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weltentsagende Mönch und Missionär, der bei Tag und Nacht am bloßen
Leibe ein härenes Bußgewand, auf der Brust eine goldene Kapsel mit Re-
liquien trug, Brod und Wasser genoß, Handarbeit verrichtete und den Ar-
men Speise und Trank in eigner Person darreichte. Dem Papstthum war
er eifrig ergeben, da er in der kirchlichen Hierarchie eine göttliche Ordnung
erblickte. Die heilige Schrift studirte und benutzte er fleißig und drang in
seinen Predigten auf Buße und Demuth und auf das Vertrauen auf die
in Christo erschienene Gnade der Sündenvergebung und der Heiligung.
Der Ruf seiner Heiligkeit machte, daß man ihm wunderbare Heilungen zu-
schrieb, wiewohl er selbst die Ehre eines Wunderthäters mit Bescheidenheit
ablehnte und nur das eine Wunder sich wünschte, daß Gottes Gnade ihn
zu einem guten Menschen machte. Eine seiner ersten Sorgen war, den
Bau seiner Bischofskirche zu vollenden und ein Kloster nach der Regel
Benedict's zu gründen, in welchem er aus dänischer und slavischer Ge-
fangenschaft losgekaufte Knaben aufnehmen und zu Missionären erziehen
ließ; denn sein Auge war unablässig auf das weite Missionsfeld gerichtet,
das sein großer Sprengel umfaßte. Allein nach dem Jahre 840 traf den
Ansgar eine Reihe schwerer Unglücksfälle: das Kloster Turholt in Flan-
dern, mit welchem der Kaiser Ludwig das arme Erzbisthum Hamburg aus-
gestattet hatte, siel durch den Theilungsvertrag zu Verdun 843 an Karl
den Kahlen von Frankreich; der Göttrikssohn Horich oder Erich I., König
des dänischen Westreichs, überraschte im Jahre 845 mit 600 Schiffen und
einer Bemannung von 18,000 Mann den in seiner Nähe drohenden Mis-
sions- und Waffenplatz Hamburg, wobei die Stadt nebst Kirche und Klo-
ster geplündert und in Asche gelegt wurde und Ansgar nur seine Reliquien
durch die Flucht retten konnte; in Schweden endlich erhob sich in demselben
Jahre ein heftiger Volksaufstand zur Vertheidigung der alten Götter, wo-
bei ein christlicher Priester ermordet wurde und Bischof Gauzbert, ein Ver-
wandter Ebbo's von Rheims, mit allen seinen Begleitern aus Schweden
weichen mußte. Doch über allem Diesem verlor unser Ansgar den Muth
nicht und wiederholte mit demüthigem Gottvertrauen die Worte Hiob's:
„Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn
sei gelobt!" Und der Herr, auf den er vertraute, half ihm bald: eine
fromme Matrone, Jkia oder Jda, schenkte ihin das Gut Ramelslo im Lüne-
burgischen als Zufluchtsstätte für sich und seine Gehülfen, bis König Lud-
wig der Deutsche ihm zum Erzbisthum Hamburg den eben erledigten Bi-
schofssitz von Bremen verlieh, auf welches allmälig der Vorrang im ganzen
Norden überging. Von der Zeit an hielt sich Ansgar in dem mehr be-
festigten und gesicherten Bremen auf, aber feine Wirksamkeit für die Chri-
stianisirung des Nordens erlitt dadurch keine Unterbrechung. Als politischer
Gesandter Ludwig's des Deutschen beim Dänenkönig Horich I. gewann
er am Hofe desselben großen Einfluß und benutzte die Gunst des Königs,
um nördlich der Eider da, wo jetzt die Dorskirche von Haddebye bei
Schleswig steht, die erste Kirche zu errichten und einen Priester anzustellen.
wurde König Horich I. im Jahre 854 von einem Verwandten, dem
Guttorm, mit großer Macht überfallen und nachdem beide mit der Mehr-
zahl ihrer Großen in einer dreitägigen Schlacht umgekommen waren, unter
dem jungen König Horich Ii. die Kirche zu Schleswig auf Betrieb des
christenseindlichen Jarl Hovi geschlossen; allein bald änderte sich wieder die
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Extrahierte Personennamen: Demuth Ansgar Ludwig Ludwig Karl Karl Erich_I. Ansgar Ansgar_den_Muth Ansgar König_Horich_I.
