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Vas Land; wozu? Was sollen sie dein Lande bringen?* Ach,
wie trinken die Pflänzlein begierig, wenn nach heißen Tagen
die Wolke ihren Regen spendet! Wie fliegen die Vöglein wieder
munter von Ast zu Ast! Wie freut sich der Landmann, wem:
er durch seine erquickten Fluren wandelt! — Ja, „aus der
Wolke quillt der Segen, strömt der Regen"; aber aus der Wolke
„zuckt auch der Strahl".
d. Schilderung eines Gewitters (Schloßen; Hagelwetter;
Wolkenbruch! Der Lehrer kann sich hier an die Erfahrung'der
Kinder wenden. Er mag ihnen auch Winke über ihr Verhalten
bei einem Gewitter geben). — jznm Schlüsse eines Gewitters
haben wir, habt ihr auch schon oft eine gar prächtige Erscheinung
am Himmel gesehen —? Den Regenbogen. — Wie sieht ein
Regenbogen aus? Buntfarbig. Welche Farben habt ihr heraus-
gefunden? Wie mag nur ein Regenbogen entstehen? Hört
die Geschichte von der „Sonne und dem Regenbogen"! „Ein
schöner Regenbogen glänzte in den Wolken. Wer ihn sah, lobte
ihn; aber dieses Lob machte ihn schnell stolz. Er fing an, die
Wolken um sich her zu verachten, ja, er sagte sogar: „Ich bin
Wasser verdunstet, sich in Tunst (Dampf) verwandelt. Die kühlere Luft ver-
wandelt die Dämpfe in kleine Wasserbläschen.
* Wind u. Wolke. „Du böser Wind, was that ich dir,
Daß du mich umhertreibst für und für?" —
„Mußt heute noch viele Meilen fliegen;
Tort hinter den blauen Bergen liegen
Große Gebreiten von Menschen und Tier,
Tie durstig sind; dahin eilen wir".
Ter Wind entfaltete seine Flügel,
Trug sausend die Wolke über den Hügel
Und über die Berge aufs durstige Land;
Zog drauf die Schwingen ein und verschwand.^
Die Wolke streute nun göttlichen Segen,
Und alles jauchzet nach ihrem Regen.
Die Bäume strecken sich hoch hervor/
Die Blümlein schauen fröhlich empor,
Erquickte Böglein zwitschern und singen,
Das Wild und die Lämmlein hüpfen und springen,
Der Mensch lenkt dankend Augen und Herz
Zum Vater des Regens himmelwärts.
Und als die Wolke vorübergezogen,
Da schmückt sie ein herrlicher Regenbogen.
Grill lich. zum Anschauungsuntkrricht.
Colshorn.
4
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51
'gesprochen. Welche hat er jetzt? — Ob ihr die Milchstraße noch
findet? Den Himmelswagen? Den Polarstern? — Versteht ihr
auch noch die Sprache der Sterne? „Die Himmel erzählen die
Ehre Gottes", und wir rufen aus, wenn wir hinanfblicken zu
dem Sternenzelt: „Herr, wie sind" re.!
X. Weitere Beschreibung des Wohnortes. Der Dorfplaü.
Wir nehmen nunmehr unsre Wanderung durch das Dorf
wieder aus. Wir wollten einzelne Häuser besprechen. Vorher
aber schauen wir uns noch den Dorfplatz an.
a. Wo liegt er? (Auf der Zeichnung zu fixieren.) — Wie
ist der freie Raum eingefaßt? — Wozu ist er bestimmt?
^Wenn der Ort ein Marktflecken ist, so wird dies hier hervor-
gehoben). — Anger!? — Einen prächtigen Schmuck hat unser
Dorfplatz. Das ist die große Linde.* Weshalb nenne ich sie
-einen Schmuck des Platzes? Seht den mächtigen Stamm!
Die starken Äste, die sie nach allen Seiten ausstreckt! Das
schattige Laubdach, das sie mit ihrem Gezweige bildet! — Die
Linde auch ein Haus, ein Blätterhaus, in dem viele Gäste
einkehren —? Wie summt es gerade jetzt in den Zweigen der
Linde! Weshalb wohl? — Unsre Linde könnte uns aber auch
wiel erzählen —? Was hat sie alles gesehen in ihrem langen
Leben! Freud und Leid unsres Dorfes ist an ihr vorüber-
gezogen. Sie hat aber wohl mehr Freude jals Leid geschaur.
