gegenüber die „Ringwälle" der Germanen erhoben, mainanfwärts nach der Nidda, nach der Wetterau und dem Odenwalde. Die Pfeiler einer, wahrscheinlich von Trajan erbauten, festen Brücke über den Rhein waren bis vor Kurzem bei niedrigem Wasserstande noch in der Nähe von Mainz zu sehen; jetzt sind dieselben entfernt. Als die wichtigsten römischen Niederlassungen in Rheinhessen sind außer Mainz zu nennen: Worms, Oppenheim, Ingelheim, Bingen, Alzey. Ueberall erkennt man die Spuren der Römer aus den Resten ihrer zum Theil großartigen Bauwerke. Bon den römischen Ueberresten in Mainz verdienen die „Wasserleitung" und der „Eichelstein" ganz besonderer Erwähnung.
Die Wasserleitung wurde von der 14. Legion erbaut und führte das Wasser aus den Quellen bei Gonsenheim an Zahlbach vorüber auf die Höhe des Berges au und auf welchem Mainz erbaut war. Die ganze Leitung hatte eine Länge von mehr als 7 Km. und ruhte auf Pfeilern, von denen einzelne 32 M. hoch gewesen sein müssen. Noch sind die Trümmer von 56 dieser Pfeiler übrig, von denen einige eine Höhe von 7y2 M. haben. Der Eichelstein, eine runde, thurmähnliche Steinmasse, welche srüher mehr als 25 M. hoch gewesen sein soll, deren Zweck man aber nicht mehr weiß, wird gewöhnlich als das Grabdenkmal des römischen Feldherrn Drusus, des Gründers von Mainz, angesehen.
b) Die befestigte Grenzlinie der Römer führte in vielen Windungen durch Mittel- und Süddeutschland von Coblenz bis an die Donau und heißt noch heute im Munde des Volkes der „Pfahlgraben." Es finden sich noch deutlich sichtbare Spuren bei den Orten Ziegenberg, Fauerbach, Hochweisel, Pohlgöns, Kirch-göns, Langgöns, Grüningen und Arnsburg. In der Nähe des Pfahlgrabens, aber auf germanischem Gebiet, findet man noch altdeutsche Grabstätten, „Hünengräber", große Steinhaufen, in denen Knochen, mit Asche gefüllte Urnen, sowie Gegenstände von Bronze, Eisen, Bernstein und Glas gefunden wurden und zuweilen noch gefunden werden.
Der Pfahlgraben bestand aus einem oder mehreren Erdwällen^ von Zeit zu Zeit durch einen Thurm oder ein Castell verstärkt. Em besonders starkes Werk war die Saalburg mit dem Vorwerk Capersburg auf dem Gebiet der ehemaligen Landgrafschaft Hessen-Homburg.
Auch über die Höhen des Odenwaldes zogen römische Befestigungen, von denen Enlbach bei Erbach und das Hennehaus bei Vielbrunn noch theilweise erhalten sind. Auch die Riesensäule auf dem Felsberg und die Henne sän len bei Mainbullau werden
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konnte Karl nicht dulden. Er zog mit 3 Heeren gegen ihn, um ihn zu züchtigen. Als Thassilo nirgends einen Ausweg sah, unterwarf er sich seinem gewaltigen Gegner, übergab ihm sein Herzogthum und empfing es als Lehen zurück. Aber diese Untwersung war nur Heuchelei; heimlich verband er sich mit den Sachsen und Schwaben, ja sogar mit den heidnischen Avaren an der mittleren Donau. Doch der Wachsamkeit Karls entgingen die geheimen Rüstungen nicht und plötzlich lnd er den ungetreuen Vasallen auf das Maifeld uach Ingelheim zur Verantwortung. Zwar glaubte Thassilo den Gewaltigen durch Scheinheiligkeit abermals täuschen zu können, als aber selbst seine Baiern gegen ihn zeugten, sprachen die Großen des Reiches die Todesstrafe gegen ihn aus. Karl begnadigte ihn und wies ihm das Kloster Lorsch als Gefängniß an, „damit er seine Schmach in Vergessenheit begrabe."
