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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 9

1881 - Gießen : Roth
gegenüber die „Ringwälle" der Germanen erhoben, mainanfwärts nach der Nidda, nach der Wetterau und dem Odenwalde. Die Pfeiler einer, wahrscheinlich von Trajan erbauten, festen Brücke über den Rhein waren bis vor Kurzem bei niedrigem Wasserstande noch in der Nähe von Mainz zu sehen; jetzt sind dieselben entfernt. Als die wichtigsten römischen Niederlassungen in Rheinhessen sind außer Mainz zu nennen: Worms, Oppenheim, Ingelheim, Bingen, Alzey. Ueberall erkennt man die Spuren der Römer aus den Resten ihrer zum Theil großartigen Bauwerke. Bon den römischen Ueberresten in Mainz verdienen die „Wasserleitung" und der „Eichelstein" ganz besonderer Erwähnung. Die Wasserleitung wurde von der 14. Legion erbaut und führte das Wasser aus den Quellen bei Gonsenheim an Zahlbach vorüber auf die Höhe des Berges au und auf welchem Mainz erbaut war. Die ganze Leitung hatte eine Länge von mehr als 7 Km. und ruhte auf Pfeilern, von denen einzelne 32 M. hoch gewesen sein müssen. Noch sind die Trümmer von 56 dieser Pfeiler übrig, von denen einige eine Höhe von 7y2 M. haben. Der Eichelstein, eine runde, thurmähnliche Steinmasse, welche srüher mehr als 25 M. hoch gewesen sein soll, deren Zweck man aber nicht mehr weiß, wird gewöhnlich als das Grabdenkmal des römischen Feldherrn Drusus, des Gründers von Mainz, angesehen. b) Die befestigte Grenzlinie der Römer führte in vielen Windungen durch Mittel- und Süddeutschland von Coblenz bis an die Donau und heißt noch heute im Munde des Volkes der „Pfahlgraben." Es finden sich noch deutlich sichtbare Spuren bei den Orten Ziegenberg, Fauerbach, Hochweisel, Pohlgöns, Kirch-göns, Langgöns, Grüningen und Arnsburg. In der Nähe des Pfahlgrabens, aber auf germanischem Gebiet, findet man noch altdeutsche Grabstätten, „Hünengräber", große Steinhaufen, in denen Knochen, mit Asche gefüllte Urnen, sowie Gegenstände von Bronze, Eisen, Bernstein und Glas gefunden wurden und zuweilen noch gefunden werden. Der Pfahlgraben bestand aus einem oder mehreren Erdwällen^ von Zeit zu Zeit durch einen Thurm oder ein Castell verstärkt. Em besonders starkes Werk war die Saalburg mit dem Vorwerk Capersburg auf dem Gebiet der ehemaligen Landgrafschaft Hessen-Homburg. Auch über die Höhen des Odenwaldes zogen römische Befestigungen, von denen Enlbach bei Erbach und das Hennehaus bei Vielbrunn noch theilweise erhalten sind. Auch die Riesensäule auf dem Felsberg und die Henne sän len bei Mainbullau werden