.Früher war es Sitte, daß die Jugend um die Dorflinde tanzte.
Die Mai-, Psingst- und Kirmestänzc fanden unter ihr statt.
So wird es wohl auch bei uns gewesen sein. — Die Dorflinde
.aus dem Dorfplatze hat an einer andern Stelle in unserm Orte
Geschwister; die sehen aber viel mehr Leid als Freud —? Das
-sind die Linden auf dem Friedhofe. — Nun hat chber die
große Linde auf 'demselben Platze noch !ein Schwesterlein —?
Das Schwesterlein hat einen.besonderen Namen —? Sie heißt
Lutherlinde. Weshalb haben wir ihr nur diesen Namen
-gegeben? Wir haben sie gepflanzt zum Andenken an einen
großen Mann nnsres Volkes, dem wir gar viel verdanken: zum
Andenken an Dr. Martin Luther. Sein Bild habt ihr alle im
«ersten Klassenzimmer gesehen. (Man zeigt es vor.) Unsre Väter
* Die „Linde" wird in der Naturgeschichte besprochen.
4"-
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53
wieder gesund. — Aber es traf ihn ein neues Unglück. Sein
bester Freund wurde von bösen Buben erstochen. Er selbst
wurde bei einem Gange über das Feld von einem Gewitter
überrascht. Ein Blitz fuhr neben ihm herab und streckte ihn
betäubt zu Boden. „Wie," dachte er, „wenn du nun vom
Blitze erschlagen und so plötzlich vor Gottes Richterftuhl gerufen
worden wärest?" Darüber ward er ganz bestürzt und in sich
gekehrt. Er dachte Tag und Nacht daran: „Was soll ich denn
thun, daß ich dem lieben Gott wohlgefalle, daß ich in den
Himmel komme?" Endlich beschloß er, ins Kloster (?) zu
gehen, ein Mönch (?) zu werden und sein Leben ganz dem
lieben Gott zu iveihen. (Das Bild eines Klosters, eines Mönches
vorzeigen!)
Der liebe Gott rief ihn aber später aus dem Kloster heraus;
Denn er hatte Großes mit ihm vor. Davon sollt ihr später
hören. Nur etwas von dein, was Luther später gethan hat,
will ich euch jetzt erzählen. Ihr kennt schon alle das Buch, das
ich euch hier zeige — die Bibel (?). Denkt, daß wir alle darin
lesen und sie verstehen können, das verdanken wir dem
Di'. Luther. Die Bibel war nicht in unsrer Sprache geschrieben,
nicht wie unsre anderen Bücher. Ta hat sic Luther in unsre
Sprache übersetzt (?). — Und noch eins. Ihr kennt auch alle
Das kleine Katechismusbuch, das eure älteren Geschwister haben.
Das hat Luther für euch, für das junge Volk, wie er euch nannte,
geschrieben, auf daß ihr darin fleißig lesen und lernen sollt. —
Und zuletzt will ich euch auch noch etwas davon erzählen,
wie es in seiner Familie zuging. Wenn wir nur einmal hätten
abends zulanschen können! Wißt ihr, was der Luther mit seinen
Kindern machte? Da sang er mit ihnen. — Das schönste Fest
in Luthers Hause war — gerade so wie bei uns — das
Weihnachtsfest. Zu diesem Feste dichtete er seinen Kindern ein
schönes Lied, das wir auch singen: „Vom Himmel hoch" rc? — *
* Dr- Wangemann; Gesch. des ev. Kirchenliedes, S. 125: „Bom
Himmel?c." ist ein Weihnachtslied, welches Dr. Luther ursprünglich für seine
Kinder gedichtet hat, und trug, als es zuerst gedruckt wurde, deshalb auch
Lie Überschrift: „Ein Kinderlieb, aus dem Ii. K. St. Lucä gezogen durch
Dr. M. L." Bei solcher Weihnachtsfeier in seiner Familie soll Luther
B. 1—7 von einem als Engel gekleideten Studenten haben singen lassen,
worauf die Kinder B. 8 geantwortet haben: „Bist willkommen rc." —
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56
auch weiter nach dem Fried Hofe und dem Hause, welches er
umgiebt — ? Nach der Kirche.
