1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
138
Königreich Hannover.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 1,700,000,
größtentheils Lutheraner, doch ist auch die Zahl der Re-
formirten und Katholiken beträchtlich, Zn Hinsicht der
Industrie sieht Hannover gegen andere Länder Deutsch-
lands sehr zurück, und eigentliche Fabriken finden sich
fast nur in den größer« Städten, doch ist das Linnen-
gewerbe sehr verbreitet. Der Handel ist bedeutend,
und für Beförderung der Künste und Wissenschaften ge-
schieht viel, so daß die Einwohner in wissenschaftlicher
Bildung andern Deutschen nichts nachgeben. Regent
ist ein König, welcher jetzt zugleich König von Groß;
Britannien ist und W ilhelm Iv. heißt.
Hannover, wohl gebaute Hauptstadt, nordwestlich von
Braunschweig, in einer Ebene, an der schiffbaren Leine, mit
einem königlichen Schlosse, Fabriken und Handel, hat 28,000
Einwohner. Dabei liegen die Lustschlösser Montbrillant und
Herrenhausen mit schönen Garten ^ Anlagen und Wasser-
künsten. —• Nienburg, Stadt, nordwestlich von Hannover,
am rechten Ufer der Weser, treibt Schifffahrt. — Werden,
Stadt, nördlich von Nienburg, an der schiffbaren Aller, treibt
Schifffahrt. — Hameln, Stadt und vormalige Festung, süd-
westlich von Hannover, am rechten Ufer der Wesir, treibt Schiff-
fahrt. — Hildesheim, Stadt, südöstlich von Hannover, an
der Innerste, einem Nebenflüsse der Leine, mit einer sehenswür-
digen Domkirche. — Goslar, Stadt, südöstlich von Hildcsheim
und am nördlichen Fuße des Harzes, mit merkwürdigem Bergbau
im nahen Rammelsberge. — Clausthal, wichtigste unter den
7 Bergstädten, auf dem Harze, südwestlich von Goslar, bei
welcher starker Silber- und Blcibergbau ist. Dicht an Clausthal
liegt die Bergstadt Cellerfeld. — Andreasberg, Berg-
stadt, südöstlich von Clausthal, auf dem Harze, mit Silberberg-
bau. — Osterode, Stadt, südöstlich von Clausthal, am südli-
chen Fuße des Harzes, mit bedeutenden Fabriken. — Duder-
stadt, Stadt, südlich von Osterode, mit starkem Hopfen- und
Tabaksbau. — Eimbeck, gewerbsame Stadt, nordwestlich von
Osterode. — Nord heim, Stadt, südöstlich von Eimbcck, mit
Tabaksbau. — Göttingcn, wohl gebaute Stadt, südlich von
Nordheim, mit einer berühmten Universität, großen Bibliothek
und mchrern Fabriken. — Münden, gewerbsame Stadt, süd-
westlich von Göttingen, in einem reizenden Thale, an der Ber-
einigung der Werra und Fulda, welche hierauf die Weser bilden,
treibt beträchtlichen Handel und Schifffahrt. — Celle, Stadt,
nordöstlich von Hannover, in einer sandigen Ebene, in deren Ge-
gend die bekannte Lüneburger Heide anfangt, an der Aller, die
hier die Fuse aufnimmt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat
ein Schloß und großes Zuchthaus. — Uelzen, Stadt, nordöst-
lich von Celle, an der Ilmenau, einem Nebenflüsse der Elbe, ist
bekannt durch ihren vortrefflichen Flachs. — Lüneburg, Stadt,
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
84
Ii. Mitteleuropa.
eist Reichthum von Fischen; die Erzeugnisse des Acker-
baues, der hier, so wie auch der Gartenbau auf einer
hohen Stufe steht, schöner Flachs und Hanf, Hopfen,
Oeigewächse, Torf, ein wichtiger Gegenstand in den nörd-
lichen Gegenden, wo er den gänzlichen Mangel der
Waldungen ersetzt, während die südöstlichen Gegenden
große Waldungen und von Mineralien auch verschiedene
Metalle und viele Steinkohlen besitzen.
Die Zahl der Einwohner steigt auf 4 Millio-
nen, theils Belgier oder Flamänder, theils Wallonen
mit eigenen Dialekten und mit starker Verbreitung der
französischen Sprache in den südlich gelegenen Städten.
Sie bekennen sich zur katholischen Kirche, lieben Kün-
ste und Wissenschaften und unterhalten einen sehr hoch-
gestiegenen Kunstfleiß und einen bedeutenden Handel.
Belgien, welches sich seit 1830 von den Nieder-
landen, mit weichen es bis dahin einen Staat bildete,
getrennt und zu einem eigenen Staate erhoben hat,
macht seit 1831 ein Königreich, dessen jetziger und er-
ster König Leopold I. heißt.