b) Nächst Aachen, das Karl den Großen durch seine warme Quelle besonbers anzog, war Nieber-Jngelheim sein Lieblingsaufenthalt. Hier ließ er sich zwischen 768 und 774 einen herrlichen Palast bauen, der mit dielen Säulen aus Granit, die er aus Ravenna hatte kommen lassen, Marmor und Porphyr geziert war. Mit dem Geschlecht der Karolinger zerfielen auch die stolzen Schlösser, welche Karl zu Tribur, Mainz, Worms und Ingelheim hatte bauen lassen. Zwar ließ Friedrich Barbarossa (1154) das Schloß zu Ingelheim wieber herstellen, aber in der „kaiserlosen Zeit" des Interregnums würde es abermals und zwar von Richarb von Cornwallis, an welchen die Großen des Reiches die Krone verschachert hatten, zerstört. Unter Karl Iv. erhob es sich nochmals aus seinem Schutte, aber die Morbbrcnnerlmnben Lubwigs Xiv., welche gegen Ende des 17. Jahrhuuberts die Pfalz verwüsteten, ließen nur noch wenige Trümmer von dem Zeugen ehemaliger Kaiserherrlichkeit übrig. Bei Gernsheim, Ni er stein und Heppenheim bestauben zu Karls des Großen Zeit kaiserliche Kammergüter, ans welchen Musterwirthschaften betrieben würden, beren Beispiel verbessert und anregenb auf die Umgebung einwirkte. Die ganze Ebene zwischen Rhein, Main und Obenwalb nahm zu jener Zeit der kaiserliche Reichsforst „Fo rehahi" (Föhren- [Staunen] tu alb) ein, wo Karl und noch seine Nachfolger nach der Last der Regierungsgeschäfte sich mit dem eblen Waibwerk ergötzten. Die großartigen Trümmer des Jagbschlosses Dreieichenhain ■— vom Volke noch heute scherzhaft „kaiserlicher Hunbestall" geheißen — geben Kunbe von einstiger Herrlichkeit.
Auf den Pfeilern der zerstörten Römerbrücke bei Mainz ließ Karl der Große eine hölzerne Brücke aufführen, die jeboch kurz nach ihrer Vollenbung ein Raub der Flammen würde (803). Der weitere Plan Karls v. Gr., die beiben Ufer des Rheines durch eine steinerne Brücke zu verbiuben, kam nicht zur Ausführung. An Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schwaben Donau Karls Lorsch Nieber-Jngelheim Ravenna Mainz Worms Heppenheim Rhein Main Jagbschlosses_Dreieichenhain Mainz Karls
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allen Riäiturigeii, um das Ganze zu überwachen, den Heerbann zu beaufsichtigen, die Verwaltung der Krongüler zu prüfen und die Rechte des Thrones zu wahren. —
Tie Gaue erhielten ihre Namen entweder nach den Volksstämmen
(fränkischer, sächsischer, Hessengau) oder von Naturgrenzen, namentlich Flüssen und Bächen (Rheingau, Maingau, Wettergau, Rodgau, Bachgan,
Lahngau.)
Tie Gaue waren wieder in Centen getheilt, denen die Centgrafen vorstanden. Die Centen zerfielen in Marken, mit Markrichtern als Vorsteher.
Tie beiden Gaue, innerhalb welcher der größere Theil der heutigen
Provinz Starkenburg gelegen ist, waren der Oberrheingau und der Matngau. Elfterer erstreckte sich zwischen Rhein und Odenwald, letzterer vom Main südlich bis zum Neckar und nmfoßre den Plumgau, den Bachgau und den Rodgau. Ein großer Theil der Provinz Oberhessen gehörte zu dem Oberlahngau. dem Niederlahngau, dem Wettergan, dem ^ '9 0 a u und dem Nidgau. Die östliche Spitze Oberhessens bildete
den Buchgau. Der Lobdengan mit dem Wormsgau umfaßte den größ? ten Theil der Provinz Rheinhessen, der Wingorteiba den südlichen Odenwald.
