der dritten Koalition
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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
vollständige Trennung von Staat und Kirche durchführte, suchte er alle Parteien zu befriedigen. Die ersten Jahre seiner Regierung sind noch angefüllt mit Streitigkeiten gegen Holland, in denen es sich hauptsächlich um den Anteil handelte, den Belgien bei der Tilgung der Staatsschuld des früher vereinigten Königreichs zahlen sollte. Eine Einigung kam erst 1839 zustande, als Belgien eine jährliche Zahlung von 5 Million Gulden bis zur Tilgung der Schuld zu übernehmen versprach.
Unter Leopolds Regierung erreichte das Land eine große Blüte. Die Einführung des französischen Münzfußes erleichterte den Handelsverkehr mit Frankreich. Bergbau, Ackerbau, Industrie, Handel und Schiffahrt nahmen einen großen Aufschwung. Das Land erhielt das dichteste Eisenbahnnetz von allen Ländern der Erde. Von Vorteil war dem Lande der Anschluß an den Deutschen Zollverein. Leopold I. genoß auch im Auslande großes Ansehen.
Die Niederlande. Wilhelm I. regierte seit 1831 in den Niederlanden allein in patriarchalischer Weise. Dem Verlangen des Volkes nach einer mehr freiheitlichen Verfassung stand er unfreundlich gegenüber. Als die Kammer 1840 seine Zivilliste herabsetzte, dankte er ab und zog sich nach Berlin zurück, wo er 1843 starb. Sein Sohn Wilhelm Ii. regierte von 1840—1849.
Italien. In dem Königreich Neapel, auf Sizilien und Sardinien hatte eine Volkspartei dem König eine freiheitliche Verfassung abgerungen. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich fürchtete, daß die Bewegung auf die österreichischen Besitzungen in Oberitalien, die Lombardei und Venezien, übergreifen würde. Daher stellte ein österreichisches Heer die alten Zustände in Unteritalien und den beiden Inseln wieder her. Die österreichische Regierung in Oberitalien wurde dadurch nicht beliebter.
Spanien und Portugal. Die freiheitliche Bewegung in Unteritalien war von Spanien ausgegangen. Dort hatten aufständische Truppen dem König eine Verfassung abgetrotzt. Mit Hilfe eines französischen Heeres wurden die Aufständischen zur Ruhe gebracht und die absolute Monarchie wiederhergestellt. Der König führte statt des bestehenden Thronfolgegesetzes das alte kastilische wieder ein. Nach diesem war weibliche Thronfolge zulässig. Als nun der König starb und nur eine Tochter Jsabella hinterließ, machte sein Bruder Don Carlos Ansprüche auf den Thron auf Grund des frühern Gesetzes. Das führte zu langwierigen Bürgerkriegen, die unter dem Namen Karlistenkriege bekannt sind. ^
Auch der reiche Kolonialbesitz in Amerika ging verloren. Da die Regierung dort fast nur Spanier als Beamte anstellte und diese das Volk zu ihrer eignen Bereicherung bedrückten, erhoben sich allenthalben
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Leopolds Frankreich Niederlande Niederlanden Berlin Italien Königreich_Neapel Sizilien Sardinien Oberitalien Unteritalien Oberitalien Spanien Portugal Unteritalien Spanien Amerika
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urteil aus. Aber das gengte dem rachschtigen Franzosen, den letzten Staufer hinrichten zu lassen.
3. Die Freunde saen ahnungslos im Kerker beim Schachspiel, als ihnen ihr Los verkndet wurde. Wrdig und gefat hrten sie das Urteil, so ungerecht es auch war. Konradin setzte seinen letzten Willen auf, und nur dann drohte ihn der Schmerz zu bermannen, wenn er an die ferne Mutter dachte. Auf sie waren auch seine Gedanken gerichtet, als er auf dem Markt-platz in Neapel das Blutgerst bestieg. Zu den Umstehenden sprach er mit ungebrochener Stimme die Worte: Euch alle, ihr Lebenden, frage ich: verdiene ich den Tod, weil ich mein Recht verteidigt habe? Und verdient die Treue den Tod. da alle, die zu mir standen, ihn erleiden sollen?" Das Schicksal seines Freundes, den er in seinen Untergang hineinzog, schmerzte ihn tief. Seine letzten Worte aber waren: O Mutter, welches Herzeleid bereite ich Dir!" Dann fiel sein Haupt; laut auf schrie vor Schmerz bei diesem Anblick Friedrich von Baden. Dann wurde auch er enthauptet, ein hehres Beispiel deutscher Freundestreue.