Wir haben uns die Kirche und den Friedhof schon öfters
angeschaut. Ihr werdet mir deshalb gleich selbst viel erzähle»
können.
u. Wo liegt unsre Kirche? Auf einem Hügel. Weshalb
haben unsre Väter die Kirche auf einen Hügel gebaut? Hoch
ragt die Kirche über alle anderen Häuser unsres Dorfes hinaus
(auch über das menschliche Treiben und Schaffen), weithin
sichtbar. Die Häuser und Hütten schmiegen sich an das Gottes-
halls an, wie die Kiilder an ihre liebe Mutter. —
b. Wir schreiten 'einige Stufen hillallf itnb treten durch
das eiserne Thor auf den Friedhof. Nun beschauen wir llns
unser Gotteshaus voll außen —? (Mail inacht die Kinder
auf besondere Merkmale der Ballart, soweit sie ihnen verständlich
gernacht werden können, auflnerksam, z. B. auf die Kirchenfenster,
auf das Hauptportal, auf Verzieruilgen. Der Lehrer ver
ailschalllicht manches dllrch Zeichnllng all der Wandtafel). —
Was fällt ulls vor allem wieder ins Auge? Der Turm. Hoch
steigt er llach oben. Wie hoch ist er? (Die Angabe der Höhe
ist zllr späteren Vergleichung erforderlich). — Wißt ihr noch,
was der Kirchturm dein Kiirde antwortete, als es so fragte:
„Kirchturm, was stehst dll nur immer so da |imt> zeigest so
ernsthaft nach oben? Immer imt> immer, so oft ich dich sah,
hast du auch bcn Finger erhoben." * — Was seht ihr auf der
Spitze des Turmes? Knopf (was in dem Knopfe ist) — und
Kreuz. Das Kreuz, das auf dem Turme glänzt, hat einen
tiefen Sinn — ? — Was befindet sich in dein Turme? Die
Glocken (Schallloch). — Wozu läßt das Gotteshaus seine
Glocken erklingen? Es sagt uns in ihren Klängen gar
mancherlei.
Bei ulls ist noch die schöne Sitte, daß jeden Tag früh
morgens die Glocken erklingen. Wozll wollen sie uns mahnen?
„Mit Gott fang' deine Arbeit an!" So soll jeder sprechen in
seiner Werkstätte, auf der Flur — auch dll, mein Kind:
anderer tapferer Soldat raffte die Fahne auf, um auch bald tot nieder-
zusinken. So fielen 5 Fahnenträger; aber das Dorf ward genommen. —
2. September!
* Der Kirchturm von Franz Wiedemann.
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59
d. Aber das ist mm, ihr Kinder, das Wichtigste, daß ihr
schon jetzt manchmal, später aber, wenn ihr größer geworden seid,
alle Sonntage in den Gottesdienst geht* (Sind Kindergottesdienste
eingerichtet, so ist dein Lehrer hier die Möglichkeit geboten, den
Kindern der: Gang des Gottesdienstes zu erklären und sie zum
andächtigen Besuche anzuhalten).
o. Und nun zuletzt möchte ich end) fragen, ob uns unsre
Kirche von alten Zeiten etwas erzählen kann. Ist sie schon alt?
Woran erkennt man ihr hohes Alter? Sie trägt ein alters-
graues Gewand. Wann ist sie erbaut worden? Was hat sie
seit jener Zeit erlebt? (Der Lehrer muß sich darum kümmern,
Notizen zu gewinnen, die für die Kinder ein besonderes Interesse
gewähren.)
Der Lehrer kann in der deutschen Stunde „das Märchen
vom Mann im Monde", die „wandelnde Glocke" re. lesen lassen.
Der Kirchhof, a. Ernst und still schaut die Kirche nieder
aus den „Kirchhof", auf die Gräber, in denen unsre Lieben
ruhen. ,(Z" vergl. Entwürfe für den Anschauungsunterricht.)-
Wenn ich über den Kirchhof schreite, zwischen den Gräbern hin-
durch, da wird mir gar ernst ums Herz, und mir ist es, als
klängen ernste Worte zu mir. Was sagt wohl der Kirchhof zu
uns? aa. Was sehen wir ans ihm? Grab an Grab. Die
* Da weiß ich auch eine hübsche Geschichte von drei Kindlein, die
noch zu klein waren, in die Kirche zu gehen:
„Es läuten zur Kirche die Glocken;
Die Eltern sie gingen schon aus,
Drei Kindlein in goldenen Locken,
Die sitzen noch unter dein Haus.