Brüssel, Hauptstadt und Residenz des Königs, nordöstlich
von (Sitte, schönste Stadt des Landes, liegt an der Senne, und
hat eine Universität, ein schönes Rathhauö, einen geschmackvollen
königl. Pallast, viele Fabriken und 100,000 Einwohner. In
der Nähe ist das königl. Lustschloß Lacken.— Löwen, Stadt
nordöstlich von Brüssel, an der Dyle, hat eine Universität. —
Gent, große Fabrikstadt, nordwestlich von Brüssel, an der
Schelde, mit einer Universität und 84,000 Einwohnern. Ant-
werpen, feste Stadt und wichtigste Handelsstadt Belgiens,
nordöstlich von Gent, am rechten Ufer der Schelde, hat einen
vortrefflichen Hafen, eine prächtige Domkirche, bedeutende Fabrik
kcn und 70,000 Einwohnern. — Lüttich, große Stadt, süd-
östlich von Löwen und unweit der Gränze Deutschlands, wozu sie
sonst gehörte, an der Maas, hat eine Universität und 58,000
Einwohner, welche viele Metallwaaren und vorzüglich Gewehre
verfertigen. •— Spaa, kleine Stadt, südöstlich von Lüttich und
noch näher an der Gränze Deutschlands, wozu auch sie sonst ge-
hörte, ist wegen ihrer warmen und stark besuchten Mineralquel-
len berühmt.
Die Niederlande.
Sie liegen östlich von England, von dem sie durch
die Nordsee, welche sie im Wessen und Norden bespült,
getrennt werden, und gränzen gegen Ossen an Deutsch-
land und gegen Süden an Belgien. Sie haben ihre
1836 -
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- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
156
Dänemark.
5) der Regierungsbezirk Dü sscldorf, welcher den
nördlichsten Theil der Provinz in sich faßt. Düsseldorf, Haupt-
stadt, und eine der schönsten Städte am Rheine, am rechten Ufer
desselben, nordwestlich von Cöln, hat ein Schloß, einige Fabriken,
einen bedeutenden Handel und 24,000 Einwohner. In der Nähe
ist der Jägcrhof, ein königliches Lustschloß. — Neuß, Stadt,
südwestlich von Düsseldorf, unweit des Rheins, an der Erft, hat
Fabriken und Handel. Die St. Quirinskirche ist ein herrliches
Gebäude. — Gladbach, gcwerbsame Stadt westlich von Rcuß,
verfertigt vortreffliche Leinwand. — Krefeld, mistige Fabrik-
stadt, nordwestlich von Düsseldorf, hat besonders treffliche Seiden-
sabriken und 18,000 Einwohner. —Kempen, gewerbsame Stadt,
nordwestlich von Krefeld. — Geldern, gewerbsame Stadt, nord-
westlich von Krefeld, von der Niers umflossen. — Kleve, gewerb-
same Stadt, nordwestlich von Geldern, i Meile vom Rhein, hat
in der Nähe einen schönen Garten mit einem Gesundbrunnen. —
Emmerich, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Kleve, am rech-
ten User des Rheins, treibt Schifffahrt. — Wesel, Stadt und
starke Festung, südöstlich von Emmerich, am rechten Ufer des
Rheins, welcher hier die schiffbare Lippe aufnimmt, hat Fabriken
und 13,000 Einwphner, und treibt Schifffahrt. — Duisburg,
gewerbsame Stadt, nordöstlich von Krefeld, in der Nähe der Ruhr,
mit Schifffahrt und Handel. — Mühlheim an der Ruhr,
gewerbsame Stadt, östlich von Duisburg, treibt Handel. —
Essen, Stadt, nordöstlich von Mühlheim, mit Fabriken und Stein-
kohlengruben in der Nähe. — Werden, gcwerbsame Stadt,
südöstlich von Mühlheim, liegt an der Ruhr. — Elberfeld,
eine der wichtigsten Fabrik- und Handelsstädte Preußens, östlich
von Düsseldorf an der Wupper, hat vortreffliche Garn- und Lcin-
wandbleichcn, vorzüglich wichtige Baumwollen-, Band- und Sci-
denfabriken und 27,000 Einwohner. — Barmen, wichtige Fa-
brik- und Handelsstadt, in der Nähe von Elberfeld, gleichfalls an
der Wupper, mit ähnlichen Fabriken wie in Düsseldorf, hat 24,000
Einwohner. Ucberhaupt ist die ganze Gegend von Elberfeld und
Barmen der industriereichste Strich Preußens, wo fast die ganze
zahlreiche Bevölkerung von den Fabriken lebt. — Ron sdorf,
Fabrikstadt, südlich von Barmen und in der Nähe von Elberfeld
und Barmen. — Lennep, Fabrikstadt, südöstlich von Elberfeld,
wo vorzüglich viel Tuch verfertigt wird. •— Rade vor dem
Walde, Fabrikstadt, nordöstlich von Lenney, verfertigt viele
Stahl- und Eiscnwaaren. — Hückeswagen, blühende Fabrik-
stadt, südlich von Rade vor dem Walde, wo ansehnliche Tuchfabri-
ken sind — Remscheidt, wichtiger Fabrikort, jetzt zur Siadt
erhoben, westlich von Lennep, Hauptsitz der Industrie in Eisen-
und Stahlwaaren, treibt bedeutenden Handel. — Solingen,
»nichtige Fabrikstadt, westlich von Hückeswagen, ist wegen ihrer
vortrefflichen Schwerdt- und Messerklingen berühmt.