Ums Jahr 1000 erlitt die alte deutsche Gauverfassung nach und nach bedeutende Veränderungen. Der Amtebegriff der „Grafen" verlor sich immer mehr; einzelne Familien durch glückliche Umstände begünstigt setzten s-ch ’N ^n Oioienffm h ft, nt d breefnen bind1 93ihhnung, Etbidasten Hei-rolhen, Vermächtnisse, Tausch und Kauf, ausgedehnte Besitzungen an sich. Sie erlangten ein Uebergewidjt über anhre, weniger vom Gluck begünstigte Familien, und bemühten sich eine immer größere Unabhängigkeit zu erlangen. (Statt der Nomen ihrer Gaue legten sie sich fortan die Nomen ihrer Geschlechter und Stammschlösser bei und regierten ihre Bezirke nicht mehr im Auftrag des Kaisers, sondern aus eigner Machtvollkommenheit.
Dritter Abschnitt.
Kessen unter den Landgrafen von Thüringen. (1123—1247.)
1. Ludwig I. (1123 — 1140.)
a) Nach dem Verfall der Karolinger wurden von dem fränkischen Gaugrafen die Konradinger die mächtigsten und erlangten die herzogliche Gewalt über Franken, zu dem damals Hessen gehörte. Es ist bekannt, daß, nachdem mit Ludwig dem Kind (y 11) der le|te Karolinger ruhmlos ins Grab gesunken war, die weltlichen :md geistlichen Großen aus den 5 deutschen Herzogtümern (Fran-ken, Sachsen, Lothringen, Schwaben, Settern) in Forchheim zusammentraten und Konrad von Franken zum König wählten, als welcher er den Namen Konrad I. führte. (Otto der Erlauchte von wachsen hatte wegen seines Huchen Alters die dargebotene Krone ausgeschlagen.) Es ist weiter bekannt, wie der kinderlose Konrad
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Ludwig Ludwig Konrad_von_Franken Konrad Konrad_I. Otto
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Dom, und zu spät sahen die Unglücklichen, daß sie nur für beit unmenschlichen Feind ihr Gut an einem Ort zusammengebracht hatten.
Nachbem der anfangs bestimmte Termin um 6 Tage hinausgeschoben worben war, würde plötzlich am 31. Mai bekannt gemacht, der Termin sei wieber um 2 Tage verkürzt und es solle Nachmittags nach 12 Uhr kein Einwohner sich mehr blicken lassen, Weber in seinem Hanse noch auf der Straße. Väter, Mütter, Kinder, Greise verlassen jetzt ihre Heimath, um in bett benachbarten Dörfern Schutz und Obbach zu suchen. Um 4 Uhr wirb bett mit Plünbern beschäftigten Grenabiereu das erste Zeichen zum Anzünben gegeben. Dieselben eilen an die überall aufgethürmten Strohhaufen, um sich Fackeln zum bequemen Anzünben zu bereiten. Ein Kanonenschuß giebt das letzte Zeichen, rasch vertheilen sich die Mordbrenner in die verschieben Straßen und Wersen unter Jubelgeschrei bett Brand in die Häuser. Bald wälzen sich die Flammen durch die ganze Stadt und am nächsten Morgen ist von der herrlichen Stadt nichts übrig, als ein rauchender Trümmerhaufen. Nur der Dom hatte der zerstörenben Macht des Feuers wiberstanben. Nur 6 Wochen hausten die Vanbalen auf den Trümmern der Stadt, erbrachen die Gewölbe im Dom, sowie die Gräber, beraubten die Leichname ihrer Kostbarkeiten und Gewänber uttb warfen die Leichen fpottenb auf den Friebhöfen und in den Kirchen umher, dann zogen sie ab nach Mainz.
c) Auch Dannstabt würde zweimal erobert und gebranbschatzt, (1691 uttb 1693) bis ettblich der Friebe von Ryswick (1697) dem Reich bett Frieden brachte.