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zucht von Regensburg aufbrach. Zu Preßburg au der Donau, in der un-
garischen Mark, hielt er, umgeben von allen seinen Streitern , noch einen
glänzenden Reichstag, ordnete noch einmal Alles an, wie es in seiner Ab-
wesenheit sollte gehalten werden, und nahm einen letzten, feierlichen Abschied
von seinem Sohne Heinrich, dem er das Reich übertragen hatte. Unan-
gefochten gelangte er bis an die Grenzen des griechischen Reichs, auf dessen
Throne damals der feige und arglistige Jsaac Angelus saß. Er hatte
sich aus Furcht vor den Kreuzfahrern sogar mit dem Sultan Saladin ver-
bündet und suchte dem deutschen Heere allen Schaden zuzufügen. Aber
Friedrich, dem es leicht gewesen wäre, das ganze griechische Reich über
den Haufen zu werfen,, zog, wie ein gewaltiger Riese aus das zwcrghafte
Geschlecht blickend, mit großartiger Ruhe seinem Ziele zu und ließ sein
Heer durch die Griechen nach Kleinasien übersetzen (1189). Auch in Klein-
asien umschwebte der Blick des großen Feldherrn schützend das Heer, und
es gelangte mitten durch das feindliche Land wohlbehalten bis nach der
Stadt Seleucia am Saleph (Kalykadnus) in Cilicien. Aber hier kam ein
ungeheures Unglück über dasselbe: dem jugendlich ungeduldigen Kaiser
dauerte der Uebergang über die eine Brücke zu lange, und er warf sich
mit seinem Rosse in den Strom, um so das jenseitige Ufer schneller zu
erreichen. Das Wasser war kalt, wie Eis, und hatte einen jähen und
raschen Fall. Da erfaßte der Strudel den greisen Kaiser, mitten im Was-
ser verließen ihn die Kräfte, er erstarrte, und die zu Hülfe eilenden Seinen
brachten nur seinen Leichnam an das Ufer (10. Juni 1190).
Die Kunde dieses Todes wirkte auf das ganze Heer auflösend und
erschütternd. Viele eilten sogleich in die Heimath zurück; die Uebrigen
führte des Kaisers tapferer Sohn, Friedrich von Schwaben, in tiefer
Trauer nach Antiochia. Dort bestatteten sic die Gebeine des Kaisers feier-
lich in der Kirche des heiligen Petrus, fern von dem deutschen Heimath-
lande. Sein Herz hatten sie beigesetzt zu Tarsus, der Stadt des Apostels
Paulus. Aus dem weitern Zuge erlitten sie noch große Verluste und lang-
ten in einem jammervollen Zustande vor Ptolemais (St. Jean d'acre)
an, welches gerade damals von den Kreuzbrüdern unter dem wieder frei-
gegebenen Könige Guido belagert wurde.
Das deutsche Volk wollte es gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser
gestorben sei, und hing noch lange mit gläubiger Verehrung an seinem Na-
men. An diesen Namen knüpfte sich auch die Sage, nach welcher Friedrich
im Kyffhäuser-Berge in der goldenen Aue in Thüringen schläft: Da sitzt
er das Haupt auf den Arm gestützt, und sein rother Bart ist ihm durch
den steinernen Ti'ch gewachsen; einst aber, wenn das deutsche Volk in
höchster Noth ist und die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, wird er
aufwachen und dem Lande wunderbare goldene Tage bringen.
Nach mancherlei Abentheuern erreichten auch die Könige von Frankreich
und England, Philipp August und Richard Löwenherz, zu Schiffe die
syrische Küste und schlossen sich den Belagerern von Acre an, zu dessen Ent-
satz Saladin herbeigeeilt war. Richard gewann durch seine großen ritter-
lichen Tugenden, seine begeisterte Religiosität, durch Kühnheit und Löwen-
wuth, ja selbst durch seinen rohen Trotz bei der Eroberung von Acre
(1191) einen so großen Ruf, daß Philipp August voll Unmuth und Eifer-
sucht in die Heimath zurückkehrte. Die Deutschen, im tiefen Volksgefühl
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Saladin Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Apostels Paulus Jean Guido Friedrich Friedrich Philipp_August Philipp August Richard_Löwenherz Richard Philipp_August Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Donau Kleinasien Seleucia Saleph_(Kalykadnus Cilicien Antiochia Frankreich England
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war. Traf der Bann einen Regenten, so war er für abgesetzt erklärt und
die Unterthanen durften ihm nicht länger gehorchen. Wer dem Gebannten
anhing oder ihn schützte, verfiel in dieselben Strafen. Wurde der Kirchen-
dann auf ein ganzes Land ausgedehnt, so hieß er Interdikt. Während
der Dauer des Jnterdicts hörten alle kirchlichen Handlungen auf, nur mit
Ausnahme der Taufe. Keine Glocke durfte geläutet und das Abendmahl
selbst den Sterbenden nicht gereicht werden; die Beerdigungen mußten ohne
kirchliche Gebräuche vollzogen, aller Kirchenschmuck verhüllt oder entfernt
werden. Ein ganzes Gebiet mußte dann für irgend einen in feiner Mitte
begangenen oder geduldeten Frevel büßen, und selten vermochte das Volk
diesen drückenden Zustand lange zu ertragen.