Dänemark.
Es besteht aus einer nördlich von Deutschland, zwi-
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
128 H. Mitteleuropa. K Snigreich Sachsen.
bände, worunter das königliche Schloß mit dem grünen Gewölbe,
der trefflichen Gcmäldegallerie und vielen andern Sammlungen, der
Zwinger und das Augusteum (sonst Japanischer Pallast genannt),
gleichfalls mit schätzbaren Kunst - und wissenschaftlichen Samm-
lungen, die katholische Hofkirche und die Frauenkirche, beides
herrliche Gebäude, sich vorzüglich auszeichnen. — Pillnitz, kö-
nigliches Lustschloß, südöstlich von Dresden, am rechten Ufer der
Elve. — Pirna, Stadt, südöstlich von Dresden, am linken
Elbufer, in deren Gegend berühmte Quadcrsteinbrüche sind. —
Königstein, eine durch ihre Lage auf einem 1100 Fuß hohen
und steilen Sandsteinfelsen merkwürdige Festung, südöstlich von
Pirna, am linken Ufer der Elbe, und nicht weit von der Böh«
mischen Gränze.— Meißen, Stadt, nordwestlich von Dresden,
am linken Elbufer, in einer reizenden Gegend, mit einer merk-
würdigen Domkirchc, einer Fürstenschule und einer berühmten
Porzellanfabrik. — Grimma, gewerbsame Stadt, nordwestlich
von Meißen, am linken Ufer der Mulde, hat gleichfalls eine
Fürstcnschule. — Leipzig, nach Dresden die größte Stadt des
Landes und eine der wichtigsten Handelsstädte Deutschlands, nord-
westlich von Grimma, in einer fruchtbaren, von der Pleiße und
Elster bewässerten Ebene, mit einer berühmten Universität, vielen
Jikpüv Sabrifen und stark besuchten Messen, hat -44/000 Einwohner.
~ V Leipzig ist zugleich der Mittelpunkt des ganzen Deutschen Buch-
handels. In der Gegend dieser Stadt siel 1813 die größte Schlacht
der neuesten Zeiten vor, welche Deutschland von der Französischen
Herrschaft befreite. — Wald heim, Stadt, südwestlich von
Meißen, an der Zschopau, mit einem großen Zuchthausc. —
Mitweyda, eine der besten Fabrikstädte, südlich von Waldheim,
an der Zschopau. — Waldenburg und Glauchau, zwei
Fabrikstädte, südlich von Leipzig, wovon die erstere am linken
und die letztere am rechten Ufer der Zwickauer Mulde liegt, ge-
hören zu den ansehnlichen Besitzungen der Fürsten und Grafen
von Schöndurg. — Zwickau, Fabrik- und Handelsstadt, südlich
von Altenburg, in einer reizenden Gegend, an der Mulde. —-
Plau^n, wichtige Fabrikstadt, südlich von Greiz, an der Elster.—
Oelsnitz, Stadt, südlich von Plauen, an der Elster, bekannt
wegen der Perlcnsischerei. — Neukirchen, kleine Stadt, süd-
östlich von Plauen, merkwürdig wegen der bedeutenden Verfertigung
musikalischer Instrumente.— Schneeberq, schön gebaute Berg-
und Fabrikstadt, südöstlich von Glauchau, unter deren Fabrikaten
die Spitzen und Schmo.e oben an stehen. — Annaberg,
wichtige Berg- und Fa ciksta. , südöstlich von Zwickau, unweit
der Böhmischen Gränze, wo die Band- und Spitzenfabrikation
am bedeutendsten ist. — Chemnitz, erste Fabrikstadt des Kö-
nigreichs, nordöstlich von Zwickau, verfertigt vorzüglich Baum-
wollenwaaren, und treibt auch einen bedeutenden Handel. —
Fxeiberg, vorzüglichste Bergstadt, südwestlich von Dresden,^an
der Freiberger Mulde, hat eine Bergakademie, ansehnliche Fa-
briken und wichtigen Silberbcrgbau. — Bautzen, wohlgeoaute
Fabrikstadt, nordöstlich von Dresden, in der Nähe der Spree.—
Herrn Hut, Dorf, südöstlich von Bautzen, ist dev Haupt- und
Stamm-
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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180
Ungarische Länder.
größten Theil dieser Länder ausmacht, und sich in Ober« und
Nicder-Ungarn theilt.