Nochmals kämpften die hessischen Truppen gegen Ludwig Xiv. in dem sogenannten „spanischen Erfolgekrieg". In diesem Kriege erwarb sich der Bruder des Landgrafen, der kaiserliche Feldmar-fchaßieittrtant Prinz Georg von Hessen, der 1705 vor Barcelona den Heldentod starb, durch die Eroberung von Gibraltar (1704) unsterblichen Kriegsruhm.
d) Abweichend von seinen sparsamen Vorfahren war Ernst Ludwig prachtliebend und führte Bauten aus, die seine Mittel überstiegen und bereu Kosten ihn und seine Nachfolger brückten, so, das neue Schloß, als das alte 1715 theilweise ein Raub der Flammen geworben war, die Jagbschlösser: Jägersburg, Wolfsgarten, Mönchsbruch, das sogenannte Griesheimer Haus, ferner das alte Opernhaus und das Orangeriehaus im Bessnnger Herrengarten. Noch eine anbete Liebhaberei des Lanbgrafen verschlang^ große Summen, nämlich seine Experimente zur Entdeckung des „Steins der Weisen", mit welchem er unedle Metalle in Gold Zu verwandeln hoffte.
Müller. Geschichte von Hessen. 4.
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Extrahierte Personennamen: Weber Ludwig_Xiv Ludwig Georg_von_Hessen Ernst_Ludwig Ernst Ludwig
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am Abend seines Lebens, besorgt um das Wohl des Reiches, seinen Bruder Eberhard veranlaßte, auf die Krone zu verzichten und für die Wahl des thatkräftigen Heinrich von Sachsen, Otto des Erlauchten Sohn, zu wirken. Obgleich mit Eberhards Tode das Herzog-Ihum Franken nicht ganz einging, so erstreckte sich doch die Herrschaft der fränkischen Herzöge nicht mehr auf Hessen. Hier traten vielmehr eine größere Anzahl von adeligen Geschlechtern neben einander auf, von denen die Gisonen, Grafen von Gndensberg, bald alle andern überragten, sodaß, als Ludwig I. Landgraf von Thüringen, ein Sohn Ludwigs des Springers, die Erbtochter Geiso's Iv. von Gudensberg heirathete, alle hessischen Großen denselben als ihren Landesherrn anerkannten. Kaiser Lothar belehnte ihn (1130) in feierlicher Versammlung zu Quedlinburg durch Ueberreichung der Fahne mit der Landgrafschaft Thüringen und er nannte sich fortan Ludwig I., Landgras von Thüringen.
Die Landgrafschaft Thüringen war aber in folgender Weise entstanden: Ein Nachkomme Karls des Großen aus Frankreich, Ludwig der Bärtige, erwarb um 1039 große Güter am Thüringer Wald, in deren Besitz ihn sein Verwandter, der fränkische König Konrad Ii. bestätigte. Sein Sohn Ludwig der Salier, von seinem sagenhaften Sprung von der Burg Giebichen-stein in die Saale auch der Springer genannt, erbaute auf einer Bergkuppe die Wartburg, welche durch ihre Schicksale eine heilige Stätte geworden ist. Sein Sohn war der obengenannte Ludwig I., Landgraf von Thüringen (und Hessen).
2. Ludwig Ii., der Eiserne. (1140—1172.)
a) Woher der Sohn Ludwigs I. den Beinamen „der Eiserne" erhalten hat, ist ungewiß. Einige sagen: „Als Landgraf Ludwig
noch jung war, bekümmerte er sich wenig um sein Land. Die adeligen Herren gingen ganz übel mit den Bauern um, sodaß diese, wenn sie kein Zugvieh mehr hatten, sich selber vor den Pflug spannen mußten.
Einst verirrte sich Ludwig auf der Jagd, und konnte nach langem Umherirren keine andere Unterkunft finden, als in einer einsamen Waldschmiede. Der Schmied, welcher den späten Gast nicht kannte, nahm ihn gleichwohl freundlich aus und setzte ihm vor, was er hatte. Nach dem Nachtessen setzte der Schmied seine
Arbeit fort; er zog den Blasebalg, netzte die Kohlen mit Wasser
und als das Eisen glühend war, hämmerte er darauf los, daß die
Funken weit umher stoben. Dabei sang er die Worte: „Landgraf
Ludwig werde hart!"