4. Der grausame Karl von Anjon erfreute sich seiner Frevelthat nicht lange. Aus der Insel Sizilien machten sich seine Franzosen ganz besonders verhat. Da brach ein gewaltiger Volksaufstand los (die sizilianische Vesper), bei dem alle auf der Insel befindlichen Franzosen ermordet wurden. Man schttelte die franzsische Herrschaft gnzlich ab. Von Kummer und Gewissensbissen verfolgt, sank Karl in das Grab.
5. Wie der letzte mnnliche Staufer ein trauriges Geschick hatte, so auch die letzte Frau. Margarethe war mit einem Landgrafen von Thringen vermhlt worden. Dieser behandelte sie so unwrdig, da sie schlielich fr ihr Leben frchten mute. Sie entschlo sich zu fliehen und, wenn auch schweren Herzens, ihre beiden Shne zu verlassen. Im berma des Abschiedsschmerzes soll sie ihren Sohn Friedrich in die Wange gebissen haben. Sie sah ihre Kinder nicht wieder. In Drftigkeit und von den Ihrigen vergessen, starb sie in Frankfurt a. M., wohin sie sich geflchtet hatte.
11. Mdolf von Kasburg (127391).
1. Mit dem Tode Konrads Iv., des letzten regierenden Fürsten aus dem Hause der Staufer, geriet Deutschland in eine arge Zeit der Ver-wirrung. Man whlte zu Herrschern fremde Fürsten, die nur nach dem Glnze der Krone trachteten, ohne die Brde der Regierung tragen zu wollen. Da that denn jeder, was ihm beliebte; die Starken und Mchtigen befehdeten die Schwachen und Friedlichen; es herrschte das Faustrecht, weil
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Frankfurt Kasburg Deutschland
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fllig zu Bitten, der zu gehorchen Habe. So erhob sich der Kaiser. Die alte Freundschaft war zerrissen, der Kampf zwischen Staufern und Welfen begann von neuem.
7. Zunchst zog der Kaiser gegen die Lombarden; doch er verlor die Schlacht bei Legnano (1176). So mute er doch den Gedanken aufgeben, den Gehorsam Italiens zu erzwingen. Auf einer Zusammenkunft zu Venedig shnte er sich mit dem Papste Alexander Iii. aus (1177).
8. Friedrichs Ansehen war geschwcht, und er mute eilen, es durch die Bestrafung des ungehorsamen Herzogs wieder zu heben. Diese wrde bei der groen Macht Heinrichs des Lwen schwer ausfhrbar gewesen sein, wenn der Welfe nicht durch seine Herrschsucht sich viele Feinde unter den deutschen Fürsten gemacht htte. Sie begrten die chtung des gewaltigen Mannes mit Freuden und strmten alle auf ihn ein, so da er nach kurzem Widerstande sich dem Kaiser unterwerfen und dessen Gnade anflehen mute (1180).
9. Der Zorn Friedrichs verrauchte, als er den frher so mchtigen Jugendfreund zu seinen Fen liegen sah. Gromtig dachte er nicht an die Hartnckigkeit, mit der Heinrich ehemals ihn selbst in hnlicher Lage abgewiesen hatte. Die entzogenen Herzogtmer konnte er ihm freilich nicht wiedergeben. (Bayern hatte jener Otto von Wittelsbach erhalten, dem Friedrich die Rettung aus Gefahr nicht vergessen hatte.) Aber wenigstens die Lnder Braunschweig und Lneburg lie er ihm und seinen Kindern.
10. Nun stand der Kaiser nach dem schnellen Sturze dieses Gegners wieder geachtet und gefrchtet da.
Als er einen Reichstag (1184) nach Mainz berief, da versammelten sich zahlreich die Fürsten und die Blte des Adels (40000 Ritter) um ihn. Snger und Dichter wetteiferten, den groen Kaiser zu preisen. Das Haus der Staufer schien dauernd seine Macht in Deutschland begrndet zu haben. Denn blhende, hochbegabte Shne umgaben den Herrscher. Der lteste (Heinrich Vi.) war schon zu seinem Nachfolger gewhlt; er hatte Aussicht, Italien, das der Vater verloren hatte, wieder zu gewinnen; denn seine Gemahlin war Konstanze, die Erbin des Knigreichs Neapel und Sizilien, geworden, und die alte, nun vershnte Gegnerin Mailand hatte es sich als hchste Ehre erbeten, da die Hochzeit in ihren Mauern gefeiert werde. So lchelte dem vielgeprften Fürsten ein friedlicher Lebensabend.