Die munteren, unmüßigen Gäste
Sind noch für die Kirche zu klein;
Doch wollen am heiligen Feste
Sie fromm wie die Alten fchon sein.
Hat jedes ein Buch sich genommen
Und hält es verkehrt auf dem Schoß;
Draus singen die Schelmen, die frommen,
Mit schallender Stimme drauf los.
Weiß selber noch keins, was es singet,
Singt jedes in anderem Ton.
Singt immer, ihr Kindlein; es dringet
Aucki so zu dem himmlischen Thron!
A. Gerok.
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— 72 —
f. Die Eisenbahn ist ein wichtiges Verkehrsmittel. Weshalb
wohl? Schnett kommen Waren und Menschen von Ort zu Orr.
— Früher entstand manchmal in abgelegenen Gebirgen Hungers-
not: es fehlte an Getreide re. — es konnten ans der Achse (?)
nicht schnell genug Nahrungsmittel aus anderen Gegenden hin-
gebracht werden — jetzt ist es anders —? . . . Früher kam
mancher aus seinem Dorfe, aus seiner Heimat kaum heraus:
eine Reise in die Ferne kostete gar viel Zeit und Geld — jetzt
geht es eher an, sich in der Welt umzusehen.
8'. Es giebt aber noch andere Verkehrswege als die Land-
straßen und Eisenbahnen; es giebt auch „Wasserstraßen".
Was werde ich darunter verstehen? Die in N. gewesen sind,
die werden wissen, was ich darunter meine — ? Das Bächlein,
das durch unser Dorf fließt, ist höchstens ifür euer Schiffchen
oder für den Zweig, den ihr hineinwerft, für .das Baumblatt,
das jetzt der Wind hineinschleudert, eine Wasserstraße —? Euer
Schiffchen fährt lustig darauf hin, bis es ans Ufer stößt; auch
das Blatt tritt auf dein Bache seine Reise an, aber weit gehr
sie nicht. Ganz andre Wasserstraßen sind die Flüsse, Ströme
(die groß gewordenen Bäche). Wer fährt auf den Flüssen? Da
gleiten große Kähne dahin; Dampfschiffe arbeiten sich mit ihren
Schaufelrädern durch das Wasser; Holzflöße (zusammengebundene
Holzstämme) kommen cherabgeschwommen x* — Endlich denke
ich noch an eine Wasserstraße; die ist so breit, daß wir sie nicht
übersehen können —? Das Meer. Tausende von großen
Schiffen durchschneiden das Meer, getrieben vom Winde und
vom Dampfe. —
Da sind wir aber Juiit unsern Gedanken aus unserm
Dörfchen weit hinausgeflogen in die Ferne. Wir kehren wieder
heim und fragen uns noch: Wenn nun der Wandrer müde,
hungrig und durstig ist, wo erquickt er sich bei uns? Wenn der
Fuhrmann mit seinen Pferden rasten will, wo hält er an, wo
kehrt er in unserm Dorfe ein? — Woran erkennt man einen
Gasthof (Wirtshaus)? Welchen Namen trägt unser Gasthof? —
Ihr Kinder, für euch weiß ich ein gutes Wirtshaus und einen
guten Wirt — ? Das Wirtshaus steht in eurem Garten —?
„Bei einem Wirte wunderinild rc.". —
* Man samt diese Besprechung auch noch aufschieben.
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73
Xiv. Der 2. September.
Wird der 2. September in der Gemeinde gefeiert, so hat
der Lehrer anch den Kleinen den Sinn der Feier in einfacher
Weise zu erschließen. Sollte eine Bekränznng des Kriegerdenk-
males von seiten der Erwachsenen (des Kriegervereines) unter-
bleiben, so wolle der Lehrer das Heranwachsende Geschlecht (die
Kinder der Oberklasse) dazn veranlassen. — Für die Kinder des
3. (und 4.) Jahrganges könnte man über den 2. September
vielleicht in folgender Weise sprechen:
a. Gestern Abend haben wir das Kriegerdenkmal bekränzt.