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 13

1881 - Gießen : Roth
- 13 — konnte Karl nicht dulden. Er zog mit 3 Heeren gegen ihn, um ihn zu züchtigen. Als Thassilo nirgends einen Ausweg sah, unterwarf er sich seinem gewaltigen Gegner, übergab ihm sein Herzogthum und empfing es als Lehen zurück. Aber diese Untwersung war nur Heuchelei; heimlich verband er sich mit den Sachsen und Schwaben, ja sogar mit den heidnischen Avaren an der mittleren Donau. Doch der Wachsamkeit Karls entgingen die geheimen Rüstungen nicht und plötzlich lnd er den ungetreuen Vasallen auf das Maifeld uach Ingelheim zur Verantwortung. Zwar glaubte Thassilo den Gewaltigen durch Scheinheiligkeit abermals täuschen zu können, als aber selbst seine Baiern gegen ihn zeugten, sprachen die Großen des Reiches die Todesstrafe gegen ihn aus. Karl begnadigte ihn und wies ihm das Kloster Lorsch als Gefängniß an, „damit er seine Schmach in Vergessenheit begrabe." b) Nächst Aachen, das Karl den Großen durch seine warme Quelle besonbers anzog, war Nieber-Jngelheim sein Lieblingsaufenthalt. Hier ließ er sich zwischen 768 und 774 einen herrlichen Palast bauen, der mit dielen Säulen aus Granit, die er aus Ravenna hatte kommen lassen, Marmor und Porphyr geziert war. Mit dem Geschlecht der Karolinger zerfielen auch die stolzen Schlösser, welche Karl zu Tribur, Mainz, Worms und Ingelheim hatte bauen lassen. Zwar ließ Friedrich Barbarossa (1154) das Schloß zu Ingelheim wieber herstellen, aber in der „kaiserlosen Zeit" des Interregnums würde es abermals und zwar von Richarb von Cornwallis, an welchen die Großen des Reiches die Krone verschachert hatten, zerstört. Unter Karl Iv. erhob es sich nochmals aus seinem Schutte, aber die Morbbrcnnerlmnben Lubwigs Xiv., welche gegen Ende des 17. Jahrhuuberts die Pfalz verwüsteten, ließen nur noch wenige Trümmer von dem Zeugen ehemaliger Kaiserherrlichkeit übrig. Bei Gernsheim, Ni er stein und Heppenheim bestauben zu Karls des Großen Zeit kaiserliche Kammergüter, ans welchen Musterwirthschaften betrieben würden, beren Beispiel verbessert und anregenb auf die Umgebung einwirkte. Die ganze Ebene zwischen Rhein, Main und Obenwalb nahm zu jener Zeit der kaiserliche Reichsforst „Fo rehahi" (Föhren- [Staunen] tu alb) ein, wo Karl und noch seine Nachfolger nach der Last der Regierungsgeschäfte sich mit dem eblen Waibwerk ergötzten. Die großartigen Trümmer des Jagbschlosses Dreieichenhain ■— vom Volke noch heute scherzhaft „kaiserlicher Hunbestall" geheißen — geben Kunbe von einstiger Herrlichkeit. Auf den Pfeilern der zerstörten Römerbrücke bei Mainz ließ Karl der Große eine hölzerne Brücke aufführen, die jeboch kurz nach ihrer Vollenbung ein Raub der Flammen würde (803). Der weitere Plan Karls v. Gr., die beiben Ufer des Rheines durch eine steinerne Brücke zu verbiuben, kam nicht zur Ausführung. An Karl