Das hörte der Fürst mit großer Verwunderung, doch ließ er
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Extrahierte Personennamen: Eberhard Heinrich_von_Sachsen Heinrich Otto Ludwig_I. Ludwigs Lothar Ludwig_I. Ludwig_I. Karls Ludwig_der_Bärtige Ludwig Konrad_Ii Konrad Ludwig_der_Salier Ludwig Ludwig_I. Ludwig_I. Ludwig_Ii Ludwig Ludwigs_I. Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Gndensberg Gudensberg Quedlinburg Frankreich Burg_Giebichen-stein Wartburg Hessen
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Großen, sodaß sie ihn bereitwillig als ihren Landesherrn anerkannten.
Nachdem die „kaiserlose, schreckliche" Zeit mit der Erwählung Rudolphs von Habsburg ihr Ende erreicht hatte, half er diesem seine Feinde überwinden, namentlich den König Ottokar von Böhmen. Er erlebte noch den Schmerz, daß sein erstgeborner Sohn Heinrich sich gegen ihm empörte, weil er mit der beabsichtigten Theilung des Landes unzufrieden war. Ihm folgten in der Regierung seine beiden jüngeren Söhne: Ioh annes, in Niederhessen und Otto in Oberhessen. Als ersterer schon im 3. Jahre seiner Regierung gleichzeitig mit seiner Gemahlin und Tochter an der Pest starb, so fiel das ganze Land seinem Bruder Otto zu.
2. Otto I (1308—13-28.)
Derselbe wird als ein frommer, weiser und friedliebender Fürst geschildert. Er hatte die Landestheilung seines Vaters ebenfalls nicht gebilligt und war bemüht, das Recht der Erstgeburt in Hessen einzuführen. Wenn ihm dies auch nicht gelang, so vererbte er doch, obgleich er zwei Söhne hatte, das Land nngetheilt auf seinen ältesten Sohn.
3. Heinrich Ii., der Eiserne. (1328—1376.)
Seine ganze Persönlichkeit hat einen romantischen Anstrich und es ist in seiner Geschichte schwer Wahrheit und Dichtung zu trennen. Schon sein Name, „der Eiserne" ist historisch unerklärt, wie man auch weder das Jahr seiner Geburt, noch das seines Todes sicher kennt. Die romantischen Erlebnisse seines früh verstorbenen Sohnes Otto hat Gottfried Kinkel in einem schönen epischen Gedicht, „Otto der Schütz", verewigt.
Nach dem Tode seines einzigen Sohnes Otto nahm Heinrich den Sohn seines Bruders Ludwig, Hermann den Gelehrten, zum Mitregenten an, welcher auch sein Erbe und Nachfolger wurde.
4. Hermann der Gelehrte. (1367, resp. 1376— 1413.)
a) Als Sohn des jüngeren Bruders Heinrichs des Eisernen hatte er feine Aussicht zur Regierung zu gelangen, und widmete er sich daher gelehrten Studien und dem geistlichen Stande. Er studirte in Paris und Prag und erwarb sich an letzterem Orte den Grad eines Magisters der freien Künste (Baccalanreus). Später ward er Domherr zu Magdeburg, bis ihn sein Oheim Heinrich Ii. 1367 zum Mitregenten und bereinftigen Nachfolger berief. Er
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Extrahierte Ortsnamen: Niederhessen Oberhessen Hessen Paris Prag Magdeburg
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verwüstete, das Heidelberger Schloß und die Städte Mannheim, Gernsheim, Oppenheim, Alzey, Worms, Speyer it. a. zerstörte und die Bergstraße heimsuchte.