Weshalb mir? Wir wollen die Soldaten, Krieger ehren, die
einstmals — vor etwa 30 Jahren — in blutiger Schlacht fürheimat
und Vaterland gefallen sind. Welche Namen stehen denn ans
dem Denkmal? Vater und Mntter der Gefallenen sind min
mit ihren Söhnen wieder vereint droben, aber Kinder, Geschwister
leben noch. Sie werden heute mit traurigem Herzen vor dem
Denksteine stehen —'? Wie könnten sie den Vater, den Bruder
vergessen, der weit entfernt von der Heimat, in fremder Erde
(in Frankreich) begraben liegt! Ich möchte aber so zu den Trauern-
den sprechen: „Weinet nicht! Die Krieger sind für das Vaterland,
für die Heimat gefallem Freuet euch mit uns des heutigen Tages!
Denn der liebe Gott har an diesem Tage so Großes an unserm
Volke gethan, wie dereinst an dem Volke Israel bei dem Ans-
enge ans Ägypten". —
Was ist am 2. Septemler (1870) geschehen? Manche von
euch wissen es schon — ? Dem N. N. hat es der Großvater
erzählt, der anch mit im Kriege war. —
b. Nach Westen zu — nach 'der Richtung hin, wo die
Sonne untergeht — liegt ein großes Land. Das heißt Frankreich;
die Bewohner heißen Franzosen. Uber jdieses Land herrschte vor
etwa 30 Jahren ein Kaiser, mit Namen Napoleon. Der hatte
ein großes, stattliches Heer. Das hatte schon manche Schlacht
gewonnen. Nun bekam der Kaiser anch Lust nach einem Stück
von unserm Lande (von Deutschland), und er dachte: „Mit
meinem großen Heere werde ich schon über die Deutschen (Preußen,
Sachsen, Bayern :c.) den Sieg gewinnen". Daher fing er mit
uns — den Deutschen — (ohne alle Ursache, ohne daß wir ihm
etwas zu leide gethan hatten) Krieg an. —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Israel Frankreich Deutschland Sachsen Bayern
74
c. Der mächtigste König in unsern deutschen Landen war
damals der König Wilhelm v. Preußen (?). Der war schon
7:; Jahre alt; aber er war gar mutig und tapfer und vertraute
auf den lieben Gott. Schon als 17jähriger Jüngling war er
gegen die Franzoselt mit in den Krieg gezogen. Er fürchtete sich
vor ihnen gar nicht und sprach: „Gott weiß es, daß ich den
Krieg nicht will; wenn sie mich aber dazu zwingen, dann werde
ich ihnen zeigen, daß auch der 73jährige Mann noch vermag,
was einst der 17jährige Jüngling vollbracht". Und er rief alle
Fürsten und das ganze deutsche Volk auf zum Kampfe gegen
den Feind. Und seht, da eilten alle Soldaten aus Dorf und
Stadt zu den Fahnen sin die Städte, wo ihre Regimenter lagen).
— Wohl flössen gar viele Thränen beim Abschiede, wenn der
Sohn lieb Vater nitd lieb Mutter, der Vater sein treues Weib
und seine Kinder zum letzten Male umarmte, um in den Krieg
zu ziehen; aber der König rief und das Vaterland. Bald
brausten die Eisenbahnzüge (?) Tag und Nacht nach Westen
nild führten die deutschen Soldaten, die deutschen Krieger gegen
den Feind. Darunter auch mrsre Sachsen, geführt von unserm
jetzigen Könige Albert.