Derjenige Papst, welcher das Papstthum zum denkbar höchsten Gipfel
der Macht und des Glanzes brachte, war Innocenz 111. aus dem erlauch-
ten römischen Hause der Conti, ein geistvoller und willensgewaltiger Mann,
der, gebildet auf den Hochschulen zu Rom, Paris und Bologna, noch im
kräftigen Mannesalter zum Haupte der Kirche erhoben wurde und dieselbe
von 1198—1216 regierte. Als Gottes- und Rechtsgelehrter einer der
ersten seiner Zeit, stand er an Frömmigkeit, sittlichem Ernst, an Begeiste-
rung und Hingebung für die Kirche im Sinne des Papstthums einem
Gregor Vh. nicht nach, an Gelehrsamkeit, Scharfblick und Gewandtheit
ihn noch übertreffend. Als das sichtbare Oberhaupt der Christenheit griff
er in alle Staaten Europas, ja bis nach Konstantinopel hin, ordnend und
richtend ein. In seinem Leben streng, war er ein Rächer jeglichen Un-
rechts, ein Vater der Wittwen und Waisen und als Stellvertreter des höch-
sten Versöhners, oft ein Vermittler des Friedens zwischen Völkern und
Fürsten. Selbst arm und einfach lebend, sammelte er ungeheure Schätze
zur Verwirklichung seiner geistlichen Weltherrschaft, wobei er seinen Ruhm
freilich arg befleckte durch fein unchristliches und unmenschliches Verfahren
gegen die s. g. Ketzer. Wie wir in der Geschichte des Hohenstaufen Kaiser
Friedrich's Ii. sehen werden, trachtete Innocenz Iii. vor Allem dahin, den
päpstlichen Stuhl durch Befestigung des Kirchenstaats, durch Befreiung Ita-
liens von ausländischer Herrschaft und Trennung Neapels und Sieiliens
von Deutschland politisch unabhängig zu machen. Nächftdem waren die
Rettung der Kirche im Morgenlande, die Bevormundung des christlichen
Staatenvereins, die Ausrottung der Ketzer und die strenge Ordnung der
Kirche die Hauptgedanken seines Lebens. Davon ist ihm auch Vieles ge-
lungen, und Dicht hat noch einmal durch ihn die gebildete Welt beherrscht.
Vor ihm, der den Thron der Deutschen nach Gutdünken besetzte, neigten
sich, wenn auch noch so unwillig, alle königlichen Häupter: einen König,
Alphons Ix. von Leon, zwang er durch Bann lind Interdikt, seine
gesetzwidrige Ehe mit seiner Nichte aufzulösen; Philipp August von
Frankreich mußte seine verstoßene Gemahlin Jngeburgis, die Schwester des
Dänenkönigs Kanut, wieder annehmen; die Könige Peter Ii. von Ara-
gonien und Johann von England erklärten ihre Reiche für zinsbare
Lehen des römischen Stuhls. Am Ende seiner Tage, im Rückblick auf das
glorreiche Werk seines Lebens, versammelte Innocenz Iii. um sich die Re-
präsentanten der Christenheit auf der glänzenden vierten Lateransynode
(der zwölften ökumenischen 1215), wo die Gesandten fast aller christlichen
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Extrahierte Personennamen: Innocenz Conti Ernst Gregor Innocenz_Iii Innocenz Alphons_Ix Leon Philipp_August_von
Frankreich Philipp August Jngeburgis Peter_Ii Johann_von_England Johann Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Bologna Europas Konstantinopel Neapels Deutschland
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Wessex, der als Flüchtling am Hofe Karl's des Großen gelebt hatte, gelang,
sich zum Oberkönig aller sieben Reiche, zum König von England zu erheben
(827). Allein die Einfälle der Normannen, welche um diese Zeit began-
nen, ließen das Reich nicht zu rechter Kraft und Einheit kommen.
Nord man neu oder Norman n er hießen nämlich Lei den Deutschen
und Franzosen alle Bewohner der skandinavischen Halbinsel und der an-
liegenden Inseln, von den Engländern dagegen wurden sie Dänen, von
den Russen Waräger oder Wä ring er genannt. Diese Normänner,
sowie ihre Nachkommen: Dänen, Schweden, Norweger, waren nach dem
Zeugniß ihrer Sprache, Religion und Art germanischen Stammes. Bis
auf die Zeit Karl's des Großen waren die Länder derselben eine verschlossene
Welt gewesen, deren Dunkel erst durch das Christenthum und die muthvoll
vordringenden Glaubensboten einigermaßen aufgehellt wurde. blm den
Anfang des neunten Jahrhunderts aber war es, daß sie, aufgeschreckt durch
die Unterwerfung ihrer Halbbrüder, der Sachsen, aus Drang nach kühnen
Thaten, Beute, Waffenruhm und Rache unter selbstgewählten Führern,
Seekönigen, in leichten Fahrzeugen auf Eroberungen und Raubzüge
ausgingen. Dadurch wurden sie lange Zeit der Schrecken und die Geißel
der von ihnen heimgesuchten Länder vom Ausfluß der Elbe an bis nach
Italien hin, aber auch die Begründer mancher neuer Staaten. Jnsbeson-
dere sicherte ihnen der elende Zustand des fränkischen Reichs unter Ludwig
dem Frommen und seinen Söhnen bedeutende Erfolge. Viele Heere unter-
lagen ihnen; viele Städte wurden zerstört oder verwüstet, wie Hamburg,
Aachen, Köln, Trier, Rouen, Tours; andere geplündert, wie Lucca, Pisa,
Paris, und Karl der Dicke erkaufte 882 bei Haslow an der Maas einen
schimpflichen Frieden. Ja, König Karl der Einfältige von Frankreich nnißte
(912) ihrem Anführer Rollo ein schönes Land an der Nordküste seines
Reichs, nach den Normannen Normandie genannt, als Lehen überlassen
und ihm, der in der Taufe den Namen Robert annahm, seine Tochter
zum Weibe und die Bretagne zum Afterlehen geben. Nach Italien kamen
die Normannen zuerst als Pilger und Auswanderer aus der Normandie,
boten ihre Dienste den lombardischen Herzögen in Unteritalien und den
Griechen an (1000) und erlangten durch Vertreibung der Araber und Be-
siegung der Griechen eine solche Macht, daß der Normanne Robert Guis-
card (1060) das eroberte Apulien und Calabrien sich vom Papste als
Lehen zusprechen ließ und sein Bruder Roger die Eroberung Sinkens
beginnen konnte. Ausgewanderte norwegische Häuptlinge entdeckten und be-
völkerten (861) das ferne Island, wo um das Jahr 1000 durch säch-
sische und norwegische Missionäre das Christenthum eingeführt wurde. Von
da gingen sie nach Ostgrönland und sollen sogar bereits Amerika,
das sie Winland oder Weinland nannten, erreicht haben. Auch den Rus-
sen gaben die Normannen Herrscher ihres Geschlechts, indem die an der
Ostsee wohnenden slavischen Stämme zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten
im Jahre 862 drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Ruß her-
beiriefen und zu ihren Fürsten machten. Der eine von ihnen, Namens
Rurik, der in Nowgorod seinen Sitz hatte, wurde nach dem Tode seiner
beiden Brüder Alleinherrscher. Sein Urenkel war jener Wladimir der
Große, der vom Dnjepr bis zur Düna herrschte und 988 das Cbristen-
thum annabm.