b) In welcher Weise man mit Worms verfuhr, sei hier kurz erzählt: Am 1. Oktober erschienen die Franzosen vor Worms und Zwangen die Stadt theils durch Drohungen, theils durch das Versprechen, daß man nur 300 Mann als Garnison in die Stadt legen und die Gerechtsame der Bürger respektiren wolle, die Thore zu öffnen. Statt 300 rückten sosort 1400 ein, deren Zahl sich in kurzer Zeit noch um die Hälste vermehrte. Die Franzosen benahmen sich wie die Herren und behandelten die Bürger mit Hohn und Spott. Um den Magistrat gefügig zu machen, wurden mehrere Rathsherren eingesperrt, andern eine Einquartierung aus der Hefe der Bevölkerung ins Haus gelegt, oder deren Frauen zu den entehrendsten Dienstleistungen gezwungen. Die Einwohner mußten ihre Schulden nach Holland, Köln, Frankfurt und Nürnberg aufs gewissenhafteste angeben und dann dieselben innerhalb 3 Wochen an die französische Kriegskasfe bezahlen. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß alle Festungswerke, ohne Ausnahme geschleift werden sollten. In wenig Wochen wurden so die äußern
Werke, Mauern, Wälle, Thore und über vierzig große und kleine Thürme vernichtet. Die Bürger mußten alles, was sie von Waffen
befaßen, abliefern und wurden, nebst den Landleuten der Um-
gegend, durch Prügel gezwungen an der Zerstörung mit zu arbeiten. Die im Zeughaus vorhandenen Geschütze wurden theils in den Rhein versenkt, theils nach Landau geführt. Alle vorrüthigen Früchte
mußten, bei Androhung der Häuferverbrennung an die französische Garnison zu Mainz abgeliefert werden. Aber das Maß des Schreckens war damals noch nicht erfüllt, noch stand der Stadt das schlimmste bevor! Am 22. Mai 1689, des Abends, ließ der Kommandant den Rath und die vornehmsten Bürger vor sich kommen und eröffnete ihnen, daß nach 6 Tagen die Stadt ein Raub der Flammen werden müßte.
Vergebens waren alle Versuche der Unglücklichen, das furchtbare Geschick abzuwenden. Das Einzige, was sie erlangten, war das Versprechen, die Habe der Bürger auf 500 Wagen wegführen zu lassen. Bis diese kämen, sollten ihr im Dom, im Bischofshofe und in dem Nonnenkloster Marienmünster, welche Gebäude verschont bleiben sollten, eine sichere Aufbewahrungsstätte gewährt fein. Viele brachten ihre Habe auch wirklich nach dem Dom. Zu ihrem Schrecken hörten sie kurz darauf, daß nur das Kloster verschont bleiben solle. Aber die Wachen ließen jetzt niemand mehr zum
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als von den Römern herrührend bezeichnet. Das zwischen Rhein, Donau und Pfahlgraben gelegene Land, welches länger der Herrschaft der Römer unterworfen blieb, als die übrigen Theile Germaniens, hieß das „Zehntland." Lange dauerten die Kämpfe zwischen Römern und Germanen, von denen hauptsächlich die Chatten, als nächste Nachbarn die Vorkämpfer waren.
c) Erst in der Mitte des 3. Jahrhunderts gelang es den vereinigten Völkerbündnissen der Alemannen und Franken die Römer für immer vom rechten Rheinufer zu vertreiben. 403 und 407 wurde Maiuz von den germanischen Stämmen der Alanen, Vandalen und Sueven erobert und zerstört. Kaum nothdürftig wieder hergestellt verwandelte es (451) Attila, der Hunnenkönig, abermals in einen Schutthaufen. Kurze Zeit später wurde das obere Germanien von dem Frankenherzog Merovig völlig überwältigt (454) und Mainz war fortan eine fränkische Stadt. Chlodwig, der Enkel Merovigs, der auf Veranlassung seiner Gemahlin Chlotilde Christ geworden war, besiegte nach einander alle benachbarten Völker: den Rest der Römer (486 bei Soissons), die Alemanen, (496 bei Zülpich) die Burgunder (500 bei Dijon) und die Westgothen (507 bei Vouglö.) In treuloser Weise beseitigte er alle Fürsten der Franken und wars sich zum Alleinherrscher des großen Frankenreiches aus. Dieses erstreckte sich von der Garonne bis zu
den Quellen des Mains, von den Alpen bis zur Nordsee. Seine
Hauptstadt war Paris. Wie so viele deutsche Völkerstämme, waren auch die Chatten in den Franken aufgegangen, um einige Hundert Jahre später als Hessen sich wieder abzutrennen und ein eigenes Staatswesen zu gründen.