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 25

1881 - Gießen : Roth
— 25 — hatte gleich von Anfang einen schweren Stand bei dem hessischen Landadel, denn zu jener Zeit des Faustrechtes konnte nur rohe Körperkraft sich Geltuug verschaffen, dagegen hielt man feinere Sitten und gelehrte Kenntnisse eines Fürsten und Ritters unwürdig. Seine Edelleute trauten ihm wenig ritterlichen Sinn zu und höhnten keck: „sie wollten schon den Baccalanrens reisig machen." Aber sie hatten sich verrechnet und fanden bald, daß in dem Gelehrten der Ritter nicht untergegangen war. b) Wie es zu jener Zeit in Deutschland aussah, schildert ein Geschichtsschreiber folgendermaßen: „Damals stimds in Deutschland und fürnämlich am Rhein also, daß wer der Stärkste war, der schob den anderen in den Sack, wie er konnt und möchte: und die Reuter und Edelleute nährten sich aus dem Stegreif, mordeten, wen sie konnten, verlegten und versperrten die Pässe und Straßen und stellten denen, so ihres Gewerbes halber über Land ziehen mußten, wunderbarlich nach; daneben hatten etliche Herrschaften Zoll am Rhein aufgerichtet; auch war das arme Volk mit übermäßigen unbilligen Schatzungen hoch beladen und beschwert." Um sich vor derartigen Unbilden möglichst zu schützen und ihren Handel zu sichern, hatten sich, nach dem Vorgang anderer Städte im Reiche zuerst die Städte Mainz und Worms vereinigt, und gegenseitigen Beistand gelobt. Beiden schlossen sich nach kurzer Zeit viele andere Städte am Rhein und in Hessen sowie eine Anzahl gutgesinnter Fürsten und Herren an. Dieser Buud ist in der Geschichte als „rheinischer Städtebund" bekannt. Er hatte stets ein schlagfertiges Heer bereit und vermochte seinen Angehörigen wirksamen Schutz zu verleihen. Von hessischen Städten gehörten demselben an: Mainz, Worms, Wimpfen, Friedberg, Marburg, Alsfeld, Gründe rg, Hersfeld, Fulda, Bingen u. a. Neben den Städten hatten sich auch die Ritter und Herren zu Bund« nissen geeinigt. Da aber alle diese Vereinigungen die Erhaltung der Gerechtsame der einzelnen Glieder bezweckten, so war es bei der Verschiedenheit der Interessen nicht anders möglich, als daß Anstöße und Zerwürfnisse erfolgten. So finden wir denn in jener Zeite endlose Fehden zwischen den Städtebündnissen und Ritterbündnissen. In der Regel findet man aber, daß die Städte entschieden eintraten für die Rechte ihrer angestammten Fürsten. Auch Hermann war es nur mit Hülfe der Städte möglich, den widerspenstigen Adel zu bezwingen. c) Der offenbare Hohn mit welchem ihn der Landadel empfing, veranlaßte Hermann, im Einverständnis mit seinem Oheim Heinrich dem Eisernen, viele der Ritter zu entlassen, welche als Vertheidiger, in den landgräflichen Burgen und Schlössern saßen und deren Verköstigung ihm, den Städten und Gemeinden zur Last fiel. Außer diesen Rittern gab es noch eine ganze Menge von Adeligen, denen eine einheitliche und kräftige Landgrafschaft nicht behagte, die entweder selber nach Unabhängigkeit strebten, oder bei der Vertheilung einer großen Güterbeute zu gewinnen hofften. So bildete sich gegen Hermann und seine getreuen Städte der „Sternerbund", eine furchtbare Gesellschaft von mehr als 2000 Rittern, Freiherren und Grafen aus Hessen, Westfalen, Buchonin, Franken und der Wetterau, unter denen 850 Inhaber von Schlössern waren. Als Anstifter gilt Herzog Otto von Braunschweig; das Haupt des Bundes aber war Graf Gottfried von Zie-