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Extrahierte Personennamen: Norman Ludwig Ludwig Karl_der_Dicke Karl Haslow Karl Robert_Guis- Namens
Rurik
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Norweger Sachsen Italien Hamburg Aachen Trier Rouen Lucca Paris Frankreich Bretagne Italien Unteritalien Apulien Island Ostgrönland Amerika Nowgorod
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11. Alfred der Große, der Angelsachse (gest. 901).
Insbesondere aber lockte das meerumfluthete England die kühnen Nor-
mannen zu wiederholten Einfällen, und wenn es auch dem König Egbert
noch meistens gelang, sie von den britischen Küsten zu entfernen, so faßten
sie doch unter seinen schwachen und uneinigen Nachfolgern festen Fuß in
Northumberland und Ostangeln, ja bedrohten England mit völliger Eroberung.
In solcher Noth erstand dem englischen Volke ein Erretter in Alfred dem
Großen, König Ethelwulf's jüngstem Sohne, der im Jahre 871, als
schon Alles verzweifelte, den wilden Dänen noch einen erfolgreichen Wider-
stand leisten zu können, zur Regierung kam. König Alfred ist eine der
schönsten Erscheinungen des Mittelalters, ausgezeichnet an Geist und von der
edelsten Gesinnung, fromm und klug, tapfer und gerecht, jeder Kunst geneigt,
jeder Kenntniß hold, ein Spiegel der Fürsten, ein Held europäischer Gesit-
tung, England's Karl der Große.
Schon als Knabe zeichnete sich Alfred wie durch Schönheit und Anmuth
des Körpers, so durch herrliche Anlagen des Geistes aus. Seinen Körper
stärkte er durch Leibesübungen und in Kämpfen mit den Normannen. Für
seine höhere Bildung sorgte die Liebe seiner Mutter. Sie lehrte ihn viele
sächsische Lieder und ihn, obgleich schon zwölfjährig, dennoch vor mehreren
der älteren Brüder, lesen. Auch mag auf die Entwickelung seines Geistes
ein mehrmaliger Aufenthalt zu Rom, wo ihn Papst Leo Iv. im Voraus
zum König salbte, nicht ohne Einfluß geblieben sein. In etwas fortgerücktem
Jünglingsalter überfiel ihn eine sehr schmerzhafte, den Aerzten seiner Zeit
unbekannte Krankheit, welche ihn für jeden weltlichen Verkehr unbrauchbar
zu machen drohte. Nach einem Gebete, welches er in einer Kirche in Corn-
walls dargebracht hatte, schien er von derselben befreit. Als er sich aber
in seinem zwanzigsten Lebensjahre mit der Alswithe aus dem Geschlechte
der Könige von Mercia vermählte, ergriff ihn mitten in dem mehrtägigen
Hochzeitsgelage das schmerzliche Uebel von Neuem zum Schrecken der vielen
Gäste und Umstehenden, und kaum während eines Tages seines thätigen
Lebens war Alfred von demselben befreit. Aber durch die Macht des
Gemüths und die Kraft seines Willens wußte Alfred die ungestüine Reiz-
barkeit seines Körpers zu besiegen, und die körperliche Schwäche scheint bei
ihm die Gegenwirkung des Geistes nur noch mehr geweckt und gekräftigt
zu haben. Dies zeigte sich, als er nach dem Tode seiner drei älteren Brü-
der, kaum 22 Jahre alt, den Thron von Weffex bestieg (877).
Sein Thron schien wankend, Unglück und Gefahren umringten ihn: die
Dänen überschwemmten England von allen Seiten und drohten die Angel-
sachsen zu unterjochen. Anfangs gewann er einige Vortheile zur See und
suchte durch Verträge mit den übermächtigen Feinden den ihm gebliebenen
Theil von England zu sichern. Allein die Dänen hielten weder Eid noch
Wort und fielen plündernd und verwüstend immer wieder in das Land ein.