2. Die Bekehrung der Heffen zum Christen thu A.
a) Wohl hatte sich Chlodwig auf Veranlassung seiner Gemahlin und, weil ihm nach seiner Meinung der Christengott bei
Zülpich den Sieg verliehen, mit 3000 der Seinen zu Rheims
taufen lassen, aber die Mehrzahl der Franken beharrte nach wie vor im germanischen Heidenthum. Auch in die Dickichte des her-cynischen Waldes, zu unseren Vorfahren, den Chatten, war noch keine Kunde von dem Evangelium gedrungen. Auch für sie sollte die Stunde der Erlösung schlagen! Der Engländer Winfried, um 680 zu Kirtou in der Grafschaft Devonshire geboren, sollte sich um dieselben den Namen „Bonifacius" d. i. Wohlthäter erwerben.
Schon in seinem 6. Lebensjahre brachte ihn sein Vater in die Klosterschule zu Excester. Hier gewann er durch seinen beharrlichen Fleiß, seine Wißbegierde und seine Tugend die Liehe
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Extrahierte Personennamen: Attila Chlodwig Merovigs Chlotilde_Christ Chlodwig Winfried Winfried
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Kirche an. Die geräuschlosen Beschäftigungen des Friedens waren an Stelle der wilden Kämpfe getreten.
Das erste Kloster, welches Bonifacins gründete, war das zu Amöneburg (722). An dieses reihten sich die zu Fritzlar und Fulda. (Letzteres von dem Abt Sturm, einem Schüler des Bonifacius, gegründet.) 745 wurde Bonifacius durch den Papst Gregor Iii. zum Erzbischof von Mainz ernannt. Am Abend seines Lebens, als 70jähriger Greis, besuchte er nochmals die Friesen, um eine Anzahl Neubekehrter einzusegnen. Während der heiligen Handlung stürmte eine Schaar Ungläubiger auf ihn ein und erschlug ihn mit 53 der Seinen (755). Seine Gebeine brachte man erst nach Utrecht, dann nach Mainz und zuletzt nach Fulda, wo sie in einer Kapelle unter dem Dom ruhen.
Wie Mainz in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung der Sitz römischer Militärherrschaft war, so wurde es durch Bonifacius der Sitz des römischen Kirchenregiments in Deutschland. Sein Nachfolger Hatto, bekannt durch die Sage vom Mäusethurm, beförderte die Schifffahrt, ließ die Felsen aus dem Singer Loch ausbrechen und sich dafür an einem Thurme im Rhein „Mauth" d. H. Zoll zahlen, daher „Manththurm"; an den frommen Willegis, (995—1011) eines Wagners Sohn, erinnert uns das Rad im Mainzer Wappen.
3. Hessen zur Zeit der Karolinger.
a) An Karl den Großen, den gewaltigsten Herrscher des Frankenreiches werden wir in Hessen öfters erinnert; denn so gewaltig die Ausdehnung seines Reiches war und wie viele herrliche Gegenden es in sich schloß, so gefiel es ihm doch am Rheinstrom, wo frühe schon durch die Römer eine blühende Cultur veranlaßt worden war, am besten. Hier hatte er seine Lieblingspfalzen, hier feine Jagdgebiete, hier hielt er die meisten seiner Reichstage.
Das Kloster Lorsch wurde schon während der Regierungszeit Pipins des Kurzen von einem seiner Anverwandten gegründet. Bei der Einweihung (2. Sept. 773) war Karl der Große zugegen und beschenkte es reichlich mit liegenden Gütern. Hier beschloß Herzog Thafsilo von Bai er n sein Leben.