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 49

1881 - Gießen : Roth
— 49 — Dom, und zu spät sahen die Unglücklichen, daß sie nur für beit unmenschlichen Feind ihr Gut an einem Ort zusammengebracht hatten. Nachbem der anfangs bestimmte Termin um 6 Tage hinausgeschoben worben war, würde plötzlich am 31. Mai bekannt gemacht, der Termin sei wieber um 2 Tage verkürzt und es solle Nachmittags nach 12 Uhr kein Einwohner sich mehr blicken lassen, Weber in seinem Hanse noch auf der Straße. Väter, Mütter, Kinder, Greise verlassen jetzt ihre Heimath, um in bett benachbarten Dörfern Schutz und Obbach zu suchen. Um 4 Uhr wirb bett mit Plünbern beschäftigten Grenabiereu das erste Zeichen zum Anzünben gegeben. Dieselben eilen an die überall aufgethürmten Strohhaufen, um sich Fackeln zum bequemen Anzünben zu bereiten. Ein Kanonenschuß giebt das letzte Zeichen, rasch vertheilen sich die Mordbrenner in die verschieben Straßen und Wersen unter Jubelgeschrei bett Brand in die Häuser. Bald wälzen sich die Flammen durch die ganze Stadt und am nächsten Morgen ist von der herrlichen Stadt nichts übrig, als ein rauchender Trümmerhaufen. Nur der Dom hatte der zerstörenben Macht des Feuers wiberstanben. Nur 6 Wochen hausten die Vanbalen auf den Trümmern der Stadt, erbrachen die Gewölbe im Dom, sowie die Gräber, beraubten die Leichname ihrer Kostbarkeiten und Gewänber uttb warfen die Leichen fpottenb auf den Friebhöfen und in den Kirchen umher, dann zogen sie ab nach Mainz. c) Auch Dannstabt würde zweimal erobert und gebranbschatzt, (1691 uttb 1693) bis ettblich der Friebe von Ryswick (1697) dem Reich bett Frieden brachte. Nochmals kämpften die hessischen Truppen gegen Ludwig Xiv. in dem sogenannten „spanischen Erfolgekrieg". In diesem Kriege erwarb sich der Bruder des Landgrafen, der kaiserliche Feldmar-fchaßieittrtant Prinz Georg von Hessen, der 1705 vor Barcelona den Heldentod starb, durch die Eroberung von Gibraltar (1704) unsterblichen Kriegsruhm. d) Abweichend von seinen sparsamen Vorfahren war Ernst Ludwig prachtliebend und führte Bauten aus, die seine Mittel überstiegen und bereu Kosten ihn und seine Nachfolger brückten, so, das neue Schloß, als das alte 1715 theilweise ein Raub der Flammen geworben war, die Jagbschlösser: Jägersburg, Wolfsgarten, Mönchsbruch, das sogenannte Griesheimer Haus, ferner das alte Opernhaus und das Orangeriehaus im Bessnnger Herrengarten. Noch eine anbete Liebhaberei des Lanbgrafen verschlang^ große Summen, nämlich seine Experimente zur Entdeckung des „Steins der Weisen", mit welchem er unedle Metalle in Gold Zu verwandeln hoffte. Müller. Geschichte von Hessen. 4.

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 54

1881 - Gießen : Roth
— 54 — doch die Zeit herannahte, wo sie auch dem hessischen Staate Landesmutter werden sollte, verlegte sie mit Zustimmung ihres Gemahl rhren Wohnsitz nach Darmstadt. Hier lebte sie ganz der Erziehung ihrer Kinder, umgab sich mit einem Kreis ausgezeichneter Männer, rn welchem auch Göthe, Herder und Schiller zeitweilig Aufnahme san-den und wußte durch kluge Einwirkung auf ihren Gemahl, der nach wie vor seinem Lande fern blieb, das Wohl des Landes zu fördern. f) Landgraf Ludwig Ix. war übrigens, trotz feiner Neigung zum Soldatenspiel, ein gerechter und fleißiger Mann, der fehr einfach lebte und durch seine außerordentliche Sparsamkeit die seit Ernst Ludwig zerrütteten Finanzen des Landes wieder ins Gleichgewicht brachte. Er hob die Wildbahnen auf, beseitigte die Tortur in der Rechtspflege, veranstaltete eine Sammlung der Landesgesetze, errichtete eine Brandassecnranz, erbaute die ersten Chausseen, sowie die Saline Salzhauseu, das Collegienhans und das Exercier-haus (jetzt Zeughaus) in Darmstadt, Sein ausgezeichneter Minister Karl v. Moser, rief (1777) die „Landescommission" ins Leben, deren Bemühen darauf gerichtet fein sollte „dem guten, fleißigen Unterthan seine Abgaben leichter, sein Leben froher, seinen Himmel blauer, ihn zufrieden mit sich und dankbar gegen seinen Fürsten zu machen." g) Ludwig Ix. starb in Pirmasens, wo er auch begraben liegt. Großherzog Ludwig Ii. errichtete ihm daselbst mit der Pietät des Enkels ein Denkmal. Seiner ausgezeichneten Gemahlin, welche den Ort im Herrengarten selbst bestimmte, wo ihre Gebeine ruhen sollten, errichtete ihr Verehrer Friedrich der Große ein Denkmal mit der Ausschrift: „Voil Gefchlecht ein Weib, an Geist ein Mann!" Ihre Töchter zierten 4 europäische Throne: Die älteste Tochter, Friederike, war die Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, die zweite heirathete den Markgrasen K. Friedrich I. von Baden, die britte den Kaiser Paul I. von Rußlanb und die jüngste, Louise, den Herzog Karl August von Weimar. Die erste Tochter war demnach die Großmutter des Kaisers Wilhelm und die jüngste die Großmutter der Kaiserin Augusta.