Vergebens war die tapferste Gegenwehr, verzweifelnd flohen viele Einwohner
übers Meer und auch Alfred sah sich genöthigt, sich durch die Flucht vor
den Feinden zu verbergen. Mit Bauernkleidern angethan, irrte der König
durch Wildnisse und Sümpfe, fand endlich den erwünschten Schutz in der
Hütte eines seiner Hirten und theilte Arbeit und Beschwerden mit dem nie-
drigsten seiner Knechte. Aber die Hoffnung besserer Zeiten, das Streben,
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Extrahierte Personennamen: Egbert Alfred Alfred Karl_der_Große Karl Alfred Leo_Iv Leo Mercia Alfred Alfred Weffex Alfred
Extrahierte Ortsnamen: England Northumberland England Rom England England
212
Diese Eroberung wurde von den Dänen, welche mit abergläubischer
Verehrung an dem vermeinten Heiligthum hingen, als eine üble Vorbedeu-
tung angesehen, von den Sachsen aber als der Hahnenschrei des anbrechen-
den Tages der Freiheit begrüßt. Alfred erkannte darin die Hand des Herrn
und beschloß, dem Winke zu folgen. Um aber das kleine Häuflein der
Seinen nicht aufs Ungewisse blind in Gefahren zu führen, wagte er sich
zuvor als Harfner verkleidet in das Lager der Feinde und, während er ihnen
Lieder sang, beobachtete er sorgfältig die Stellungen und Schwächen der-
selben. Die Dänen, nur auf Plünderung bedacht und keinen Widerstand
von Seiten der Sachsen mehr erwartend, waren in fahrlässige Sicherheit
versunken und in schwelgendes Wohlleben- hingegeben. Unentdeckt kehrte
Alfred in seine Insel der Edlen zurück, sammelte alle streitbaren Engländer
um sich und erschien an der Spitze dieses Heeres bei Eddington in Wilt-
shire. Die überraschten Dänen wurden gänzlich geschlagen, behielten aber
nach einem neuen Vertrage die gemachten Eroberungen, welche der zum
Christenthum übertretende Dänenfürst Guthrum, in der Taufe Athelstan
genannt, als Lehen der englischen Krone regierte.
Alfred's Streben war nun darauf gerichtet, Engländer und Dänen
mit einander zu verschmelzen; da er ihnen aber nicht ganz trauen konnte,
ließ er die zerstörten Städte wieder aufbauen, legte feste Schlösser an und
unterhielt eine zahlreiche Flotte. So gerüstet war es ihin möglich, einen
neuen furchtbaren Schwarm Normänner, welche von Frankreich aus unter
ihrem Anführer Hastings in 330 Schiffen über den Kanal setzten, an
der Küste von Kent landeten und sich mit den Dänen in Ostangeln und
Northumberland verbanden, nach dreijährigen Anstrengungen zu unterwerfen
oder zu zerstreuen (893).
Wiewohl der königliche Held in 50 Treffen gegen die Dänen focht,
so legte er doch gern das Schwert aus der Hand, um als Ordner, Gesetz-
geber und Bildner seines Volks zu walten. Die Verfassung des angel-
sächsischen Staats in England hatte sich gemäß den Umständen ausgebildet,
unter welchen das Land erobert worden war. Die Eroberer hatten nach fast
gänzlicher Ausrottung oder Vertreibung der eingeborncn Briten das Land nach
dem militärischen Range unter sich vertheilt, welchen sie als Führer oder
Folger im Geleit einnahmen. Die Geleite waren nach Zehnten, Hunderten
und Schaaren eingetheilt gewesen, und dieselbe Ordnung wurde auch auf
das Landgebiet übertragen, welches den Kriegern zugetheilt worden war.
Das Land zerfiel demnach in Zehntschaften, Hundertschaften und
Shires oder Grafschaften mit einem Aerl oder Alderman (Graf)
an der Spitze. Ueber Allen stand der König mit demselben Ansehn und
derselben Geltung, welche er als Herzog im Geleite gehabt hatte. Als aber
späterhin neue Schaaren aus Deutschland nachkamen, überließen die Könige
und die übrigen Führer den Neuangekommenen Theile ihres Eigenthums
gegen die Verpflichtung, ihnen zum Kriege zu folgen. Jene ersten Sieger,
die wahren Grundeigenthümer, hießen königliche Th ane, die ihnen zum
Kriegsdienst verpflichteten Vasallen — gemeine Than e. Das Land,
welches die Thane nicht selbst bearbeiten lassen konnten, gaben sie gegen
Zins und Dienst an Hintersassen, Kerle (Ceorl, Churl) genannt,
welche wohl gewöhnlich Briten oder auch armes von den deutschen Küsten
eingewandertes Volk gewesen sein mögen. Das Land, welches die Thane
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Extrahierte Personennamen: Alfred Alfred Kent
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Wilt- Guthrum Frankreich Ostangeln Northumberland England Deutschland
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Söhne, der damals dreizehn Jahre alt war, wurde unter dem Namen
Eduard V. als König ausgerufen. Sein jüngerer Bruder, Richard von
Aork, war erst sechs Jahre alt.
Ii. Die Kinder Eduard's Iv. Richard Iii.