sä) in Nieder-Ungarn oder dem westlichen Theile:
Ofen, Hauptstadt des Königreichs Ungarn, südöstlich von Wien,
am rechten Ufer der Donau, hat ein prächtiges königliches Schloß,
mehrere Fabriken, warme Bäder, starken Weinbau und Wein-
handel und 30,000 Einwohner. — Pesth, die volkreichste Stadt
Ungarns, am linken Ufer der Donau, Ofen gegenüber, mit dem
sie durch eine sehr lange Schiffbrücke verbunden ist, der Mittel-
punkt des Ungarischen Handels, hat eine Universität, viele an-
sehnliche Gebäude und 75,000 Einwohner. — Ketskemet, der
größte Marktflecken Ungarns, größer als viele Städte, ja mit
mehr Einwohnern als die Hauptstadt des Landes, liegt südöstlich
von Pesth, mitten in der großen Ketskemetcr Heide, ist sehr
betriebsam und hat 36,000 Einwohner. — Maria -There-
sienstadt, große Stadt mit 33,000 Einwohnern, südlich von
Ketskemet, unweit des Palitscher Secs, treibt lebhaften Handel
und bat ein sehr großes Stadtgebiet, das größer ist, als man-
cher von den kleinern Staaten des deutschen Bundes. — Fünf-
kirchen, gewerbsame Stadt, westlich von Theresienstadt, auf der
rechten Seite der Donau und nördlich von der Drau, mit Ta-
baks- und Weinbau. 1£ Meile davon ist eine merkwürdige
Tropfsteinhöhle. — Stuhl weißenburg, Stadt, südwestlich
von Ofen, liegt in einer morastigen Gegend und nordöstlich von
dem großen Plattensee. — Komorn, Stadt und starke Festung,
nordwestlich von Stuhlweißenburg, auf der großen Donau-In-
sel Schütt, da wo die Waag sich in die Donau mündet. —
Raab, gewerbsame gut gebaute Stadt, südwestlich von Komorn,
an der Mündung der Raab in einen Donau-Airm. — Oedcn-
bürg, gewerbsame Stadt in einer reizenden Gegend, südöstlich
von Wien, | Meile westlich vom Neusiedlersee und in der Nahe
der Deutschen Gränze, hat vortrefflichen Weinbau, starken Bieh-
und Weinhandcl und in der Nähe ein großes Steinkohlenbergwerk. —
Presburg, vormalige Hauptstadt Ungarns, nordöstlich vom
Neusicdlersce, und nahe an der Deutschen Gränze, liegt in einer
schönen Gegend, am linken Ufer der Donau, und hat viele schöne
Gebäude, mehrere Fabriken, einen bedeutenden Handel und
35,000 Einwohner. —• Schemnitz, die größte Bergstadt des
Ocsterreichischen Staates, nordöstlich von Preßburg, in einer
Gebirgsgegend, höchst unregelmäßig und zerstreut gebaut, hat
eine Bergakademie und wichtige Gold- und Silberbergwerke. —
Kremnitz, berühmte Bergstadt, nördlich von Schemnitz, in
einer Gebirgsgegend, hat eine Münze, wo die Kremnitzer Du-
katen geschlagen werden und sehr reiche Gold- und Silberbergwerke.
bb) in Ober-Ungarn oder dem östlichen Theile: Ka-
sch au, schönste Stadt in Ober-Ungarn, nordöstlich von Schcm-
nitz am Hernath, einem Nebenflüsse der Theiß, mit Fabriken,
Handel und einem besuchten Bade in der Nahe. — 2tgtelek,
Marktflecken, südwestlich von Kaschau, mit einer der sehenswürdig-
sten Tropfsteinhöhle. — Tokay, Marktflecken, südlich von Ka-
schau, an der Mündung des Bodrogh in die Theiß, von welchem
1836 -
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Iii. Osteuropa. Türkei.
bei den Osmanen und auch bei den übrigen Volksstäm-
men äußerst gering.
Die Türkei bildet mit der Asiatischen Türkei und
Aegypten eine unumschränkte Monarchie, an deren Spitze
ein Sultan, jetzt Mahmud Ii. steht, der mit despo-
tischer Gewalt über seine Unterthanen herrscht. Nach
ihm hat der Groß-Vezier die höchste Macht, und
ist der Stellvertreter des Sultans.