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 57

1881 - Gießen : Roth
— 57 — in welche ein fremder Eroberer es geschmiedet hatte und auch Hessen schloß sich, nach Auflösung des Rheinbundes, den zur Bekämpfung des Erbfeindes verbündeten Mächten an und ließ seine Truppen, die unter dem Prinzen Emil für Napoleon bei Badajoz in Spanien, bei Wagram und auf den Eisgefilden Rußlands gekämpft und geblutet hatten, der nach Frankreich ziehenden großen Armee sich anschließen. Der nachfolgende Friede und die Bestimmungen des Wiener Kongresses hatten für das Großherzogthum eine abermalige Gebietsveränderung zur Folge. Westfalen, nebst Wittgenstein und Berleburg mußten an Preußen, Alzenau, Amorbach, Miltenberg und-Heubach an Baiern abgetreten werden; es erhielt dafür Rheinhessen. Hiermit waren für das Großherzogthum Hessen die Gebietsveränderungen für eine lange Reihe von Jahren geschlossen und es konnte, was die Zeitverhältnisse bisher nur in unvollkommener Weise gestattet hatten, die Herstellung dauernder, ans Hebung der Volks-wohlfahrt berechneter Einrichtungen begonnen werden. f) Die erste Sorge des Regenten nach wiederhergestelltem Frieden war darauf gerichtet, durch Hebung des Volksunterrichts, Errichtung von Lehrerseminarien, Verbesserung der Gymnasien, Gründung vou Real- und Gewerbeschulen die geistige und sittliche Bildung seines Volkes zu erhöhen, durch Befreiung des Bauernstandes aber von den Lasten, welche ihn seither gedrückt, eine sichere Grundlage für die Vermehrung des Wohlstandes zu schaffen. Die dem Bauernstande erwiesenen Wohlthaten lassen sich nicht treffender schildern, als dnrch Zusammenstellung der Inschriften, welche die Standarten der Vertreter dieses Standes bei Einweihung des Ludwigsmonumentes (1844) trugen: 1) Aufhebung der Leibeigenschaft 1811, 1827; 2) Frohnfreiheit 1811, 1819, 1824, 1827; 3) Aufhebung des Novalzehntens 1816, 1820, 1821; 4) Verwandlung der Zehnten 1816, 1824; 5) Ablösung der Grundrenten 1821; 6) Vergütung des Wildschadens 1810; 7) Gemeinheitstheilungen 1814, 1827; 8) Aufhebung des Mühlbannes 1818; 9) Beförderung der Wiesenkultur 1829; 10) Freier Absatz der Produkte — Zollverein 1828. b)Das kostbarste Geschenk jedoch, welches Hessen seinem ersten Großherzog verdankt, ist die Verleihung einer Verfassung. Die-selbe wurde als „Staatsgrundgesetz" am 17. December 1820 veröffentlicht. Sie sichert jedem Staatsangehörigen Freiheit der Per-