Richard von Glocester, ein ebenso Löser, als häßlicher Mensch,
der mit einem Fuße hinkte und an einem Arme gelähmt war, hatte seine
Leiden kleinen Neffen, welche ihm selbst den Thron versperrten, schon immer
mit neidischen, gehässigen Augen angesehen; jetzt faßte er, von Ehrgeiz ge-
stachelt, den entsetzlichen Entschluß, sie aus dem Wege zu räumen. Mit vollen-
deter Heuchelei verstand er es, sein Vorhaben zu verbergen und der Königin
Mutter, Elisabeth, die ihm mißtraute, die beiden königlichen Knaben
abzulocken, um sie im Tower, der Festung von London, einzuschließen. Zu-
erst ließ er die Brüder der Königin und die Freunde des jungen Königs
unter einem nichtigen Vorwände hinrichten oder einkerkern; dann sprengte
er das Gerücht aus, seine beiden ältern verstorbenen Brüder wären keine
ächten Söhne seines Vaters gewesen und darum auch der junge König,
Eduard V., unfähig zur Regierung; endlich ließ er sich selbst von einem
bezahlten Volkshausen als König ausrufen und wie mit Widerstreben zur
Annahme der Krone bewegen (1483).
Aber noch lebten die Kinder Edüard's Iv., seine Neffen, welche ihn
mehr beunruhigten, als alle seine übrigen Feinde; und der Commandant
des Towers, der brave Sir Brakenbury, war nicht dazu zu bewegen,
die beiden unschuldigen Kinder meuchlerisch umzubringen. „Gut!" sagte
endlich Richard zu ihm, „so befehle ich dir, auf eine Nacht Sir Tyrrel
die Schlüssel des Towers abzutreten." In der That hatte es dieser Un-
mensch mit noch einigen andern Bösewichtern übernommen, den abscheulichen
Mord zu vollbringen, und empfing die Schlüssel zum Gefängniß der jun-
gen Prinzen. Um Mitternacht schlich er sich mit den Genossen seiner
Schandthat an die Thür des Zimmers, wo die Kinder sorglos schlummer-
ten. Sir Tyrrel schickte die Mörder hinein; er selbst wartete draußen das
Bubenstück ab. Arm in Arm geschlungen lagen sie da, die beiden Knaben,
in tiefem Schlafe auf einem lind demselben Lager. Ein aufgeschlagenes
Gebetbuch lag neben ihnen; denn so sehr sie auch noch Kinder waren, so
hatten sie doch nicht das Gebot ihrer Mutter vergessen, niemals einzuschla-
fen, ohne zu beten. So schöil waren die Kinder und ihr Lächeln im Schlaf
so hold, daß selbst die verhärteten Bösewichter, von ihrer Unschuld gerührt,
einen Augenblick betroffen zurückwichen. Aber der Durst nach Gold, das
man ihnen versprochen hatte, überwand die flüchtige Rührung; sie drückten
Kissen auf die armen Knaben, bis sic erstickt waren, zeigten dann dem Sir
Tyrrel die nackten Leichname, und dieser ließ sie unter einem Haufen Steine
tief in die Erde vergraben.
Iii. Heinrich Vii. T u d o r.
Ein Schrei des Entsetzens ging bei der Nachricht von diesem Frevel
durch ganz England, und viele Lords erhoben sich, um den Tod der könig-
lichen Prinzen zu rächen. Selbst der Vcrräther Buckingham, der doch das
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mit zweien seiner vertrautesten Mönche seine kühnen Reformversnche in den
Flammen und starb in frommer Ergebung mit freudigem Vertrauen auf
Den, der für ihn gestorben. Unter den ihm Schuld gegebenen Ketze-
reien war auch die, daß er die Rechtfertigung durch den Glauben ge-
lehrt habe.
Mit der Zerstreuung seiner Asche in den Arno schienen auch die Spu-
ren seiner Wirksamkeit verloschen zu sein; denn kurz darauf kehrten die Me-
diceer nach Florenz zurück, behaupteten unter allen Stürmen die Herrschaft
und Alexander von Medici wurde durch Kaiser Karl V. nach Ver-
nichtung der republikanischen Formen zum Herzog erhoben (1530). Noch
viel weniger war Savonarola und die durch ihn hervorgebrachte Bewegung
im Stande gewesen, auf das Papstthum einen erneuernden und reinigenden
Einfluß auszuüben. Denn auf Alexander Vi. folgte der kriegerische Ju-
lius Ii. (gest. 1513), der, gleich einem weltlichen Fürsten, selbst ins Feld
zog und durch Erwerbung von Bologna, Ancona, Ferrara und andern Land-
schaften dem Kirchenstaate seinen heutigen Umfang gab. Ihm folgte Leo X.
(gest. 1521) aus dem erlauchten Hause der Mediceer, der im Vatikan allen
Glanz der Kunst und Bildung als ein Erbtheil seines Hauses vereinigte.
Allein über den klassischen Studien des griechischen und römischen Heiden-
thums, über seinem üppigen, prachtvollen und verschwenderischen Leben ver-
lor er allen Sinn für Religion und Kirche, und dennoch benutzte er den
heiligen Stuhl zu Rom und den frommen Glauben der Völker als ein
Mittel, Geld zur Befriedigung seiner Pracht- und Kunstliebe zu erpressen.