11. Da kam pltzlich die Kunde, Jerusalem, die heilige Stadt, welche vor etwa einem Jahrhundert (1099) auf dem ersten Kreuzzuge den Unglubigen, den Trken, entrissen worden war, sei den Christen wieder ver-
Wagner. Deutsche Lebensbilder. Ausgabe B. 3
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(1212) antrat. Es war ein geistig hervorragender Mann, dieser Friedrich Il, aber infolge seiner Erziehung mehr Italiener als Deutscher. Und bald zeigte sich, da ihn das Unglck frmlich verfolgte. Sein ltester Sohn fiel von ihm ab; sein Lieblingssohn Enzio geriet in lebenslngliche Gefangenschaft; sein jngerer Sohn, Konrad Iv., folgte ihm zwar (1250) in der Regierung, ber-lebte ihn aber nur um vier Jahre. So war von dem ganzen Hause der Staufer nur noch ein kleiner Knabe brig.
1. Konrad (italienisch: Conradino = der kleine Konrab) wuchs unter der zarten Frsorge der Mutter in der Heimat auf der Burg Hohenstaufen heran, die letzte Hoffnung des Geschlechts. Auer der Mutterliebe verschnte auch die Freunbschaft mit dem gleichaltrigen Friedrich von Baden seine Jugenb.
Aber dem hochgesinnten Jngling lieen die Ansprche seines Hauses auf das Knigreich Neapel keine Ruhe, ba er in Deutschland keine Aussicht hatte, zum Herrscher erwhlt zu werben. Trotz aller Beschwrungen der Mutter, die den Untergang des einzigen Sohnes in dem gefhrlichen Lanbe voraussah, folgte wie verblenbet der 16jhrige Konrabin der Einlabung feiner Anhnger in Italien, die ihm treue Untersttzung zusicherten. Die letzten Familiengter in Schwaben mute der Knigssohn verpfnben, um wenigstens ein kleines Gefolge zusammenbringen zu knnen.
2. Hoffnungsfreubig berschritt Konrabin mit feinem treuen Freunbe die Alpen. Man nahm in Italien den herrlichen Jngling begeistert auf. Sein Wesen stach boch sehr ab von dem seines Gegners, Karl von Anjou.
Diesen franzsischen Prinzen hatte der Papst herbeigerufen und als König eingesetzt. Das war ein finsterer, grausamer und heimtckischer Mann, der seine Lanbslente bermig begnstigte, obwohl durch beren bermut die Italiener gegen biefe Frembherrfchaft noch erbitterter wrben. Das Erscheinen Konradins wrbe als eine Erlsung begrt; der Sieg der Deutschen schien gesichert.
Es kam zur Schlacht (bei Tagliaeozzo 1268). Schon hatte die Tapferkeit der beutfchen Ritter, welche Konrabin begleiteten, den Sieg entschieden: ba zerstreuten sie sich nach ihrer Gewohnheit, um zu plndern; dies hatte ein Ratgeber Karls vorausgesehen, einen Hinterhalt gelegt und vernichtete auf biefe Weise die zgellos Plnbernben. Konrabin mute fliehen; er vertraute auf die Treue eines von den Staufern mit Wohlthaten berschtteten Italieners (Frangipani); boch biefer verriet ihn und lieferte ihn an Karl von Anjou aus.
Es wrbe nun Gericht gehalten der Konrabin und seinen Freunb. Rur eine Stimme erklrte sich fr seine Schulb und sprach das Todes-
3*
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Innozenz Iii.
119
H 58. Heinrich Tl. (1190 -1197) war 25 Jahre alt, als Friedrich I. starb. Er war von zartem Krperbau, aber von weit ausschauendem Geiste und von tatkrftigem Willen erfllt, ernst und verschlossen; das Reich wollte er grer und glnzender ausgestalten, als es unter seinem Vater gewesen war. Schwere Kmpfe standen ihm bevor sowohl in Deutschland, wo Heinrich der Lwe viele Fürsten gegen ihn aufwiegelte, als auch in Italien, wo die Normannen ihn nicht als König anerkennen wollten. Auf seiner ersten Romfahrt wurde er 1191 zum Kaiser gekrnt, aus Unteritalien dagegen mute er ohne Erfolg zurckkehren.