a) in der eigentlichen Türkei, welche auf der Südseite der
Donau liegt: Constantinopel, Hauptstadt und Residenz des
Sultans, eine der größten Städte Europas, südwestlich von
Odessa, in einer herrlichen Lage am Meere von Marmora und
an der Meerenge von Constantinopel (Bosporus'!, Asien gegen-
über, auf 7 Hügeln, mit weitläuftigen Vorstädten, worunter
Galata und Pera vorzüglich von Christen bewohnt werden,
ist schlecht gebaut und hat ohne die Vorstädte, von welchen einige
auf der Asiatischen Küste liegen, 3 Meilen im Umfange, einen
vortrefflichen Hafen, einen starken Handel, viele Moscheen, 88,000
Häuser und gegen eine halbe Million Einwohner. Zu den merk-
würdigsten Gebäuden gehören das Serail, die Residenz des Sul-
tans, von einem großen Umfange, aus vielen Gebäuden und
Gärten bestehend und die Sophien - Moschee, die vornehmste und
berühmteste unter allen, einst eine christliche Kirche. —• Die
Dardanellen, 4 feste Schlösser, südwestlich von Constantino-
pel, welche den Hcllespont und also den südlichen Zugang von
der Sceseite zur Hauptstadt vertheidigen, und von welchen 2 auf
der Europäischen und 2 auf der Asiatischen Küste liegen. —
Adrianopel, nach Constantinopel die größte Stadt in der Euro-
päischen Türkei, und nordwestlich von dieser Stadt gelegen, an
der schiffbaren Maritza, mit Fabriken, wichtigem Handel, vielen
Moscheen, worunter die Moschee Selim Ii. von den Türken für
die erste und schönste in der Welt gehalten wird, einem Pallaste
des Sultans und 130,000 Einwohner.— Philippopel, gleich-
falls große Stadt, nordwestlich von Adrianopel, an der Maritza,
wo viel Reiß gebaut wird, hat viele Fabriken, ansehnlichen Han-
del und 120,000 Einwohner (nach Andern nur 30,000), worunter
die Hälfte Griechen sind. — Sophia, große Stadt, nordwest-
lich von Philippopel, mit Fabriken und Handel, hat 50,000 Ein-
wohner. — Seres, Stadt, südlich von Sophia, in einer durch
ihre Baumwollenkultur berühmten Ebene, treibt beträchtlichen
Handel mit Baumwolle. •— Saloniki oder Tessalonich,
eine der wichtigsten Handelsstädte der Türkei, südwestlich von
Seres, an einem Meerbusen des Aegeischen Meeres, hat einen
Hafen, vielerlei Fabriken und unter ihren 70,000 Einwohnern
viele Juden, die hier eine hohe Schule haben. — Ianina, be-
festigte Stadt, südwestlich von Tessalonich, ,an einem großen See,
ist jetzt sehr verödet. ■— Bosna Serai oder Serajewo,
große Stadt, nordöstlich von Ragusa, wo viele Mctallwaaren
verfertigt werden, soll 65,000 Einwohner haben. — Belgrad,
1905 -
Gießen
: Roth
- Autor: Völker, J. A., Müller, P.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Starkenburg. V
das neue Museum mit seinen reichen Sammlungen, das neue Palais, der Justizpalast,
die technische Hochschule, das Theater, das Bankgebäude, verschiedene Schulhäuser, die
Bahnhöfe?c. Die Umgebung Darmstadts ist reich an schönen öffentlichen Gärten, Park-
anlagen und schattigen Waldwegen. Durch die verkehrsreichsten Straßen führt eine
elektrische Bahn. Nach Eberstadt, Griesheim und Arheilgen führen Dampfstraßenbahnen.
Darmstadt ist der Sitz der Regierung, des Oberlandesgerichts, eines Landgerichts,
zweier Amtsgerichte und verschiedener höherer Schulen. Garnison. In Darmstadt be=
finden sich viele Fabriken. — Pfungstadt an der Modau mit großer Bierbrauerei, Ger-
bereien, Zündwarenfabrik, Torfgruben; Griesheim ist bekannt durch den nahe dabei
liegenden Exerzierplatz und durch seinen ausgedehnten Handel mit Erzeugnissen des
Gartenbaues. Roßdorf mit bedeutenden Basaltbrüchen am Roßberg; Eberstadt, großes
Dorf am Fuße der Ruine Frankenstein; hier das Siechenhaus für die Provinz Starken-
bürg; Messel mit einem Braunkohlenwerk.
2. Gensheml.
Der Kreis ist im W. eben, im O. gebirgig und wird von der Weschnitz durchflössen.
Bensheim am Winkelbach mit Ämtsgericht, einem Lehrerseminar, einem Gym-
nasium, einer Taubstummenanstalt, einer erweiterten Handwerkerschule, Tabaksfabriken,
Gerbereien, einer Syenitschleiferei, Weinbau; Schönberg, Wohnfitz des Fürsten v. Erbach-
Schönberg; Auerbach mit dem reizend gelegenen Fürstenlager, der Schloßruine gleichen
Namens, einem Marmorbergwerk, Weinbau; Zwingenberg am Fuße des Melibokus,
Weinbau; Hähnlein mit einer Rettungsanstalt für Knaben; Jugenheim, Seeheim, Linden-
fels mit Schloßruine und einer Präparandenanstalt, gern besuchte Kurorte; Reichenbach
am Fuße des Felsbergs, der durch das Felsenmeer, die Riesensäule und seine Syenit-
brüche weithin bekannt ist; Lorsch an der Weschnitz, früher berühmt wegen seiner Abtei,
Tabaksbau; Lampertheim <8000 Ew.), Tabaksbau, Torfgruben.