Dieser besaß nämlich sein Herzogthum von den Frankenkönigen zu Lehen und hatte schon Pipin dem Kurzen den Eid der Treue geschworen. Seine stolze Gemahlin, eine Tochter des bekannten Longobardenkönigs Desiderius, veranlaßte ihn jedoch nach Selbständigkeit zu streben. _ Als ihn daher Karl 772 aus den Reichstag zu Worms (wo auch der Krieg gegen die Sachsen beschlossen wurde) vorlud, damit er aufs neue sein Lehen empfinge, blieb er ungehorsam aus. Solche Verachtung der Königswürde
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Iii Gregor Hatto Karl Karl Karl_der_Große Karl Longobardenkönigs_Desiderius Karl_772 Karl
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den Großen erinnert anch das Denkmal im Mainzer Dom, das er seiner 794 in Frankfurt a. M. verstorbenen zweiten Gemahlin Fastrade hatte errichten lassen.
Auch die Sachsenkriege berührten theilweise hessischen Boden, indem Karl der Große 778 einem sächsischen Heere bei Battenfeld an der Eder eine Niederlage beibrachte.
Ludwig der Fromme, Karls des Großen jüngster und zugleich der einzige ihn überlebende Sohn, war zu schwach, um das große Frankenreich im Geiste seines Vaters zu regieren. Schon 817 theilte er es unter seine drei erstgeborenen Söhne und gab damit die Veranlassung zu all den Unruhen und Streitigkeiten, welche unter seiner Regierung den Wohlstand des Reiches vernichteten und einen der traurigsten Abschnitte der Geschichte bilden. Die Geburt eines weiteren Sohnes veranlaßte ihn zu einer wiederholten Theilung des Reiches mit neuen Bruderkriegen. Als er zur Schlichtung der Streitigkeiten einen Reichstag nach Worms ausschrieb, starb er unterwegs (840) auf einer Rheininsel bei Ingelheim.
c) Der Geheimschreiber Karls des Großen, Eginhard, mochte bei den Fehlern, welche Ludwig der Fromme in der Regierung machte und von denen er bald erkannte, daß sie das Werk seines verstorbenen Herrn vernichten müßten, nicht weiter mitwirken und erbat sich als Ruheplatz die „Villa Mühlheim" am Main, wo er eine stattliche Abtei gründete, deren Reste in Seligenstadt noch zu sehen sind.
Die Sage erzählt: Eginhard sei Kaiser Karls Schwiegersohn gewesen. Nach dieser Sage habe Kaiser Karl, erzürnt über die Liebe seiner Tochter Emma zu einem „Schreiber", beide aus seiner Umgebung verbannt. Sie seien dann zusammen fortgewandert und hätten sich au einem einsamen Ort im Mainthal niedergelassen, wo sie zwar arm, aber zufrieden und glücklich gelebt hätten. Kaiser Karl aber habe sein übereiltes Verfahren sehr bereut, beim beide seien ihm sehr lieb gewesen. Nach einigen Jahren fei er aus der Jagd von seinem Gefolge abgekommen und habe sich verirrt. Der Zufall habe ihn in die Nähe der Wohnstätte feiner Tochter geführt und diese finden lassen. Dabei soll er in feiner Freude gerufen haben: „O selige Statt, wo ich meine Tochter wiedergefunden!" Hieraus sei der Name Seligenstadt entstanden.
Ludwig des Frommen Enkel, Karl der Dicke, vereinigte zwar durch Erbschaft nochmals fast das ganze Reick Karls des Großen in seiner Hand, wurde jedoch wegen Unfähigkeit auf dem Reichstag zu Tribur (887) abgesetzt.
Unter Karls des Großen Regierung war das ganze Land in Gaue getheilt, denen Grasen (Gaugrafen) vorstanden. Diese leiteten den Gerichts- und Heerbauu und führten im Kriege ihre Mannen dem königlichen Heere zu.
Königliche Sendboten (Sendgrafeu) aus den erfahrensten Männern geistlichen und weltlichen Standes ausgewählt, bereiften das Land nach
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