In Deutschland kam ihm das Glck zu Hilfe. König Richard Lwenherz von England nmlich, der es mit den Welfen hielt, wurde auf seiner Heimreise aus dem Morgenlande in der Nhe von Wien vom Herzog von sterreich, mit dem er tdlich verfeindet war, gefangen ge-nommen und an Heinrich Vi. ausgeliefert, der ihn auf der Burg Trifels gefangen setzte und der ihn in Hagenau zu Gericht sa. Er mute dem Kaiser ein hohes Lsegeld zahlen und England von ihm zu Lehen nehmen. Nun unterwarf sich auch Heinrich der Lwe, dessen ltester Sohn Heinrich sich mit der Staufin Agnes vermhlte und dadurch die rheinische Pfalzgrafschaft erwarb. Er lebte die letzten Jahre seines Lebens in Frieden auf seiner Burg zu Braunschweig und beschftigte sich damit, die alten Lieder und Chroniken der Niederdeutschen zu sammeln.
Nach seinem Siege in Deutschland zog Heinrich nach Unteritalien und eroberte das Normannenreich. In Palermo hielt er Hof und entwarf die grten Plne. Jerusalem wollte er wiedererobern, den Kaiser in Kon-stantinopel unterwerfen, Sizilien mit Deutschland dauernd verbinden und die Erbmonarchie im Reich einfhren. Keiner dieser Entwrfe kam zur Ausfhrung. Die deutschen Fürsten konnte er fr den Plan eines erb-lichen Knigtums nicht gewinnen, sie begngten sich damit, seinen drei-jhrigen Sohn Friedrich zum Nachfolger zu whlen. 32 Jahre alt, ist der Kaiser in Sizilien gestorben. Mit seinem Tode brach sein ge-waltiges Reich zusammen.
2. Innozenz Iii.
11981216.
In den zwei Jahrzehnten seines Pontifikats bt Innozenz Iii., begnstigt durch die Zeitverhltnisse, die Oberherrschaft im Abend-lande tatschlich aus. Nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer und der Errichtung eines lateinischen Kaisertums daselbst sucht auch die griechische Kirche Anschlu an die rmische.
In Deutschland wird die Macht des Knigtums durch die Kmpfe der beiden Gegenknige zerrttet: die Entscheidung des Papstes wird angerufen und damit seine Oberherrlichkeit anerkannt, das Wormser Konkordat wird preisgegeben, das Reichsgut ver-schleudert, die groen Frstenfamilien der Landgrafen von Thringen,
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Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Zweiter Zeil. (12501450.)
Die Zeit der Vorherrschaft der Ppste.
1. Politische nderungen.
68. Der Untergang der Hohenstaufen. Konrad Iv. (12501254). Nach dem Tode Friedrichs Ii. wurde die Vorherrschaft des Papsttums nicht mehr bestritten und das Kaisertum nicht wieder erneuert. Solange jedoch Unteritalien und Sizilien in den Hnden von Nachkommen Friedrichs blieben, suhlten sich die Ppste in Rom nicht sicher. Es wurde deshalb eins der Ziele ihrer Politik, den ehemaligen Normannenstaat, auf den sie als aus ein Lehen des apostolischen Stuhles Anspruch erhoben, den Staufen zu entreien.
Nach Friedrichs Tode hatte Konrad Iv. Deutschland verlassen und sein unteritalisches Erbe angetreten; doch war er bereits 1254 in Messina gestorben. Da er nur einen Sohn im Kindesalter, Konradin, hinter-lie, der in Deutschland erzogen wurde, bernahm sein Halbbruder Man-fred die vormundschaftliche Regierung. Doch erforderten es die Zeit-umstnde, da er sich auf Drngen der Groen selbst die Krone aufsetzte. Unter ihm hatte das Land vielleicht seine blhendste Zeit, die von Fried-rich gegebene und gepflegte Ordnung trug ihre Frchte. Seine fr Handel und Weltverkehr glckliche Lage verschaffte den Einwohnern groen Wohl-stand. Manfred war der strkste Rckhalt der ghibellinischen Partei in ganz Italien und erfocht ihr auch in Mittelitalien groe Erfolge.