7. Kurze Geschichte von Hessen - S. 48

1881 - Gießen : Roth
— 48 — verwüstete, das Heidelberger Schloß und die Städte Mannheim, Gernsheim, Oppenheim, Alzey, Worms, Speyer it. a. zerstörte und die Bergstraße heimsuchte. b) In welcher Weise man mit Worms verfuhr, sei hier kurz erzählt: Am 1. Oktober erschienen die Franzosen vor Worms und Zwangen die Stadt theils durch Drohungen, theils durch das Versprechen, daß man nur 300 Mann als Garnison in die Stadt legen und die Gerechtsame der Bürger respektiren wolle, die Thore zu öffnen. Statt 300 rückten sosort 1400 ein, deren Zahl sich in kurzer Zeit noch um die Hälste vermehrte. Die Franzosen benahmen sich wie die Herren und behandelten die Bürger mit Hohn und Spott. Um den Magistrat gefügig zu machen, wurden mehrere Rathsherren eingesperrt, andern eine Einquartierung aus der Hefe der Bevölkerung ins Haus gelegt, oder deren Frauen zu den entehrendsten Dienstleistungen gezwungen. Die Einwohner mußten ihre Schulden nach Holland, Köln, Frankfurt und Nürnberg aufs gewissenhafteste angeben und dann dieselben innerhalb 3 Wochen an die französische Kriegskasfe bezahlen. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß alle Festungswerke, ohne Ausnahme geschleift werden sollten. In wenig Wochen wurden so die äußern Werke, Mauern, Wälle, Thore und über vierzig große und kleine Thürme vernichtet. Die Bürger mußten alles, was sie von Waffen befaßen, abliefern und wurden, nebst den Landleuten der Um- gegend, durch Prügel gezwungen an der Zerstörung mit zu arbeiten. Die im Zeughaus vorhandenen Geschütze wurden theils in den Rhein versenkt, theils nach Landau geführt. Alle vorrüthigen Früchte mußten, bei Androhung der Häuferverbrennung an die französische Garnison zu Mainz abgeliefert werden. Aber das Maß des Schreckens war damals noch nicht erfüllt, noch stand der Stadt das schlimmste bevor! Am 22. Mai 1689, des Abends, ließ der Kommandant den Rath und die vornehmsten Bürger vor sich kommen und eröffnete ihnen, daß nach 6 Tagen die Stadt ein Raub der Flammen werden müßte. Vergebens waren alle Versuche der Unglücklichen, das furchtbare Geschick abzuwenden. Das Einzige, was sie erlangten, war das Versprechen, die Habe der Bürger auf 500 Wagen wegführen zu lassen. Bis diese kämen, sollten ihr im Dom, im Bischofshofe und in dem Nonnenkloster Marienmünster, welche Gebäude verschont bleiben sollten, eine sichere Aufbewahrungsstätte gewährt fein. Viele brachten ihre Habe auch wirklich nach dem Dom. Zu ihrem Schrecken hörten sie kurz darauf, daß nur das Kloster verschont bleiben solle. Aber die Wachen ließen jetzt niemand mehr zum