3. Dieburg.
Der Kreis ist im N. eben, im S. gebirgig und wird von der Gersprenz und
ihren Zuflüssen bewässert.
Dieburg an der Gersprenz mit Amtsgericht, einer höheren Schule und einem
Strafarbeitshaus. An der Gersprenz liegen ferner: Groß-Bieberau, in deffen Nähe das
Schloß Lichtenberg; Reinheim, Groß-Zimmern mit Fabriken, Klein-Zimmern mit
einer katholischen Erziehungsanstalt, Babenhausen. — Groß-Umstadt, hat eine Real-
schule, mit der eine höhere landwirtschaftliche Schule verbunden ist; Zuckerfabrik. He-
ring, ein kleines Städtchen am Otzberg mit Basalt- und Sandsteinbrüchen; bei Fränkisch-
Crumbach ist die sagenberühmte Burg Rodenstein.
4. Erbach.
Dieser Kreis ist durchweg gebirgig und wird in seiner ganzen Länge von der
Mümling durchflössen, an der auch die bedeutendsten.orte liegen. Welche?
Erbach, Wohnsitz der Grafen von Erbach. In deren Schlöffe der Rittersaal und
eine reichhaltige Sammlung von Altertümern und Waffen; Tuchfabriken, Elfenbein-
schnitzereien, Fachschule. In der Nähe befindet sich das Jagdschloß Eulbach mit aus-
gedehntem Wildpark und einer künstlichen Burgruine, die aus Resten römischer Bauwerke
errichtet worden ist. Bei Dorf-Erbach verschwindet der Erdbach plötzlich in einer Erd-
spalte des dortigen Muschelkalks und kommt erst in 1 km Entfernung wieder zum
Vorschein. Beerfelden, Tuchfabriken, Viehmärkte; Fürstenau, der Sitz der Grafen
von Erbach-Fürstenau; Michelstadt, Eisenhammer, Kaltwasserheilanstalt; König,
Tabaksfabriken, Schloß des Fürsten von Erbach-Schönberg; Höchst, Sandsteinbrüche;
Neustadt, Städtchen am Fuße des noch teilweise erhaltenen mittelalterlichen Schlosses
Breuberg; Reichelsheim an der oberen Gersprenz am Fuße des Schlosses Reichenberg,
Viehmärkte.
5. Groß-Gerau.
Der Kreis umfaßt den größten Teil des fruchtbaren Riedes. Modau, Schwarzbach.
^ Groß-Gerau am Schwarzbach, Sitz eines Amtsgerichts, höhere Bürgerschule,
Fabriken; Trebur am Schwarzbach, zur Zeit der Karolinger ein bedeutender Ort
«Reichstage 887, 1076); Gernsheim am Rhein, Geburtsort Peter Schöffers, dessen
1905 -
Gießen
: Roth
- Autor: Völker, J. A., Müller, P.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Rheinhessen. Ix
2) Nebenbahnen: Armsheim-Wendelsheim; Worms-Offstein-Grünstadt; Ost-
Hofen-Gau-Odernheim; Osthofen-Westhosen; Osthofen-Rhein-Dürkheim-Gunters-
blum ! Sprendlingen-Fürfeld; Alzey-Bodenheim; Nierstein-Undenheim; Frei-Wein-
heim-Partenheim; Worms-Gnndheim.
Bewohner. Die Provinz Rheinhessen hat in 185 Gemeinden etwa 323000
zur Hälfte katholische Ew. Die Bewohner Rheinhessens, wie die Pfälzer überhaupt,
find von kräftigem Körperbau, gewandt, fleißig und unternehmend, dabei von hei-
terer Gemütsart und gastfreundlich. In religiösen Dingen duldsam ist der Rhein-
Hesse in Verteidigung seines wirklichen oder vermeintlichen Rechts zähe und uunach-
giebig. Die Zahl der Rechtsstreitigkeiten ist deshalb nicht gering.