Obwohl die Ppste diese Herrschaft nicht anerkannten, waren sie dennoch nicht in der Lage, sie zu beseitigen, solange sich kein weltlicher Fürst zu dem Wagnis eines Feldzuges gegen Manfred bereitfand.
Hatten aber bisher die Ghibellinen an den Deutschen einen Rckhalt gefunden, so suchten jetzt die Guelsen den Beistand Frank-reichs. Solange nmlich die Kaiser die Herrschaft der Burgund aus-gebt hatten, war eine Annherung Italiens und Frankreichs erschwert gewesen. In der Mitte des 13. Jahrhunderts aber war die Grafschaft Provence durch Heirat an den an Krper und Geist hlichen, ebenso habschtigen wie grausamen Bruder Ludwigs des Heiligen von Frank-reich, Karl von Anjou, gefallen, und dieser trat mit den Welsen in Ober- und Mittelitalien in enge Verbindung. Seit dem Tode des Kaisers stieg der franzsische Einflu in Italien. Er fand darin seinen Ausdruck, da ein Franzose, Urbaniv., auf den ppstlichen Stuhl erhoben wurde. Die Erfolge Manfreds in Mittelitalien bestimmten diesen, Karl die Krone von Sizilien gegen hohen Tribut anzubieten. Karl nahm sie an und fhrte sein Heer nach Unteritalien. Bei Benevent verlor Manfred Schlacht und Leben (1266).
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Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Von den apnlischen Rittern verrterisch im Stich gelassen, strzte er sich in die dichtesten Reihen der Feinde und suchte den Tod, den er ritterlich kmpfend fand. Sein Leichnam wurde auf ppstlichen Befehl als Ketzerleiche verscharrt. Mnnlich schn, milde und gerecht, war Manfred hochgebildet. Der Hof zu Palermo entfaltete unter ihm von neuem den durch Poesie und Wissenschaft geadelten Glanz der Zeit Friedrichs Ii. Er las griechische und rmische Schriftsteller in der Ursprache und lie den Aristoteles ins Latei-nische bersetzen. Die Universitten von Neapel und Palermo blhten unter ihm auf. Selber von hoher dichterischer Begabung, zog er Dichter und Knstler an seinen Hof. Neue Straen und Hfen, vor allem die Hafenstadt Mansredonia, entstanden durch ihn.
Unteritalien und Sizilien gingen an Karl von Anjou der.
Der Versuch Konradius, sein Erbe an sich zu bringen, wurde nur ihm selbst verderblich. Konradin war 16 Jahre alt, als er die Heerfahrt nach Italien der den Brenner antrat. Als echter Sohn seines Hauses hatte er bis dahin sein Leben den Wissenschaften und Knsten gewidmet; auch zwei Minnelieder von ihm sind erhalten. Jetzt rief ihn eine hhere Pflicht, sich der Ahnen wrdig zu erweisen. Seine Mutter suchte ihn zurckzuhalten; in Hohenschwangau nahm er von ihr Abschied. Sein Stiefvater Mainhart von Tirol und fein Oheim, Herzog Ludwig von Oberbayern, redeten ihm zu und begleiteten ihn, waren aber die ersten, die ihn im Stich lieen, als sich schon in Verona Schwierigkeiten zeigten. 3000 Deutsche hielten bei ihm aus; treu zu ihm hielt Friedrich von Baden, der Sohn des Markgrafen Hermann Iv., der mit ihm am bay-rischen Hofe erzogen worden war und ein hnliches Geschick zu tragen hatte, denn Ottokar von Bhmen hatte ihm sein mtterliches Erbgut sterreich entrissen. Allmhlich sanden die italienischen Ghibellinen sich ein. Einem Triumph gleich war der Einzug des jugendlichen Staufen in Rom. Er hrte, da die pisanisch-staufische Flotte einen Sieg erfochten hatte. Da brach er kampfesmutig auf. Am 23. August 1268 stand sein Heer zwischen Tagliacozzo und der Felsenstadt Alba dem Heere Karls von Anjou gegenber. Die ungestme Tapferkeit des ersten ghibellinischen Treffens schien den Sieg zu entscheiden. Karls Marschall trug des Knigs Rstung. Er fiel, und es ging das Gercht, Karl sei gefallen. In Sieges-Zuversicht lsten sich die Reihen der Deutschen; sie verfolgten die Flcht-linge und plnderten das Lager. Da brach Karl mit 800 Geharnischten aus dem Hinterhalt, und die Schlacht war verloren. Der Sieger lie die vielen Gefangenen peinigen, verstmmeln und verbrennen. Konradin wurde auf der Flucht verraten und ausgeliefert! Ein gefangener König durfte nicht mit dem Tode bestraft werden, was auch die Sarazenen bei der Gefangennahme Ludwigs Ix. von Frankreich anerkannt hatten. Aber wider alles Kriegsrecht vollzog Karl einen Justizmord. Er klagte Konradin an als Frevler gegen die Kirche, als Emprer und Hochverrter an dem rechtmigen König". Smtliche Richter fprachen ihn frei, auer einem, der dem König gefllig sein wollte. Da sprach Karl aus eigner Macht-
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Extrahierte Ortsnamen: Palermo Friedrichs Neapel Palermo Unteritalien Sizilien Italien Hohenschwangau Verona Rom Frankreich
Politische nderungen.