8. Kurze Geschichte von Hessen - S. 56

1881 - Gießen : Roth
— 56 — Kurz nach Ausbruch der französischen Revolution zur Regierung gelangt, blieben ihm die traurigsten Erfahrungen nicht vorenthalten. Der Lüneviller Friede, (1801) welcher den Reichskrieg mit dem republikanischen Frankreich beendete, raubte ihm die ans dem linken Rheinufer gelegene Grafschaft Hanau-Lichtenberg und der Reichsdepntationshauptfchluß(1803) — die auf Deutschland bezüglichen Ergänzungen zu diesem Friedensschluß — nöthigte ihn zur Abtretung mehrerer Aemter an Baden und Nasfan-Usingen. Als Entschädigung erhielt er das Herzogthum Westfalen, die kurmainzischen Aemter Heppenheim, Gernsheim, Lorsch, Fürth und Steinheim, die pfälzischen Aemter Lindenfels und Umstadt, die Reste des Hochstifts Worms, die Abtei Seligeustadt, die Reichsstadt Friedberg und Marienschloß. (Jetzt Landeszuchthaus.) d) Das „heilige römische Reich deutscher Nation", schon längst nur noch eine klägliche Ruine, sank unter dem Anprall der Stürme von Westen vollends zusammen. Kaiser Franz H. legte die Krone, deren Glanz längst erblichen war, nieder und nannte sich fortan Franz I., Kaiser von Oesterreich. Landgraf Ludwig X., den die Verhältnisse, namentlich die Rücksichten auf sein Land, zum Eintritt in den von Napoleon I. mit den kleineren Staaten Süd- und Westdeutschlands gegründeten Rheinbund gezwungen hatten, nahm am 14. Aug. 1806 als souveräner Fürst den Titel eines Großherzogs an und nannte sich Ludwig I. Das neue Großherzogthum, aus den verschiedensten Gebieten zusammengewürfelt, bot eine förmliche Musterkarte staatlicher Einrichtungen dar. Es ist dies nicht zu verwundern, denn jedes der etwa 1000 selbständigen Territorien, aus denen das alte Reich zusammengesetzt war, hatte seine besonderen staatlichen Einrichtungen, sein besonderes Geld, seine verschiedenen Maße und Gewichte. Ein Glück für das neue Staatswesen, daß es in seinem ersten Großherzog den Mann besaß, der es verstand, sofort gestaltend einzugreifen, das Alte, Ueberlebte mit Schonung zu entfernen und Neues, Lebensfähiges an dessen Stelle zu setzen. Schon unterm 1. Oktober wurden die alten ständischen Einrichtungen , welche Darmstadt mit Kassel gemeinschaftlich hatte und die sich so vollständig überlebt hatten, daß sie seit 200 Jahren außer Gebrauch gekommen waren, aufgehoben, ebenso die besonderen Einrichtungen in den neuen Gebietstheilen, soweit sie den veränderten Verhältnissen nicht mehr entsprachen. Die überall noch bestehende Leibeigenschaft wurde noch unter den Wirren des Krieges (1811) aufgehoben. e) Das Jahr 1813 ließ das deutsche Volk die Fesseln brechen,

9. Kurze Geschichte von Hessen - S. 58

1881 - Gießen : Roth
— 58 — fon und des Eigenthums, Glaubens- und Gewissensfreiheit zu, berechtigt das Volk durch seine selbstgewählten Vertreter (Abgeordneten) zur Theilnahme an der Gesetzgebung, gewährt ihm das Recht der Steuerverwilligung und der Mitaufsicht über die Verwendung der Staatseinkünfte. Auf Grund der Verfassung und bei vertrauensvollem Entgegenkommen von Regierung und Landständen entwickelte sich in Hessen bald ein trefflich organisirtes blühendes Staatswesen. Ein Staatsschuldentilgungsgesetz regelte die Deckung der dem Lande in schwerer Zeit erwachsenen Verpflichtungen. Um Ordnung in das Staats- und Gemeinderechnungswesen zu bringen, wurde eine Oberrechnungskammer errichtet. Durch Einschätzung und Katastrirnng der Grundstücke, wurde eine Grundlage zur gleichmäßigen Verkeilung der Lasten gewonnen. Die Rechtspflege, welche vorher mit Polizei und Verwaltung vereinigt war, wurde von dieser getrennt und einem von der Staatsgewalt unabhängigen Richterstand überwiesen. Die Verwaltung der Gemeinden wurde durch eine „Gemeindeordnung" geregelt. Eine „Dienstpragmatik" regelte Rechte und Pflichten der Staatsdiener. Von einschneidender Wichtigkeit war der Eintritt in den von Preußen gegründeten Zollverein. Vorher war jeder der 38 deutschen Staaten, welche der Wiener Eongreß übrig gelassen, von dem andern durch Zollschranken abgesperrt, welche Handel und Verkehr außerordentlich hemmten und das Gesühl der Zusammengehörigkeit bei den deutschen Stämmen nicht auskommen ließen. h) Wenn Ludwig I. von den Regierungsgeschäften ermüdet war, dann suchte er Erholung bei der Kunst, namentlich der Musik, die er leidenschaftlich liebte und deren Uebung und Pflege er sich angelegen sein ließ. Er ließ das neue Opernhaus bauen (dasselbe, welches 1874 ein Raub der Flammen wurde) und erhob es durch reichliche Unterstützung zu einer Kunstanstalt ersten Ranges; er leitete häufig selbst die Proben und bildete sich dadurch eine ausgezeichnete Kapelle heran. Auch den berühmten Componisten und Orgelspieler Abbe Vogler, den Lehrer K. M. v. Webers, Meyer-beers und anderer ausgezeichneter Künstler, fesselte er an Darmstadt. Als Ludwig I. in einem Alter von 77 Jahren zu seinen Vätern versammelt wurde, konnte er den Ruhm mit ins Grab nehmen, bis zum letzten Augenblick auf der Höhe seiner Zeit gestanden und sie begriffen zu haben. Das Denkmal auf dem Luisenplatze in Darmstadt mit der Inschrift: „Ludewig dem Ersten Sein dankbares Volk." verkündet seinen Ruhm den fernsten Geschlechtern.