<1. Wir alle dachten: „Der liebe Gott wird unsern Kriegern
schon Helsen. Er lvird mit uns sein." Wir haben aber auch
nicht vergessen, den lieben Gott um Hilfe und Beistand anzu-
flehen. Im ganzen Lande erklangen die Glocken und riefen alle
in die Kirchen. Und alle kamen. Da haben wir zum lieben
Gott gebetet: „Ach, Herr im Himmel droben, sei mit unserm
Heere, und schütze unser Land! Der böse Feind hat uns bedroht
und den Frieden, die Ruhe gestört." Und manches Mütterlein
flehte in der Angst ihres Herzens: „Ach, lieber Vater im Hinnnel
droben, erhalte mir meinen lieben Sohn! Führe ihn gesund
wieder zurück in die Heimat, ins Vaterhaus!" —
Und nun will ich euch and) noch sagen, was der König
Wilhelm gethan hat. Der Tag, an dem ihm der Kaiser Napolon
sagen ließ: „Ich will mit dir Krieg führen," das war gerade
der Todestag seiner guten Mutter. Da ging er an die stille
Grabstätte, wo Vater und Mutter schlummern. Hier bar auch
er den lieben Gott um den Sieg. Dann zog er getrost zu
seinem Heere.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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führen, bemühen sich meist nicht, ihren Spuren nachzugehen;
aber andrerseits ist anzuerkennen, daß viele Lehrer Chroniken
ihrer Gemeinde verfaßt, damit also auch dem heimatkundlichen
Unterrichte gedient haben*
* Aus dem Sagenschatze des Königreichs Sachsen könnten z. B.
folgende Sagen (selbstverständlich an den zugehörigen Orten) verwertet
werden: Sagen vom Bischof Benno zu Meißen I, 42; die tapferen Weiber
von Meißen 52; die Bettelmannskirche zu Meißen 53; der dumme Junge
von Meißen 56; der Götterfelsen bei Meißen 58; die Sage vom Fahnen-
träger zu Scharfenberg; die Entdeckung des Silberbergwerks zu Scharfen-
berg — 65 und 66; die Gründung des Schlosses Hirschstein — 71; die Ent-
stehung der Krenzkapelle zu Dresden — 86; vom Brückenmännchen zu
Dresden — 88; die sieben Brüder im großen Garten — 116; die Sage
von der Mordgrundbrücke — 140; die Zwerge im Hutberge bei Weißig
(Eschdorf) — 148; der Felsblock bei Weißig — 149; die Sage von den
Zwergen im Cottaer Spitzberg (sächs. Schweiz) — 150; das Zwcrglock bei
Lohmen — S. 167; der Einsiedler im Ottvwalder Grunde — 167; Jutta
von Duba — 168; die steinerne Jungfrau auf dem Pfaffenstein — 169;
die Sagen vom Lilienstein — 173; Kubstall — 179; Rübezahl auf dem
großen Zschirnstein — 178; der Ursprung der Stadt Schandau — 180; das
Kruzifix zu Döhlen — 188; die Entstehung von Dippoldiswalde — 192;
die Entstehung von Altenberg — 206; die 14 Nothelfer bei Gottleuba
— 217; der Ursprung des Schlosses Bärenstein — 218; der Nix in der
Weißeritz — 238; der Hirschsprung im Plancnschen Grunde — 239; der
Schatz im Burgwartsberge — 239; die Entdeckung des Potschappeler Stein-
kohlenlagers — 239; das Schweizerbette im Plauenschen Grunde — 210.
Das Zauberschloß im Windberge bei Burgk: „In Burgk am Windberge
wohnte vor Jahren ein alter Dorfmusikant. Der war in der ganzen Gegend
beliebt; denn alle Mädchen und Burschen behaupteten, daß sichs nach seiner
Geige am besten tanze. Die Beine hoben sich wie von selbst, und auch die
ungeschicktesten Tänzer mußten Takt halten, sie mochten wollen oder nicht.
Das lag nun einmal so in seiner Geige. Rotkopfs Görge — so hieß der lustige
Fiedler — war also in allen Schenken willkommen und wurde zu allen Kirmsen
und Hochzeitsfesten bestellt. — Eines Sonntags, als er den Bauern von
Deuben zum Tanze aufgespielt hatte und in der Mitternachtsstunde einsam
nach Hause ging, überrechnete er, was er sich mit seiner Geige verdient hatte,
und dachte dann auch an den künftigen Sonntag, zu welchem er wieder
bestellt war. So verging ihm die Zeit, und unvermerkt kam er zum Wind-
berg. Dort fiel ihm auf einmal das Zauberschloß ein, das im Innern des
Berges stehen sollte. So hatte man es ihm in der Jugend erzählt. Auch
auf dem Gipfel des Berges soll ein Schloß gestanden haben. Da sprach er
bei sich selbst: „Du bist doch nun schon manch liebes Jahr und zu jeder
Stunde der Nacht da vorübergegangen und hast noch niemals etwas von
diesem Zanberschlosse gespürt; wer weiß, ob es wahr ist. Mir sollte niemand
erscheinen und mir gebieten, zu folgen, ich faßte mir wirklich ein Herz und
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Zauberstab cm, um Feld und Flur, Wald und Haiu, Berg und
Thal, Quelle, Bach und Weiher, Heide und Steppe zu verklären.
stand er wieder draußen, vor dem Thore. Sein Führer war verschwunden..