Noch im Jahre 1517 hatte er auf einem glänzenden Lateranconcil den
Triumph, die unbeschränkte Papstmacht selbst von König Franz I. von Frank-
reich anerkannt zu sehen und die Verdammung des Kostnitzer und Baseler
Concils zu erneuern, —• es war dasselbe Jahr, in welchem einige Monate
später das Wort des armen deutschen Mönchs zu Wittenberg ausrichtete,
was die vereinten Kräfte aller Nationen des Abendlandes in jenen gewal-
tigen reformatorischen Concilien des fünfzehnten Jahrhunderts nicht zu er-
reichen vermocht hatten.
§ 76. Die Jungfrau von Orleans (1429).
Zu derselben Zeit, als der Hussitenkrieg in Deutschland wüthete, wurde
auch zwischen Franzosen und Engländern heftig gekämpft. In Frankreich
war nämlich nach dem schnellen Hinsterben von Philipp's des Schönen drei
Söhnen die Capetingische Hauptlinie erloschen und mit Philipp's Bru-
derssohne, Philipp Vi., das Haus Valois (1328 — 1589) auf den Thron
gekommen. Unter ihm brach der Haß gegen England in einem langwierigen
Kriege aus (1337— 1444), in welchem die Engländer unter ihrem König
Eduard Iii. im Jahre 1346 bei Crecy (zum ersten Mal mit Hülfe der
Kanonen) siegten und Calais eroberten, ja, unter Eduard's Sohne, dem
schwarzen Prinzen, ganze Provinzen von Frankreich abrissen. Zwar
trat König Karl V. von Frankreich wieder kräftiger auf und sein tapferer
Feldherr Bertrand du Guesclin entriß sogar den Engländern ihre
meisten Eroberungen. Als aber bei seinem Sohn und Nachfolger, Karl Vi.,
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Extrahierte Personennamen: Arno Alexander_von_Medici Alexander Karl_V. Karl_V. Alexander_Vi Alexander Leo_X Leo Franz_I._von_Frank- Franz_I. Philipp_Vi Philipp Eduard_Iii Eduard Karl_V._von_Frankreich Karl_V. Bertrand_du_Guesclin Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Florenz Bologna Ancona Ferrara Rom Baseler
Concils Wittenberg Deutschland Frankreich England Crecy Frankreich
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zum König führen zu lassen. Die Stadt rüstete sie mit Pferd und Waf-
fen aus, und in männlicher Kleidung trat sie die gefahrvolle Reise zum
Schlosse Chinon an, wo Karl Vii. eben sein Hoflager hielt. Zum Erstau-
nen Aller kam sie auch durch feindliche Schwärme und Städte hindurch
wohlbehalten daselbst an (Februar 1429) und erhielt nach drei Tagen Zu-
tritt Lei Hofe, wo sie den König aus seiner zahlreichen glänzenden Ver-
sammlung heraus erkannte und ihm erklärte, daß sie von Gott berufen sei,
Orleans zu befreien und den König zur Krönung nach Rheims zu führen.
Der König ließ sie vielfach auf die Probe stellen und gab ihr, als die
Prüfungen günstig ausfielen, ein Commando Soldaten. Mit einer weißen
Fahne, auf welcher der Heiland, den Erdball in der Hand haltend und
mit Lilien umgeben, abgebildet war, ging sie dem Heere voran. Um ihre
Krieger der Hülse Gottes würdig zu machen, führte sie unter den zügel-
losen Haufen eine strenge Zucht ein. Orleans, zu dessen Entsatz die Jung-
frau herbeieilte, wurde glücklich erreicht, Johanna als eine gottgesandte Ret-
terin mit Ehrfurcht und Begeisterung von den Bürgern aufgenommen, und
die Engländer, in deren Reihen ein geheimes Grauen vor dem „Mädchen
von Orleans," in dem sie nach dem Aberglauben des Jahrhunderts
eine Zauberin und Here vermutheten, überhandnahm, zum Abzüge aufge-
fordert. Sofort begann sie einen Angriff aus die Bollwerke und Verschan-
zungen der Belagerer, die Engländer flohen und die Jungfrau kehrte, wie-
wohl durch einen Pfeil gefährlich verwundet, siegreich in die Stadt zurück.
Orleans war gerettet.
So hatte Johanna ihr erstes Versprechen erfüllt. Man hielt sie nun
allgemein für ein höheres Wesen, man kam ihre Kleider und die Füße
ihres Pferdes zu küssen, und als sei der Geist des Vaterlandes in ihr
erschienen und habe die heilige Liebe zu demselben wieder in die Gemüther
der Gott und Ehre vergessenden Franzosen zurückgebracht, so strömten von
allen Seiten Kriegsleute zusammen, um unter ihrer Fahne zu kämpfen.
Die Jungfrau eilte, nun auch ihre zweite Zusage in Erfüllung zu brin-
gen, die Krönung des Königs zu Rheims. Deßhalb begab sie sich nach
Tours zu Karl Vii., kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dau-
phin,*) empfanget die heilige Salbung und eure königliche Krone zu Rheims.
Ich bin sehr begierig, euch hinziehen zu sehen; darum eilet!" Die Städte
und Burgen zwischen Tours und Rheims waren alle von den Engländern
und Burgundern besetzt; dennoch folgte der König dem Rathe der Jung-
frau. Mehrere Plätze ergaben sich, andere wurden mit Sturm genommen.