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Vollkommenheit das Todesurteil aus. Die Freunde saen beim Schachspiel, als es ihnen verkndet wurde. Ruhig bestiegen sie zu Neapel das Schafott. Konradin sprach kniend ein letztes Gebet, dann die Worte: O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann fiel sein Haupt, nach ihm das seines Freundes Friedrich von Baden.
1268 war Ezzelino da Romano ( 66), der Schwiegersohn Friedrichs Ii. und das ihm treu ergebene Haupt der oberitalischen Ghibellinen, ein ge-waltiger, aber wegen seiner Grausamkeit allgemein verhater Mann, gefangen genommen worden. In finsterm Trotz ri er die Binden von den Wunden und starb. 1270 starb Margarete, Friedrichs Ii. Tochter, nach traurigem Leben an der Seite des thringischen Landgrafen Albrecht des Entarteten. 1272 starb Friedrichs Lieblingssohn Enzio nach 22 jhriger Gefangenschaft in Bologna. Manfreds Shne lie Karl von Anjou bis zu ihrem Tode im Gefngnis schmachten. Die letzte berlebende Tochter Katharina hatte freiwillig den Nonnenschleier gewhlt und starb 1279 in der stillen Zelle eines franzsischen Klosters.
Seiner Tat hat sich Karl von Anjou nicht freuen knnen. Mit seiner Macht stieg sein Mitrauen, seine Tyrannei und Blutgier. Bald grte es allgemein. Johann von Procida, Manfreds treuer Freund, durchzog verkleidet das Land und entflammte die Sizilianer zur Rache; Peter von Aragonien, der ritterliche Erbe Manfreds, lie eine Flotte im Mittelmeer kreuzen. Da gab eine neue Ehrenkrnknng der Brger von Palermo am 30. Mrz 1282 den letzten Ansto zur Sizilianischen Vesper", zu der Niedermetzluug aller Franzosen ans der Insel. Karl sah sich auch auf dem Festlande nicht mehr sicher; Abfall und Emprung berall, dazu der Ver-lust seiner Flotte; er sah seine ehrgeizigen Plne scheitern. Verbittert starb er im Januar 1284.
69. Das Ende der Kreuzzge. Schon 1244 war Jerusalem wieder an den Sultan von gypten zurckgefallen und blieb fortan der Christenheit verloren. Zu seiner Wiedereroberung unternahm König Ludwig Ix., der Heilige, von Frankreich den sechsten Kreuzzug (12481254). Mau war zu der Einsicht gekommen, da man das von dem Sultan von gypten bedrohte Jerusalem am besten durch einen Angriff auf gypten selbst gewinnen knne. Ludwig landete darum im Mndungsgebiet des Nils und nahm die wichtige Festung Damiette; aber aus seiner Heerfahrt nach Kairo wurde er geschlagen und mit seinem ganzen Heere gefangen genommen. Nur gegen ein hohes Lsegeld und die Rckgabe von Damiette erhielt er seine Freiheit wieder. Auch der siebente Kreuzzug, den Ludwig 1270 nach Tunis unternahm, scheiterte.
1268 fiel Antiochia, und 1291 wurde Akkou nach tapferster Ver-teidignng von den Mamelucken erstrmt. Darauf wurde das Morgen-land von den Christen vollstndig gerumt.