Rings um ihn war dunkle Nacht.
Mit schnellen Schritten eilte Gorge nun heimwärts. Den Hut trug,
er vor sich hin. Er ärgerte sich gar sehr über den schlechten Lohn, den er
empfangen batte. Gar zu gern hätte er die Kohlen auf die Seite ge-
worfen, wenn er nickt gefürchtet hätte, die Berggeister drinnen im Windberge
gegen sich auszubringen. Dabei ward der Hut immer schwerer; er konnte
die Last kaum mehr tragen; aber ans Furcht schleppte er sie weiter. Kaum,
hatte er seine Wohnung erreicht, so schüttete er die Kohlen bei Seite und
warf die Thüre schnell hinter sich zu. Eiligst kroch er in sein Bett, zog die
Decke über den Kops und drückte noch unter ihr die Augen so fest zu, als
er konnte: allein die Bilder des Zauberschlosses schwebten ihm immer noch
vor den Augen. Endlich schlief er aus Müdigkeit ein und sank in eilten
tiefen Schlaf. — Als er am Morgen erwachte, stand das, was er erlebt
hatte, das Zauberschloß mit den Berggeistern wieder lebendig vor seiner
Seele. Er sprang sogleich aus dem Bette, um seinen Hut zu besehen. Der
mußte doch ganz verbrannt sein. Aber zu seinem großen Erstaunen war er
ganz unversehrt. Er drehte ihn verwundert herum ans allen Seiten. Da
aut einmal, was fällt aus dem Futter heraus'? Ein Goldstück, wie er noch
keins in den Händen gehabt hatte. Nun ward es ihm klar. Aus den
Kohlen waren Goldstücke geworden: darum wurde der Hut immer schwerer
und schwerer. Schnell sprang er vors Haus, wohin er die Kohlen geschüttet
hatte; aber was lag da'? Keine blitzenden Goldstücke — nichts als ein
Häuschen toter Steinkohlen. Er raffte sie eiligst zusammen, schüttete sie aut
den Tisch, aber sie verwandelten sich nicht in Gold. Es nützte auch nichts,
als er sie wieder in den Hut that.
Da stand nun Rotkopfs Gorge da und kratzte sich hinter den Obren.
Das Goldstück, das er im Hute gefunden hatte, machte ihn ärmer, als er
gewesen >var: denn es erinnerte ihn nun alle Tage daran, daß er sich den
Reichtum verscherzt hatte. Aber als lustiger Fiedler hatte Gorge doch keinen
Hang zur Schwermut. Darum ergab er sich in sein Geschick, und nach
einigen Jahren schien er sogar froh darüber zu sein, daß er kein reicher
Mann geworden war. „Denn", sagte er, „schon das eine Goldstück
hat mir Ärger und Sorgen genug gebracht; ivie sehr würde
mich nicht e r st ei n g a n z e r H n t voll solche r Gold st ü ck e g e p e i n i g t
haben!" — Hat Görge nicht recht'? — Heute noch haben im Windberge
Berggeister ihr Spiel —'? (Ich habe diese Sage deshalb ausführlich ge-
geben, weil der Windberg im Bezirke Dresden liegt, und um die Lehrer an-
zuregen, sich doch die Sagenwelt anzuschauen.) — Der Einsiedel im Thale
der roten Weißeritz — 245; der Totenteich bei Tharand — 248; Auf-
findung des Freiberger Bergwerks -- 248; das Wahrzeichen der Stadt
Freiberg — 249 rc.: die Entstehung des Jagdschlosses Grillenburg — 26(5;
Harras, der kühne Springer — 293; die treue Frau zu Kriebstein — 323;
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