Die Provinz zerfällt in 5 Kreise:
1. Mainz im N.-O.
Mainz, eine der stärksten Festungen des Deutschen Reiches und Provinzialhanpt-
stadt von Rheinhessen, liegt der Mündung des Mains gegenüber. Es ist der Sitz des
Landesbischofs, eines Landgerichts und Amtsgerichts. Von höheren Schulen findet man
daselbst ein kath. Priesterseminar, ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Real-
schule ?c. Die Straßen der Altstadt sind im allgemeinen eng und winkelig, die in den
neueu Stadtteilen dagegen breit und mit prächtigen Häusern besetzt. Die Kaiserstraße
ist in der Mitte mit schönen Gartenanlagen versehen. Aus dem Gutenbergsplatz steht
das Guteubergsdeukmal. Der Eigelftein in der Zitadelle gilt als Denkmal des Römers
Drufus, der Mainz gegründet haben soll. Von den vielen fchönen Gotteshäusern der
Stadt Mainz sind der Dom, dessen Grundstein im 12. Jahrhundert gelegt worden ist,
und die evaug. Christuskirche die sehenswertesten. Durch eine feste Straßenbrücke ist
Mainz mit Kastel und durch Eifenbahnbrücken mit Wiesbaden und mit Gustavsburg
verbunden. Durch die verkehrsreichsten Straßen fahren elektrische Wagen; nach den
wichtigeren Orten der Umgegend führen sogenannte Außenbahnen. Berühmt sind die
Mainzer Möbel-, Leder- und Schuhfabriken; außerdem findet man Eisengießereien,
Maschinenfabriken, große Bierbrauereien, Weinhandel. Von den städtischen Anlagen hat
man einen herrlichen Blick auf Mainz und den Rhein. Bei Finthen sind die Quellen
der früheren römischen Wasserleitung. Gonsenheim und Mombach haben bedeutende
Gärtnereien; Nieder-Olm an der Selz hat ausgedehnte Backsteinsabriken; Weisenau,
das größte Dorf Rheinhefsens, hat Kalksteinbrüche und eine Zementfabrik.
2. Alzey im S.-W.
Der Kreis Alzey, von der Selz, dem Wies- und Apfelbach bewässert, ist der
einzige Kreis Rheinhessens, der nennenswerte Waldungen besitzt. Hier zeigt das Hügel-
land seine bedeutendsten Erhebungen. Einzelne Täler erinnern fast an den Odenwald.
Alzey an der Selz ist der Sitz eines Amtsgerichts. Lehrerseminar, Gymnasium,
Realschule, laudwirtsch. Winterschule, Haushaltungsschule; Fabriken, Weinhandel,
Viehmärkte. Der Bau einer Irrenanstalt ist beschlossen. Odernheim war ehemals ein
Reichsstädtchen; Fürfeld mit Basaltsteinbrüchen; Flonheim mit Sandsteinbrüchen; Wöll-
stein mit einer Präparandenanstalt; Sprendlingen, St. Johann, Pfaffen-Schwabenheim
sind anerkannte Weinorte.
3. Dingen im N.-W. Nahe, untere Selz.
Bingen am Fuße des Rochusberges und am Einfluß der Nahe in den Rhein
gelegen, ist der Sitz eines Amtsgerichts; Realschule, Technikum, erweiterte Handwerker-
schule, Weinhandel, Schiffahrt, Tabaksfabriken. Auf dem Rochusberg steht eine Kapelle,
in der alljährlich Mitte August das Rochusfest abgehalten wird; am Abhang die Burg
Klopp mit schöner Aussicht uach dem Niederwald und dem Nationaldenkmal; oberhalb
Bingen ein Rheinhafen, unterhalb der Mäuseturm und das Binger Loch, dessen Gefahren
sür die Schiffahrt durch Felsfpreuguugen großenteils beseitigt worden sind. Ober-Jngel-
heim, berühmt durch seinen Rotwein; Nieder-Jngelheim, Lieblingsauseuthalt und nach
einer Sage Geburtsort Karls des Großen; Heidesheim mit dem Siechenhaus für die
Provinz Rheinhessen; Jugenheim mit einem Rettuugshaus für verwahrloste Knaben.
Gau-Algesheim, Sauer-Schwabenheim und Gensingen an der Nahe bekannte Weinorte.
1914 -
Gießen
: Roth
- Autor: Trieb, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Kreis Worms
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Heimatkunde des Grofzherzogtums Hessen. Nr. 18.
einem Besuche ein. Eine rege Tätigkeit herrscht hier in der großen Möbel-
fabrik von Merkel, welche vor der Mauer errichtet ist. Ebenfalls am Ost-
rande liegt Bermersheim. Km Siidmnde erblicken wir Mölsheim, dessen
Weinberge einen sehr guten Wein reifen lassen.