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Friedrichs Margarete Friedrichs Albrecht Friedrichs_Lieblingssohn_Enzio Friedrichs Manfreds Karl_von_Anjou Karl Katharina Karl_von_Anjou Karl Johann_von_Procida Johann Manfreds Peter_von_Aragonien Manfreds Karl Karl Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Ludwig Ludwig Damiette Ludwig Ludwig
Europische Kmpfe am Ende des 15. und am Anfange des 16. Jahrhunderts. 189
franzsische Heimat knpfte, nur ganz allmhlich, die englisch-fran-zsischen Kriege entspringen aus diesem Verhltnis. Erst als sich die Normannen mit den Angelsachsen verschmolzen hatten, schieden sie sich auch von Frankreich. Das Jahr 1453, in dem die englischen Könige auf allen Besitz in Frankreich verzichteten, bildet einen Abschnitt; die Scheidung der englischen und der franzsischen Nation ist vollendet.
In den 450 Jahren von der Schlacht bei Hastings bis zum Ende des Mittelalters besteigen mehrmals neue Dynastien den Thron. Auf Wilhelm und seine mnnlichen Nachkommen folgt 1154 das Haus Anjou-Plantagenet,
1461 " " o?k^er} Nebenlinien des Hauses Plantagenet, 1485 Tudor.
Charakteristisch fr die englische Geschichte (verglichen z. B. mit der deutschen) ist, da bei keinem dieser Thronwechsel furchtbare Brgerkriege fehlen. Der Thronbesteigung Heinrichs Ii. (Anjou-Plantagenet) (1154) gehen zwanzigjhrige Brgerkriege voraus, während der Regierung Heinrichs Iv., des ersten Lancasters (13991413), hren die inneren Kriege nicht auf, die Thronbesteigung Heinrichs Vii. Tudor (1485) schliet die dreiigjhrigen blutigen Brgerkriege der Roten und der Weien Rose, der Huser Lancaster und Jork.
Im Jahre 1300 wurde Wales von Eduard I. erobert. Sein Sohn Eduard Ii. ist der erste Prinz von Wales"; die Einwanderung in Irland hat begonnen, doch ist die Unterwerfung der Insel ebensowenig gelungen wie die Schottlands, wo seit der Mitte des 14. Jahrhunderts das Haus Stuart herrscht.
Fr die innere Geschichte Englands sind die Einrichtungen Wilhelms des Eroberers grundlegend, ihr weiterer Ausbau erfolgt durch die Magna Charta libertatum, die die englischen Groen 1215 dem König Johann ohne Land abntigen. Als der Begrnder des englischen Parlaments gilt Eduard I. (j 1307). Die Versuche einer absolutistischen Regierung führen die Absetzung Richards Ii. 1399 herbei.
94. Entwicklung Italiens seit dem Ausgange der Hohenstaufen.
Aus der Flle kleinerer Staatswesen, die nach dem Ausgange der Staufen entstanden waren, hatten sich folgende zu greren Mchten entwickelt. In Oberitalien war die westliche Lombardei im Besitz der Herzge von Savoyen und Piemont; in der stlichen herrschten die Herzge von Mailand; die ehemalige Mark Verona und Friaul hatte Venedig an sich gebracht. In Mittelitalien hatten die Ppste den Kirchenstaat wiederhergestellt. Toskana ist in seiner nrdlichen Halste Gebiet der Stadt Florenz, im Sden von Siena. Die ligurische Kste beherrscht Genua; den Sden bilden die beiden Knigreiche Neapel und Sizilien.
Die Verfassungen dieser Gebiete sind sehr verschieden, in Savoyen herrscht eine alte Dynastie; in Mailand haben im 14. Jahrhundert die Visconti, glckliche Truppenfhrer, die Herzogswrde an sich gebracht; nach ihrem Aussterben nehmen die Sforza eine hnliche Stellung ein. Venedig ist eine streng durchgebildete Aristokratie. Zu den Regierenden, den Nobili, gehrt nur, wer in das Goldene Buch" eingetragen ist; aus
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrichs Heinrichs Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Heinrichs Heinrichs Tudor Eduard_I. Eduard_Ii Eduard Wilhelms Johann Eduard_I. Richards Sforza
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Irland Schottlands Haus_Stuart Englands Italiens Staufen Oberitalien Savoyen Mailand Mittelitalien Toskana Florenz Siena Genua Neapel Sizilien Savoyen Mailand