10. Kurze Geschichte von Hessen - S. 60

1881 - Gießen : Roth
— 60 — Juni desselben Jahres zur Regierung gelangt, mußte er durch sein leutseliges Wesen und sein Verständniß für die Wünsche des Volkes, seine Unterthanen zu beruhigen und den Staat wieder in die geordneten Bahnen einer ruhigen, steten Entwickelung zu führen. Durch Einführung der öffentlichen und mündlichen Geschworenengerichte wurde der Rechtssinn des Volkes geschärft; eine Verfassung gab der evangelischen Kirche die langersehnte Selbstständigkeit; freisinnige Gesetze gewährten den Gemeinden, Kreisen und Provinzen ein weitgehendes Mitwirkungsrecht bei der Verwaltung ihrer Angelegenheiten; ein Volksschulgesetz legte deu Gruud zu einer freudigen Entwickelung des Volksfcbulwefens; durch die Umgestaltung der Gewerbeschule in Darmstadt zu einer „technischen Hochschule" wurde den Bedürfnissen der Zeit Rechnung getragen. Die Main-Weserbahn die verschiedenen Linien der Hessischen Ludwigsbahn und der oberhessischen Bahnen, sowie die Gründung zweier Bankinstitute, der „Bank für Handel und Industrie" und der „Bank für Süddeutschland", trugen nicht wenig zur wirtschaftlichen Hebung des Landes bei. Vermählt war Ludwig Iii. seit 1833 mit Mathilde, der Tochter des Königs Ludwigs I. von Baiern, die znm Schmerz des Landes schon 1862 kinderlos starb. b) Die Ereignisse des Jahres 1866 erfordern eine etwas weitläufigere Erzählung: Die deutschen Staaten, nachdem sie das französische Joch abgeschüttelt hatten, einigten sich (1815) zu dem „deutschen Bund" dessen gemeinsames Organ die in Frankfurt a/M. tagende Bundesversammlung war. Dieselbe war schon von Anfang an eine verunglückte Schöpfung und nicht im Stande dem deutschen Volke das zu bringen, was es zur Zeit der Freiheitskriege gehofft, — die nationale Einheit. Es wurden zwar viele Versuche gemacht^ den deutscheu Bund zeitgemäß umzugestalten, aber umsonst, da seine der beiden Großmächte, Oesterreich und Preußen, sich der andern unterordnen wollte. Im Lause der Zeit wurde der Riß zwischen diesen beiden Staaten immer größer. Zwar vereinigte der deutschdänische Krieg (1864) dieselben vorübergehend, aber schon nach kurzer Zeit traten die Gegensätze um so schärfer hervor. Der Krieg wurde unvermeidlich. Oesterreich, das sich im Bundestag die Mehrheit zu verschaffen gewußt hatte, setzte am 14. Juni 1866 den Beschluß durch, daß alle Buudeseontingente, mit Ausnahme der preußischen mobil gemacht werden sollten und gab dadurch die Veranlassung zum Bruch. Preußen, das vorher ein Schutz- und
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