Johanna ging überall den Ihrigen voran und theilte jede Gefahr. Endlich
führte sie den König glücklich nach Rheims, wo am 17. Juli 1429 die
Krönung stattfand. Sie stand am Altare neben ihm mit ihrer Fahne in
der Hand, umfaßte nach der Krönung seine Kniee und sprach: „Eoler Kö-
nig! jetzt ist Gottes Wille erfüllt, der verlangte, daß ich Orleans entsetzen
*,) So hieß der Kronprinz von Frankreich, seitdem der letzte Herr der Provinz
Dauphin«, der Dauphin Humbert Ii., seinen einzigen Sohn in den Wellen der Rhone
verlor und sein Land an den König von Frankreich vermachte (1319) unter der Bc-
drngung, daß der jedesmalige französische Thronerbe den Titel Dauphin führen und die
Dauphine beherrschen sollte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vii Karl Gott Johanna Johanna Karl_Vii Karl Johanna
Extrahierte Ortsnamen: Chinon Rheims Gottes Rheims Rheims Rheims Rheims Gottes Frankreich Frankreich
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kehrungswerk unter den Heiden, und durch ihre Lehre sowie durch ihr Bei-
spiel ^wurden viele zum Glauben bekehrt. Mit jedem Tage mehrten sich die
im Herrn selig zu werden verlangten. Um daher aus den Landeseinge-
bornen christliche Lehrer zu bilden, legte Ansgar eine Art von Missions-
schule an und nahm etwm zwölf Knaben darin auf, die er theils aus der
Selaverei losgekauft, theils vom König anvertraut erhalten hatte. Zwei
Jahre lang wirkten sie hier in Segen, obgleich der Krieg zwischen den
Göttrikssöhnen und Harald noch fortdauerte, der übrigens auch in seinem
Eifer für das Christenthum bald erkaltete und nach 841 als Parteigänger
Kaiser Lothar's sogar zum Heidenthum rückfällig wurde. Aber schon im
Herbst 829 kehrte Ansgar, das dänische Missionsfeld dem Mönche Gisle-
mar aus Corbie überlassend, auf Befehl Lndwig's des Frommen an den
kaiserlichen Hof nach Aachen zurück, um zu neuer Missionsthätigkeit in einem
andern nordischen Reiche verwendet zu werden.
Am kaiserlichen Hofe zu Aachen waren nämlich Gesandte des Königs
Björn von Schweden erschienen und hatten unter andern Aufträgen dem
Kaiser auch gemeldet, wie sich unter ihrem Volke Viele befänden, welche
das Christenthum anzunehmen wünschten und wie auch der König selbst
Priester Gottes gern daselbst sehen würde. Wiederum war es der Abt
Wala, der unsern Ansgar auch zu dieser Mission vorschlug. Ansgar ging
auch mit Freuden auf diesen neuen Plan ein und begab sich mit dem
Mönch Witmar, früher seinem Kollegen an der Klosterschule zu Corbie, in
Gesellschaft reisender Kaufleute zu Schiff nach Schweden. Allein an der
schwedischen Küste von Wikingern (Seeräubern) angegriffen, ihrer Habe,
der kaiserlichen Geschenke für den König, ihrer Bücher für den Gottesdienst
beraubt, mußten sie mit ihrem Fahrzeug an den Strand laufen. Schon
riethen Viele zur Rückkehr; allein die für ihre heilige Sache begeisterten
Männer hörten nicht ans solchen Vorschlag, sehten unter den größten Be-
schwerden ihre Reise bald durch dichte Wälder bald über große Landseen
fort, bis sie endlich Birka Sigtuna, welches ein berühmter Marktplatz, eine
allgemeine Gerichtsstätte, die Hauptstadt des Björn am Mälarsee und nicht
weit von dem Haupttempel des Landes gelegen war, glücklich erreichten.
Der König nahm sie auch freundlich auf und erlaubte ihnen das Evan-
gelium von Christus frei zu predigen. Viele nahmen das Wort an, unter
ihnen Herigar oder Hergeir, der Gras (Jarl) Sigtnna's, des Königs ver-
trautester Rath und Freund, der hernach auf seinem Erbgute eine Kirche
.erbauen ließ.
Nach anderthalb Jahren kehrte Ansgar nach Deutschland zurück. Mit
Freuden vernahm der Kaiser den Bericht seines Gesandten und Missionärs
über den Fortgang des Evangeliums im Norden und beschloß nun, seinen
schon längst gehegten Wunsch auszuführen, ein Erzbisthnm Hamburg als
Metropole des gesammten Nordens und der nordischen Mission einzurichten.
Noch 831 wurde Ansgar, erst 30 Jahre alt, auf einem Reichstage zu
Ingelheim zum ersten Erzbischof von Hamburg geweiht und einige Jahre
später zu Rom von Papst Gregor Iv. durch Ueberreichung des erzbischöf-
lichen Palliums in dieser Würde bestätigt. Ueberdieß wurde er nebst dem
Erzbischof Ebbo von Rheims zum päpstlichen Legaten bei allen schwedischen,
dänischen und slavischen Völkern nördlich der Elbe ernannt. Auch nach
seiner Erhebung aus den erzbischöflichen Stuhl blieb Ansgar der strenge,
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Ansgar Harald Ansgar Wala Birka_Sigtuna Christus Ansgar Ansgar Gregor_Iv Gregor Ebbo_von_Rheims