Stehen wir am Rande der hohen platte, so sehen wir, wie sich vor uns
eine bedeutend niedrigere platte ausdehnt, die bis zur Rheinebene reicht,
während der südliche Teil dieser platte in der Wormser Gegend allmählich
zur Ebene übergeht, fällt der nördliche an manchen Stellen ziemlich steil
ab. Diese platte erreicht nur eine höhe von 140—180 Meter. So bildet
also das Hügelland des Kreises gleichsam zwei große, breite Treppenstufen,
welche von Tälern durchzogen sind.*)
In muldenförmigen Vertiefungen der nördlichen hügelplatte finden wir
Frettenheim, die kleinste Gemeinde unseres Kreises, und Vorn-Vürkheim,
dessen Bewohner Frucht- und Weinbau treiben, außerdem noch in einer
Dampfschneidemühle und in Kalkbrennereien beschäftigt sind. Am östlichen
Abhänge in einem Seitentale gegen den Rhein hin breitet sich Bechtheim
aus. Es liegt an der Nebenbahn Osthofen Gau-Gdernheim und ist ein
stattlicher, aber auch alter Marktflecken, der bis 1822 Hauptort des Kan-
tons Bechtheim war. von seinem Alter zeugen manche Gebäude, in denen
früher die Leininger, die Dalberger und noch andere vornehme Herren
wohnten. Aus längst vergangenen Zeiten stammt auch die jetzige katholische
Kirche mit ihrem nicht ausgebauten Turme, während die evangelische Kirche,
die sich in der Nähe des Bahnhofes erhebt, erst im Jahre 1910 errichtet
worden ist. Der Boden, auf dem namentlich Halmfrüchte, besonders aber die
Weintrauben vorzüglich gedeihen, wurde früher auch in seinem Innern
ausgenützt,' denn vor mehr als 100 Jahren grub man hier nach Steinkohlen
und Eisenerzen. Doch war die Ausbeute zu gering, weshalb der Bergbau
eingestellt wurde. In der Ebene selbst, am Rande des Hügellandes, liegen
Mettenheim und Alsheim mit Hangen-Vahlheim. Es sind dies wohl mit
Bechtheim die besten Weinorte unseres Kreises. Die Weinberge fallen sanft
gegen den Rhein zu ab, und hier wächst ein Wein, der dem ttiersteiner
fast gleich ist.
c) Die Täler mit ihren Orten.
Buer durch die hügelplatten eilen Eisbach, psrimm, Hlutgraben und
Seebach dem Rheine zu. Der Eisbach entspringt in der Pfalz, fließt östlich
durch herrliche Wiesen mit prächtigen Obstanlagen und ergießt sich bei
Worms in den Rhein. In seinem Tale reiht sich Ortschaft an Ortschaft und
Mühle an Mühle. Da kommen wir zunächst nach Offstein, in dessen Nähe
eine große Zuckerfabrik errichtet ist, die aber auf pfälzischem Boden steht.
Ein Tonwerk bietet manchen Bewohnern Beschäftigung. Auch sind hier
*) Sehr schön läßt sich diese Einteilung von der Altrheinebene, etwa von Eich
oder Gimbsheim aus, überschauen.
1913 -
Gießen
: Roth
- Autor: Ritter, Fritz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Kreis Mainz
12 Heimatkllnde des Grohherzogtums Hessen. Nr. 2.
fertigstellt und nach allen Teilen der Erde verschickt. Die zahlreichen
andern Fabrikbetriebe geben Mombach das Gepräge eines Industrie-
gebietes, dessen Wald von Lchloten mit den aufsteigenden Rauchsäulen
schon von weitem sichtbar wird. Ruch in Budenheim befinden sich Fa-
briken, eine Zementfabrik, zwei Ralköfen, eine Glfabrik, eine Mälzerei
und eine Lackfabrik. Gonsenheim grenzt mit der einen Leite an das
weit ausgedehnte Gemüsefeld (Rüchengarten von Mainz) und lehnt sich
an der andern Leite an die mit Tannenwald bestandenen höhen des
Hügellandes. Die stattliche Rirche, das alte, gotische Rathaus mit
prächtigem Trker und eine ausgedehnte Liedlung schöner Land-
häuser geben dieser ehemaligen römischen Villenstadt noch heute wie
ehemals etwas Anziehendes,
das zum verweilen und zum
Rusruhen einlädt. In der
Nähe von Gonsenheim lie-
gen die Lchießstände und
der große Truppenübungs-
platz, auf dem jedes Jahr
der Kaiser eine große Trup-
penschau abhält. Ruch die
rechtsrheinische Ebene
zwischen Rmöneburg, Rastel
und Rostheim ist garten-
mäßig angebaut und liefert
reiche Erträge, besonders an
Gbst und Beerenfrüchten.
Da, wo bei Rostheim die
Ebene übergeht in die vor-
berge des Taunus und zu
dem Hochheimer Berg an-
steigt, beginnen die Wein-
berge, die in ihren höheren
Lagen an den Lüd- und Lüd-
ostabhängen einen Wein
liefern, der dem berühmten
Hochheimer Wein wenig nachsteht. Da Rostheim an der Wasserstraße liegt,
auf der das holz des Lpessarts zu Tal gleitet, so entstand hier eine Papier- und
Zellulosefabrik und eine Zündwarenfabrik. Ebenso befinden sich in Rastel
und Rostheim große Holzhandlungen, ein Lägewerk, eine Lckpffswerft, eine
Lteinfabrik, eine Rolladenfabrik u. a. In Rmöneburg befinden sick neben
anderen Fabriken die große Zementfabrik von Dpckerhoff (1200 Rrbeiter)
Kirche von Gonsenheim.